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    #61
    Ich hab das jetzt mehrmals gelesen, an sich finde ich den Absatz in Ordnung. Aber wenn es eine sehr wichtige Rolle spielt, dass der Schmerz ihm körperliche Schmerzen bereitet, musst du tatsächlich noch etwas in die Tiefe gehen.
    Wie Flossenschwinge sagt, ein Vergleich bietet sich hier an. Mit Vergleichen aber aufpassen, da sie bei übermäßigem Gebrauch plötzlich wirken als hätte der Autor irgendein Problem damit, Dinge beim Namen zu nennen.

    Ganz generell kannst du aber immer mit Bildern arbeiten. Ähnlich wie ein Vergleich aber viel eleganter sind gut gewählte Adjektive oder Verben, die bereits in eine bestimmte Richtung gehen. Wenn Lärm ins Ohr schneidet oder donnert entsteht jeweils ein ganz anderes Bild. Schauen wir uns deinen Absatz mal genau an.

    Ein stetiges Wetteifern um die lautesten Ausrufe der Marktschreier war für die Bewohner sicher nichts Neues, doch Theo hielt sich mit einer Hand das zugewandte Ohr zu. In solchen Momenten hasste er seine geschärften, übermenschlichen Sinne. Der Lärm tat ihm weh. Er schloss die Augen und atmete tief ein, senkte sein Hörvermögen, die höchste Kunst der Forstmannenmutationen.
    Was mir nun auffällt: Du beschreibst gar nicht den eigentlich schmerzhaften Moment, nämlich den Zeitpunkt, wo der Lärm auf Theos Ohr stößt. Du beschreibst im ersten Satz, dass da Lärm ist, dann, dass sich Theo das Ohr zuhält. Der Leser kapiert natürlich: Lärm laut - Theo hält sich Ohr zu. Danach kommt eine Erklärung, eine Erwähnung des Schmerzes und seine Reaktion (atmen) + Einsatz seiner Fähigkeiten.
    Was fehlt, ist aber eben dieser Moment, wo der Lärm auf das Ohr trifft; den du weggelassen hast, weil sich die Leser ja aus den beiden Informationen "Lärm+Lärm abhalten" logischerweise denken, dass der Lärm auch auf Theos Ohr stößt. An sich ist es ja gut, wenn man dem Leser nicht alles vorkaut, aber bei Dingen, die betont werden sollten, bringt es wenig, die zu verschweigen und dem Leser selbst zum Schlussfolgern zu überlassen.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Versuch mal den Absatz daraufhin zu verändern, dass du in einem direkten und einprägsamen Satz darauf eingehst, dass der Lärm auf Theos Ohr trifft, und wie er drauftrifft. Und leg dabei größte Sorgfalt auf den Einsatz der richtigen Wörter, denn "treffen" zum Beispiel ist sehr nüchtern und nichtssagend.
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

    Kommentar


    • Badabumm
      Badabumm kommentierte
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      Das stimmt. Eigentlich sind starke Wörter selbst bereits Bilder.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Gleich kriegt wieder jemand einen Schreikrampf, weil ich das sage, aber ich würds auch nicht übertreiben. Dass die Ohren vom Lärm wehtun ist gut, aber "donnern" wäre mir hier zu dick aufgetragen. Treffende Verben ja, aber nicht stark um der Stärke willen, sonst trieft der Text irgendwann vor Pathos. Ich überlege mir, was ich sagen will, und dann mach ich durchaus mal einen Thesaurus auf und guck mir an, welche Verben am ehesten treffen, was ich sagen will, und das sind definitiv nicht immer nur die stärksten.

    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Klar, Ankh Wie immer gilt ohnehin, dass man sein Sprachgefühl ein bisschen einsetzt und hoffentlich merkt, wo Schluss ist. Ist wie mit Metaphern - einzelne sind wunderschön, aber zu viele machen den Text schwulstiger als Botoxlippen.

      Mit "stark" habe ich ohnehin "das treffendste" gemeint, nicht unbedingt das "effektheischendste". Das kann einen Text im Gegenteil wahnsinnig abschwächen.
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