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Show, don't tell

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    #46
    "Figur A ist angepisst" oder "Figur B ist verliebt" sind ja nicht unbedingt Sachen, die ein guter Autor wirklich sagen will, das ist Teil der Geschichte.
    Man kann ja in einer Ich-Perspeltive erzählen, wie sehr Figur A verliebt ist, aber der Leser spürt, wie zweifelhaft diese Liebe ist, weil die Figur nicht erkennt, dass der Mann ihr Unglück bringt, weil er sie immer schlägt.
    Was eine Figur behauptet und was der Leser denkt, muss ja nicht identisch sein. Daher finde ich es auch gut, wie jemand Liebe, Enttäuschungen und Co begreift.

    Vickie Lee, hast du mal ein paar Arte-Serien geguckt? Die Erbschaft auf arte war richtig gut.

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      #47
      Ich denke selten darüber nach, ob ich nun gerade zeige oder behaupte beim Schreiben. Was mir viel wichtiger ist, ist ein präziser, flüssiger Schreibstil, der auch zum Inhalt, dem Erzähler und den Figuren der Geschichte passt. Auch ist es wichtig, die richtigen Details einer Szene in den Vordergrund zu schreiben und zu beachten, welche Atmosphäre herrschen soll. Das alles ist so schon schwierig genug.
      Das mit einer Regel wie "Show, dont' Tell" zu pauschalisieren, finde ich unnütz. Man stelle sich vor, der Erzähler wäre ein verkopfter Philosoph; der wird von naturaus mehr Tell benutzen.

      Was man sagen kann ist: Persönlichkeit und Charaktereigenschaften sollte man nach Möglichkeit zeigen, statt zu behaupten.
      Das wirkt meist lebendiger und als Leser ist man auch anders investiert. Wenn eine Figur immer einen schlechten Witz auf Lager hat und das auch gezeigt wird, indem besagte Figur eben immer einen schlechten Witz in den Dialog schmeißt, dann kann man als Leser davon genauso genervt werden wie die Freunde der Figur. Von solchen Persönlichkeitsdetails profitiert die Figurendynamik ebenfalls - aber nur, wenn es in den Text geschrieben wird.
      Aber auch hier muss man darauf achten, dass es zum Erzählerund den Figuren passt, dass der Schreibstil damit zurecht kommt usw.

      Richtig lustig werden solche Überlegungen dann, wenn man einen unzuverlässigen Erzähler hat. Das schreibt sich lustig und anstrengend zu gleich *seufz*
      Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
      to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
      A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
      You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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      • Socke
        Socke kommentierte
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        Zitat:
        "Was man sagen kann ist: Persönlichkeit und Charaktereigenschaften sollte man nach Möglichkeit zeigen, statt zu behaupten."

        Ich habe eh das Gefühl, dass es sich bei der "Show, don't tell" Idee ausschließlich um Charaktereingenschaften handelt. Also, die Behauptung "Er ist arrogant" ist blöd zu lesen und man sollte es lieber in Aktionen beweisen.

        Zitat:
        "Ich denke selten darüber nach, ob ich nun gerade zeige oder behaupte beim Schreiben"

        Um die Missverständnisse, ich beschreibe einfach mehr, dann ist es nicht mehr tell, sondern show, zu vermeiden, stimme ich deiner Übersetzung zu.
        Behaupten und zeigen, vielleicht sogar Behaupten und Beweisen.
        Gute Übersetzung!

      #48
      Ich bin so gegen den Filmgleichsetzung, weil ich bei einigen Büchern wie Gooddreams nicht hineinkam, weil vieles nur über Körperreaktionen erzählt wurde. Ich mag es, wenn die Figuren auch eine Haltung haben. Das Problem ist ja, entweder Körperreaktionen zu allgemein, so dass man gern hinwegsetzt, andererseits sind sie kompliziert, dass man sie nicht begreift und man als Leser in Stottern kommt.

      MIr ist ein: "Seit Veronika (oder dieses süße Mädel) in der Bank arbeitet, verzichte ich auf Onlinebanking und gehe direkt hin" lieber als: "Meine Hände waren feucht, als ich die Bank betrat."

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      • In-Genius
        In-Genius kommentierte
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        Ich denke, der Tipp sich seinen Text als Film vorzustellen, läuft vor allen Dingen auf die Frage hinaus: Worauf soll der Leser sein Augenmerk legen? Das muss der Autor ja zwangsweise in den Text hineinschreiben. Manchmal ist das allerdings schwierig herauszufinden und dann kann es helfen, sozusagend das Medium zu wechseln, um an die Quintessenz der Szene zu kommen.

        Was Körperreaktionen angeht, finde ich schwer sie zu schreiben, gleichzeitig finde ich sie unglaublich wichtig für menschliche Kommunikation. Da mir letzteres für meine Figuren sehr wichtig ist, muss ich mich stark mit ihrer Gestik und Mimik und Reflexen auseinandersetzen und wie man sie leserfreundlich in den Text setzt. Da hat allerdings jeder andere Prioritäten.

      #49
      Maggi

      Dieses Argument "Schaut euch mal die Klassiker an, die machen auch nicht x,y,z" ist völlig wertlos.
      Ehrlich gesagt, Maggi, habe ich ein kleines Problem mit deiner Rhetorik beim Diskutieren. Nicht nur bei mir, sondern auch wenn ich deine Argumente gegen andere Nutzer lese. Wenn du dich bei mir schon über Worte wie "absurd" mokierst, dann lass du doch solche Floskeln wie "völlig wertlos" bitte auch beiseite.

      Die meisten Klassiker leben ja auch von ihrem Klassikerstatus, nicht von ihrem Unterhaltungswert (Was nicht heißt, dass die Romane gar keinen Unterhaltungswert mehr hätten, aber das steht nicht im Vordergrund, wenn ich einen Klassiker lese.).
      Keine Ahnung, welche Haltung du zu Klassikern hast, aber ich habe einige freiwillig gelesen und sie haben mich unterhalten. Ich kenne Leute, die ausschließlich Klassiker lesen. Die Behauptung, sie würden v.a. durch ihren Klassikerstatus leben, finde ich nicht haltbar. In dem Fall würden sie nämlich außerhalb von Schule und Uni nicht mehr angerührt werden. Und irgendwie finde ich das auch ein bisschen vermessen.

      Leser, die ein bestimmtes Intellektuelles Niveau erreicht haben (Post-Grundschulalter) möchten die Aussage eines Buches nicht mit dem Babylöffel gefüttert bekommen. Das ist einfach nicht sehr reizvoll.
      Hä? Einerseits sind Klassiker zu kompliziert, andererseits wird man mit einem Babylöffel gefüttert (da Klassiker ja viel Tell benutzen)? Ich glaube, hier wird Tell viel zu negativ gemalt und nur in den typischen Formen gesehen, in denen es insbesondere von Neulingen des Schreibens verwendet wird. Aber Tell ist ebenso zwangsläufig Babylöffel wie Show zwangsläufig seitenlange und ausufernde Beschreibungen heißt.

      Kunst ist immer ein Wechselspiel aus dem Erschaffer und dem Empfänger. Stell dir mal vor, unter jedem Bild in der Kunstgalerie hinge ein Statement vom Maler, was er damit sagen will. Wäre ziemlich bescheuert oder? Nein, ein Künstler malt zwar sein Bild mit bestimmten Gedanken und Gefühlen im Kopf, aber das heißt nicht, dass das die einzige "richtige" Art ist, das Bild zu betrachten.
      Beim Schreiben ist das nicht anders. Du sendest etwas, aber was beim Empfänger ankommt, darüber kannst du nicht bestimmen.
      1. kann ich als Autor sehr wohl entscheiden, was beim Leser ankommt, indem ich entweder sehr präzise schreibe oder bewusst Interpretationsspielraum lasse. Ich kann bewusst Tell benutzen, damit dem Leser kein Zweifel gelassen wird, dass mein Prota verliebt ist. Ich kann es durch Show aber auch verschlüsseln.
      Ein Künstler hat auch die Möglichkeit eine hübsche Landschaft zu zeichnen. Oder aber er malt ein Porträt und ersetzt die Gesichtsmerkmale durch Gemüse. Oder er malt alles Rot an und setzt einen schwarzen Punkt darauf. Wie der Autor kann auch der Künstler entscheiden, ob er sein Motiv darstellt wie es ist oder ob er es verschlüsselt. Dass ein Bild dennoch interpretiert werden kann, ist klar. Ein Roman kann auch interpretiert werden, egal ob dort nun mehr Show oder Tell auftaucht.

      "Susie ging durch einen tiefen Wald" ist Show. Kann man das in einem Film zeigen? Ja. Also Show.
      Das ist gerade ein klassischer Zirkelschluss, Maggi. Den Trick mit dem Film hast du reingebracht, aber einige haben dir bereits darin widersprochen, dass man das gleichsetzen kann.

      Badabumm

      Für mich ist Zeigen "mit dem Babylöffel gefüttert bekommen" - Fertignahrung. Erzählen ist intellektuelle Herausforderung.
      Dem kann ich zustimmen. Vor allem klingt dein Beispiel nach Märchen und insbesondere diese Gattung funktioniert m.E. nur wirklich gut, wenn Tell verwendet wird. Das Tell macht die Stimmung mysteriöser und fantasievoller.

      Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

      So nah, so fern.

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        #50


        1. kann ich als Autor sehr wohl entscheiden, was beim Leser ankommt, indem ich entweder sehr präzise schreibe oder bewusst Interpretationsspielraum lasse.
        Natürlich versuche ich das als Autor. Das ist ja der ganze Clou an der Sache. Wir versuchen bestimmte Emotionen auszulösen. Was jedoch beim Leser ankommt, wissen wir nie so genau. Lost in Translation von einem Hirn ins andere.


        Was ist anders an "Sie war in ihn verliebt", "Max war ein arroganter Mann". als in "Susi ging durch den tiefen Wald"? In beiden Fällen beschreibe ich etwas. Das eine kann man vielleicht sehen, aber für mich ist das kein prinzipieller Unterschied.
        Doch, genau das ist der Unterschied. Show bedeutet zeigen, also etwas visuell darstellen. Show bedeutet, dass man Dinge, die man nicht sehen kann, Gefühle, Gedanke, Beziehungen, Charaktereigenschaften, Kulturelle Normen, was weiß ich noch alles durch Handlungen/Dialoge sichtbar macht.

        Für den Rest entschuldige ich mich. Ich bin da etwas über's Ziel hinausgeschossen, was denke ich daran liegt, dass wir über unterschiedliche Dinge reden. Ich schreibe Unterhaltungsliteratur und da sind Klassiker und Märchen für mich ziemlich unbedeutend.

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        • Badabumm
          Badabumm kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Zitat von Maggi
          Show bedeutet zeigen, also etwas visuell darstellen. Show bedeutet, dass man Dinge, die man nicht sehen kann, Gefühle, Gedanke, Beziehungen, Charaktereigenschaften, Kulturelle Normen, was weiß ich noch alles durch Handlungen/Dialoge sichtbar macht.
          Ah, endlich eine Definition, mit der ich was anfangen kann.
          Ich habe nicht nur das Visuelle im Sinn gehabt, sondern eben auch alle anderen Sinne mit einbezogen. Ich kann Visuelles gut zeigen, aber schlecht Gerüche oder "Gefühltes". Im Grunde greife ich dort auch auf Erzählen zurück, ich kann Wirkungen nur "beschreiben".. Für mich liegt der Hauptunterschied in der "Bewertung", das heißt, ich setze einfach fest, dass jemand verliebt ist; ich möchte als Autor sagen: "er ist verliebt" und damit keine Missverständnisse offenlassen. Es ist somit ein schnellerer Weg zum Ziel, wenn ich Klarheit wünsche.

        • Gast-Avatar
          Gast kommentierte
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          Die Faustregel 'Zeigen statt behaupten' gilt meines Wissens auch für die anderen Sinne. Stellt euch vor, ihr hättet einen blinden Protagonisten. Meint er zu erkennen, dass sich die Stimme des Gegenübers unehrlich anhört? Tastet er ein Gesicht ab und findet es ansprechend? Das wären Beispiele für Behauptungen. Die Tonhöhe der Stimme könnte auffallend gleichbleibend sein. Oder die Finger schmiegen sich harmonisch an die Lachgrübchen. Das wären Beispiele für nicht-visuelles Zeigen.
          Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
          Zuletzt geändert von Flossenschwinge; 20.12.2019, 18:50.

        • Maggi
          Maggi kommentierte
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          Stimmt. Guter Punkt.

        #51
        Bitte jeder einmal tief durchatmen

        Ich denke, jeder wird hier zustimmen, dass "show" sowie "tell" Stilmittel sind, die man gezielt einsetzen sollte, um beim Leser eine bestimmte Wirkung zu erreichen. Welche Wirkung ich aber erreichen will, das hängt v.a. von der Art des Buches ab. Ein Märchen wird ganz anders erzählt als eine emotionale Liebesgeschichte.

        Es bringt also Nichts, wenn man sich gegenseitig die Köpfe einschlägt, was nun "richtig" und was "falsch" ist.

        Auch wenn Hinweise auf Klassiker nicht falsch sind, da es durchaus den Horizont erweitern und das Textverständnis erhöhen kann, sollte man bedenken, dass in Foren wie dem Wortkompass zum Großteil an stinknormaler Belletristik geschrieben wird. Da interessiert man sich das meist für das, was der Großteil der Leser liest bzw. eben das, was beim entsprechenden Genre gewünscht ist.

        Und auch wenn hier über "Regeln" diskutiert wird, die man so nicht selbst verwenden will oder was einem so nicht gefällt, hilft es einem trotzdem weiter, Stilmittel richtig einzusetzen. Also ruhig mal offen sein für was Neues und nicht auf seiner Position beharren
        »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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          #52
          Zitat von Maggi Beitrag anzeigen
          Doch, genau das ist der Unterschied. Show bedeutet zeigen, also etwas visuell darstellen. Show bedeutet, dass man Dinge, die man nicht sehen kann, Gefühle, Gedanke, Beziehungen, Charaktereigenschaften, Kulturelle Normen, was weiß ich noch alles durch Handlungen/Dialoge sichtbar macht.
          Bei Beziehungen, Charaktereigenschaften und kulturellen Normen bin ich absolut dabei. Die kann man wunderbar in der Handlung darstellen.

          Bei Gedanken und Gefühlen fängt für mich dagegen das Problem an: Man sieht einem Menschen seine Gefühle nicht unbedingt an. Beziehungsweise wenn man es tut, dann sind sie schon recht stark ausgeprägt. Nicht jeder, der verliebt ist errötet dauernd, hat schweißfeuchte Finger und zitternde Knie. Wenn ein Autor so ein Gefühl unbedingt zeigen will, bewegt sich das manchmal schon hart an einer Grenze zur Parodie. Bei Gedanken ist es noch schlimmer: Wenn man die Gedanken von anderen Menschen sehen könnte, könnten wir alle Gedanken lesen. Solche Dinge kann man also hauptsächlich aus der Innenperspektive heraus anwenden. Und da frage ich mich eben, ist es so viel sinnvoller, dass eine POV Figur über ihre feuchten Hände sinniert als darüber, was diese feuchten Hände eigentlich auslöst? Wird Bob, der die Bank betritt, sich nicht eher darauf konzentrieren, was er der Dame am Schalter sagen wird (irgendwas zwischen "Hände hoch!" und "Käffchen?"), anstatt sich darauf zu konzentrieren, dass seine Finger schwitzen und sein Punls sich beschleunigt? Sowas kann man sicher bringen, um die Spannung zu ziehen, während er in der Schlange steht und wartet, bis er dran ist, aber dann ist das eher ein Kniff um zu verschleiern, was er tatsächlich vorhat, und nicht um anschaulich darzustellen, was er gerade denkt und fühlt.


          Ums nochmal anzumerken: Ich bin ein Fan von Show. Es gibt nichts cooleres, als einfach ganz nüchtern zu beschreiben, was passiert, und der Leser weiß genau, was in dem Moment in den Figuren abgeht, einfach weil vorher gut etabliert wurde, was diese Situation für sie bedeuten muss. Wenn ich kapitellang vorher gezeigt habe, wie Emma ihre Welpenzucht aufbaut, um sich ein Auskommen zu schaffen, mit dem sie von ihrer Säufermutter unabhängig sein wird, dann muss ich nichts weiter tun, als genüsslich zu beschreiben, wie das Feuer das Haus auffrisst und die niedlichen Hündchen als Würze dazu verputzt, damit jeder kapiert, was in diesem Moment in Emma vorgeht, besser als ich je beschreiben könnte "sie fühlte sich entsetzt/ gelähmt/ hundeelend/ ...". Aber das muss eben *vorher* etabliert werden, nicht in dem Moment, wo die Flammen Fufu und Fifi auflecken.
          Poems are never finished.
          Just abandoned.

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            #53
            Zitat von Ankh Beitrag anzeigen
            Ums nochmal anzumerken: Ich bin ein Fan von Show. Es gibt nichts cooleres, als einfach ganz nüchtern zu beschreiben, was passiert, und der Leser weiß genau, was in dem Moment in den Figuren abgeht, einfach weil vorher gut etabliert wurde, was diese Situation für sie bedeuten muss. Wenn ich kapitellang vorher gezeigt habe, wie Emma ihre Welpenzucht aufbaut, um sich ein Auskommen zu schaffen, mit dem sie von ihrer Säufermutter unabhängig sein wird, dann muss ich nichts weiter tun, als genüsslich zu beschreiben, wie das Feuer das Haus auffrisst und die niedlichen Hündchen als Würze dazu verputzt, damit jeder kapiert, was in diesem Moment in Emma vorgeht, besser als ich je beschreiben könnte "sie fühlte sich entsetzt/ gelähmt/ hundeelend/ ...". Aber das muss eben *vorher* etabliert werden, nicht in dem Moment, wo die Flammen Fufu und Fifi auflecken.
            Ich würde es als Zurückhaltung bei der Inszenierung des Höhepunkts bezeichnen, aber das mache ich auch ganz gern, weil das sehr wirkungsvoll sein kann. Vorher muss man aber die Hintergründe etablieren, sonst funktioniert es nicht,

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            • Ankh
              Ankh kommentierte
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              Genau. In einer solchen Situation fände ich irgendein Versuch einer Beschreibung ihrer Gefühle eh zu flach. Jeder halbwegs empathische Mensch kann sich besser ausmalen, wie sie sich fühlt, als man das mit irgendwelchen Adjektiven bebennen kann.

            • Milch
              Milch kommentierte
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              Adjektive, die ein Gefühl beschreiben, benutze ich selten.
              Zuletzt geändert von Milch; 15.08.2016, 20:28.

            #54
            Man sieht einem Menschen seine Gefühle nicht unbedingt an. Beziehungsweise wenn man es tut, dann sind sie schon recht stark ausgeprägt. Nicht jeder, der verliebt ist errötet dauernd, hat schweißfeuchte Finger und zitternde Knie
            Das ist mir noch zu einfach Gedacht. Show beschränkt sich ja nicht darauf, körperliche Symptome darzustellen. Das kann man zwar auch verwenden, aber das ist noch längst nicht alles und im Grunde ist es die simpelste, unsubtilste Art und Weise.

            Man kann Show ja im großen und ganzen in zeigen durch Handlungen und zeigen durch Dialog darstellen.

            Sagen wir zum Beispiel, James ist in Gwen verliebt. James sagt das nicht, er denkt das vielleicht nicht mal. Aber Gwen taucht ständig in seinen Dialogen auf. "Gwen hat gesagt", "Gwen findet", "Gwen und ich". Als Gregory sich über Gwens Hasenzähne lustig macht, fährt James ihm über den Mund. Als Gwen auf der Party mit Oliver tanzt, steht James daneben und macht ein finsteres Gesicht. Und als Gwen ihn fragt, ob er ihr beim Möbel aufbauen helfen kann, steht James fünfzehn Minuten später mit seinem Werkzeugkoffer vor ihrer Tür.

            Wir als Leser wissen nicht sicher, was James für Gwen empfindet, aber wir können uns unsere Teil denken.

            Und ich weiß nicht, wie das euch geht, aber bei mir löst so etwas dann auch mehr Gefühle aus. Wenn Gwen nun etwas zustößt, dann weiß ich genau, wie mies es James geht, schließlich habe ich die beiden ja zusammen "erlebt", ich habe "gesehen" was James für Gwen empfindet. Wenn es all diese Szenen nicht gegeben hätte, sonder nur die erzählte Information, dass James auf Gwen steht... ja nun... ich glaube nicht, dass das den selben Effekt hätte.


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              #55
              Puh, der Thread erinnert mich an "Der Name der Rose", wo darüber gefachsimpelt wird, ob die Kleider, die Jesus am Leibe trug, sein Eigentum waren oder nicht... Ein Glück, dass ich keine Ahnung habe, was "Zeigen" und "Erzählen" eigentlich ausmacht und voneinander unterscheidet (nach diesem Thread habe ich überhaupt keinen Durchblick mehr) - deshalb schreibe ich so, wie es mir richtig vorkommt und ich mische alles auch noch kräftig. Hauptsache, es passt und der Leser mag es...

              Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
              Mark Twain

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                #56
                Wenn ein Autor so ein Gefühl unbedingt zeigen will, bewegt sich das manchmal schon hart an einer Grenze zur Parodie.
                Irgendwo habe ich sowas in die Richtung auch mal als Schreibtipp gelesen. Man soll sich all die Handlungen, die in Büchern so floskelmäßig vorkommen, mal real vorstellen. Da merkt man, wie sehr Romanfiguren am Zappeln und Grimassenschneiden sind.

                Ums nochmal anzumerken: Ich bin ein Fan von Show. Es gibt nichts cooleres, als einfach ganz nüchtern zu beschreiben, was passiert, und der Leser weiß genau, was in dem Moment in den Figuren abgeht, einfach weil vorher gut etabliert wurde, was diese Situation für sie bedeuten muss.
                Bin total bei dir. Ich liebe Show.
                Allerdings: Man muss eben immer bedenken, dass sowohl in diesem Beispiel als auch in dem von Gwen und James viel Zeit notwendig ist. Wenn die Geschichte von Gwen und James eine Liebesgeschichte ist, ist das super. Wenn es sich allerdings um einen Krimi handelt, bei dem es in erster Linie um drei Leichen geht, dann würde mich das eher irritieren, warum diese Liebesgeschichte 2/3 des Romans einnimmt.
                Nehmen wir z.B. den Fall, es geht eigentlich gar nicht um die Liebesgeschichte. James sieht Gwen mit einem anderen Typen auf der Party. Eigentlich geht es nun aber darum, wie James zum nächsten Tatort fährt, vorher aber nicht bei Gwen anruft. Ich finde schon, dass man da ein knappes "Er war enttäuscht" einfügen kann, um sich Handlung kurz und bündig zu halten, weil es schnell weitergehen soll.
                Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

                So nah, so fern.

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                • Julestrel
                  Julestrel kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  "Ich finde schon, dass man da ein knappes "Er war enttäuscht" einfügen kann, um sich Handlung kurz und bündig zu halten, weil es schnell weitergehen soll."

                  Show muss nicht länger als Tell sein. Es ist meist bloß schwieriger, ein kurzes und treffendes Show zu finden wie ein entsprechendes Tell. Das ist genau das gleiche wie bei Beschreibungen: Ein richtige Detail kann mehr aussagen als eine seitenlange Beschreibung.

                • Maggi
                  Maggi kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Das und außerdem müssen diese Szenen ja nicht losgelöst von der Haupthandlung stattfinden. Eine gute Szene macht ja gerade aus, dass auf vielen verschiedenen Ebenen Dinge ablaufen.

                  Aber im Grunde stimme ich dir zu, was mich zurück zu einer meiner früheren Aussagen bringt: Wenn wichtig, dann Show um den emotionalen Impact zu maximieren, wenn nicht so wichtig reicht unter Umständen auch tell.

                #57
                Zitat von Kelpie Beitrag anzeigen
                Irgendwo habe ich sowas in die Richtung auch mal als Schreibtipp gelesen. Man soll sich all die Handlungen, die in Büchern so floskelmäßig vorkommen, mal real vorstellen. Da merkt man, wie sehr Romanfiguren am Zappeln und Grimassenschneiden sind.
                Mein Tipp?

                Ich mag show, wenn es kreativ und individuell ist.
                Ich sehe das Standardgewackel leider häufig als Inquit- und Adjektiversatz. Schönes show ist gar nicht so leicht.

                Kommentar


                • Kelpie
                  Kelpie kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Öh ... jetzt wo du's sagst ... ^^'

                #58
                Zitat von Kelpie Beitrag anzeigen
                Irgendwo habe ich sowas in die Richtung auch mal als Schreibtipp gelesen. Man soll sich all die Handlungen, die in Büchern so floskelmäßig vorkommen, mal real vorstellen. Da merkt man, wie sehr Romanfiguren am Zappeln und Grimassenschneiden sind.
                Den Tipp find ich super!

                Andererseits (bzw. eher: außerdem): Wir machen immer irgendwelche Mimiken oder Gesten, verändern unsere Stimmlage usw., nur ist uns das wenigste davon bewusst. Es gibt z.B. diese Pyramide hier:

                (Quelle)

                Der Inhalt schlägt uns im Dialog am Klarsten entgegen, aber beeinflusst werden wir viel mehr vom Verhalten des Gegenübers (in Prozenten hier aufgeschlüsselt), nur denken wir eben nicht immer bewusst "Jetzt lächelt er. Oh, sein Mund geht noch zwei Millimeter in die Breite. Jetzt guckt er leicht nach links unten. Lügt er? Denkt er nach? -- Okay. Ein Fältchen unter seinen Augen! Und jetzt knickt er auch noch seinen Zeigefinger ab! Oh Gott!!! Was hat das zu bedeuten??"
                Als Autoren machen wir uns diese Gestiken aber sehr wohl bewusst, weil wir ja eben Gefühle näherbringen wollen. Da grübelt man u.U. über jede noch so kleine Mimik und Gestik nach und fitzelt dann jedes Fältchen zwischen die Dialogzeilen rein.
                Ich glaub also, das kann neben tatsächlicher Überladung (Wer nachm ersten Satz heult, nachm zweiten lacht, nachm dritten Satz die Stirn kräuselt und nachm vierten Satz wieder heult, ist wahrscheinlich etwas, äähm .. sprunghaft ^^), eben auch so ne Art Pingeligkeit mitspielen kann, die die Realität quasi "überdetailliert" abbildet, eben weil da auch Dinge aufgezeigt werden, die sich sonst eher auf unbewusster Ebene abspielen (außer vielleicht bei nem Therapeuten oder einem Coach, der bewusst jede Mimik/Gestik deuten möchte.)

                Kommentar


                • Ankh
                  Ankh kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Stimmt, das ging mir auch schon so. Da überlegt man ewig, wie sich eine Haltung äußern könnte, und wenn man es dann schreibt, dann ist das ganze Gerucke und Gezucke einfach viel zu prominent.

                • Milch
                  Milch kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Darum ist Mimik und Gestik für Filme ganz wichtig.
                  Da es uns verbal nicht bewusst, hat eine Beschreibung von Gestik und Mimik abgesehen von ein paar Standardfloskeln nicht die emotionale Wirkung wie im Film.

                • Mona
                  Mona kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Milch das stimmt. Deshalb find ich es auch manchmal echt schwierig, das in Worte zu transformieren (v.a., weil ich beim Schreiben der visuelle Typ bin, ich stell mir einfach alles immer filmisch vor).
                  Und dann sitzt man so da, sieht so die pure Verzweiflung in den Augen von A und die abrupte Reaktion von B und muss das erst mal irgendwie schriftlich festhalten. ^^

                #59
                Die richtige Dosis an Mimik und Gestik braucht genauso Übung wie jedes andere Stilmittel. Gerade als Anfänger übertreibt man es gerne, da man auch ja sicher gehen will, dass der Leser mitbekommt, wie wütend oder traurig oder verliebt die Person gerade ist. Aber meist ist hier weniger mehr, und das muss man halt erst für sich und die Geschichte rausfinden.

                Ich finde, richtig gutes "Show" lebt von dezenten und subtilen Hinweisen, nicht vom Holzhammer. Und das ist wie bei Beschreibungen: Ein passendes und treffendes Detail auszuwählen ist deutlich schwieriger, als einen seitenlangen Text zu verfassen oder einfach hinzuschreiben "er war wütend/traurig/verliebt" (wie immer: es gibt durchaus Stellen, wo ein einfach "Tell" besser passt ).
                »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

                Kommentar


                  #60
                  Show don't tell ist voll für'n arsch.

                  Wann soll ich was zeigen und wann nicht?

                  Ein stetiges Wetteifern um die lautesten Ausrufe der Marktschreier war für die Bewohner sicher nichts Neues, doch Theo hielt sich mit einer Hand das zugewandte Ohr zu. In solchen Momenten hasste er seine geschärften, übermenschlichen Sinne. Der Lärm tat ihm weh. Er schloss die Augen und atmete tief ein, senkte sein Hörvermögen, die höchste Kunst der Forstmannenmutationen.
                  Mein probeleser meinte hier, ich solle den Schmerz "zeigen". Mach ich das nicht? Ich mein "Hand vor den Ohren", geschlossene Augen bringe ich mit Schmerz in Verbindung. Gibt es da einen Trick wie ich weiß, wann ich Show, don't tell anwenden sollte und wann nicht?

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                  • Peter
                    Peter kommentierte
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                    Der Schmerz, den er fühlt, ist die Eintrittskarte, um die 'höchste Kunst der Forstmannenmutationen' einzuführen.
                    Ich vermute, das ist für die Geschichte wichtig. Für mich wäre der Schmerz und die darauf folgende sensorische Veränderung des Gehörs eine zusammenhängende Reaktion. Meiner Meinung nach sollte diese 'höchste Kunst' nicht in einem Satzeinschub abgehandelt werden, sondern ein Tiefe erhalten, dass die Leser seine Wichtigkeit begreift und sich daran erinnert, nicht nur intellektuell, sondern auch emotional.

                  • Davebones
                    Davebones kommentierte
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                    Peter das verstehe ich natürlich und habe es auch schon mit Nebenwirkungen bestückt.

                  • Peter
                    Peter kommentierte
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                    @Davebones
                    OK.
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