Im Moment bin ich unglaublich frustriert von Leon. Ich musste drei-, viermal inne halten und mit dem Buch über Leons Idiotie diskutieren, bevor ich weiterlesen konnte. Ich weiß noch nicht, ob es an Leon speziell liegt oder hier die üblichen Dinge passieren bei mir, da ich die Hauptcharaktere in Büchern und anderen Medien in 95% der Fälle nie mag. Aber selten gehen sie mir so unglaublich auf die Nerven wie Leon. In diesem Kapitel fand ich ihn sehr ermüdend zu lesen.
Zuzüglich hat mich in diesem Kapitel etwas gestört, das nicht zwingend am Buch liegt. In einer Rezension hier im WK regen wir uns über LGBTQIA+ Darstellungen in Büchern auf und ich hab VickieLinn bei ihrem Essay darüber geholfen. Das schwingt in mir noch nach und ich denk mir dann für "Cybermpathy" Kapitel 7 gerade: Ist das notwendig? Muss ausgerechnet Sex - wie immer! - die Lösung aller Probleme sein? Und natürlich sind wir in der Unterschicht und natürlich ist die Frauenrolle eine hypersexy Prostituiere. Muss das sein? Und warum steht da "Er ist nicht wirklich ein Mann" als Ausrede, meint Leon nicht eigentlich Mensch? Aber was Rade da genau aufregt (entweder das Absprechen seiner Männlichkeit oder seines Menscheins - was verschiedene Dinge sind), wird in dieser Diskussion nicht aufgeklärt und schlimmer eigentlich: es wird Leon nicht erklärt. Wie soll er so lernen, andere Menschen nicht zufällig zu beleidigen? So lernt er höchstens, dass es "wirkliche Männer" und "nicht-wirkliche Männer" gibt und letzteres ist was Schlechtes, denn immerhin ist das eine Beleidigung für Rade. Kommunikation, Leute. Und durch die in mir noch nachschwingende Diskussion über das andere Buch projiziere ich gerade auf "Cyberempathy", dass es sich mit diesem Punkt, der Rade aufregt, nicht weiter auseinandersetzen wird. Obwohl mir klar ist, dass in den folgenden Kapiteln noch eine Menge kommen kann und der LGBTQIA+ Themenbereich nicht der Punkt des Buches ist. Aber ich nehme einfach an, weil anscheinend kein Buch diese Klischees und Stereotype hinterfragt, dass dieses es auch nicht wird.
Ich bin einfach gerade frustriert. Manchmal ist das so mit Gefühlen
Wie wirken die Parallelen von Rye/Rade und Janica/Lux auf Euch?
Das ist mir beim Lesen nicht besonders aufgefallen. Es ist einfach typisch, dass "der Mann" bei anderen Männern Rat und Hilfe sucht, anstatt bei einer Frau. Leon scheint sich offenbar als "der Mann" zu identifzieren, hat er über Janica ja selbst gedacht, dass er seinen männlichen Stolz vor ihr bewahren will. Ich nahm nicht an, dass er diese Haltung plötzlich ändert.
Aber jetzt, wo du es so auf den Punkt sagst, weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Kommt vermutlich darauf ein, ob das Buch mit dieser Parallele etwas macht. Immerhin ist es eigentlich ein nettes Mittel, um den Kontrast zwischen Oberstadt und Unterstadt herauszuschleifen. Wenn alles gleich ist, aber nur eine Variable ist anders, sieht man sehr gut, was diese Variable macht. Aber dazu müssen die anderen eben so gleich wie möglich sein. Wenn dieser Vergleich angestrebt ist und im Verlauf zu einem entsprechenden Resultat führt, ist es ein guter Kniff.
Auf der anderen Seite ist es auch eintönig und flach, die gleichen Figurenkonstellation zu haben und die Figuren zu kopieren, nur mit mehr Humor. Gerade wenn die Unterstadt so viel bunter und so viel mehr individuelle Freiheit zuzulassen scheint, hätte man das auch darin zeigen können, dass die Figuren ein anderes Template benutzen.
Welche schreibtechnischen Kniffe stecken dahinter? Wie hat der Autor Rade und Lux interessant ausgestaltet?
Rade und Lux interagieren miteinander. Sie haben eine gemeinsame Geschichte und Wissen übereinander, sie haben Witze und Spitznamen miteinander. Die beiden haben sehr deutlich ein Leben außerhalb Leons. Leon ist einfach nur eine Fliege, der zufällig in ihr Leben flog. Wenn er nicht da wäre, würden die beiden genau das gleiche machen wie jetzt auch und wir sehen, wie das aussieht.
Rye und Janica werden anders charakterisiert. Wir wissen nur, wie sie mit Leon umgehen. Da ist keine andere Person, mit der sie etwas tun, kein anderer Referenzpunkt, dem sie vertraut sind. Wenn Leon nicht da ist, existiert ihr Leben kaum. Wir wissen, dass sie arbeiten und wir wissen, dass Rye eine Freundin hat - aber wissen wir, wie er mit seiner Freundin umgeht? Wir wissen, was er über seine Freundin fühlt (statt denkt, die fühlen da oben ja nur), statt mit ihr.
Ich finde auch, Rade und Lux haben viel mehr Persönlichkeit von Anfang an, als Rye oder Janica. Ich mein, wollte ich eine Fanfiction schreiben, wüsste ich bei Rade und Lux bereits sehr viele Anknüpfungspunkte und Schrullen einzubringen. Bei Rye und Janica müsste ich mir da das meiste selbst ausdenken. Und ich denke, dass die beiden Charaktere auch miteinander interagieren ist ein ganz wichtiger Punkt dafür. Denn wir zeigen jedem Menschen immer ein bisschen eine andere Seite von uns als einem anderen Menschen gegenüber.
Zuzüglich hat mich in diesem Kapitel etwas gestört, das nicht zwingend am Buch liegt. In einer Rezension hier im WK regen wir uns über LGBTQIA+ Darstellungen in Büchern auf und ich hab VickieLinn bei ihrem Essay darüber geholfen. Das schwingt in mir noch nach und ich denk mir dann für "Cybermpathy" Kapitel 7 gerade: Ist das notwendig? Muss ausgerechnet Sex - wie immer! - die Lösung aller Probleme sein? Und natürlich sind wir in der Unterschicht und natürlich ist die Frauenrolle eine hypersexy Prostituiere. Muss das sein? Und warum steht da "Er ist nicht wirklich ein Mann" als Ausrede, meint Leon nicht eigentlich Mensch? Aber was Rade da genau aufregt (entweder das Absprechen seiner Männlichkeit oder seines Menscheins - was verschiedene Dinge sind), wird in dieser Diskussion nicht aufgeklärt und schlimmer eigentlich: es wird Leon nicht erklärt. Wie soll er so lernen, andere Menschen nicht zufällig zu beleidigen? So lernt er höchstens, dass es "wirkliche Männer" und "nicht-wirkliche Männer" gibt und letzteres ist was Schlechtes, denn immerhin ist das eine Beleidigung für Rade. Kommunikation, Leute. Und durch die in mir noch nachschwingende Diskussion über das andere Buch projiziere ich gerade auf "Cyberempathy", dass es sich mit diesem Punkt, der Rade aufregt, nicht weiter auseinandersetzen wird. Obwohl mir klar ist, dass in den folgenden Kapiteln noch eine Menge kommen kann und der LGBTQIA+ Themenbereich nicht der Punkt des Buches ist. Aber ich nehme einfach an, weil anscheinend kein Buch diese Klischees und Stereotype hinterfragt, dass dieses es auch nicht wird.
Ich bin einfach gerade frustriert. Manchmal ist das so mit Gefühlen
Wie wirken die Parallelen von Rye/Rade und Janica/Lux auf Euch?
Das ist mir beim Lesen nicht besonders aufgefallen. Es ist einfach typisch, dass "der Mann" bei anderen Männern Rat und Hilfe sucht, anstatt bei einer Frau. Leon scheint sich offenbar als "der Mann" zu identifzieren, hat er über Janica ja selbst gedacht, dass er seinen männlichen Stolz vor ihr bewahren will. Ich nahm nicht an, dass er diese Haltung plötzlich ändert.
Aber jetzt, wo du es so auf den Punkt sagst, weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Kommt vermutlich darauf ein, ob das Buch mit dieser Parallele etwas macht. Immerhin ist es eigentlich ein nettes Mittel, um den Kontrast zwischen Oberstadt und Unterstadt herauszuschleifen. Wenn alles gleich ist, aber nur eine Variable ist anders, sieht man sehr gut, was diese Variable macht. Aber dazu müssen die anderen eben so gleich wie möglich sein. Wenn dieser Vergleich angestrebt ist und im Verlauf zu einem entsprechenden Resultat führt, ist es ein guter Kniff.
Auf der anderen Seite ist es auch eintönig und flach, die gleichen Figurenkonstellation zu haben und die Figuren zu kopieren, nur mit mehr Humor. Gerade wenn die Unterstadt so viel bunter und so viel mehr individuelle Freiheit zuzulassen scheint, hätte man das auch darin zeigen können, dass die Figuren ein anderes Template benutzen.
Welche schreibtechnischen Kniffe stecken dahinter? Wie hat der Autor Rade und Lux interessant ausgestaltet?
Rade und Lux interagieren miteinander. Sie haben eine gemeinsame Geschichte und Wissen übereinander, sie haben Witze und Spitznamen miteinander. Die beiden haben sehr deutlich ein Leben außerhalb Leons. Leon ist einfach nur eine Fliege, der zufällig in ihr Leben flog. Wenn er nicht da wäre, würden die beiden genau das gleiche machen wie jetzt auch und wir sehen, wie das aussieht.
Rye und Janica werden anders charakterisiert. Wir wissen nur, wie sie mit Leon umgehen. Da ist keine andere Person, mit der sie etwas tun, kein anderer Referenzpunkt, dem sie vertraut sind. Wenn Leon nicht da ist, existiert ihr Leben kaum. Wir wissen, dass sie arbeiten und wir wissen, dass Rye eine Freundin hat - aber wissen wir, wie er mit seiner Freundin umgeht? Wir wissen, was er über seine Freundin fühlt (statt denkt, die fühlen da oben ja nur), statt mit ihr.
Ich finde auch, Rade und Lux haben viel mehr Persönlichkeit von Anfang an, als Rye oder Janica. Ich mein, wollte ich eine Fanfiction schreiben, wüsste ich bei Rade und Lux bereits sehr viele Anknüpfungspunkte und Schrullen einzubringen. Bei Rye und Janica müsste ich mir da das meiste selbst ausdenken. Und ich denke, dass die beiden Charaktere auch miteinander interagieren ist ein ganz wichtiger Punkt dafür. Denn wir zeigen jedem Menschen immer ein bisschen eine andere Seite von uns als einem anderen Menschen gegenüber.
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