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Leserunde #6 - Cyberempathy von E.F. v. Hainwald

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    #61
    Interessant, wieso Leon den Job bekommen hat. Als jemand aus der Oberstadt zählt er als ehrliche Haut. Alexis lebt aber auch in der Oberstadt und dem würde ich eine Werkstadt nicht anvertrauen wollen.
    Etwas verspätet und nur kurz reflektier Leon Janicas und Ryes Verlust. Ich bin überrascht, dass Leon ihr mittlerweile unterstellt, dass seine Gefühle zu ihr von ihr manipuliert sein könnten und er sie anders nie geliebt hätte. Dagegen spürt er die entzweite Freundschaft zu Rye wirklich schmerzlich.
    Da ist ein Wort zu viel, mir jedenfalls. Leon will gerade abstreiten, dass er noch nie etwas mit Lux laufen hatte. "... fuhr er auf und stockte, als sich die Mundwinkel der anderen amüsiert zu zucken begannen." Ich würde das sich streichen. Habt ihr da vielleicht den Satz einmal oder mehrfach umgestellt? Da kommt sowas gerne vor.
    Leon und Skylynn holen Rade aus einem Tattoostudio ab. Das eine Bein fehlt ihm, liegt als Ersatzteillager/Schrotthaufen herum, und Skylynn muss Rade freikaufen. Und das alles nur für ein paar süße Stunden. Reicht Lux nicht? Leon lässt eine Moralpredigt los, mit der er meiner Meinung nach Recht hat. Rade könnte wirklich ein besserer Mensch sein, wenn er wollte. Er ist stark genug, um sich das leisten zu können. Aber Rade ist so leicht nicht zu überzeugen. Seine Argumente aus der Gegensicht mögen für die Unterstadt stimmen, aber ich bleibe dabei. Rade könnte es sich leisten, Moral zu besitzen. Seine Frage, wieso Leon in die Unterstadt gekommen ist, überrascht mich jedoch. Wie lange ist Leon schon in der Unterstadt? Doch schon ein Weilchen. Wieso hat er Rade immer noch nicht erzählt, was ihn runtergebracht hat?
    Dieser Fehler hätte der Korrektursoftware schon auffallen müssen. Leon "faste" einen Entschluss. Typischer Tippfehler, könnte von mir sein.
    Dass Leon Rade das fehlende Geld für seine Reparatur gibt, dürfte jedem zeigen, dass er nicht so ist wie alle anderen und dass er Moral besitzt. Ihm ist es wichtig, dass Rade sich wohl fühlt und nicht wegen minderwertiger Teile Probleme kriegt. Trotzdem, es wird Zeit, dass er ihnen seine Geschichte erzählt. Sie sind doch Freunde.
    Oh Mann. Wie kann Leon Sex mit Liebe bzw. Gefühl verwechseln? Wenn das so wäre, hätte Lux es echt schwer in ihrem Beruf. Na ja, Skylynn zeigt ihm zumindest, dass Gefühle auch anders funktionieren könen.

    Wie gefällt Euch diese Parallele äußerer und innerer Handlung?
    Es ist eigentlich eine normale Entwicklung. Außen und Innen beeinflussen sich gegenseitig. Wenn das eine gut und das andere schlecht ist, überwiegt das Schlechte. Aber wenn beide gut sind, können sie sich gegenseitig hochschaukeln.

    Und was haltet Ihr von Skylynn in diesem Kapitel? Ist sie nur ein notwendiges Plot Device, um Leons Wandlung zu demonstrieren - oder wird hier eine wirklich wichtige Figur aufgebaut?
    Ich mag Skylynn. Auf mich macht sie den Eindruck, dass sie für die Handlung wichtig ist. Leon hätte sich ja prinzipiell auch Lux nähern können. Aber Skylynn ist anders als Lux. Vielleicht ähnelt sie Leon sogar ein wenig. Immerhin ist ihr seine Ehrlichkeit sehr wichtig. Vielleicht ist es mit Skylynn einfacher, Leons Wandlung zu demonstrieren, aber so wirken Rades Jobs nicht so wahllos. Irgendwie kommt alles zusammen.

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    • E.F. von Hainwald
      E.F. von Hainwald kommentierte
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      Ich notiere mir artig deine Schreibfehlerangaben - da schubs ich das nach der Leserunde in das Ebook für die Shops!. Danke dir!

      Wie kann Leon das verwechseln? Er musste es nie unterscheiden - warum auch? Hat ja das Cybernet eindeutig übertragen.

    #62
    Uff, die Messenachwehen halten mich ordentlich auf Trab - daher konnte ich diesmal erst verspätet reinschauen.

    Bei dem Rennen finde ich eure unterschiedliche Wahrnehmung sehr interessant - mein nächstes Buch hat einige rasantere Szenen und die will ich natürlich mitreißend gestalten. Abgesehen davon ist eure Moral äußerst löblich. Rade hat jedoch eine andere und es gibt etwas, was ihm viel wichtiger als Lux ist ... und beim Rennen geht es ihm nicht um den Sieg, sondern um "das Andere". Daher handelt er so, wie er es eben tut.
    Der Spagat zwischen Charakter"schwächen", persönlichen Gründen und dies dem Leser ohne Sympathieverlust (bei euch vor allem bezgl. auf Leon) darzulegen, ohne Spannung des Aufdeckens zu nehmen, ist auf jedenfall weiter ausbaufähig. Gut zu wissen!

    Ich merke, wie ihr beim diesem genauen Lesen Dinge scheinbar vergesst?
    Leon hat nach seiner Ankunft auf der Straße gelebt und arg gelitten unter Emotionsentzug, Selbstzweifel und den Geschehnissen der Oberstadt. Er war echt down und hat absolut resigniert (er wollte seine Hand verkaufen!), dass er nichts ändern kann. Also wozu Rachepläne schmieden oder an schmerzhaften Erinnerungen festhalten? Er ist Erinnerungskonstrukteur und schätzt diese Dinge nicht wie normale Menschen ein. Er weiß, dass dies nichts ändert, sondern alles verschlimmert. Ob das gut (auf das Jetzt konzentriert) oder schlecht (Verdrängung) ist, muss man selbst gegen Ende des Romanes bewerten. Aber seid getröstet - auf lange Sicht bleibt es nicht ohne Spuren.

    Was die Dialogführung betrifft - ich benutze keine wörtliche Rede ohne diese Inquits.
    Lt. Feedback begrüßen die meisten Leser das, weil sie so besser im Gespräch bleiben. Abgesehen davon verliert man nicht den Überblick, wer was sagt und vor allem WIE die Person es sagt. Die Kunst dort nicht mit Adjektiven zu übertreiben (oder zu untertreiben) sowie ausreichend Synonyme in petto zu haben, den übe ich noch weiter.
    Schwank am Rande:
    Ich habe es selbst nie gelesen (einfach nicht mein Ding), aber Harry-Potter-Fans sagen, Rowling nutzt dieses Mittel absolut exzessiv und die Leser lieben genau das. Sapkowski in seinen Witcher-Romanen wohl fast nie, wodurch die Leser regelmäßig aus den Dialogen rutschen und die Bilder vor dem geisten Auge verlieren. Ich will mir das selbst auch mal irgendwann anschauen. Aber interessant, dass mir dies zugetragen wurde.

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    • E.F. von Hainwald
      E.F. von Hainwald kommentierte
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      Lael - ja, es ist nicht so krass deutlich, vielleicht hätte ich das stärker ausformen müssen, darüber sinniere ich nochmal und werde die entsprechenden Stellen nochmal lesen ... lass uns gern darüber am Ende des Romanes nochmal sprechen, wenn ihr dann endlich wisst, warum Leon so ständig "seltsam" mit eigentlich schwierigen Geschehnissen umgeht.
      Der Grund verändert (hoffentlich!) die Perspektive, ich kann ihn euch nicht so zeitig aufdrücken - lest schneller!!!

    • Earu
      Earu kommentierte
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      Vergessen ist wohl das falsche Wort. Unter normalen Umständen denke ich an sowas auch nicht mehr. Das ist erledigt. Es geht ihm jetzt besser. Allerdings sehe ich es ähnlich. Ich hätte generell wohl auch keine Rachepläne, sondern würde zusehen, dass ich das Beste aus der Situation mache. Das mit den Erinnerungen verdrängen kann ich bei einem Erinnerungskonstrukteur anhand dieser Erklärung verstehen, aber das wurde bisher so nicht vermittelt. Das ist für uns aber zu weit weg, weil ich den Beruf noch nicht so gut einschätzen kann.

      Die Inquits sehe ich zwiegespalten. Ich nutze sie an den Stellen, wo sie notwendig sind, damit man als Leser mitkommen kann. Wenn ich irgendwann nicht mehr weiß, wer spricht, ist das schlecht. Man kann es hier sowohl über- als auch untertreiben. Übertreiben empfinde ich als weniger schlimm. Rowlings Harry Potter würde ich allerdings nie mit deinem Cyberempathy vergleichen. Das eine ist ein Buch für Kinder bis Teenager. Entsprechend schlicht ist die Sprache. Aus diesem Grund würde ich ihren Stil auch nicht schlecht nennen. Wir Erwachsene sind schlichtweg nicht die eigentliche Zielgruppe. Da muss man einfach differenzieren.

    • E.F. von Hainwald
      E.F. von Hainwald kommentierte
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      Ich deute das mit seinem Beruf immer wieder mal an - denn ich wollte nicht ständig wiederholen: "Der sieht das so, weil er entsprechend ausgebildet ist." Vermutlich hätte ich das doch weiter hervorheben müssen - gut zu wissen!

    #63
    So nun wird es für mich persönlich schwitzig. Die folgenden Romanteile sind für mich gefühlt der letzte "Berg", für den der Leser mir als Autor einen Vertrauensvorschuss geben muss. Tatsächlich habe ich lange und immer wieder auch nach Release überlegt, ob ich ändere - doch jedesmal beim Lesen merkte ich, dass es so sein soll.

    Jetzt mal eine Frage an euch:
    Kennt ihr das? Persönlich benannte Schwachstellen in euren eigenen Texten, bei denen ihr bangt, ob der Leser weiterdenken wird oder es so versteht, wie ihr es beabsichtigt? Wie geht ihr damit um? Ewige Korrektur? Augen zu und durch?

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    • E.F. von Hainwald
      E.F. von Hainwald kommentierte
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      Ich denke auch mittelalterliche und keltische Geschichten können ordentlich Anspruch haben in moralischen Dingen oder Schlussfolgerungen.
      Wenn du bisher da noch kein Feedback hattest, dann ist das ja gerade die spannende Phase für dich.

    • Earu
      Earu kommentierte
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      Stimmt, und die dauert so lange, weil beide Testleser gerade wenig Zeit haben. Allerdings würde es mir auch wenig bringen, wenn ich das Feedback schon hätte, weil ich es im Moment nicht umsetzen könnte. Aber wenigstens wissen, ob es spannend und verständlich ist ...

    • E.F. von Hainwald
      E.F. von Hainwald kommentierte
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      Ich kenne diese unsägliche Warterei diesbezüglich - man platzt bald vor Spannung, weil man endlich wissen will, ob man es gut gemacht hat oder versemmelt.

    #64
    Ich hab gerade Zeit, also lese ich schon mal Kapitel 11. In der kommenden Woche wird es sonst doch arg eng.

    Rade will Leon etwas fragen. Dafür führt er ihn über einen ziemlich kompliziert klingenden Weg an eine Stelle auf einem Dach, von dem aus man die Lichter der Stadt sehen kann. Es sieht für Leon wie ein Sonnenaufgang aus. Rade hat also auch Sinn für Schönheit, was gerade in der Unterstadt eine Seltenheit zu sein scheint - die Schönheit, wobei, den Sinn dafür vielleicht auch, wenn ich an die merkwürdigen Verbesserungen denke, die manche mit sich machen lassen.
    Rade will von Leon wissen, was er für Skylynn empfindet. Eine generell schwer zu beantwortende Frage, die er jemandem stellt, der vom Cybernet ziemlich verhätschelt wurde. Leons Erklärung ist jedoch gar nicht so schlecht. Dagegen überrascht mich Rade. Er will das alles nur wissen, weil er verstehen will, ob es einen Unterschied zwischen unveränderten und verbesserten Menschen beim Fühlen gibt. So interpretiere ich es jedenfalls. Damit kommen wir wieder ziemlich dicht an unsere Diskussion, ab wann ein Mensch noch derselbe ist, wenn er Implantate bekommt, ohne die ein Leben unmöglich oder zumindest schwierig wäre. Ich frage mich, ob Rade unsicher ist, dass er noch der Mensch ist, der er vor den ganzen Verbesserungen mal war. Als es zu regnen anfängt, muss Leon ihm erklären, wie sich das anfühlt - nicht nur auf der Haut, sondern auch in ihm drin. Erinnert mich stark an Data aus StarTrek, der menschlich sein will.
    Am nächsten Tag muss Leon mit Skylynn über das merkwürdige Gespräch mit Rade reden. Nicht direkt darüber, aber er will wissen, ob sich die Gefühle ändern, wenn man nicht mehr voll und ganz seinen eigenen Körper hat. Skylynn zählt 1 und 1 schnell zusammen und erzählt, dass Rade früher anders war. Als sie noch ein Kind war, hat er sie gerettet, nachdem ein Schnitzer ihr die Arme gestohlen hatte. Kaum zu glauben, nachdem er doch ähnlich egoistisch daherkommt wie alle anderen Menschen in der Unterstadt. Da muss er sich seine Menschlichkeit durch den Krieg hindurch lange bewahrt haben. Skylynns Vermutung ist, dass er menschlicher wirken wollte, indem er sich den Menschen anpasst, was in der Unterstadt nicht gerade die beste Entscheidung war. Sie erzählt, wie die Soldaten früher gezüchtet wurden. Babys, die ihren Eltern abgenommen und von Kindheit an genetisch verbessert werden, nur um als Erwachsene auch noch mit Kybernetik vollgestopft zu werden. Menschen, die regelmäßig das Gedächtnis gelöscht bekommen, damit sie keine Individualität mit eigenen Bedürfnissen und eigenem Wertesystem aufbauen können. Ich verstehe nur noch nicht ganz, was sie damit meint, dass er abgehauen ist. Hat er nicht am Krieg teilgenommen? Hat es etwas damit zu tun, dass er nicht in der Oberstadt lebt, was sein Privileg als Soldat wäre? Letzteres revidiert sich gerade. Laut Skylynn werden die Soldaten in der Oberstadt entweder schnellstmöglich beseitigt oder als Leibwächter oder Auftragsmörder gehalten. Da sie scheinbar entscheiden können, ob sie sich mit dem Cybernet verbinden, sind sie da ein Risiko. Da stellt sich mir gerade die Frage, ob Alexis nicht auch ein solcher Soldat ist. Er hat das Verheimlichen seiner Gefühle bzw. die bewusste Übertragung derselben ziemlich gut drauf. Wenn er ein ehemaliger Soldat wäre, hätte er verdammt viele Möglichkeiten, um die Daten zu manipulieren, sodass sie Leons Schuld beweisen. Leon ist jedenfalls sauer, dass das Militär bzw. die Regierungen noch Menschen zu Soldaten umgewandelt haben, statt Androiden dafür zu erfinden. Er ist empört, dass es billigend in Kauf genommen wurde, diese Menschen später einfach zu entsorgen. Aber Skylynn eröffnet ihm, dass das längst geschehen ist. So kluge Androiden, wie sie für den Krieg nötig gewesen wären, seien jedoch ein noch viel größeres Risiko, da sie sich nicht manipulieren lassen. Nun erfahren wir auch, dass Rade während des Kriegs abgehauen ist. Er hat damit einen enormen Selbsterhaltungstrieb bewiesen.
    Leon geht nach Hause und findet Rade in der Küche vor. Er hat ein Teil seiner Seite entfernt und ein Gerät mit sich verbunden, das Holografien zeigt. Leon begrüßt Rade und dieser flickt sich hektisch wieder zusammen. Es wirkt, als habe er Angst, als wäre er gerade sehr verletzlich. Leon erkennt, dass es Rade peinlich ist, so optimiert zu sein, und will ihn davon ablenken. Er will mit ihm ausgehen und ihm erklären, was er dabei fühlt. Er will ihm beweisen, dass Rade immer noch genauso menschlich ist wie er und genauso fühlt wie er. Er will ihm diese Unsicherheit nehmen, quasi nur noch ein Roboter zu sein. Rade freut sich darüber wahnsinnig, wirkt dabei fast wie ein Kind und hat es furchtbar eilig.
    Unterwegs entdeckt Leon einen Stand, der Bonbons verkauft. Er kauft eines mit Erdbeergeschmack und erklärt Rade, was er beim Lutschen des Bonbons spürt. (Jetzt hab ich auch Lust auf ein Bonbon. Ein Griff in die Dose neben mir und - welch Zufall, ehrlich - da hab ich ein Erdbeer-Joghurt-Campino in der Hand. Hätte auch Kirsche oder Pfirsich sein können, evtl. sogar eines der wenigen Werther's Original.) Leon assoziiert mit dem Erdbeergeschmack alte Erinnerungen. Damit kann Rade wenig aufwarten, da ihm ja alle genommen werden. Ich frage mich, ob die Erinnerungen wirklich gelöscht oder nur blockiert sind. Leon könnte sie vielleicht wieder freischalten, wenn sie noch da wären. Rade spielt Leons Erdbeererlegnis mit Bier in Gedanken nach. Bier war das Erste, was er in der Unterstadt getrunken hatte und das er selbst gewählt hatte. Dasselbe macht er auch mit dem Motorengeruch und dem Geräuch eines Fahrzeugs. Leon ist zufrieden und Rade beginnt, Gefallen an diesem Spiel zu finden. Leon bringt Lux ins Spiel. Rade soll nachempfinden, was er für sie fühlt. Bei der Frage, ob er sie liebt, kann er jedoch nicht anworten, weil er die Definition für dieses Gefühl nicht kennt. Das klingt sehr technisch, erklärt jedoch, wieso er sich wie ein Roboter fühlt. Er weiß gar nicht, was seine Gefühle bedeuten. Leon wechselt daher das Thema und will wissen, welche Musik Rade mag. Das fällt ihm leicht und er will sehen, wie Leon auf seinen Musikgeschmack reagiert. Er will ihn auf eine passende Party bringen und das offensichtlich so schnell wie möglich. Das mitzuverfolgen, ist echt süß. Ich mochte Rade ja schon vorher, aber jetzt bin ich noch mehr in ihm drin und verstehe ihn besser.
    Rade hat es so eilig, dass er einen vorbeifliegenden Gleiter einfach abfängt und dessen Fahrer rauswirft. In einem unterirdischen Tunnel geht die Party ab, wobei ich mich schon frage, wie man zwischen Müllbergen feiern kann. Wieso macht da nie jemand sauber und räumt den Dreck wenigstens zur Seite? Immer ist alles dreckig. Das ist ein wenig zu krass, als dass das nur als Element zur Unterscheidung zwischen Unter- und Oberstadt gelten kann. Leon ist die wummernde Musik zu laut, weshalb er sich unwohl fühlt. Am Rand der Halle ist der Lärm erträglicher und Leon erzählt Rade, was er fühlt. Daraufhin erzählt Rade, wie er das alles empfindet. Als er fertig ist, fasst Leon zusammen, dass er ihn verdammt menschlich findet, er nur Eigenheiten hat, die eben nicht jeder hat. Das ist aber ok.
    Rade geht Getränke organisieren und schon ist da eine merkwürdige Frau, die Leon Entspannung und einen Trip zu sich selbst und seinen Gefühlen verspricht. Passt gerade voll ins Thema. Sie behauptet, die Leute würden sich von sich und ihren eigenen Gefühlen nur ablenken, dabei sind Leon und Rade da gerade voll mit beschäftigt. Er denkt an Rade und dass das Zeug ihm vielleicht helfen könnte. Sie lädt ihn in einen Raum ein und geht. Als Rade zurückkommt, erzählt Leon ihm davon. Beide sind skeptisch, aber sie wollen sich die Sache mal näher ansehen. Rade ist unsicher, ob die Droge bei ihm funktionieren wird. Die Möglichkeit besteht, dass seine Optimierungen den Kram herausfiltern. Leon will es versuchen und Rade später erzählen, wie es war. Er ist total davon begeistert, Rade mehr von der Gefühlswelt zu zeigen. Aber ich finde das alles echt nicht koscher. Leon nimmt eine kleine Dosis und nach kurzer Zeit beginnen die Hologramme für ihn zu leben. Dabei weiß er noch genau, dass es nur Hologramme sind, und ist erstaunt über diese Wirkung. Er ist begeistert, doch da er auch sich selbst mehr wahrnehmen will, so wie es die Frau versprochen hat, injiziert er sich schließlich auch den Rest aus der Phiole. Ich erwarte echt einen Höllentrip. Ob der jetzt kommt? Plötzlich steht er nicht mehr im Wald, sondern in der Wohnung seiner Oma. Er ruft nach ihr und bekommt von ihr Antwort. Das geht jetzt doch in Richtung Höllentrip. So schön es sein mag, einen verstorbenen Menschen wiederzusehen, er ist nicht mehr da. In sowas kann man sich verlieren. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, meiner Mama bei sowas zu begegnen. Ich würde sie ungern loslassen, wenn der Trip vorbei ist. Plötzlich bleibt seine Erinnerung oder Vision stehen, es gibt kratzende Geräusche und Leon riecht Desinfektionsmittel. Wie das wohl zusammenpasst? Ihm fällt auf, dass er nicht zu seiner Oma hinaufschaut, obwohl er sie schon als Kind verloren hat, und da beginnt seine Umgebung zu flackern. Ich habe das Gefühl, er liegt irgendwo festgebunden und schaut zu irgendwelchen Silhouetten hinauf. Ist das wirklich eine Droge oder ist das ein Experiment, in dem er steckt? Ist die Unterstadt überhaupt real? Oder war das Aufwachen in der Schwebe in diesem seltsamen Verhörraum schon nur Einbildung? Dann ist er wieder in der Küche, aber die Proportionen sind anders. Er folgt einem Geräusch ins Wohnzimmer, wo sein Opa liegt und Blut an der Tapete klebt. Dann wird seine Oma getötet. Die Wortfragmente, die zu ihm durchdringen, klingen danach, als sei er als Kind ein Versuchsobjekt gewesen, nur dass er sich daran nicht mehr erinnern konnte. Oder verarbeitet er gerade das, was Evan passiert ist?

    Das ist ein heftiges Kapitel, in dem verdammt viel passiert und das echt viele Fragen aufwirft. Ich finde, das wäre Anlass genug, um alles zu hinterfragen und dafür in die Oberstadt zurückzukehren.

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    • E.F. von Hainwald
      E.F. von Hainwald kommentierte
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      Hier passiert 'ne Menge, oder?

    • Earu
      Earu kommentierte
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      Wie man sieht. ^^

    #65
    Wie gefällt Euch diese Parallele äußerer und innerer Handlung?

    Ich begrüße es, dass Leon in seiner Entwicklung Fortschritte macht. (Jap, er ist glücklicherweise "doch kein völliger Emotionskrüppel"!) Um an die aufgeworfene Diskussion anzuküpfen: Dass Leon "so lange" braucht, die Gefühle kennenzulernen und einzuordnen, finde ich absolut plausibel. Zum einen, weil zuvor das Cybernet das alles erledigt hat - und es wird ja immer deutlicher, dass das doch nicht so ein Segen war bzw. ist, wie Leon ursprünglich vermutete - und zum anderen, weil ich schon so einige Kinder und Jugendliche erlebt habe, die emotionale Störungen hatten (inklusive Förderschwerpunkt "emotionale und soziale Entwicklung"). Es ist wirklich verdammt anstrengend und schwierig diese emotionale(n) Instabilität(en) auszuhalten und erfordert einiges an therapeutischen Mitteln, um das halbwegs angemessen "nachzulernen".

    Trotzdem bleibe ich dabei, dass ich mich wundere, warum ihn seine Probleme nicht weiter beschäftigen (! *grummel*), aber:

    Zitat von E. F. von Hainwald :
    Lass uns gern darüber am Ende des Romanes nochmal sprechen, wenn ihr dann endlich wisst, warum Leon so ständig "seltsam" mit eigentlich schwierigen Geschehnissen umgeht.
    Der Grund verändert (hoffentlich!) die Perspektive, ich kann ihn euch nicht so zeitig aufdrücken - lest schneller!!!
    Ich warte jetzt weiterhin geduldig auf die Lösung dieses Rätsels.


    Und was haltet Ihr von Skylynn in diesem Kapitel? Ist sie nur ein notwendiges Plot Device, um Leons Wandlung zu demonstrieren - oder wird hier eine wirklich wichtige Figur aufgebaut?

    Ich finde Skylynns unaufgeregte Art sehr angenehm zu lesen. Dass sie Rade freikauft - Respekt!
    Deshalb hoffe ich auch sehr, dass sie nicht nur irgendein Plot Device ist.
    Alles ist Gift. Es kommt nur auf die Dosis an. (Paracelsus)

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      #66
      Earu hat uns ja Kapitel 11 schon zusammengefasst. Hier passiert wirklich eine Menge, vor allem erfahren wir viel von Rades Motivation und Hintergrund. Aber auch Leons Hintergrund kommt nicht zu kurz. Die "Begegnung" mit seiner Oma fand ich sehr interessant, weil die Dame wie aus der Zeit gefallen wirkte. Schon nach unseren heutigen Maßstäben wäre sie eine eher altmodische Oma, aber in Leons Umfeld muss sie so "aus der Zeit gefallen" wie ein Dinosaurier gewirkt haben.

      Habt Ihr Rades Motivation, dafür, Leon zu helfen, kommen sehen? Findet Ihr in vorherigen Kapiteln Foreshadowing und Hinweise darauf?

      Was ist Leons Motivation, die Droge auszuprobieren?

      Zu Leons Hintergrund: findet Ihr in seinem Charakter Züge, die auf den Erziehungs-Einfluss einer sehr altmodischen Person hindeuten?


      Kapitel 12 bis 03.04.19 bitte.
      Always avoid alliteration.

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        #67
        Habt Ihr Rades Motivation, dafür, Leon zu helfen, kommen sehen? Findet Ihr in vorherigen Kapiteln Foreshadowing und Hinweise darauf?
        Für mich war es jetzt nicht absolut überraschend, also muss ich unbewusst das eine oder andere mir schon gedacht oder durch den Text aufgeschnappt haben, allerdings habe ich etwas derartiges auch nicht erwartet. Auch wenn ich genau lese, so kann ich den Text eben doch auch viel noch wie ein normaler Leser auffassen und dadurch die Geschichte auf mich zukommen lassen.

        Was ist Leons Motivation, die Droge auszuprobieren?
        Er will Rade helfen. Er will ihm anschließend alles erzählen, was er gesehen und gespürt hat. Ein echter Baum und Erde unter den Füßen muss in dieser Welt auch ein echtes Erlebnis sein. Dort kennt man doch nur matschigen Schmutz und Müll unter den Füßen und Bäume sind nur Hologramme. Jedenfalls habe ich in der Unterstadt noch keinen "gesehen". Außerdem will er die Droge für Rade testen, damit er sie vielleicht auch nimmt. Ich denke allerdings, dass Leon auch aus eigener Neugier handelt. Nicht, weil er dadurch etwas riskiert, wie er Rade gegenüber sagt, sondern weil er durch das Cybernet die Gefühle immer übersetzt bekam. Er will sich wirklich auch selbst gerne spüren.

        Zu Leons Hintergrund: findet Ihr in seinem Charakter Züge, die auf den Erziehungs-Einfluss einer sehr altmodischen Person hindeuten?
        Ich wünschte, ich könnte diesem Einfluss seine Ehrlichkeit und Naivität zuordnen, aber ich glaube nicht daran. Wenn es nicht so beschrieben wäre, hätte ich ihm zwar zwei Omas zugestanden, weil jeder Mensch die haben muss, aber ich wäre unsicher gewesen, ob er die überhaupt miterlebt hat. Oder sie wären eben oberstadtangepasst. Wobei dieses Kuddelmuddel in seinen Erinnerungen mich zweifeln lässt, wie echt seine Erinnerungen sind. Wurden bei ihm die Erinnerungen angepasst und die Erschießungsszene ist eigentlich real, während er ja glaubte, dass seine Oma friedlich eingeschlafen ist? Na ja, oder ist das, was er in der Unterstadt erlebt, nur eine Art Traum?

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        • Earu
          Earu kommentierte
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          Ich sehe das genauso wie du. Ich hätte die Droge nie im Leben genommen, auch nicht nach langer Recherche und in winzigen Dosen zum langsamen Herantasten. Aber das macht Leon auch menschlich. Der, der sonst immer der kluge Kopf der Bande ist, begeht einen Fehler. Ist das nicht normal? Man kann es doch nicht immer richtig machen.

        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Alys II. Als Autor hätte ich mir das Problem gar nicht erst gemacht. Es gibt hundert Möglichkeiten solch eine Szene anders zu begründen oder die Erinnerungen an die Oma anders einzuführen oder Leon anders mit Drogen umgehen zu lassen oder oder oder. Ich hätte die Geschichte von vornherein anders strukturiert und dieses bestimmte Problemchen hätte es gar nicht erst geben. ABER es ist ja nicht meine Geschichte und innerhalb des Buches funktioniert es ganz okay. Wir wissen ja, dass Leon das naivste Blindauge schlechthin ist. Die Drogen sind schon immens dumm, aber Neugier und das "Gefühlsproblem" geben mir genug Erklärung um zu sagen: Okay, Leon, wenn's dir dann besser geht *eye roll*
          Die Szene hat mich übrigens auf eine falsche Fährte gelockt. Ich dachte erst, dass etwas ganz anderes passiert.

        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Der kluge Kopf in der Bande ist für mich Skylynn. Und Lux, die ist auch viel schlauer, als man denkt. Aber ich weiß schon, was Du meinst. Fehler machen den Helden menschlich und greifbar.

        #68
        Habt Ihr Rades Motivation, dafür, Leon zu helfen, kommen sehen? Findet Ihr in vorherigen Kapiteln Foreshadowing und Hinweise darauf?
        Ehrlich gesagt, habe ich darauf gewartet. Bereits bei der Situation, wo Rade wegen dem "Er ist ja kein richtiger Mann" ausgeflippt ist, habe ich diese Situation erwartet. Für mich ist es sehr offensichtlich, dass es für Rade in solchen Konfliktsituationen nicht um Männlichkeit geht, sondern um Menschlichkeit. Genauso wie das ständige wieder und wieder Einhämmern, dass Rades Körper mit allem technologisiert ist, dass die Wissenschaft hergibt, schreit mir das entgegen. Besonders mit dem Gegensatz dass Leons Körper Null Eingriffe dieser Art hat (Augenfarbe ist egal). Dass die beiden an solch einem gegensätzlichen Ende dieses Spektrums stehen und sich gleichzeitig als Freunde und Helfer nah sind, macht deutlich, dass dies einer der zentralen Konflikte des Buches ist: Was ist Menschlichkeit und woher kommen Gefühle?
        Als ich meine "Maschine vs Mensch"-Frage stellte, zielte ich grob in diese Richtung damit, eben weil ich das erwartet habe. Wenn man Kapitel für Kapitel liest, ist das zielen oft nicht einfach, finde ich, sodass die Frage etwas schwammig formuliert war.
        Weil ich das erwartet habe, habe ich übrigens recht große Sympathien Rade gegenüber. Selbst als "naturbelassener" Mensch ist es schwierig, zu wissen was Gefühle sind und wie das einen Menschen ausmacht und wie das in anderen Leuten aussieht. Aber weil bei uns nichts "anders" ist, können wir davon ausgehen, dass das schon so stimmt bei uns.
        Was natürlich Unsinn ist. Man kann nur wissen, wie Leute Gefühle darstellen, nicht wie sie wirklich fühlen. Das kann zu großem mentalen Stress führen, wenn man nicht dem "Bild eines Gefühls" entspricht, aber sonst keinen anderen Anker hat um zu wissen, ob man "Gefühle richtig macht". Ich feuer Rade sehr an, in welcher Weise auch immer Frieden mit diesem Thema zu finden und will ihm gern sagen, mit Gefühlen zu hadern ist zutiefst menschlich.

        Was ist Leons Motivation, die Droge auszuprobieren?
        Wenn ich ehrlich bin, glaube ich weniger an seinen Altruismus Rade helfen zu wollen Gefühle zu verstehen. Sondern er kommt nicht mit seiner eigenen Gefühlswelt und dem Getrenntsein vom Cybernet klar und deswegen will er die Droge ausprobieren. Um "mehr" zu fühlen, als so ein Körper alleine kann. Um vielleicht etwas ähnliches wie das Cybernet zu finden. Für mich liest sich Leon ziemlich Ego zentriert (etwas, was mich an ihm frustriert) und sein Helfersyndrom geht mir unglaublich auf den Kranz, besonders wenn er das mit seiner riesigen Selbstüberschätzung paart.
        Es ist verständlich, einem Freund helfen zu wollen und sollte man auch tun, das kritisiere ich nicht. Aber dafür zwielichtige Drogen in einer zwielichtigen Spelunke von zwielichtigen Leute zu nehmen? Das tut man nicht für andere, das tut man für sich selbst.

        Ich muss auch sagen, ich finde Leons Versuche Gefühle zu erklären oft putzig und unhilfreich. Manchmal schafft er es ganz gut, wie mit den Bonbons und seiner Oma, wo ich mir denke: Dass kann man auch verstehen, wenn man von Gefühlen (vermeintlich) keine Ahnung hat, was an der Situation wichtig ist und was Gefühle mit einem machen können. An anderen Stellen merkt man, dass auch Leon es nicht gut weiß und/oder es nicht gut in Worte fassen kann. Beides verständlich und vollkommen in Ordnung, aber eben unhilfreich wenn ich mir vorstelle, Rade zu sein und das verstehen zu wollen.
        Den Trip durch die Stadt auf der Suche nach starken Empfindungen fand ich durchaus gelungen und ich finde es wirklich putzig, wie sich die beiden zusammen dem Thema Gefühle annähern.

        Zu Leons Hintergrund: findet Ihr in seinem Charakter Züge, die auf den Erziehungs-Einfluss einer sehr altmodischen Person hindeuten?
        Ob es altmodisch ist, vermutlich aus der Zukunft betrachtet schon. Ich kriege von Leon einen sehr "unsere Zeit"-Vibe, was sein Weltbild und sein Denken angeht. Er ist naiv und idealistisch (das passiert in jeder Zeitepoche), aber wie ich woanders schrieb ist er beispielsweise eindimensional wenn er mit Frauen umgeht. Was sich erst ändert, wenn er wirklich viel Zeit mit der Frau verbracht hat und lernt, dass sie Persönlichkeit hat. Trotzdem ist da immer "Objekt von Lust" bei ihm im Raum, zumindest kommt das bei mir so an. In einer Welt, wo Körper alles sein können, finde ich diese Eindimensionalität in Bezug auf eine spezifische Art Körper ein bisschen merkwürdig. Besonders wenn es die gleiche Art Körper mit den gleichen begehrenswerten Attributen ist wie bei uns. Andere Kulturen und andere Zeiten sehen andere Dinge als schön an, als wir es hier und jetzt stilisieren. Aber in einer Zukunft mit solch einer Freiheit für körperliche Formen pocht er auf die gleichen Dinge, auf die wir heute pochen? Sagen wir so, besonders "zukünftig" scheint mir das Denken nicht zu sein. Genauso wie sein "männlicher Stolz" Janica gegenüber am Anfang des Buches. Klar gibt es immer irgendwie ein Konzept von "männlichem Stolz", aber das sieht nicht immer so aus wie unseres. Aber in dieser Zukunft verstehen wir auf den Punkt genau, was Leon meint und warum Leon da ein Problemchen in der Situation sieht. Weil das unsere Form von "männlicher Stolz" ist. Hat sich in all der Zeit nichts an dem "Bildes des Mannes" getan?
        Es gibt eine Szene später im Buch (ich bin ja schon durch), die in eine ähnliche Richtung schlägt und in der mich Leon noch mehr frustriert als sonst. Ich mein, wenn er eine bestimmte Körperform mit bestimmten Geschlechtsmerkmalen besonders mag, bitte. Hat der Kerl eben 'nen Typ, auf den er steht. Gibt schlimmeres. Und wenn er an ein bestimmtes Bild von Mann festhalten will, jedem seine Illusion. Aber diese andere Szene offenbart in Anbetracht der technischen Möglichkeiten dieser Welt ein echt rückständiges Denken von ihm. Da ankert er etwas in genau der Weise fest, wie wir das heute tun; aber in seiner Welt dürfte das nicht viel Bedeutung haben. Ich bin mir sicher, wenn wir da ankommen, fällt das sofort auf.
        Aber auch von diesen Dingen unabhängig, hat er ein Denken und ein Wertesystem, dass dem unseren ähnlich ist. Es ist leicht für uns, seine Motivationen und Probleme zu verstehen. Zum Beispiel wenn Rade ihm nach dem Rennen das Geld geben will und Leon ausschlägt, weil er keine Almosen annehmen will. Kennt Leon aus der Oberstadt überhaupt, was Almosen sind? Kann mir nicht vorstellen, dass die Oberstadt sich viel mit den Armen, Kranken und sonst wie vom Leben gebeutelten Menschen befasst und da viel Barmherzigkeit zeigt. Die Oberstadt ist viel zu sauber und viel zu geschmiert, als dass man dort irgendeine Form von Leid sehen könnte, die Almosen in irgendeiner Weise nötig machen könnte. Entweder die Cybernet-Gefühle können das regeln oder du bist raus, so seh ich die Oberstadt. Und in der Unterstadt gibt bestimmt keiner Almosen aus, entweder du verdienst oder klaust, aber aus Güte gibt dir niemand etwas. Da kann er das Konzept also auch nicht herhaben. Warum also hat Leon da irgendeinen Stolz drüber, wenn ihm jemand dringend benötigtes Geld gibt? Schulden hat er doch bei Rade sowieso. Sollte es ihm nicht wichtiger sein, richtig auf die Füße zu kommen und sein Leben neu aufzubauen? Ob man dazu eine eigene Wohnung braucht oder eine WG doch ganz gut ist, ist eine andere Frage. Außerdem, ist in der Welt von Cybernet, wo Leon herkommt, Mitleid (der wörtl Ursprung von Almosen) nicht auch was Gutes? Das ist doch der ganze Grund fürs Cybernet, damit man mit dem anderen mitleiden/mitfühlen kann und entsprechend Gutes für ihn tut. Aber wenn ihm dann jemand versucht, Gutes zu tun, wertet er es mit dem Wort "Almosen" ab und schlägt es aus, obwohl genau dass doch die ihm beigebrachte Crux der menschlichen Zivilisation ist. Eben weil's "Almosen" sind, ist es was Schlechtes; aber weiterhin bei Rade zu schmarotzen ist was Gutes? Da denkt Leon viel zu sehr in den Bahnen unserer jetzigen Sprache und unserer jetzigen Kultur. Was auch immer die Zukunft bringt, solche Dinge bleiben nicht gleich.
        Also ja, ich denke schon, Leons Denken ist wesentlich mehr wie unseres, als es eine "Zukunft" für angebracht halten würde und in dem Sinne altmodisch.
        Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
        to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
        A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
        You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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        • E.F. von Hainwald
          E.F. von Hainwald kommentierte
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          Ja das Überhand-nehmen war grad meine Sorge.
          Dass du die meisten nicht magt, hattest du schon mal erwähnt In-Genius - aber das spricht ja auch dafür, dass du dich echt reinbegibst.

          Das ist mir sogar selber beim Schreiben von meiner Trilogie passiert - der Nebencharakter aus Band 2 rutschte ungewollt in den Vordergrund der Wahrnehmung. Den Lesern ging es genauso ... sie waren haltlos in den verknallt.
          Also habe ich ihn in Band 3 zum dritten Protagonisten gemacht, dann war die Sache wieder rund. An den Büchern habe ich schreiben geübt. xD

        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Wenn wir hier schon diskutieren, dann auch richtig, halbe Sachen gibt's hier nicht

          Mir geht das in meinen eigenen Geschichten auch oft so, dass ich die Nebenfiguren lieber mag. Nicht jede Figur eignet sich als Protagonist oder als PoV-Figur. Ich find das nicht schlimm.
          Dein Buch ist auch interessant und regt zum Nachdenken an, selbst wenn man Leon nicht mag. Dann ist doch alles in Ordnung.

        • Earu
          Earu kommentierte
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          Oh ja, was hätte ich Darren Shan gerne mit voller Wucht in eine mit Glassplittern gespickte Wand geklatscht. Der hat mich so aufgeregt. Wie konnte man nur so viele dumme Fehler an einer Schnur durchziehen!? Und In-Genius liebt den natürlich. (Also, wenn du was zum Lachen suchst, schau dir die entsprechende Leserunde an. Ich hing regelmäßig fast an der Decke. Ich. Die Sanftheit in Person, wenn man mal von den Fettnäpfchen absieht. ^^) Leon ist mir da doch lieber. Er hat seine Fehler, aber sie sind nicht ultradumm. Also, der mit den Drogen jetzt vielleicht schon, aber ich habe die unbegründete Ahnung, dass das notwendig ist, damit er endlich handelt.

        #69
        Mein Mann hat noch nicht angerufen. Mal sehen, wie weit ich komme, bevor er mich stört. ^^

        Weiter also mit Kapitel 12:

        Leons Trip neigt sich dem Ende zu. Rade hat offensichtlich bemerkt, dass etwas nicht mehr stimmt, aber er kann nicht helfen. Irgendjemand umarmt Leon, krault und streichelt ihn, ist einfach nur da. Ich hoffe, dass es Skylynn ist, denn Leon küsst denjenigen. Wäre sonst arg peinlich. Sieht aber genau so aus.
        Als Leon endlich richtig aufwacht, erzählt Rade ihm, was er gesehen hat. Bevor er ihm Kaffee holen geht, küsst er Leon auf die Stirn. Uh, das ist soooo peinlich. Auf der einen Seite schätze ich keinen von beiden so ein, als wären sie vom anderen Ufer. Auf der anderen fürchte ich um Rades Gefühle, wenn ihm aufgeht, dass Leon das nur unter dem Einfluss der Drogen getan hat. Und für Leon kann das doch auch nie im Leben angenehm sein, wo er doch in Skylynn verschossen ist. Jedenfalls habe ich das so bisher interpretiert.
        Rade will von Leon wissen, was er empfunden hat, als sie "zusammen waren". Statt sich zu erklären, will Leon Rade allein lassen. Absolut schlechte Idee. Rade scheint total verknallt. Er ringt nach Worten, um zu erklären, was er fühlt. Das ist echt ... Ja, ich hab nah am Wasser gebaut (und heute zum Glück keine Wimperntusche drauf). Als Rade etwas ähnliches wie eine Liebeserklärung abgibt, rennt Leon davon. Er ist einfach von den vielen Gefühlen überfordert. Irgendwie seltsam. Solange das Cybernet sie ihm übersetzt hat, konnte er kaum genug davon kriegen, aber jetzt, wo er sie ungefiltert und richtig sehen und spüren kann, ist ihm das zu viel.
        Leon läuft zu Skylynn und erzählt ihr, was passiert ist. Skylynn erklärt ih, was er falsch gemacht hat. Einfach wegrennen nach einem solchen Geständnis, ist echt nicht die feine englische Art.
        In Rades Wohnung findet Leon nur Lux vor. Sie hat mit Rade geschlafen, nachdem er sie zu sich gerufen hat, aber ihr ist aufgefallen, dass sie dieses Mal nur Mittel zum Zweck war. Ich vermute, Rade hat mit ihr geschlafen, dabei aber an Leon gedacht. Jetzt ist Rade weg, nachdenken. Vielleicht auf das Dach, von wo aus man die Lichter wie einen Sonnenuntergang wahrnimmt? Leon denkt dasselbe, aber er kann nicht den Weg durch die Nachbarwohnung nehmen, da diese mittels Sicherheitskarte verschlossen ist. Ihm bleibt nur der direkte Weg nach oben. Er verläuft sich mehrfach, findet jedoch letztlich sein Ziel und Rade. Er erklärt ihm, dass er nicht in ihn verliebt ist, und Rade nimmt das hin. Er hat das logisch analysiert und ist deshalb selbst zu dem Schluss gekommen, dass er Leon mögen muss. Aber dass das auch noch lange nicht Liebe sein muss? Es scheint so, jedenfalls albern sie zum Ende des Kapitels hin schon wieder herum. Allerdings sagt Leon da auch etwas Wichtiges. Er spürt, dass etwas in oder an ihm falsch ist. Das hat der Trip ihm gezeigt. Doch statt darüber nachzudenken, albern sie eben. In gewisser Weise ein fieser Kliffhanger, der weniger offensichtlich daherkommt, als man es sonst kennt und hasst.

        Geschafft, noch bevor mein Mann angerufen hat, dass er jetzt losfährt!

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        • E.F. von Hainwald
          E.F. von Hainwald kommentierte
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          Oha, Glückwunsch zum effizient genutzten Zeitfenster!
          Und gut geplant, keine Wimperntusche vorm Lesen aufzulegen.

        • Earu
          Earu kommentierte
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          Es hätte wohl noch für ein weiteres Kapitel gereicht. Eine Anlage stand auf Störung. Da musste er dabeibleiben.
          Die nicht vorhandene Wimperntusche hatte einen anderen Grund. Wenn ich nicht gerade so etwas großes wie die Leipziger Buchmesse besuche, trage ich ganz normale, nicht wasserfeste Wimperntusche. Das ist aber dienstags kontraproduktiv, weil ich da immer schwimmen gehe. Wer will schon wie ein nasser Panda aussehen? Hab ich vor kurzem im Schwimmbad gesehen und beschlossen, dass es gut ist, dort keine drauf zu haben. Und für wasserfeste bin ich unter normalen Umständen zu faul.

        #70
        Kapitel 12: Earu hat es wie immer gut zusammengefasst. Leon und Rade hatten ein Intermezzo und das führt natürlich zu gefühlstechnischem Wirrwarr.

        Ich stelle mal drei breitgefächerte Fragen:

        1. Was haltet ihr von Rades Verhalten?
        Dass er Leon in seinem Trip beistehen will. Dass er ihm mit Nähe, Zärtlichkeit und schlussendlich Sex beisteht. Dass er von einer heißen Nacht direkt in Pärchenmodus geht. Dass er in Leon verliebt ist. Dass er Leon ein Liebesgeständnis macht. Dass er seinen Schmerz über die Abfuhr an Lux auslässt. Dass er seine Gefühle rationalisiert. Dass er seine Gefühle herunterspielt.

        2. Was haltet ihr von Leons Verhalten?
        (Dass er suspekte Drogen genommen und jetzt einen miesen Trip hat.) Dass er Rades Gefühle beiseite wischt. Dass er lieber das Cybernet hätte, statt sich mit seinem Freund auseinanderzusetzen. Dass er wegläuft. Dass er seinen Kummer bei Skylynn ausschüttet. Dass Leon das "unsinniges Für und Wider" abwägen muss. Dass er die Spuren in der Wohnung nicht als das erkennt, was sie sind (emotionales Ventil auf eine Abfuhr). Dass er zum wiederholten Male sich selbst versichern muss, mit homoerotischen Beziehungen keine Probleme zu haben. Dass er Rade direkt sagt, ihn nicht zu lieben. Dass er trotzdem Freund mit Rade bleiben will.

        3. Was haltet ihr von dieser Entwicklung und ihrer Umsetzung?
        Dass die beiden wegen eines schlechten Trips Sex haben. Dass Rade dadurch seine Liebe zu Leon erkennt. Dass Leon von jeder benannten Figur die Meinung braucht, bevor er seine eigene hat. Dass Rades Verliebtsein seine Suche nach sich selbst potenziert. Dass die beiden einfach Freunde bleiben.

        Bis zum 5.April lesen wir Kapitel 13.
        Zuletzt geändert von In-Genius; 03.04.2019, 12:53.
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          #71
          1. Was haltet ihr von Rades Verhalten?
          Dass er Leon in seinem Trip beistehen will. Dass er ihm mit Nähe, Zärtlichkeit und schlussendlich Sex beisteht. Dass er von einer heißen Nacht direkt in Pärchenmodus geht. Dass er in Leon verliebt ist. Dass er Leon ein Liebesgeständnis macht. Dass er seinen Schmerz über die Abfuhr an Lux auslässt. Dass er seine Gefühle rationalisiert. Dass er seine Gefühle herunterspielt.
          Rade nimmt seine Rolle als Freund sehr ernst. Er lässt ihn nicht allein und als er sich nicht zu helfen weiß, ist gerade Nähe geben eine sehr gute Lösung. Soweit würde ich auch gehen und ich finde es klasse, dass Rade, obwohl er sich oft noch wie ein Kind verhält, das seine Gefühle noch nicht versteht, sowas kann. Beim Sex ... Ich schätze, da kommt dieses, mit seinen Gefühlen überforderte, Kind wieder zum Vorschein. Wie hätte er Leon in seinem Zustand beibringen sollen, dass er jetzt zu viel will? Woher hätte Rade wissen sollen, dass Leons Verhalten nur in dem Trip begründet ist? Eigentlich ist dieser Pärchenmodus ja eher Frauensache, aber auch Männer können da sehr empfindsam sein. Rade ist einer dieser Typen, eben weil er sich mit seinen Gefühlen unsicher ist. Ich schätze, er sieht in dem Moment in Leon auch einen Menschen, bei dem er sich fallen lassen kann. Er interpretiert da jedoch zu viel hinein, weil er einfach unerfahren ist. Seine Verliebtheit und sein Liebesgeständnis kaufe ich ihm ab, auch wegen dem Schmerz, den er an Lux auslässt. Dass er zu seinen Gefühlen steht, macht ihn wieder stark, obwohl er sonst auf Gefühlsebene sehr verletzlich ist. Jedoch musste ich ziemlich schlucken, als er wie ein Computer erklärt, dass er seine Gefühle rationalisiert hat. Das ist wieder sehr unmenschlich.

          2. Was haltet ihr Von Leons Verhalten?
          (Dass er suspekte Drogen genommen und jetzt einen miesen Trip hat.) Dass er Rades Gefühle beiseite wischt. Dass er lieber das Cybernet hätte, statt sich mit seinem Freund auseinanderzusetzen. Dass er wegläuft. Dass er seinen Kummer bei Skylynn ausschüttet. Dass Leon das "unsinniges Für und Wider" abwägen muss. Dass er die Spuren in der Wohnung nicht als das erkennt, was sie sind (emotionales Ventil auf eine Abfuhr). Dass er zum wiederholten Male sich selbst versichern muss, mit homoerotischen Beziehungen keine Probleme zu haben. Dass er Rade direkt sagt, ihn nicht zu lieben. Dass er trotzdem Freund mit Rade bleiben will.
          Leon hatte deutlich schon bessere Ideen, als das mit den Drogen auszuprobieren. Gerade in der Unterstadt hätte er jeden Mist erwischen können, den die zusammenpanschen konnten. Es war auf gesundheitlicher und psychischer Ebene ein Risiko, von dem noch nicht klar ist, welche Folgen auf Leon zukommen. Ich kann nur vermuten, dass Leon noch leicht unter Drogeneinfluss steht und deshalb Rades Gefühle zu viel für ihn sind. Prinzipiell hat er aber scheiße reagiert. Das beweist auch sein Wunsch nach dem Cybernet. Er will es sich einfach machen. Ok, kann ich nachvollziehen, wenn man mit sowas aufgewachsen ist. Ist auch so schon eine schwierige Situation und Leon ist noch ziemlich unerfahren darin, seine Gefühle auszudrücken bzw. auf die anderer Leute einzugehen. Skylynn wäre an seiner Stelle wohl auch meine erste Anlaufstelle gewesen. Bei ihr fühlt er sich verstanden und sie erklärt ihm ja auch immer noch oft genug, was gerade um ihn herum passiert. Ohne das Cybernet verpasst er eben viel, weil er nicht weiß, worauf er achten muss. Mich hat es auch gewundert, dass Leon nicht kapiert hat, wieso die Wohnung so durcheinander ist. Gut, es gibt eine gewisse Chance, dass jemand Rade überfallen wollte. Vielleicht jemand vom Syndikat, weil er denen ins Gehege gekommen ist. Aber nach der Abfuhr war für mich ziemlich klar, dass Rade der Verursacher ist und es an seinem Gefühlschaos liegt. Als Leon sich wieder einmal versichert, auf Frauen zu stehen, habe ich überlegt, ob das wirklich so ist oder ob er sich da nur etwas vormacht. Ich hätte kein Problem damit, wenn er sich doch noch als schwul herausstellen würde. Ich würde es Rade gönnen. Wobei ich mir das an Rades Stelle nach der Abfuhr und Leons Erklärung mir gut überlegen würde. Dieses "Wir können ja weiter Freunde bleiben" erinnerte mich stark an die Versuche, eine Abfuhr abzumildern. Sowas funktioniert nur sehr selten.

          3. Was haltet ihr von dieser Entwicklung und ihrer Umsetzung?
          Dass die beiden wegen eines schlechten Trips Sex haben. Dass Rade dadurch seine Liebe zu Leon erkennt. Dass Leon von jeder benannten Figur die Meinung braucht, bevor er seine eigene hat. Dass Rades Verliebtsein seine Suche nach sich selbst potenziert. Dass die beiden einfach Freunde bleiben.
          Für mich ist es etwas erfrischend Neues, wobei etwas derartiges oder ähnliches sicher schon passiert ist. Bei Rade bin ich mir jedoch unsicher, ob er Sex mit Liebe verwechselt. Allerdings ist er ja nicht in Lux verliebt. Zumindest da ist er sich ziemlich sicher. Leons Reaktion ist für mich nachvollziehbar, weil ich selbst sehr ungern Entscheidungen fälle. Ich rede auch erst einmal mit jedem, dessen Meinung mir zu dem Thema wichtig ist, und hoffe, dass mir die Entscheidung auf einem Silbertablett serviert wird. Wobei, stimmt nicht ganz. Seit bald vier Monaten entscheide ich aktiv selbst. Dass die beiden Freunde bleiben können, da warte ich mal noch ab. So leicht kann das doch nicht sein, oder?

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          • Earu
            Earu kommentierte
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            Möglich. Mir kam bisher jedenfalls noch kein drogengesteuerter Sex unter. Mir war bisher auch nicht bekannt, ob man unter Drogen Lust auf Sex haben könnte. Aber da kenne ich mich auch definitiv zu wenig aus. Drogen waren schon im Grundschulalter "bah". Entsprechend habe ich mich wenig mit deren Wirkungsweisen auseinandergesetzt, mal von den erschreckenden Bildern in einer Welt-der-Wunder-Ausgabe abgesehen.

            Passt das nicht genau zu Leon? Gerade was Gefühle betrifft, stellt er sich schon die gesamte Geschichte über ziemlich blöd an. Zuerst verlässt er sich auf das Cybernet und jetzt muss er die gesunde Menschenkenntnis und das Mitgefühl erst noch lernen. Skylynn nimmt die Neuigkeit ja noch echt cool auf. Andere hätten Leon wenigstens rausgeworfen, manche ihn zuvor noch verdroschen. Gerade in der Unterstadt ja nicht unmöglich.
            Skylynn verhält sich da sehr erwachsen und ausgeglichen. Das ist bei einer solchen Nachricht nicht leicht, aber prinzipiell die richtige Handlungsweise. Erst einmal alles erklären lassen, dann sagen, wie man sich damit fühlt, und dann, was die Situation verbessern würde. Letzteres sollte natürlich realistisch sein.

          • In-Genius
            In-Genius kommentierte
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            Natürlich braucht Leon jemanden zum Reden. Nicht nur Leon, in solch einer Situation. Ich denke, wir alle würden darüber reden wollen, so ordnet man oft besser seine Probleme und Lösungen. Das ist normal.
            Auch Skylynns Reaktion ist sehr erwachsen und verständnisvoll und ruhig, finde ich super und passt sehr gut zu ihrer Persönlichkeit (soweit wir das einschätzen können).

            Trotzdem: Wenn ich gerade ein heißes Drogen-Intermezzo mit meinem Mitbewohner und sein Liebesgeständnis hinter mir hab, ist mein Schwarm nicht der erste Anlaufpunkt. Würd ich mal meinen.
            Leon hat jetzt nicht viel Auswahl, er kennt nur drei Leute und nur eine davon erklärt ihm Gefühle verständig. Das versteh ich. Aber 'ne doofe Situation ist das trotzdem.


            Nunja, alkoholgeschwängerte Nächte sind sehr üblich in Liebesgeschichten vieler Arten. Oft allerdings problematisch, da die Frage von Vergewaltigung dann im Raum stehen kann - entweder grundsätzlich oder explizit. Je nach Chemie der Droge kann Sex mehr oder weniger viel verlangt sein. Beliebt sind manchmal auch Aphrodisiaka, das kommt aber wirklich sehr auf das Genre drauf an.
            Im Boys Love-Genre kommen auch "zufällige Sexunfälle" recht häufig vor, wo dann die Kerlchen ganz überrascht sind, was da passiert, als sei ihnen das Konzept völlig fremd. Kann sehr lustig sein. Scheint aber eher an japanisches (ostasiatisches) Plot Device zu sein, nicht generell zu empfehlen.

          • Earu
            Earu kommentierte
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            Das meinte ich mit meiner Frage. Gerade weil wir nicht umbedingt zu unserer Flamme mit sowas laufen würden, passt es zu Leon. Nicht nur, weil Skylynn ihm die Gefühle so gut erklärt, sondern weil es in unserer Welt das Falscheste ist, das man tun kann.

          #72
          Morgen geht es zum nächsten Kapitel, also wollte ich nochmal eben dazusenfen.

          Wenn ich nach den Fragen und Diskussion zu Kapitel 12 gehe, habe ich hier ordentlich Potential verschenkt. *damn*
          Euer besprochener Themenbereich ist relativ flach - er umreißt eindimensional, was passiert, nicht, das was dahinter steckt - zumindest wenn ich nach den Formulierungen gehe wie "Sex wegen Drogen", "Pärchenmodus" usw. Das wollte ich mit dem Kapitel nicht erreichen.

          Eigentlich wollte ich transportieren, dass:
          - Rade hilflos war, denn eine Situation ist geschehen, in der ihm alle Hochrüstung nicht weitergeholfen hat, und er daher zu etwas Menschlichem gegriffen hat: einer Umarmung
          - Leon innerlich zerrüttet war, echte Nähe (keine Lust) Halt gab und er sich dann darin vergraben hat
          - die intensive Nähe zuerst den einen, dann den anderen, überwältigt hat und dem nachgegeben wurde (nicht einfach nur Sex, weil man auf Drogen und bockig war)
          - Rade sich am nächsten Tag menschlich verhält. Er lässt es nicht einfach hinter sich (wie bei den anderen), sondern behandelt Leon nach gemeinsamer Nähe weiterhin so (hier eben noch meine persönliche Meinung ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit: selbst nach einem Onenightstand muss man nicht auf Distanz gehen, schließlich hat man sich gerade aufeinander eingelassen, aus welchen Gründen auch immer - schade für den, der das nicht kann). Er sagt Leon nicht, dass er ihn liebt - er versteht es ja selbst kaum, nur dass er ihn mag und es sich richtig angefühlt hat.
          - Leon nun gezwungen ist, sich ohne Cybernet mit Tieferem als nur Instinkt zu beschäftigen, davor flüchtet und Skylynn der sichere Hafen ist. Denn sie kennt Rade von früher und er hat den engsten Bezug zu ihr hat (Vertrauen und so - selbst wenn es schräg ist, dass er eigentlich an ihr intressiert ist - er ist ehrlich zu ihr, wenn auch verklärt)
          - es keine Rolle spielt, dass die beiden Männer sind, weil der eine fast nur noch aus Blech besteht und sogar das keine Rolle spielt (ich "gay-is-egal" aber wiederholen muss, weil nunmal die Masse der Menschheit heterosexuell ist - das wird übrigens aus genau diesem Grund nochmals passieren) sowie die Sache, dass als Stilmittel zu benutzen, um beide noch weiter von der weitverbreiteten "Definition der Norm" zu entfernen - es ist kein Boyslove-Roman, dessen Zielgruppe sowas erwartet.
          Zuletzt geändert von E.F. von Hainwald; 04.04.2019, 19:48.

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          • E.F. von Hainwald
            E.F. von Hainwald kommentierte
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            Jep - bezgl. dem "Vorbeten" gebe ich dir durchaus Recht ... ich versuche mich gerade zu erinnern, wie oft es passiert, komme aber nur auf 2x (ein 3. folgt). Jedoch ohne Anspruch auf Richtigkeit dieser Behauptung, ich merke mir dann doch nicht wie oft bestimmte Aussagen auf den 550 Seiten vorkamen.

          • In-Genius
            In-Genius kommentierte
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            Ich kann mich an 4 Erwähnungen erinnern.

          • E.F. von Hainwald
            E.F. von Hainwald kommentierte
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            Ahja okay, das ist vermutlich wirklich ein Tick zu viel. Stimmt.

          #73
          Kapitel 13: Leon und Rade machen Besorgungen im Stadtfundament, wo es die Gefahr von Kriechern gibt - einst Menschen, deren Optimierungen zu viel für Körper und Geist sind. Auf diesem Trip ihrer Besorgungsrunde finden sie eine Empathie-Konsole (Leon manipulieret eine sterbende Frau, ihre Schmerzen nicht mehr zu spüren) und sie begegnen Yas.

          Vom letzten Kapitel kommend sehen wir Veränderungen in Leons Beziehungsdynamiken. Er und Skylynn bandeln nicht mehr an; seine Freundschaft zu Rade hat an Tiefe gewonnen.
          Eine Frage zum Handwerk: Wie werden diese veränderten Dynamiken dargestellt (Gesten, Worte, Metaphern etc.)?

          Natürlich müssen wir über Yas reden. Eine Figur, die zweifelhafte Moralvorstellungen hat und Leon gern einen Job geben möchte, denn Yas ist ein Schnitzer (Organdieb) und es wäre doch jedem geholfen, wenn die Opfer mit positiven Gefühlen über die Zwangsoperation und dem Diebstahl aufwachen würden. Weniger Ärger für Yas, da sich die Opfer dann nicht mehr so fürchterlich wehren und vielleicht versehentlich davon sterben; und die Opfer können dann zufrieden ihr Leben weiterführen und sich später um besseren Ersatz ihrer Organe kümmern - mechanische Organe sind doch eh besser, nur Menschen sind viel zu sentimental. Wenn Leon die Erinnerungen der Opfer ins positive manipuliert, können sie gleich von Anfang an sehen, wie viel besser es ihnen mit mechanischen Organen gehen wird und niemand muss leiden.
          Man muss Dinge eben richtig machen.
          Yas erzählt ausführlich von dieser Ansicht und versucht mit allen Mitteln der Debattierkunst und der Erpressung Leon zu überzeugen. Hat Yas auch euch überzeugt? Wärt ihr an Leons Stelle, hättet ihr Yas geholfen? Hättet ihr überhaupt den Taster angenommen? In der Welt von Cyberempathy wie wahrscheinlich ist solch eine Einstellung, wie Yas sie hat?

          Außerdem wird stark auf Yas' Präsentation eingegangen. Die Präsentation ist geschlechtlich uneindeutig und kann als androgyn beschrieben werden. Findet ihr die Darstellung dieser geschlechtlich uneindeutigen Figur gelungen? Könnt ihr euch diese Figur genauso gut vorstellen wie die anderen benannten Figuren? Ist der Fokus auf Yas' geschlechtliche Präsentation zu viel, zu wenig oder genau richtig? Im Zusammenhang mit der Welt und den anderen Figuren von Cyberempathy fügt sich Yas als Möglichkeit der körperlichen Optimierung nahtlos ein oder sticht diese Figur als besonders (im Guten oder Schlechten) hervor? - Und wieso?
          Kapitel 14 lesen wir bis zum 7. April.
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            #74
            Huch, was ist denn da los? Da kommt erst einmal eine Beschreibung, wie dick Leon bewaffnet und gegen Angriffe geschützt ist. Leon und Rade sind auf dem Weg in die untersten Ebenen des Stadtfundaments, weil Skylynn neue Ersatzteile braucht. Dort scheint es sehr gefährlich zu sein.
            Hmm, da steht, dass ein Syndikat vermutlich die Versorgung für die Teile verkappt hat. Verkappt bedeutet soviel wie verschleiern. Habe das extra nachgeschaut, weil es mir an dieser Stelle seltsam vorkommt und ich stattdessen gekappt gewählt hätte. Ich finde auch mit verschleiert keinen Sinn in dem Satz.
            Bei der Beschreibung, was dort unten alles herumschleicht, kam mir direkt Alexis' Frau in den Sinn. Wenn sie nicht ausgeschaltet wurde, könnte sie dort unten vielleicht noch leben.
            Während die beiden darauf warten, den Bahnhof dort unten verlassen zu können, kommt heraus, dass Skylynn Leon wohl nicht mehr näher an sich ran lässt.
            Sie gehen in eine Siedlung namens Zoo, die auf Stahlstützen steht, um sich vor den Kriechern zu schützen. Rade und Leon sind bereits bekannt, sodass der erste Händler, den sie ansprechen, nichts dagegen hat, dass sie sich seine Waren anschauen. Sie finden das meiste, das auf Skylynns Einkaufsliste steht, und noch mehr. Nach dem Einkauf gehen sie noch auf ein Bier in eine Bar, wo sie schon bald eine verletzte Frau treffen. Leon bittet Rade, die gefundene Empathie-Konsole mit Energie zu versorgen, um die von einem Schnitzer überfallene Frau zu beruhigen. Er geht noch weiter und verdreht der Frau die Gefühle, sodass sie den Überfall des Schnitzers mit Geborgenheit assoziiert. Die Frau verschwindet daraufhin, ist aber die Ruhe selbst. Leon wird von jemandem angesprochen, der diese Vorstellung nützlich findet. Er gibt ihm ein Gerät, damit Leon ihn kontaktieren kann.
            Leon bringt die Sachen Skylynn und bittet sie, die Empathie-Konsole kaufen zu dürfen. Sie schenkt sie ihm, weil er mit den Besuchen in das Stadtfundament sein Leben riskiert.
            Oh Mann, Leon versucht, Skylynn durch absichtliche, wie unabsichtlich wirkende Berührungen rumzukriegen. Ist doch kein Wunder, dass sie darauf gar nicht reagiert. Die wartet sicher auf ein Gespräch oder Einsatz, bei dem Leon auch mal was riskiert. Stattdessen löst er sich geistig von ihr. Wobei ich es seltsam finde, dass er Skylynn bis dahin nur interessant fand und nur deshalb eine Beziehung mit ihr anstrebte. Normalerweise kommen die Gefühle, bevor man eine Beziehung miteinander hat. Leon erzählt ihr von Yas und dem Jobangebot und Skylynn ermutigt ihn, es anzunehmen. Ich weiß ja nicht. Ich finde die Sache nicht ganz sauber.
            Leon kommt nach Hause, wo er erfährt, dass Lux ihre gepimpte Vagina geklaut wurde. Ich will gar nicht wissen, wie der Freier ihr die abgeschraubt hat. Ihre echte kann es ja nicht mehr sein, da die unter anderem vibriert und verstellbar ist. Himmel, sowas brauche ich auch. -.-' Grrr, ich sagte doch, ich will NICHT wissen, wie der Kerl ihr das Ding geklaut hat! Mensch, Enrico, zu viele Details!
            Ah, da steht man statt Mann. Schau mal nach an der Stelle, wo Leon sich an Rye erinnert. Rade sagt "Tut mir leid, man". Und da ist ein s zu viel. An der Stelle, wo er Rades Wohnung mit seiner alten vergleicht, kommt ein - und dass,.
            Leon erzählt Rade, dass er Yas' Angebot vielleicht annehmen will, und auch Rade unterstützt ihn in diesem Vorhaben. Leon benutzt daraufhin das Kontaktgerät, um sich von Yas mehr erzählen zu lassen. Ich habe ein echt mieses Gefühl dabei.
            Leon geht allein zum Stadtfundament, um sich mit Yas zu treffen - eine Bedingung Yas' für eine Zusammenarbeit. Er muss sich seinen Weg suchen, wobei ein Gerippe als Wegweiser dient. Er findet Yas, der ihn zu einer alten Baumaschine führt. Darin ist ein Mann auf einen Tisch geschnallt, um ihn herum alles erdenkliche medizische Gerät. Yas stellt sich als Schnitzer heraus, jedoch mit genug Herz, dass er seine Opfer besser behandelt. Er stellt Leon vor die Wahl, ihn abzuknallen oder es dem Opfer leichter zu machen. Er zeigt Leon die Ersatzteile, die er den Opfern statt der eigenen Organe und Gliedmaßen einsetzen will. Sie sind nicht hochwertigen, garantieren aber ein Überleben für ein paar Jahre, sodass die Leute die Chance haben, sich vielleicht etwas Besseres zu besorgen. Yas' Argumente überzeugen Leon schließlich, sodass er dessen Opfern den Eingriff erleichtern will. Yas weckt den Mann und beginnt mit der Operation. Leon bleibt nichts anderes übrig, als ihn zu manipulieren, damit er durch das Erleben der Entnahme seiner Organe nicht wahnsinnig wird. Nach der Operation gibt es ein klärendes Gespräch zwischen den Beiden, damit Leon weiß, woran er ist. Umgekehrt erklärt er, dass er nur die Gefühle beim Eingriff ändern, aber nicht die komplette Erinnerung löschen kann, sodass das Opfer prinzipiell nachträglich einen Schock erleiden kann, wenn es genauer über die Sache nachdenkt. Yas versteht das und will dafür sorgen, dass Leon bessere Voraussetzungen für seine Arbeit bekommt. Der Vertrag ist somit klargemacht.

            Wie werden diese veränderten Dynamiken dargestellt (Gesten, Worte, Metaphern etc.)?
            Bei Skylynn ist es das Ignorieren jeglicher Annäherungsversuche seitens Leon. Ich bin unsicher, ob sie ihn nicht auch genau deswegen zu dem Job bei Yas ermutigt. Immerhin wäre sie ihn dann auf saubere Weise los.
            Rade sucht Leons Nähe, ohne es zu übertreiben. Sie reden über Dinge, wie sie es zuvor nicht getan haben. Ich glaube, herausgelesen zu haben, dass sie auch über Themen sprechen, die vorher eher tabu waren.

            Hat Yas auch euch überzeugt? Wärt ihr an Leons Stelle, hättet ihr Yas geholfen? Hättet ihr überhaupt den Taster angenommen? In der Welt von Cyberempathy wie wahrscheinlich ist solch eine Einstellung, wie Yas sie hat?
            Ich habe den Taster schon als potentielle Gefahr eingestuft. Er hätte ebensogut einen Sender beherbergen können, mit dem Yas Leon hätte aufspüren können. Ich hätte ihn höchstens genommen, weil ich von der Situation wohl überrumpelt gewesen wäre. Gut möglich, dass ich ihn später einfach entsorgt hätte. Allerdings bin ich auch neugierig. Ich hätte dort unten nur niemanden mit Mitgefühl erwartet. Deshalb habe ich von Yas auch nichts Gutes erwartet, womit ich prinzipiell ja richtig liege. Trotzdem, hätte ich mich mit Yas getroffen, hätte ich genauso wie Leon reagiert, nur etwas schneller.
            Yas' Einstellung ist eigentlich fast lobenswert, wenn man betrachtet, wie die Moral in der Unterstadt mit jeder Ebene nach unten mehr verkommt. Ganz unten am Fundament kann sich keiner Moral leisten. Dass Yas es trotzdem tut, muss man irgendwie auch bewundern. Er macht es skrupelos, aber er tut es. Dadurch unterscheidet er sich von anderen Schnitzern.

            Findet ihr die Darstellung dieser geschlechtlich uneindeutigen Figur gelungen? Könnt ihr euch diese Figur genauso gut vorstellen wie die anderen benannten Figuren? Ist der Fokus auf Yas' geschlechtliche Präsentation zu viel, zu wenig oder genau richtig? Im Zusammenhang mit der Welt und den anderen Figuren von Cyberempathy fügt sich Yas als Möglichkeit der körperlichen Optimierung nahtlos ein oder sticht diese Figur als besonders (im Guten oder Schlechten) hervor? - Und wieso?
            Es ist verdammt schwer, sich ein Mischmasch aus Mann und Frau vorzustellen. Dabei habe ich schon Männer gesehen, die ich auf Anhieb als Frau identifiziert habe, und umgekehrt. Diese merkwürdige Mischung scheint auch in der Geschichte etwas Besonderes, nicht alltägliches zu sein. Von daher finde ich es richtig, dass so viel darauf eingegangen wird. Wenn ich an die Menschen denke, die sich im falschen Körper geboren fühlen, dann ist diese Optimierung etwas Gutes. Yas hat sie selbst gewählt, weil sie ihn nach außen hin darstellt. Es ist ähnlich wie Haare färben, sodass sie die Persönlichkeit wiederspiegeln, nur umfangreicher. Hey, wenn es das gäbe, ich würde auch gaaaanz anders aussehen. Wieso soll Yas das also nicht entsprechend nutzen?

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            • Earu
              Earu kommentierte
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              Werde ich machen. Bisher sind mir entweder die richtigen Testleser noch nicht in die Finger geraten oder ich habe mich noch nicht getraut, sie zu fragen.

            • Ankh
              Ankh kommentierte
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              Earu du weißt aber schon über die Konfettithreds hier Bescheid? Die sind genau dafür da.

            • Earu
              Earu kommentierte
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              Ja, aber ich arbeite lieber in einem Rutsch. Wenn mir etwas Spezielles auffallen würde, wo ich ein Problem sehe, das ich aber nicht genau benennen kann, wäre das eine Option, aber generell Rückmeldung zu meinen Geschichten, die will ich für die ganze Geschichte und ganze Romane will ich dem Konfettithread dann doch nicht zumuten.

            #75
            Die vier sind unterwegs und werden von einer Gruppe Frauen dumm angemacht. Bio-Fanatikerinnen, die es besonders auf Lux und Skylynn abgesehen haben. Mich erinnert das ja stark an dieses Schubladendenken "Du bist fett, also bist du nichts wert", "Du bist intelligent, also passt du nicht in unsere Gesellschaft" ... Eine der Frauen will auf Lux und Skylynn losgehen, aber Rade ist direkt zur Stelle. Bisher waren die Frauen der Meinung, Rade wäre auch vollkommen natürlich. Jetzt wollen sie auch ihn verprügeln. Lachhaft und dumm. Denen muss doch aufgehen, dass Rade mit ihnen allen gleichzeitig noch fertigwerden muss. Außerdem machen sie den Fehler, Leon zu einem Objekt herunterzustufen, was ihn mächtig sauer macht. Leon zückt seine Laserwaffen, Rade knackt mit den Fingerknochen, Lux zaubert Klingen aus ihrem Handrücken und Skylynn stellt sich als Schockfroster heraus. Die Frauen zögern, nur eine greift Leon an, der direkt auf sie schießt und an der Schulter verletzt. Rade greift sie sich und Leon schlägt sie mit seiner Waffe bewusstlos. Leon ist überrascht von seiner Reaktion. Früher hätte er nie Gewalt angewendet. Immerhin haben sie die übrigen Frauen damit vertrieben.
            Da vibriert Yas' Taster, der Leon mitteilt, dass er Zugang zu Ebene 9 bekommt, wo sich besseres Equipment befindet. Leon ist begeistert, weil diese Ebene in der Oberstadt liegt. Die Mädels freuen sich über diese Neuigkeit. Rade meint nur, dass Leon dort sicher wäre. Die Reaktion ist so verhalten. Irgendwas geht in ihm vor. Angst, Leon zu verlieren? Leon dagegen geht durch den Kopf, dass er dort wirklich sicher ist. Durch das Cybernet könnte ihn niemand mehr betrügen und er wäre nicht mehr mit sich allein. Ich bin unsicher, ob Yas Zugang zum Cybernet da mit einbezogen hat und ob Leon mit Cybernet wirklich glücklicher wäre, nachdem er gelernt hat, ohne es zu leben. Ich frage mich, wie er reagieren würde, wenn er dann nochmal jemandem wie Alexis begegnet, der ihn belügt, ohne dass das Cybernet ihn warnt, ihn seine Menschenkenntnis jedoch warnt. Würde er dem Cybernet oder sich selbst trauen?
            Leon packt einen Rucksack für die Oberstadt. Rade gibt ihm eine kryptische Warnung und seine Soldatenmarken mit. Leon ringt ihm dafür das Versprechen ab, sich als mehr zu sehen als nur einem Haufen Technik ohne Gefühl. Hmm, Rade ist anscheinend der Meinung, dass Leon nicht so leicht wieder in die Unterstadt wird zurückkehren können. Das bereitet mir Sorgen. Ich bin davon ausgegangen, dass Leon irgendwo eine Art Praxisraum haben wird, in den er sich schleicht und nach getaner Arbeit wieder zurückschleicht. Das klingt echt nicht gut. Für Rade steht fest, dass er Leon nicht wiedersehen wird. Leon denkt da ganz anders.
            Leon trifft sich mit Yas an der Stelle, wo er aus der Oberstadt in die Unterstadt angekommen ist. Yas hat schon vermutet, dass Leon aus der Oberstadt kommt und offensichtlich über ihn recherchiert, denn er weiß über Alexis' Sohn Bescheid und beruhigt ihn, dass dieser Vorfall ihn nicht behindern wird. Sie fahren mit zwei Kapseln in die Oberstadt und Leon gibt sich einem Traum hin, er könne genug verdienen, um Lux, Skylynn und Rade hinaufzuholen und mit ihnen ein friedliches Leben in der Oberstadt zu führen. Ich glaube nur nicht, dass die davon wirklich begeistert wären. Yas gibt Leon einen Intra-Cybernet-Chip, eine Auflage der Leute, die es ihnen ermöglicht haben, hochzukommen. Yas und Leon sollen wohl in einem Mini-Cybernet vernetzt sein, damit Yas Leon beobachten kann. Leon ist nicht begeistert und es beunruhigt ihn, dass er nicht automatisch wieder mit dem Cybernet verbunden ist. Dabei finde ich das logisch. Er wurde rausgeworfen und somit wohl auch sein Zugang gelöscht. Yas sagt, er wäre auch nicht von dieser Auflage begeistert, aber als Leon den Chip an seine Schläfe befestigt, spürt er Zufriedenheit und hämische Belustigung, die von Yas herüberschwappt. Leon ist glücklich darüber, die Gefühle eines anderen so zu spüren. Ansonsten wäre er vielleicht ebenso misstrauisch wie ich. Diese Gefühle können nämlich mehrere Hintergründe haben. Yas könnte denken, er habe Leon jetzt herumgekriegt, vielleicht auch in der Hand. Es könnte aber auch wirklich nur Erleichterung sein, dass Leon jetzt keinen Rückzieher macht.
            Yas bringt Leon in einen Raum mit Kühlräumen für Organe. Dort erfährt Leon, wozu sie wirklich in der Oberstadt sind. Sie sollen die Organe der Menschen der unteren Ebenen der Oberstadt austauschen, damit diese an die höheren Schichten der Oberstadt verkauft werden können, die Wert auf Qualität legen. Da in der Oberstadt das Cybernet jedoch den Schmerz verbreiten würde, soll Leon dagegenwirken. Leon findet es falsch, aber er versteht Yas' Argument, dass andere ihnen folgen werden, wenn sie es nicht tun. Andere, denen die Gefühle egal sind und deren Schuld Unschuldigen in die Schuhe geschoben wird wie einst Leon. Leon willigt schließlich ein, denn es ist die einzige Möglichkeit, den Menschen doch noch etwas Gutes zu tun. Sie können ohne ihre eigenen Organe überleben, aber nur wenn sie geistig unversehrt bleiben, was sein Job dabei ist, können sie wirklich leben.

            Heftig, aber meine Meinung bleibt dieselbe wie im letzten Kapitel. Wenn ich so weit gegangen wäre wie Leon, mich auf ein Gespräch mit Yas einzulassen, hätte ich mich auch so entschieden wie Leon. Ich hätte auch versucht, das Leid zu lindern oder ganz zu vermeiden. Lieber mache ich mir die Hände schmutzig bei dem Versuch, ein Verbrechen zu etwas Erträglichem zu machen, als dass ich sie mir dabei schmutzig mache, meine Hände in Unschuld zu waschen, wohlwissend, dass andere dasselbe tun werden, aber ohne diese besondere Vorkehr.

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