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Der Lore-Thread

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    #16
    Als Leser reagiere ich inzwischen allergisch, wenn die Geschichte - vor allem an einer gerade entscheidenden Stelle - pausiert, damit ich erfahre, wie es in den letzten fünfhundert Jahren zu dieser Schlacht kam oder was Prota X seit seiner Geburt gemacht hat, um nun genau an diesem Dorf zu arbeiten, wo dieses doch in einer klimatisch schwierigen Gegend liegt und regelmäßig von den Wilden angegriffen wird, die eigentlich Vertriebene sind und ihr Land zurück wollen, dass der Kaiser ihnen vor tausend Jahren geklaut hat, weil ...

    Mir sind einfach gute Charakter und eine gute Geschichte wichtiger als das Lore, das der Autor ausgebarbeitet hat. Das heißt aber nicht, dass ich gar nichts von der Geschichte, Kultur oder dem Hintergrund wissen will, sondern ich möchte es hier und da dezent in die Handlung eingeflochten haben. Ein paar gute Details können mehr Stimmung erzeugen als seitenlange Beschreibungen.

    Als Autor erschaffe ich relative wenig Lore. Ich orientiere mich an unserer Welt und passe hier und da Dinge an, erschaffe noch ein Magiesystem, aber meine Hauptarbeit sind die Charakter und der Plot. Dafür kann ich Stunden damit zubringen, für eine Beschreibung die richtigen zwei oder drei Details zu suchen, um meine Welt dem Leser näher zu bringen.

    Auch wenn ich als Leser und als Autor kein großer Fan von Lore und Weltenbau bin, bewundere ich echt, was manche Leute da aufbauen und an Zeit investieren


    Julestrel
    »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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      #17
      Da kommt es natürlich auf das Pacing an. Mitten im Kampf erkläre ich auch nichts zum Feind, Wenn, dann danach. Wenn die Leichen untersucht werden.

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        #18
        Irgendwann muss man sich doch mal entscheiden: Will ich eine Geschichte erzählen, oder will ich mir eine Welt zusammen puzzeln? Wenn ich eine Geschichte erzählen will, dann steht mir eine Lore doch im Weg, weil sie mir eine Pseudo-Realität aufzwingt. An Stellen, wo es wunderbar bis phantastisch werden könnte, muss ich eine Seuche ausbrechen lassen, weil mich die Lore dazu zwingt? Würde ich nie gehen, diesen Weg.
        Die Geschichte ist die Speise, der Stil die Würze dazu. Wenn es geschmeckt hat, war es ein gutes Rezept.

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          #19
          Ich schon und der Weg funktioniert perfekt. Und nein. Man muss sich natürlich nicht entscheiden ob man eine Story oder ne Lore will. Warum auch? Man nimmt beides. Das es klappt zeigen Tolkien. Herbert, Traviss.

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            #20
            Zitat von Davebones Beitrag anzeigen
            Ich schon und der Weg funktioniert perfekt. Und nein. Man muss sich natürlich nicht entscheiden ob man eine Story oder ne Lore will. Warum auch? Man nimmt beides. Das es klappt zeigen Tolkien. Herbert, Traviss.
            Nein, es klappt nur für eine bestimmte Lesergruppe Dune habe ich nie gelesen, aber Tolkien gehört trotz all dem Hype nicht zu meinen Favoriten.

            Die Frage ist halt immer, wie viel Lore braucht meine Geschichte, damit sie funktioniert - für mich und für meine (angepeilten) Leser. Ich brauch wenig, Dave braucht viel
            »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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              #21
              Es geht ja nicht drum, kein Lore zu haben, sondern darum, damit nicht die Story zu erschlagen. Meiner Meinung nach ist es am besten, einen Hintergrund zu haben, der subtil immer existiert, aber nie im Fokus ist.

              Wenn Schauspieler vor einer weißen Wand spielen ist das schlecht. Wenn man sie mitten im Stück hinter die Kulisse schickt, um die Genialität des Bühnenbildes hervorzuheben, ist das schlechter. Wenn Schauspieler keine Requisiten haben, mit denen sie interagieren können ist das schlecht. Wenn sie ihren finalen Monolog unterbrechen, um sich über die Einzelheiten und die Herkunft des Dolches in ihrer Hand auszulassen, ist das schlechter. Beim ersten fehlt jeweils was, was sich ein Leser/Zuschauer zur Not mit Fantasie dazudichten kann. Beim zweiten wird jedesmal das Stück unterbrochen und der Leser/ Zuschauer aus der Vertiefung gerissen, weil er gezwungen ist, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, für die er sich im Moment gar nicht interessiert.

              Wenn du es hinbekommst, dass dein Lore in den Zwischenräumen der Handlung bleibt, oder hier und da sogar mal handlungsrelevant ist, so dass man es ein Stückchen vorrücken kann: Super. Aber Du darfst die Handlung nicht in irgendwelche Bahnen zwingen, nur dass sie den Blick freigibt auf dein tolles Lore.

              Bei dir ist es Weltenbau, bei mir sind es die Figuren. Ich kann dir die Lieblingsfarben meiner Protas sagen, die Mädchennamen ihrer Mütter, und das Datum, wann sie entjungfert wurden. Und weißt du, wie viele dieser Informationen im Text vorkommt? Keine. Weil sie nicht relevant für die Geschichte sind. Manche Informationen sind vielleicht relevant für die Art, wie sie sich benehmen oder auf etwas reagieren; aber dann zeige ich einfach ihre Reaktion und stelle mich nicht hin und erkläre, warum Prota X jetzt genauso reagiert. Es genügt, dass ich das weiß, um Prota X überzeugend zu schreiben.
              Poems are never finished.
              Just abandoned.

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                #22
                Zitat von Ankh Beitrag anzeigen
                Es geht ja nicht drum, kein Lore zu haben, sondern darum, damit nicht die Story zu erschlagen. Meiner Meinung nach ist es am besten, einen Hintergrund zu haben, der subtil immer existiert, aber nie im Fokus ist.

                Wenn Schauspieler vor einer weißen Wand spielen ist das schlecht. Wenn man sie mitten im Stück hinter die Kulisse schickt, um die Genialität des Bühnenbildes hervorzuheben, ist das schlechter. Wenn Schauspieler keine Requisiten haben, mit denen sie interagieren können ist das schlecht. Wenn sie ihren finalen Monolog unterbrechen, um sich über die Einzelheiten und die Herkunft des Dolches in ihrer Hand auszulassen, ist das schlechter. Beim ersten fehlt jeweils was, was sich ein Leser/Zuschauer zur Not mit Fantasie dazudichten kann. Beim zweiten wird jedesmal das Stück unterbrochen und der Leser/ Zuschauer aus der Vertiefung gerissen, weil er gezwungen ist, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, für die er sich im Moment gar nicht interessiert.

                Wenn du es hinbekommst, dass dein Lore in den Zwischenräumen der Handlung bleibt, oder hier und da sogar mal handlungsrelevant ist, so dass man es ein Stückchen vorrücken kann: Super. Aber Du darfst die Handlung nicht in irgendwelche Bahnen zwingen, nur dass sie den Blick freigibt auf dein tolles Lore.

                Bei dir ist es Weltenbau, bei mir sind es die Figuren. Ich kann dir die Lieblingsfarben meiner Protas sagen, die Mädchennamen ihrer Mütter, und das Datum, wann sie entjungfert wurden. Und weißt du, wie viele dieser Informationen im Text vorkommt? Keine. Weil sie nicht relevant für die Geschichte sind. Manche Informationen sind vielleicht relevant für die Art, wie sie sich benehmen oder auf etwas reagieren; aber dann zeige ich einfach ihre Reaktion und stelle mich nicht hin und erkläre, warum Prota X jetzt genauso reagiert. Es genügt, dass ich das weiß, um Prota X überzeugend zu schreiben.
                Da bin ich ja Froh es so zu tun Der Lead-Loremaster Davebones :o

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                  #23
                  Zitat von Davebones Beitrag anzeigen
                  Da bin ich ja Froh es so zu tun Der Lead-Loremaster Davebones :o
                  Bist du sicher, dass du das mit dem Hintergrund verstanden hast? Denn was Tolkien macht ist genau, dass er Dinge in den Vordergrund rückt, die irrelevant sind, nur weil er sie erzählen will. Wenn du dich also an ihm orientierst, kann da noch ne Menge zurechtgestutzt werden.
                  Poems are never finished.
                  Just abandoned.

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                    #24
                    Zitat von Ankh Beitrag anzeigen

                    Bist du sicher, dass du das mit dem Hintergrund verstanden hast? Denn was Tolkien macht ist genau, dass er Dinge in den Vordergrund rückt, die irrelevant sind, nur weil er sie erzählen will. Wenn du dich also an ihm orientierst, kann da noch ne Menge zurechtgestutzt werden.
                    So wie Tolkien habe ich es anfangs gemacht und suchte mir daraufhin probeleser. Brehb aus SWS, After Eight aus KSS und weitere. Sie zeigten mir sehr genau, welche infos für sie gerade "Sinnlos" sind und die entfernte ich. Öfter wurde sogar Vorschläge alÁ  "Füge diese Stelle am besten Hier ein" Es war eine gute überabreitung und auch gut für mich vereinbar. Mein "Hauptinspirator" ist Frank Herbert. Er hat für mich das Lore-Telling perfektioniert. Er ist für das Lore-Telling das, was Tolkien für Fantasy ist. Aber auch das war noch zu viel. Aktuell bin ich an einem Punkt der mir gefällt und dennoch viel weniger Lore-Abschnitte enthält. Aber gänzlich rausnehmen werde ich sie nicht. Ich will das Schreiben, was ich selber lesen würde

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                      #25
                      Zitat von Davebones
                      Das es klappt zeigen Tolkien. Herbert, Traviss.
                      Na ja ... Tolkien hatte eine ganz andere Intention. Ursprünglich ging es ihm (als Sprachwissenschaftler) um Sprachen. Darauf basierend erschuf er die Mythologie um Mittelerde. Der Hobbit war als Geschichte für Tolkiens eigene Kinder gedacht. Nach dem Erfolg des Buches, wollte der Verlag eine Fortsetzung, die ebenfalls als Kinderbuch gedacht war, doch dann eben als der Sechsteiler "Der Herr der Ringe" herauskam. Wenn man so will, waren "Der Hobbit" und "Der Herr der Ringe" nur Nebenprodukte. Gerade "Der Herr der Ringe" wird von vielen Literaturkritikern stilistisch ja geradezu als Verriss auseinandergenommen. An dieser Stelle profitiert Tolkien tatsächlich von seiner, bis ins kleinste Detail, ausgeklügelten Welt.

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                        #26
                        Ich hoffe, die meisten von uns schreiben die Bücher, die sie selbst gerne lesen würden.
                        Wenn man vom Schreiben leben möchte, muss man sich aber auch fragen, was die Massen heute lesen wollen. Dem Kultstatus geschuldete Erfolge der "alten Meister" mag ich hier nicht zählen. Möglicherweise kehrt ja eine allgemeine Trendwende ein, zurück gen Herberts und Tolkiens "Info-Dump"-Kunst, nachdem, zumindest im Medium Film, lange die MTV-Kurzzeitaufmerksamkeitsspanne kultiviert wurde .

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                          #27
                          Ich glaube nicht, dass sich der Trend zu Dingen hinwenden wird, die als nervig empfunden werden. Vielleicht zu mehr Lore, wenn es (kann mir mal jemand sagen, welches Genus dieses Wort eigentlich hat?) auf eine wenigernervige Art präsentiert wird. Ich mag z.B. Pratchetts völlig irrelevante Fußnoten, weil sie einfach saukomisch sind. Oder Moers' Aufzählungen, Mythenmetz'sche Abschweifungen und das Lexikon der erklärungsbedürftighen Wunder, Daseinsformen und Phänomene. Da wird Hintergrund in einen augenzwinkernden Rahmen verpackt; der Autor sagt praktisch "ja, Leser, das, was jetzt kommt ist vielleicht irrelevant, aber ich verspreche dir, dass wir zusammen Spaß haben werden." Zudem sind diese Aschweifungen innerhalb der Handlung begründet, ihre Existenz an sich im Text ist also - ganz trickreich - nicht irrelevant, sondern dient der Charakterentwicklung. Zum Teil ist auch ihr Inhalt relevant, aber das geht nur, wenn das wichtigste beachtet ist: Sie halten das Versprechen, amüsant zu sein. Kein Mensch würde 20 Lexikoneinträge lesen, wenn sie nicht lustig wären. Aber wenn der Leser den 21. Eintrag nicht liest, dann entgeht ihm dabei ein wichtiger Plotpunkt. Die Pflicht des Autors ist es also, sicherzustellen, dass der Leser die Lexikoneinträge lesen will, obwohl er weiß (oder glaubt), dass sie nur irrelevantes Beiwerk sind. Drauf zu hoffen, dass der Leser einfach auf Lore steht, reicht dafür aber bei weitem nicht (mehr) aus.
                          Poems are never finished.
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                          • Ankh
                            Ankh kommentierte
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                            "die Lore" gibts bei mir aber eher im Bergbau ...

                          • Davebones
                            Davebones kommentierte
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                            Das ist die Lore. Also "Lorä" Aber Lore ist eher "Lorr"

                          • Flori
                            Flori kommentierte
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                            folklore stammt von folk und lore

                          #28
                          Also ich finde, Lore ist wichtig, aber in der Geschichte sollte nur das erklärt werden, was man benötigt, um die Handlung nachzuvollziehen. Ich hasse es, wenn in Geschichten ellenlange Beschreibungen vorkommen, die eine Welt erklären und genauso hasse ich es, wenn unbekannte Begriffe fallen, die absolut nicht erklärt werden.

                          Für mich spielt sich der Großteil vom Worldbuilding im Hintergrund ab. In meiner Geschichte hat beispielsweise jedes Land unterschiedliche "Waren", die exportiert werden. Ein Land ist bekannt für den Schiffsbau, ein anderes ist sehr grün und hat viel Obst und Gemüse zu bieten und wieder ein anderes handelt mit Edelsteinen, weil die Vorkommen dort gewaltig sind. Diese Dinge finden aber keinen Platz in meiner Geschichte, weil es vornehmlich um Figuren und Handlung geht. Ich habe einen Kaiser, aber ich erwähne nicht seine Lebensgeschichte und wie er auf den Thron gekommen ist. Man erfährt vielleicht in einem Satz, was für eine Art Herrscher er ist und was die Leute von ihm denken (da er auch persönlich vorkommt), aber seine Vergangenheit bleibt im Hintergrund, obwohl diese durchaus interessant ist.

                          Neue Welten sind faszinierend für mich, aber wenn ich zu viel Infodump und zu wenig Handlung sehe, bekomme ich den Overkill. Es ist eine Kunst, seine Welt lebendig und interessant wirken zu lassen, ohne den eigentlichen Kern - Plot und Figuren - zu vernachlässigen. Ich glaube, die Leute, die sich wirklich intensiv mit der Lore beschäftigen, sind nur ein kleiner Teil der Leser. Die meisten möchten einfach mit einem Protagonisten mitfiebern und in eine Geschichte eintauchen, die sich nicht wie ein Wikipedia-Eintrag eines Landes liest, das sie nicht kennen.

                          Die richtige Balance ist wichtig. Man soll merken, dass der Autor sich wirklich mit seiner Welt auseinandergesetzt hat. Ich muss als Leser aber nicht jedes Detail haben. Ich muss nicht irgendwelche heimischen Tierrassen kennen oder wissen, welches Volk in welchem Land lebt und wer wen versklavt, wenn es für die Handlung nicht wichtig ist. Aber man merkt als Leser durchaus, wenn der Autor sein Universum gut ausgearbeitet hat. Viele Details zählen für mich zum "Hintergrundwissen", das man im Internet nachlesen kann, wenn man von einer bestimmten Geschchte einfach nicht genug bekommt. Für mich wird Lore erst interessant, wenn ich eine Geschichte wirklich toll fand.

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                            #29
                            Das problem am finden der Balance ist, dass jeder ne andere "Perfekte Balance" hat. Für mich hat Dune die perfekte Balance. Für andere Harry Potter und wieder andere nennen A Song of Ice and Fire.

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                              #30
                              @Bellisa: Genau, wobei man solche Details wie deine Handelswaren gut am Rande einbringen kann, dann sind es eben nicht einfach Smaragde, die eine Halskette zieren, sondern "iksüpsilianische Smaragde", die halt was besonderes sind weil viel größer als andere und deswegen den Neid aller Frauen im Saal auf sich ziehen blablubb und schon ist man wieder in der Handlung, und der Leser weiß ohne einen längeren Exkurs, dass es irgendwo ein Land namens Iksüpsilon gibt, das dicke Smaragde exportiert.
                              Poems are never finished.
                              Just abandoned.

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