Hintergrundgeschichte von gefühlt 99% aller Protagonisten: sie haben keine Familie. Unser Held steht mutterseelenallein auf weiter Flur, hat niemanden, der sich um ihn sorgt, und ist somit frei, auf die Heldenreise zu gehen:
Der Ermittler in einem Krimi ist entweder notorischer Single, oder geschieden und hat maximal ein Kind, zu dem er kaum Kontakt hat (Sam Spade: Single. Kurt Wallander: geschieden. Miss Marple: Single).
Bei jugendlichen Protas ist der/die Prota gerne verwaist, falls es noch Restfamilie gibt, dann mag sie Prota nicht. Oder Prota ist ein Scheidungskind, und das noch vorhandene, alleinerziehende Elternteil ist so überarbeitet, dass es Prota nicht als Hilfe zur Verfügung steht. (Harry Potter: Waise und ekelhafte Restfamilie. Bella Swan: Scheidungskind mit inkompetenten Eltern. Meggie Folchart: Mutter fraglich verstorben, Vater wird entführt. Sansa und Arya Stark: Eltern tot, Rest der Familie sucht nicht nach ihnen.)
Sci-Fi-Helden sind natürlich auch einsame Wölfe. (Perry Rhodan: Familie tot, auch, weil Perry so gut wie ewig lebt. Arthur Dent - falls er noch Familie hatte, ist sie nach der Zerstörung der Erde tot. Dr. Susan Calvin scheint weder Familie noch Freunde zu haben und lebt für ihre Arbeit.)
Es gibt natürlich das spezielle Genre der Familien-Sagas - die "Buddenbrocks" zum Beispiel. Wenn man davon aber weg geht, dann ist der Held aber meist familienlos bzw. die Familie unterstützt ihn nicht. Die seltenen Fälle, in denen das nicht zutrifft, stechen direkt heraus. Donna Leons Brunetti-Reihe fällt mir da ein - ein Komissar mir funktionierendem Familienleben ist eine Seltenheit.
Es hat Vorteile, wenn der Held keine Familie hat. Er ist freier in seinen Entscheidungen, kann gehen, wohin er will, und hängt auch nicht so sehr an seinem eigenen Leben. Den Plot kann man mit so einem Helden rascher vorantreiben als mit einem, der jeden Sonntagnachmittag Oma im Altersheim besucht. Aber ist es realistisch, dass so viele Helden keine Familie haben?
Haben Eure Protagonisten Familie?
Und wenn ja, spielt diese Familie in der Geschichte eine Rolle - oder sorgt Ihr dafür, dass die Familie so bald wie möglich aus dem Bild verschwindet?
Hat Euer Protagonist eine Familiengeschichte (Fluch, Vermächtnis, das geerbte Schloss), die ihn prägt?
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