Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Mittwochsfrage #64: Moralische Zeigefinger

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Mittwochsfrage #64: Moralische Zeigefinger

    Es ist leicht zu sagen, man hielte nichts von moralischen Zeigefingern.
    Ich halte nichts davon, übrigens. Moral ist vergänglich und wandelbar, nicht universell gültig. Deshalb schreibe ich nicht darüber.

    Figuren "leben" aber besser mit einer gewissen moralischen Stellungnahme, um den Erwartungen ihrer Innen- und Außenwelt begegnen, entsprechen oder widersprechen zu können. Konflikt, Konflikt, Konflikt.
    Man kommt an Moral (und Ethik als großen Bruder) nicht völlig vorbei. Oder doch?

    Meine eigenen Figuren besitzen eher eine ethische Grundprogrammierung und geraten in der Anwendung in moralische Dilemmata. Ich schlurfe in meinen Texten eher flach darüber hinweg, sammle einen Teil des Konfliktpotenzials aber auf. Es wäre schade, es einfach liegenzulassen.

    Schreibt Ihr bewusst über Moral oder verwendet Ihr es "nur" als Hintergrund oder Welten-Staffage?

    Welchen moralischen Kompass verleiht Ihr Euren Figuren?
    Wie viele Eurer eigenen Überzeugungen vertritt der Protagonist, der Antagonist, der Mitläufer?

    Wann muss der Autor über seine handelnden Figuren urteilen? Muss er? Und wie sollte das aussehen? Doch der Zeigefinger oder ein anderer?

    #2
    Ich finde dieses "Und die Moral von der Geschicht' ..." ziemlich blöd. Das passt in Märchen noch recht gut, die den Kindern Werte wie Ehrlichkeit und Geduld näherbringen sollen. Da erschlägt einen die Moral aber auch. Bei allen anderen Geschichten empfinde ich es seltsam, wenn damit eine Moral rübergebracht wird. Klar, wenn ich lange genug suche, finde ich in jeder Handlung eine Moral, aber ich will davon nicht erschlagen werden. Immerhin lese ich, um mich zu unterhalten. Nicht, um erzogen zu werden. Mit 33 bin ich einfach der Meinung, dass Hopfen und Malz bei mir verloren sind. Entsprechend baue ich meine Geschichte nicht so auf. Allerdings hat natürlich jede Figur ihre eigenen Wertevorstellungen. Auch dort gibt es Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit usw. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger ausgeprägt. Immerhin soll dabei ja ein Mensch herauskommen, kein Übergott. Bei meinen Protagonisten verwende ich dazu oft meine eigenen Überzeugungen. Schließlich sind das in der Regel die Guten und ich zähle mich zu den überwiegend Guten. Perfekt Gut gibt es nicht, würde mir auch niemand abkaufen. Bei den Statisten kann da schon weniger von meinen Überzeugungen vertreten sein, auf jeden Fall aber bei meinen Antagonisten in wichtigen Aspekten. Es soll ja zu Konflikten kommen.

    Ich denke, ich urteile schon bei der Erschaffung meiner Figuren über sie. Mein Dieb, der ständig meine Prota anbaggert, obwohl sie ganz offensichtlich nicht an ihm interessiert ist, ging mir schon auf die Nerven, bevor ich auch nur eine Szene über ihn geschrieben habe. Ich habe über seine Moral den Kopf geschüttelt. Trotzdem gehörte er eigentlich zu den Guten und ich mochte ihn. Das habe ich dem Leser jetzt aber nicht auf einem Silbertablett serviert. Er kann sich seine eigene Meinung über den Dieb bilden. Vielleicht gibt es welche, die sogar total traurig sein werden, wenn sie lesen, dass er stirbt und niemals seine Angebetete in die Arme schließen wird? Ich überlasse es ihnen selbst, eben weil ich den Zeigefinger nicht mag, und ich bin froh, wenn ich von anderen Autoren ebenso behandelt werde. Immerhin bewege ich mich in der Erwachsenenliteratur. Da kann man mir und allen anderen Lesern doch zutrauen, dass wir wissen, was richtig und was falsch ist.

    Kommentar


      #3
      Zitat von Earu Beitrag anzeigen
      Trotzdem gehörte er eigentlich zu den Guten und ich mochte ihn.
      Das finde ich einen spannenden Aspekt, weil ich auch meine, dass unmoralisch nicht mit böse gleichzusetzen ist. Und wie Du Earu erwarte ich vom Leser, dass er sich selbst ein Bild macht und entscheidet.
      Mein aktueller Prota, fraglos der Gute, handelt moralisch mehr als fragwürdig, während die Antagonisten, zumindest einzelne, ihre Taten mit einem subjektiven Heiligenschein versehen, den ich sogar selbst bis zu einem bestimmten Punkt nachvollziehen kann. Ich diskutiere das Thema aber nicht aus, denn bei meiner Geschichte geht es nicht um die Moral. Wenn ein Leser weiter darüber nachdenken will, dann halte ich ihn nicht ab, aber darum geht es mir nicht.

      Kommentar


        #4
        Bei meiner Geschichte geht es eher indirekt um Moral. Ich will keine vermitteln, sondern ich beschäftige mich damit, wie Leute mit unterschiedlichen moralischen Prinzipien damit umgehen, wenn der Kollege eben andere hat. Daher versuche ich auch, die eigentlichen Grundprinzipien neutral nebeneinander zu stellen. Ich will nix werten. Jeder hat seine eigenen Moralvorstellungen und seine Gründe dafür. Der (für mich) interessante Aspekt ist, wie die nebeneinander existieren können und sich beeinflussen. Wie kann man eine Gemeinschaft formen, wenn die Mitglieder sehr verschiedene Grenzen haben? Toleriert man die Vorstellungen der anderen, einigt man sich auf einen gemeinsamen Nenner, oder versucht man, die anderen zu bekehren? Und was verbindet letztlich die Gruppe miteinander bzw. grenzt sie ab von anderen?
        Poems are never finished.
        Just abandoned.

        Kommentar


          #5
          Moral ist etwas sehr subjektives. Klar, es gibt auch sowas wie eine kollektive Moral. Strafrecht kann Moral erzeugen, aber ob sie deckungsgleich mit dem eigenen Moralempfinden ist? Vermutlich nicht immer.
          Da die Moral etwas subjektives ist, lass ich meinen moralischen Zeigefinger unten. Ich will niemanden damit pisacken, sondern eine Geschichte erzählen. Meine Werte, Weltanschauungen färben vermutlich auf den einen Prota (S) ab, auf den anderen (J) nur bedingt. Bei J nutze ich allerdings andere Figuren, um mein Moralverständnis durchblicken zu lassen und somit spiegle ich dem Leser Js Verhalten als bspw. fragwürdig. Ohne zu sagen: Aber ...! Auf die Moral muss wohl jeder Leser selbst kommen. Ich lege Indizien.
          Moral ist im Grunde das Ergebnis der Geschichte/Entwicklung der Figur. Meine Figuren erschaffe ich mit ihrer Geburt und schaue einfach, welche Ereignisse sie formten und was die Konsequnz daraus für sie ist. Sog. "unmoralische" Charaktere gibt es für mich im Grunde nicht. Sie sind das Ergebnis ihrer Erfahrungen und ihrer Entwicklung und dienen der Geschichte. In ihrem Handeln innerhalb der Geschichte erklären sie sich, durch andere Figuren reflektieren sie sich, so dass für den Leser hoffentlich keine Fragen offen bleiben. Offene Fragen in Form von: Hä?! Wieso macht der das?! Wieso ist der so?!
          Wenn alles beantwortet ist, ist vielleicht auch die Moralfrage geklärt.
          Nein das war ich nicht.
          Ach so, das!
          Ja, das war ich.

          Kontakt: administrator@wortkompass.de

          Kommentar


            #6
            Ja, ich schreibe über Moral.

            Aber genauso wie alles, was den Inhalt (Sexismus, Political Correctness …), aber auch was die Erzähltechnik (Stilmittel, Infodump) betrifft – sozusagen der gesamte Roman –, sollte nicht Eitelkeit oder persönlichen Befriedigung des Autors geschehen. (Schubladenromane sind mir egal, es geht um Stoffe, die veröffentlich werden sollen.)

            Der Leser will unterhalten werden, nicht geläutert. Es ist die Figur, die sich mit der Moral und den Werten auseinandersetzen soll. Dennoch darf der Leser mit ihr sinnieren(gern auch gegen sie); ich fordere so etwas auch gern heraus. Ich finde es gut, wenn der Leser die Handlungen meiner Figuren "moralisch" hinterfragt. Und wenn der Leser dann daraus etwas für sich mitnimmt, noch besser.

            Kommentar


            • Dodo
              Dodo kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Aber ist Dein Schreibanlass oder die Prämisse primär die Moral, mit der sich Deine Figur haupt- oder nebensächlich auseinandersetzt?
              Oder gehört es einfach zu einer vollständigen Figur oder Geschichte dazu?

            • Victoria
              Victoria kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Beides.

              Jede Figur hat Ideale. Und das ist auch gut so, da sie etwas hat, worum sie kämpfen kann. Und etwas, was ihr beim Kampf für etwas andere im Weg stehen kann. Oder im Widerspruch mit einem anderen Ziel (oder Figur!) steht.

              Dann gehört die Moral auch zur Welt. Die Gesellschaft hat auch ihre eigenen Vorstellungen von gut und schlecht. Und meine übergeordnete Prämisse in jedem Roman (über der Plot-Prämisse) ist: "Was ist gut und was ist böse?" und zwar nicht (nur), was man als Leser als gut oder schlecht erachtet, sondern (auch) was denn die Definition von dem vermeintlichen "gut und böse" ist.


              Beispiel aus meinem Roman:

              Meine "Helden" jagen im ersten Kapitel die Terroristen in die Luft. Es ist so geschrieben, dass man möchte, dass die Protagonistin Erfolg bei ihrer Mission hat.

              Eine Leserin hat mir gestanden, wenn sie es zum zweiten Mal lesen würde, würde sie gar nicht mehr auf der Seite der Prota stehen. Denn diese Ökoterroristen setzen sich gegen den Walfang ein, und meine Perspektivfiguren wurden von einem "bösen" Staat beauftragt, diese Aktivisten abzumurksen. Meinen Helden geht es tatsächlich nur um Geld. Sie brauchen es, um zu überleben. Was mit anderen geschieht, ist denen egal.

              Viel später (hast du noch nicht gelesen) gibt es Szenen, die die psychischen Folgen von dem zeigen, was zu Anfang als "cool" dargestellt wird (nicht nur bei Ys, sondern auch bei Ts Geschichte). Denn ich erachte es als realistisch, alle Seiten zu beleuchten, auch wenn ich eine Schmonzette mit heißen Kerlen in Uniform und mit langen männlichen Gewehren schreibe.

              Ich versuche, die Inhalte ohne offensichtliche Bewertung darzustellen (ganz ohne geht wohl nicht – schon dadurch, dass ich etwas erwähne, ist es ja eine Bewertung von meiner Seite). Ich möchte es dem Leser überlassen, was er damit macht. Und wenn er nur heiße Männer anschmachten will, dann soll es so sein.
              Zuletzt geändert von Victoria; 30.05.2018, 12:29.

            #7
            Was ist ein moralischer Zeigefinger? Manchmal habe ich das Gefühl, da wird zu früh gequakt. Ich halte die Behauptung "Es ist nur Unterhaltung" für eine Ausrede von Autoren.

            Kommentar


            • Dodo
              Dodo kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Ich würde sagen, der moralische Zeigefinger schreibt dem Leser Werte und Lebensempfehlungen vor. „So und nicht anders. Mach es wie Figur a. Sonst scheiterst Du wie Figur x“.

            • Milch
              Milch kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Wenn man es so betrachtet, will ich auch keinen moralischen Zeigefinger.
              Wenn es aber heißt, der Autor macht auf ein Problem aufmerksam, dann fände ich es schon gut.

            #8
            Ich denke, jeder von uns wird unbewusst die eigene Moral in seine Geschichten einfließen lassen. Die Figur, die man selbst als "den Guten" ansieht, spiegelt immer die eigenen Moralvorstellungen wieder, zumindest zum Teil. Man kann diese Figuer bewußt mit ganz vielen Fehlern ausstatten, um sie kantiger und interessanter zu machen, aber letztlich hat sie einen Aspekt, der in den eigenen Moralvorstellungen gut ist.

            Mal so als Beispiel: Severus Snape ist eindeutig keine "gute Person", nicht nur aufgrund seiner Vergangenheit, sondern auch aufgrund der Art, wie er sich im Alltag benimmt. Trotzdem ist er einer der "Guten" in der Serie, weil er loyal und mutig ist. Das sind Eigenschaften, die Rowling schätzt (lt. einem Interview) und die ihrer Meinung nach moralisch gut sind, und ich finde, das merkt man beim Lesen
            Oder, zweites Beispiel: Jack Taylor aus den Detetivromanen von Ken Bruen: er trinkt und nimmt Drogen, ist eine auf der ganzen Linie gescheiterte Existenz, verprellt immer wieder Freunde, wird manchmal unnötig gewalttätig - aber er reißt sich immer wieder zusammen und versucht es zumindest, das Richtige zu tun (auch wenn er scheitert). Das ist der Punkt, der ihn moralisch zum "Guten" macht.

            In beiden genannten Beispielen stört es mich nicht besonders, weil die hier dargestellte Moral eine ist, die sich mit meiner deckt. Der moralische Zeigefinger in einem Buch stört mich nur dann, wenn die dargestellte Moral nicht meine ist. Als Beispiel fallen mir hier ein paar Bücher von Erich Kästner ein, gerade die Kinderbücher, die einfach eine Moral darstellen, die ich übertrieben und veraltet finde (wenn auch nicht grundsätzlich schlecht), und die in meinen Augen belehrend wirken. Oder ein paar Kindergeschichten, auf die ich neulich gestoßen bin - eigentlich ganz nett, aber in jeder Geschichte muss die moralische Keule geschwungen werden, dass Veganismus die einzig wahre Lebensform sei. Neulich bin ich sogar auf eine Ausschreibung gestoßen (Märchen für Kinder), bei der man zusätzlich zu der Geschichte einen Kommentar einreichen soll, was die Moral der Geschichte ist. Das wäre für mich kein Lesestoff, auch als Kind hätte ich das nicht gemocht.

            Ich selbst schreibe nicht bewusst "mit Moral", aber wie oben geschildert glaube ich, dass man unbewusst immer Teile der eigenen Moralvorstellungen in seine Texte einbaut. Es wäre wahrscheinlich eine krasse Herausforderung (wenn nicht gar unmöglich), eine Geschichte zu schreiben, in der der gute Prota eine Figur ist, die man selbst als moralisch abgrundtief verachtenswert einstufen würde.
            Always avoid alliteration.

            Kommentar


              #9
              Ich bin ein Mensch, der sich viele Gedanken um Themen der Ethik und Moral macht, auch über theoretische Konzepte dahinter. Ich halte es für unmöglich, seine Moralvorstellungen nicht in das, was man schreibt einfließen zu lassen, denn wir bewerten ständig, was wir sehen, hören und lesen. Also auch das Verhalten unserer Figuren.
              Das heißt aber nicht, dass diese Moralvorstellungen zwingend sichtbar oder explizit sein müssen. Ich halte überhaupt nichts von Büchern, die mir irgendeine Moral eintrichtern oder mich auf irgendeine Art und Weise läutern wollen. Auch nicht, wenn ich mit der Ansicht des Autors übereinstimme.
              Ich selbst betrachte in meinen Geschichten schon des Öfteren moralische Dilemmata oder behandle Themen, die einer sich moralischen Bewertung kaum entziehen können. Ich versuche aber, dem Leser dabei kein Bild aufzudrücken, sondern die Dinge von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Meine Figuren haben zu bestimmten Dingen verschiedene Ansichten, streiten darüber, ohne, dass am Ende eine zwingend Recht bekommt. Ich schreibe gern über Dilemmata, denn ich bin jemand, der oft selbst keine einfachen Antworten für sich selbst darauf findet. Umso interessanter ist es, meine Figuren in dieser Hinsicht gegeneinander antreten zu lassen. Ich gebe Absichtlich keine endgültige Antwort. Bei mir bleibt oft vieles offen. Der Leser soll selbst bewerten, selbst darüber nachdenken, was er in dieser Situation tun oder fühlen würde. Übertreiben darf man es natürlich auch nicht. Ich schreibe kein philosophiebuch, sondern Unterhaltung. Ganz ohne komme ich jedoch nie aus. Das ist aber bloß meine Art, mit solchen Dingen umzugehen.
              Ich halte es auch für möglich, gar nicht auf moralische Fragen einzugehen. Aber das heißt nicht, dass nicht trotzdem irgendwo die eigenen Moralvorstellungen im Werk verborgen liegen. Selbst in einem stumpfen Gewaltporno steckt ein Stück unserer Moral oder der Moral des Autors. Sie ist vielleicht nicht explizit, aber unseren Moralvorstellungen können wir uns - meiner Ansicht nach - nicht entziehen.

              PS: Manchmal lese ich Bücher über Killer, die halt aus Grund XY töten müssen und deswegen braucht sich der Leser da keine Gedanken zu machen. Ist alles ethisch vertretbar.
              Das kann gut funktionieren, wenn der Grund vernünftig ausgearbeitet ist, die persönliche Entwicklung dahinter klar ist und das Setting tatsächlich darauf ausgerichtet ist. Aber gelegentlich ist es das nicht und das, was am Ende rauskommt ist bloß "Töten ist vertretbar, solange der Protagonist es tut!" oder der Klassiker von der Protagonistin, die zehn Wachen abschlachtet, um in den Palast der bösen Herrscherin zu gelangen, nur um dann auf ihr "Töte mich, oder ich töte deine Familie" mit "Nein! Denn ich löse meine Probleme nicht mit Gewalt!!!!" zu antworten. In der Hinsicht bin ich der Meinung, man sollte sich schon ein bisschen Gedanken über die Moral machen, die man vermittelt. Wenigstens mal nachdenken, ob sie Sinn macht und nicht bloß für jeden dummen Twist, der einem so in den Sinn kommt, eine kurze, simple und allerhöchstens vermeintliche moralische Rechtfertigung hinklatschen. Aber das betrifft wohl eher die Stringenz des Moralkonzepts, als die Moral als solche (Obwohl ich es auch nicht unbedenklich finde, simple Antworten auf komplexe Themen zu geben, aber da vertraue ich auf den Leser ...)

              Kommentar


              • Dodo
                Dodo kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Ich kann mich dem einfach nur anschließen.

              • Ena
                Ena kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Oh man, der letzte Punkt! Diese Geschichten machen mich wahnsinnig, weil es so verdammt unlogisch ist. Als hätten zwei völlig verschiedene Schreiber daran gearbeitet. Deswegen freue ich mich über jeden Actionheld, der nach dem Massaker dann auch den Endboss umnietet, statt rumzuheulen.

                Einzig und allein bei manchen Batman-Versionen finde ich das prima (und vergleichbaren Figuren): tut so als wäre er total der Pazifist, aber wenn man ihn beobachtet sieht man, dass sein einziges Prinzip ist, den Tod der Leute, die er verprügelt oder anderwertig bekämpft, nur nicht aktiv herbei führt (er erschießt sie nicht oder schneidet ihnen nicht die Kehle auf) aber passiv hinnimmt ("wenn er hiernach wegen Hirntrauma stirbt ist das nicht mein Problem").

              #10
              Ich denke gerne darüber nach, was meine Geschichte vermittelt, aber meist erst, wenn ich mit der ersten oder zweiten Rohfassung durch bin.

              Wir Menschen lernen nie aus, und die Medien, die wir konsumieren, beeinflussen uns auf sowohl einer bewussten als auch einer unbewussten Ebene. Darum ist es mir tatsächlich wichtig, vor allem positives Verhalten auch zu zeigen, und mich von problematischen Tropes fernzuhalten. Nicht um den moralischen Zeigefinger zu schwenken - auf den hört eh niemand - sondern um im kleinst möglichen etwas Gutes mitzugeben.

              Beispielsweise dürfen meine männlichen Figuren Emotionen zeigen (wenn sie wollen) und werden nicht als total tough und männlich dargestellt wenn sie alles in sich rein fressen. Meine LGBT Figuren werden kommentarlos als solche akzeptiert, und die Haut meiner weißen Charaktere wird genauso beschrieben wie die der nicht-weißen.
              Oder ich schreibe beispielsweise keine sich hassenden, immer zankenden Eheleute(wenn es nicht notwendig für den Plot ist), weil ich dieses Trope und die moralischen Vorstellungen dahinter (Ehe ist das Ende der Freiheit, die Männer warten nur darauf zu cheaten, die Frauen werden zu Kontrollfreaks, und generell macht man sich ständig lustig über den andeen) einfach scheiße finde und das nicht weiter unterstützen möchte.
              Usw.

              Der Plot selbst ist meistens nicht sehr Moral-Bezogen. Klar haben die Figuren mit ihren eigenen Prinzipien zu kämpfen, aber das müssen nicht meine eigenen sein. Obwohl die trotzdem immer wieder ihren Weg zu meinen Protagonisten finden - aber wahrscheinlich weniger, weil es meine moralischen Vorstellungen sind, sondern eher weil ich gerne mit diesen spiele. Die Antworten, die die Figuren finden, sind aber bisher nie eindeutig gewesen.

              Also kein moralischer Zeigefinger, nein, aber ein gewisses (Wunsch)Weltbild im Kleinen vermittle ich schon.

              Kommentar


                #11
                Ich denke Moral ist ein sehr wichtiges Thema in meinen Geschichten. Bei mir geht es immer um Schwarz und Weiß, Gut und Böse, aber zentral ist dabei meist, dass es Graustufen gibt. Ich habe oft Figuren, die nahezu absolut gut sind und finde das auch gut, wichtig und nicht so weltfremd, wie es oft behauptet wird (und wenn es so weltfremd wäre, fände ich es umso wichtiger). Mit absolut gut meine ich nicht perfekt, sondern eben immer mit guten Absichten. Allerdings habe ich nie absolut böse Figuren. Ein sehr wichtiges Thema ist bei mir fast immer, warum aus guten Menschen schlechte werden.
                Wichtig finde ich, dass die Figuren lebendig sind. Und die Figuren und ihre Zusammenstellung mit der Welt stimmig ist.
                New posts every Monday, Wednesday, Friday and Sunday:
                https://catholifire.wordpress.com/
                Holiness within your reach

                Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matthäus 28,20)

                Kommentar

                Lädt...
                X
                Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung