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Wie plottet man?

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    #16
    Der Antagonist ist ja normalerweise von Anfang an aktiv, soll er dann in der Mitte plötzlich passiv werden?
    Nein, nein. Der Wendepunkt ist nicht der Übergang von aktiv und passiv, sondern von aktiv und reaktiv. Großer unterschied. Also ja, dein Antagonist ist am Anfang passiv und wird dann durch den aktiver werdenden Protagonisten in die Enge getrieben, so dass er gezwungen ist, auf die Aktionen des Protagonisten zu reagieren.

    Eigentlich ist doch nur das Ende anders, oder? Beim letzten Wendepunkt, wo es um alles oder nichts geht, schafft das Prota es nicht.
    Kommt darauf an. Man muss das ganze theoretisch auch Spiegelverkehrt aufbauen. An den Stellen, an denen in der "normalen" Variante Fortschritte gemacht werden (zum Beispiel dem Wendepunkt), macht der Protagonist bei einer Tragödie Rückschritte, da wo der Protagonist in der normalen Variante zurück geworfen wird (Pinch Points), scheint der Protagonist noch mal Fortschritte zu machen.

    Ich habe mal mit meinem Schreibbuddy Stannis Baratheons Handlungsbogen analysiert, denn der ist ja ein klassisch tragischer Charakter:

    Hook: Stannis ist zwar nicht beliebt, aber alle sind sich einig, dass er ein kompetenter Verwalter, ein fähiger Soldat und Kommandant und ein all-around ehrenhafter, gerechter Mensch ist. Dummerweise wird er auch seit Jahrzehnten um die Dinge betrogen, die ihm eigentlich zustehen. Zuneigung und Anerkennung, aber insbesondere der Familiensitz Storm's End und dann aktuell der eiserne Thron.
    PlotTurn1: Renly fällt Stannis in den Rücken und Stannis ermordert ihn dafür. Stannis stellt hier zum ersten Mal sein Ziel über die Menschen die er liebt. Interessanterweise nicht aus Machthunger, sondern weil er es für seine Pflicht hält. Er ist der König und dafür verantwortlich den Krieg zu beenden, der Westeros zerreist und das geht nur vom eisernen Thron aus.
    Pinch1: Stannis hört auf Davos Warnung und nimmt Melisandre nicht mit zur Blackwater Bay Schlacht. Da sein character-arc abwärts geht ist das outcome dieser eigentlich guten Entscheidung negativ. Er wird vernichtend geschlagen.
    Mid-Point: Er steht vor der Entscheidung: Aufgeben oder auf Melisandre hören und zu noch drastischeren Mitteln greifen. Er entscheidet sich (Von Reaktion zu Aktion) ganz bewusst (diese Schatten-Baby-Sache gegen Renly hat ja Melisandre mehr oder weniger ohne sein Zutun durchgezogen) dafür, Gendry (bzw. Edric Storm) zu verbrennen.
    Pinch2: Es schaut ganz so aus, als wäre Stannis im Herzen immer noch ein anständiger Mann. Er rettet den Norden vor den Wildlingen, er behandelt Die Nachtwache und Jon Snow sehr respektvoll, gibt eine Menge vernünftiger Ratschläge, kümmert sich rührend um seine Tochter und stellt mehrmals Melisandre in Frage.
    Plot-Turn2: Es sieht richtig übel aus und Melisandre übt Druck aus. Stannis muss auf dem eisernen Thron sitzen, sonst geht die Welt unter, aber dafür muss er seine Tochter opfern. Stannis tut es. Er opfert den Menschen, den er am meisten liebt. Auch hier wieder: es geht gar nicht um Macht oder Ehrgeiz. Stannis glaubt, er hat die Pflicht die Menschen vor der langen Nacht zu beschützen. Shireen ist der Point-of-no-return (also das Gegenteil zum "letzten Puzzelstück zum Sieg" bei einem positiven Arc). Stannis hat Shireen wirklich geliebt (die Serie hat sicher gestellt, das wir das wissen). Mit dem Befehl, sie zu verbrennen hat Stannis sich selbst zerstört. Nach dieser Aktion wird er niemals, niemals wieder glücklich sein, egal was noch passiert.
    Klimax: Wird meiner Meinung nach der Moment sein, in dem Melisandre erkennt, dass Jon und nicht Stannis der Auserwählte ist und ihn fallen lässt, wie eine heiße Kartoffel. Der Moment, in dem Stannis feststellt, das er alles was ihm etwas bedeutet hat (namentlich: Renly, Shireen, Edric (im Buch hat er ihn ja praktisch groß gezogen) , Davos (?) nicht namentlich: Ehre und Anstand) geopfert hat und alles umsonst war, alles nur ein großer Irrtum, wird - gelinde gesagt - tragisch. (Anmerkung: Damals war die fünft Staffel noch nicht vorbei.)
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    Ich glaube Stannis Entwicklung charakterisiert ganz gut, dass es eben kein "normaler" Bogen ist, nur das er am Ende scheitert. Er entwickelt sich quasi auf das Scheitern zu und nähert sich mit jedem Plot-Punkt dem Abgrund ein bisschen mehr, wohin gegen sich ein normaler Charakter mit jedem Plot-Punkt zu dem Punkt hin entwickelt, an dem er in der Lage ist zu siegen.

    Richtig gut ist übrigens auch dies dreiteilige Artikelserie:
    http://www.helpingwritersbecomeautho...aracter-arc-1/

    Da steht eigentlich alles drin, was man wissen muss.

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      #17
      Lyr wird gerebooted!

      Ich weiß, wie man die Geschichte plottet. Aber wie plottet man Szenen? Wie plottet man überhaupt alles, nach der Geschichte? Wie arbeitet man an einem manuskript? Angefangen hat es bei mir mit "Ich leg mal los!". Ich schrieb und schrieb. Zack Feddig: Müll. Wie arbeitet man also besser an einem Manuskript? Was muss eine Szene bieten?

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        #18
        Bevor du einzelne Szenen plottest, solltest du das grobe Gerüst haben. Deinen Pitch hast du ja schon, wenn ich das richtig mitbekommen habe, d.h. als nächstes würde ich mir eine der unzählichen Plot-Strukturen aussuchen und mit deren Hilfe die wichtigsten Punkte definieren. Hast du das, kannst du dich langsam runterarbeiten. Bei mir ist das z.B., dass ich ein paar Stichpunkte sammel, wie es von Plotpunkt A nach B geht, dass dann feiner definiere und erste Kapitel rausarbeite, um dem ganzen eine Struktur zu geben. Erst dann fang ich mit den Szenen an.

        Ansonsten schau mal in dieses Thema, da haben viele Leute ihre eignen Erfahrungen und Vorgehen geschildert.
        »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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