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Wie plottet man?

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    Wie plottet man?

    Ein total einfaches Thema

    Lyr 1 ist völlig durch Discovery-Writng entstanden bzw entsteht aktuell noch. Mir wurde daraufhin Empfohlen es mit Plotten zu probieren. nur habe ich in meinem gesamten Leben noch nie geplottet. hier mal ne große Story-Zusammenfassung, das war es dann auch schon. Jetzt würde ich gerne mal Plotten versuchen. Und brauche dafür am besten ne Schritt für Schritt Anleitung! Wie plottet ihr? Was braucht man dafür? Was macht man genau?

    #2
    Hilft dir das hier erst mal weiter: http://vickieunddaswort.de/sonderaufgabe-plotting
    Bin noch arbeiten.
    Zuletzt geändert von Victoria; 10.11.2016, 17:36.

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      #3
      Let the fight begin

      Ich glaube, jeder plottet anders.

      Persönlich habe ich immer bereits eine grobe Handlung im Kopf. Also, wirklich grob, sowas wie "Charakter steht mit Teddybär in der Hand an einem Anschlagsort". Diese führe ich dann grob weiter aus im Kopf, bis ich weiß, wie viele Hauptcharaktere ich brauche und was für ein Geschlecht die haben. Und welches Setting ich habe.

      Dann widme ich mich erst einmal den Charakteren. Diese sind bei mir zwar gut ausgearbeitet aber nicht extremst o.ä.

      Ab hier kommen Papier und Stift zum Einsatz, da ich alles (!) auf Papier plotte.

      Dann setze ich mich hin und plotte die groben Kapitel. Wirklich nur anreißen, was passiert. Dann habe ich bereits meinen roten Faden und meine grobe Handlung.

      Dann setze ich mich hin mit Kapitel 1 und plotte jede einzelne Szene. Und zwar ganz genau. Im Schnitt kann man sagen, das ein Stichpunkt beim groben Kapitel eine Szene ist (mind.) und jede Szene im Schnitt 7 Stichpunkte/Sätze hat. (Angaben ohne Gewähr, ich hab auch Szenen mit 3 Stichpunkten und welche mit ca. 20). Und das dann mit allen Kapiteln.

      Damit habe ich eine detaillierte Haupthandlung.

      Dann überprüfe ich, welche Charaktere ich noch brauche. Und erst JETZT erstelle ich für jeden Charakter einen Charakterbogen. Keinen ausführlichen wie man sie oft sieht, da ich bei Charakteren nur die Grunddaten benötige.

      Dann erstelle ich eine Map, wer wie mit wem verbunden ist (vorher und nachher) und bei Bittersweet brauchte ich einen Zeitstrahl für 3 Personen, was sie wann gemacht haben etc.

      Danach setze ich mich erneut an den Plot. Welche Nebenhandlung wird automatisch durch den Hauptplot angeschnitten? Davon wird eine, max. zwei noch sehr gut ausgearbeitet und eingefügt. Dennoch bekommt jede wichtigere Figur ihre kleine Nebenhandlung, wenn vielleicht auch nur 10 Sätze lang.

      Damit habe ich einen detaillierten Plot. Dieser wird noch einmal durchgeschaut ob noch was benötigt wird.

      Danach betreibe ich Recherche. Bei Bittersweet war es über Bomben, amerikanische Polizeiausbildung, Jugendgesetze, welche Ziele wie am besten sind für Anschläge und auch einiges was Atomkraftwerke betrifft. Dann recherchiere ich noch einmal, ob die NAMEN der Charaktere grob in die Zeit passen. Ein "Robert" aus den 50ern ist logischer als ein "Apple Michael North" - der Name muss zur Zeit passen und auch, auf den Hintergrund der ELTERN. Denn diese suchen den Namen aus.

      Nach dieser Recherche habe ich eine Stadtkarte angefertigt mit den Anschlagszielen und auch, wie viele Menschen sterben/verletzt sind. Dann habe ich die Hinweise erstellt und weiter Recherche betrieben, wenn die Hinweise detaillierter waren.

      Dann die Rohfassung schreiben.

      Und nachdem die erste richtige Fassung von den Betalesern zurück ist, die Plotholes ausmerzen und alle anderen Dinge ausmerzen am Plot, die man übersehen hat. Ggf. auch nochmal einiges umplotten.


      So mache ich es zumindest. Das sind die Schritte, die immer gemacht werden, machmal wird es noch etwas ausführlicher. Ich hoffe, ich konnte dir helfen

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        #4
        Das macht jeder anders. Sehr weit verbreitet ist die Schneeflockenmethode. (einfach mal bei Google eingeben)
        Im Prinzip beginnt man mit einer Grundidee, dem zentralen Konflikt. Hierzu schreibst du einen Schlüsselsatz, eine Schlagzeile, eine Logline oder wie auch immer du es nennen möchtest. Im nächsten Schritt verfeinerst du diesen Satz und machst einen ganzen Absatz daraus usw. (ganz vereinfacht ausgedrückt)

        Bsp.:

        - Schizophrener Vater will das Sorgerecht für seine Tochter zurück.

        - Hermann Wilhelm ist 42, Agraringenieur und bis vor kurzem war er mit seinem Leben vollauf zufrieden. Dann fingen sie an, ihn zu quälen. Diese Stimmen, die immer zwischen ein und drei Uhr nachts aus der Wand zu kommen schienen. Er begann zu trinken und Medikamente zu konsumieren. Er wurde aggressiv und wankelmütig. Seine Frau verließ ihn, nahm das Kind mit und ein psychiatrisches Gutachten verwehrt ihm den Umgang mit seiner achtjährigen Tochter. Wilhelm flippt aus und kommt in die Geschlossene.
        Die einzige Person, die ihm helfen möchte, ist seine Sozialbetreuerin Sabine. Doch ahnt Wilhelm nicht, was ihre wahren Beweggründe sind.

        - Dann noch detailliert etc.


        Schlussendlich kommt es auf jeden selbst an, wie viele Details er/sie benötigt. Manchen reichen ein paar Markierungen, bis zum Ziel (das muss aber definitiv da sein). Andere benötigen jeden Krümel im Vorfeld.


        Viel Spaß und Erfolg!

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          #5
          Also der Prozess ist glaube ich sehr individuell und die meisten Autoren brauchen einige Jahre und Projekte, bis sie die "perfekte" Methode für sich gefunden haben.

          Schritt für Schritt ist auch gar nicht so einfach, weil das ganze ein organischer Prozess ist. Es ist völlig normal, dass man im Laufe der Planung noch mal Schritte zurück geht und Dinge anpasst, aber ich versuche es trotzdem mal.

          Schritt 1: Thema, Botschaft, Prämisse. Das ist quasi die Fokuslinse für alles andere. Finde heraus, was du sagen willst. Es sollte etwas sein, dass dir auch tatsächlich am Herzen liegt. Plot und Figuren werden auf diese Prämisse hin ausgerichtet.

          Schritt 2: Hauptfiguren. Deine Hauptfiguren sollten sich entwickeln und zwar so, dass ihre Entwicklung deine Prämisse unterstreicht. Deine Botschaft ist die "Lektion", die deine Figuren im Laufe ihrer Entwicklung lernen müssen. Sagen wir deine Message ist "Im Team ist man Stärker als alleine." Dann brauchst du einen Hauptfigur, die zu Beginn ein selbstsüchtiger Einzelgänger ist und im Laufe der Geschichte zum Teamplayer wird. Der Antagonist ist übrigens der Spiegel. Er startet am selben Punkt wie dein Protagonist, entwickelt sich aber in die falsche Richtung. So "beweist" du quasi deine Prämisse. Protagonist lernt Teamwork und gewinnt, Antagonist bleibt Einzelgänger und verliert.

          Schritt 3: Struktur. Such dir eine Struktur, die dir gefällt. Ich habe dir ja einige verlinkt und es gibt zahllose mehr, die sich jedoch nur in Details unterscheiden. Ich habe mir mittlerweile selbst eine Excel-Tabelle erstellt, die eine Fusion aus verschiedenen Struktur-Modellen darstellt. Wenn du willst, kann ich dir die zukommen lassen.
          Aber egal, für welche du dich entscheidest, die Vorgehensweise ist gleich. Lege eine Tabelle an (Excel oder per Hand) und dann fügst du dort alles ein, was du schon über deine Geschichte weißt. Oft hat man schon eine ungefähre Vorstellung um ersten Plot Punkt (weil der oft im Konzept enthalten ist) und vom Ende. Dann geht's ans eingemachte: Du brainstormst so lange, bist du genügend Idee zusammen hast, um die Tabelle komplett auszufüllen und zwar für Hauptplot und Subplots.

          Schritt 4: Plot. Diese Struktur ist das Gerüst für alles weitere. Du nimmst dir nun jeden Punkt einzeln vor und machst aus der Kurzen Zusammenfassung mehrere Sätze.
          Aus "Fred und Gregor kämpfen. Gregor stirbt." wird dann So etwas wie: "Fred verfolgt Gregor in die Kirche. Sie liefern sich ein Wettrennen den Kirchturm hinauf. Auf der Spitze kommt es zum Kampf. Gregor ist überlegen und bricht Fred die Hand, doch dann rutscht er aus und Fred kann ihm vom Turm werfen."
          So gehst du alles Punkte für alle Plots durch. Dann fängst du noch mal von vorne an und machst aus den paar Sätzen einen längeren Absatz, auch hier wieder alles einmal durch. Nimm dir für diese Phase ruhig Zeit. Schreib nicht das erste beste, sondern brainstorme verschiedene Möglichkeiten. Halte dabei die Augen offen nach möglichen Komplikationen, Hürden und Konflikten, die du einbauen kannst und überlege dir, an welchen Stellen du Subplots und Hauptplot verbinden kannst.

          Schritt 5: Die Szenenliste. Nimm deine Übersicht und ordne den Sätzen Szenen zu. Szene 1: Fred verfolgt Gregor in die Kirche, Szene 2: Wettrennen den Turm hinauf Szene 3: Kampf zwischen Fred und Gregor. Achte darauf, dass alle Szenen einen eigenen Mini-Handlungsbogen haben. Mehr dazu hier.
          Versuche das ganze irgendwie übersichtlich zu halten. Es gibt Programm, die es dir einfach machen. Scrivener ist toll, aber ywrite ist fast genau so gut und komplett kostenlos.

          Schritt 6: Überprüfe nun noch einmal anhand deiner Strukturtabelle, ob die Struktur noch stimmt. Bei der Detailarbeit kann man die nämlich leicht aus den Augen verlieren.

          Schritt 7: Jetzt kann es los gehen.



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            #6
            Also was ich tue, wird wohl die ernsthalften Plotter den Kopf gegen die Wand hauen lassen. Es ist eher so eine Art Anti-Plotten aber jeder muss seine Methode finden, also verrat ich dir einfach mal meine:

            Ich habe Szenen im Kopf. Inzwischen oft mit vorhandenen, gut ausgearbeiteten Figuren, aber das muss nicht immer so sein. Diese Szenen schreibe ich nieder.
            Dann überlege ich, wie es zu dieser Situation gekommen ist, und was danach passieren könnte. Wenn ich mehere Szenen habe, dann überlege ich, wie sie zsammenhängen, was passiert, damit die Handlung von einer zur anderen kommt. manchmal kommen auch neue Szenen dazu, bei denen ich das Gefühl habe, sie gehören in die eine oder andere Geschichte, die schreib ich dann auch auf und flechte sie ein. Oder ich finde in meinem Fundus nicht zugeordneter Szenen welche, die reinpassen
            Dieses Spiel mit "was führt dazu? was passiert danach? Wie würden die beteiligten Charaaktere darauf reagieren?" treibe ich weiter, oft, indem ich an kritischen Stellen einsetze und einfach mal drauflosschreibe und schaue, was passiert. Meine Figuren sind da sehr eigenwillig, das ist schlecht vorhersehbar, was sie tun, wenn ich nicht mitten in der Szene mit ihnen bin.
            Dann mache ich mir lange, lange Gedanken über die psychologischen und philosophischen Hintergründe der Handlung. Warum handeln die Protas so? Was bewirkt das bei ihnen? Welche Entwicklung machen sie durch? Welche Erkenntnisse erlangen sie, und wie wirkt sich das auf ihr weiteres Leben aus? Das ist zu einem nicht geringen Teil auch ein Hinterfragen meiner eigenen Lebenseinstellung, aber ich lasse jedem Charakter auch seine. Die widersprechen sich oft.
            Irgendwann hab ich einen groben Plan von der Geschichte drumrum. Dann schreibe ich davon eine Zusammenfassung, eine Art Exposé.
            Tja, und dann fange ich an, die Zwischenräume zwischen den bereits geschrieben Szenen zu füllen. Auch zu dieser Phase kommen immer wieder ganz neue Aspekte dazu.

            Ganz ehrlich, es ist keine Methode, die ich uneingeschränkt empfehlen würde. Sie erfordert, dass du deine Figuren perfekt kennst, dass du drauf vertraust, dass sich das irgendwie am Ende alles zusammenfügt, und dass du sehr, sehr viel immer wieder umschreibst. Aber es fühlt sich für mich auch organischer und tiefer an, als wenn ich einfach von A nach B schreibe. So lange die Geschichte nicht fertig ist, kann ich immer wieder in der Handlung zurückgehen und Samen für neue Aspekte einstreuen, die später wichtig werden. Es gibt keine Garantie, dass dieses Vorgehen zu einem fuktionierenden Plot fügt, daher ist die Gefahr groß, dass du einen Haufen Zeit verschwendest. Andererseits hat es bei mir bisher *immer* funktioniert. Ich habe manchmal den Eindruck, dass mein Unterbewusstsein da viel mitschreibt, denn oft fügen sich Dinge perfekt zusammen, die ich vorher nie bewusst bedacht habe, und das fühlt sich einfach unglaublich gut und richtig und motivierend an
            Poems are never finished.
            Just abandoned.

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            • Kelpie
              Kelpie kommentierte
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              Die Methode finde ich spannend. Als Nichtplotterin sogar reizend. Selbst würde ich es wohl nicht machen, weil meine Ideenfindung anders funktioniert, aber ich finde die Vorgehensweise auf jeden Fall mal anziehend.

            #7
            Sie erfordert, dass du deine Figuren perfekt kennst, dass du drauf vertraust, dass sich das irgendwie am Ende alles zusammenfügt, und dass du sehr, sehr viel immer wieder umschreibst. Aber es fühlt sich für mich auch organischer und tiefer an, als wenn ich einfach von A nach B schreibe
            Ich finde, dass ist überhaupt das wichtigste für eine organische Geschichte. Die Psychologie der Figuren ist das, was der Geschichte ihre Richtung gibt. Schließlich ist jede Entscheidung, jeder Konflikt, jeder Erfolg und Misserfolg in der Psychologie der handelnden Figuren verwurzelt.
            Nur wenn man weißt, wie die Figuren tief im Inneren funktionieren, welche Ziele und Ängste sie antreiben und zurückhalten, kann man sie glaubhaft agieren lassen.

            Wenn wir dabei sind... ich habe natürlich auch dafür einen Algorithmus entwickelt. Ich habe dafür schon viel positives Feedback bekommen, deshalb lasse ich ihn noch mal hier:


            Schritt 1:
            Es beginnt damit, dass man darüber nachdenkt, welche Wunden die Figur hat. Welches Ereignis (oder Ereignisse) in der Vergangenheit hat bleibende Narben in der Psyche des Charakters hinterlassen.
            Der writershelpingwriters-blog zählt sieben Kategorien auf: Physische Verletzungen oder Behinderungen, Opfer von Ungerechtigkeit, Verbrechen, etc. , Fehler oder Versagen der Figur selbst, Verrat und Enttäuschung, Isolation und Ausgrenzung, Im Stich gelassen- oder Abgelehnt werden, Desillusionierung.
            (Es muss sich nicht immer um die obligatorische tragische Vergangenheit handeln. Nicht jede Figuren brauchen tote Eltern oder Misshandlungen in der Kindheit. Aber niemand geht auf Wolken durchs Leben. Narben trägt eigentlich fast jeder ab einem bestimmten Alter. Kreativität ist angesagt.)

            Schritt 2:
            Als nächstes macht man sich Gedanken darüber, wie diese Erlebnisse das Denken der Figur geprägt haben. Einige Autoren nennen das "die Lüge, die die Figur glaubt". Es handelt sich dabei um verallgemeinerte (falsche) Annahmen über sich selbst, Menschen, die Welt, etc. Eine Figur, die von der Gesellschaft immer wieder ausgegrenzt wird, kommt vermutlich irgendwann zu dem Schluss "Ich bin anders. Ich gehöre nicht dazu". Eine Figur, die einmal schwer betrogen wurde, kommt zu dem Schluss "Man darf niemandem trauen, außer sich selbst". Je nach Figur kann das ganze auch ganz unterschiedliche Wege nehmen. Eine Figur, der Gewalt angetan wurde kommt eventuell zu dem Schluss "Es ist am beste unauffällig und unterwürfig zu bleiben, dann ist man sicher." Genauso gut könnte sie aber auch anfangen zu glauben "Du musst härter sein, als alle anderen. Dann bist du sicher."
            Wenn man sich klar gemacht hat, welche Lügen die Figur glaubt, dann hat man schon einen ziemlich guten Kompass zur Hand um zu entscheiden, wie sie in bestimmten Situationen fühlt und handelt.

            Schritt 3:
            Ängste. Das ist ja so ein Punkt der eigentlich immer in diesen Profilen auftaucht. Man muss sich da nichts aus den Fingern saugen. Die Antwort findet man in Schritt 1. Die Figur hat Angst davor, die Erfahrungen aus Schritt 1 in der selben oder einer anderen Form noch einmal zu erleben. Auch hier kann man daraus wieder gut ableiten, wie ein Charakter fühlt und handelt.
            Eine Figur, die einmal im Stich gelassen wurde, wird Angst haben, dass es noch mal passiert und sich gar nicht erst auf andere verlassen. Jemand der immer ausgegrenzt wurde, wird gar nicht erst versuchen, dazuzugehören, um die Erfahrung nicht noch einmal machen zu müssen. Eine Figur, die einmal einen großen Fehler gemacht hat, wird versuchen, sich verantwortungsvollen Aufgaben zu entziehen, weil sie nicht noch einmal versagen will.

            Schritt 4:
            Schwächen.Nach den ersten drei Schritten springen die einem eigentlich fast ins Gesicht. Es sind die Ansichten, die sich aus der Lüge ableiten, die die Figur glaubt. Die Verhaltensweisen und Mechanismen, die die Figur davor schützen sollen, die selben Schmerzhaften Erfahrungen noch einmal zu machen.
            Natürlich funktioniert das nicht (wo wäre da der Spaß?). Diese Schwäche/Schwächen wird der Figur immer wieder im Weg stehen und sie daran hindern, ihre Ziele zu erreichen. Der sogenannte fatal flaw. Erst wenn der Charakter die Lüge enttarnt und seine Schwäche überwindet, kann das Ziel erreicht werden (mehr dazu unten).

            Das ganze funktioniert übrigens auch rückwärts: Wenn ich zum Beispiel gerne einen Charakter hätte der Arrogant, Feige oder Selbstsüchtig ist, dann muss ich mir nur die Frage stellen "Welche schmerzhaften Gefühle versucht meine Figur durch dieses Verhalten zu vermeiden?" Und dann noch einen Schritt zurück "Bei welchem traumatischen Ereignis hat die Figur diese Gefühle zum ersten Mal erlebt?" VoilÁ .

            Entwicklung: Wenn man einen Charakter möchte, der sich entwickelt (und wer möchte das nicht), dann orientiert man sich an der Lüge aus Schritt 2. Die Figur beginnt diese Annahme in frage zu stellen, stellt fest das sie falsch ist, und schafft es, die erlernten Verteidigungsmechanismen (aka Schwächen) zu überwinden. Zum Beispiel: Der Protagonist, der in seiner Kindheit verlassen wurde und sich deshalb nur auf sich selbst verlässt. Das schadet ihm. Es kommt ihm bei der Lösung von Problemen immer wieder in die Quere. Doch dann, im Laufe der Handlung, findet er Leute, die ihm zu Seite stehen. Er beginnt die Annahme "ich kann mich nur auf mich selbst verlassen" in Frage zu stellen,schafft es letztendlich seine Schwäche (nicht vertrauen können) zu überwinden und kann sein Problem lösen.
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            Kommentar


            • Victoria
              Victoria kommentierte
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              Ah, wie schön!
              Bis auf, dass ich Schritt 2 und 3 in umgekehrter Reihenfolge habe, mache ich das auch so (siehe nicht vorhandenes Figur-o-Gramm). Für mich resultieren die Ängst aus den "Wunden", und mit den Lügen will man die Ängste bewusst oder unbewusst verstecken.

            • Maggi
              Maggi kommentierte
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              Ich würde nicht verstecken, sondern vermeiden sagen, aber sonst sehe ich das auch so. Die Reinfolge finde ich da gar nicht so wichtig, weil ja eigentlich beides aus der Wunde resultiert.
              Ein Schaubild wäre eigentlich schon besser, da könnte man die Wechselwirkungen besser darstellen.

            • Ankh
              Ankh kommentierte
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              Ich möchte noch anmerken, dass ich diese Methoden (Charakterwunden, Plotstruktur) auch anwende. Allerdings nicht als ersten Schritt, sondern dann, wenn ich mal hänge. Wenns nicht intuitiv funktioniert, dann hilft es mir ungemein, das ganze mal sachlich auseinanderzunehmen und sozusagen das Gerüst kritisch zu betrachten - okay, ich hab das auch schon erfolgreich mit Tarotkarten gemacht, aber eine Exceltabelle ist auch nicht schlecht Meistens stimmt die Struktur bei mir, auch ohne dass ich da groß drüber nachdenke. Aber wenns irgendwo hakt, dann oft, weil die Struktur an der Stelle nicht stimmt. Wenn ich dann weiß, was genau fehlt, klappt auch wieder mit dem draufloschreiben

              Jedenfalls möchte ich auch nochmal betonen, dass man nicht nur das ein oder andere tun kann. Die Frage ist eher, an welcher Stelle diese Dinge für einen persönlich hilfreich sind.

            #8
            Oh man. Echt viel input. Aber damit kann ich arbeiten!

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              #9
              Zitat von Ankh Beitrag anzeigen
              Ich habe Szenen im Kopf. Inzwischen oft mit vorhandenen, gut ausgearbeiteten Figuren, aber das muss nicht immer so sein. Diese Szenen schreibe ich nieder.
              Dann überlege ich, wie es zu dieser Situation gekommen ist, und was danach passieren könnte. Wenn ich mehere Szenen habe, dann überlege ich, wie sie zsammenhängen, was passiert, damit die Handlung von einer zur anderen kommt. manchmal kommen auch neue Szenen dazu, bei denen ich das Gefühl habe, sie gehören in die eine oder andere Geschichte, die schreib ich dann auch auf und flechte sie ein. Oder ich finde in meinem Fundus nicht zugeordneter Szenen welche, die reinpassen
              Dieses Spiel mit "was führt dazu? was passiert danach? Wie würden die beteiligten Charaaktere darauf reagieren?" treibe ich weiter, oft, indem ich an kritischen Stellen einsetze und einfach mal drauflosschreibe und schaue, was passiert. Meine Figuren sind da sehr eigenwillig, das ist schlecht vorhersehbar, was sie tun, wenn ich nicht mitten in der Szene mit ihnen bin.
              Genauso hab ich das bei meinem aktuellen Projekt auch gemacht. Für mich hat es super funktioniert.
              Ich hatte drei oder vier Szenen, die ich quasi erreichen musste. Was muss passiert sein, damit es dazu kommt? Was ist anschließend die Konsequenz aus der Szene? Ab und zu brauchte ich mal Hilfe, z. B. als ich nur eine Langweiler-Konsequenz aus "die schläft mit dem" hatte (Danke, DreamBell ), aber insgesamt bin ich mit der Methode sehr gut gefahren.
              So kam ich nicht zu allen Szenen, die im Manuskript auftauchen bzw auftauchen werden, aber zu einem Großteil.

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              • Maggi
                Maggi kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Dave hat glaube ich in seinem Leben bisher nicht so viel gelesen und nur mit Lesen alleine kann es Jahre bis Jahrzehnte dauern, bis man das Thema gemeistert hat. Das ist so, als müsste ein Musiker die komplette Musiktheorie lernen, nur indem er Musik hört. Das geht, vor allem wenn man ein Talent für so etwas hat, aber es sich von jemandem erklären und beibringen lassen geht deutlich schneller.

                Aber bis man ein Gefühl für Struktur hat, dauert es so oder so und selbst wenn man die "Regeln" verinnerlicht hat, kann es trotzdem noch passieren, dass man sich im Schreibprozess verliert und hinterher Kurskorrekturen vornehmen muss. Das passiert sogar trotz vorher plotten.

                Ich halte es für sehr sinnvoll, wenn Dave sich an die ganzen strukturellen Grundlagen erst mal am Reißbrett rantastet. Schließlich gibt viel zu lernen und viel zu beachten, dass ganze ist ein hoch komplexer Vorgang. Die Sachen vorher notieren hilft, seine Gedanken zu sortieren und Schwachstellen und Fehler aufzuspüren.
                Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, was uns Dave dann bald präsentiert.

              • Davebones
                Davebones kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Ich werde, irgendwann, wenn ich glaube vorzeigbares zu haben etwas im Lyr-Thread posten. Es wird in den nächsten paar Tagen etwas geben, ne neue Szene. Sie ist der Anfang meiner Überarbeitung, um Kento aktiver werden zu lassen.

              • Badabumm
                Badabumm kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Bei mir scheitern viele Plots an Denkfehlern, die sich erst herausstellen, wenn man schon über die Hälfte fertig hat. Dann hilft nur: Totalrenovierung oder Flickschusterei. Für mich ist das, was ich mit einer Geschichte mitteilen will, wichtiger als irgendein Plot. Wenn ich nichts zu sagen habe, hilft auch kein System, egal, ob Schneeflocke oder was anderes. Möglich, dass sich das ändert, wenn man mit Schreiben Geld verdienen müsste...

              #10


              Es wird in den nächsten paar Tagen etwas geben, ne neue Szene.
              Willst du nicht lieber erst mal die großen Fehler korrigieren, bevor du neue Szenen schreibst?
              Ein Grund warum ich (unter anderem) nicht während des Schreibens korrigiere ist weil ich nicht weiß, ob die Szene hinterher überhaupt drin bleibt. Das ist doch bei dir auch so. Du hast ja selbst festgestellt, dass du einige große Änderungen vornehmen musst. Verstrick dich nicht wieder in unzusammenhängenden Ideen, ok?

              Kommentar


              • Davebones
                Davebones kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Ja, klar. aber die Szene war notwendig, da 2/3 meiner probeleser, das Soldat werden von Kento nicht als Ziel im Buch erkannten. Es dürfte im großen und ganzen die letzte neue Szene in Lyr werden, was mich irgendwie ... erschreckt. Ab Morgen geht dann die Überarbeitung des vorhandenen los.

              #11
              Vielleicht hilft dir auch dieses Thema, Dave. Da sind auch noch einige Tipps drinnen
              »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

              Kommentar


                #12
                Ich bin immer noch auf der Suche nach meinem perfekten Weg.
                Geplottet habe ich schon immer (seit ich allein schreibe), aber Struktur war anfangs ein Fremdwort. Das hat man den Geschichten auch angemerkt. Der fehlende Spannungsbogen und die nur flachen Kurven haben die Geschichten für mich vielleicht interessant gemacht (und wenn ich im Nachhinein reinschaue, nicht einmal mehr das), aber für andere war das gähnend langweilig.

                Für mich ist es die 7-Punkte-Strukur geworden, mit der habe ich mich sofort angefreundet, nachdem ich sie verstanden hatte (das heißt, nachdem ich die Videos geschaut hatte, vorher war sie mir immer zu grob umrissen). Sie gibt mir den ersten Plan. Dazu wende ich das Schema für Nebenplots an. Damit schaffe ich weitere Zwischenschritte, die demselben Aufbau folgen und fülle das Gerüst schon mal ein bisschen. Die Stufen dazwischen plane ich noch immer recht frei und schaue dann, ob es passt. Im Augenblick bin ich noch zu unerfahren, um das sicher zu sagen, ich baue ja gerade an einem Plot und werde demnächst mal ausprobieren, inwiefern sich wirklich regelmäßig Konflikte und Konsequenzen finden lassen, damit nicht nur ein ansteigender Bogen da ist, sondern auch die kleinen Einheiten interessant genug bleiben. Damit tue ich mich auch noch schwer, mir fehlen noch viele Erfahrungen. Gleichzeitig finde ich aber gerade diesen Erkenntnisprozess spannend. Man lernt immer wieder etwas dazu, quält sich vielleicht auch mal durch die eine oder andere Erfahrung, aber man hat auch immer wieder Erfolge. Und vor allem verbessert man sich damit (hoffentlich).
                Ich komme aus Ironien.
                Das liegt am sarkastischen Meer.

                Kommentar


                  #13
                  Ich habe nun endlich Dan Wells "Story-Structure" Video-Playlist angesehen! Rie mir Maggi vor einher Zeit empfahl und Lael heute wieder erinnerte.Ddirekt alle 5 Parts geschaut und Begeistert. Leicht verständliches Englisch, extrem gute Beispiele und hat mir extrem beim Verständnis geholfen. Wer auch interessiert ist, kann hier anfangen: https://www.youtube.com/watch?v=KcmiqQ9NpPE

                  Hab schon aufs Smartphone geladen und höre es morgen, wenn ich unterwegs bin nochmal. Lässt sich sicher gut ohne Bild verstehen

                  mit dem wissen, dass ich in den letzten tagen gelernt habe, ich bekam ja sogar Albträume davon, weiß ich, dass ich in Lyr 2 definitiv mit dem 7-Punkte -Plan plotten werde. Ich kann dem WK gar nicht genug für diese unglaubliche Hilfe danken! Ihr seid die besten!

                  Kommentar


                  • Lael
                    Lael kommentierte
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                    Seit ich die Videos gesehen habe, verstehe ich es auch besser.
                    (Und vor allem verstehe ich nun Matrix ... lol)

                  • Victoria
                    Victoria kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Dann hast du sicherlich auch gemerkt, dass ich dir heimlich Wells 7-Punkte-Struktur untergejubelt habe?

                  • Davebones
                    Davebones kommentierte
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                    Jap! Vor allem bei der Tabelle fiel der Groschen Wie so ein Lehrer! Hat ja auch geholfen.

                  #14
                  Ich glaube, als ich die 7-Punkte-Struktur entdeckt habe, habe ich den schreibtechnisch den größten Sprung vorwärts überhaupt gemacht. Das war wirklich so ein "Ah! Jetzt wird mir alles klar" Moment. Es macht einfach einen riesen Unterschied, wenn man diese Struktursachen erst mal gecheckt hat.

                  Übrigens Dave, Dan Wells hat zusammen mit befreundeten Autoren (Unter anderem Brandon Sanderson, berühmt für seine erfolgreichen Epic Fantasy Buch-Serien) einen Podcast, der ziemlich bekannt und beliebt ist. Es gibt mittlerweile hunderte Episoden, jeweils nur 15 min lang, also gut Bus- und Bahnlänge. "Writing Excuses" heißt der Podcast. Kannst ihn dir ja mal anschauen und reinhören.

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                  • Julestrel
                    Julestrel kommentierte
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                    Ja, "Writing Excuses" kann ich auch empfehlen Und es lohnt sich durchaus auch die Folgen anzuhören, die auf den ersten Blick uninteressant erscheinen, da man so gut wie immer trotzdem was mitnehmen kann.

                  #15
                  Ich häng mich mit meiner Frage einfach mal hier hintendran. Meine Frage ist: Wie plottet man ein Scheitern? Also ein Unhappy End, sozusagen.

                  Ich denke dass man da auch die 7-Punkte Struktur anwenden kann, aber wie die einzelnen Punkte aussehen sollen ist mir nicht ganz klar. Eigentlich müsste es ja beständig aufwärts gehen, bis dann alles am Ende schief geht? Aber wo ist z.B. die Motivation am Mittelpunkt, wenn schon vorher alles prima läuft?

                  Ich brauche das einmal für die Sichtweise des Antagonisten, und einmal für eine Liebesgeschichte, aus der am Ende nichts wird.
                  Poems are never finished.
                  Just abandoned.

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                  • Davebones
                    Davebones kommentierte
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                    Ja. Das habe ich mir schon gedacht

                  • Ankh
                    Ankh kommentierte
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                    Bei Dan Wells ganbs die Tragödie, ja, aber das ist was anderes, als ich meine. Der Antagonist ist ja normalerweise von Anfang an aktiv, soll er dann in der Mitte plötzlich passiv werden? Dann geht doch die ganze Spannung flöten ... Mit geht es eben darum, wie ich die ganzen Turning Points und Pinches besetze, ist das dann aus Sicht des Antagonisten jeweils ein Rückschlag, also ein Teilsieg des Prota?

                    Und wenn ich eine Liebesgeschichte schreiben will, wo sie sich am Ende nicht kriegen, dann mach ich alles so, wie es zu erwarten wäre, nur eben am Ende der Zusatnd wie am Anfang?

                  • Victoria
                    Victoria kommentierte
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                    Eigentlich ist doch nur das Ende anders, oder? Beim letzten Wendepunkt, wo es um alles oder nichts geht, schafft das Prota es nicht.
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