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Sprachgefühl vs. Ratschläge?

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    #31
    Ich denke halt, dass Handwerk seine Grenzen kennt. Kunst bzw. auch Talent (lasst es uns so nennen, "Genie" klingt irgendwie abgehoben) nicht. Mit Handwerktipps kommt man bis zu einer gewissen Stelle und die ist auch ganz ordentlich und nicht zu verachten. Aber ich glaube, Leute mit Talent kommen weiter.

    In meinen Augen sieht man das insbesondere bei der Musik. Es gibt Sänger, die haben ne tolle Stimme, die wurde trainiert, die wurde geölt - sie können wunderschön singen. Und dann gibt es Sänger mit Talent: Die haben das gewisse Etwas, die können Emotionen so direkt vermitteln, dass sie dem Hörer ins Herz treffen.
    Auf manche Bücher trifft das Gleiche zu. Leute wie Markus Zusak, Antonia Michaelis oder John Green, die beherrschen meines Erachtens mehr als nur ein Handwerk. Die schreiben anders als eine Trudi Canavan, wo man sieht, dass die Technik sitzt und die Plotpunkte schön und korrekt auf der Spannungskurve liegen.

    Ich will damit auch gar nicht sagen, dass es ganz ohne Handwerk geht - es ist sicherlich sehr hilfreich und in vielen Fällen auch nicht wegzudenken. Ich würde aber auch nicht ausschließen, dass es ohne Regelwerk und einzig mit Autodidaktik funktioniert. Das tut es bei Instrumenten übrigens auch. Solche Musiker haben dann oft seltsame Eigenheiten beim Greifen am Gitarrengriffbrett - aber ihr Spiel ist hervorragend.
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

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    • Mona
      Mona kommentierte
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      Dodo und wie schaffst du das? *blödfrag*
      Ich kann kaum mehr ein Buch lesen, ohne Strukturen zu bemerken. Vor allem stilistisch. "Ah, hier ne Parabel. Ah, hier dies und jenes. Wahrscheinlich, um dies und jenes auszudrücken." Wenn man sich als Autor damit befasst, fällt so etwas irgendwie zwangsläufig auf. Zumindest mir. Und ja, ich hätte nichts dagegen, das auch mal wieder abstellen zu können Unterscheiden kann ich aber (zumindest bei anderen Romanen) glaub ich trotzdem noch, was "gekonnt" und was schlecht umgesetzt ist.

      Kelpie Das Gitarrenbeispiel kann ich bestätigen, auch auf andere Instrumente bezogen. Aber auch da setzt man sich halt irgendwie mit dem "Kontext" auseinander -- entweder, man hat schon so viel aus diesem Genre gehört, dass einem die Musik schon ins Blut überging, oder man lernt z.B. zwar nicht die Noten, aber die richtige Grifftechnik. Weil irgendwo muss man wohl anfangen. Glaub ich.

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Mona Wenn mich die Geschichte packt, achte ich auf fast nichts mehr. Ich meinte auch nicht, dass man sich an rhetorischen Mitteln und Mittelchen erfreut oder auch nicht, sondern dass man bei jedem Kapitel denkt: OK. Das war jetzt der Plotpoint 1. Ach, der Anta. Pinch Point 1. Sprich: Wenn die einzelnen Punkte so unverbunden oder abrupt daherkommen, dass man merken muss, jemand hangelt sich an einem dürren Skript entlang. Ein guter Autor verwebt das alles so, dass es in Freude an der Sprache, an der Geschichte und vor lauter Empathie untergeht.

    • Mona
      Mona kommentierte
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      Ah, okay, verstehe, was du meinst. Und ja, das sehe ich auch so.

    #32
    Mit Handwerktipps kommt man bis zu einer gewissen Stelle und die ist auch ganz ordentlich und nicht zu verachten. Aber ich glaube, Leute mit Talent kommen weiter.
    Das hat ja auch niemand in Frage gestellt. Die Frage war "bringen Ratgeber etwas?"

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    • Traummuschel
      Traummuschel kommentierte
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      Und darauf ist und bleibt die Antwort wohl von uns allen "JA!". Fragt sich nur wann und wie intensiv

    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Ein Konsens. Wie schön!
      Ich geh mich jetzt mal ne Runde freuen. *kicher* (← gar nicht ironisch)

    #33
    Nein, die Frage war, was ihr individuell für Erfahrungen gemacht habt. Also ob Ratgeber speziell euch etwas bringen und wenn ja, was. Nicht, ob Ratgeber zu lesen allgemein zu empfehlen ist.
    Ein kleiner aber feiner Unterschied, der die entsprechende Diskussion leider nicht verhindert hat.

    Ich hab auch noch mal nachgedacht, warum ich lieber weitgehend auf Ratgeber pfeife. Zum einen probiere ich einfach gerne aus, zum anderen bin ich aber auch lieber Autodidakt, weil ich durchs Ausprobieren einfach am besten lerne. Sagen wir, ich lese in einem Ratgeber eine Strategie zum Plotten. Hört sich ganz gut an. Habe ich aber relativ schnell wieder vergessen, wenn ich es nicht sofort anwende und das tue ich nur, wenn ich gerade genau da ein Problem habe.
    Das Wissen muss sich aber irgendwie festsetzen und das funktioniert bei mir nicht übers einmalige Lesen in einem Ratgeber. Den aber immer wieder durchzulesen oder dauernd nachzulesen ist mir zu trocken. Dann lieber ausprobieren und ein paar Umwege gehen, dafür sitzt es dann auch. Umwege erhöhen die Ortskenntnis
    Und das hat meiner Meinung nach nichts mit Faulheit zu tun.

    Ich habe mich auch von Anfang an lieber auf mein eigenes Ausdrucksvermögen verlassen anstatt Stilratgeber zu lesen und hat es sich über die Zeit die ich schreibe noch mal sehr verbessert, ich würde also sagen, dass ich die Stilratgeber auch nicht gebraucht habe. Ich kann allerdings noch eine Menge lernen, was das Strukturieren einer Geschichte angeht, dementsprechend sagen mir Ratgeber zu dem Thema auch mehr.
    Träumend plant der Geist seine eigene Wirklichkeit.
    - Søren Aabye Kierkegaard -

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    • Badabumm
      Badabumm kommentierte
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      Ratgeber bringen insofern etwas, als man sich mehr Gedanken über die Art macht, wie man schreibt. Eine direkte Hilfe im Sinne von "jetzt schreibst du Szene x auf die Art y - und dann hast du einen Bestseller" sind sie nicht. Ich konnte mit Frey und Sol Stein und co im Moment des Lesens wenig anfangen (ich fand die Beispiele meist auch nicht so berauschend, als dass ich dem Autor abgenommen hätte, ein Super-Romanschreiber zu sein ...). Aber ein nicht zu unterschätzender Effekt von Ratgebern ist, dass man seine eigenes Machwerk einfach nochmal korrigiert (das hätte man als Genie ja nicht nötig). Sie wirken quasi im Hintergrund.und als Hinterntreter.
      Am meisten bringen mir aber konkrete Stilführer etwas, die einen wirklich mit der Nase auf Unschönheiten der Sprache drücken. Leider sind die, die ich habe, schon etwas älter und verteidigen deshalb einen anderen Stil, der heute nicht mehr gefragt ist. Aber Weihnachten ist ja bald ...

      Edit: am meisten bringt wahrscheinlich VIEL LESEN. Offenbar gelingt es talentierten oder veranlagten Schriftstellern besser, sich aus der Summe an Werken die Regeln herauszuziehen. Das funktioniert vielleicht wie das Erlernen der Muttersprache. Kein Kind weiß, was Grammatik ist, aber durch Zuhören und Eigeninterpretation gelingt es, eine ganze Sprache zu lernen. Oder sogar zwei gleichzeitig! Deswegen gibt es ja auch so viele charmante Kinderversprecher, weil sie die Logik hinter der Sprache durchaus begriffen haben, aber nicht wissen, dass Sprache voller Ausnahmen steckt.

    #34
    Ich stimme darin Badabumm zu, dass ich glaube, dass Lesen am meisten bringt. Ich gehöre zwar nicht zu den Leuten, die ein Buch pro Woche verschlingen, aber alles, was ich über das Romane schreiben gelernt habe, ehe ich mit der Textarbeit in Foren begonnen habe, habe ich aus Romanen genommen.

    Aber ich bin auch völlig bei Feuerfeder, was den Lerneffekt bei Ratgebern angeht. Ich bin da irgendwie auch nicht so zugänglich, dass ich mir das merke, für wenn ich das nächste Mal an genau diesem Problem angelangt bin. Ich habe bisher einen Stilratgeber gelesen, wo Stilsünden und später Stiltipps aufgelistet wurden und manche dieser Ratschläge habe ich mir gemerkt, bei den allermeisten habe ich jedoch festgestellt, dass mein Sprachgefühl da eh schon drauf geachtet hat, und bei dem Rest habe ich die Kritik nicht eingesehen und werde sie daher wohl auch nicht beherzigen. Gebracht hat mir dieses hochgelobte Buch im Allgemeinen nicht genug, um seinen - gebraucht gekauft - Preis zu rechtfertigen.
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

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      #35
      am meisten bringt wahrscheinlich VIEL LESEN.
      Ich ergänze "das Richtige".

      Ihr habt sicherlich auch Bücher gelesen, bei denen ihr euch habt, wie zum Teufel es geschafft hat, bei einem Verlag unterzukommen.
      Wenn man nur solchen Schmarn liest, bringt viel lesen das Gegenteil der erwünschten Wirkung.

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      • Victoria
        Victoria kommentierte
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        @Ankh
        Äh, natürlich. XD
        Das Richtige für einen selbst.
        Da ich Polizisten-Feuerwehrmänner-Ärzte-Millionär-Geschichten für frustrierte Hausfrauen schreibe, fass ich Suhrkamp-Reclam-Schmarn nur mit Abwaschhandschuhen an.


        Gibt's davon eigentich was auf Deutsch?

      • Ankh
        Ankh kommentierte
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        von Suhrkamp? Keine Ahnung, sowas lese ich nicht

      • Amilyn
        Amilyn kommentierte
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        Wenn man aber erkennt, dass es Schmarrn ist, ist so was auch mal ganz lehrreich zu lesen Und das Schoene am Lernen hier im Forum z. B. ist (da braucht man nicht groß irgendwelche Ratgeber, obwohl ich auch einige habe ), wenn man dann die Patzer in verlegten Buechern, die auch noch mordsmaeßig beworben werden, erkennt. Hab ich neulich ein dickes Deus-ex-Machina in einem Jugend"thriller" entdeckt, du Grundguetiger (und ich war total stolz auf mich!)

      #36
      Also bei mir ist es nicht so, dass ich einen Ratgeber o.ä. lese, die Tipps mir alle merken und beim nächsten Mal anwende. Einen kleinen Teil der Ratschläge merke ich mir aktiv und versuche auch beim Schreiben darauf zu achten. Einen anderen Teil merke ich mir passiv, d.h. es fällt mir z.B. ein, wenn ich mit einen bestimmten Problem kämpfe. Und den Rest vergesse ich erstmal.

      Das finde ich jetzt aber nicht schlimm, da ich so lerne diese paar Ratschläge umzusetzen und sie mit Übung in mein Blut gehen. Und wenn das alles sitzt, dann kommt der nächste Tipp.

      Ich bin auch niemand, der mal irgendwann einen Schreibratgeber liest, sondern meist beschäftige ich mich gezielt mit Themen. Ich wollte beim aktuellen Projekt z.B. mal das Plotten testen, da es eine nervige und anstrengende Arbeit ist, die Rohfassung eines Bauchschreibers zu "sanieren". Also habe ich mir als ich so weit war und erste Ideen hatte mich zum Plotten informiert. Maggi hat da z.B. so eine schicke Übersicht geschrieben. Dann hab ich geschaut, was zu mir passt. Ich schrieb ja oben schon, dass ich vom Sprachgefühl her schon immer mit drei Akten gearbeitet habe. Also wollte ich etwas, dass für mich dazu passt. Bisher hat es gut funktioniert, aber optimieren kann ich es natürlich immer

      Es kann übrigens auch passieren, dass ich irgendwo über einen Tipp oder ein interessantes Handwerks-Thema stolpere und damit einfach ein bisschen rumteste, weil ich z.B. den Effekt, den ich beim Leser erreiche, gut finde. Oder ich das Gefühl habe, es bringt mir das gewisse Etwas für meine Geschichte.

      Aber Schreibratgeber auswendig lernen ... ich glaube, das macht kaum jemand.
      »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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      • Feuerfeder
        Feuerfeder kommentierte
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        Das wäre auch ziemlich sinnlos, immerhin geht es beim Schreibhandwerk nicht um Faktenwissen.

      #37
      Ich habe das Gefühl, wir werden hier keinen großen Konsens finden. Es gibt einfach zwei Sortern von Autoren, die Künstler und die Architekten.

      Die Künstlerfraktion hat eher einen emotionalen Zugang zum Schreiben, legt wert auf eigenen Stil, Ausdruck von eigenen Gefühlen und Gedanken, schreibt nach Gefühl und aus dem Bauch heraus, schreibt nur, wenn sie die Muße dazu haben, fühlt sich von Regeln und Strukturen eingeschränkt und schreibt eher die Sorte Literatur, die Preise gewinnt, aber Schülern im Deutschunterricht auf die Nerven geht.

      Die Architekten haben einen eher analytischen Zugang zum Schreiben, legt wert auf Technik, Handwerk, Struktur, plotten und planen, schreiben mit Soll und Disziplin, orientieren sich am Zeitgeschmack, am Markt, setzten sich einen hohen Unterhaltungswert zum Ziel und schreiben Bücher, die die breite Masse toll findet, über die Literaturkritiker aber die Nase rümpfen.

      Ja, natürlich ist das etwas überspitzt, aber ein bisschen kann sich wohl jeder eine der beiden Gruppen zuordnen, oder?

      Diese unterschiedlichen Herangehensweisen zeigen sich auch in diesem Thread und ich finde das unproblematisch. Mir ist bewusst, dass es diese andere Sorte von Autoren gibt. Was ich nur nicht so toll finde, ich wenn man versucht Anfänger für seine Fraktion zu rekrutieren. Man kann seine Hilfe anbieten und sagen "so und so mache ich es", aber zu sagen "du musst/darfst/sollst es so und so machen, sonst..." finde ich nicht so toll. Wie ich schon vor einiger Zeit geschrieben habe "Menschen lernen unterschiedlich". Was für die Künstler funktioniert, funktioniert für Architekten nicht und umgekehrt.
      Keiner von euch muss Ratgeber lesen, wenn er anders besser/schneller/mit mehr Spaß lernt, aber hört bitte, bitte auf, anderen ihre Lernmethoden madig zu machen.


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      • Traummuschel
        Traummuschel kommentierte
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        Nein, kann ich nicht xD ich bin beides, wahrscheinlich sogar mehr der Architekt. Ih bin der Architekt, der erkennt, dass auch Architektur Kunst ist und sich nicht für zweckmäßige Architektur hergibt Ganz ehrlich, ich halte beide extreme für schlecht. Genau deswegen kommen wir auf keinen Konsens, weil du ein Extrem zu sein scheinst und jeden der etwas anders sieht, für das andere extrem hältst. Ich plotte, ich schreibe hoffentlich künstlerisch wertvolle Unterhaltungsliteratur. Ich finde Handwerk und Technik wichtig, halte nur viele Tipps für Blödsinn. Ich versuche niemanden in eine Fraktion zu ziehen. Für mich ist Literatur, die den Titel verdient hat, Kunst und wer Schriftsteller werden will, hat für mich Künstlerpotential, also nehme ich ihn ernst und überlasse ihn nicht der in meinen Augen dämlichen normierenden Handwerkerfabrik. Techniken und Strukturen kann und sollte man ja trotzdem lernen. Es sind eben nicht "nur Ausnahmen" nicht so wie du schreibst, sondern Ausnahmen sind so. Du behauptest da etwas, dass so nur auf Ausnahmen zutrifft und beschwerst dich dann, dass dir widersprochen wird. Das ist keine Erbsenzählerdiskussion. Dass man für dich immer gleich das andere Extrem ist, wenn man ne andere Meinung hat, das ist ne Erbsenzählerdiskussion. Wer plottet kann auch Künstler sein, wenn er nicht jeden Stilmist übernimmt, der gerade verzapft wird (zumal sich das sehr schnell ändert).

      • Mona
        Mona kommentierte
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        Auch, wenn man sich beiden Gruppen zuordnen kann, so finde ich sie recht gut veranschaulicht, und es gibt vermutlich einige Autoren, die sich in der ein-/und/oder anderen Gruppe so ein bisschen wiederfinden können. Wie Maggi richtig geschrieben hat: Menschen lernen unterschiedlich.
        Hier wurde bewusst überspitzt formuliert, und das bedeutet nicht, dass derjenige selbst ein Extrem ist (oder andere, die sich da nen Tick drin wiederfinden könnten). Überspitzte Formulierungen sind auch ein Stilmittel und können zur Veranschaulichung dienen -- und ich denke, darum ging es hier.
        Es scheint ja immerhin darin Einigkeit zu herrschen, dass ein "Du musst" einen Autor nicht unbedingt ans Ziel führt, egal, von welcher "Extremisten-Fraktion" so etwas ausginge (und damit meine ich niemanden hier).

      • Kelpie
        Kelpie kommentierte
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        Maggi weiß, dass wir selten einer Meinung sind, aber in dem Beitrag stimme ich ihr zu und finde mich auch wieder. Ich würde zwar nicht zwangsläufig behaupten, dass Bauchschreiber eher Literaturkritikern gefallen und Techniker eher der breiten Masse - ich glaube, man kommt auf beide Arten zu einem guten Endprodukt, wenn man es mit einer gewissen Ernsthaftigkeit tut.

        Natürlich gibt es dann wieder die, die in beiden Gruppen daheim sind, aber ganz allgemein finde ich die Aufstellung nachvollziehbar und erkenne mich wie gesagt darin.

      #38
      Genau deswegen kommen wir auf keinen Konsens, weil du ein Extrem zu sein scheinst und jeden der etwas anders sieht, für das andere extrem hältst. Ich plotte, ich schreibe hoffentlich künstlerisch wertvolle Unterhaltungsliteratur. Ich finde Handwerk und Technik wichtig, halte nur viele Tipps für Blödsinn. Ich versuche niemanden in eine Fraktion zu ziehen. Für mich ist Literatur, die den Titel verdient hat, Kunst und wer Schriftsteller werden will, hat für mich Künstlerpotential, also nehme ich ihn ernst und überlasse ihn nicht der in meinen Augen dämlichen normierenden Handwerkerfabrik. Techniken und Strukturen kann und sollte man ja trotzdem lernen. Es sind eben nicht "nur Ausnahmen" nicht so wie du schreibst, sondern Ausnahmen sind so. Du behauptest da etwas, dass so nur auf Ausnahmen zutrifft und beschwerst dich dann, dass dir widersprochen wird. Das ist keine Erbsenzählerdiskussion. Dass man für dich immer gleich das andere Extrem ist, wenn man ne andere Meinung hat, das ist ne Erbsenzählerdiskussion. Wer plottet kann auch Künstler sein, wenn er nicht jeden Stilmist übernimmt, der gerade verzapft wird (zumal sich das sehr schnell ändert).
      Weißt du was? Ich hab die Nase voll von solchen Diskussionen. Ich habe keine Lust mehr, dass jede Diskussion dadurch gesprengt wird, dass eine Hand voll Leute einen persönliche Feldzug gegen mich führen und das hier jeder meiner Posts bis aufs Wort zerlegt wird um nur ja noch irgendetwas zu finden, dass man anmaßend, engstirnig, provokativ oder sonst was finden kann. Egal, was ich eigentlich sagen möchte: Wenn der Post von Maggi ist, wird erst mal geguckt, was man da so alles dran aussetzten könnte.

      Da ich festgestellt habe, das ich dich nicht blocken kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als das Forum zu verlassen. Seit einigen Wochen wird es mir durch dich und einige andere unmöglich gemacht, mich in irgendeiner weise sachlich an einer Diskussion zu beteiligen, weil alle meine Posts als persönlicher Angriff interpretiert und mit persönlichen Angriffen beantwortet werden.
      Und nein: Das ist keine leere Drohung und auch keine Trotzreaktion, die ich in ein paar Tagen rückgängig machen. Ich bin Mitglied dieses Forum geworden um zu helfen und zu unterstützen, nicht um mich auf Kindergarten Niveau über Nichtigkeiten zu streiten, über die ich überhaupt nie streiten wollte.
      Wer weiterhin mit mir über das Schreiben sprechen möchte, kann mich per PM erreichen oder E-Mail Adressen mit mir tauschen.

      Aber Vorsicht, am Ende wird euer Stil in meiner "dämlichen normierenden Handwerksfabrik" von meinen "blödsinnigen Tipps" für alle Zeiten versaut, und dann taugt ihr nur noch für's schnöde Geld verdienen und werdet Traummuschels künstlerischem Anspruch nicht mehr genügen.

      Tschüssi. Eure Technik-Extremistin.

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      • Traummuschel
        Traummuschel kommentierte
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        Ich habe auf deinen Beitrag geantwortet, ich habe nichts - absolut nichts gegen dich. Wir haben einfach sehr unterschiedliche Standpunkte in manchen Dingen, mehr nicht. Wenn es dir so vorkommt, können wir uns gerne aussprechen, ich will dich nicht vergraulen.
        Die "dämliche normierende Handwerksfabrik" sehe ich in einigen Ratgebern, nicht in dir direkt. Ich finde, dass du es übertreibst, mit deinem "Halt dich erstmal dran, experimentieren kannst du irgendwann", aber wir müssen doch nicht der gleichen Meinung sein nur um im gleichen Forum zu sein. Es nervt mich, dass du mich immer gleich in die Extremschublade reinsteckst, obwohl ich durchaus einige Dinge ähnlich wie du sehe. Aber ehrlich, dass ist doch kein grund für einen Riesenkrach. So war es nicht gemeint.

      • Zwielicht
        Zwielicht kommentierte
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        Maggi - mach das nicht. Es wäre ECHT schade drum, von dir kommen so viele gute Beiträge. Du und Traummuschel, ihr werdet euch wahrscheinlich wirklich nie einig, und zwar weder bei Handwerk vs. Kunst noch bei "ab wann ist die Diskussion zu persönlich". DAS MACHT ABER NICHTS. Kann man doch einfach so stehen lassen. Wie viele famous last words von anderen Postern hab ich schon unkommentiert stehen lassen, weil's mir einfach zu anstrengend wurde (nicht hier! sondern auf viiiielen anderen Seiten). Ist doch ... nur ne Diskussion

      #39
      Die Entwicklung der eigenen Fähigkeiten kann sehr individuell sein. Menschen lernen sehr unterschiedlich.

      Ich bin jemand, der selbst gut abstrahieren kann. Als Schüler (und auch heute noch) las ich sehr viele Bücher in vielen Genres, einige gut und einige schlecht. Ich schaute mir an, was ich in einem Stil mag und was nicht, welche Stile in welchen Genres mehr vorkommen und was das in mir als Leser auslöst, um dann die guten Beispiele in meine Texte mitaufzunehmen. Und da ich so schreiben will, dass mir meine eigenen Texte richtig gut gefallen, arbeite ich so lange mit meinem angelesenen Wissen an meinen Texten, bis sie mir gefallen. Ich gebe mein Bestes zu jedem Zeitpunkt und mit der Zeit wird mein Bestes richtig richtig gut.
      Übung ist das, was mir am meisten hilft.
      Außerdem bin ich ein Mensch, der sich schnell langweilt. Damit ich mich mit meinen eigenen Texten nicht langweile, probiere ich neue Dinge aus, versuche andere Stile zu schreiben und mich selbst herauszufordern. Dabei merke ich, was ich kann und was ich nicht kann. Der Vergleich zwischen den Texten und das Experimentieren mit den Texteigenschaften ist sinnvoll und hilfreich für mich.

      Einen Schreibratgeber habe ich nie ernsthaft gelesen.

      Was mir wirklich wichtig erscheint, ist, dass Schreiber über ihren eigenen Text nachdenken. Ob sie das in einem Ratgeber, von einem Mentor oder autodidaktisch lernen, ist dabei wohl gar nicht so wichtig und hängt von den eigenen Lerngewohnheiten ab. Meine ersten Schreibversuche brachten nur meine Gedanken zu Papier, erst mit der Übung und dem Merken von Stärken und Schwächen meines Schreibens, fing ich an über das Wie und Was wirklich nachzudenken. Das ist dann der Moment, wo sich Intuition und Handwerk treffen. Einige suchen an dieser Stelle Schreibratgeber zu Rate, andere nehmen sich ihr Lieblingsbuch vor und abstrahieren selbst.

      Ich habe viele Ratgeber und Lehrbücher über das Zeichnen gelesen (meine erste große Liebe), aber ich war immer schnell von ihnen gelangweilt. Eben weil sie mir Dinge sagten, die ich bereits wusste, oder sie eben nicht auf die Dinge eingingen, die mich wirklich interessierten. Jedes Mal war das oberste Kredo: Üben, üben, üben! Das sehe ich sehr ein. Ich denke, Schreibratgeber hätten einen ähnlichen Effekt auf mich, weswegen ich noch keinen aufgesucht habe. Dafür übernehme ich ein paar Tipps aus den Zeichenbüchern, da ich Schreiben und Zeichnen als nicht so verschieden voneinander betrachte.

      Alles in Allem kann ich über mich sagen: Ich habe Spaß mit Geschichten, deswegen schreibe ich und so lerne ich schreiben. Die Learning-by-Doing-Methode
      Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
      to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
      A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
      You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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        #40
        Auch wenn es Maggi etwas überspitzt ausgedrückt hat, ist es durchaus auch mein Eindruck, der nicht nur in diesem Thema sondern in vielen Handwerks-Diskussionen entsteht. Und ich denke ebenfalls nicht, dass etwas Schlechtes oder Verwerfliches ist, wenn die einen lieber nach dem Bauch schreiben und die anderen lieber etwas in der Hand haben wollen.

        Aber im Endeffekt läuft eigentlich alles beim Schreibprozess darauf hinaus, dass man für sich seinen eigenen Weg finden muss. Das klappt aber meiner Meinung nach nur, wenn ich allem gegenüber offen bin, es teste und dann für mich entscheide, was mir hilft und was nicht. Gleich von vorne herein etwas ablehnen, weil man das Handwerk als Abwertung der Kunst sieht. Das finde ich nämlich schade.

        Und ich glaube, keiner hier wird sagen, dass man zum Schreiben mit nur Sprachgefühl oder nur Handwerk weiterkommt.
        »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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        • Gast-Avatar
          Gast kommentierte
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          So ist es. Die beiden Komponenten bedingen einander und schließen sich nicht aus.

          Was wäre ein Maler, der zwar weiß, welchen Effekt man mit bestimmten Maltechniken erzielt, der aber keine Vorstellungskraft hat und somit nur Striche nebeneinander malt? (Na gut ... es gibt Fälle, bei denen man das Gefühl hat, man kann auch damit berühmt werden. Das liegt dann aber nicht am Maler, sondern an den Konsumenten.)

          Was wäre ein Bildhauer, der weiß, wie man den Stein bearbeitet, aber dem die Ideen fehlen, was man aus dem schönen Granitblock machen könnte?

          Was wäre ein Musiker, der ein Instrument zwar spielen kann, dem aber keine eigenen Melodien einfallen?

          ... usw., usf. ...

        #41
        Ich finde es schade, dass die Diskussion ausarten musste. Da es ohnehin klar ist, dass die beiden Parteien auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, weil sie/wir einen völlig anderen Ausgangspunkt und eine andere Herangehensweise zum Schrieben haben, brauch man sich deswegen auch nicht zu zerfleischen ^^

        Ich glaube, wir können auf jeden Fall festhalten, dass wir spätestens in Schreibforen die Schreibtipps eh gerne lesen und durchdiskutieren. So ganz ohne wollen auch die Bauchschreiber nicht.
        Die letztendliche Frage ist halt nur, und das ist ja auch der Threadtitel, wem man sein letztes Vertrauen schenkt - Ratgebern oder Sprachgefühl? Und da hat jeder eine andere Herangehensweise und wer die noch nicht hat, wird sie noch finden. "Bekehren" kann man vermutlich eh keinen, da das ja etwas mit dem Lerntyp zu tun hat, nicht mit einer Überzeugung, die man überreden kann.
        Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

        So nah, so fern.

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