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Sprachgefühl vs. Ratschläge?

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    Sprachgefühl vs. Ratschläge?

    In einem anderen Thema kam zur Sprache, dass es bei Schreibern ein intuitives Sprachgefühl geben soll und dass Ratschläge auch eher hinderlich sein können. Wie war das bei euch, was für Erfahrungen habt ihr mit Schreibratgebern und Ratschlägen gemacht? Haben sie euch weitergebracht? Seid ihr schon mal davon in die Irre geführt worden?

    Bei mir war es so, dass ich erst mal ein paar Jahre lang geschrieben habe, bevor ich einen Schreibratgeber in die Hand genommen habe. Ich fand sie überflüssig und wollte halt mein eigenes Ding machen.
    Irgendwann wurde ich dann doch neugierig und hab ein paar Ratgeber gelesen. Ich muss sagen, groß weitergebracht hat es mich nicht. Ja, es standen ein paar ganz nützliche Sachen drin und ich fand einige Denkanstöße auch inspirierend. Aber beim Großteil der Ratschläge hab ich nicht verstanden, warum man das erst in einen Ratgeber schreiben musste. War doch sonnenklar, dass das und das so und so funktioniert und ich hatte es auch schon immer so gemacht. Oder durch Ausprobieren auch ohne Ratgeber gelernt.
    Träumend plant der Geist seine eigene Wirklichkeit.
    - Søren Aabye Kierkegaard -

    #2
    Ratgeber habe ich nie in der Hand gehabt. Will es auch erstmal nicht. Hilfe nehme ich aber immer gerne. Vor allem hier im WK haben mich User wie Vickie oder Maggi unfassbar stark weiter gebracht als sonst. Plotten kann ich jetzt auch, genau wie Perspektiven. Wenn mich was verwirrt, spreche ich denjenigen an, der mich verwirrt hat (Was bei Ratgeber-Büchern natürlich nicht geht). Ich habe, vor dem Schreiben so gut wie nichts gelesen (4 Bücher insgesamt) und daher war quasi alles neu für mich.

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      #3
      Feuerfeder
      Kannst du konkrete Beispiele nennen und auch die Titel der Ratgeber?

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      • Feuerfeder
        Feuerfeder kommentierte
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        Was für Beispiele meinst du genau?

      #4
      Ich finde Ratgeber und -schläge hilfreich, weil ich eine Person bin, die sich bevorzugt an Regeln und Gesetzmäßigkeiten orientiert. Es fällt mir schwer, guten Stil in seiner Gesamtheit intuitiv zu erfassen, aber ich verstehe die Bausteinchen sofort, wenn sie in abstrahierter Form vorliegen. (Zum Beispiel die Faustregeln 'Höchstens ein Adjektiv pro Satz' und 'Wichtige Nebenfiguren mit einem markanten Detail versehen'.) Aus diesen Steinchen baue ich nach und nach meinen Stil auf, gehe also vom Detail zum Gesamtbild. Bei anderen Menschen ist es offenbar umgekehrt. Sie fangen mit dem großen Ganzen an und nehmen die Details nebenher mit, oft ohne sich dessen bewusst zu sein.

      Kurzum: Menschen sind verschieden. Einer lernt am besten durch Ratgeber, ein anderer nach dem Bauchgefühl.
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      Zuletzt geändert von Flossenschwinge; 30.10.2016, 21:52.

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        #5
        Ich halte nicht viel von Ratgebern für Anfänger. Ich empfinde sie als zu vehement und damit als verunsichernd, wenn man seinen Stil und sein Selbstbewusstsein noch nicht soweit gefestigt hat, die Tipps selbst aussortieren zu können. Meine Erfahrung damit ist, dass die Dozenten, die "immer" predigen ellenlange Ratgeberleselisten rausgeben, und die die Vorschläge machen, von Ratgebern abraten. So ist es jedenfalls bei uns. Die erste Dozentin, die das nun sinnvoll kombiniert, wie es hier im Forum auch mMn Vickie sehr gut macht, habe ich jetzt in der Romanwerkstatt, mal sehen, was ich daraus mitnehme.
        Wenn man dieses Selbstbewusstsein für sein Schreiben allerdings erstmal erreicht hat, finde ich Strukturen oder Listen sehr hilfreich zur Orientierung.
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        Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matthäus 28,20)

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          #6
          Nein, ich habe noch nie ein gesamtes Ratgeber-Buch gelesen, bis auf einzelne Ausschnitte/einzelne Kapitel. Und ich fand es absolut nicht hilfreich. Besonders ein Kapitel über Charakterentwicklung, das ich mal las. Das fand ich ziemlich ... absurd und komplett festgefahren. (Ich weiß nicht mehr, was das für ein Ratgeber war. Ich glaube, es war keiner eines deutschsprachigen Autors).
          Wenn ich doch mal nach Ratschlägen schaue, dann vorwiegend in (Autoren-)Blogs. Da stehen oft recht interessante Dinge drin, manchmal auch sehr humorvoll geschrieben (z.B. Waldscheidt), aber auch da ist mir manches einfach zu sehr "So funktionierts und so nicht. Punkt."-lastig.
          Und eigentlich tausche ich mich da mittlerweile lieber mit Menschen aus, weil ich gerne ins Detail gehe. Da geht's mir wohl ein bisschen wie Dave. Wenn im Buch steht: "Die meisten Ajdektive sind unnötig", kann ich dem Buch ja keinen Text vorlegen, wo ich finde, dass darin Adjektive sehr wohl zu gebrauchen sind, und ich kann das Buch auch nicht fragen, wann Adjektive gut sind. (Jetzt nur mal als beliebiges Beispiel gewählt).
          Mit Menschen kann ich das ausdiskutieren, abwägen, und mich schließlich guten Gewissens überzeugen lassen (oder auch nicht). Dadurch lerne ich auch mehr.

          Ansonsten, Bücher betreffend, ist das erste Buch, das mich weitergebracht hat, "Einführung in die Erzähltheorie" von Scheffel et al. Das ist einfach so schön nüchtern und trocken geschrieben, ohne ein "Tu dies, tu das". Da wurden mir einfach noch mal verschiedene Erzählstile bewusst, verschiedene Perspektiven, etc. Praktische Ratschläge finden sich da natürlich keine darin, aber mir persönlich gab dieses Buch irgendwie Inspiration.


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            #7
            Ich lese durchaus mal Ratgeber. Ob ich die Ratschläge dann anwende, hängt von der konkreten Situation ab. Einige Dinge - zum Beispiel wörtliche Rede durch Handlungen zuzuordnen - gefallen mir gut, das habe ich für mich übernommen. Bei anderen bin ich skeptischer. Ich schreibe beispielsweise in manchem Kontext ganz gerne in langen verschachtelten Sätzen, wovon eher abgeraten wird. De facto gehe ich bei der Überarbeitung speziell über lange Sätze drüber und entscheide von Fall zu Fall, ob der Satz besser in mehrere aufgebrochen werden sollte oder nicht. Ich habe kein Interesse daran mich sklavisch an "höchstens X Wörter pro Satz" zu halten (nicht, dass ich je eine konkrete Zahl gelesen hätte), nichtsdestotrotz existieren solche Ratschläge aus einem gewissen Grund und ich habe recht wenig Interesse daran, bewährte Mittel ohne genauere Betrachtung über Bord zu werfen. Insgesamt also eine recht entspannte Herangehensweise.

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              #8
              Ich oute mich mal als ein Schreibratgeber Junkie, der Regal und Reader voll davon hat. Hauptsächlich über Plotten und Struktur.
              Wenn ich irgendwo feststecke, lese ich meist wahllos in einem rum, bis mir der Gedanke kommt, wie es wohl am besten weitergeht. Ratgeber sind fein fürs Brainstorming.
              I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

              Douglas Adams

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                #9
                Ich halte nicht viel von Ratgebern für Anfänger. Ich empfinde sie als zu vehement und damit als verunsichernd, wenn man seinen Stil und sein Selbstbewusstsein noch nicht soweit gefestigt hat, die Tipps selbst aussortieren zu können.
                Ich sehe es genau anders herum. Als Anfänger tut man gut daran, sich erst mal an bewährten Techniken zu orientieren. Wenn man die Grundlagen sicher beherrscht, kann man anfangen, zu experimentieren.

                Ich glaube die wenigstens Menschen sind komplette Autodidakten, egal worum es geht.

                Niemand würde auf die Idee kommen, jemanden der Geige spielen oder Fussball spielen will, zu sagen, er sollte das lieber ohne Lehrer oder Trainer machen, weil ihn Ratschläge und Tipps nur verunsichern. In allen anderen Feldern ist es ganz normal, dass man sich die Grundlagen von jemandem mit Erfahrung beibringen lässt, bevor man sich daran macht, seinen eigenen Stil zu entwickeln.

                Also für mich ist das ganz klar: Erst Handwerk lernen, dann Stil entwickeln. Nicht anders herum. Ich habe anders herum auch noch nie erlebt, dass es funktioniert. Das was ungeschulte Schreiblinge als ihren "Stil" bezeichnen liest sich oft furchtbar und ist einfach ein ausdruck von einer mangelhaften Technik.

                Traummuschel Welche Ratgeber hast du denn schon gelesen? Der Markt ist gigantisch und es gibt da so viele verschiedene. Den einzige Ratgeber, den ich als patronierend empfunden habe war das so hochgelobte Buch von Stephen King (Ich halte aber auch von Stephen King selbst nicht so wahnsinnig viel).

                Wenn ich irgendwo feststecke, lese ich meist wahllos in einem rum, bis mir der Gedanke kommt, wie es wohl am besten weitergeht. Ratgeber sind fein fürs Brainstorming.
                Mache ich auch. Nach den vielen Jahren, die ich jetzt schreibe, müsste man meinen, dass man alles verinnerlicht hat, aber oft geht mir beim Quer lesen in meinen liebsten Ratgebern dann doch noch mal ein Licht auf.

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                • Kunstmelodie
                  Kunstmelodie kommentierte
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                  Ich sehe das ähnlich wie meine Vorredner, Traummuschel und Scribere. Je mehr ich mich mit dem Schreiben als Wissenschaft auseinandersetzen und es als solche betrachte, desto schwieriger fällt es mir, überhaupt noch zu schreiben. Das heißt, ich denke dann nur noch „oh, jetzt musst du das machen und gleichzeitig darauf achten und das muss so und so sein“. Sodass ich dann beim eigentlichen Schreiben selbst mich gar nicht mehr auf das zu Schreibende konzentrieren kann, sondern nur noch denke, ah, das musst du schreiben und das und darauf musst du achten. Gerade was solche Theorien anbelangt, wie eine Szene auszusehen hat, wie ein Satz auszusehen hat, wie ein Kapitel aufgebaut sein muss, von dem plotten fange ich gar nicht erst an. Das heißt, ich versuche natürlich schon, die Basics zu kennen und zu verinnerlichen. Aber eben nicht mehr. Da sollte man dann vielleicht auch feststellen, wie viel die Basics eigentlich sind und was zu den Grundlagen dazugehört. Natürlich kann man nicht einfach blind drauf los schreiben! Aber gerade als Anfänger stellte ich dann fest, dass ich mich dann so zugeschnürt und verunsichert gefühlt habe, dass gar nichts mehr ging. Das heißt, je tiefer ich mich mit den Ratgebern und Regeln beschäftige, desto schlechter schreibe ich. Mag für die einen unlogisch klingen, aber das ist bei mir einfach so.

                • Ankh
                  Ankh kommentierte
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                  Kunstmelodie So mach ich das auch. Nur wenn ich feststelle, das ein Kapitel nicht so recht zündet, dann hilft es durchaus, sich mal anhand eines Ratgebers die Struktur anzugucken. Wenn man ein paar Stichpunkte hat, die man überprüfen kann, kriegt man vielleicht eine Erleuchtung, woran es konkret hapert und kann das dann beheben.

                • Traummuschel
                  Traummuschel kommentierte
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                  @Dodo: Ich habe schon oft gelesen, "meide Adjektive", einer meiner Lieblingsschriftsteller ist Kafka (auch wenn ich damit hier eher einsam bin xD) und habe einen sehr bildhaften adjektivreichen Stil, der bei vielen Dozenten und Kommilitonen von mir sehr beliebt ist, aber längst weg wäre, wenn ich auf diese Ratgeber gehört hätte. Ich sehe das in Schreibseminaren immer wieder, wie Anfänger mit schönen Bildern, lebhaften Beschriebungen, etc. pp. Schreibratgeber lesen und sich plötzlich überall kürzer fassen.
                  VickieLinn Mozart hab ich genommen, weil den jeder kennt, ich kann auch noch mit dutzend anderen Komponisten kommen. Ich empfinde Tipps auch für andere als Horizonterweiterung, wenn sie eben nicht mehr ganz am Anfang stehen (für mich nicht, weil ich noch nie etwas in einem Schreibratgeber oder Blog gelesen habe, dass ich nicht anders sehe oder mir sowieso klar war, allerdings bin ich auch sehr fortgeschrittene Literaturwissenschaftlerin und auch wenn das andere Textarbeit ist, lernt man dabei doch auch einiges für's eigene Schreiben. Nicht-Literaturwissenschaftlern würde ich Schreibratgeber durchaus empfehlen, sobald sie erfasst haben, was ihren Stil ausmacht und diese Besonderheit "schützen" können ) Wenn du einen Schreibratgeber kennst, in dem mal was neues steht (das nicht in den meisten ratgebern, Blogs, Foren schon durchgekaut wurde) und der auf Deutsch ist, lasse ich gerne meinen Horizont erweitern

                #10
                Was man aus Ratgebern mitnimmt, ist doch jedem selbst überlassen. Ich habe ohne Ratgeber angefangen zu schreiben. Dann habe ich den ersten gelesen (in den meisten steht das gleiche, vielleicht mit unterschiedlichen Gewichtungen). Ja. Da standen die Dinge, die mein "Werk" von etwas Lesbarem unterschieden, und das hat mir sehr geholfen. Ich lese Ratgeber immer noch, finde vielleicht noch ein, zwei Tipps, die vorher noch untergegangen waren, aber ich übernehme nicht alles.
                Ein schönes Anfängerbuch ist m E "Von der Idee zum fertigen Text" von Mara Laue.
                Ich würde aber niemals behaupten, dass alle Schriftsteller unbedingt einen Ratgeber lesen müssen. Ratgeberlesen hat mir und vielen anderen geholfen, sich zu verbessern - indem sie einem die grundsätzlichen Dinge erklären, die aus Erfahrung ein gutes (zumindest ein besseres) Buch ausmachen und die Augen für mögliche Unbeholfenheiten und Fehler öffnen. Wichtig ist nur, dass man sich Hilfe holt, wenn man nicht weiterkommt, aber bei der Übernahme von Tipps, die auf Erfahrungen eines einzelnen beruhen, wäre ich wiederum eher vorsichtig.
                Inspiration, Idee und Ausführung sind immer noch individuelle Leistungen, die können einem nicht einmal hundert Ratgeber abnehmen. Da hilft nur: Viel (andere Bücher) Lesen, wach und neugierig sein, Blick schärfen.

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                  #11
                  Mir ging es so, dass ich erst eine Weile geschrieben haben musste, um zu verstehen, was genau die ganzen Ratgeber denn eigentlich meinen und warum sie die Tipps geben, die sie geben. Ein bisschen Erfahrung und Vorwissen gehört wohl auch dazu, um Fachbücher richtig einordnen zu können, und bis dahin hat man auch das Selbsbewusstsein, Tipps und "Regeln" nicht allzu sklavisch zu befolgen. Vielleicht sollte man die Dinger immer mal wieder aus dem Schrank holen und mit dem vergleichen, wie man selbst inzwischen schreibt. Und wenn einer der Ratgeber dem eigenen Stil schon sehr nahe kommt, dann sind vielleicht auch seine restlichen Tipps ganz brauchbar.

                  Prinzipiell kommt es auch auf den Stil an, wie er geschrieben ist, manche sagen eher "das MUSS so und so gemacht werden" andere schreiben eben "diese Herangehensweise funktioniert oft ganz gut" oder "mir hat dies und das geholfen". Letztere sind sicher die sympathischeren

                  Beim Sprachgefühl stimme ich zu, dass sich das entwickeln muss und sicher auch das Leben lang weiterentwickelt. Sicher bildet sich jeder mit der Zeit seinen eigenen Stil, aber man kann den durchaus beeinflussen, indem man z.B. verstärkt Bücher liest, deren Stil einen anspricht. Ich merke zum Beispiel, wenn mich ein Buch beeindruckt hat, dass sich mein Stil danach leicht ändert. Das ist vielleicht nicht immer gewollt, aber man kann es sich ja bewusst machen und bei Bedarf aktiv einsetzen.
                  Angeboren ist höchstens eine Affinität zur Sprache, aber das Gefühl dafür muss man meiner Meinung nach genauso lernen und trainieren wie laufen und balancieren. Bis zu einem gewissen Grad kommt jeder, alles darüber hinaus ist Training.


                  Poems are never finished.
                  Just abandoned.

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                    #12
                    Der Mozart Vergleich wird immer gerne genommen, da er so schön eingängig ist. Hinkt aber doch gewaltig.
                    Wäre ich so ein literarisches Wunderkind, würde ich auch alle Schreibratgeber - wohl auch den Duden - links liegenlassen.
                    Da ich a) neugierig bin, welche Ansätze es gibt und b) ein Durchschnittsschreiber mit durchaus begrenzten sprachlichen Mitteln bin, stöbere ich gerne in Ratgebern rum und picke mir heraus, was für mich und mein Projekt passt.

                    Es kommt sicher darauf an warum man überhaupt schreibt. Ich stelle mir vor einem Schreibprojekt meist die beiden Fragen
                    - Warum schreibe ich den Text und
                    - Für wen schreibe ich den Text.

                    Wenn ich aus reinem Spaß schreibe und auch nur für mich, brauche ich keinen Blick in einen Ratgeber zu werfen.
                    Schreibe ich aber für eine bestimmte Zielgruppe und um gelesen zu werden, dann halte ich es für mehr als sinnvoll sich mit "Regeln" und "Erwartungen" der Zielgruppe auseinander zu setzen. Welcher Autor will denn nicht von möglichst vielen Menschen (aus seiner Zielgruppe) gelesen werden?
                    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

                    Douglas Adams

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                    • Victoria
                      Victoria kommentierte
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                      Da haben wir fast zeitgleich dieselbe Meinung über Mozart abgegeben.

                    #13
                    Ich finde den Vergleich von Instrument lernen unter Anleitung und Schreiben lernen grundlegend gut (auch wenn man natürlich noch mal differenzieren kann). Allerdings hinkt er meiner Meinung nach an dem Punkt, dass ein Lehrer jemand ist, der mir auf Fehler oder Fragen sofort eine Reaktion geben kann, ein Schreibratgeber in klassischer Buchform tut das nicht. Er ist eine Anleitung, aber ob ich sie korrekt umsetze, garantiert das nicht (insofern man von korrekt sprechen kann).

                    Ich habe früher auch geglaubt, dass Ratgeber aufgrund des Einheitsbreis einfach nur nerven. Mittlerweile betrachte ich es nicht so eng, aber es muss tatsächlich beachtet werden, dass es sich um Tipps handelt, nicht um Gesetzmäßigkeiten (ich habe auch den einen oder anderen erlebt, der dann eben doch alles krampfhaft umsetzen wollte).

                    Ich denke, dass das sehr individuell ist. Hinzu kommt nämlich auch, erkennen zu können, ob man den Fehler überhaupt selbst bemerkt, auch wenn man ihn zu meiden versucht (ich habe Tell lange Zeit in meiner eigenen Schreibe nicht erkannt und auch nur bedingt in anderen Texten, obwohl ich es oft genug in Foren erklärt gesehen habe).

                    Wirklich gelesen (Buchform) habe ich bislang auch nur den von King und war nicht allzu begeistert von seiner Meinung und seinen Widersprüchen, auch wenn natürlich Wahrheiten in dem ratgebenden Teil stecken. Zwei der Roentgen-Bücher liegen noch hier, aber ich hatte irgendwann den Eindruck, als ich Passagen las, dass das für mich noch zu abstrakt war. Vielleicht ist mittlerweile ein passenderer Zeitpunkt.
                    Ich komme aus Ironien.
                    Das liegt am sarkastischen Meer.

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                      #14
                      Bei mir selber sind Jahre vergangen, nachdem ich mit dem Schreiben angefangen habe, bevor ich einen Ratgeber in die Hand genommen habe. Sie haben mir nichts genützt, da ich mit den extrem ausführlichen Charakterbögen nicht klarkomme, mit den "Ideenfindungsstrategien" oder mit den Strukturen die dort vorgestellt werden. Meistens war die Sprache sperrig oder so extrem flapsig locker, das ich sie nicht als Ratgeber ernst nehmen konnte.

                      Ich hab mir dann irgendwann mal gedacht "Okay, probierst es mal" und habe zwei Texte so gut es ging umgeschrieben, wie es zwei Ratgeber wollten (ich müsste noch einmal raussuchen welche es waren) - Fazit von Probelesern; Das von den Schreibratgebern wirkte "falsch und gekünstelt". Es hat sich auch falsch angefühlt.

                      Dementsprechend: Ja, es gibt Menschen denen die helfen. Sicherlich, sonst würde es die Ratgeber nicht geben. Mir selber helfen sie nicht, eventuell weil ich anders arbeite, eventuell weil ich selber die Ratschläge als albern empfinde, warum weiß ich nicht. Vielleicht gibt es auch wirklich so etwas wie angeborenes oder antrainiertes Sprachgefühl, was ich dann dadurch habe, das ich als Kind immer viel gelesen habe. Aber ich sehe bei Ratgebern ebenfalls wie Andere hier die Gefahr, das man dann ggf. in die Schleife kommt, sich dann sklavisch daran zu halten. Das ist aber vermutlich auch stark Menschenabhängig. Aber ich gebe auch Maggi recht: Das Handwerk MUSS gelernt werden. Es muss nur nicht unbedingt aus einem Ratgeber kommen.

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                        #15
                        Wir haben mehrere Ausschnitte in der Uni behandelt, gekauft habe ich keinen.
                        Du hast also nicht einen einzigen komplett gelesen, erlaubst dir aber ein Urteil über das gesamte Genre der Schreibratgeber?

                        Ich habe es schon oft erlebt, dass Anfänger, die mit Ratgebern anfangen, gar nicht erst eine eigene Sprache entwickeln, sondern am Ende alle "gleich" schreiben, davon halte ich nichts.
                        Alle gleich richtig. Ich halte davon sehr viel.

                        Mozart und so hatten zwar Musikunterricht, aber erst später Kompositionsunterricht und Mentoren
                        Also hatte er unterricht und Mentoren, aber er ist trotzdem ein Beispiel dafür, dass man es ohne Unterricht und Mentoren machen muss?

                        Malen und komponieren ist mit dem Schreiben eher vergleichbar und die meisten Künstler, aus denen was wurde, haben bereits als Kinder - ohne Mal- oder Kompositionsregeln - begonnen
                        Die Aussage ist einfach falsch. So ziemlich jeder erfolgreiche Musiker und die meisten Maler hatten Lehrer, Unterricht oder sonst irgendeine Art der Ausbildung. Haben die vorher als Kinder schon rumprobiert? Vermutlich, aber welche Rolle spielt das. Die meisten Autoren haben als Kinder auch mit Worten rumprobiert. Es verlangt ja auch niemand, dass Grundschulkinder schon Schreibratgeber bekommen.

                        Ich habe bisher auch nur Bruchteile aus Ratgebern gelesen, ich halte davon nichts und vom Ton her ist es immer ein "das Muss so sein und nicht anders" gewesen.
                        Tut mir Leid, aber was lest ihr nur alle für Ratgeber? Ich habe Dutzende davon und keiner behauptet von sich selbst "nur so, sonst falsch." Da stehen dann eben solche Sachen drin wie "Versucht Adverben wenn möglich durch starke Verben zu ersetzten" und nicht "Adverben sind verboten". Oder "Der erste Wendepunkt findet sich für gewöhnlich zwischen 15% und 30 %" und nicht "Wenn der Wendepunkt nicht bei 23% liegt, kommt die Buchpolizei."

                        Als ich vor 4 Jahren ernsthaft anfing zu Schreiben habe ich auch gedacht, dass muss ja alles so sein und nicht anders und habe mich an alles gehalten als wäre es eine Regel, die in Stein gemeißelt ist. Erst mit der Zeit habe ich gelernt, dass es unterschiedliche Methoden gibt ebenso wie Menschen und Meinungen
                        Das klingt für mich, wie ein völlig normaler Prozess. Ich finde den Begriff "sklavisch festhalten" ziemlich polemisch.
                        Erst einmal bekannte Pfade bestreiten, bevor man seinen eigenen Weg findet, ist ein völliger normaler Lernprozess. Im Sport, in der Musik, im Schreiben. Das führt weder dazu, dass alle gleich klingen, noch das man keinen eigenen Stil entwickelt.
                        Ja, wenn ich etwas neu lerne, dann halte ich mich erst mal an die etablierten Regeln und ich setzte die Ratschläge, die ich bekommen habe erst mal um. Experimente kommen dann von ganz alleine. In Frage stellen kommt von ganz alleine. Eine eigene Stimme entwickeln kommt von ganz alleine.
                        Und wenn nicht, dann eben nicht. Ein guter Autor braucht nicht zwingend einen besonder ausgefallenen, einzigartigen Stil.
                        Was er allerdings braucht ist das sichere Beherrschen stilistischer Regeln und die lernen die meisten Menschen via Ratgeber nun mal deutlich schneller als durch passive Osmose oder Trial and Error.
                        Erst einmal bekannte Pfade bestreiten, bevor man seinen eigenen Weg findet, ist ein völliger normaler Lernprozess. Im Sport, in der Musik, im Schreiben. Das führt weder dazu, dass alle gleich klingen, noch das man keinen eigenen Stil entwickelt.

                        Ein bisschen ironisch finde ich das alles schon. Ihr beschwert euch einerseits über den angeblichen Dogmatismus von Ratgebern (teilweise, ohne welche gelesen zu haben), behauptet aber selbst "nur wenn ihr es so macht wie ich, nämlich ohne Ratgeber, entwickelt ihr einen guten Stil."

                        Können wir uns einfach darauf einigen, dass Menschen unterschiedlich lernen? Wenn ihr mit Ratgebern nichts anfangen könnt, dann lest keine. Aber anderen Leuten ihre Ratgeber madig zu machen oder sie sogar davor zu warnen und zu behaupten, sie würden unwiderruflichen Schaden anrichten, finde ich doch ein bisschen albern.

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                        • Traummuschel
                          Traummuschel kommentierte
                          Kommentar bearbeiten
                          Ich habe weit mehr gelesen, als die meisten lektoren von Manuskripten lesen, bevor sie sie aussortieren. Wenn ich schon drei Kapitel dämlich fand, habe ich weder die Zeit noch den Nerv noch die Verpflichtung die restlichen 10 zu lesen.
                          "Alle gleich richtig" und alle gleich nichtssagend. Es kommt eben auch darauf an, wo seine Prioritäten (und wohl auch sein Geschmack) liegen. Mir sind die Kunst und die Emotionen am wichtigsten. Meine Lieblingsautoren sind fast alle Romantiker und die hielten auch nichts von Regelpoetik. Ich habe nichts dagegen, Mentoren, Unterricht oder Austausch zu haben, wenn man seine eigene Basis bereits hat und das haben eben diese Künstler schon. Danach haben sie Unterricht, nicht davor. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das zumindest für Komponisten und deutsche Schriftsteller besser weiß als du. Wenn es bei Künstlern anders sein sollte, wäre ich allerdings überrascht.
                          Lustig, dass du sagst, kein Schreibratgeber schreibt vor, du sagst doch regelmäßig, man soll sich bloß an die Regeln halten, brechen darf man erst, wenn man alles kann (Adjektive und Adverben erzeugen eine ganz andere Atmosphäre als starke Verben, ist also je nach Textstelle für mich auch ein absolut dämlicher Rat). Tut mir leid, ich empfinde es als Zeitverschwendung nichtssagende Bücher zu schreiben, damit jemand wie du meint, ich hätte es gelernt und dann kalkuliert und geplant zu brechen, was dann auch oft nur gekünstelt wirkt.
                          Das Wort Dogmatismus habe ich nie benutzt. Ich bin gegen du musst so und so. "Du darfst dir deinen Stil nicht kaputtmachen lassen" ist jawohl das genaue Gegenteil davon. Ich sehe in jedem Anfänger das Potential eines Künstlers und rate ihm deswegen davon ab, sich zu sehr auf Ratgeber zu verlassen.
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