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Bedeutet schnelles Schreiben schlechtes Schreiben?

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    Bedeutet schnelles Schreiben schlechtes Schreiben?

    Aus gegebenem Anlass (auf den WK-Romanwettbewerb schiel)
    Haltet Ihr einen Monat, vier Monate, ein Jahr, vier Jahre für eine angemessene Zeit, um ein Romanmanuskript zu erschaffen?

    Ist schnelles Schreiben gleichbedeutend mit einem Qualitätsverlust?
    Woran messt Ihr diese Qualität?
    Warum braucht man dafür Zeit - oder könnte einem doch die Erfahrung und das tägliche Überwinden des inneren Schweinehundes helfen, schnell tiefe Inhalte und Figuren zu erschaffen?

    #2
    Täglich sollte man schon schreiben.
    Beim schnellen Schreiben greift man eher zu Standardlösungen, da weniger Zeit zum Nachdenken bleibt.
    Ich lese lieber Projekte, in die sichtbar viel Zeit investiert wurde, ohne darauf zu achten. Ich bin auch jemand, der einen bestimmten Sound liebt, gerade der Sound ist schwierig zu entwickeln.

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      #3
      Ich denke nicht, dass schnelles Schreiben automatisch ein Qualitätsverlust ist. Manchmal schreib ich in ner halben Stunde eine lesenswerte Kurzgeschichte und manchmal sitze ich Tage am immergleichen Absatz und es wird nicht besser.
      Qualität ist nicht Tempo, sondern Ideen und Können - manch einer kann eben schneller als andere.
      Natürlich gibt es die Gefahr wegen der geringen Zeit sich nicht tief genuge Gedanken und nicht konzentriert genuge Sätze zu schaffen. Gleichzeitig ist manchmal der spontane Einfall genau das Nonplusultra.

      Ich denke, wichtig ist, sich die Zeit zu nehmen die man braucht - ob das wenig oder viel Zeit ist, muss jeder Füllerschwinger für sich selbst wissen.
      Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
      to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
      A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
      You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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      • Milch
        Milch kommentierte
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        Ein Roman besteht ja nicht nur aus einem spontanen Einfall, sondern aus vielen.

      • In-Genius
        In-Genius kommentierte
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        Nichtmal nur spontanen, manchmal muss man hart nachdenken; das ist klar. Aber Tempo allein sagt nicht aus, wie gut oder schlecht das harte Nachdenken und das viele Schreiben ist. Zeit ist kein Qualitätsmesser. Es kann helfen, muss aber nicht.

      #4
      Tempo und Qualität schließen sich nicht zwingend aus.

      Die Frage liegt in den Ansprüchen und Vorstellungen. Welches Ziel hat der Autor, wie gut kennt er sein/seine Genre/s. Und darüber hinaus kommt dann noch hinzu, wie viel kann er leisten? Kann er Vollzeit schreiben? Muss er einem Vollzeitjob nachgehen und hat vielleicht auch noch Kinder? Wie viel Schlaf braucht er und wie viel Zeit bleibt ihm am Tag? Wie gut hat er sich analysiert und sein Schreiben damit so perfekt wie nur möglich in den restlichen Tag integriert?

      Jackys 12in12 hat Aufmerksamkeit nach sich gezogen und das war meines Erachtens ihr einziges Anliegen. Es ging nicht um hohe Qualität, es ging darum schnell zu liefern, damit zu zeigen, seht Leute, ich mache hier was besonderes und halte das auch durch, und innerhalb ihrer Schreibkomfortzone konnte sie das machen. Zumal man auch hier unterscheiden muss, wie lang sind die Bücher.
      Ich weiß aber auch, dass es bei den Veröffentlichungen, die danach kamen, selbst von Fanseite hieß, dass man bei den neuen Sachen merkt, dass sie mehr Zeit hatte, dass es in den Büchern tiefer geht. Auf dieser Ebene lag also bei Jackys Projekt durchaus ein Qualitätsverlust, aber da Qualität garantiert nicht das Ziel war (nicht so hohe Qualität), war das Ziel ja noch immer erreicht. Zwölf Bücher in einem Jahr sind nun wirklich nicht der Durchschnitt.
      Und hm, Jacky hat mit der Aktion eine Agentur oder einen Verlag (ich weiß nicht mehr) an Land gezogen, die Aufmerksamkeit hat sie erreicht.

      Ob das nun allerdings zum Wettbewerb passt, der ja eben trotz eines vorgebenen Genres (und sicher mit der entsprechenden Zielgruppe vor Augen) nicht im Standard bleiben will, das ist die Frage. Für einen Roman mag das trotzdem funktionieren, gerade wer da eben auch schnell arbeiten kann. Aber für regelmäßig, gerade Á  la 12in12, halte ich es zumindest für sehr unwahrscheinlich das gut umzusetzen.
      Ich komme aus Ironien.
      Das liegt am sarkastischen Meer.

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      • Milch
        Milch kommentierte
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        Irgendwann schließt Tempo und Qualität sich aus, weil man auch auftanken muss, sprich recherchieren, anderes lesen.

      • Dodo
        Dodo kommentierte
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        Mit Tempo meinte ich durchaus nicht unbedingt nur den Takt zwischen einzelnen MS, sondern vor allem die Zeit, die man für ein einzelnes aufbringt. Aber das bedingt ggf. die Taktung mehrerer MS. Wenn man vor Ideen überschäumt.

      • Kuro
        Kuro kommentierte
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        Ich beziehe mich bei Tempo noch darauf, dass es Menschen gibt, die meinen, wenn man in fünf Tag 50 k raushaut, dann muss das zwangsläufig Müll sein. Und dem muss nicht so sein, sondern das hängt individuell mit Erfahrung, Gewohnheit und generellem Schreibtempo zusammen (ich habe die Tage etwas gelesen, wo es darum ging mit 1 k pro Stunde zur Schreibmaschine zu mutieren, wo ich schmunzelte, weil ich den Vergleich zu mir zog, denn 1 k die Stunde bedeutet bei mir Schneckentempo, für andere ist das tatsächlich richtig viel und gut und das ist gut so).
        Da kommt - oh Wunder - die Individualität ins Spiel.

      #5
      Jeder Schreiber hat sein eigenes Tempo. Jeder hat seine eigenen Bremsen und Motivationen.

      An mir selbst beobachte ich, dass ich mit zunehmendem handwerklichen Wissen kreativer, sicherer und schneller werde. Tatsächlich werde ich auch kritischer, verdammt, was mich insgesamt wieder langsamer macht. Vor allem, wenn dann auch noch mein innerer Schweinehund zum Ausruhen einlädt.
      Ich halte mich nicht für anspruchslos, aber ich habe nicht vor, die Literaturwelt zu erschüttern. Könnte ich das, wenn ich meine Zeit beim Schreiben auf das Doppelte ausdehnte? Kurzer Realitäts-Check: Wohl nicht. Wenn ich eine zündende Idee habe, dann Pling! Es wird nicht Plingplingplingpling werden, wenn ich länger nachdenke. Sehr wohl kann das aber während des Schreibens des ersten Plings geschehen. Ohne erstes Pling! kann ich allerdings auch nicht anfangen zu schreiben. Daher könnte ich wohl nicht mehr als ein Roman-MS pro Jahr produzieren. Im Optimalfall.
      Für andere Autoren kann ich nicht sprechen. Wenn jemand damit zufrieden ist, im Monatstakt solides Handwerk wenngleich Fließbandware rauszuhauen, dann sage ich: Respekt. Nicht meine Art, nicht das, was ich unbedingt lesen möchte, aber wenn es für Akkordschreiber funktioniert und sie eine Leserschaft glücklich machen: ein ehrliches Toll!
      Wenn meine Lieblingsautoren ein Buch pro Jahr herausbringen, dann gedulde ich mich und weiß, dass ich in 99% der Fälle zufrieden sein werde.
      Wenn mein Lieblingsautor ein Buch in fünf Jahren herausbringt, schade, aber dann lese ich in der Zwischenzeit eben etwas anderes.

      Ich persönlich kann derzeit nicht schneller. Beruf, Familie und Freizeit verteilen sich eben in unterschiedlichen Prioritäten auf 24 Stunden. Plus innerer Schweinehund. Und natürlich der Anspruch

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        #6
        Haltet Ihr einen Monat, vier Monate, ein Jahr, vier Jahre für eine angemessene Zeit, um ein Romanmanuskript zu erschaffen?

        Ich würde das nicht pauschal für andere beantworten wollen, ich kann es nur für mich beantworten.

        Zunächst einmal sind ein Monat Lebenszeit ja bei jedem unterschiedlich viel Schreibzeit. Je nachdem, wie viel Zeit ich täglich oder wöchentlich zum Schreiben rausschneiden kann oder will, werde ich in diesem Monat schaffen. Und was den Romanwettbewerb angeht, wäre das außerdem ein zusätzliches Schreibprojekt, das ich entweder neben den anderen angehen müsste oder die anderen gar zurückstellen. Es ist vermutlich bei keinem hier das einzige Romanmanuskript, das derzeit in Arbeit ist. Ist ein Monat eine angemessene Zeit, andere wichtige Projekte beiseite zu schieben und damit deren Entstehungszeit zu verlängern?

        Ist schnelles Schreiben gleichbedeutend mit einem Qualitätsverlust?

        Ich kann nicht schneller schreiben, als der Text in meinem Kopf entsteht. Und das braucht Zeit. Die erste Idee, die einem so kommt, ist nicht unbedingt die beste. Wenn meine Priorität also auf Schnelligkeit liegt, dann reduziere ich ganz automatisch bei der Qualität, indem ich die erstbeste Idee nehme und sie als "gut genug" klassifiziere, auch wenn da mit ein bisschen Zeit zum Nachdenken möglicherweise etwas Besseres herauskommen könnte. Vor der Zeit, die man sich nehmen könnte für eine 2., 3. oder 4. Überarbeitung ganz zu schweigen. Man kann immer noch ein bisschen mehr aus einem Text herausholen, und die Grenze, wo sich das nicht mehr lohnt, möchte ich nicht vom Kalender bestimmt bekommen.

        Zweitens macht es mit einfach Spaß, meine Figuren zu entwickeln, ihre Probleme auszufeilen, ihre Psychologie zu erforschen und ihre Macken aufeinander abzustimmen. Das ist, warum ich überhaupt schreibe. Klar könnte ich die Stunden, die ich mit Schreibbuddys im Chat verbringe, um das alles zu entwickeln, auch zum Tippen verwenden. Aber ich bin der Meinung, dass der Text dadurch nicht besser würde, und wenn ich meine Motivation verliere, weil ich nur stumpf irgendwas runterkloppe, das nur irgedwie "gut genug" ist, damit es fertig wird, dann wird das Projekt vielleicht irgendwann sogar im Eisfach landen und niemals fertig.

        Woran messt Ihr diese Qualität?

        Daran, dass ich am Ende mindestens zufrieden damit bin, bestenfalls stolz.

        Warum braucht man dafür Zeit - oder könnte einem doch die Erfahrung und das tägliche Überwinden des inneren Schweinehundes helfen, schnell tiefe Inhalte und Figuren zu erschaffen?

        Sicher kann man sich zwingen, mehr Zeit zum Denken zu verwenden und weniger zum Prokrastinieren. Aber manche Dinge müssen eben auch mal ne Weile im Unterbewusstsein herumrumoren, bis man den passenden Imput bekommt, der sich dann damit verbindet und etwas Wundervolles erschafft. Man kann Zeit dafür investieren, diesen Imput bewusst zu suchen, das ist sicher zielführender und letztlich zeitsparender als zu warten, bis er einem unverhofft zufliegt. Nichtsdestotrotz braucht es Zeit. Und manchmal muss man eben 100 Artikel lesen, bis man dabei über die eine Idee stolpert, die meinen Naja-Plot zu einem macht, für den ich brennen kann.


        Poems are never finished.
        Just abandoned.

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        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Mir geht es bei meinen Geschichten auch eher um das Innenleben der Figuren. Ich entwickel' eine Startpersönlichkeit, ein Ziel und schreibe los. Ich könnte die Entwicklung en detail nicht vorhersehen und lasse mich unterwegs von Tiefen und Untiefen überraschen. Inclusive der dann erforderlichen Revisionen In den Momenten jammere ich anderen die Ohren voll und werde viel langsamer.
          Bei 5 oder 12 in 12 wäre das natürlich eher ungünstig, das würde ich niemals schaffen (wollen und können).

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Dodo Ich finde, wenn ich von meinen Lesern erhoffe, dass sie sich in meine Figuren hineinversetzen, dann muss ich dieses Innenleben auch interessant und stimmig gestalten, sonst hält es da doch keiner lange drin aus

        • Zwielicht
          Zwielicht kommentierte
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          Ich unterschreibe deinen Beitrag von vorne bis hinten, vor allem den letzten Absatz. Ich hab schon mehrfach erlebt, dass ich die eine, geniale Idee für einen bestimmten Plotpoint oder eine Figur nicht durch die xte Runde Brainstorming erzwingen kann, sondern manchmal einfach warten muss, bzw. 100 Artikel lesen. Irgendwann kommt so eine Wow-Idee. Und das mag ja irre sein, aber ich WILL solche Wow-Ideen an so vielen Stellen wie möglich in meiner Geschichte. Dauert .... halt. Aber anders kann ich nicht schreiben.

        #7
        Kommt auf den Anspruch an, würde ich sagen. Rein handwerklich habe ich keinen Zweifel daran, dass man seine Wörter auch in Rekordgeschwindigkeit zu Papier bringen und technisch einwandfrei arbeiten kann, ohne große Qualitätseinbußen. Hapern wird es eher am Inhalt ... es ist eben nicht so trivial, spannende Handlungen, vielschichtige Figuren oder besondere Wendungen hinzukriegen. Ich weiß nicht, was so eure Lieblingswerke sind, aber wahrscheinlich sind es Geschichten, die euch berührt, mitgerissen, geprägt haben und eine eher lange Entstehungszeit hatten.

        Deswegen fängt man doch mit dem Schreiben an, oder? Weil man genauso intensive Gedanken und Gefühle bei anderen wecken und an sie vermitteln möchte. Weil es magisch sein soll. Und nicht, um Durchschnitt rauszuhauen, Klischees zu bedienen, Stereotypen zu bestätigen und sich irgendwie über Wasser zu halten.

        Vielleicht bin ich zu idealistisch, aber ich habe wahnsinnigen Respekt vor der Literatur und ich würde lieber kellnern (vgl. Benedict Wells, zum Beispiel), als bewusst zum fortschreitenden Qualitätsverlust von Geschichten hierzulande (und weltweit) beizutragen. Das ist doch kein normaler Job, es gibt genug anderes, was man tun kann, wenn es nur darum geht. In Deutschland sowieso. Man könnte meinen, die armen Schreiberlinge hier sitzen in indischen Fabriken und müssen Trikots nähen, um irgendwie über die Runden zu kommen.

        Wenn ich mal weg bin, dann sollen "Schriften" von mir übrig bleiben, auf die ich stolz sein kann, die zum Lachen und Weinen und Nachdenken und Tun anregen, die Kinder und Jugendliche und Erwachsene dazu inspirieren, ebenfalls Schriftsteller zu werden, weil man Menschen begeistern und zum träumen bringen kann! Wie schön ist das denn? Wo gibt es das sonst? Das ist ein Privileg! Das sollte geschätzt und gewürdigt und mit maximaler Qualität vergolten werden. Warum gibt es im Buchgeschäft so viel Zynismus? So viel Rechnerei, so viel Gier nach Produktivität? Ich verstehe es ja noch von Verlagsseite, aber nicht aus Perspektive der Schreiber.

        Ich will Geschichten schreiben, für die ich mich nicht schämen muss, denn sie werden für immer mit meinem Namen verbunden sein. Im Kontrast zu meinem Tagesjob zB, wo mein Handeln nur "Wasser unter die Mühlen" ist. Und das geht nur unter angemessenem Zeitaufwand. Das ist der Respekt, den man haben sollte mMn. Mehr als ein Roman pro Jahr ist für mich einfach unseriös in dem Zusammenhang.
        "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht."

        (Papst Gregor der Große)

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        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Ich bekomme noch ein Schleudertrauma, so viel habe ich beim Lesen genickt

          Es heißt ja, man soll schreiben, was man auch lesen würde. Und klar, es geht, ein Buch in einem Monat oder auch vier zu schreiben. Aber ohne da jetzt anderen Autoren auf die Füße treten zu wollen, das sind nicht die Bücher, die ich lese. Es geht mir nicht darum, Masse zu konsumieren; ich will Bücher lesen, die mich noch Wochen, Monate oder gar Jahre später beschäftigen. Und ich wage mal zu behaupten, so etwas schreibt man nicht, wenn man sich als Autor selbst nur einen Monat mit dem Buch beschäftigt hat.

        • Palun
          Palun kommentierte
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          Danke! Bedeutet mir echt viel, dass du das sagst. Zu wissen, man ist nicht alleine

        #8
        Wir sprechen in dem Fall von schnellem Schreiben, nicht von gehetztem oder übereiltem Schreiben, nur um einen Wordwar oder andere Challenge zu gewinnen. Geschwindigkeit ist selbstverständlich unterschiedlich zu verstehen, je nachdem ob ich Vollzeitschreiber oder Mehrfachmutter mit festem Brotjob bin.

        Meine Texte gefallen mir besser, wenn ich sie schnell und ohne große Unterbrechung schreibe. Das bedeutet, dass ich deutlich mehr Zeit in die Ausarbeitung des Plots investiere und mir ein tägliches Schreib-Mindestziel (Zeit oder Wörter) vorgebe. Schaffe ich es in einen Schreibflow zu kommen, bin ich mit dem Ergebnis meist recht zufrieden. Wobei ich ganz klar Mainstream schreibe und auch nichts gegen ein paar Stereotypen und Klischees einzuwenden habe.

        Wenn sich ein Projekt über Jahre hinzieht und immer wieder unterbrochen wird, kommt bei mir persönlich selten etwas raus, das mir gefällt. Meist wandert es in die Schublade und bleibt auch dort.

        12 in 12 finde ich problematisch, es sei denn
        - man hat keinen festen Job, Haustier oder feste menschliche Beziehung, und lässt den Garten verwildern
        - man verzichtet auf Lektorat und begnügt sich mit einem Korrektorat
        - der Prozess ist wichtiger, als das Ergebnis.

        Die Frage der Schreibgeschwindigkeit ist aber ganz klar der Frage, was man mit dem Schreiben erreichen will, untergeordnet.
        Der Wunsch vom Schreiben leben zu können, hat selbstverständlich die Konsequenz, effizienter und schneller zu werden.
        Schreibe ich nur aus Freude am Geschichtenerzählen oder aus eigentherapeutischen Zwecken, ist die Frage nach einer Veröffentlichung und der Geschwindigkeit von geringer Bedeutung.
        I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

        Douglas Adams

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          #9
          Die wichtigere Frage erscheint mir viel mehr, wie man seine Zeit nutzt. Kann man die vorhandene Zeit in kreative Energie umsetzen und kann man sie für die Verfeinerung des eigenen Könnens nutzen?

          Nur weil zwei Leute je 100 Stunden in einen Text investiert haben, haben sie diese nicht in gleicherweise genutzt. Das Denktempo ist unterschiedlich, das Schreibtempo erstrecht und wenn man ein Brett vorm Kopf erst zerschlagen muss, geht viel Zeit verloren, während der andere auf einer Schreibwelle surft. Manch einer braucht 30 Anläufe für den perfekten Satz und einer 300.

          Mir ist wichtig, im eigenen wie im fremden Schreiben, dass Mühe und Können ersichtlich sind, dass Klischees und Stilmittel mit Kalkül gewählt sind. Manchmal ist das Kalkül ein Geistesblitz und manchmal musste es monatelang gähren, aber die Qualität des Kalküls kann dennoch dieselbe sein.

          Ich denke, mein eigenes Problem ist weniger die Zeit (von der ich nie genug hab, Brotjob sei Dank -.-) sondern mehr die Konzentration auf ein Projekt. Ich kann nicht gut mehrer Projekte gleichzeitig schreiben, aber ich kann mich auch nicht gut auf eines festlegen. Würde ich all meine freie Energie in ein Projekt gießen, wäre auch weniger Zeit für den Schreibtisch händelbar.
          Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
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            #10
            Was gehört alles zum Schreiben?
            Schnell runterschreiben geht vielleicht, wenn ausreichend geistige Vorarbeit geleistet wurde.

            Generell liegt es wohl am Autoren selbst und wie dieser gestrickt ist. Ich persönlich werde es nicht schaffen in einem Monat ein Buch zu schreiben. Netto habe ich ca. 1 stunde Schreibzeit am Tag und muss mich in dieser wieder in die Materie reinfinden. Hätte ich den ganzen Tag frei und keine Verpflichtungen ... wer weiß.
            Nein das war ich nicht.
            Ach so, das!
            Ja, das war ich.

            Kontakt: administrator@wortkompass.de

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              #11
              Ich denke, hier wirken zwei gegengerichtete Effekte.

              Einerseits bleibt beim schnellen Schreiben weniger Zeit, um in die Geschichte einzutauchen, passende Formulierungen zu finden und Ideen für das nächste Projekt zu sammeln. Die Qualität dürfte dadurch im Schnitt geringer sein als beim normalen oder 'langsamen' Schreiben. Es könnte sich also auszahlen, die Sache behutsamer anzugehen und an den Texten zu feilen, bis sie Meisterwerken gleichen.

              Andererseits gilt, je mehr ein Schreiberling produziert, umso höher ist auch die Chance, dass der große Wurf dabei ist. Wenn er oder sie 500 Bücher veröffentlicht (wie Isaac Asimov), und nur jedes hundertste davon erlangt Weltruhm, dann ist der große Traum in Erfüllung gegangen.

              Welche Strategie erfolgsversprechender ist? Ich weiß es nicht.
              Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
              Zuletzt geändert von Flossenschwinge; 21.12.2019, 14:38.

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              • Gast-Avatar
                Gast kommentierte
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                Das gilt natürlich auch im bescheideneren Rahmen. Dabei spielt es gar keine so große Rolle, was schnell, normal und langsam bedeutet. In dieser Überlegung kommt es eher auf das Verhältnis an.
                Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.

              • Milch
                Milch kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Ohne feilen so gut?

              • Gast-Avatar
                Gast kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Milch Wie viele er geschrieben hat, weiß ich nicht, aber er soll um die 500 veröffentlicht haben.
                Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.

              #12
              Es ist ja auch immer die Frage, warum man wirklich so lange braucht. Weil man selbst wirklich nicht in der Lage ist, in einer relativ kurzen Zeit einen qualitativ guten Roman zu schreiben? Weil man zu viel mit Job, Kindern, Partner um die Ohren hat? Oder weil man einfach nicht aus dem Quark kommt?

              Ich kann das für mich nicht mit Sicherheit beantworten, aber es quarkt mitunter bei meiner Arbeitsweise doch gewaltig. Ich kann nicht alles auf Job und Familie schieben, und ich erwische mich oft aus reiner Faulheit bei dem Gedanken "Ach, komm, was soll's? Ich lass einfach die anderen Romane schreiben."

              Ich glaube, dass ein 200-Seiten-Büchlein, für das der Autor drei Monate gebraucht hat, ein qualitativ sehr hochwertiger Roman sein kann. Ich glaube auch, dass ein 600-Seiten-Roman, an dem 10 Jahre lang geschrieben wurde, der größte Schwachsinn sein kann. Und andersrum. Es geht darum, wie intensiv man seine Zeit nutzt bzw nutzen kann.







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              • zickzack
                zickzack kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Den Gedanken habe ich momentan öfters "ach, lass die Anderen schreiben". Bisschen aus Faulheit, Unkreativität, Zeitmangel, momentanen Mehrspaß am Lesen als am Schreiben...

                Und den letzten Gedanken sehe ich genauso. Der Kniff ist, die gegebene Zeit richtig zu nutzen.

              #13
              Ganz kanpp gesagt: nein, schnelles Schreiben bedeutet nicht automatisch schlechtes Schreiben.

              Meistens ist es zwar so, dass ich langsam schreibe (also, wenn man wirklich alles mit einbezieht, was zum Schreiben gehört - Recherche, Rohform schreiben, die Hälfte davon neu schreiben, dann tausendmal überarbeiten). Aber: es gibt zwei Kurzgeschichten, die ich wie im Fieberwahn innerhalb von wenigen Stunden geschrieben habe. Am nächsten Tag nochmal überarbeitet, und dann abgesandt. Beide bekamen absolut positives Feedback, und ich selbst finde sie auch richtig gut. Schnell schreiben kann also auch funktionieren.
              Always avoid alliteration.

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                #14
                Ist schnelles Schreiben gleichbedeutend mit einem Qualitätsverlust?

                Wenn schnelles Schreiben gleich zügiges konzentriertes Schreiben ist, nein.
                Wenn schnelles Schreiben gleich überhastetes Schreiben ist, ja.

                Es gibt Autoren, die ihr Handwerk so gut beherrschen, sodass sie auch beim zügigen Schreiben spannende Plots, tiefgründige Figuren und einen Stil ohne Plattitüden hinbekommen. Überhastet empfinde ich ein Manuskript, das zu schnell den Stempel "fertig" bekommt, obwohl man noch an verschiedenen Stellen feilen könnte. Das habe ich bei Autoren erlebt, die nicht die Ausdauer besaßen noch einmal zu überarbeiten, sich mit einem mittelmäßigen (nicht schlechten!) Roman zufriedengaben, die Veröffentlichungstermine einhalten wollten/mussten. Oder die an Lektorat sparten.
                Aber auf der anderen Seite gibt es Autoren, die überarbeiten und überarbeiten und sich nicht trauen zum Ende zu kommen. Oft wird dann (sich selbst) die Ausrede vorgeschoben, dass noch Fehler im Manuskript sind, die man ausmerzen müsse. Natürlich kann man immer etwas überarbeiten. Hier werden noch Schuhe poliert, Fusseln vom Jackett gefummelt, falsche Wimpern aufgeklebt und wieder abgeklebt und wieder aufgeklebt und neu getuscht, weil alles verlaufen ist, … und dann ist der Abiball vorbei und man passt nicht mehr in das noch nie angezogene Kleid.

                "Schnelles Schreiben" kann nicht mit der Anzahl von Wochen definiert werden. Zeit ist relativ. Unterschiedliche Autoren, unterschiedliche Schreib- und Überarbeitungsgeschwindigkeiten. Manche schreiben innerhalb von 2 Monaten einen guten Roman, andere nehmen sich dafür 2 Jahre Zeit, oder 20 Jahre. Alles gut.


                Ich selbst bin ein langsamer Schreiber, weil ich mir Zeit nehmen will. Es war eine extrem tolle Erfahrung zu sehen, dass ich schnell schreiben kann. Denn die Wettbewerbsbedingungen habe ich selbst getestet, bevor ich sie euch vorgesetzt habe. Nur hatte ich nicht einen Monat dafür, sondern ganze fünf Tage. Fünf. Schreibrausch. Und das Tollste war, dass das Ergebnis von guter Qualität war.

                Ich wünsche mir für die Teilnehmer, dass sie sich nicht von dem Zeitrahmen abschrecken lassen. Es ist locker möglich, es ist sogar unter noch strengeren Bedingungen möglich. Packt die Gelegenheit an ihrer Schmalztolle und beweist euch selbst, dass ihr es könnt. Für mich war diese Erfahrung wertvoller als der Vertrag.


                Woran messt Ihr diese Qualität?
                Wenn ich das MS mit gutem Gewissen ins Lektorat schieben kann, weil es nichts mehr gibt, was der Autor selbst machen kann.


                Warum braucht man dafür Zeit – oder könnte einem doch die Erfahrung und das tägliche Überwinden des inneren Schweinehundes helfen, schnell tiefe Inhalte und Figuren zu erschaffen?
                Am Anfang braucht alles Zeit. Wenn man ein neues Genre oder über ein neues Thema schreibt, muss man mit der Recherche neu anfangen. Wenn ich jetzt einen Pferderoman schreiben wollte, würde ich erst mal Rechercheurlaub auf einem Reiterhof machen (ich kenne mich null ... nein minus hundert mit Pferden aus), ich müsste mir ein neues Vokabular aneignen und blablablubs. Nach meinem 10. Pferderoman hätte ich es wahrscheinlich drauf.
                So ist es auch mit dem Plot, mit Figuren, mit der Welt oder mit dem Schreibstil. Mit jeder Überarbeitung lerne ich dazu, und mittlerweile fallen mir zu fast jedem Schreibproblem ziemlich schnell mehrere Lösungen ein, die zum jeweiligen Stil passen.

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                • Milch
                  Milch kommentierte
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                  Heitz ist für mich kein gutes Beispiel, vielleicht handwerklich ganz gut gemacht. Möglicherweise würde er besser sein, wenn er sich mehr Zeit leisten würde, beispielsweise sich bei den Zwergen die Fachbegriffe aus dem Bergbau aneignen.

                • Amilyn
                  Amilyn kommentierte
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                  Milch Jeder Autor kann in dem Fall ein schlechtes Beispiel sein.

                • Milch
                  Milch kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Ich fand den Justifier-Roman hingerotzt, allein viele Grundideen seiner Romane finde ich hingerotzt, wenig originell und bestätigt einen Vorwurf an Mainstream-Fantasy, sie ist phantasielos.
                  Zuletzt geändert von Milch; 02.06.2018, 23:53.

                #15
                Ich halte jede Länge angemessen für einen Roman. Denn zum Schreiben tragen so viele Umstände bei: Wie es einem mental/körperlich gerade geht, ob man erkältet ist, Zahnschmerzen oder Liebeskummer hat, sowas kann vom Schreiben ablenken oder sogar das Gegenteil bewirken. Wie es auf der Arbeit läuft, wie gut man die Geschichte kennt, ob das Umfeld einen schreiben lässt oder alle fünf Minuten in Zimmer platzt, welche Verbindung man zu den Charakteren, den Plot und das Setting hat, wie gut das ausgearbeitet ist. Ob der Laptop streikt. Oder Leute, die Familie haben vs. Singles, ob man mit 5 Std oder 8 Std Schlaf auskommt.

                Es gibt Romane, an denen ich 2 Monate gesessen habe und es gibt Romane, an denen ich 6 Monate gesessen habe und ganz allgemein würde ich sagen, dass keiner von beiden schlechter oder besser ist. Nur der Zeit wegen. Meine Bachelorarbeit habe ich auch in 14 Tagen runtergeschrieben und eine Top Note bekommen.

                Aber ich glaube generell daran, dass eine längere Zeit, um sich Gedanken zu machen, zu planen oder zu recherchieren, sehr hilfreich ist. Bei drei Monaten Vorbereitung kann man nämlich auch mal etwas weiter denken und "muss" nicht die erst beste Idee nehmen, die einen in den Sinn kommt. Muss auch nicht besser sein, aber tendenziell finde ich mehr Zeit zum Planen besser, beim Schreiben ist das mit Routine vielleicht weniger bedeutend. Dafür habe ich zu wenig Erfahrung.

                Aber wenn man da z.B. an den Nanowrimo denkt, dann sind doch die qualitativ guten Bücher an einer Hand abzuzählen oder? Bei Nanowrimo Büchern muss ich grundsätzlich mehr überarbeiten als bei anderen, für die ich länger gebraucht habe.

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