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Bedeutet schnelles Schreiben schlechtes Schreiben?

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    #16
    Müsste man dann nicht erstmal definieren was "schnelles Schreiben" ist? Wenn ich mich z.B. auf Twitter umschaue, gibt es veröffentlichte Autoren, die schreiben in der gleichen Zeit mal eben das vier- bis fünffache an Wörtern wie ich. Die Geschichten werden dadurch nicht schlechter, aber diese Leute haben einfach ein anderes Arbeitstempo.

    Und ich denke, dass die Geschwindigkeit bis zu einem gewissen Grad auch vom Text abhängt. Wenn ich ein Projekt mit einem Handlungsbogen und einem relativ linearen Plot habe, dann geht das schneller als ein dicker Fantasy-Epos mit vielen PoVs und Intrigen bis zum Abwinken. So einfach ist es dann mit dem Vergleichen des Schreibtempos nicht mehr.

    Was ich übrigens ergänzen möchte: "Zu langsam schreiben" kann auch ein Problem sein. Wenn ich mich eine gewisse Zeit mit einem Projekt beschäftige, hängt es mir irgendwann zum Hals raus, d.h. ich muss zwangsweise ein bestimmtes Tempo haben, um vor dieser Phase damit fertig zu werden. Das steht natürlich dem Perfektionismus manchmal im Weg, auf der anderen Seite beende ich so meine Texte und bastel nicht endlos daran rum. Das kann der Qualität übrigens auch Schaden

    Qualität ist für mich schwer messbar. Manchmal will man einen leichten Roman mit 0815-Story lesen, weil das Gehirn vom Alltag nur Matsch ist. Manchmal braucht man eher was Anspruchsvolleres, dass einen als Leser fordert. Alles hat seine Berechtigung und mich interessiert bei einem Buch normalerweise nicht, wie lange der Autor dafür gebraucht hat. Ich denke übrigens, dass man da einige Überraschungen erleben würde, wenn man in die Richtung recherchiert.

    Jedem also das eigene Schreibtempo!
    »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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    • Amilyn
      Amilyn kommentierte
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      Die Definition von Qualität ist auch so ein Ding. Es wurde hier ja oft 12in12 erwähnt. Ich habe zwei der Romane gelesen und fand einen bestenfalls mittelmäßig, den anderen absolut unterirdisch. Gerade dieser (das war der 11. Roman, d.h. natürlich, dass bis dahin kaum noch Nicht-Fans lesen) wurde in den allerhöchsten Tönen gelobt.
      Wo der eine findet, irgendwas wurde nur oberflächlich bis schlecht ausgearbeitet, findet der andere das total tiefgründig.
      Ich habe letztes Jahr einen Thriller gelesen, den ich so 0815 fand, dass ich es kaum ertragen konnte, dann dieser schreckliche Alleskönner von Ermittler ... Gestern sehe ich eine total begeisterte Videorezension von diesem Buch: endlich mal was anderes, gerade, wenn man schon viele Thriller gelesen hat, und der Ermittler sei mal nicht der Beste vom Besten.

    #17
    Viele gute Meinungen gelesen, aber ich springe auch mal rein und sage:
    - Je mehr man sein Handwerk beherrscht, desto schneller wird man schreiben können ohne "richtigen" Qualitätsverlust
    - Aber je mehr Zeit man hat/sich nimmt, desto mehr kann man das Geschriebene polieren.

    Für mich ist Qualitätsverlust, dass man Plotlöcher hat, Probleme mit der Spannungskurve, unausgearbeitete Figuren, usw. Also wenn das handwerkliche zu Teilen fehlt. Wenn der Holzstuhl wackelt. Ein guter Handwerker wird auch schnell einen nicht-wackelnden Holzstuhl bauen können.
    Trotzdem ist die Frage, ob er sich danach noch hinsetzt und den Stuhl mit Schnitzereien und Kissen ausstattet, und für die braucht es, je nach Menge, eben wirklich Zeit. Ein Meister wird da sicher auch Zeit sparen können, aber ich denke, da gibt es eine unsichtbare Grenze irgendwo.
    Ein Meisterstück braucht Zeit, selbst von einem Meister. Aber deswegen hat der simple, nicht-wackelnde Stuhl keine geringere Qualität, er hat nur andere Ansprüche.

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      #18
      Qualität ist auch Vielschichtigkeit und Klang, nicht nur das Handwerk. Sicherlich kann ein guter Handwerker einen Stuhl nach Muster F bauen, aber wir wollen ja immer etwas Neues bieten. (Es wäre schade, wenn wir es nicht versuchen würden.)

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      • Dodo
        Dodo kommentierte
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        Milch Kann jemand von uns Anna Karenina oder die Buddenbrooks nochmal schreiben, oder käme etwas Eigenes zustande? Ich würde wetten, dass etwas anderes dabei herauskäme. Nicht neu. Aber anders.

      • Milch
        Milch kommentierte
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        Das tut man, weil man die Sache anders interpretiert. Natürlich schafft man kein neues Genre, aber ein neues Werk. Wenn man neue Fragen stellt, bekommt auch notwendigerweise neue Antworten. Neu ist immer anders.

      • Milch
        Milch kommentierte
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        Ich kann es nicht selber löschen, ich muss irgendetwas hinschreiben: also Maus.

      #19

      Kommt, wie immer, drauf an.

      Ich persönlich stehe auf komplexe Plots mit vielen abgefahrenen Wendungen und spannenden, gut recherchierten Themen. Nur dann bekomme ich nach meiner Definition qualitativ hochwertige Unterhaltung.

      Wenn ich jetzt „schnell schreiben“ definiere als „in wenigen Monaten Plotten + Schreiben + Roman fertigstellen“, geht das entweder auf Kosten des Plots (der hat dann Löcher, oder eben nicht die coolsten Wendungen, die möglich gewesen wären, weil sie dem Autor schlicht noch nicht eingefallen sind). Oder der Recherche, was ziemlich peinlich werden kann. Oder es geht auf Kosten der sprachlichen Umsetzung, was auch ganz fatal ist. In allen Szenarien fällt das Ergebnis bei mir durch.

      Ich hatte schon viele Bücher am Wickel, bei denen ich das Gefühl hatte: Aus dem Stoff hätte man noch so viel mehr machen können. Wurde wahrscheinlich von irgendeinem Veröffentlichungs-Zeitpunkt verhindert.

      ABER. Es gibt natürlich viele Leser, die weniger komplexe Plots schätzen. Und Klischess nicht nur tolerieren, sondern mögen. Und selbstverständlich kann man für diese Leser Romane schreiben, die trotzdem ne gute Qualität hinsichtlich Spannungsbogen und Sprache haben (bei der Figuren-Ausarbeitung bin ich mir da ehrlich gesagt nicht sicher). Und das meine ich, wie an anderer Stelle schon gesagt, nicht im Mindesten abwertend.

      Nur für meinen persönlichen Anspruch leidet da die Qualität guter Unterhaltung.


      P.S.: Trotzdem finde ich den Romanwettbewerb eine absolut grandiose Sache, weil (wie Peter da auch kommentiert hat) es ne einmalige Chance ist, professionell betreut einen Fuß in die Tür vom Literaturmarkt zu kriegen. Und es gibt hier im Forum einige, denen ich zutraue, mit den Vorgaben einen coolen kleinen Liebesroman hinzukriegen.
      Zuletzt geändert von Zwielicht; 03.06.2018, 22:52.
      and it's not what we think
      rather the opposite
      it's staring at the end of you.

      Kommentar


      • Amilyn
        Amilyn kommentierte
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        "Cooler kleiner Liebesroman" trifft es hier meiner Meinung nach am besten. Und das meine ich im positivsten Sinne
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