Mittwochsfrage #46: Recherche entsorgt Unklarheiten

[Scribere]

Wie recherche wütig seid Ihr?
Sehr. Aber nur, wenn es passt. Das war schon immer so. Ich denke, ein paar zusätzliche Infos kann man vielleicht doch später mal gebrauchen und geben einfach ein umfassenderes Bild. Wenn ich zum Beispiel über Santa Monica recherchieren würde, dann würde ich auch über Los Angeles recherchieren. Das man nicht so einen Tunnelblick hat. Dafür muss die Recherche aber auch Spaß machen.
Prokrastiniert Ihr mit der Recherchearbeit?
Ich würde sagen nein, weil jede Recherche sinnvoll ist. Bewusst oder unbewusst, im Großen oder kleinen und irgendwann muss man ja auch "Stopp" sagen und schreiben.
Macht Ihr es wie ich? (Fällt etwas während des schreibens an, gucke ich halt nach.)
Nein, das könnte ich niemals. Bei mir muss jedes noch so kleine Detail vor dem Schreiben feststehen.
Habt Ihr Euch schon mal verheddert?
Nein. Meistens bin ich da sehr strukturiert. Aber generell ist das natürlich ein Risiko, wenn man die Recherche spannend findet und dann von einem zum anderen kommt.
Allgemein habe ich aber bisher relativ wenig recherchieren müssen. In Zukunft stehen aber Projekte an, für dich ich mit 1 Jahr Recherche Arbeit rechne und darauf freu ich mich schon Manchmal ist Recherche ja auch sehr inspirierend und man hat dadurch dann noch Ideen für Zusammenhänge oder Handlungen.

[Victoria]

Ich finde Recherche sehr wichtig. Beziehungsweise finde ich die innere Logik eines Romans sehr wichtig (was die nächste Mittwochsfrage anschneidet).

Es braucht keine Begründung/Recherche, wenn der Protagonist grüne Augen hat. Wenn dessen Eltern Ostasiaten sind und er Stammbaum in den letzten Jahrhunderten mit dunkelbraunäugigen Vorfahren gefüllt ist, wäre schon eine Begründung notwendig. Dann würde ich recherchieren, ob es "Spontanmutation" sein kann – dieser Begriff fiel mir gerade spontan ein. Und wenn ich ihn im Roman einfüge, will ich schon wissen, ob es der richtige Begriff dafür ist.

Das gleiche gilt bei mir für Wort, Vergleiche, Metaphern. Wenn ich schreibe "Sie bewegt sich so elegant wie ein Zebra" schau ich mir zumindest ein kurzes Video über Zebras an, um sicherzustellen, ob es überhaupt das ist, was ich mir vorgestellt habe. Oder wenn ich schreibe "er ist so bipolar wie ein Stabmagnet", gucke ich nach, ob man zu Stabmagneten überhaupt bipolar-dipolar-wasauchimmer sind.

Wie recherche wütig seid Ihr?
Sehr.
Vom Handlungsgerüst bis zu den einzelnen Wörtern muss es eine innere Logik geben. Bevor im Roman etwas bloß behauptet wird (egal ob es mein eigener Text oder ein anderes MS ist), will ich die Aussage auf Widerlegbarkeit prüfen. Und wenn ich einem Autor sage, das XY nicht funktioniert, brauche ich ja auch Belege. Notfalls frage ich Experten.
Außerdem kann ich besser schreiben, wenn ich "erlebt" habe. Show don't tell halt.


Prokrastiniert Ihr mit der Recherchearbeit?
Wenn ich gerade an einem Text arbeite, recherchiere ich nur das Nötige. Ist es ein spannendes Thema, über das ich mehr wissen will, beschäftige ich mich für mich selbst tiefer mit der Materie. Ob es Prokrationation ist? Ob es Hobby ist? *schulterzuck*

Macht Ihr es wie ich?
Jupp.
Es geht mir nämlich nicht nur um einen richtigen Begriff, sondern auch um die Atmosphäre – zudem mag ich keine Platzhalter.

Habt Ihr Euch schon mal verheddert?
Verheddert nicht. Vor allem wenn ich einen strengen Zeitrahmen für die Bearbeitung habe, recherchiere ich nur das Nötigste, damit der Roman funktioniert. Aber wenn mich etwas interessiert, dann lege ich das Schreiben/Überarbeiten beiseite und widme mich dem Thema.