In: Nancy Kress, "Der Weg zum Herz der Welt", bricht die Prinzessin einfach so auf, weil es ihr zu langweilig geworden war, immer nur am Burgfenster zu sitzen und prinzessinnenhaft zu seufzen. Sie möchte das "Herz der Welt" finden, weiß aber nicht mal, was das ist und worum es überhaupt geht. Eine innere Unruhe hat sie gepackt. Beide Eltern leben übrigens noch... Die ganze Geschichte ist aber im "witzigen" Stil geschrieben; da passt das. Ein Verlassen der Komfortzone muss ja nicht erzwungen sein.
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Zitat von Amilyn Beitrag anzeigenDas ist natürlich richtig, aber es gibt den ein oder anderen Roman, bei dem das mit den Laubfröschen ganz gut funktioniert Allerdings bin ich grundsätzlich auch kein Fan davon, dass erst mal eine ganze Lebensgeschichte durchgekaut wird.
Es sind bestimmt schöne Szenen, wenn du erzählst wie Sissi den neugeborenen Julian im Arm hält oder wie sie als vorpubertäres Gör mit Streichholzbeinen den Klassenkameraden ihres Bruders verprügelt, weil … Wenn du mit diesen Szenen beginnst und sie erst auf Seite 164 im Jahre des Selbstmordes angekommen sind, ist es ein ziemlich zäher Anfang.
Zitat von Amilyn Beitrag anzeigenAber nicht, dass Du mich falsch verstehst, Vickie. Ich bin kein Gegner von den Strukturen, und ich finde sie nicht unsinnig oder wehre mich mutwillig dagegen. Wie gesagt, ich werde auch noch mal "bewusst" so plotten. Ich denke nur, dass einem Buch, das nicht mit Herzblut geschrieben ist, auch keine Struktur mehr hilft. Und ich glaube, dass es da draußen wunderschöne Geschichten gibt, die nicht den Regeln entsprechen.
Bewusst plotten ist eine gute Erfahrung. Ich empfehle Plotting, aber es kommen auch Autoren ohne Plotting klar.
Ja zu Herzblut. Nein zu regellos.
Du wirst immer Struktur finden, selbst wenn der Autor das nicht so geplant hat.
Der Autor muss nicht jede Geschichte überaus lieben, aber die Liebe zum Schreiben an sich da sein – wie Maggi schon meinte.
Es gibt einige Werke, wo der Autor zu einem Teil 2 oder noch mehr gezwungen wird. Man merkt, dass er die Leidenschaft fehlt, aber das Schwäche an den Romanen ist, dass es irgendwie nicht spannend ist, man kann nicht gut folgen, es gibt viele Hä?-Momente, das Ende ist unbefriedigend. Und das liegt wieder an der Technik. Wenn Herzblut fehlt, schludert man mit dem Handwerk.
Was das Ergebnis angeht, gebe ich dir recht. Aber die Kausalität ist anders.
Zitat von Maggi Beitrag anzeigenEs gibt eine Menge Berufsautoren, die mehrere Bücher im Jahr schreiben (müssen), um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Du kannst davon ausgehen, dass nichts jedes einzelne davon ein erfüllter Lebenstraum ist, aber wenn man handwerklich gut arbeitet, kommt am Ende trotzdem ein gutes Buch dabei heraus. Wichtiger als das der Autor Spaß am schreiben hat ist, das der Leser Spaß am lesen hat, und wie man Spaß beim lesen erzeugt, ist erlernbaren Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Kannst du doof und öde finden, musst du ja auch nicht so machen, aber es funktioniert. Beweis: Liebesromane. Das beliebteste Genre überhaupt, deshalb werden die Dinger produziert wie Massenware. Die Autoren, die diese Romane schreiben, bekommen von den Verlagen extrem enge vorgaben was Inhalt und Struktur angeht, das ich fast nur noch "malen nach Zahlen". Macht beim schreiben vermutlich nicht so viel Spaß, wie wenn man sich kreativ auslebt, aber die Leser mögen es trotzdem.
Ich kenne einige Romanzenautorinnen, die für meine Verhältnisse in Fließbandarbeit ihre Romane produzieren, und trotzdem lieben sie jedes einzelne Werk.
Liebe zum Handwerk oder zum Inhalt widerspricht sich nicht. Du, ich und einige andere hier lieben das Plotten und das Überarbeiten. Wenn Schreibtechniken brillant eingesetzt werden, geht mir einer ab. Die Autorinnen sehen es auch so. Mit dem Handwerk erwecken sie ihre Figuren zum Leben.
Zitat von Amilyn Beitrag anzeigenAber würdest Du so arbeiten wollen? Lieber strickt nach Vorgabe von irgendwem, ohne Deine eigenen Ideen zu verwirklichen?
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Zitat von VickieLinn Beitrag anzeigenDann ist das Thema aber nicht die neues Liebe nach dem Tod seiner Frau, sondern sein Leben an sich. Der Schwerpunkt ist anders.
Es sind bestimmt schöne Szenen, wenn du erzählst wie Sissi den neugeborenen Julian im Arm hält oder wie sie als vorpubertäres Gör mit Streichholzbeinen den Klassenkameraden ihres Bruders verprügelt, weil … Wenn du mit diesen Szenen beginnst und sie erst auf Seite 164 im Jahre des Selbstmordes angekommen sind, ist es ein ziemlich zäher Anfang.
Ich weiß, Du hast recht. In den allermeisten Fällen ist es langweilig.
Wer an Ausschreibungen teilnimmt, hält sich ja auch an strenge Vorgaben.
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Ich wollte nur noch mal klar stellen, dass ich nicht aussagen wollte, dass Autoren, die mehrere Bücher pro Jahr (nach Vorgaben oder ohne) ihr Buch nicht lieben können. Ich wollte sagen, dass sie das Buch nicht lieben müssen, um es zu schreiben. Man kann mit genügend Professionalität ein gutes Buch schreiben, auch wenn es einem nicht am Herzen liegt. Damit widerspreche ich der Aussage "Ohne Herzblut nützt Struktur" nichts. Ich stelle sogar die These auf, dass ein Buch ohne Herzblut, dass handwerklich solide ist bei Lesern besser ankommt, als ein Buch mit Herzblut, dass nachlässig/schlecht/fehlerhaft strukturiert wurde. Grundlage: Hochstrukturiere Auftrags-Arbeit "Liebesromane" kommen bei Lesern super an, schlecht strukturierte Herzblutprojekte von Jugendlichen Amateurautoren werden erst gar nicht veröffentlicht.
Das heißt nicht, dass man nicht versuchen sollte, beide Zutaten zu vereinen, aber wenn ich zwischen "Herzblut" und "solide Struktur" entscheiden müsste, würde ich 100% die solide Struktur bevorzugen. Als Leser, versteht sich. Aber das sind ja die Leute, die zählen.
Der Leser zählt, dass sollte man sich ab und zu in Erinnerung rufen. Es geht es nicht darum, was beim Schreiben am meisten Spaß macht sondern was bei Lesen am meisten Spaß macht. Diese Dinge sind nicht unbedingt Deckungsgleich. Das ganze Herzblut hilft nichts, wenn es an den handwerkliche Grundlagen (und das ist das sichere Beherrschen der klassischen dramatischen Strukturen für mich) fehlt.
Es sei denn, man schreibt nur für sich selbst. Dann kann man natürlich machen was immer man will.
Und nur noch zu Erinnerung: Diese Strukturen habt sich nicht die Bücher Polizei ausgedacht. Die sind das Ergebnis von Analysen tausender erfolgreicher Geschichten der letzten zwei Jahrtausende. Der erste Akt sollte nicht bei 20-30% enden, weil die Bücher-Polizei die Zahl schön fand, sondern weil ein zu kurzer erster Akt Figuren, Konflikte und Setting nicht ausreichend einführen kann und weil ein zu langer erster Akt den Leser zu lange darauf warten lässt, dass es endlich richtig los geht. Das sind keine willkürlichen Regeln um Kreativköpfe zu gängeln und Musen zu töten, sondern sinnvolle Ratschläge auf der Grundlage von Erfahrungswerten.
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Damit widerspreche ich der Aussage "Ohne Herzblut nützt Struktur" nichts. Ich stelle sogar die These auf, dass ein Buch ohne Herzblut, dass handwerklich solide ist bei Lesern besser ankommt, als ein Buch mit Herzblut, dass nachlässig/schlecht/fehlerhaft strukturiert wurde. Grundlage: Hochstrukturiere Auftrags-Arbeit "Liebesromane" kommen bei Lesern super an, schlecht strukturierte Herzblutprojekte von Jugendlichen Amateurautoren werden erst gar nicht veröffentlicht.
Der Leser zählt, dass sollte man sich ab und zu in Erinnerung rufen. Es geht es nicht darum, was beim Schreiben am meisten Spaß macht sondern was bei Lesen am meisten Spaß macht. Diese Dinge sind nicht unbedingt Deckungsgleich. Das ganze Herzblut hilft nichts, wenn es an den handwerkliche Grundlagen (und das ist das sichere Beherrschen der klassischen dramatischen Strukturen für mich) fehlt.
Es sei denn, man schreibt nur für sich selbst. Dann kann man natürlich machen was immer man will.
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sondern auch auf Stil/Grammatik/RS/Formatierung an.
Kommt drauf an. Man kann auch beides kombinieren und zumindest die Künstler, die ich kenne, tun das auch
Und zu dem Thema "Es gibt Bücher, die verstoßen gegen diese und jene Regel und sind trotzdem erfolgreich.":
Da sollte man sich immer fragen, ob die Bücher deshalb funktionieren, oder trotz dessen. Meistens ist es das zweite. Kein Buch ist perfekt. Selbst brillante Geschichtenerzähler wie Rowling machen Patzer. Irgendwelche handwerklichen und strukturellen Schwachstellen findet man eigentlich immer. Trotzdem kann der Rest so toll funktionieren, dass das Buch Spaß macht. Das heißt aber nicht, dass es nicht noch mehr Spaß gemacht hätte, wenn es diese Schwachstellen nicht geben würde.
Diese Woche habe ich Star Trek: Beyond gesehen und ich fand den Film klasse, obwohl er einen ziemlich schwach motivierten Antagonisten hat. Der Rest des Films war gut genug, dass er mir trotzdem gefallen hat, aber er hätte mir noch besser gefallen, wenn sich die Drehbuchautoren etwas mehr Mühe mit dem Antagonisten gegeben hätten.
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Der Beitrag gefällt mir sehr, Maggi
Letztendlich schreiben wir doch alle, was wir gerne möchten. Jeder hat sich sein Thema und seine Handlung selbst ausgesucht, und die Heftchenromanschreiber sind da ja bestimmt nicht irgendwie unfreiwillig "reingerutscht" (weißt Du übrigens - oder weiß jemand - wie man dazu kommt? Schreibt man eine ganz normale Bewerbung mit Textprobe? Schreibt man erstmal ein Probeheftchen nach Vorlage?).
Ich werde bei meinem strukturell eher unbedarft geplottetem () Projekt vermutlich auch noch mal Änderungen diesbezüglich vornehmen müssen, sollte sich nicht plötzlich herausstellen, ich bin ein Genie, aber ich glaube eher nicht
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Da gebe ich dir recht. Das meinte ich mit "handwerkliche Grundlage."
Es ging mir da eher um Prioritäten. Das ist sicher auch Ansichtssache, aber für mich steht die Freude des Lesers über der kreativen Selbstverwirklichung des Autoren. Das heißt nicht, dass man jetzt nur noch massentaugliche Backrezept-Bücher schreiben soll, aber man sollte sich schon ab und zu hinterfragen, warum man eine Regel jetzt aushebeln will. Macht das das Buch wirklich besser? Dann bitte. Oder ist es mir einfach zu anstrengend/schwierig, innerhalb der strukturellen Parameter zu arbeiten (Denn Struktur zu meistern ist verdammt schwierig)?
Ich sag mal so: Wer sich mit der Basis auseinandersetzt, wird nicht nur für den Leser sondern auch für sich selbst bessere Ergebnisse erzielen.
Und zu dem Thema "Es gibt Bücher, die verstoßen gegen diese und jene Regel und sind trotzdem erfolgreich.":
Da sollte man sich immer fragen, ob die Bücher deshalb funktionieren, oder trotz dessen. Meistens ist es das zweite.
Aber: Regeln bewusst zu brechen, finde ich auch wieder Kunst, wenn man es sinnvoll einsetzt. Und ich finde auch nicht, dass man sich an jede Regel halten muss. Nur ein bisschen Ahnung von der Basis sollte man, da geb ich dir recht, ganz bestimmt haben!
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Ich sag mal so: Wer sich mit der Basis auseinandersetzt, wird nicht nur für den Leser sondern auch für sich selbst bessere Ergebnisse erzielen.
Es ist nur halt erst mal Arbeit. Die Grundlagen erlernen ist Arbeit und sie meistern ist noch viel mehr Arbeit (Und man lernt ja quasi nie aus). Da sitzt man dann vor seiner Outline (vor der Rohfassung oder danach, ist egal) sieht die Schwachstellen (Wendepunkt zu spät, Charakter zu passiv, Pinch-Point zu schwach, Spannungsbogen bricht ein, Subplot schließt zu spät ab, Plot-Turn 2 fehlt... solche Dinge), und findet einfach keine Lösung um sie reparieren. Das kann schon manchmal frustrierend sein und es kann vor allem ne Weile dauern. Da ist es halt bequemer, einfach zu sagen "Pah, wozu brauche ich Struktur. Ich mache es einfach so, wie ich will. Ich bin kreatiiiiv."
Ich sehe "Regeln" übrigens eher als Tipps oder Tricks, die einem helfen, seine Geschichte besser zu machen.
Das mit dem "bewusst brechen" ist aber auch so ein Sache. Das setzt, meiner Meinung nach, einen sehr hohen Grad an handwerklichen Fähigkeiten voraus. Ich glaube, man muss sein Handwerkszeug schon wirklich sehr, sehr gut beherrschen und ganz genau beurteilen können, welches Stilmittel, welchen Effekt erzielt, um sinnvoll Regeln bewusst brechen zu können.
Die Leute, die in Schreibforen verkünden, sie brauchten keine Struktur, weil sie kreativ sind und sowieso keine langweilige Einheitsware schreiben wollen, sind aber in den seltensten Fällen solche Leute. Es sind Anfänger, die bisher zu faul oder zu eitel waren, die Grundlagen zu erlernen und zu unerfahren sind um zu bemerken, dass ihr revolutionäres, hoch künstlerisches, völlig bahnbrechendes, nie dagewesen Buch... einfach nicht so gut ist,
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Es ist nur halt erst mal Arbeit. Die Grundlagen erlernen ist Arbeit und sie meistern ist noch viel mehr Arbeit (Und man lernt ja quasi nie aus). Da sitzt man dann vor seiner Outline (vor der Rohfassung oder danach, ist egal) sieht die Schwachstellen (Wendepunkt zu spät, Charakter zu passiv, Pinch-Point zu schwach, Spannungsbogen bricht ein, Subplot schließt zu spät ab, Plot-Turn 2 fehlt... solche Dinge), und findet einfach keine Lösung um sie reparieren. Das kann schon manchmal frustrierend sein und es kann vor allem ne Weile dauern. Da ist es halt bequemer, einfach zu sagen "Pah, wozu brauche ich Struktur. Ich mache es einfach so, wie ich will. Ich bin kreatiiiiv."
Ich sehe "Regeln" übrigens eher als Tipps oder Tricks, die einem helfen, seine Geschichte besser zu machen.
Das mit dem "bewusst brechen" ist aber auch so ein Sache. Das setzt, meiner Meinung nach, einen sehr hohen Grad an handwerklichen Fähigkeiten voraus. Ich glaube, man muss sein Handwerkszeug schon wirklich sehr, sehr gut beherrschen und ganz genau beurteilen können, welches Stilmittel, welchen Effekt erzielt, um sinnvoll Regeln bewusst brechen zu können.
Das mit den Regeln sehe ich genauso.
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Ich finde, man sollte begründen können, warum man sie bricht.
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Vergiss es, Maggi, ich nehm alles zurück... Es gibt mindestes ein Buch, in dem absolut gar nichts passiert Es gab Leute, die es brillant fanden aber, na ja, ich nicht so
Aber, *Trommelwirbel*, ich präsentiere ein Buch, in dem null Komma nix passiert, in dem sogar aufkommende aufregende Ereignisse im Keim erstickt werden, das verlegt wurde und das gemocht wurde (bekannter Autor, das erwähne ich mal nicht *räusper*): "Abschied von Chautauqua" von Stewart O'Nan. Sie nehmen 700 Seiten lang Abschied. Das wäre soweit die Inhaltsangabe. Ein Reißer also. Wem sein Leben zu aufregend ist, der kann es sich gerne mal ausleihen
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Hmm, "Warten auf Godot" vielleicht?
Ansonsten kann auch der Alltag von Menschen durchaus spannend und interessant sein. Ich habe drei Bücher und lese ein halbes Dutzend Blogs von Sanitätern. Für die sind es zwar auch mitunter eher ungewöhnliche Einsätze, aber es sind Aufgaben, die ihnen Spaß machen und die sie bewältigen können. Da ist dann das Wie das interessante, nicht das Ob.
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Nach dem 4. (?) Bier kann das etwas wirr werden...
Wenn ich lese, wie viel es hier über Struktur und ob man eine Geschichte sie braucht oder ob das ganz die Freiheit und Kreativität des Schreibens beraubt und, und, und, frage ich mich, was für Alternative wir haben?
Ich stelle einfach die Frage im Raum wie das bei anderen Berufen so ist? Stellt euch einfach vor ihr möchte einen schönen Esszimmertisch und schicke Stühle vom Schreiner kaufen und er liefert dir eine wackliges Zeug ab. Das Holz ist ungehobelt, die Stuhlbeine sind unterschiedlich lang, nur teilweise ausgearbeitet, unbequem und allgemein unbrauchbar. Dennoch will er 75€ /Stundenlohn dafür haben. Also sage und schreibe 4500 € für etwas, was eurer Meinung nach auf dem Sperrmüll gehört.
Ihr beschwerst euch, dass sowas eine Frechheit ist....
Er sagt, Naja.... Es ist so eine Sache mit dem Handwerk. Alle diese Regeln schränkt mich in meiner Kreativität ein. Wer sagt, dass ich vorher das Holz hobeln oder schleifen muss?
Das sind keine Regeln, es sind einfach Schritte, die zu einem guten Werk führt. Klar kann man die "Regeln" brechen und was Neues Ausprobieren, aber die "Regeln" haben sich einfach über tausende von Jahren bewährt.
Will man einen guten Tisch schreinern, empfehlt sich, das Holz vorher zu hobeln, sonst muss man etwas Besonderes - was Außergewöhnliches anbieten, dass der Kunde sich sagt: "Logisch, das muss so sein."
So ist es auch beim Schreiben. Es gibt einfach bestimmte Arbeitsschritte, die zu einem guten Werk führen - will man aus dem Struktur herausbrechen, muss man etwas Besonderes einfallen lassen um den Bruch rechtfertigen zu können.
Ich will nicht sagen, dass es nicht geht, sondern, man muss diesen Bruch bewusst vornehmen und etwas Besonderes daraus machen.
Und - Wenn wir ehrlich sind, wollen wir wirklich über das monotone Leben der Hausfrau nebenan, wo nichts Aufregendes passiert, lesen?
Emma steht wie jeden Tag um sechs Uhr auf, macht Frühstück für die Family. Bringt die Kinder in die Schule. Kauft ein, macht die Wäsche während sie Quiz-Show im TV anschaut. Mittags ruft sie ihre Mutter an und beklagt sich über ihren Ehemann und ihr trostloses Leben. Nachmittags kommen die Kinder von der Schule und machen Hausaufgaben bevor sie vor der Glotze ruhig gestellt werden. Währenddessen, bereitet sie das Abendessen vor. Ihr Mann kommt von der Arbeit schlecht gelaunt nach Hause. Beim Essen gibt es Info Dumping über den Tag - nur keine will hören wie es Emma ergangen ist. Nach der Dusche geht es ins Bett, wo es eine fantasielose Quickie mit dem Ehemann gibt, bevor er einschläft und Emma unzufrieden die Decke anstarrt.
Um sechs Uhr klingelt der Wecker am nächsten Morgen und alles beginnt von Vorne...
Da muss etwas Passieren, sonst legen wir das Buch weg.
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Ich geb euch (auch dir Justin) ja irgendwie recht, aber andererseits ... irgendwer nannte hier irgendwo mal diesen Nutella-Künstler. Nach welchem Handwerk handelt der? Oder im Musik-Genre "Noise", wo ist da die Struktur? ^^ -- Gibt dennoch offenbar Konsumenten.
Was die Komfort-Zone anbelangt: Ich geb es zu, ich mag (auch) Bücher, wo auf den ersten paar Seiten alles noch kuschlig-schön ist und ich den Alltag des Protas ein bisschen verinnerlichen kann, bis dann irgendeine Wende kommt. Ich brauch also nicht gleich auf Seite 1-3 den große Mord, Scheidungsstreit oder whatever. Man kann jemanden ja auch ganz langsam aus der Komfort-Zone kicken -- apropos, kennt hier wer den Film: "Die Truman-Show"? -- Da wird der Prota erst gaaaanz zum Schluss komplett aus der Komfortzone gerissen, was auch gleichzeitig das Ende des Films ist. Nur gibt es halt davor schon Hinweise. Die Frage ist, ob diese Hinweise schon zu "aus der Komfortzone reißen" zählen.
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Kopiert wird aber eben Idee und Inhalt, nicht die Struktur.
Finde ich nicht gut. Ich kenne solche Bücher vor allem aus dem Krimi.-Gerne und ich finde das total unbefriedigend. "Rund und schlüssig" finde ich da auch uneangebracht. Entweder ist der Klimax die logische Entwicklung aus der Handlung, dann kann ich sie aber durch den Roman hindurch mitverfolgen, oder ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat und erfahre das erst im Klimax. Dann fühle ich persönlich mich aber als Leser verarscht.
Übrigens die einzige Geschichte, die ich jemals geplottet habe
Waren die Leser Beta-Leser oder waren das Leute, die Geld für dein Buch bezahlt haben?
Edit: Wo hier auch das Thema Musik aufkam: Genau das meine ich halt auch. Die klassische Form der modernen Musik ist Strophe - Bridge - Refrain - Strophe - Refrain usw. usf. In Pop und Rock finden wir das überall so, das entspricht unserem Gefühl von Musik, das macht Sinn, das fühlt sich harmonisch an.
So, und dann kam ich vor ein paar Jahren mal auf diese Metallieder von Überlänge, eines beispielsweise von 30 Minuten. Diese Struktur funktioniert da einfach nicht mehr, ansonsten schaltet man nach 10 Minuten ab. Stattdessen folgt es einem ganz eigenen Muster, hat höchstens einen roten Faden, der sich am Anfang zeigt, immer wieder verschwindet und wieder auftaucht, und damit endet. Die Harmonie ist perfekt. Das klassische Muster aber aufgehoben. Eine Regel über den Aufbau des Liedes könnte ich nicht benennen.
Ich denke aber, genau das wäre auch bei Romanen denkbar. Wäre ich mit Strukturen so konform, dass ich meine Bücher daran aufbauen würde, dann würde mein Gedankenansatz vielleicht eher mal in die Richtung gehen, eine neue Struktur zu finden.Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber
So nah, so fern.
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Beta sind aber mehr oder weniger verpflichtet, dass Buch komplett durchzulesen. Ich würde jedenfalls ein Buch, bei dem der Hauptkonflikt bereits in der Mitte des Buches endet, abbrechen.
Das heißt jetzt nicht, dass das was du da machst, inklusive "neue Strukturen finden" keine Liebhaber finden kann, aber es ist keine massentaugliche Unterhaltungsliteratur mehr.
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Zitat von Mona Beitrag anzeigenapropos, kennt hier wer den Film: "Die Truman-Show"? -- Da wird der Prota erst gaaaanz zum Schluss komplett aus der Komfortzone gerissen, was auch gleichzeitig das Ende des Films ist. Nur gibt es halt davor schon Hinweise. Die Frage ist, ob diese Hinweise schon zu "aus der Komfortzone reißen" zählen.
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Zitat von Amilyn Beitrag anzeigen
Ich glaube, Truman kommt aus seiner Komfortzone, als ihm der Scheinwerfer vor die Füße fällt. Ab da kommt ihm ja zumindest etwas spanisch vor, und er beginnt zu recherchieren. Und der Zuschauer weiß dann ja, was wirklich los ist, also ist Truman für den Zuschauer bereits komplett aus seiner Komfortzone draußen, er selbst versteht es aber noch nicht so richtig... würde ich jetzt mal behaupten... richtig?
Aber im Prinzip, wenn man die Komfortzone auf di Gefühlsebene beschränkt, stimmt, dann wird er da schon bei der ersten Ungereimtheit ein bisschen weiter rausgedrängt. Aber eben versteht er es nicht ganz so wie der Zuseher. Hmmm. Und ich frage mich gerade, worunter das in einem Roman fiele: Wenn man einen Prota in einer Komfortzone begleitet, die eigentlich gar keine ist, er weiß das nicht, der Leser aber schon. Ist er dann in einer Komfortzone oder nicht?
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