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Vorhersehbarkeit von Plotgerüsten

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    Vorhersehbarkeit von Plotgerüsten

    Huh, ich weiß, mit diesem Thema werde ich einige etwas vor den Kopf stoßen. Bitte nicht angegriffen fühlen - es geht mir nur um eine Frage und man kann ja ganz sachlich darüber diskutieren.

    Im Thread "Wie plottet man?" von Davebones ist mir Vickies 7-Punkte-Struktur aufgefallen. Beziehungsweise besser gesagt der Punkt, dass man seinen Charakter aus der Komfortzone kicken soll.
    Aber führt nicht genau so ein Plotgerüst dazu, dass diese uralten, ausgelutschten Geschichten immer wieder erzählt werden? Also mir ist schon klar, dass sie an sich ja sehr vielfältig sind und die unterschiedlichsten Geschichten mit ein und demselben Gerüst verfasst wurden (bewusst oder unbewusst). Aber insbesondere dieser Komfort-Punkt schreit ja geradezu danach, seinen Charakter zum eintausendsten Mal seine Eltern verlieren zu lassen (tragischer Brand, alle tot. Oooder der böse Feind, der sie alle tötet, bis auf den Prota, der in diesem Moment nicht da war und dann nur mehr die Leichen findet. Schreeeecklich traumatisches Ereignis). Gerade das ist doch ein Punkt in Fantasy- und Historischen Romanen, über den sich viele immer wieder beklagen: Immer dieselben Protagonisten, die aus einem gestörten Familienhaus kommen. Klar. Familie ist Komfortzone Nummer Eins - wenn man die zerstören möchte, dann geht man auf Eltern und Geschwister.

    Also, ihr seht das Problem, das ich mit diesen Gerüsten habe. Ich glaube, grundsätzlich funktionieren sie gut. Aber einzelne Punkte schreien doch geradezu nach alten Klischeelösungen. Und ganz ehrlich - nur um seinen Prota auf die Reise zu schicken, muss man ihn nicht zwangsweise aus seiner Komfortzone werfen. Es gibt dutzende andere Möglichkeiten, warum ein Abenteuer beginnen könnte, viele davon sind nicht einmal negativ formuliert. So muss es ja nicht ein Wurf aus der Komfortzone sein, sondern auch schlicht - die Liebe.
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

    #2
    Vielleicht siehst du die Komfortzone einfach zu eng. Im Prinzip heißt das ja nichts anderes, als den Protagonisten aus seinem Ist-Zustand bzw. seinem Alltag zu reißen. Das kann man auch ganz kreativ tun und muss nicht zwangsläufig auf die Familie zurückgreifen. Du hast selbst erwähnt, dass bspw. Liebe ein Motiv sein könnte. Es kann eben alles sein, wenn es nur einigermaßen nachvollziehbar bzw. erklärbar für den Leser ist.

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      #3
      Es müssen ja nicht unbedingt Leute sterben und es muss auch nicht immer ein negatives Gefühl damit verbunden sein. Ein Auslandsjahr nach dem Abitur sein. Oder wenn dein Prota auf Reisen geht, verlässt er ja auch sein gemütliches, sicheres Dörfchen – seine Komfortzone.

      Meine Figur ist leicht soziophob. Ihre Komfortzone ist, private Gespräche mit Leuten zu vermeiden, und ich zwinge sie dazu, freiwillig auf ihre Mitmenschen zuzugehen. Eine LIebesbeziehung fängt ja oft damit an, gekickt zu werden, sodass man den love interest anspricht.

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        #4
        Ich finde diese "Familie tot und Land verwüstet"-Herauskicker auch doof, und zwar weil man den Eindruck bekommt, dass weniger nicht gereicht hätte, den Prota auf den Weg zu schicken. Es macht ihn zu einem unglaublich passiven Prota, dass er erst alles verlieren muss, bevor er seinen Arsch hochkriegt.

        Aber das muss nicht sein, auch nicht, wenn man der 7-Punkte Struktur folgt. Es reicht ein relativ kleiner Auslöser. Einfach etwas, das erklärt, warum der Prota gerade jetzt etwas im Leben ändern will und nicht schon vor zwei Wochen. Vielleicht findet er in diesem Moment das Tagebuch seines Großvaters, vielleicht verliebt er sich heute, vielleicht macht ihm jetzt jemand ein tolles Jobangebot. Da kann man sehr kreativ sein. Der dreitausendste Tod der Eltern ist nicht kreativ, das ist eher ein Zeichen für jemandem, der seinem Prota nicht vertraut, sein Schicksal in die Hand zu nehmen. Dass ein Autor auf so ein Klischee zurückgreift,, ist aber nicht das Problem der Struktur, sondern des Autors, dem nix besseres einfällt.

        Poems are never finished.
        Just abandoned.

        Kommentar


        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
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          Den Gedanken mit dem passiven Prota (Absatz 1) finde ich interessant ...

        #5
        Stimme meinen Vorredner voll zu. Es ist einfach ein Wendepunkt im Leben, der zu der Geschichte führt, die erzählt werden möchte.

        Bei mir sinds auch eher unspektakuläre Dinge. Eine Protagonistin findet zum Beispiel "nur" Freunde und lässt ihr Zuhause hinter sich. Eine andere verliebt sich nur. Ganz banale alltägliche Dinge, die die Katastrophe erst nach sich ziehen.

        Beim Prota mit tragischem Ereignis führt das auch immer unrealistischer Weise dazu, dass er sich Hals über Kopf in alles reinwirft, ohne einen Grund zu haben. Achso doch. Familie tot... Was hatte das jetzt mit der Weltrettung zu tun?

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        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Aus Sicht des Protas ist das vielleicht zufällig. Aus Sicht des Antas ist es nur eine Frage der Zeit, bis eines seiner Opfer zurückschlägt. Die Geschichten all der anderen, die es nicht tun, kriegen wir einfach nicht zu lesen, weil langweilig.

        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
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          magico, xD Ich wüsste auf Anhieb mindestens 5 Bücher, auf die das EXAKT passt ...

          Ankh, ich hasse die Zensur des Buchmarktes ... ._____.

        • Peter
          Peter kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          @Kelpie
          Buchmarkt ist ein Synonym für 'Leute, die Bücher kaufen und lesen'.
          Wie kann man die hassen?

        #6
        Ich weiß, was Du meinst, Kelpie. Ich frage mich das manchmal auch, ob man nicht auch ohne "Schema F" eine gute (und erfolgreiche) Geschichte schreiben kann. Und ob dieses strenge nach Plan plotten eine Geschichte nicht auch zu hölzern und zu konstruiert wirken lassen kann. Ich denke, das wird vor allem denen passieren, die ihre Geschichte nicht mit Leidenschaft schreiben sondern mit dem Ziel, einem Trend zu entsprechen oder so.

        Dass man seinen Protagonisten nur durch ein furchtbares Ereignis auf die Reise schickt, muss ja nicht sein. Da gebe ich den anderen recht. Es passt ja auch nicht zu jeder Geschichte, dass gleich die ganze Familie über den Jordan geht. Es kann genügen, dass dem armen Kerl schlicht und ergreifend die Kippen ausgehen

        Ich habe in einem anderen Thread ja schon mal gestanden, dass ich zwar plotte aber NICHT nach Plotpunkten. Ich behaupte mal, ich habe ein ganz gutes Gefühl dafür, dass es trotzdem lesbar ist. Kann aber auch sein, dass Maggi mir den Kram fürchterlich um die Ohren hauen würde, wenn sie es lesen würde Ich denke, dass ich das nächste Mal versuchen werde, streng nach Plotpunkten zu planen, einfach, um zu sehen, wie das funktioniert. Bis dahin wird ein armes Versuchskaninchen sich bereiterklären müssen, mal über meine Geschichte zu lesen

        Um ehrlich zu sein, bemerke ich auch bei vielen meiner Lieblingsbücher keinerlei Punkte. Ich lese. Und dann gefällt mir was. Oder auch nicht. Waren das jetzt 3 Akte? Oder 5? Oder 7? Hey, war das der-und-der Wendepunkt? Ich mache mir darüber 0 Gedanken beim Lesen. Gerade lese ich allerdings ein Buch, wo mir die zahllosen Konflikte nahezu die Brille aus dem Gesicht schlagen, und es stört mich so ein bisschen (seh ja auch kaum was so ohne Brille ).

        Aber ja, ich weiß, was Du meinst. Ich bin da ganz bei Dir.

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          #7
          Zitat von Amilyn Beitrag anzeigen
          Ich frage mich das manchmal auch, ob man nicht auch ohne "Schema F" eine gute (und erfolgreiche) Geschichte schreiben kann. Und ob dieses strenge nach Plan plotten eine Geschichte nicht auch zu hölzern und zu konstruiert wirken lassen kann. Ich denke, das wird vor allem denen passieren, die ihre Geschichte nicht mit Leidenschaft schreiben sondern mit dem Ziel, einem Trend zu entsprechen oder so.
          Ich zitiere mich mal selbst:

          Jeder Roman unterliegt einer Struktur. Diese Plotstrukturen sind nicht zufällig entstanden, sie wurden nicht von irgendeinem Wissenschaftler als Regel erdacht. Die Plotstrukturen basieren auf Erfahrung. Man hat Theaterstücke und Filme analysiert und deren Struktur niedergeschrieben, um herauszufinden, was gute Werke gemein haben. [Sie wurden nicht als Schreibregel für Autoren erfunden!]
          Selbst in den Werken eines Bauchschreibers (Pantser), die ohne zu plotten drauflosschreiben, wird man einen roten Faden finden. Diese Autoren haben einen Sinn für den Handlungsaufbau, dennoch behaupte ich, dass jeder professionelle Autor plottet – zumindest die Eckpunkte. Ich kann niemanden überreden zu plotten, dennoch empfehle ich, zumindest nach der ersten Rohfassung zu überprüfen, ob die Handlung die genannten Eckpunkte enthält.

          Jeder Roman hat einen Anfang, eine Handlung und ein Ende. Tada. Das waren auch schon die drei berühmten Akte.
          Der Leser will natürlich wissen, worum es geht. Und wenn der Opa 10 Jahre nach dem Tod seiner Frau eine neue kennenlernt, sollte er nicht damit anfangen, wie er als Bub die Laubfrösche im Garten gefangen hat. Spätestens mit dem letzten verlorenen Milchzahn hat man auch den Leser verloren.
          Irgendwann haben die Literaturwissenschaftler festgestellt, dass ein Anfang viel toller ist, wenn man klar erzählt, worum es nun geht. Und entstand der Tipp für Autoren: Der Anfang soll XY enthalten.

          Waren das jetzt 3 Akte? Oder 5? Oder 7?
          Ich hab mit sämtliche gängigen Plot-Modelle angeguckt. Es ist alles dasselbe.
          Bennent man die Übergänge zwischen dem ersten und zweiten Akt und zwischen dem zweiten und dritten Akt, so hat man 5 Punkte. Es ist nie was anderes, nur detaillierter. Manche Autoren brauchen Freiheit (also nur 3 Punkte), manche wollen an die Hand genommen werden (15 Punkte).

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            #8
            Naja, ich verstehe schon, dass man auch andere Drehpunkte auswählen kann. Aber ich habe den Eindruck, durch so eine Plotstruktur wird man eher auf Klischees gelenkt als ohne - was insbesondere für Anfänger gefährlich werden könnte. Ich meine, wer von uns hat den nicht in seinen ersten Schreiberjahren DIE Idee schlechthin gehabt, von dem armen Bauernjungen, dessen Familie von bösen Böslingen vernichtet wird, woraufhin er wegläuft, Rache schwört, XY trifft und dazu auserkoren wird, die Welt zu retten. Und plötzlich merkt man: Idee an sich gut ... nur leider schon sehr oft da gewesen.

            Waren das jetzt 3 Akte? Oder 5? Oder 7?
            Apropos - warum eigentlich immer ungerade Zahlen?

            Ich behaupte mal, ich habe ein ganz gutes Gefühl dafür, dass es trotzdem lesbar ist.
            Das ist ein guter Punkt. Ich plotte zwar im Gegensatz zu dir nicht, aber gewöhnlich gibt mir mein Gefühl vor, wann es Zeit für einen Höhepunkt ist usw. Also ich kann mir auch vorstellen, dass man in meinen Romanen diese Punkte wiederfinden würde.
            Allerdings habe ich auch einen Roman geschrieben, der sich diesem Spannungsbogen bewusst entzieht. Witzigerweise waren die Reaktionen der Leser stets dieselben. Während des Lesens fanden sie es zwar spannend, fanden aber, dass unklar war, wohin die Reise gehen sollte. Erst mit dem Schluss fanden sie den ganzen Roman in sich rund und schlüssig.
            Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

            So nah, so fern.

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              #9
              Zitat von Kelpie Beitrag anzeigen
              Aber ich habe den Eindruck, durch so eine Plotstruktur wird man eher auf Klischees gelenkt als ohne - was insbesondere für Anfänger gefährlich werden könnte.
              Finde ich gar nicht so. Klischees passieren überall und nicht mehr durch Struktur.

              Apropos - warum eigentlich immer ungerade Zahlen?
              Es gibt auch vier Akte, Voglers Heldenreise hat 12 und Snyders "Save the cat" hat 16.

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                #10
                Ich glaube, Strukturen sind vor allem anfangs extrem hkfreich und geben dem Autor ne gewisse Sicherheit beim schreiben, an der er sich orientieren kann, so ist es bei mir. Der Aufbau von Lyr ist natürlich nichte neues, aber Das reißt die Geschichte dann wieder weg. Ich sage es einfach:ohne diese Struktur wäre Lyr niemals so gut, wie es sein kann.

                Kommentar


                  #11
                  Zitat von Davebones Beitrag anzeigen
                  Ich glaube, Strukturen sind vor allem anfangs extrem hkfreich und geben dem Autor ne gewisse Sicherheit beim schreiben, an der er sich orientieren kann, so ist es bei mir. Der Aufbau von Lyr ist natürlich nichte neues, aber Das reißt die Geschichte dann wieder weg. Ich sage es einfach:ohne diese Struktur wäre Lyr niemals so gut, wie es sein kann.
                  Ich dachte, Du hattest bis vor ein paar Tagen gar keine Struktur...? Ist Lyr jetzt schon umgeschrieben/neu geordnet?

                  Jeder Roman hat einen Anfang, eine Handlung und ein Ende. Tada. Das waren auch schon die drei berühmten Akte.
                  Der Leser will natürlich wissen, worum es geht. Und wenn der Opa 10 Jahre nach dem Tod seiner Frau eine neue kennenlernt, sollte er nicht damit anfangen, wie er als Bub die Laubfrösche im Garten gefangen hat. Spätestens mit dem letzten verlorenen Milchzahn hat man auch den Leser verloren.
                  Irgendwann haben die Literaturwissenschaftler festgestellt, dass ein Anfang viel toller ist, wenn man klar erzählt, worum es nun geht. Und entstand der Tipp für Autoren: Der Anfang soll XY enthalten.
                  Das ist natürlich richtig, aber es gibt den ein oder anderen Roman, bei dem das mit den Laubfröschen ganz gut funktioniert Allerdings bin ich grundsätzlich auch kein Fan davon, dass erst mal eine ganze Lebensgeschichte durchgekaut wird.

                  Aber nicht, dass Du mich falsch verstehst, Vickie. Ich bin kein Gegner von den Strukturen, und ich finde sie nicht unsinnig oder wehre mich mutwillig dagegen. Wie gesagt, ich werde auch noch mal "bewusst" so plotten. Ich denke nur, dass einem Buch, das nicht mit Herzblut geschrieben ist, auch keine Struktur mehr hilft. Und ich glaube, dass es da draußen wunderschöne Geschichten gibt, die nicht den Regeln entsprechen.

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                  • Davebones
                    Davebones kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Lyr ist extrem umgeschrieben worden. Die letzten 3 oder 4 tage jeden Tag 7 Stunden dran gesessen. Im Grunde ist die Struktur fertig, aber noch zu grob, einige Szenen passen nicht mehr und müssen ersetzt werden, was ich aktuell mache

                  • Amilyn
                    Amilyn kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Du bist so unermütlich, Dave. Das finde ich wirklich gut! Mach weiter so. Und zeig Deiner komischen Familie, dass Du Bücher schreiben kannst

                  • Victoria
                    Victoria kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Ich dachte, Du hattest bis vor ein paar Tagen gar keine Struktur...? Ist Lyr jetzt schon umgeschrieben/neu geordnet?
                    Ja, in den letzten Tagen hat Dave mit uns hart geplottet!
                    Eine Plotstruktur war im Ansatz durch sein Gefühl vorhanden. Nun wurden Konflikte verschärft und die Schlüsselszenen ausgearbeitet. Daumen hoch für Dave.

                  #12


                  Aber ich habe den Eindruck, durch so eine Plotstruktur wird man eher auf Klischees gelenkt als ohne - was insbesondere für Anfänger gefährlich werden könnte. Ich meine, wer von uns hat den nicht in seinen ersten Schreiberjahren DIE Idee schlechthin gehabt, von dem armen Bauernjungen, dessen Familie von bösen Böslingen vernichtet wird, woraufhin er wegläuft, Rache schwört, XY trifft und dazu auserkoren wird, die Welt zu retten. Und plötzlich merkt man: Idee an sich gut ... nur leider schon sehr oft da gewesen
                  Finde ich gar nicht so. Klischees passieren überall und nicht mehr durch Struktur.
                  So ist es. Ich brauche keine Strukturvorlage, um meine Story bis zum Rand mit Klischees vollzupacken. Andersherum muss ich eine Strukturvorlage nicht mit Klischees füllen. Eins hat mit dem anderen einfach mal überhaupt nichts zu tun. Bei solchen Kommentaren habe ich eher das Gefühl, dass du dich nicht mit Plot-Strukturen befasst hast. Die sind so vage und universal, das sie absolut nicht in der Lage sind, Ideen in irgendeine Richtung zu lenken. Struktur und Inhalt hat miteinander nichts zu tun.
                  Davon abgesehen, verwenden die wenigsten Anfänger Plotstrukturen. Diese Abklatsch-Romane stammen in den allermeisten Fällen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Star Wars/Herr der Ringe/Eragon/etc. gesehen haben und davon so begeistert waren, dass sie so etwas auch schreiben wollten. Die wälzen normalerweise vorher keine Ratgeber, sondern schreiben einfach drauf los. Kopiert wird aber eben Idee und Inhalt, nicht die Struktur. Im Gegenteil. Die geht meistens erst mal in die Hose. Erste (zweite, dritte, vierte, je nachdem wie schnell jemand lernt) sind eigentlich immer erst mal strukturelle Katastrophen. Tempo und Rhythmus sind holprig, kein vernünftiger Spannungsbogen, Handlungsstränge verlaufen kreuz und quer, beginnen im nichts, brechen ab oder fasern aus, Figuren handeln irrational und unmotiviert, Logiklöcher en masse. Und das finde ich nun weitsaus "gefährlicher" (Was auch immer das bedeuten soll. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und es ist völlig normal, dass man am Anfang erst mal Murks produziert), als eine ausgelutschte Idee. Man kann tolle Romane mit ausgelutschten Ideen schreiben, aber einen strukturellen Totalschaden hauen dir die Leser nach zwei Kapiteln um die Ohren, egal wir originell deine Idee ist.

                  Und ich glaube, dass es da draußen wunderschöne Geschichten gibt, die nicht den Regeln entsprechen.
                  Finde mal ein. Meine ich ernst. Schau bitte mal in dein Buchregal und finde dort auch nur ein einziges Buch, das nicht der 3-Akt-Struktur folgt. Es ist nicht so, als würde es das nicht geben. Gibt es. Nennt sich literarische Literatur und gewinnt gerne mal Preise. Diese Art Literatur lebt von sprachlichen und strukturellen Experimenten. Kann man also machen, man sollte sich nur bewusst machen, was man da schreibt. Das ist dann halt keine Unterhaltungsliteratur mehr.

                  ich denke nur, dass einem Buch, das nicht mit Herzblut geschrieben ist, auch keine Struktur mehr hilft
                  Es gibt eine Menge Berufsautoren, die mehrere Bücher im Jahr schreiben (müssen), um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Du kannst davon ausgehen, dass nichts jedes einzelne davon ein erfüllter Lebenstraum ist, aber wenn man handwerklich gut arbeitet, kommt am Ende trotzdem ein gutes Buch dabei heraus. Wichtiger als das der Autor Spaß am schreiben hat ist, das der Leser Spaß am lesen hat, und wie man Spaß beim lesen erzeugt, ist erlernbaren Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Kannst du doof und öde finden, musst du ja auch nicht so machen, aber es funktioniert. Beweis: Liebesromane. Das beliebteste Genre überhaupt, deshalb werden die Dinger produziert wie Massenware. Die Autoren, die diese Romane schreiben, bekommen von den Verlagen extrem enge vorgaben was Inhalt und Struktur angeht, das ich fast nur noch "malen nach Zahlen". Macht beim schreiben vermutlich nicht so viel Spaß, wie wenn man sich kreativ auslebt, aber die Leser mögen es trotzdem.

                  Während des Lesens fanden sie es zwar spannend, fanden aber, dass unklar war, wohin die Reise gehen sollte. Erst mit dem Schluss fanden sie den ganzen Roman in sich rund und schlüssig.
                  Finde ich nicht gut. Ich kenne solche Bücher vor allem aus dem Krimi.-Gerne und ich finde das total unbefriedigend. "Rund und schlüssig" finde ich da auch uneangebracht. Entweder ist der Klimax die logische Entwicklung aus der Handlung, dann kann ich sie aber durch den Roman hindurch mitverfolgen, oder ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat und erfahre das erst im Klimax. Dann fühle ich persönlich mich aber als Leser verarscht.
                  Waren die Leser Beta-Leser oder waren das Leute, die Geld für dein Buch bezahlt haben?

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                    #13
                    Ich finde das Akte-Schema gut und sinnvoll. Hab mich darüber schon mit einem Musiker unterhalten, der seinerseits auch Filmkurse bei nem Dramaturgen gemacht hat, und sowohl in der Musik als auch im Film gibt es Strukturen. Eben wegen der Dramaturgie.
                    Als ich die aaaallererste Version meines Projekts geschrieben habe (ja, ich hab mehrmals von vorne begonnen^^), da hatte ich noch keinen Plan vom Schreiben. Aber selbst da kann ich im Nachhinein ein Akte-Schema erkennen, das hab ich wohl unbewusst angewendet. Ich glaub, es geht irgendwie fast nicht ohne. Irgendwie besteht ja jede Geschichte zumindest aus Anfang-Mittelteil-Ende. Oder Einleitung-Hauptteil-Schluss.

                    Was die Komfortzone anbelangt: Ich kann deinen Einwand gut verstehen, Kelpie, weil ich finde auch, dass es abgedroschen sein kann, jemanden aus einer "klassischen" Komfortzone rauszuschmeißen. Deshalb würde ich für mich "Komfortzone" viel weiter definieren. Meine Charaktere werden z.B. laufend aus gedanklichen Komfortzonen geschmissen -- also indem sie neue Erkenntnisse erlangen (müssen), die oft schwer zu verdauen sind. -- Sagt dir das Höhlengleichnis etwas? Das ist für mich das beste Beispiel dafür.
                    Das Verlassen einer Komfortzone kann ja auch einfach bedeuten, dass man mal nicht A sagt, sondern B. -- Und schon bringt man einen Stein ins Rollen. Oder dass man eine spontane Entscheidung trifft, die sich im Nachhinein als folgenschwer herausstellt. -- Jedenfalls wohl alles, was einen irgendwie aus der Bahn wirft. Positiv oder negativ.
                    Ich glaub also, wenn man nicht das Klischee schlechthin schreiben will, muss man ein bisschen vom engen Begriff der Komfortzone weggehen.
                    Wobei, mir fällt gerade auch der umgeehrte Fall ein: Das Eindringen von außen in eine Komfortzone.

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                    • Kelpie
                      Kelpie kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      Mh, das meine ich. Ich will ja nicht gegen Plotstrukturen wettern. Vielleicht gefällt mir einfach der Begriff der Komfortzone nicht.

                    #14
                    Finde mal ein. Meine ich ernst. Schau bitte mal in dein Buchregal und finde dort auch nur ein einziges Buch, das nicht der 3-Akt-Struktur folgt.
                    Wie Vickie schon sagte - und sie hat natürlich recht - wird jeder, der halbwegs dazu in der Lage ist, mehr als 2 Sätze aufzuschreiben, am Ende, gewollt oder nicht, auf Anfang - Mitte - Schluss kommen. Das meine ich auch gar nicht. Ich meine dieses "so-und-so viel Prozent des Buches nimmt Akt Sowieso ein, dann kommt der-und-der Wendepunkt, dann wieder so lange dies und das.
                    Ich sage überhaupt nichts dagegen. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass niemals jemand ein Buch herausgebracht hat, der diese Regeln gebrochen hat. Und das nicht gemocht wurde.

                    Es gibt eine Menge Berufsautoren, die mehrere Bücher im Jahr schreiben (müssen), um ihren Lebensunterhalt zu verdienen
                    Was nicht bedeutet, dass sie ihre Geschichten nicht mögen. Die Zeit, in der ein Buch entsteht, hat nichts damit zu tun, ob der Autor es mit Leidenschaft geschrieben hat oder nicht.

                    Kannst du doof und öde finden
                    Hab ich nicht gesagt.

                    Die Autoren, die diese Romane schreiben, bekommen von den Verlagen extrem enge vorgaben was Inhalt und Struktur angeht, das ich fast nur noch "malen nach Zahlen". Macht beim schreiben vermutlich nicht so viel Spaß, wie wenn man sich kreativ auslebt, aber die Leser mögen es trotzdem.
                    Natürlich. Es gibt keine Geschichte, die von niemandem gemocht wird. Aber würdest Du so arbeiten wollen? Lieber strickt nach Vorgabe von irgendwem, ohne Deine eigenen Ideen zu verwirklichen?


                    Kommentar


                    • Julestrel
                      Julestrel kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      Ich hatte es in einem anderen Forum schonmal bei einem ähnlichen Thema geschrieben: Eine Auftragsarbeit kann auch als Herausforderung gesehen werden, nicht nur als Korsett. Es ist immer eine Frage, wie man an so etwas dran geht

                    • Amilyn
                      Amilyn kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      Ja, klar. Die Frage ist halt nur, ob man selbst das will oder kann. Bzw können, glaub ich, geht streng genommen immer.

                    • Dodo
                      Dodo kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      Ich glaube, die Geschichte mit den Soundsovielte Prozente nimmt Akt 1 oder der Weg bis Plot Pitch Punkt Pong ein, steht in keinem Ratgeber als Befehl, sondern eher als: Leute, achtet mal drauf, meist ergibt sich (in kommerziell erfolgreichen Büchern) nach x Seiten (entsprechend x% des Buches) diese und jene Situation entsprechend Wendepunkt xy. Mir ist jedenfalls noch kein Ratgeber begegnet, der nicht selbst solch drastische Vorgaben relativiert. - Und wie Vickie und andere schon schrieben: die "Regeln" sind primär keine Regeln, sondern festgehaltene Beobachtungen, aus denen sich künstlerisch dehnbare Regeln abgeleitet haben. Niemand wird zur Einhaltung gezwungen, wenn er meint, seine Ideen seien darin nicht unterzubringen.

                    #15
                    Zitat von Amilyn Beitrag anzeigen
                    Aber würdest Du so arbeiten wollen? Lieber strickt nach Vorgabe von irgendwem, ohne Deine eigenen Ideen zu verwirklichen?
                    Wer sagt, dass das nicht beides geht? Wenn die Vorgabe nur aus der Form besteht, gibt es noch Millionen Möglichkeiten, sie zu füllen. Wenn die Vorgabe aus inhaltlichen Dingen besteht, kannst du deinen Stil ausleben. Es kann durchaus Spaß machen, die engen Grenzen einer Vorgabe auszureizen. SaJaehwa setzt sich bei ihrem Projekt sogar selbst einen strikten Rahmen vom Inhalt bis zur genauen Wortzahl pro Kapitel.
                    Poems are never finished.
                    Just abandoned.

                    Kommentar


                    • Amilyn
                      Amilyn kommentierte
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                      Selbst gesetzte Vorgaben - das kann ich mir ganz gut vorstellen. Hab ich sogar selbst ein bisschen so gemacht, zumindest was die Wortanzahl pro Szene geht, die ich schreiben wollte.
                      Es gab aber auch mal dieses Video von den Schreibdilletanten, die das Entstehen von Heftromanen erklärt haben, und ich glaube, das ist das Prinzip, das Maggi gemeint hat. Es gibt sicher Autoren, denen auch das Spaß macht, aber ich glaube, ich würde wohl zu viele Widerworte geben, so nach dem Motto: "Sind Sie sicher, dass Gertraud wirklich die richtige für Dr. Meyer-Dröskendorf ist? Ich hätte da mal einen anderen Charakter vorbereitet..."
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