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    Kürzen und Streichen

    Hab hier gerade mal einen Blogartikel gelesen und mich wieder ein kleines bisschen drüber aufgeregt

    http://www.redbug-culture.com/blog/2...ampaign=buffer

    Mich nervt daran wohl weniger die Haltung der Bloggerin als diese Art der Formulierungen, die bei mir so ankommen, als wäre Kürzen bei jedem Autor angebracht und der richtige Weg. Ganz besonders genervt hat mich dieser Absatz:

    Es ist manchmal frustrierend, wenn Leser die Klarheit und Einfachheit eines guten Textes, für simpel, einfach und ungekonnt halten. Meist liegt es daran, dass diese Leser keine guten Texte kennen. Das ist wie im Designbereich. Ein gutes Design ist reduziert auf das Wesentliche. Ein klare Botschaft, etwas, für das es steht. Und ist sehr wohl auch emotional. Gefühlsduselei, und Klischees sind wie eine vollgerümpelte Wohnung. Noch ein Spitzendeckchen oder eine Zierkerze, von der man sich nicht trennen kann. Noch ein Kleid, das man nie anzieht, noch ein Küchengerät, das man nie benutzt. Als guter Autor muss man seinen Text mit der gleichen Brutalität aussortieren, wie Marie Kondo die Wohnungen ihrer Klienten.
    Jetzt kann man mir sicherlich viel vorwerfen, aber ich bin bestimmt kein Banause, der für sprachlichen Stil völlig blind ist. Und mir persönlich gefallen kuriose und geschwurbelte Texte besser als ganz knapper und deutlicher Stil - auch wenn ich weiß, dass letzterer kaum einfacher zu schreiben ist. Aber das ist doch keine Frage von Qualität, sondern reine Geschmackssache. Witzigerweise stoße ich auf solche Aussagen aber tendenziell öfter bei den Autoren, die für einen klaren, direkten Stil stehen. Ich frage mich, ob es also einen Zusammenhang zwischen knappem Stil und erhöhtem Willen zum Kürzen gibt?

    Ich muss zugeben, dass das Kürzen bei meinen Überarbeitungen nie eine große Rolle gespielt hat, obwohl ich rein vom Umfang des Werkes allen Grund dazu hätte. Aber ich sehe nicht ein, aufgrund der Länge an der Qualität - wie ich finde - zu schrauben (in meinem Fall und bei meinem Schreibstil wäre das definitiv der Fall; sicherlich gilt das aber nicht für alle Autoren). Natürlich streiche ich auch mal ganze Szenen oder gar Perspektiven, weil sie sich als wenig gehaltvoll erwiesen haben (und obwohl ich die Formulierungen sooo toll fand), aber wie gesagt, das ist im Vergleich zu anderen Augenmerken ein verschwindend geringer Arbeitsaufwand.

    So. Und an dieser Stelle wäre ich jetzt neugierig, was eure Erfahrungen dazu sind. Ist kürzen für euch ein großes Thema, fällt es euch schwer, fällt es euch leicht? In dem Zusammenhang würde mich in Bezug auf meine obige Schlussfolgerung auch interessieren, wie ihr euren Schreibstil empfindet - klar und knapp oder eher ausgedehnt und kunstvoll/geschwurbelt?
    Und wenn ihr streicht: Wie geht ihr da heran? Nach welchen Kriterien wählt ihr eine Stelle aus, die ihr streicht bzw. was muss sie erfüllen, um nicht gestrichen zu werden? Geht ihr regelrecht auf Jagd nach Stellen, die wegsollen, oder fällt euch das während des Lesens auf?
    Und gerade in Bezug auf Szenen, die ihr besonders gelungen, aber nicht unbedingt notwendig findet: Sollten die raus oder haben die Selbstzweck? Gerade witzige Schlagabtausche können dem Leser immerhin viel Spaß machen und allein darin ihre Berechtigung finden, oder?
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

    #2
    Es ist manchmal frustrierend, wenn Leser die Klarheit und Einfachheit eines guten Textes, für simpel, einfach und ungekonnt halten. Meist liegt es daran, dass diese Leser keine guten Texte kennen.
    Das klingt für mich nach "der Leser ist zu doof, meine Genialität zu verstehen". Und das ist eher ein Argument von schlechten Autoren. Man will den Leser schließlich mitreißen, und ihn nicht belehren, was er gefälligt für guten Stil zu halten hat.

    Wenn die Bloggerin einen knappen Stil schreibt und mag, prima. Wenn es Leser gibt, die lieber einen ausgeschmückteren Stil lesen, auch prima. Die beiden werden nie zusammenkommen, aber deshalb gibt es auch mehr als ein Buch auf dem Markt. Nur sollte sich keine von beiden Seiten anmaßen, die andere zu belehren, was "richtig" ist. Wie wir schon öfter festgestellt haben, gibt es kein richtig oder falsch. Es gibt nur Texte die funktionieren und welche, die es (noch) nicht tun. Und letztere muss man individuell analysieren, woran es liegt, da sind Pauschalurteile wie "der Stil muss knapp sein" nicht hilfreich.

    Witzigerweise stoße ich auf solche Aussagen aber tendenziell öfter bei den Autoren, die für einen klaren, direkten Stil stehen. Ich frage mich, ob es also einen Zusammenhang zwischen knappem Stil und erhöhtem Willen zum Kürzen gibt?
    Na klar, für jemanden, der das als seinen bevorzugten Stil gefunden hat, ist das sicher eine gute Methode, an eine Überarbeitung heranzugehen, weil allzu blumige oder unnötige Passagen dann aus dem Gesamttext herausfallen. Andere Probleme wird es aber nicht beheben, und es wird auch keine neuen Leser überzeugen, die diesen Stil nicht mögen.

    Ist kürzen für euch ein großes Thema
    ja, allerdings im Moment eher auf Plotebene als bei einzelnen Sätzen. Bei meinen Actionszenen werde ich aber auf jeden Fall nochmal drübergehen, und die zusammenstreichen, die funktionieren nämlich definitiv nicht, weil da zuviel Erklärbär drin ist.

    fällt es euch schwer, fällt es euch leicht?
    Ahahaha. Schwer. Sowohl auf Plot- as auch auf Satzebene.

    In dem Zusammenhang würde mich in Bezug auf meine obige Schlussfolgerung auch interessieren, wie ihr euren Schreibstil empfindet - klar und knapp oder eher ausgedehnt und kunstvoll/geschwurbelt?
    ich würde sagen, weder Purple noch Beige. Vermutlich eher zum knappen hin tendierend.

    Und wenn ihr streicht: Wie geht ihr da heran? Nach welchen Kriterien wählt ihr eine Stelle aus, die ihr streicht bzw. was muss sie erfüllen, um nicht gestrichen zu werden? Geht ihr regelrecht auf Jagd nach Stellen, die wegsollen, oder fällt euch das während des Lesens auf?
    Oft merke ich das schon beim Schreiben: Da will eine Formulierung raus, die viel zu kitschig ist. Die schreibe ich dann hin, weil sie mir sonst den Hals durchnagt, und nach drei Tagen kann ich sie guten Gewissens löschen
    Ansonsten fällt es mir wohl beim anschließenden Lesen auf, oder werde von Testlesern drauf hingewiesen. Wie schon gesagt funktionieren vor allem die Actionszenen nicht, wobei ich da überlege, sie komplett neu zu schreiben. Denn einfach nur Sätze streichen verstümmelt dann nur den Zusammenhang und macht sie noch unübersichtlicher, ich glaube, da muss ich mir einen ganz neuen Stil antrainieren.
    Was mich selbst beim lesen nicht stolpern lässt und was auch kein testleser vehement bemängelt, lass ich aber stehen. ich galube, ein text, der flüssig runter´geschrieben ist, wird nicht besser, wenn man anfängt zu streichen, da unterbricht man am Ende noch den Fluss. Da habe ich dann lieber fünf Füllwörter und einen Satz zuviel drin, aber der Rythmus stimmt.

    Und gerade in Bezug auf Szenen, die ihr besonders gelungen, aber nicht unbedingt notwendig findet: Sollten die raus oder haben die Selbstzweck? Gerade witzige Schlagabtausche können dem Leser immerhin viel Spaß machen und allein darin ihre Berechtigung finden, oder?
    ich lese so etwas gerne, und kaum ein Leser wird hinterher durch Buch blättern und sich fragen, ob dieser Schlagabtausch jetzt plotrelevant war. Als Autor versuche ich aber, in so eine Szene irgendetwas reinzuflechten, was ihre Existenz für mich rechtfertigt.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #3
      Ein knapper Text kann durchaus kunstvoll sein. Geschwurbelte und ausgeschmückten Texte gefallen mir in der Regel nicht. Wenn man eine komplexere Satzstruktur verwendet, musss sie auch durchchoreographiert sein. Das bedeutet für mich, dass eine Metapher nicht wahllos sein darf oder dass die Details eine Strategie folgen müssen. Wild Details einstreuen- das reicht für mich nicht aus.
      Ich addiere eher in der Überarbeitung dazu, nur in der Wortwahl kürze ich manchmal.
      Zuletzt geändert von Milch; 04.04.2017, 19:45.

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      • Kelpie
        Kelpie kommentierte
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        Ich sehe das teils teils. Also wenn es gut gemacht ist, dann kann jede Variante klappen und schön zu lesen sein. Mir passiert es bei knappen Beschreibungen gerne, dass mich das Buch anstrengt, weil man permanent konzentriert sein muss. Lange Beschreibungen können ja auch ganz schlicht den Vorteil haben, den Leser ankommen und ausruhen zu lassen.

      • Milch
        Milch kommentierte
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        Das Argument mit dem Ausruhen erschließt sich mir nicht ganz. Es ist eher so, dass man unkonzentriert weiterliest.

      • Kelpie
        Kelpie kommentierte
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        Wenn ich Romane lese, bin ich nicht immer 100% konzentriert, vor allem nicht bei längeren Abschnitten. Wenn da bestimmte Dinge nur kurz vorkommen, überlese ich sie regelrecht.

      #4
      Ich glaube nicht, dass Satzlänge oder Wortfülle ein Qualitätsmerkmal sind. Schon gar nicht so absolut, wie es in diesem Blog vermittelt wird. Jemand, der schwülstig schreibt, kann es gut machen, jemand, der fast stichwortartig schreibt, kann es ebenso gut machen. Und wenn es gut gemacht ist, mag ich beides lesen. Es kommt eben darauf an, welche Worte wie dort kombiniert werden.
      Eine kitschige Einrichtung kann halt interessant, aber - viel leichter - zum Kotzen sein. Daher wäre ich eher für die kahle Wand mit einem ausdrucksstarken Bild, aber wenn jemand fünfzig Postkarten, Teddybären, Leinwände, Fotos, Poster, Skulpturen, Steigeisen, Teppiche, die Katze oder Flugzeugteile gekonnt dagegenklatscht, kann es auch mir Spaß machen, die Wand anzusehen. Mal etwas anderes. Und umgekehrt genauso. Wenn einem die Sinne bersten vor Eindrücken, lechzt das Hirn vielleicht einmal nach einer Mattscheibe oder eher einer fokussierten Ansage.
      Ich habe eine Tendenz, zunächst lange Sätze zu schreiben. Die überschreiten auch mal fünf Zeilen, von einem konzentrierten Leser dereinst kommentiert mit einem "Geht's noch?" Während des Überarbeitens kürze ich gerne und überlege bei jedem Adjektiv, wie wichtig es wirklich ist. Deswegen muss ich das einem anderen aber nicht aufzwingen, und schon gar nicht ist es besser, weil es es ein Adjektiv kürzer ist.

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      • Kelpie
        Kelpie kommentierte
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        Hattest nicht du damals nach dem Motiv auf dem Bild über dem Schreibtisch einer Sekretärin gefragt?

        Schöne differenzierte Ansicht

      #5
      Ich habe den Artikel jetzt nochmal gelesen und hier ist die Stelle, wo ich widerspreche:

      • Entscheiden, was weggeworfen wird aufgrund der Frage: Macht es mich glücklich, wenn ich diesen Gegenstand in die Hand nehme?

      Nein, meine Sätze nehme ich nicht in die Hand, sondern in den Mund. Macht es mich glücklich, was ich lese? Macht es Spaß, meinen eigenen Text zu lesen? FÜHLE ich etwas? Macht mich glücklich, was ich geschrieben habe? Oder auch auf eine gute Art traurig/aufgeregt/nachdenklich? Ja? So soll es sein.
      • Jeder Gegenstand, den man behält, bekommt seinen Platz zugewiesen

      Was ich behalte, muss an der richtigen Stelle im Text stehen. Passen. Ich muss Platz dafür haben. Siehe oben: Gute Sätze, für die man keinen Platz im Manuskript findet, muss ich streichen. Es geht also nicht nur darum, ob ich Dinge, Personen oder Dialoge mag, sondern auch, ob sie im Zusammenhang hilfreich sind.
      Wenn es mich glücklich macht, den Gegenstand/die Textstelle zu betrachten, dann muss ich einen Platz für sie finden. Es bedeutet nicht, dass ich sie rausschmeißen muss, weil ich spontan keinen Platz oder keine Verwendung dafür sehe. Ich kann diesen Platz auch schaffen. Ich kann der Textstelle, die ich liebe, auch eine zetrale Bedeutung in der Geschichte geben, und dafür lieber andere Stellen ändern, die mir weniger bedeuten.

      Sie einfach zu streichen ist der einfache Weg. Aber damit laufe ich auch Gefahr, die ganze Seele des Textes zu töten, wenn ich ihn auf das funktional Wesentliche zusammenstreiche. Gegenstände, die "nicht hilfreich sind", weil sie ein Reiseandenken sind ohne Gebrauchswert in der Wohnung kann man wegschmeißen, oder man kann ihnen einen Ehrenplatz im Regal geben. Und jeder, der hereinkommt, kann für sich dann entscheiden, ob ihm die Wohnung mit all ihren Details gefällt oder nicht.

      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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        #6
        Selbstverständlich gelten solche Tipps immer nur verallgemeinernd, auch wenn manche Autoren es anders formulieren. Gleichzeitig würde es mich nerven, wenn hinter jedem dritten Satz betont würde, dass das immer differenziert betrachtet werden muss. Ich stimme aber zu, dass das obige Zitat sehr einseitig wirkt.

        Ich zähle auch zu denen, die nicht aufgeblähte Sätze bevorzugen. Das klingt auch wieder negativ, zumindest erzeugt "aufgebläht" schnell diesen Eindruck. Vielleicht ist "ausschweifend" das bessere Wort.

        Dennoch weiß ich, dass es Autoren gibt, die einen so wundervollen Stil haben, dass gerade diese ausschweifende Art für die richtige Atmosphäre sorgt.

        Das muss der Autor selbst herausfinden. Vielleicht auch mittels Lesern. Wenn diese sich daran stören, ist es dem Stil möglicherweise nicht zuträglich, sondern tatsächlich eher aufgebläht. Ich denke, dass sich das nur im individuellen Fall sagen lässt.

        Für meine Geschichten kann ich es gerade nicht sagen. In der Vergangenheit fiel es mir schwer. Nicht einmal weil ich so an meinen grandiosen Formulierungen hing, sondern eher aus Unerfahrenheit. Ich habe nicht erkannt, was daran schlecht ist. Änderungen fühlten sich für mich nicht besser an.
        Heutzutage muss ich erstmal eine Überarbeitung abwarten. Was ich bereits weiß, die alten Sachen waren schlecht, nicht grandios. Ich bin deswegen guter Hoffnung, bei Überarbeitungen in Zukunft besser zurechtzukommen und solche Dinge selbst zu erkennen.
        Ich komme aus Ironien.
        Das liegt am sarkastischen Meer.

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        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
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          Unerfahrenheit ist am Anfang wirklich ein Gewicht am Bein. So sehr man sich auch bemüht, man findet die Fehler nicht, auch wenn die anderen es einem vorkauen.
          Das erschreckt mich immer wieder ^^'

          Stimme dir aber in der Aussage zu, dass jeder seinen eigenen Stil finden muss.

        #7
        Hm ...
        Solange ich den Fanden in einem Satz/Absatz/Szene/Kapitel/Roman nicht verliere darf es auch verschwurbelt klingen. Sind die einzelnen Sätze aber so hochgeschraubt, dass ich zum verrecken nicht verstehe was der Autor versucht hat irgendwie auszudrücken und wenn doch, wozu, dann habe ich ein Problem mit dem Buch und lege es weg.

        Generell denke ich, das die Sprache in einem Roman den Roman selbst charakterisiert und auch den Protagonisten. In einem cleanen SciFi erwarte ich keine geschwurbelte Blümchensprache, sondern vielleicht eher was technisch kurzes. In einem Pilcherroman erwarte ich eher was blümiges. Ist der Protagonist eher romantisch, oder sachlich?

        In meinem Roman schreibe ich kurze Sätze, weil mein Prota ein eher nüchterner, sachlicher Typ ist und ich sehr dicht an ihm dran bin als Autor. Und ja, in meinem Fall suche ich Stellen die ich kürzen kann gezielt. Ich raffe und kürze zusammen, wie eine mathematische Gleichung, die ich zusammenfasse, bis das Ergebnis heraus kommt. Ich denke aber deshalb nicht, das es weniger verschwurbelt sein kann. Ein Absatz aus mehrern kurzen Sätzen muss nicht klarer sein, als ein Satz über eine halbe Seite. Es kommt darauf an, wie gut ich selbst meine Gedanken sortieren und zum Ausdruck bringen kann.

        Als Konsument kann ich beides genießen. Oppulente Sprache und auch was Kurzes, hauptsache die Geschichte spricht mich an und die Sprache transportiert diese gut nachvollziehbar.
        Nein das war ich nicht.
        Ach so, das!
        Ja, das war ich.

        Kontakt: administrator@wortkompass.de

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        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
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          Mit dem Genre sprichst du was Wichtiges an. Vielleicht ist das auch die Kernfrage?
          Bisher habe ich jedes Highfantasy-Buch weggelegt, dessen Stil knapp war. Es hat sich für mich einfach falsch angefühlt, weil ich mehr Atmosphäre, mehr Beschreibungen, mehr WELT erwartet habe - dafür lese ich diese Bücher. Aber klar, wenn ich Horror, Thriller oder Krimi lese, dann möchte ich eigentlich nicht jede Wohnung genaustens beschrieben bekommen, die der Kommissar betritt.
          Und wie du sagst, Perspektive ist sicherlich auch ein wichtiger Punkt.

        • Kuro
          Kuro kommentierte
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          Auf das Genre würde ich das nicht begrenzen.
          Als Beispiel dafür liefere ich "Kernstaub" und "Weltasche" von Marie Graßhoff. Extrem ausschweifend geschrieben, aber in den Büchern werden wundervolle Bilder und damit eine sehr schöne und greifbare Atmosphäre aufgebaut. Laut eigener Beschreibung sind die Bücher eine dystopische Sci-Fantasy Story, der Großteil davon spielt gute 600 Jahre in der Zukunft.

        #8
        Ich muss nie kürzen. Meine Rohmanuskripte sind 40k lang, korrigiert mit etwas Glück 45k - 46k. Das letzte was ich muss ist kürzen

        Aber ja, ich verstehe was die Dame meint (oder ich hoffe es zu verstehen) - ich HASSE unpräzise, schwammige, aufgebauscht und aufgehübschte Umschreibungen oder wie Kelpie sie nennt "verschwurbelt" - wenn ich sowas öfter als drei oder viermal habe lege ich das Buch weg wenn es ansonsten nicht genial ist. Finde ich ganz schrecklich. Und so genial sind die wenigsten Bücher, das ich sage, ich quäle mich durch Umschreibungen und Rumgelaber das ich hasse.

        Allerdings gebe ich Ankh recht - so wie sie es sagt klingt es sehr nach "Der Doofe Leser, ich bin eh die geilste Bitch auf dem Platz"

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          #9
          Zitat von Kelpie Beitrag anzeigen
          Hab hier gerade mal einen Blogartikel gelesen und mich wieder ein kleines bisschen drüber aufgeregt

          http://www.redbug-culture.com/blog/2...ampaign=buffer

          Mich nervt daran wohl weniger die Haltung der Bloggerin als diese Art der Formulierungen, die bei mir so ankommen, als wäre Kürzen bei jedem Autor angebracht und der richtige Weg. Ganz besonders genervt hat mich dieser Absatz:


          Jetzt kann man mir sicherlich viel vorwerfen, aber ich bin bestimmt kein Banause, der für sprachlichen Stil völlig blind ist. Und mir persönlich gefallen kuriose und geschwurbelte Texte besser als ganz knapper und deutlicher Stil - auch wenn ich weiß, dass letzterer kaum einfacher zu schreiben ist. Aber das ist doch keine Frage von Qualität, sondern reine Geschmackssache. Witzigerweise stoße ich auf solche Aussagen aber tendenziell öfter bei den Autoren, die für einen klaren, direkten Stil stehen. Ich frage mich, ob es also einen Zusammenhang zwischen knappem Stil und erhöhtem Willen zum Kürzen gibt?

          Ich muss zugeben, dass das Kürzen bei meinen Überarbeitungen nie eine große Rolle gespielt hat, obwohl ich rein vom Umfang des Werkes allen Grund dazu hätte. Aber ich sehe nicht ein, aufgrund der Länge an der Qualität - wie ich finde - zu schrauben (in meinem Fall und bei meinem Schreibstil wäre das definitiv der Fall; sicherlich gilt das aber nicht für alle Autoren). Natürlich streiche ich auch mal ganze Szenen oder gar Perspektiven, weil sie sich als wenig gehaltvoll erwiesen haben (und obwohl ich die Formulierungen sooo toll fand), aber wie gesagt, das ist im Vergleich zu anderen Augenmerken ein verschwindend geringer Arbeitsaufwand.

          So. Und an dieser Stelle wäre ich jetzt neugierig, was eure Erfahrungen dazu sind. Ist kürzen für euch ein großes Thema, fällt es euch schwer, fällt es euch leicht? In dem Zusammenhang würde mich in Bezug auf meine obige Schlussfolgerung auch interessieren, wie ihr euren Schreibstil empfindet - klar und knapp oder eher ausgedehnt und kunstvoll/geschwurbelt?
          Und wenn ihr streicht: Wie geht ihr da heran? Nach welchen Kriterien wählt ihr eine Stelle aus, die ihr streicht bzw. was muss sie erfüllen, um nicht gestrichen zu werden? Geht ihr regelrecht auf Jagd nach Stellen, die wegsollen, oder fällt euch das während des Lesens auf?
          Und gerade in Bezug auf Szenen, die ihr besonders gelungen, aber nicht unbedingt notwendig findet: Sollten die raus oder haben die Selbstzweck? Gerade witzige Schlagabtausche können dem Leser immerhin viel Spaß machen und allein darin ihre Berechtigung finden, oder?

          Ich finde die Aussage im Zitat etwas unklar. Ist damit ein "verschwurbelter" Satzbau gemeint (wie ich ihn z. B. bei Thomas Mann liebe? Oder eine sehr ausführliche detailgetreue Beschreibung eines Raumes, des Verhaltens eines Menschen, eines Handlungsablaufes?
          Was war gemeint?

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          • Kelpie
            Kelpie kommentierte
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            Sowohl als auch. Zum einen ein ausführlicher Stil in dem Sinne, dass man viel beschreibt - wie du oben schreibst -, zum anderen aber auch komplexere Sätze. Wobei Mann da ja eher die Meisterklasse ist (mir gefällt es nicht unbedingt) und es darunter auch viel einfachere Stile gibt, die ich aber ebenfalls zu den komplexeren zählen würde.

          #10
          Ich finde es schwer, das so zu verallgemeinern. Ich bin zwar ein Fan von klarer Sprache und hasse unnötig aufgeblähten Inhalt, aber es gibt einfach Bücher, wo es passt. Da gehören eine blumige Sprache oder Schachtelsätze oder liebevolle Endlosbeschreibungen einfach dazu. Und wenn die Sprache den Inhalt der Geschichte unterstreicht und nicht den Leser stört, dann habe ich als Autor alles richtig gemacht. Wenn der Leser sich dagegen beschwert ... nunja, dann war es entweder nicht seine Geschichte oder ich als Autor konnte es nicht.

          Übrigens muss ich bei meinen Überarbeitungen (und selbst im Lektorat) nur selten kürzen. Meist läuft es eher auf ein Ergänzen hier und da raus Aber das liegt an mir und meiner Vorgehensweise. Andere brauchen einfach ein bisschen Text, um sich warm zu schreiben. Da wird dann halt mehr gekürzt.
          »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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          • Kelpie
            Kelpie kommentierte
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            Witzig, gerade bei dir hätte ich intuitiv gesagt, dass du eher schwurblerig bist als knapp. Ich kann mich nicht mehr genau an deinen Stil erinnern, aber ich weiß, dass ich beim Lesen von Irrlichtfeuer vor allem die Atmosphäre gespürt habe. Die war für mich sogar stärker als die Charaktere und Handlung.

          • Victoria
            Victoria kommentierte
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            Ich finde Julias Stil eher klar, wenig Schwurbel. Und das entspricht auch eher meinem Sinn von Ästhetik. Keine überflüssigen Wörter, sondern mit wenigen, gut ausgewählten Worten Atmosphäre rüberbringen.

          • Julestrel
            Julestrel kommentierte
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            Kelpie ich denke, es ist auch eine Geschmacksfrage bzw. Gewohnheit, was man als knapp und was als schwurbelig empfindet.

          #11
          Ankh

          Das klingt für mich nach "der Leser ist zu doof, meine Genialität zu verstehen". Und das ist eher ein Argument von schlechten Autoren. Man will den Leser schließlich mitreißen, und ihn nicht belehren, was er gefälligt für guten Stil zu halten hat.
          Das habe ich mir an der Stelle auch gedacht ...

          Oft merke ich das schon beim Schreiben: Da will eine Formulierung raus, die viel zu kitschig ist. Die schreibe ich dann hin, weil sie mir sonst den Hals durchnagt, und nach drei Tagen kann ich sie guten Gewissens löschen
          Ich glaube, das habe ich kürzlich schon mal von dir gelesen und ich finde das total lustig. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich eine Formulierung aufdrängt, bei der man gleich weiß, dass man sie nicht drinbehalten wird Als Platzhalter ja, aber dass sie dir regelrecht den Hals durchnagt ... XD

          Wie schon gesagt funktionieren vor allem die Actionszenen nicht, wobei ich da überlege, sie komplett neu zu schreiben. Denn einfach nur Sätze streichen verstümmelt dann nur den Zusammenhang und macht sie noch unübersichtlicher, ich glaube, da muss ich mir einen ganz neuen Stil antrainieren.
          Bei solchen Stellen denke ich nicht, dass kürzen funktioniert. Wie du sagst, dann verstümmelst du die Szene v.a. und machst die Zusammenhänge noch unklarer. Sowas lässt sich m.E. am besten durch Neuschreiben korrigieren, indem man sich vorher eine genaue Choreographie schreibt und überlegt, welche Informationen man reinnehmen muss und welche nicht.

          ich lese so etwas gerne, und kaum ein Leser wird hinterher durch Buch blättern und sich fragen, ob dieser Schlagabtausch jetzt plotrelevant war. Als Autor versuche ich aber, in so eine Szene irgendetwas reinzuflechten, was ihre Existenz für mich rechtfertigt.
          Das ist eben auch meine Ansicht. Und ich liebe diese Geplänkelszenen - nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen. Meist kann man sie dadurch entschuldigen, dass sie etwas auf Charakterebene verdeutlichen sollen, aber so oder so - ich finde das in einem Buch auch mal ganz schön. Und in sehr vielen Büchern vermisse ich die Interaktionen zwischen den Charakteren regelrecht.

          Sie einfach zu streichen ist der einfache Weg. Aber damit laufe ich auch Gefahr, die ganze Seele des Textes zu töten, wenn ich ihn auf das funktional Wesentliche zusammenstreiche. Gegenstände, die "nicht hilfreich sind", weil sie ein Reiseandenken sind ohne Gebrauchswert in der Wohnung kann man wegschmeißen, oder man kann ihnen einen Ehrenplatz im Regal geben. Und jeder, der hereinkommt, kann für sich dann entscheiden, ob ihm die Wohnung mit all ihren Details gefällt oder nicht.
          Sehr schön gesagt.
          Und das klingt schon wieder mehr nach diesem reichen Schreiben, das ich liebe.
          Wie gesagt, das andere muss nicht schlecht sein, aber ich kann mich damit ebenso wenig anfreunden wie DreamBell wohl mit meiner Vorliebe ^^

          Zitat von DreamBell
          Aber ja, ich verstehe was die Dame meint (oder ich hoffe es zu verstehen) - ich HASSE unpräzise, schwammige, aufgebauscht und aufgehübschte Umschreibungen oder wie Kelpie sie nennt "verschwurbelt" - wenn ich sowas öfter als drei oder viermal habe lege ich das Buch weg wenn es ansonsten nicht genial ist. Finde ich ganz schrecklich. Und so genial sind die wenigsten Bücher, das ich sage, ich quäle mich durch Umschreibungen und Rumgelaber das ich hasse.
          Wow, das finde ich dann doch ziemlich heftig, wenn es gleich so verhasst ist. Gibt es dafür einen Grund?
          Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

          So nah, so fern.

          Kommentar


          • DreamBell
            DreamBell kommentierte
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            @Kelpie: Ich denke mir dann immer "Alter... kein Mensch redet in echt so - und wenn doch höre ich dem nicht länger als 1,5 Minuten zu, wenn es hoch kommt". Dann kommt noch hinzu das es oft einfach nicht plotrelevant ist (auch hier gibt es Ausnahmen) - es interessiert mich gelinde gesagt einen Sch***dreck ob der Autor mir zeigen will was für tolle Wörter er kennt, ich möchte Unterhaltung, kein Geschwurbel. Eventuell liegt es mit meinem Charakter allg. zusammen, denn im echten Leben würge ich Leute auch ab, wenn die anfangen so zu reden. Ich kann es einfach nicht leiden ^^

          • Kelpie
            Kelpie kommentierte
            Kommentar bearbeiten
            Das ist wie gesagt heftig ^^' Für mich. Einfach eine völlig andere Blickweise. Also ich verstehe deinen Gesichtspunkt, auch wenn ich ihn nicht nachvollziehen kann

          #12
          Jeder hat seinen eigenen Geschmack. Deshalb finden sowohl Schönschwurbelschreiber und KKler* ihre Leser. Wenn die Bloggerin genervt von Schwurbel ist, darf sie es meinetwegen ausdrücken. Ich mag es bloß nicht, wenn man etwas generell als gut oder schlecht abstempelt. Passend oder unpassend sind geeignetere Begriffe.

          Bei Schwurbeltexten kommt es mir aber manchmal so vor, als würde der Autor ansonsten nicht wissen, wie er sich ausdrücken soll. Ähnliches wie ein aufgeregtes Kind, das etwas erzählen will und labert und labert, ohne dass man weiß, was es nun aussagen will … Wahrscheinlich regt sich die Bloggerin über solche Texte auf. Und im gewissen Maße kann ich sie verstehen. Es ist viel schwieriger mit wenigen Worten den Sachverhalt genau zu treffen. Das merkt man schon beim Schreiben von Exposés und Pitches.


          Ich schreibe und lese lieber knappe, aber aussagekräftige Stile, die aber dennoch romantisch sein dürfen. (Oh doch, das mag ich.) Wie in dem Thread mit den wohlklingenden Wörtern wird deutlich, dass bereits ein einziges Wort romantisch, verträumt, verspielt sein kann.
          Nebendunst wisperte über dem See.

          Wie ein hauchzartes Seidentuch lag der Nebel über dem See; und es schien, als ob er nicht nur die Farben, sondern auch die Geräusche der Tiere und die des Windes in den Blättern verschluckte, sodass nur noch ein leises Wispern übrigblieb.
          Jeder Stil hat seine Daseinsberechtigung.

          _______
          * Kurzundknappschreiber

          Kommentar


          • weltatlas
            weltatlas kommentierte
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            Dschin?

          • Victoria
            Victoria kommentierte
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            Dschin klingt aber so dick und fett.
            Feenrich ist süßer.

          • Badabumm
            Badabumm kommentierte
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            Hihi... Weltatlas, schwebend, mit gekreuzten Beinen, die Arme verschränkt und blinzelt ... und ... zack... alles zappenduster... ████████████████■ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆâ–ˆ

          #13
          Ich versuche, klar und kunstvoll zu schreiben, weder knapp noch verschwurbelt.
          Es geht mir ja darum, das auszudrücken, was ich ausdrücken möchte. Und da braucht es eben genau die Anzahl an Worten, die es braucht.
          Beim Überarbeiten ändere ich dementsprechend auch die Sätze, die nicht das ausdrücken, was sie sollen. Manchmal sind sie danach ein wenig kürzer, manchmal wesentlich kürzer und manchmal länger...
          Träumend plant der Geist seine eigene Wirklichkeit.
          - Søren Aabye Kierkegaard -

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            #14
            Interessantes Thema

            ich gebe dir zu, bei dem von dir zitieten Text habe ich auch gedacht: "Im ernst, was ein Müll!". Ich hasse solche Verallgemeinerungen und sehe gerade eine solche Stil-und Kürzungsfrage ebenso wie du als Geschmackssache an. Außerdem klingt der Blog für mich stark nach "Nur so machst du es richtig und alles andere ist der Falsche weg!". Nene.

            Ich habe extra die bisherigen Antworten nicht gelesen, um möglichst unvoreingenommen antworten zu können.

            Übrigens witzig zu sehen, wer diesen Blogartikel kommentiert hat, ich musste kurz schmunzeln

            Also:

            Ich gebe zu, mir fällt kürzen sehr schwer. Einfach weil ich so wahnsinnig lange an jedem Abschnitt sitze, bzw jeden noch so stark in Erinnerung habe, wie ich ihn geschrieben habe usw und mir alles so wichtig ist und ich an den Formulierungen hänge, wer tut es nicht? Allerdings wird gerade mir häufiger zum Kürzen geraten. Ganz einfach deswegem, weil ich einen sehr ausschweifenden Schreibstil habe. Sehr metaphorisch, blumig, lange Sätze, vor allen Dingen lange Monologe, inhaltliche Widerholungen, da werde ich schnell emotional, währned hingegen andere das Thema mit drei Sätzen abgekatert hätten.
            Ich schaue dann immer, okay, was ist vielleicht zu sehr doppelt gemoppelt, was gefällt mir selbst nicht mehr so gut, was ist nicht so wichtig, dass es ruhig ohne einen Beinbruch weg kann. Aber wenn ich eine Szene wahnsinnig mag, sie wichtig für den Charakter oder die Stimmung ist, dann lasse ich sie auch drin, obgleich sie vielleicht nicht wirklich plotrelevant ist.
            Ich habe aber auch schon stärker gekürzt, so lange ich dann merke, dass es so besser ist.
            "Angst schließt das Licht in Dunkelheit ein, Mut ist der Schlüssel." - KH.

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            • Kelpie
              Kelpie kommentierte
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              Ja, da musste ich auch schmunzeln ^^

            #15
            Bei Wiederholungen oder so ist Kürzen in meinen Augen angebracht. Das ist sogar einer der wenigen Fälle, wo es vermutlich nur selten was mit Stil zu tun hat. Allerdings sieht man das als Autor viel weniger als der Leser, häufig geht es ja um eine Nuance im Bedeutungsunterschied, die für uns nicht größer sein könnte ... nur der Leser sitzt da und denkt, dass er es schon beim ersten Mal kapiert hat ^^
            Wenn mir auffällt, dass ich das gemacht habe, markiere ich betreffende Stellen farbig und gleiche sie miteinander ab. Suche mir die schönsten Formulierungen aus allen Abschnitten raus und klebe sie zu einem perfekten Text zusammen.

            Oft ist halt die Schwierigkeit - und das zu beherrschen, ist wahrscheinlich die wahre Kunst - dass man besonders intensive und wichtige Augenblicke des Protagonisten so einfängt, dass man ihnen gebührend Platz einräumt. Ein Breittreten auf zwei Seiten tut das vielleicht, verwässert dafür aber die Grundaussage, gleichzeitig sind zwei Sätze - mögen sie noch so perfekt sein - in meinen Augen zu wenig, wenn es bspw. um einen Plotturn, um eine riesige Erkenntnis, um ein ausschlaggebendes Erlebnis geht ... In solchen Fällen erwische ich mich regelrecht dabei, wie ich Sätze strecke, um eine notwendige Länge hinzubekommen.
            Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

            So nah, so fern.

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            • Badabumm
              Badabumm kommentierte
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              In solchen Fällen erwische ich mich regelrecht dabei, wie ich Sätze strecke, um eine notwendige Länge hinzubekommen.
              Ich versuche meistens, mehr Sätze zu schreiben, nicht längere. Dort dürfen dann auch mal Wiederholungen mit anderen Wörtern sein, damit der Leser es ja auch versteht. Ich beleuchte quasi die Quintessenz von allen Seiten. Das ist vielen Lesern aber auch schon zuviel.
              Aber Kürzen heißt ja nicht zwingend, lange Sätze zu kürzen, sondern den Text insgesamt zu kürzen. Wenn ich mit einem langen Satz ein ebensogutes oder besseres Resultat erziele - warum nicht? "Kurz" ist aber heutige Lesegewohnheit und deshalb wird dieses Kürzen um jeden Preis heute propagiert. Ist sozusagen das "Mit-dem-Rauchen-aufhören", "Mehr-Gemüse-Essen" und "Mehr-Sport-machen" der Schreibratgeber. Das liegt aber wohl daran, dass viele Erstveröffentlichungen so dilettantisch sind, weshalb Kürzen meist hilft. Wenn der Autor aber den Dreh raus hat, wie Text wirkt, kann er das auch ignorieren...
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