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    ich hoffe, ich stehle nicht schon wieder die Mittwochsfrage

    Ich hatte gestern einen Chat darüber, dass man bei Papyrus nicht nur die Figuren, sondern auch Orte in der Datenbank speichern kann. Und es hat mich zum Nachdenken gebracht, wie ich Orte in meinen Geschichten verwende.

    Zunächst einmal offenbar nicht sonderlich bewusst, sonst würde ich nicht erst jetzt darüber nachdenken …

    Aber mir gefällt der Gedanke, sie ähnlich wie Figuren einzusetzen, in dem Sinne, dass sie einen Charakter haben, der sich auf die Szene auswirkt. Und tatsächlich tauchen bei mir immer wieder dieselben Orte auf, wie Filmkulissen, die ich immer wieder benutze, obwohl es mich als Autor ja nichts kosten würde, einfach andere zu verwenden. Und wenn ich verschiedene verwende, dann ähneln die sich mitunter oder spiegeln sich in einer verzerrten Weise, die zumindest unterbewusst nicht ganz zufällig ist. Oder ich gebe demselben Ort eine andere Tageszeit, ein anderes Level an Aktivität oder der Szene, die sich in ihm abspielt, eine andere Stimmung, und der Ort selbst verändert sich charakterlich.
    Orte haben eine Rolle, sie sind bedrohlich oder tröstend und beeinflusst die Figuren in einer Art, dass die Szene anders verlaufen würde, wenn sie an einem anderen Ort stattfinden würde. Und vielleicht auch deshalb suchen meine Figuren bestimmte Orte immer wieder auf, weil sie deren Einfluss brauchen.

    Wie setzt ihr Orte ein? Wie viel Einfluss haben sie auf die Figuren und Szenen, die sich an ihnen abspielen? Wenn eure Figuren beispielsweise ein wichtiges Gespräch führen, wie entscheidet ihr, wo sie es führen? Seid ihr da pragmatisch und lasst sie es dort führen, wo sie gerade sind, oder zumindest die nächstbeste Ecke, an der sie ungestört sind? Oder arrangiert ihr es so, dass diese Szene an einem Ort stattfindet, der auf die ein oder andere Art eine Bedeutung trägt oder Stimmung, Inhalt, eine Position o. ä. des Gesprächs spiegelt?
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

    #2
    Interessante Frage.
    Mich würde ich etwa in der Mitte ansiedeln, also zwischen dort wo die Charas eben sind und einem ausgewählten Ort. Es kommt beides vor. Für eines meiner Projekte wechselt ein Ort sogar seine Ausstrahlung. Am Anfang ist es ein Lost-Place mit einer Tausendjährigen wechselhaften Geschichte die als Verflucht gilt und wird später zu einem geliebten Zuhause.

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    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Das ist interessant, wie hast du diesen Übergang hinbekommen? Ich muss gerade an die Insel aus der Harry Dresden-Reihe denken, und obwohl es so geschrieben ist, dass sie ihm mit der Zeit extrem vertraut ist, hat sie in meinem Kopfkino nie diese Befremdlichkeit verloren, mit der sie ursprünglich vorgestellt wurde. Verändert sich dein Ort optisch? Überschreibst du das Verfluchte/Historische mit anderen Eindrücken oder bleibt das so im Hintergrund weiter existent?

    • Pinselohrwaldkatze
      Pinselohrwaldkatze kommentierte
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      Aufgeschrieben habe ich es noch nicht. Es handelt sich um ein neues Projekt. In meinem Kopf steht die Szene jedoch schon. Es wird eine Reinigung durch einen Schamanen und eine anschließende Renovierung oder eher Sanierung geben. Der Wandel findet auf verschiedenen Ebenen statt. Evtl. wird sogar ein Gedenkplatz für die "Geister" entstehen.

    #3
    Es ist interessant darüber nachzudenken und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich Orte ganz bewusst auswähle, auch wenn es mir nicht so scheint.
    Sei es der kleine angestaubte Lederwarenladen von Thomas Ehrlichmann oder das abgewrackte Rathaus, das in meinem Krimi als Ersatzpolizeiquartier herhalten muss. Es gibt dort einen Raum der viel schlimmer ist, als jedes professionelle Verhörzimmer. Vor allem die Gardinen machen jeden mürbe.
    Ähnlich ergeht es mir mit Tages- oder Jahreszeiten und/oder dem Wetter.

    Witzigerweise merke ich oft erst nach der Entscheidung, dass diese gar nicht so zufällig war. Dass mein neustes Projekt in einem kleinen idyllischen Dorf im Hinterland der Nordsee (in einem Sommer, Mitte der 80er-Jahre) beginnt, trägt maßgeblich zur Atmosphäre bei. Umso größer werden auch die Kontraste, wenn es dann in einen versifften Club einer Großstadt geht.
    http://www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de

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    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Ja, so geht es mir auch. Ich lese über die bereits geschriebenen Szenen und entdecke eine Menge Symbolismus in den Schauplätzen, den ich da nicht bewusst im Vorfeld reingelegt habe, aber ziemlich sicher unbewusst gewählt habe, weil die Szene so sonst gar nicht funktionieren würde.

    #4

    Wie setzt ihr Orte ein? Wie viel Einfluss haben sie auf die Figuren und Szenen, die sich an ihnen abspielen?
    Mir wird meist erst im Nachhinein klar, dass die Orte nicht zufällig gewählt sind.
    Viele Projekte entstehen an einem bestimmten Ort, meist, ohne dass ich drüber nachdenke, aber das merke ich wenigstens. Oft in Zusammenhang mit einem Lied; und beides hat oft nichts miteinander zu tun. Dann kommt eine Figur dazu, und im weiteren Verlauf des Schreibens wird mir klar, dass der Ort und die Figur auch narrativ zusammengehören, selbst wenn dieser Sinn sich nur mir offenbart, symbolisch, biografisch, eskapistisch.
    Wenn eure Figuren beispielsweise ein wichtiges Gespräch führen, wie entscheidet ihr, wo sie es führen? Seid ihr da pragmatisch und lasst sie es dort führen, wo sie gerade sind, oder zumindest die nächstbeste Ecke, an der sie ungestört sind?
    Klares Kommt-drauf-an. Im aktuellen Projekt radeln die Prota und ihre beste Kumpeline einen Berg hinauf und verschnaufen an verschiedenen Stationen, reden dort über die Pläne der Prota. Das könnten sie sonstwo machen. Ich hab den speziellen Berg ausgewählt, weil dieser später wichtig wird, wenn dort eine Verfolgungsjagd stattfindet. Dann waren die Lesys schon dort. Und ich war beim Schreiben für einen Moment auch wieder dort. (Wie Urlaub, nur ganz klein).
    Oder arrangiert ihr es so, dass diese Szene an einem Ort stattfindet, der auf die ein oder andere Art eine Bedeutung trägt oder Stimmung, Inhalt, eine Position o. ä. des Gesprächs spiegelt?
    Na ja. Das passiert meist "versehentlich", weil mein Hirn das auswählt. So findet z B der Showdown zwischen meinem Paläontologen und dem religiösen Fanatiker im Naturkundemuseum beim Urmenschenensemble statt, sehr brachial. FIel mir trotzdem erst eine Szene später auf, als ich schrieb, wie der Ermittler einen Witz darüber macht - und ich denke: Kannste dir nicht ausdenken.

    Für die Figuren selbst haben die Orte wahrscheinlich gar nicht die Magie, die sie für mich haben.


    ich hoffe, ich stehle nicht schon wieder die Mittwochsfrage
    Och. Stört nicht wirklich. *pfeif*
    Zuletzt geändert von Dodo; 31.01.2024, 18:08.

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Bei dem Berg war mir die Auswahl ungewöhnlich bewusst. Da wollte ich im Grunde Zeit sparen und das Setting für eine Actionszene vorbereiten.
      Sonst ist es meist ein: "Die Duschen im Keller der Pathologie sind eigentlich ein ulkiges Setting." Und dann vergess ich es und schreibe los. Aber mein Hirn kaut drauf rum. Plötzlich ergibt sich ganz natürlich, dass Prota und Nebenfigur im Keller unter der Dusche stehen und sich eine Seife teilen, nachdem einer den anderen für einen singenden Zombie gehalten hat.

      @Urmenschen Das darf natürlich gern als Raffinesse des Autors gelesen werden War es aber nicht.

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Wie wählst Du Deine Schauplätze aus? Weißt Du, das wird eine rabiate Szene und suchst dann einen realen Ort, der passt? Oder denkst Du Dir, da war schon dies und jenes geschehen, dort könnten jetzt auch die und die Streitereien stattfinden?

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Dodo nein, bei mir passiert das auch eher unterbewusst, bzw. habe ich ein Bild vor Augen, und das schließt dann auch ein wenig Umgebung mit ein. Zum Beispiel die Szene, als Tier im Morgengrauen im Türrahmen der Gartenhütte sitzt und sich Gedanken über seine Vergangenheit und Zukunft macht, das ist, wenn man es genau betrachtet, schon ziemlich holzhammermäßig symbolisch. Aber es war eher Ergebnis der Überlegung, dass er irgendwie draußen sitzen muss, um Wache zu halten, und gleichzeitig in Feists Blickfeld, wenn der aufwacht, und irgendwie hatte ich spontan ein sehr genaues Bild von dem Licht in der Szene und wie er vor dem Sonnenaufgang eine Silhouette bildet, dunkel und unbewegt und ein wenig gebeugt, und mit diesem Bild vor Augen habe ich die Szene geschrieben.
      Wenn das Bild in meinem Kopf anders gewesen wäre, zum Beispiel in ihrem Zimmer, dann hätten die beiden wohl eine Möglichkeit gefunden, in der Nacht zuvor unbemerkt heimzukommen. Aber ich kann mir diesen Dialog nicht vorstellen in ihrem Zimmer statt Sonnenaufgang und Vogelgezwitscher und Kaffee kochen, weil er da einfach nicht hingepasst hätte, stimmungsmäßig und symbolisch.
      Das eine Gespräch davor, das sie unter der Dusche führen, ist auch so ein Stimmungsding; das hätten sie vom Bild her genauso gut irgendwo im Regen sitzend führen können, aber zu dem Zeitpunkt war es für die übrige Stimmung wichtig, dass das Wetter drückend heiß ist und es (noch) nicht regnet, also hat mein Unterbewusstsein sie einfach unter die Dusche gesteckt. Und dann musste ich einen Plotgrund dafür finden, warum ausgerechnet da, und deswegen tauchte diese Dusche dann auch in einigen Szenen davor schon auf

    #5
    Die Orte ergeben sich intuitiv aus dem Verlauf der Geschichte, den Personen und Schauplätzen in der Szene. Und vermutlich würden Lesende Symboliken entdecken, wo sie gar nicht beabsichtigt waren, aber trotzdem entstanden sind. Es gibt geschätzt nur eine Handvoll Orte, die ich wegen ihrer Wirkung bewusst ausgewählt und so gestaltet habe wie sie sind. Der Rest ist organisch entstanden, aber immer so, dass sie zur jeweiligen Szene passen und ihr liefern was sie benötigt. Wenn mein Prota z. B. einen Rekruten dabei erwischt, wie er seinem Bruder Ärger macht, findet das nicht an einem belebten, sondern ruhigen Ort statt (was ihm zupass kommt, sobald er den Spieß umdreht). Während er im Wald Frieden findet (was eng mit seiner Vergangenheit verknüpft ist). Und auf einem überlaufenen, großen Marktplatz lassen sich wiederum gut Verfolger abschütteln. Die jeweiligen Orte haben also immer Aufgaben: Szenen unterstreichen, Emotionen verstärken, Atmosphären vermitteln und in gewissem Maß Einfluss auf die Charaktere ausüben. Aber es gibt nicht die Orte, an denen Gespräche, Begegnungen, Konflikte etc. unbedingt stattfinden müssen, weil sie eine besondere Bedeutung oder Symbolik haben.
    "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
    "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
    "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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      #6
      Die Orte sagen ja auch etwas über die Figuren aus. Wenn eine Figur daheim am Computer arbeitet oder in einem Großraumbüro, ist schon ein Unterschied, vielleicht sollte man auch etwas öfters darüber nachdenken.

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