Ich habe lange überlegt, wie ich diese Frage formulieren soll, seit es in meinem Konfettithread aufgekommen ist.
Die Kurzfassung ist - jede Geschichte, egal wie kurz oder lang, folgt irgendwie dem klassischen Spannungsbogen. Es wird in den ersten Seiten ein Problem dargestellt, das den Leser interessieren soll, dann wird das Problem zunehmend schlimmer oder es kommen weitere Probleme dazu, die Spannung steigt stetig an, dann gibt es einen Höhepunkt, eine Erleuchtung, einen Endkampf, das Problem wird gelöst und die Kurve fällt steil wieder zu Boden.
Es scheint die einzige Art zu sein, wie eine gute Geschichte erzählt werden kann.
Mich stört das aus zwei Gründen:
1.) Meine geistige Gesundheit ist gerade nicht so glänzend, und die Spannung nimmt mich zu sehr mit.
Wenn ich mit den Charakteren mitfühlen kann und die Geschichte mich packt, kann ich das Buch nicht weglegen, weil ich sonst schlecht bis gar nicht schlafen oder mich beruhigen kann. Wenn ich mich distanzieren und zu lesen aufhören kann, ist das Buch langweilig.
2.) Das echte Leben funktioniert so nicht.
Ich habe als Kind mit großen Augen jede Geschichte verfolgt, in der Charaktere mit meinen Problemen kämpfen. Natürlich in der Hoffnung, gute Tipps zu finden, wie ich an mir arbeiten kann. Meine Schüchternheit überwinden, zum Beispiel. Leider gab es keine guten Tipps, nur Deus-Ex-Machina-Lösungen: Der schüchterne Charakter wird in eine fremde Welt geworfen, wo lustige Wesen ihm zeigen, dass er keine Angst haben muss? Passiert nicht. Wir bleiben in einem Realitätsnahen Setting und der Charakter darf sich in einem once-in-a-lifetime Notfall beweisen? So ein Glück muss man erstmal haben.
Natürlich finde ich den Spannungsbogen auch in der Realität - die Spannung vor einem gruseligen Termin zum Beispiel baut sich auch langsam auf, um dann, wenn der Zahnarzt doch nett war, steil zu fallen. An anderer Stelle dümpelt man aber ganz spannungslos vor sich hin, bis einem aus dem Nichts jemand ins Auto fährt. Eine realistische Spannungslinie geht also eher wie beim DAX, unvorhersehbar rauf und runter und gelegentlich auch mal ins Negative.
Natürlich wäre das für den Leser entsprechend unspannend, trotzdem würde gerne wieder mehr lesen, ohne mich zu sehr aufregen zu müssen. Deswegen frage ich mich, insbesondere im Bezug auf Punkt 1, ob es nicht Formate oder Optionen gibt, die vom klassischen Spannungsbogen abweichen. In (Fernseh-/Kinder-)Serien oder Internetcomics findet man sowas als Slice-of-Life, aber gibt es sowas in Prosa? Ginge das überhaupt, oder wäre das ohne Bilder zu langweilig, um sich zu verkaufen?
Was meint ihr?
Die Kurzfassung ist - jede Geschichte, egal wie kurz oder lang, folgt irgendwie dem klassischen Spannungsbogen. Es wird in den ersten Seiten ein Problem dargestellt, das den Leser interessieren soll, dann wird das Problem zunehmend schlimmer oder es kommen weitere Probleme dazu, die Spannung steigt stetig an, dann gibt es einen Höhepunkt, eine Erleuchtung, einen Endkampf, das Problem wird gelöst und die Kurve fällt steil wieder zu Boden.
Es scheint die einzige Art zu sein, wie eine gute Geschichte erzählt werden kann.
Mich stört das aus zwei Gründen:
1.) Meine geistige Gesundheit ist gerade nicht so glänzend, und die Spannung nimmt mich zu sehr mit.
Wenn ich mit den Charakteren mitfühlen kann und die Geschichte mich packt, kann ich das Buch nicht weglegen, weil ich sonst schlecht bis gar nicht schlafen oder mich beruhigen kann. Wenn ich mich distanzieren und zu lesen aufhören kann, ist das Buch langweilig.
2.) Das echte Leben funktioniert so nicht.
Ich habe als Kind mit großen Augen jede Geschichte verfolgt, in der Charaktere mit meinen Problemen kämpfen. Natürlich in der Hoffnung, gute Tipps zu finden, wie ich an mir arbeiten kann. Meine Schüchternheit überwinden, zum Beispiel. Leider gab es keine guten Tipps, nur Deus-Ex-Machina-Lösungen: Der schüchterne Charakter wird in eine fremde Welt geworfen, wo lustige Wesen ihm zeigen, dass er keine Angst haben muss? Passiert nicht. Wir bleiben in einem Realitätsnahen Setting und der Charakter darf sich in einem once-in-a-lifetime Notfall beweisen? So ein Glück muss man erstmal haben.
Natürlich finde ich den Spannungsbogen auch in der Realität - die Spannung vor einem gruseligen Termin zum Beispiel baut sich auch langsam auf, um dann, wenn der Zahnarzt doch nett war, steil zu fallen. An anderer Stelle dümpelt man aber ganz spannungslos vor sich hin, bis einem aus dem Nichts jemand ins Auto fährt. Eine realistische Spannungslinie geht also eher wie beim DAX, unvorhersehbar rauf und runter und gelegentlich auch mal ins Negative.
Natürlich wäre das für den Leser entsprechend unspannend, trotzdem würde gerne wieder mehr lesen, ohne mich zu sehr aufregen zu müssen. Deswegen frage ich mich, insbesondere im Bezug auf Punkt 1, ob es nicht Formate oder Optionen gibt, die vom klassischen Spannungsbogen abweichen. In (Fernseh-/Kinder-)Serien oder Internetcomics findet man sowas als Slice-of-Life, aber gibt es sowas in Prosa? Ginge das überhaupt, oder wäre das ohne Bilder zu langweilig, um sich zu verkaufen?
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