Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Fire & Frost - Vom Eis berührt von Elly Blake

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    [Rezension] Fire & Frost - Vom Eis berührt von Elly Blake

    Die 17jährige Ruby ist eine Fireblood und lebt abgeschieden mit ihrer Mutter in einem kleinen Dorf. Als feindliche Frostblood-Soldaten das Mädchen aufspüren, ihr Dorf in Brand stecken und ihre Mutter töten, schwört sie in den Monaten ihrer Gefangenschaft Rache. Ihr Ziel scheint zum Greifen nah, als zwei Männer sie befreien und sie lehren, mit ihrer unterdrückten Gabe, das Feuer zu beherrschen, umzugehen. Sie scheint Teil einer Prophezeiung zu sein und soll helfen, den grausamen Frostblood-König zu stürzen. Doch die Männer sind ebenfalls Frostbloods. Kann Ruby ihnen wirklich trauen?

    Dieses Buch hat meiner Jugend-Fantasy-Phase direkt mal den Rest gegeben. Die Idee mochte ich wirklich gerne, sonst hätte ich es schließlich nicht gelesen, doch die Umsetzung hat mir leider nicht sehr gut gefallen. Schon der Schreibstil war mir, selbst für ein Jugendbuch, fast ein bisschen zu einfach. Ich weiß nicht, ab welchem Alter dieses Buch empfohlen wird, würde es aber allein vom Schreibstil her auf höchstens 12 schätzen. Da gibt es wesentlich besser formulierte Jugendbücher auf dem Markt. Ich hatte sogar das Gefühl, dass es nicht daran lag, dass absichtlich einfach geschrieben wurde, sondern dass die Möglichkeiten der Autorin tatsächlich begrenzt sind. Weder Ruby noch die älteren Figuren bekommen in den Dialogen einen "erwachsenen" Satz hin.

    Dazu kommen unfassbar viele unfassbare Vergleiche. Trotz aller genretypischen Klischees, die Elly Blake hier auffährt, gibt es doch noch einiges, was ich noch nicht gelesen habe. So beschreibt Ruby die Augenfarbe ihres Schatzis Arcus folgendermaßen:

    "Wie ein kalter Wintermorgen, ein Abend auf dem See, ein frischer Gebirgsbach oder eine blaue Sternblume, die zum Ende des Sommers vom unbedachten Fuß eines Wanderers zertreten wird." (S. 206)

    Ich weiß nicht, ob ich das nun total bescheuert oder total großartig finden soll: seine Augen sehen aus wie eine Sternblume, die am Ende des Sommers zertreten wird. Der Brüller! Überhaupt ist die Augenfarbe - auch ganz Jugendbuch-typisch - DAS Top-Thema. So oft, wie Arcus' Augenfarbe mit zertretenen Blumen oder Gebirgsbächen oder sonst was verglichen wird, muss an einem Mann wirklich nichts anderes dran sein als ein paar tolle Augen.

    Aber wir waren ja bei den Vergleichen. Einen musste ich mir noch rausschreiben:

    "Mit der Plötzlichkeit eines Fensterladens, der aufgerissen wird, um das Sonnenlicht hereinströmen zu lassen, schoss mir die Erinnerung (...) durch den Kopf (...)." (S. 336)

    Ich wiederhole: mit der Plötzlichkeit eines F e n s t e r l a d e n s. Verrückt.

    Auch mit dem hochkomplizierten, taktische Plan zum Sturz des Königs wollte Elly Blake einfach nicht herausrücken. Ruby wird im Unklaren gelassen und der Leser somit auch. Die Männer, die Ruby trainieren (Juhu, es gibt wieder ein Training! Ist ja auch ein Jugendbuch) winden sich aus jedem Gespräch heraus, in dem es darum geht, ihr den großen Masterplan zu erläutern. Der Fortlauf der Geschichte bekräftigte meine Vermutung, dass die Autorin möglicherweise selbst keine Ahnung hatte, wie der eigentlich aussah.

    Apropos Schatzi: er und Ruby zusammen waren für mich eigentlich kaum zu ertragen. Vermutlich wollte die Autorin hier eine Beziehung im besten Screwball-Stil schaffen - Gegensätze ziehen sich an, was sich liebt, das neckt sich und was weiß ich noch alles -, aber die beiden waren einfach unerträglich in ihren gemeinsamen Szenen. Er trainiert sie und rastet jedesmal komplett aus, wenn sie etwas beim ersten Mal nicht gleich perfekt beherrscht. Sie rastet entsprechend ebenfalls komplett aus, wenn er sie zur Schnecke macht, beide herrschen sich permanent an, sobald sie aufeinander treffen, bis natürlich aus heiterem Himmel die Wende kommt und Ruby - für mich nicht nachvollziehbar - erklärt, dass sie ihn jetzt mit ganz anderen Augen sieht und bei seinem Auftauchen sofort Herzklopfen bekommt. Ihm scheint es da genauso zu gehen. Gut, bei einer 17jährigen kann ich das vielleicht noch verstehen, wie sich ein erwachsener junger Mann jedoch in ein solches Gör verlieben kann, ist mir ein Rätsel. Zumal es bis zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen schönen Moment oder auch nur ein normales Gespräch zwischen den beiden gibt.

    Überhaupt hatte ich ein großes Problem mit Rubys Charakter. Sie ist sprunghaft, bockig, zickig und hasst alles und jeden. Das ist für einen normalen Teenager sicher okay, aber in ihrer Situation - vor allem nach einem monatelangen Gefängnisaufenthalt - hätte ich etwas mehr Charakterstärke erwartet. Das kam mir einfach nicht schlüssig vor. Ebenso war mir ihre Motivation, sich ins Abenteuer zu stürzen, zu konstruiert und zu einfach. Für alle, die es auch von allein nicht verstanden haben, schreibt sie es ganz am Anfang aber auch noch mal klar und deutlich in einem Satz hin. Schön, dass wir das geklärt haben.

    Zu guter Letzt muss ich noch die vielen vielen Wiederholungen erwähnen, vor allem natürlich von den Begriffen Frostblood und Fireblood. Ich habe einige Kritiken gelesen, die bemängeln, dass die beiden Worte keine Übersetzung bekommen haben. Mich persönlich hat es nicht gestört, wohl aber, dass sie in gefühlt jedem zweiten Satz auftauchen. Von den Wörtern Hitze und Feuer konnte Elly Blake ebenfalls nicht genug bekommen. So muss Ruby lernen, ihre Hitze zu beherrschen, ihre Hitze zu kontrollieren, sie sammelt ihre Hitze, Hitze steigt in ihr auf, sie fühlt ihre Hitze in ihr, sie konzentriert ihre Hitze auf dies und das ... An diesem Wort habe ich mich wahrlich fürs Erste satt gelesen.

    Fazit: Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen entdeckt ihre Gabe und dass sie etwas gaaaaanz besonderes ist, muss aber unbedingt trainiert werden und hat einen Schatzi mit einer ganz tollen Augenfarbe, Stichwort: zertrampelte Sternblume. Wer ein wirklich sehr typisches Jugendbuch lesen will, ist hier richtig. Wer davon schon genug hat, kann sich diesen Reihenauftakt sparen. Eine nervige Protagonistin gepaart mit einem sehr sehr einfachen Schreibstil - da habe ich in diesem Genre schon erheblich besseres gelesen. Trotzdem kann ich nicht einmal mit Sicherheit ausschließen, die Reihe weiterzuverfolgen ... allein schon der Vergleiche wegen. Wer weiß, was für einen Lacher man da verpassen würde? Von mir gibt es 2,5**.





    #2
    Fanfiktion ist voll von sowas. Ungewöhnliche Augenfarben, insbesondere grün, goldgelb und regenbogenfarben, sind Grundbedingung für einen Mary-Sue-Charakter ... Danke für die Rezi; sie lässt mich entspannt zurücklehnen und denken: "Mann, bin ich gut!"

    Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
    Mark Twain

    Kommentar


    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich hab auch kurzlich mal halb aus Spaß, halb aus Sorge einen "Is your character a Mary Sue?"-Test gemacht nur weil mein Prota tatsächlich eine ungewöhnliche Augenfarbe hat. Seufz. Ich brauch das Plot-technisch. (Aber immerhin hat er keine schönen Augen, sondern eigentlich ungewöhnlich hässliche. Und immerhin keine Kornblumen-Veilchen...)

    • Badabumm
      Badabumm kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Eine echte Mary Sue wäre sie erst dann, wenn sie ihre BESONDERE Gabe gar nicht trainieren müsste (das bedeutet ja harte Arbeit!).
      Aber dass in solchen Charakteren gerne die Wunschvorstellung von dem steckt, was der Autor oder die Autorin selbst gerne wären, lässt sich oft bemerken...
Lädt...
X
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung