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Leserunde "Tintenherz" von Cornelia Funke

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    #61
    Fenoglio sagt: "Es heißt Tintenherz, weil es von jemandem handelt, dessen Herz schwarz vor Bosheit ist."

    Zwei Fragen: 1. Findet ihr den Titel mit dieser Beudeutung genauso gelungen wie Fenoglio? Oder hättet ihr ein anderes Bild für "böses Herz" finden wollen?
    2. Würdet ihr gern Fenoglios Tintenherz lesen? Reizt euch, was ihr über die Geschichte wisst, oder sagt ihr, das wäre nichts für euch? Oft weiß man das ja schon vor dem Lesen im Groben.
    Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
    to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
    A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
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      #62
      Ich habe mit dem Lesen leider noch nicht ganz aufgeholt (bin gestern erst sehr spät zurückgekommen), aber die Fragen kann ich trotzdem beantworten.

      Tintenherz: nein, Fenoglios Begründung finde ich gar nicht gut. Tintenherz ist für mich eigentlich ein sehr positiv klingender Begriff. Tintenherz wäre für mich ein Begriff für jemanden, der Tinte, das geschriebene Wort und Bücher liebt. Ich dachte tatsächlich beim ersten Lesen (bevor in der Geschichte zum ersten Mal das Buch Tintenherz auftauchte), dass Tintenherz etwas wie ein Titel sein würde, eine Bezeichnung, die sich die Bücherliebhaberin Meggie verdienen würde.

      Und wahrscheinlich würde ich Fenoglios Tintenherz nicht lesen wollen. Obwohl ich selbst Fantasy schreibe, lese ich das Genre kaum, weil ich die meisten Fantasy-Bücher unfassbar schlecht finde. Außer LiRo ist in meinen Augen kaum ein Genre im großen und ganzen so klischeeüberladen und primitiv geschrieben, und Fenoglios Tintenherz klingt nach allem, was wir bisher darüber wissen, nach einem Standard-Beispiel für ein Fantasy-Buch. Flüsternde Wälder sind und wispernde Seen sind nicht mein Ding.
      Always avoid alliteration.

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      • Earu
        Earu kommentierte
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        Mit der Begründung, wie Fenoglios Buch zu seinem Namen gekommen ist, bin ich so ziemlich bei dir. Da wäre Granitherz oder etwas ähnliches passender gewesen. Auch ich verbinde mit Tintenherz eher etwas Positives - jemand, der das geschriebene Wort liebt oder es sogar selbst schreibt, sollte so ein Herz haben.

        Allerdings würde ich Fenoglios Tintenherz durchaus ganz gerne lesen wollen. Auch wenn es diese ganzen Klischees zu erfüllen scheint, könnte es doch etwas Besonderes sein. Es liegt ja an der Umsetzung, ob sowas gut oder klischeehaft ist. Neugierig wäre ich durchaus.

      #63
      Eine andere Frage: wollen wir versuchen, vor Weihnachten fertig zu lesen? Über die Feiertage wird's ja wahrscheinlich ein bisschen schwierig, dranzubleiben, und es wäre schade wenn unsere kleine Leserunde dann versandet. Wir müssen dann zwar größere Abschnitte lesen, aber man muss ja auch nicht jedes Kapitel diskussionsmäßig breittreten.

      Wenn Ihr da mitmacht, dann würde ich vorschlagen:

      Bis 18.12.: incl. "Ein paar Lügen für Basta"
      Bis 20.12.: incl. "Ein so zerbrechliches Ding"
      Bis 22.12.: der Rest
      Always avoid alliteration.

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      • In-Genius
        In-Genius kommentierte
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        Finde ich eine gute Idee, dann können wir frisch ins neue Jahr starten.

      • Alys II.
        Alys II. kommentierte
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        Prima, dann versuchen wir es! Ihr seid toll! Dann haben wir keine "Hausaufgaben" über die Feiertage und können nächstes Jahr mit einer frischen Leserunde starten.

      • Earu
        Earu kommentierte
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        Vielleicht kriegen wir dieses Jahr ja noch die Abstimmung hin, mit welchem Buch es nächstes Jahr weitergeht?

      #64
      Leise Worte
      Das Bild vom gelangweilten Wächter, der die Motten totschlägt, finde ich sehr gelungen. Es zeigt nicht nur seine Langeweile, sondern auch seine Verachtung vor dem Leben. Ok, Motten sind nervig. Die töte ich auch, sobald ich sie im Haus sehe, aber ich tue es ganz sicher aus anderen Gründen als der Wächter.
      Natürlich misslingt Meggie die Flucht, aber Fenoglio hat ein paar Bücher und eine Taschenlampe gefunden, sodass Meggie sich in die Geschichte von Peter Pan flüchten kann. Sie flüstert die Worte und plötzlich taucht Tinker Bell auf. Zum ungünstigsten Zeitpunkt taucht Basta auf, weil Capricorn Meggie sehen will. Mitten in der Nacht. So entdeckt Basta die Fee und fängt sie ein. Er stellt sich gar nicht so dumm an, zählt ziemlich schnell 1 und 1 zusammen und ist nun begierig, Capricorn diese Neuigkeit und Meggie zu überbringen.

      Eine Strafe für Verräter
      Obwohl Meggie es sich erst wenige Kapitel zuvor gewünscht hat, schämt sie sich nun für ihre Gabe und dass sie damit die arme Tinker Bell in unsere Welt geholt hat. Ich glaube, nun versteht sie, wieso ihr Vater nicht vorlesen will. Sie fühlt jetzt wohl genau so wie er.
      In der Kirche trifft sie auf Staubfinger. Capricorn wollte ursprünglich, dass sie aus ihm vielleicht einen Anhaltspunkt zum Aufenthaltsort ihres Vaters kitzeln kann. Da er nun von ihrer Gabe weiß, ist das nicht mehr nötig. Stattdessen droht er Staubfinger mit seinem ganz besonderen Freund, den sie aus Tintenherz herauslesen soll. Außerdem soll Resa bestraft werden. Bei ihrer Beschreibung wird Meggie hellhörig und sie versucht, das Gesicht der Frau zu sehen, aber es liegt im Schatten. Die Bestrafungen sollen zwei Tage später stattfinden. Capricorn will dazu all seine Männer hinzuholen, damit die Arbeitsmoral unter ihnen wieder besser wird. Darius soll Meggie bis dahin testen, damit es nicht nur ein Zufall mit Tinker Bell war. Meggie zeigt Mut. Sie will für Capricorn nicht lesen, aber ihn interessiert das überhaupt nicht. Er ist viel zu sehr von sich selbst überzeugt und schickt Meggie wie ein kleines Kind zu Bett.

      Das schwarze Pferd der Nacht
      Meggie lässt hier die Bombe platzen. Sie glaubt, dass Resa ihre Mutter ist. Sie meint, sie von dem Foto, das Mo immer bei sich hat, erkannt zu haben. Umso wichtiger ist es ihr jetzt, zu wissen, wen sie für Capricorn aus Tintenherz lesen soll. Und Fenoglio zitiert die Stelle, in der der Schatten beschrieben wird. Er hat ihm einen ganzen, beeindruckend geschriebenen Absatz gewidmet, der das Grauen, das der Schatten verbreitet, verdeutlichen soll. Ich würde dem Schatten ungern begegnen wollen, aber die Beschreibung selbst ist harmlos, sodass sie auch ein Kind lesen könnte. Fenogio erwähnt erneut Mos Plan und ist auch der Meinung, dass Resa nicht Meggies Mutter sein könne. Aber Meggie will ihm nicht glauben. Als sie einschläft, träumt sie nur noch von Figuren aus Büchern, vor denen sie sich fürchtet. Eine davon wird schließlich vom Schatten gepackt und wie Papier zerrissen. Ich muss sagen, dass ich viel und sehr bunt und oft auch abenteuerlich träume, aber sowas habe ich noch nicht geschafft. Von meinen Träumen nach zu urteilen, kann ein Traum nie so sein. Oder man muss noch mehr an den Geschichten hängen als ich.

      Farid
      Hier geht es überwiegend darum, dass Farid hin- und hergerissen ist. Er will Mo und Elinor nicht losbinden, aber er will Staubfinger suchen, der überfällig ist. Ihm ist klar, dass er die Beiden nicht gefesselt zurücklassen kann, sodass er sich einen Ruck gibt. Aber die Beiden müssen zurückbleiben, während er sich im Dorf umschaut. Es ist ein kurzes Kapitel, in dem man ein wenig aus seinem alten Leben erfährt, wodurch er etwas plastischer wird.

      Pelz auf dem Sims
      Meggie und Fenoglio bekommen ein gutes Frühstück. Capricorn will sichergehen, dass sie gut vorlesen kann, wenn die Zeit gekommen ist. Flachnase, der das Frühstück bringt, schwärmt bereits von der Hinrichtung. Es ist ein großes Ereignis und scheint ihn an seine Heimat in Tintenherz zu erinnern, wo sowas in der Tagesordnung gestanden haben muss. Hinrichtungen wurden dort mit Musik und gutem Essen gefeiert.
      Darius kommt, um Meggie zu prüfen. Dabei kommen sie auf seine Fähigkeit zu sprechen und dass er schlechter liest, wenn er Angst hat. Er erinnert sich auch, dass er Resa gleich nach Mortola herausgelesen hat. Dann kommt er auf Meggies Prüfung zu sprechen. Er hat ihr die Märchen von Hans-Christian Andersen mitgebracht und schlägt das Märchen vom Zinnsoldaten vor. Meggie will jedoch dabei bleiben, niemals etwas für Capricorn herauszulesen. Darius würde ihr da gerne helfen, aber Meggie muss Mortola vorlesen, sodass klar ist, dass sie wohl zum Lesen gezwungen werden wird. Fenoglio ermuntert sie, Mortola wirklich vorzulesen, aber sie soll dafür auch Bedingungen stellen. Sie soll behalten dürfen, was sie herausliest, und sie soll Papier und Stifte verlangen. Tatsächlich gelingt es ihr ohne Probleme, den Zinnsoldaten herauszulesen, aber sie traut sich nur, um den Zinnsoldaten zu bitten, sodass Fenoglio nicht zu seinem Schreibzeug kommt.
      Dafür taucht Gwin mit einem Zettel im Halsband auf. Es ist der mit der Geheimschrift, den Mo Farid für Meggie mitgegeben hat. Meggie will Mo antworten und trennt dafür das Vorsatzpapier aus einem der Bücher, die Darius in dem Zimmer deponiert hat. Es ist ein Sakrileg für sie, auch wenn es viel zu kurz abgehandelt wird. Für mich ist es das auf jeden Fall. Sie übergibt Gwin ihre Nachricht und Fenoglio reagiert sehr optimistisch. Alles scheint nach seinem Plan zu verlaufen.

      Ein dunkler Ort
      Capricorn lässt Staubfinger und Resa in die Gruft einsperren. Dabei erfährt man, dass Capricorn einfach nur die Kammern, in denen Prieser in steinernen Sarkophagen liegen, mit Gittern versehen hat lassen. So sollen dieTodgeweihten auf diesen Särgen schlafen. Es ist ziemlich makaber und Basta scheint gehörig Angst vor diesem Ort zu haben. Es ist ziemlich ironisch, dass dieser harte Kerl dort wohl regelmäßig hin muss. Aber auch Staubfinger hat Angst, allerdings vor dem Tod. Daher bittet er Resa, ihm eine Geschichte zu erzählen. Es verwundert, dass er diese Bitte an jemanden richtet, die nicht sprechen kann. Jedoch erfahren wir dabei, dass es sich bei Resa wirklich um Meggies Mutter handelt. Er kennt das Foto von ihr und mir ging gerade der Gedanke durch den Kopf, als ich das las, dass Staubfinger ein furchtbarer Mensch ist. Da weiß er, wo sich die Frau befindet, die Mo so sehr sucht, und er sagt nichts. Das gehört sich nicht. Da verlangt er von Mo, zurückgelesen zu werden, aber er sagt ihm nicht, wo er seine Frau finden kann. Das ist gemein und egoistisch. Und das tut er nur, weil er sich an Mo rächen will, weil er ihn aus Tintenherz herausgelesen hat. Aber ich glaube, Resa ahnt, wer Meggie und Zauberzunge sind. Letztlich gibt sie nach und schreibt ihm die erbetene Geschichte auf.

      Farids Bericht
      Farid übergibt Mo Meggies Nachricht. Mo reagiert erschüttert, als er liest, dass Meggie die Fähigkeit geerbt hat. Wobei sie es so offen geschrieben hat, dass man eigentlich wissen muss, wovon sie spricht. "Ich kann es auch" könnte alles bedeuten. Aber sie sind wohl sehr auf diese Fähigkeit fixiert, sodass diese Worte ausreichen, um zu verstehen. Farid berichtet, dass Capricorn ihn deshalb nicht mehr suchen würde. Ihm ist egal, wer liest, hauptsache er macht seine Sache gut.
      Farid stellt sich als sehr vorausschauend heraus. Als Mo sinniert, dass er irgendwie unentdeckt ins Dorf muss und dafür die Kleider der Schwarzjacken bräuchte, packt Farid Kleider für ihn und Elinor aus, die er von der Wäscheleine gestohlen hat. Es überrascht mich sehr, dass er so weit denkt. Das ist nicht alltäglich, aber vielleicht liegt es daran, dass er unter Räubern gelebt hat. Mo bewundert Farid ebenfalls und fragt in nach seiner Meinung, wie er es anstellen soll, Meggie zu befreien. Eigentlich ein guter Gedanke. Jemand wie Farid, der das rein- und rausschleichen und das Stehlen von Dingen gewohnt ist, müsste einen brauchbaren Plan ersinnen können, auch wenn er früher nur als Handlanger gedient hat. Er muss genug dabei gelernt haben.

      Ein paar Lügen für Basta
      Fenoglio ist ein begnadeter Lügner. Er bietet Basta an, ihm einen Schadenszauber für Mortola zu schreiben, wenn Basta ihm dafür Stift und Papier gibt. Und Basta ist natürlich so leichtgläubig und glaubt die Märchen. Fenoglios Fluch ist auch echt gut. Sollte Mortola einen der Zettel finden, richtet der Fluch sich gegen Basta. Basta ist so leichtgläubig, dass er wohl tot umfallen würde, wenn er nach drei Tagen sehen würde, dass Mortola immer noch gesund ist.

      Kommentar


        #65
        Danke (wie immer) für die Zusammenfassung, Earu.

        Ich habe mich beim Lesen dieser Kapitel gedanklich hauptsächlich mit Farid beschäftigt, allerdings... irgendwie kann ich mit ihm nichts anfangen. Er ist schon eine gute Figur, sympathisch und doch auch recht vielschichtig, aber ich glaube, er wäre der Erste, den ich aus dem Buch rausstreichen würde. Irgendwie kommt er mir immer fehl am Platz vor - nicht, weil er ja ganz offensichtlich aus einer andern Kultur stammt, sondern weil er mir als Charakter der Geschichte überflüssig erscheint. Sich rausschleichen, Sachen klauen, klassische "Abenteueraufgaben" eben - ich fände es toller, wenn Mo oder Elinor das machen müssten und so über sich hinauswachsen würden und ungeahnte Fähigkeiten entwickeln würden. Stattdessen ist das wie in einem Rollenspiel: "Hey, wir brauchen noch einen Dieb in der Gruppe, damit alle Charakterfächer abgedeckt sind."

        Das Bild mit dem Wächter und den Motten fand ich übrigens auch ganz toll. Hat die Stimmung schön eingefangen.
        Always avoid alliteration.

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        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Ich hab' vom ersten Lesen tatsächlich gar keine Erinnerung mehr an Farid - das zeigt schonmal, wie unnötig ich ihn fand. (Was mir ehrlich leid tut, denn ich finde ihn sympathisch.)
          Tatsächlich stellt sich Elinor immer mehr als mein Lieblingscharakter heraus.

        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Was mich über Farid am meisten irritiert, ist seine Affinität Staubfinger gegenüber. Er würde alles für ihn tun, ohne dass wir wirklich einen Grund dafür sehen. Dass er Mo nicht traut, verstehe ich, aber wieso er Staubfingers Haustier sein will, versteh ich nicht, und dazwischen gibt's für Farid scheinbar nichts. Das finde ich merkwürdig.

        • Earu
          Earu kommentierte
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          Beim ersten Lesen mochte ich Staubfinger am meisten, aber mittlerweile geht es mir genauso wie dir. Ich finde Elinor unheimlich charakterstark. Das imponiert mir sehr.
          Ich konnte mich schon an Farid erinnern und dass er immer hinter Staubfinger herlief, aber er ist das genaue Gegenteil von Elinor. Er ist trotz all der Erzählungen zu seinen Hintergründen ein blasser Charakter, einem Geist ähnlicher als einer wirklichen Person.

        #66
        Endlich ist mit wieder eingefallen, was letztens noch schreiben wollte.
        Das Buch nutzt eine ziemlich verharmlosende Sprache. Das ist mir wieder aufgefallen, als Tinker Bell kommt und Meggie denkt, sie schäme sich Tinker Bell "aus seinem Buch gelockt zu haben." Locken klingt nett und niedlich, wie ein Vögelchen, dass man mit Körnchen lockt und streichelt .
        Tinker Bell wurde aus ihrer Welt entführt. Sie kann nie mehr zurück und als Fee kann sie in unserer Welt wohl schlecht leben. "Locken" trifft nicht ganz die Gravitas der Situation. Klar, Meggie ist erst 12, aber auch nicht dumm. Sie kann die Konsequenzen erkennen, wenn sie wollte - sie und das Buch entscheiden sich, das nicht zu tun, zumindest nicht in dem Wort "locken".

        Ist euch das auch schon aufgefallen an anderen Stellen?
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        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Das stimmt. Mir fiel das auf bei Basta und seinem Messer. Capricorns Männer haben Zugang zu Schusswaffen, aber irgendwie sind die Dinger kein Thema. Sie werden ganz heile-Welt-mäßig ausgeblendet, und Meggie fürchtet "nur" das Messer. (Wenn ich Capricorns Bande schreiben müsste, dann würden die aus Langeweile und grausamem Spaß auf die ganzen wilden Katzen in ihrem Dorf schießen.)
          Ich weiß nicht, ob diese verharmlosende Sprache dem geschuldet ist, dass es eben doch ein Kinder-/Jugendbuch ist?

        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Daran hab ich auch schon gedacht. Aber wenn ein Kinderbuch über Entführungen und Hinrichtungen und Kindesmissbrauch (Capricorn, Farid) schreiben will, sollte es meiner Meinung nach auch entsprechende Worte finden. Das sind keine harmlosen Dinge und sie sollten nicht harmlos dargestellt werden, auch für Kinder nicht. Man muss es nicht gruseliger machen als nötig, aber verharmlosen geht irgendwie am Sinn vorbei.

        • Earu
          Earu kommentierte
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          Das mit dem Messer hat mich auch gewundert. Alle tragen Gewehre, nur Basta nicht. Ok, er kann verletzen, ohne zu töten. Geht aber mit Gewehren mit etwas Übung auch.
          Aber es stimmt schon. Hier wird oft irgendwie verharmlost. Hat sich die Autorin das bewusst ausgesucht oder hat sie sich selbst nicht genug damit befassen wollen?

        #67
        Geweckt in schwarzer Nacht
        Zu schade, dass Fenoglio Meggie aus ihrem Traum weckt. Ich kenne das. Wenn ich gerade etwas Schönes träume und dabei wach werde, versuche ich genauso wie Meggie, wieder in den Traum zurückzukommen. Aber ich verstehe Fenoglios Aufregung, wegen der er sie nicht länger schlafen lassen kann. Mir ginge es in einem solchen Moment wohl genauso. Man stelle sich das mal vor! Wir Autoren ändern einfach mal unsere Geschichten. Wobei es hier wohl eher darum geht, dass Meggie ihre Mutter bekommt und die Figuren wieder in Tintenherz zurückkehren - vielleicht sogar mit einem guten Ende für Staubfinger. Nun verstehe ich auch, wieso es Fenoglio so wichtig war, den Zinnsoldaten zurückzubekommen. Er braucht ihn als Versuchskaninchen, um zu testen, ob Meggie ihn wirklich wieder zurücklesen kann. Tatsächlich klappt es und Fenoglio ist völlig aus dem Häuschen. Ich finde, er zeigt da in seiner Euphorie ein paar narzisstische Ansätze, aber ich denke, die sind noch harmloser Natur. Jedenfalls wird es Capricorn wohl schlecht ergehen, sollte Fenoglios Plan aufgehen, wenn Meggie den Schatten herausliest. Er vergleicht seinen Plan mit der Geschichte, die ich nicht kenne, und ich bin froh, dass er Meggie eine Kurzfassung erzählt. Aber die Geschichte ist natürlich traurig. So gelangen wir fast ziemlich genau eine Seite weiter zu dem, was Fenoglio genau vor hat. Er will dafür sorgen, dass der Schatten nicht tut, was Capricorn von ihm erwartet. Hätte man die Geschichte wirklich gebraucht? Nein, man hätte sie meiner Meinung nach herauskürzen können. Sie bringt die Geschichte nicht voran. Aber sie ist schön und passt in den ausschweifenden Stil dieses Buchs. Meggie will es genauer wissen, aber Fenoglio weiß noch nicht, was der Schatten tatsächlich tun soll. Das kenne ich wieder. Egal ob Pantser oder Plotter, das gibt es bei jedem Autoren. Der Punkt in der Geschichte oder dem Plot, an dem man erst einmal überlegen muss, wie es jetzt genau weitergehen soll. Das Ergebnis ist meistens schon bekannt, aber WIE kommt man dorthin? Dadurch kommt mir Fenoglio näher, wobei das ein Punkt ist, den wohl nur Autoren nachvollziehen werden können. Alle anderen werden es lesen und hinnehmen. Dafür weiß Meggie genau, was sie den Schatten tun lassen will. Sie will, dass er Capricorn tötet, und Fenoglio gibt ihr Recht. Zweifel kommen in ihr auf, was passiert, wenn der Schatten nicht tut, was Fenoglio ihm diktiert. Möglich ist es ja. Wäre das nicht das unter Autoren allseits bekannte Phänomen, dass die Figuren sich selbstständig machen? Fenoglio will gar nicht daran denken und das kann ich gut verstehen. Der Schatten scheint eine sehr gefährliche Kreatur zu sein. Wenn er nicht gehorcht, wird er wohl alle Anwesenden umbringen. Ein kleines Rätsel gibt uns das Kapitel noch auf, denn es wird geschossen und geschrien. Ich wüsste jetzt gerne, was passiert ist. Haben Mo und die Anderen versucht, sich einzuschleichen, und wurden dabei entdeckt? Hat Staubfinger versucht, zu fliehen?

        Allein
        Mo und Farid haben Elinor zurückgelassen, weil Frauen nachts nicht auf den Straßen in Capricorns Dorf herumlaufen. Auch sie hat die Schüsse gehört und macht sich furchtbare Sorgen. Sie ist völlig außer sich und macht sich auf den Weg ins Dorf. Dabei denkt sie daran, dass unsere Welt furchtbar, grausam, mitleidlos und dunkel wie ein schlimmer Traum ist. Nur in der Welt von Bürchern gäbe es Mitleid, Trost, Glück und Liebe. Das sehe ich anders. Wir wissen doch, wie sehr wir unsere Figuren quälen und dass sie überhaupt keine Möglichkeit haben, sich aus der Misere rauszuschaffen. Dagegen bin ich annähernd bei ihr, dass Bücher uns vielleicht nicht lieben, aber doch in gewisser Weise Geborgenheit und Freundschaft schenken. Und dann die Überraschung: Mo lebt. Capricorns Männer hatten ihn zwar erkannt, haben ihn aber nicht verfolgt. Es ist naheliegend, dass er wiederkommt, also macht es keinen Sinn, sich die Mühe zu machen, ihn zu suchen. Ich muss gestehen, ich hatte Angst, dass er noch einmal in einer anderen Nacht denselben Plan versucht, denn es würde wohl wirklich immer jemanden geben, der ihn erkennt. Er hat den Plan fallen lassen, aber sein neuer gefällt mir nicht besser. Feuer legen! Vielleicht sogar direkt an Capricorns Haus, in dem Meggie gefangen gehalten wird. Das wäre furchtbar.

        Die Elster
        Basta holt Meggie ab, damit sie sich schon mal mit dem Text vertraut machen kann, den sie am Abend lesen soll. Sie fragt ihn, was es mit den nächtlichen Schüssen auf sich hatte. Für einen Moment glaubte ich, dass er doch ein Herz hätte. Er beruhigt sie, sagt, dass Mo entkommen konnte. Aber dann schiebt er hinterher, dass Mo auch angeschossen irgendwo sterben könnte. Er bringt sie in Mortolas Zimmer, das ebenso rot gestrichen ist wie die Kirche, aber man sieht wenig davon, weil die Wände mit Bildern bedeckt sind. Es ist voll gestellt mit Kerzenständern, Lampen, Teppichen, Vasen, Porzellanfiguren, Seidenblumen und Glöckchen. Das passt so gar nicht zu der Frau, die in meiner Vorstellung nur ein schwarzes Kleid trägt und von ihrem alten Leben den Minimalismus kennt. Wobei das natürlich auch eine Kompensation sein könnte. Mortola bekommt eine schwache Seite verpasst, die wir von unseren Großmüttern kennen können. Geschwollene Beine, die hochgelegt werden müssen. Es ist Mortola scheinbar nicht recht, dass Meggie das bemerkt, denn sie zupft ihren Rock zurecht. Auch Basta bemerkt die Schwäche und genießt den Anblick, aber Mortola kann ihm diesen Genuss mit einem einzelnen Blick verderben. Mortola erklärt, wie sie wichtige Dinge versteckt, und zaubert Tintenherz aus einer Schatulle mit zwei Schlangen. Sie redet mir zu viel. Bisher hatte sie mir nicht den Eindruck gegeben, viel mehr als das Nötigste zu reden. Dabei gibt sie eine Anekdote zum Besten, wie Basta Resa mit einer Schlange erschrecken wollte, weil sie ihn hat abblitzen lassen, und Resa ihm die Schlange einfach vor die Tür gelegt hat. Eine nette Geschichte, aber sie ist schon wieder nicht handlungsrelevant. Meggie wiederholt ihre Weigerung, am Abend nicht vorzulesen, weil sie glaubt, dass ihr Vater erschossen worden sei. Das findet Mortola nicht lustig und fordert Basta auf, die Wahrheit zu sagen. Das macht Meggie mutig, sodass sie fordert, Staubfinger sehen zu können, bevor sie am Abend vorliest. Sie will also doch vorlesen. Von einem Absatz zum nächsten die Meinung zu ändern, finde ich schon sehr sprunghaft. Tja, und wenn Mortola ihr diesen Wunsch nicht gewährt, will Meggie verhindern, dass sie am Abend überhaupt lesen kann. Also Kommando retour. Das finde ich langsam nervig.

        Bastas Stolz und Staubfingers List
        Basta führt Meggie zu Staubfinger und Resa in die Gruft. Ihre Mutter erkennt sie, was ich unheimlich schön finde. Es kommt zu einem kleinen Gerangel, bei dem Staubfinger es gelingt, Basta das Messer abzunehmen und ihn in die Zelle zu sperren. Basta ruft nach Verstärkung, während Staubfinger Resa zu überreden versucht, Meggie zurückzulassen, weil sie sonst erschossen werden. Resa weigert sich, sodass Staubfinger flieht, bevor die Verstärkung wirklich eintrifft. Aber Basta ist scheinbar auch unter seinen eigenen Leuten nicht beliebt. Flachnase überlegt, ob er ihn eingesperrt lassen soll. Wobei Staubfinger die Schlüssel mitgenommen hat, sodass das auch gar nicht geht. Flachnase will sehen, ob Mortola Ersatzschlüssel hat. Ich kann mir schon lebhaft vorstellen, wie sie reagieren wird. Vermutlich wird sie Basta erst einmal dort schmoren lassen.

        Pech für Elinor
        Oh je. Elinor hat eine Polizeistation mit zwei Polizisten entdeckt. Der eine lacht sie aus, der andere fährt mit ihr zu Capricorns Dorf, um sich das mal anzusehen. Elinor ist furchtbar zufrieden mit sich, aber ich ahne Übles. Mal ehrlich, was soll dieser eine Polizist gegen all die Männer anstellen? Außerdem geht mir das zu glatt. Vielleicht steht er auf Capricorns "Gehaltsliste", von wegen, du tust mir nichts, dann passiert deiner Familie auch nichts. Tja, und dann scheint der Polizist den Weg zu kennen und Elinor wird es mulmig. Es kommt wie erwartet. Der Polizist übergibt Elinor an Capricorn. War ja klar. Ging alles zu glatt. Und ich hatte gleich noch einmal Recht. Die hatten ihn schon eingeschüchtert, indem sie seine drei Kinder bedroht hatten. Langsam blicke ich bei den Machenschaften dieser Halunken durch. Sie wollen sie in die Gruft bringen. Das finde ich gut. Sie muss Resa doch erkennen. Sie lügt Capricorn auch über Mos Aufenthaltsort an und behauptet, er und Farid seien von seinen Leuten erschossen und von ihr begraben worden. Elinor ist überrascht, als sie Basta in einer der Zellen entdeckt. Er soll auch Abendessen für den Schatten spielen, weil er in der letzten Zeit zu oft gepatzt hat. Ha, und Elinor erkennt Resa wirklich!

        Mit knapper Not
        Mo und Farid bereiten alles für die Brandstiftung vor, als sie plötzlich Stimmen hören. Farid hat ein Versteck im abgebrannten Haus unter einer Metallplatte entdeckt. Ein Skelett liegt dort. Ich frage mich, wie schnell Menschen verrotten können, dass da nur noch ein Skelett liegt. So lange sind Capricorn und seine Männer nicht im Dorf. Liegt es also schon viel länger dort? Aber dann muss die alte Frau, die dort gewohnt hat, doch davon gewusst haben. Wieso hatte sie dort ein Skelett liegen? Schließlich verstummen die Stimmen und nach einiger Zeit trauen sie sich wieder aus dem Versteck. Ihre Sachen sind weg, aber das ist wohl kein großer Verlust im Vergleich dazu, dass man sie hätte entdecken können.

        Ein so zerbrechliches Ding
        Oh, Staubfinger ist köstlich. Er versteckt sich bei Basta Zuhause. Genau so muss man es machen. Wenn klar ist, dass man überall gesucht wird, dann sollte man sich dort verstecken, wo sich die Sucher heimisch fühlen. Dort suchen sie nicht. Sie sind zu sehr von sich und ihrer Boshaftigkeit überzeugt und gehen deshalb davon aus, dass jeder das Weite suchen wird. Da Basta eingesperrt bleibt, kann nicht mal er ihn dort finden. Wobei das wohl Glück ist. Staubfinger konnte nicht wissen, dass Capricorn ihm diesen erneuten Fehler nicht verzeihen wird, höchstens ahnen. Dass Basta Nachbarn verabscheut, spielt ihm ebenfalls in die Hände. In Bastas Haus findet er Tinker Bell, die er erst einmal aufpäppeln muss. Da verstehe ich Basta nicht. Wenn er doch glaubt, dass Feen Glück bringen ... Eine lebende doch eher oder mehr als eine tote. Wieso hat er sie fast verhungern lassen? Und schon wieder macht Staubfinger etwas, das ich nicht leiden kann. Dafür, dass er sich in Resa verkuckt hat, will er sie jetzt einfach dem Schatten überlassen, um seine Haut nicht in Gefahr zu bringen. Ich finde es schon fast bewundernswert, wie sehr er zwischen guten und schlechten Handlungen hin- und herspringen kann. Ich würde mich vermutlich längst so fühlen, als wüsste ich nicht mehr, wohin ich gehöre. Natürlich macht man nicht nur schlechtes oder nur gutes, aber das hier ist einfach nicht normal. So empfinde ich es jedenfalls.

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        • Earu
          Earu kommentierte
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          Genau. Er würde alles dafür tun, nach Hause zu kommen. Aber die Frau retten, die wegen ihm erst in Schwierigkeiten geraten ist und die er auch ein bisschen liebt, das ist zu viel verlangt. Ich sage ja, ich kann nicht mehr nachvollziehen, wieso Staubfinger beim ersten Lesen mein Lieblingscharakter war. Ich kann mich nur damit entschuldigen, dass ich damals noch eine Jugendliche war und das noch nicht so interpretieren konnte wie jetzt. Man wird ja älter und weiser. Aber definitiv: Arsch.

        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Danke für die schöne Zusammenfassung!

          Das mit dem Skelett ist schon denkbar. An der frischen Luft skelettiert ein Körper relativ schnell, nur im Wasser oder unter Luftabschluss dauert es länger. Aber dieser Versteck unter der Metallplatte ist ja kein luftloser Raum. In dem Wikipedia-Artikel zur Verwesung https://de.wikipedia.org/wiki/Verwesung sind Fotobeispiele der Verwesung eines an der freien Luft liegenden Schweins, und das ist bereits an Tag 39 deutlich skelettiert.

          Das mit Basta und Tinkerbell interpretiere ich so, dass er sie insgeheim fürchtet, weil sie aus einem Buch stammt - einem anderen Buch als dem, aus dem er stammt. Ich glaube, er will sie einfach loswerden, Aberglaube hin oder her. Aber den Mut, sie direkt zu töten, hat er auch nicht, also läßt er sie verhungern. Motto: ich ignoriere das Problem so lange, bis es weg ist.

        • Earu
          Earu kommentierte
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          Wikipedia weiß auch echt alles.

          Die Sache mit Tinker Bell und Basta lässt viel Spielraum für Spekulationen. Vielleicht hat er sich auch nie damit befasst, was Feen essen und ob sie überhaupt essen müssen?

        #68
        Danke an Earu für die tolle Zusammenfassung.

        In einem der Kapitel haben wir etwas mehr Kontakt mit Mortola und sie quatscht nahezu aus dem Nähkästchen. Das Problem an stillen oder wortkargen Figuren ist, dass sie nicht viel von ihrem Innenleben preisgeben und der Leser schwer in sie eintauchen kann (wenn sie nicht gerade im Deep-PoV geschrieben werden). Habt ihr eine bessere Lösung für solche Figuren, als sie plötzlich unter zwei Augen redselig werden zu lassen?
        Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
        to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
        A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
        You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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        • Earu
          Earu kommentierte
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          Es ist schwierig, aber ich finde, dass solche Figuren durch ihr Handeln vorgestellt werden sollten, das der PoV dann auch interpretieren kann. Etwas Besseres fällt mir jetzt nicht ein, aber diese Redseligkeit ist mir zu unpassend.

        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Ich denke, das ist auch für redselige Figuren wichtig: das ihr Handeln ebenso Rückschlüsse auf den Charakter ermöglicht, wie das Reden. Und das eben Nicht-Reden auch solch eine Handlung ist.

          Ich hab das in meinen RPGs häufig, ich play den wortkargen Brummbären und sein gegenüber erzählt gerade breit seine Lebensgeschichte … ja, darauf sagt ein wortkarger Brummbär eben nicht viel. Suck it up. Aber er kann anders Freundschaft oder Mitgefühl ausdrücken, dafür braucht der Autor nur einen Moment mehr Hirnschmalz als fürs Plappern (um das mal gemein zu sagen).

        • Earu
          Earu kommentierte
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          Sehen wir doch super an Elinor. Sie kommt erst einmal wie der absolute Menschenfeind rüber. Will ihre Ruhe haben und lebt mit tausenden von Büchern zusammen. Aber sie zeigt Meggie gegenüber Mitleid, als ihr Vater verschwindet, ohne große Worte zu machen. Das passt in ihren Charakter, wobei ich jetzt mal übergehe, dass sie ansonsten ziemlich viele Worte macht, aber eben nur, wenn es nicht um Gefühle geht.

        #69
        Habt ihr eine bessere Lösung für solche Figuren, als sie plötzlich unter zwei Augen redselig werden zu lassen?

        Das finde ich eine fantastische Frage, und ich muss gestehen - nein, ich habe keine richtig gute Lösung dafür.

        Ich versuche solchen Figuren einen Grund zu geben, warum sie plötzlich reden wollen. Entweder sie entwickeln sehr langsam eine Freundschaft mit einer anderen Person, und können sich der dann nach und nach öffnen. Oder es kann andere Gründe geben. Der Charakter ist betrunken und wird deshalb plötzlich redselig. Oder steht unter anderem Drogeneinfluss. Oder ist im Rausch körpereigener Drogen (nach gutem Sex, im Adrenalinkick nach einer gerade so geglückten Flucht...) Oder er wird gezwungen zu reden, durch Folter, Erpressung, etc.

        Generell finde ich den einsamen, schweigenden Wolf einen tollen Charakter, aber stoische Ruhe á la Clint Eastwood kann für den Leser auch schnell langweilig werden. Im aktuellen Projekt versuche ich das so aufzupeppen, dass mein einsamer Wolf zwar viel redet und ständig schlagfertige Kommentare von sich gibt - aber sich damit eben davor schützt, etwas sagen zu müssen, dass sein Innerstes bloßstellt. Um wirklich etwas zu sagen, bräuchte er einen Grund wie oben.
        Always avoid alliteration.

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        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Mit gutem Grund etwas Preis zu geben, ist natürlich am besten.

          Was ich meistens versuche, wenn mein Stummfisch (aus gutem Grund) etwas Preis geben muss, dass es immer noch zu seiner wortkargen, stoischen Figur passt. Nur weil so jemand plötzlich einen Grund hat, von seiner Kindheit zu erzählen, wird er es dennoch nicht plötzlich als Märchenbuch verpacken, auch da bleiben wortkarge Figuren eben wortkarg - nur halt mit den richtigen Wörtern Mittlerweile gelingt mir das besser als früher, dass so jemand auch mit wenigen Worten das sagen kann, was der Leser wissen muss.

        #70
        Ich hab noch ein paar Gedanken zum Ende von "Tintenherz".

        Als Meggie sagt: "Der Schatten muss sie alle töten!", dachte ich mir, dass das ganz schön brutale Worte für eine Zwölfjährige sind. Klar, sie wurde entführt und festgehalten und bedroht, da ist man mit diesen Leuten nicht gut Freund. Aber Tod? Das ist schon ziemlich hart.
        Das ist etwas, was ich an vielen Fantasy-Abenteuern (und anderen Geschichten mit Bösewichten) nicht gerne mag, dass der Bösewicht sterben muss. Offenbar wäre die Welt ein besserer Ort ohne den Bösewicht, bei vielen kann ich diesen Gedanken nachvollziehen. Aber ist jemanden zu töten wirklich die Lösung? Mir wurde beigebracht, dass jemanden zu töten ein fürchterliches Verbrechen ist. Egal, wie verständlich der Grund ist. Ich bin froh, dass wir in Deutschland die Todesstrafe nicht mehr haben, denn wie kann man ein Verbrechen durch ein anderes Verbrechen richten? Noch dazu der mentale Stress, den solch ein Akt auf den Helden legt (gerade wenn er mit ähnlicher Ansicht zum Töten aufgewachsen ist. Kommt er aus einer Kriegerkultur, mag das was anderes sein.)
        Da mochte ich "Avatar - The Last Airbender" gerne, wo sich Aang lange Gedanken darüber macht, ob Töten wirklich die einzige Lösung ist. Er kommt glücklicherweise dazu, dass es noch einen anderen Weg gibt.

        Wenn ihr Geschichten mit Bösewichten schreibt, ist dann auch nur Tod der letzte Ausweg? Oder findet euer Held eine andere Möglichkeit, das Böse aufzuhalten?

        _____
        Ich muss sagen, ich fand Staubfinger zum Schluss nun wirklich gemein. Nicht nur, dass er wirklich keinen Finger krümmt, um irgendwie das Unheil aufzuhalten, dass er doch so gut verstehen muss. Noch dazu kann er sich nicht mal freuen, dass es jetzt vorbei ist, dass die Frau, die er mochte, ihre Familie wieder hat oder das ein unschuldiges Kind seine Eltern wieder hat. Noch viel mehr Happy End hätte nicht sein gekonnt, aber er ist weiterhin ein Trauerkloß, weil er in unserer Welt feststeckt. Heimweh hin, Heimweh her, so furchtbar ist unsere Welt auch nicht, dass man nicht mal dieses Fünkchen Gut sehen könnte. Noch dazu, wo er jetzt dauerhaft recht nette Gesellschaft hat (Farid), obwohl er zu dem Jungen so ein Kotzbrocken in Worten ist.
        Und dass er einfach zwei Feen entführt, finde ich auch nicht toll. Wenn er Feen und Kobolde für seine Show haben will, fein, er könnte aber wenigstens fragen, ob denen das recht ist. Oder sind das nur Tiere für ihn, die Menschen rumkommandieren können, wie's ihnen passt?

        Ich hatte etwas Mitleid mit Basta in seinem Käfig. Nur ein paar Stunden nicht mehr Capricorns Liebling und der Kerl ist ein Häufchen Elend. Von seiner großen Klappe hätte ich mehr erwartet, eigentlich. Obwohl es vielleicht Sinn macht, jemand der so nach Anerkennung von nur einer Person lechzt und so abergläubisch ist, wenn beides einbricht, bricht dann auch die Figur ein. Mag Sinn machen. Ein bisschen merkwürdig kam mir das schon vor.

        Vom Ende selbst war ich wenig überrascht (bin ich selten). Schon als Mo und Fenoglio ausgeheckt hatten, dass mit einem neuen Text dieser Zauber rückgängig gemacht werden könnte, war klar wie die Geschichte enden wird: mit einem neuen Text von Fenoglio. Ob es jetzt nötig war, all diese Fabelwesen in unserer Welt stranden zu lassen, bezweifle ich allerdings.
        Hut ab vor Fenoglios Hirn, dass er so wortwörtlich zumindest Passagen aus seinen Werken im Kopf hat, selbst nach einigen Jahren(zehnten). Mein Gedächtnis ist nicht so gut.
        Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
        to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
        A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
        You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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        • Earu
          Earu kommentierte
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          Hätte auch gar nicht anders gehen können, sonst wäre mein Protagonist gestorben!

          Wieso musste es aber gerade Fenoglio sein? Wieso nicht Farid, der doch das Feuer so liebt? Er hätte diese Welt sicher zu schätzen gewusst. Ok, Fenoglio wird sie sich vermutlich erst einmal staunend und selbstbeweihräuchernd ansehen, aber er hat Familie, die er vermissen wird. Farid wird nur Gwin und Staubfinger vermissen. Oder es hätte einen der anderen Verbrecher einfach erwischen können, die aus unserer Welt stammen. Wäre doch eine nette Strafe, dafür in die andere Welt gesaugt zu werden. Vielleicht sogar mehrere von ihnen, weil der Schatten so groß ist.

        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Bei Farid ist die Frage: Kann eine Figur aus dem einen Buch in ein anderes Buch gelesen werden/verschwinden? Vielleicht kann man nur von seinem Buch in unsere Welt und in sein eigenes Buch zurück, aber nicht in eine dritte Welt.
          Wir haben nicht die kleinste Ahnung, wie das System und die Regeln dieses Zaubers sind; was mir persönlich ein bisschen auf den Kranz geht. Ich finde Magie hochspannend und wüsste gerne, wieso sie funktioniert.
          Genauso wie, warum bei Meggies Vorlesen jetzt alles funktioniert: Tinker Bell, der Zinnsoldat gleich zweimal, der Schatten. Jetzt, wo sie ihre Kräfte plötzlich (warum auch immer ausgerechnet jetzt) entdeckt hat, funktionieren die anscheinend immer? Aber bei Mo funktionieren sie nur manchmal? Und bei Darius, er hat sein Leben lang das Vorlesen geliebt, aber nur relativ kurz vor seiner Entführung angefangen Dinge herauszulesen - warum?
          Ich wüsste gern, wie der Mechanismus funktioniert.

          Ich denke, zumindest erzähltechnisch, muss es Fenoglio sein. Wir brauchen eine Figur, dessen verschwinden auffällt, aber die wir für das Happy End nicht brauchen.
          Einer oder mehrere von Capricorns Männer würden nicht auffallen, würden sie verschwinden, da seine Männer ja verschwinden sollen. Sie wurden uns nie genug im Detail vorgestellt, dass wir wirklich wüssten, wer herausgelesen ist und wer nicht. Woher würden wir also merken, wer hätte verschwinden müssen durch den Zauber und wer nicht? Vielleicht sind sogar welche verschwunden (weil der Schatten so groß ist), aber wir wissen es nicht. Den Erzähltext kümmern Capricorns Männer nicht, wir können das also nicht wissen.
          Für unser Happy End brauchen wir Mo, Meggie und Resa - glückliche Familie; und Elinor, die ihre Bibliothek wieder aufbauen muss.
          Ich denke, Darius wäre noch eine verzichtbare aber eindeutige Figur. Aber können Vorleser überhaupt weggelesen werden, auch wenn sie selbst gerade nicht lesen?
          Da auch wieder Farid: Sein Verschwinden fällt nicht auf. Selbst wenn er weggelesen worden wäre, würden Mo und Meggie wie jetzt auch einfach denken, dass er mit Staubfinger abgehauen ist. Das ist nicht eindeutig genug, um den "Preis" zu zahlen.
          So bleibt also nur noch Fenoglio übrig: Eine Figur, die wir gut genug kennen, um 1. zu wissen, dass er zu unserer Welt gehört; 2. dessen Verschwinden bemerkt werden würde und 3. nicht wichtig genug für die Auflösung in ein Happy End ist.

        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Das mit dem Töten finde ich auch einen sehr guten Punkt. Ich habe vor, bei meinem aktuellen Projekt den Bösewicht am Ende auch nicht sterben zu lassen, obwohl lange Zeit alle darauf hinarbeiten. Aber mir schwebt da eine andere Lösung vor - ob sie moralisch besser ist, wird sich zeigen.

          Beim ersten Lesen vor einigen Jahren ging es mir tatsächlich so, dass ich das Ende überraschend fand. Jezt, beim zweiten Lesen, habe ich die Hinweise gut rausgelesen, die andeuten, was Fenoglios und Mos Plan ist. Es ist vom Aufbau der Erzählung her schön gemacht.

          Dass ich das Magie-System nicht ganz kapiere geht mir übrigens auch so, und ich finde das auch nervig. Ich liebe solche Systeme wie das von Brandon Sanderson, wo Magie praktisch Wissenschaft ist und man sich wirklich präzise überlegen kann, was möglich ist und was nicht. Es zeigt mir auch, dass der Autor da viel Mühe hinein gesteckt hat - wer sich ein Magiesystem überlegt, der baut ja einen Teil seiner Welt. (Hm, Memo für mich - Magiesysteme wären wahrscheinlich mal eine gute Weltenfrage...)

        #71
        Die richtigen Sätze
        Fenoglio sucht nach der besten Möglichkeit. Er will nicht alle Leute von Capricorn töten. Das ist meiner Meinung nach auch gar nicht nötig. Wenn der Kopf fehlt, muss sich erst ein neuer finden, damit die Meute gefährlich werden kann, und ich glaube nicht, dass Capricorn solche Männer unter sich dulden würde. Die könnten versuchen, ihm den Rang abzulaufen. Meggie dagegen macht es sich leicht. Sie würde sie alle vom Schatten töten lassen und da sehe ich den Unterschied zwischen einem guten und einem nicht so guten Schriftsteller. Natürlich kann man das Naheliegendste schreiben, aber dann wird der Leser nicht überrascht, sodass er trotz des besten Schreibstils das Buch gelangweilt zur Seite legen könnte. Ob die Autorin das andeuten wollte? So ein Easteregg für Autoren?
        Als Fenoglio schließlich fertig ist, ist Meggie erst einmal enttäuscht, weil es nur eine Seite ist. Fenoglio versichert ihr, dass das ausreichen wird, und ich muss an den Spruch denken, dass man die Rohversion ordentlich kürzen solle. Das scheint Fenoglio getan zu haben, denn ursprünglich war ja immer wieder von mehreren Seiten die Rede, die er unter der Matratze versteckte.
        Mortola bringt Meggie Abendessen und weist sie an, sich umzuziehen und ordentlich herzurichten. Das Kleid ist schneeweiß. Ob das als Kontrast zum Schatten stehen soll? Meggie mag weiß nicht, weil sie dabei an die Hunde des Todes denken muss. Das kann man auch wieder in Verbindung ziehen, immerhin wollen sie am Abend für Capricorns Tod sorgen.

        Feuer
        Das finde ich wichtig: Obwohl Farid Angst vor der Dunkelheit hat, macht Mo sich nicht über ihn lustig. Das bewirkt, dass sie dem Jungen nicht mehr so bedrohlich vorkommt. Dagegen hatte Staubfinger sich über seine Angst lustig gemacht, vermutlich ihm auch erklärt, dass die Dunkelheit ungefährlich ist, aber das hatte nichts gebracht. Akzeptanz ist einfach besser.
        Farid und Mo stecken Capricorns Haus und die Kirche an. Auf der Suche nach Streichhölzern findet Mo das Bild von Resa in Staubfingers Rucksack. Das bringt ihn völlig aus dem Konzept. Kaum brennt das Haus, rennt er in Richtung des Platzes, wo die Hinrichtung stattfinden soll. Ich frage mich jetzt nur, was mit Fenoglio passiert. War er nicht immer noch in dem Zimmer eingesperrt?

        Verrat, Geschwätzigkeit und Dummheit
        Hier wird erst klar, dass Mortola auch Fenoglio im Schlepptau hat. Ein kleiner Nebensatz im Kapitel Die richtigen Sätze wäre mir lieber gewesen.
        Elinor gibt mir ein Rätsel auf. Sie liebt Bücher, aber von Schriftstellern hält sie wenig. Dabei gäbe es ohne Schriftsteller keine Bücher. Wie kann das zusammenpassen?
        Bevor das Spektakel beginnt, mustert Capricorn seine Männer der Reihe nach. Ich musste bei der Beschreibung daran denken, dass er vielleicht überlegt, welchen der Männer er nicht mehr braucht, weil er genauso wie Basta zu viele Fehler gemacht hat. Nachdem Capricorn lang und breit über Verrat, Geschwätzigkeit und Dummheit gepredigt hat, lässt er die Bombe platzen. Angeblich wurden Staubfinger und Mo erschossen.

        Der Schatten
        Mortola droht Meggie, dass Cockerell Fenoglio umbringen wird, sollte sie nicht den Schatten herauslesen. Dabei klingt es so, als würde Cockerell ihren Befehlen mehr Gewicht geben als denen von Capricorn. Das wundert mich, allerdings würde es zu Mortola passen. Sie ist durch ihren Sohn mächtig, aber sowas reicht einer Frau wie ihr nicht. Vielleicht hat sie in dessen Schatten eine eigene kleine Bande?
        Das Feuer hat sich mittlerweile scheinbar genug ausgebreitet, dass noch mehr Männer beim Löschen helfen müssen. Das macht die Zurückgebliebenen unruhig. Sie vermuten Staubfinger dahinter, obwohl Capricorn gerade erst dessen Tod kundgegeben hat. Meggie ist anderer Meinung, was sie auch laut sagt. Da hört sie ein seltsames Ticken in ihrem Rücken und als sie sich umdreht, sieht sie für einen kurzen Augenblick eine schmale Gestalt zwischen den Autos stehen, deren Scheinwerfer den Platz erhellen. Capricorn fordert sie daraufhin auf, endlich vorzulesen. Meggie glaubt, Farid erkannt zu haben, der ihr von Mo mit dem Ticken mitteilen will, dass sie da sind, um sie zu retten. Und dann beginnt sie eilig vorzulesen, damit Mo und Farid nicht Fenoglios Plan vereiteln können. Dazu kündigt sie sogar an, nicht gestört zu werden. Es soll eine Botschaft an Farid und Mo sein.
        Endlich erscheint der Schatten, über den wir schon so lange immer wieder nur einen Hauch von Angst herauslesen können. Zeitgleich gelangt Meggie an die Stelle, die Fenoglio neu geschrieben hat. Mortola scheint zu bemerken, dass etwas nicht stimmt, aber Meggie weicht ihr aus und liest weiter. Der Schatten soll sich an den Schmerz und die Traurigkeit erinnern, die die gespürt haben, aus denen er geformt wurde. Er soll beschließen, Rache zu nehmen an denen, die an dem Unglück schuld sind. Mortola versucht wieder, Meggie beim Lesen zu unterbrechen, aber Darius erwacht endlich zum Leben und hält sie von Meggie fern. Durch das Durcheinander dringt Capricorns Stimme, die verlangt, dass man ihr das Buch wegnimmt, aber niemand reagiert darauf. Zu sehr hält sie der Blick auf den Schatten gefangen. Meggie schafft es nicht, das Ende vorzulesen, aber genau da taucht Mo auf und liest den Schluss.

        Nur ein verlassenes Dorf
        Capricorn ist tot und seine Männer, die aus Tintenherz stammen, verschwunden. Die übrigen Männer, Frauen und Jungen laufen davon. Nur Mortola ist noch da, was ich seltsam finde. Die letzten Worte auf dem Blatt waren doch nicht die letzten. Auf der Rückseite gibt es noch ein paar zu lesen. Da fällt Meggie auf, dass Fenoglio verschwunden ist. Meggie liest den Schluss und der Schatten zerfällt in Capricorns Opfer, für die Fenoglio ein Happy-End geschrieben hat. Alles soll gut werden.
        Fenoglio bleibt verschwunden und Meggie ist sich sicher, dass er in Tintenherz gelandet ist.
        Farid öffnet den Käfig, in dem Teresa, Elinor und Basta stecken, aber Basta wird wach aus seiner Lethargie und schnappt sich Teresa. Ich frage mich, wieso er ebenfalls noch da ist. Er selbst hat dazu ein paar Theorien, die ihn als einen guten Menschen erscheinen lassen, was dann auch auf Mortola gemünzt werden kann. Beide haben (schon lange) niemanden getötet oder Feuer gelegt. Basta entkommt und auch Mortola verschwindet. Dafür sind die vielen Figuren, aus denen der Schatten bestand, immer noch da, und ich frage mich, wie das in unserer Welt mit ihnen gutgehen soll.

        Heimweh
        Wir sehen, wie Staubfinger das Geschehen erlebt hat. Er verdrängt Resa aus seinem Herzen. Keine Ahnung, wie gefühlskalt man sein muss, um das so einfach tun zu können. Nun will er sich – wie immer – das Buch holen und stiehlt es Mo aus der Jackentasche. Außerdem steckt er zwei Feen ein, was ich sehr egoistisch finde. Er hätte sie bei ihren Artgenossen lassen sollen. Auch wenn sie zu zweit sind, so ist es doch nicht richtig.
        Farid schließt sich Staubfinger an, auch wenn der ihn nicht mitnehmen will. Aber Farid lässt sich davon einfach nicht beirren. Er hat sein Herz scheinbar an Staubfinger gehängt.

        Nach Hause
        Sie merken schnell, dass Tintenherz verschwunden ist. Da Farid auch weg ist, können sie sich vorstellen, wer das Buch genommen hat. Meggie tut es um Fenoglio leid, der nun in Tintenherz lebt, aber Mo versucht sie zu trösten. Er hätte Fenoglio nicht herausgelesen. Durch das Vorlesen ist das ganze Unheil erst entstanden. Er sagt auch etwas sehr Schönes, das ein Autor gesagt haben soll. „Man kann einen Schriftsteller als dreierlei ansehen: als Geschichtenerzähler, als Lehrer oder als Magier … aber das Übergewicht hat der Magier, der Zauberer.“ Mir gefällt der Gedanke, dass wir Magier sind. Es ist letztlich Teresa, die Meggie tröstet. Ihren Worten zufolge ist Fenoglio in keiner schlechten Geschichte gelandet.
        Teresa bringt auch etwas Licht in die Angelegenheit, ob Capricorn in der Geschichte ebenfalls anwesend war, auch wenn er in unserer Welt war. Demnach soll er sozusagen verreist gewesen sein. Also ist Fenoglio zumindest vor ihm und dem Schatten sicher, denn die Geschichte hat sich verändert.
        Elinor und Mo mieten zwei Kleinbusse, in denen sie die Figuren aus Tintenherz zu Elinor bringen wollen. Sie will ihnen bei sich ein Zuhause bieten. Die Menschen wollen im Dorf bleiben und auch ein paar der Fabelwesen wollen nicht mitkommen. Trotzdem kommen 43 Feen, vier Kobolde und dreizehn Glasmänner und -frauen zusammen, die sich Elinor anschließen wollen. Auch Darius will mitkommen. Er will Elinor helfen, ihre Bibliothek wieder aufzubauen.
        Sie fahren zu Elinor, wo Mo die misshandelten Bücher wieder herrichtet. Elinor kauft in Darius‘ Begleitung Bücher. Die Feen bauen sich in Elinors Garten ihre Nester. Die Glasgeschöpfe nisten sich auf Elinors Dachboden ein und die Kobolde graben sich ihre Höhlen zwischen den Bäumen.
        Schließlich beschließt die kleine Familie, bei Elinor zu bleiben. Meggie begreift, wieso Mo es vermeidet, vorzulesen. Stattdessen will sie lernen, Geschichten zu schreiben, damit sie Teresa vorlesen und die Figuren notfalls zurückschreiben kann.

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        • Earu
          Earu kommentierte
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          Mir sind die Schriftsteller als Personen erst einmal egal. Ich liebe ihre Bücher und deshalb achte ich sie. Ich muss sie aber nicht kennenlernen oder mögen. Das aus Sicht einer Leserin. Als Autorin finde ich es natürlich faszinierend, Kollegen kennenzulernen und mit ihnen fachzusimpeln. Wenn da einer drunter ist, der mir vom Charakter her nicht gefällt, kann ich das akzeptieren. Ich muss nicht jeden mögen und ich erwarte auch nicht, dass mich jeder mag. Gerade wir Autoren sind ja doch ein seltsames Volk - manchmal etwas realitätsfern, verträumt, abgehoben ... Die Bücher würde ich weiterhin lesen, denn ich kann den miesen Charakter von den guten Büchern getrennt sehen, und genau diese Einstellung würde ich mir von Elinor erwarten.

          Der Schatten hat es als Charakter echt schwer. Wir werden schon viele Kapitel vor seinem Auftreten auf das schlimmste Monster, das man sich nur vorstellen kann, vorbereitet. Wie soll er da unseren Erwartungen entsprechen können? Er ist zum Scheitern verurteilt, zumal er durch Fenoglios Veränderungen gar nicht seiner Natur entprechend handeln kann.

        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Natürlich kann der Schatten nicht dem Hype nachkommen. Aber er macht überhaupt nichts, absolut und rein gar nichts. Das finde ich schon ziemlich enttäuschend. Obwohl ich auch sagen muss, ich habe nicht erwartet, dass der Schatten so grauenhaft ist, wie die Geschichten über ihn. Gerade weil die Geschichten über den Schatten so vage waren und mehr nach Mythos klangen als nach Realität (welcher Welt auch immer). Mythos ist niemals echt, von daher ging ich schon davon aus, dass der Schatten wenigstens halb lahm ist. Aber das er absolut nichts macht, fand ich wirklich enttäuschend. Ich mag es, wenn meine unheimlichen Monster ordentlich auf die Kacke hauen - dazu sind sie da

        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Von dem Schatten war ich auch enttäuscht! Auf den hatte ich mich richtig gefreut... "der Schatten", das klingt schon so unheilvoll und mysteriös. Und dann ist das Ding ungefähr so gefährlich wie eine Halloween-Dekoration. Schade.

          Ich fand übrigens das Ende von Darius sehr schön. Dass er bei Elinor eine neue Aufgabe finde läßt ihn seine Aktionen bei Capricorn wiedergutmachen (auch wenn er wahrscheinlich dort nur dazu gezwungen wurde.) Darius war mir sympathisch und ich finde ihn einen der interessantesten Nebencharaktere.

        #72
        Und noch ein paar abschließende Worte zu dieser Leserunde:

        Danke allen, die mitgemacht haben, auch die stillen Mitleser oder diejenigen, die diesen Thread vielleicht später in eigenem Tempo durchgehen.
        Ganz besonders Dank natürlich Earu und In-Genius für die super-aktive Mitarbeit. Ihr habt viele sehr gute Gedanken beigesteuert und interessante Fragen aufgeworfen. Genau so wünsche ich mir die Leserunden. Es war schön mit Euch!

        Für mich war es eine interessante Erfahrung, das Buch wieder zu lesen. Interessanterweise bleibt für mich trotz aller tiefen Analyse, die wir dieses Mal betrieben haben, das gleiche Fazit wie beim ersten Lesen: als Kind hätte ich dieses Buch geliebt. Jetzt als Erwachsene finde ich es nett, einige Ideen davon sind großartig, und einige Charakterer (Nebencharaktere) finde ich fantastisch - aber das ist es auch. Es triggert nicht, dass ich unbedingt Band 2 lesen will.
        Und ich kann nicht abschließend beantworten, woran das liegt. Es gibt einige Kinder- und Jugenbücher, die ich wirklich heiß und innig liebe. Dass ich also nicht mehr Zielgruppe bin für dieses Buch kann nicht der Grund sein, warum es nicht 100% zündet bei mir.

        Mit "Tintenherz" haben wir ein relativ dickes Buch durchgearbeitet. (Ich hatte das gar nicht so dick in Erinnerung, weil ich noch weiß, dass ich es beim ersten Lesen auf einer langen Flugreise komplett gelesen hatte.) Dementsprechen nehmen wir uns für die nächste Leserunde wieder etwas dünneres vor, um Ermüdungserscheinungen vorzubeugen. Und über die Feiertage machen wir jetzt erstmal Pause, Lese-Hausaufgaben passen nicht so gut zu Festessen mit der Familie.
        Vielleicht stimmen wir dieses Jahr noch ab über das nächste Leserunden-Buch, da spielen noch ein paar Faktoren mit rein, die ich noch nicht vorhersehen kann. Aber wir machen auf jeden Fall weiter.
        Always avoid alliteration.

        Kommentar


        • Earu
          Earu kommentierte
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          Ich habe Band 2 und 3 damals auch gelesen, aber sie haben mir nicht so gut gefallen wie der erste. Wobei es jetzt spannend wäre, diese mit erwachsenen Augen zu lesen. Harry Potter und die Kammer des Schreckens hat mir beim ersten Lesen auch nicht gefallen, beim zweitem Mal aber schon. Ich denke, das war eine andere Erwartungshaltung, die mich deshalb positiv überraschte.

        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Earu, mir ging es bei Harry Potter und der Halbblutprinz so. Nach dem ersten Lesen war ich leicht enttäuscht, dann habe ich es nochmal gelesen und jetzt ist es fast mein liebster Band der Serie. (Aber Potter sparen wir uns für eine andere Leserunde auf...)

        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Ich weiß durchaus, warum mich Tintenherz nicht hinterm Ofen hervorlockt und vermutlich auch, warum ich es all die Jahre über nie gelesen habe, obwohl ich nur Gutes darüber hörte.
          Ich finde die Welt unspannend, so wie sie präsentiert wird. So sehr ich Bücher liebe und mit Lieblingsfiguren meine Wände zuklebe, ich will sie nicht aus ihren Büchern herauslesen. Sie passen nicht in das Leben unserer Welt - Staubfinger ist ein gutes Beispiel dafür. Genauso wenig wie ich in den Bücherwelten meiner liebsten Geschichten sein wollte, das sind oft fürchterliche Lebenssituationen. Die können gern Hirngespinste bleiben.

          Nun beim Lesen von Tintenherz haben sich ein paar Schwächen offenbart (das langsame Pacing und Drumherumreden, die Charaktere etc), die mir den Lesespaß auf Dauer nehmen - und über 500 Seiten sind 'ne Dauer. Ob mir das Buch als Jugendlicher gefallen hätte, weiß ich nicht, vermutlich hätte ich es ziemlich langweilig gefunden. Es passiert nicht so rasend viel und das dauert ziemlich lange, aber der Schreibstil ist nicht so schön, als dass ich ihm Stunden lang zuhören wollte.

          Ich freue mich auf die nächste Leserunde! Allen eine frohe Weihnachten! (oder sonst schöne Familienzeit)

        #73
        Übrigens hier noch ein kleines, nachträgliches Zuckerl zu dieser Leserunde. (Nachträglich deshalb, weil ich schlicht über dem Feiertagsstress vergessen hatte, das ich das ja machen wollte ...)

        Wir (d.h. konkret: weltatlas) hatten uns bemüht, aus Anlass dieser Leserunde ein Interview mit Cornelia Funke zu kriegen. Das hat leider nicht geklappt; sie gibt grundsätzlich keine Interviews. Was wir aber von ihrer PR-Agentur bekommen haben ist eine sehr schöne Pressemappe als pdf.

        Die habe ich hier angehängt. Viel Spaß beim Lesen, ich fand sie wirklich interessant.

        Pressemappe_Cornelia Funke_2018.pdf
        Always avoid alliteration.

        Kommentar


        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Sehr, sehr hübsch.

        • Earu
          Earu kommentierte
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          Wow, mit der Pressemappe wüsste ich aber auch nicht mehr, was ich sonst noch hätte fragen können. Danke für die Mühe!

        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Der Dank gebührt in dem Falle weltatlas,
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