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6. Türchen

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    6. Türchen

    Adventsschreibaufgabe: Schreibe einen Monolog eines Kindes (gerne eine eurer Figuren, als sie noch ein Kind war) das auf Weihnachten wartet.

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    #2
    Es war kalt in den Hallen von Covent Garden, aber der Schnee konnte mir hier nicht folgen. Die Leute um mich waren groß, dunkel, miefig und trieben an den Ständen des Weihnachtsmarkts entlang, ohne genau hinzusehen, was dort an Kostbarkeiten herumlag. Schätze, die hatten alle ihre Weihnachtsgeschenke schon. Ich nicht. Es wurde Zeit. Denn heute war Heiligabend, und wir wären schon um fünf bei Grandma. In ihrer kleinen Butze mit dem Bollerofen war es warm, viel zu warm, und sie würde mit dem dampfenden Hackbraten aus ihrer winzigen Kochnische kommen und wir alle würden am Ende satt auf ihrem Sofa und dem Fußboden liegen. Mir lief schon das Wasser im Mund zusammen.
    Mein oller Rucksack wetzte mit seinen dünnen Trägern an meiner Schulter, und das scheiß Mathebuch bohrte sich mit seiner harten Umschlagkante in meinen Rücken (ich musste über Weihnachten lernen). Das war mir jetzt aber egal, denn da kam der Stand mit den Schneekugeln. Kurz umgeblickt. Niemand würde mich bemerken, die Verkäuferin schwatzte gerade mit ihrer Kollegin vom Stand mit den Wollschals. Ich lief einfach am Stand vorbei, und als ich an der Glaskugel mit dem kleinen Weihnachtsbaum mit dem gelben Glitzerstern vorbeikam, schnappte ich sie mir und steckte sie schnell in meine Jackentasche.
    Jetzt war es wichtig, einfach im normalen Tempo weiterzuzockeln. Dann bog ich um die Ecke, schlüpfte in den Verbindungsgang zur Nachbarhalle und juchzte einmal. Granny würde sich über das Geschenk freuen. Sie mochte Weihnachten. Die Lichter. Die Lieder. Und die Schneekugeln.
    Vor mir wurde es plötzlich eng, die Leute standen dicht an dicht. Sie drängten sich um die Geländer herum, über die man runtergucken konnte, auf das Restaurant eine Etage tiefer - die Gastronomie, wie Freddie immer sagte, das einzige Wort mit vier Silben, das er aussprechen konnte - wo manchmal Musiker auftraten. Ich drängelte mich durch die Kamelmäntel und Daunenjacken ganz nach vorn und spähte hinunter.
    Da unten standen drei Männer und drei Frauen, verkleidet als grünrote Weihnachtselfen, mit Klingelglöckchen an ihren Hüten und Schuhen. Albern. Aber ich musste lachen. Dann fingen sie an zu singen.
    Es war, als verwandelte sich alles Weihnachten, jede weiße Schneeflocke, jeder grüne Tannenzweig, jede rote Schleife und der Geruch nach Liebesapfel in goldene Töne und Harmonien. Ich rutschte zu Boden, um näher heranzukommen, und lauschte. Als sie schließlich aufhörten zu singen und ihre Sachen einpackten, stand ich auf. Meine Wangen waren nass. Miles, dachte ich. Du lernst singen, wie die da. Wie die verkleideten Engel. Und dann singst du Granny alle Weihnachtslieder vor, die sie sich wünscht.
    Aber heute gab es noch einmal eine Schneekugel.
    Zuletzt geändert von Dodo; 06.12.2023, 14:42.

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      #3
      War es nicht langsam mal so weit?
      Ich hockte schon eine Ewigkeit in meinem Zimmer und so langsam hatte ich wirklich keine Lust mehr auf Puzzeln. Dem Hörspiel hörte ich schon lange nicht mehr zu. Immerhin musste ich darauf lauschen, ob sich endlich die Wohnzimmertür öffnete oder ob Mama an meine Zimmertür klopfte.
      Wie lange dauerte das denn noch?
      Ich drückte die Türklinke herunter, zog meine Tür einen Spalt breit auf und spähte in den Flur. Aber es war nichts zu erkennen. Und zu hören war auch nichts. War der Weihnachtsmann überhaupt schon da? Hatte er mich auch nicht vergessen?
      Plötzlich trat Mama in den Flur.
      Reflexartig warf ich meine Zimmertür ins Schloss und rannte zum Tisch zurück, auf dem mein angefangenes Puzzle mit dem süßen Australian Shepherd lag. Bevor ich so tun konnte, als ob ich total ins Puzzeln vertieft war, stand Mama im Türrahmen. Und lächelte mich an.
      Endlich! Der Weihnachtsmann war da!
      Ich stob an ihr vorbei, durch den Flur. Mit viel zu viel Schwung öffnete ich die Wohnzimmertür.
      Der Baum leuchtete wunderbar und war über und über mit bunten Glaskugeln und Lametta geschmückt. Meine grüne Lieblingskugel hing an einem der unteren Äste, genau auf Augenhöhe. Genau über dem kleinen Stapel bunt eingepackter Geschenke!
      Jubelnd überwand ich die letzten Meter, bemerkte nur am Rande Papa, die weihnachtliche Musik und den weihnachtlichen Duft, der von dem alten, struppigen Räuchermännchen ausging.
      Hoffentlich hatte der Weihnachtsmann meinen Wunschzettel gelesen!
      Es hätte die Aufforderung meiner Eltern, die Geschenke auszupacken, gar nicht gebraucht. Als hätte ich auch nur noch eine Sekunde länger warten können!
      Unter dem Geschenkpapier kam ein Buchtitel zum Vorschein. Das war doch nicht etwa …?
      Ja! Das neueste Buch meiner Lieblingsreihe! Genau das hatte ich mir gewünscht. Und das war längst noch nicht alles, was mir der Weihnachtsmann gebracht hatte.
      Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

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        #4
        In einem Häuschen, eingebettet in eine hügelige, verschneite Winterlandschaft, schauten unter einem geschmückten Tannenbaum im Wohnzimmer zwei kurze Beine hervor. Die dazugehörigen Füße, die in weißen Strumpfhosen und roten Lackriemchensandalen steckten, bewegten sich wie Scheibenwischer beständig nach links und rechts.
        Das kleine Mädchen, zu dem sie gehörten, lag unter den ausladenden Zweigen des Weinachtsbaum und betrachtete im Halbdunkel versonnen die blinkenden Lichter über sich. Den harzigen Duft der Nadeln tief einatmend, versuchte Cia ihre Aufregung zu zügeln. Morgen war es endlich so weit. Morgen würde der Weihnachtsmann sie besuchen. Ob er ihren Wunschzettel wohl bekommen hatte? Sie war ganz sicher, dass ihre Mama ihn zur Post gebracht hatte, aber er musste so viele Kinder besuchen. Würde er sie dabei nicht vergessen? Auf jeden Fall wären sie vorbereitet! Heute hatten sie leckere Plätzchen gebacken und Milch war auch genug da. Und sie hatte das ganze Jahr versucht brav zu sein und ihren Eltern keinen Ärger zu bereiten. Ihren größten Wunsch aber, hatte sie dem Weihnachtsmann gar nicht gesagt. Sie verschränkte die Finger ihrer kleinen Hände aufgeregt und verzog das Gesicht. Ob er wohl auch von den geheimsten aller geheimen Wünsche wusste? Würde er ihn erfüllen? Bekäme sie endlich die kleine Schwester, die sie sich so sehr wünschte?
        »Cia?«, rief ihre Mutter und sie schreckte auf. Schnell rutschte sie unter dem Baum hervor, war ihr doch verboten worden, sich unter ihn zu legen. Ihr grünes Tartan-Röckchen, die weiße Strickjacke, ihre Haare - alles war voller Tannennadeln. Ihre Mutter trat in den Durchgang zum Wohnzimmer und atmete bei ihrem Anblick überrascht ein, schimpfte aber nicht. Stattdessen setzte sie sich zu ihr auf den Boden und begann die Nadeln von ihr zu zupfen. Cia schmiegte sich beruhigt an sie und hätte sie beinahe umgeworfen.
        »Sachte mein Schatz. Wir müssen in der nächsten Zeit ein bisschen vorsichtiger sein.«
        »Warum Mama? Geht es dir nicht gut?«
        »Mir geht es gut. Aber was es ist, möchte ich erst sagen, wenn auch dein Vater zu Hause ist.« Die Türglocke ließ beide aufsehen. Cia rannte aufgeregt zur Haustür, konnte kaum erwarten ihren Vater zu umarmen, aber vor allem wollte sie erfahren, was ihre Mutter zu sagen hatte. Während er seinen Mantel ablegte, konnte sie an nichts anderes denken, als ihren Wunschzettel. Und den geheimen Wunsch.
        "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
        "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
        "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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