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  • Badabumm
    antwortet
    Kreativaufgabe:

    Sie wirft ihre Umhängetasche, Öko mit Fransen, auf den Nachbarhocker, Buttons klimpern, und sie erklimmt die Sitzfläche rechts an der Wand. Vielleicht fällt ja etwas heraus, denkt Roland, und sie wird den Beutel deshalb auf den Boden stellen. Das ergäbe dann eine Bresche in ihrer linken Verteidigung, ein schwarzes Fleckchen von rundem Leder, auf dem er sich ranpirschen könnte. Aber nichts dergleichen geschieht, schlapp hängen Jute und Trageriemen herunter. Mit einer ungeübten Handbewegung streift sie die Kapuze ihres Pullovers ab und ein Haselnussbusch von Haaren explodiert hervor. Das Licht glüht magenta auf ihr mageres Gesicht. Sie ist jung, sehr jung. Das Mädchen lehnt wie eine schlaksige Stoffpuppe am Tresen, rutscht unruhig auf ihrem abgeribbelten Jeans-Höschen hin und her und die knochigen Knie baumeln in schwarzen, löchrigen Strumpfhosen. Das Aufreizen will ihr nicht gelingen und ist doch so wirkungsvoll. Ihre Hände versucht sie zu wärmen, indem sie die langen Pulloverärmel weit herunterzieht. Unter dem Pullover trägt sie ein Holzfällerhemd, eines von der kernigen Männer-Sorte, das ihr fünf Nummern zu groß ist. Dabei ist es stinkend heiß. Aber sie kommt ja von draußen, dort ist der Schnee zwei Zentimeter hoch. Deshalb die Stiefel, sie sehen verboten aus. Ihr wird schon noch warm werden, denkt Roland und wettet mit sich, wie lange sie den Pullover aushalten wird. Dann bemerkt sie, wie er sie mustert und zieht das Hemd hastig über ihren runden Hintern. Mit keckem Näschen spielt sie erwachsen, schließlich ist das hier eine verruchte Bar, oder etwa nicht? Roland überlegt sich seine Strategie.

    „Für dich gibts nur Cola oder Wasser“, sagt der Barmann, stellt sich vor sie hin und stützt beide Arme auf.

    „Dann Cola“, sagt sie.

    „Hast du Geld?“ fragt der Barmann.

    „Ja.“

    „Sag nie, dass du Geld hast“. Grinst väterlich-weise und stellt ihr das Getränk hin. Während sie hastig trinkt, beobachtet Roland sie schlitzäugig.

    Sie bezahlt mit etwas Klimpergeld. „Kennst du ein billiges Zimmer für ein, zwei Nächte?“ fragt sie den Barmann und verlangt danach eine zweite Cola. Nervös stapelt sie die drei Bierdeckel vor sich zu einem Haufen und rückt die Kanten gerade.

    Der Barmann überlegt künstlich lange, dann zuckt er mit den Schultern. „Nein. In dieser Gegend nicht.“

    Und Roland steht auf und geht zum Tresen. Zeit zur Jagd.
    Zuletzt geändert von Badabumm; 10.08.2016, 17:02.

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  • Ankh
    antwortet
    • Bevorzugt ihr schöne, markante oder unscheinbare Protagonisten (welches Genre?)

    Tatsächlich bevorzuge ich ziemlich überzeichnete Charaktere, ob als Autor oder als Leser. Mag daran liegen, dass ich eine leichte Prosopagnosie habe und mit allzu "normalen" Gesichtern nix anfangen kann. Im realen Leben wie auch im Roman ist es also hilfreich, wenn ich ein oder mehrere auffällige Merkmale habe, die ich mit einem Charakter verbinden kann: Ausgefallene Frisuren, Körperformen oder Narben sind da genauso hilfreich wie bestimmte Bewegungs- und Sprachmuster. Also auf alle Fälle markant, gerne schön (weil die auch oft markant beschrieben sind), und bitte keine Allerweltsgesichter. Dann lieber gar keine Beschreibung, dann mach ich mir nämlich selbst ein Bild zurecht
    • Soll das Aussehen den Charakter widerspiegeln?

    Insofern es realistisch ist, ja. Also ein Mensch (oder Elf), der nicht gerade gesund lebt, dürfte auch nicht einen vor Gesundheit strotzenden Körper haben. Jemand, der muskulös ist, trainiert auch viel. Ein Mensch, der im Leben viel gelacht hat, hat im Alter eher Falten in den Augenwinkeln als senkrechte auf der Stirn etc.
    Allerdings halte ich nicht viel davon, wenn ein Protagonist einem Menschen auf den ersten Blick ansieht, ob er vertrauenswürdig oder zwielichtig ist, nur weil die Augen schmal sind oder sowas. Ganz abgesehen davon, dass sowas in einem Buch die Spannung killt, ist es auch unrealistisch.

    Ted Bundy.jpg"Hi there!"
    • Soll man vermeiden den Charakter im Aussehen widerspiegeln zu lassen, und geht das überhaupt?

    Siehe oben. Dinge, die sich im Gesicht oder Körper (oder Verhalten oder der Sprache) abzeichnen, sollte man natürlich darin spiegeln. Damit kann man eine Menge Charakterisierung rüberbringen (womit wir wieder beim Show, don't tell wären). Aber warum die Bösewichte immer schwarze Haare haben müssen oder die Zicken immer blonde versteh ich nicht. trotzdem ist das inzwischen so fest verankert, dass z.B. Rowling im Falle von Snape damit sicher bewusst gespielt hat, um einen falschen Eindruck zu erwecken (äh, Spoiler? Ich hoffe nicht). In diesem Sinne kann es durchaus hilfreich sein, sich mit solchen Klischees vertraut zu machen und mit ihnen zu spielen. Mir zumindest macht das Spaß, aber das passt sicher auch besser, weil meine Figuren sowieso sehr bewusst überzeichnet sind.

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  • Badabumm
    antwortet
    Nett, dass du es jetzt hier reingestellt hast. Kann man nicht kommentieren???

    Mit "Jimmy" hast du echt einen Charakter erwischt, den ich gerade für ein Adventure zusammenbastele... Das zu große Flanellhemd ist inzwischen auch Kult / Klischee... ( dank Jennifer Lawrence und Saoirse Ronan in diversen burschikosen Filmen...).

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    Ich überleg mir was. Zur Zeit muss ich noch programmieren...

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  • Sag mir, wie du aussiehst, und ich sage dir, wer du bist!

    Das Aussehen kann benutzt werden, um die Charaktereigenschaften, aber auch die Einstellung der Figur zu unterstreichen.
    Schiefe und schlecht geputze Zähne weisen darauf hin, dass sich die Figur nicht so sehr um ihr Äußeres und um ihre Gesundheit kümmert – oder dass sie kein Geld und keine Zahnzusatzversicherung hat. Eine bestimmte Moderichtung kann auf eine Gesinnung deuten; oder dass die Figur ein Mitläufer ist.

    [Aufgabe]
    Beschreibt das Äußere einer Figur und lasst den User unter euch raten, wie diese Figur tickt, bzw. eine kleine Szene schreiben.


    Ich geb was vor!

    Jimmy (Mädchen). Schulterlange ungekämmte Haare, zu großes Flanellhemd, kurzgeschnittene, ausgefranste Jeans, blickdichte zerrissene Strumpfhose, Stiefel.
    Zuletzt geändert von Victoria; 06.08.2019, 20:24.
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