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Freitagsinfusion 12/23: Metafiktion

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    Freitagsinfusion 12/23: Metafiktion

    Ein Charakter wird sich bewusst, dass er in einer Weihnachtsgeschichte lebt. Schreibe eine kleine Szene, wie es ihm damit geht und was er nun tut (Show, don’t tell!).

    Wer mit Weihnachten nichts anfangen kann, kann auch gern einen eigenen Charakter und das Setting eurer eigenen Geschichte nutzen.
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

    #2
    (Das ist eine Premiere, ich hab meine Figuren, die bisher fast nur Konzept waren, noch nie aufeinander losgelassen. Und dann gleich sowas. ... Sie haben die Aufgabenstellung nach ihrem Gusto interpretiert, ich kann da nichts für).

    .
    Ihr Produzent hatte zum Anlass ihrer 100. Vorstellung, die mit der Christmas Eve-Matinee zusammenfiel, den benachbarten Pub gebucht. Der Cast feierte ausgelassen in den Nachmittag hinein, nur Miles nippte reserviert an seinem Apfelsaft. Neben ihm saß April, die Leading Lady, und unterhielt sich mit Riley, dem Prinz von Schickimickiland.
    Normalerweise kehrte Miles sofort nach der Vorstellung in die Realität zurück. Aber dieses Mal war etwas anders. April hatte ihn in der letzten Vorstellung nicht nur, wie in ihrer Choreographie vorgesehen, wie ein Windhauch gestreift, sondern eher wie ein herabwehender Ast getroffen. Er hatte ihr Gesicht gesehen, nur er, denn sie drehte in dem Moment dem Publikum ihren Rücken zu. In ihren Augen hatte sich die Absicht einer Provokation gespiegelt, und sie hatte geschmunzelt. Für einen Sekundenbruchteil war sie aus der Rolle gefallen und hatte ihn mitgerissen: Beinahe hätte er Text und Melodie verloren. Doch die Überlebensinstinkte eines Schauspielers hatten ihn gerettet. Mit einem Kieksen in der Stimme war er über die Situation hinweggeglitten.
    Sollte er sie deswegen fragen? Ob das Absicht war? Und wenn ja, welche?
    Sie würde lachen und fragen, ob er sonst noch Wünsche zu Weihnachten hätte.
    Hätte er.
    Riley beugte sich vor, ein breites Grinsen auf seinen glänzenden Lippen. »Miles, übrigens dein Kieksen vorhin … Kommst du jetzt endlich in den Stimmbruch?«
    Miles zuckte mit der Schulter. »Keine Angst, da kommst du auch noch hin.«
    »Jungs«, sagte April. »Könnt ihr nicht einmal aufhören, euch zu zoffen? Es reicht doch, wenn ihr im Stück Rivalen seid.«
    »Du bist halt auch im wahren Leben eine Frau, um die man kämpfen möchte«, erwiderte Riley. »Nicht wahr, Miles?«
    »Eine Frau ist kein Preis, den man gewinnen kann, ihr Idioten«, erwiderte April. »Ich komm mir vor wie in einem schlechten Roman.«
    Miles lachte gedämpft. »Das wäre dann wohl ein ganz billiger Nackenbeißer.«
    April schauderte. »Ich möchte schon selbst entscheiden, wer mir in den Nacken beißt.«
    »Graf Dracula?«, fragte Miles und deutete auf Riley, der sehr stolz auf seine Adelstitel war.
    Nun warf April ihm einen Blick zu, der ihn am liebsten noch einmal kieksen lassen würde.
    »Ganz. Sicher. Kein. Vampir«, sagte sie.
    »Stellt euch mal vor, wir wären tatsächlich in einem Roman«, sagte Riley verträumt. »Der edle Adelsproß, der Bauerntölpel und die bezaubernde Schönheit unbekannter Herkunft.«
    »Bis auf die bezaubernde Schönheit könnte ich die Rollen keinem von uns zuordnen«, sagte Miles.
    April gab ein gerührtes »Oh« von sich und drückte sich kurz an Miles.
    Ihm blieb genauso kurz die Luft weg. »Ich hab ja nicht gesagt, wer die bezaubernde Schönheit ist.«
    »Gewiss nicht Riley«, erwiderte April und grinste.
    »Nein, mal ernsthaft. Sind wir nicht alle irgendwie Teil einer Erzählung? Nur, dass wir den Erzähler nicht kennen?« Rileys Stimme wurde fast transparent.
    »Ich glaube weder an Gott, das Schicksal oder sonstige Erzähler«, sagte Miles.
    »Aber vielleicht ist das so, weil dein Erzähler – dein Autor – das so will.« Riley machte eine Geste, als hielte er eine große Schüssel vor sich.
    »Das glaube ich erst, wenn er dir sechs Finger an jede Hand schreibt.«
    Sie blickten auf Rileys Hände. Natürlich hatte er sechs Finger an jeder Hand.
    »Ist euch das vorher nie aufgefallen?«, fragte Riley und kratzte sich mit sechs Fingern am Kopf.
    »Nein, sonst hätte ich es nicht als Probe aufs Exempel gewählt«, erwiderte Miles, ein ganz klein wenig verunsichert.
    »Mir ist es auch nicht aufgefallen«, sagte Riley und musterte seine Zwölf.
    »Quatsch«, sagte April.
    »Ohne nachzusehen, Riley! Hast du auch zwölf Zehen?« Miles beugte sich vor.
    »Nein«, schrie Riley empört. »Das hätte doch der Schuhmacher bemerkt!«
    Natürlich, seine Schuhe waren Maßanfertigungen.
    »Dann zeig mal. Wenn es jetzt sechs sind …«
    »Wenn es jetzt sechs sind, heißt es nur, dass Rileys Schuhmacher sehr diskret ist«, sagte April.
    Riley hatte genug. Von Fingern und Zehen. »OK, OK. Es gibt keinen Autor.«
    Niemand tat oder sagte etwas.
    Es war, als müsste der Autor drüber nachdenken, eine Strafe für Autorenlästerung zu verhängen.
    »Was ist denn das?« April nahm einen Zettel vom Tisch, den vorher niemand bemerkt hatte. (Den Zettel natürlich!) »Ich hab hier eine Nachricht.«
    »Lass sehen«, sagte der Kollege, der den Theaterdirektor spielte. »Ich lese vor, darin habe ich Übung.« Er räusperte sich. »Meine lieben Figuren, Ihr solltet meinen Anweisungen besser Folge leisten. Regel Nummer 1: Es gibt keinen Autor neben mir. Regel Nummer 2: Ich bekomme die Einnahmen aus dem Verkauf des Buchs. Regel Nummer 3: …«
    Sie sahen sich an.
    »Nicht gut«, sagte Riley und blickte zu Miles, der blass geworden war. »Wir sollten unsere Rollen wohl besser nicht hinterfragen.«
    (Na also, geht doch.)
    »Das hat doch einer von euch hingelegt«, sagte Miles. »Ich für meinen Teil mache auch in Zukunft, was ich will!«
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    Zuletzt geändert von Dodo; 22.12.2023, 14:32.

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    • Nachtmahr
      Nachtmahr kommentierte
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      Herrlich.

    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Bei der Stelle mit den Fingern musste ich lachen Sehr schön!

    #3
    Nachdem bald Weihnachten ist und überall eingepackt wird, pack ich das Geschichtchen in den Spoiler. Viel Spaß. 😁

    »Was, bei allen Göttern ist das?«, fragte Orell und sah mit grauenerfüllter Miene auf den Inhalt der Kiste hinab.
    Die anderen standen Schulter an Schulter mit ihm um sie herum und wirkten nicht minder befremdet. Thaes zog eine spiegelartig glänzende Kugel hervor, an deren Spitze ein dünner Haken befestigt war.
    »Wer hat das geschickt?«, fragte er in die Runde und erntete ratlose Blicke.
    »Warte. Da ist eine Nachricht«, sagte Veril, der sie in einer Ecke der Kiste entdeckt hatte und jetzt, die Zungenspitze zwischen den Lippen, danach angelte.
    »Was steht darauf?«, wollte Gaen wissen und sah ihm über die Schulter.
    »Für die Weihnachtsepisode. Bitte aufhängen.«
    »Was?«, ertönte es einstimmig.
    »So steht es hier.« Veril reichte das Pergament an Orell weiter.
    »Wer hat das geschickt?«, fragte Thaes noch einmal.
    »Eindeutig eine höhere Macht.« Veril wirkte von seiner Theorie ziemlich überzeugt.
    »Nur welche?« Gaen sah ihn zweifelnd an.
    »Ist das nicht egal? Bislang hat sie gut für uns gesorgt und wenn sie jetzt möchte, dass wir«, er warf noch einen Blick in die Kiste und verzog das Gesicht, »das hier aufhängen, dann tun wir das.«
    »Die Götter stehen uns bei«, sagte Orell zu Thaes. Der beobachtete mit verschränkten Armen die anderen beim Auspacken und lachte bei seinem Anblick.
    »Warum das finstere Gesicht, mein Freund?«
    »Erinnerst du dich daran, wie wir Stunde um Stunde Bänder, Edelsteine und Mineralstaub aus den Mähnen und Schweifen unserer Pferde entfernt und gebürstet haben, weil die -«
    »Erinner mich nicht daran«, sagte Thaes plötzlich und wirkte jetzt genauso finster wie er.
    »Tja, heute sind wir unter uns, aber ich hab so eine Ahnung …« Sie wechselten einen Blick, bevor Thaes seufzend die Arme aus der Verschränkung löste und ging, um den anderen zu helfen. Orell sollte recht behalten.


    »Veril! Nicht um seinen Hals!«, rief Thaes und fügte murmelnd hinzu: »Wie Kinder.«
    »Wie viel ist noch übrig?« Orell stellte sich neben ihn und betrachtete das Chaos stirnrunzelnd.
    »Diese seltsamen buschigen Schnüre sind schon alle angebracht. Ein paar von den Kugeln fehlen noch, dann – Veril!«
    »Lass sie.«
    »Bitte?« Thaes der genug hatte und schon einen Schritt in ihre Richtung tat, sah ihn überrascht an.
    »Jeder von ihnen ist einige tausend Jahre alt. Sie haben Erfahrung, Schlachten geschlagen und -« Orell verstummte abrupt und wandte sie mit einer Hand über den Augen ab, weil er es nicht mitansehen konnte.
    »Weißt du … obwohl ich manchmal denke das du ein wenig hart über sie urteilst wenn du das sagst …« Orell nahm die Hand herunter und sah ihn aufmerksam an. »Sie benehmen sich wirklich wie Halbwüchsige«, fügte Thaes resigniert hinzu.
    »Schlimmer. Es ist viel schlimmer«, sagte Orell leise, als es etwas entfernt krachte und beide heftig zusammenzuckten.
    »Wir sind fertig«, verkündete Veril stolz, dem von ihm unbemerkt eine Kugel im langen Haar baumelte. Thaes hatte keine Ahnung, wie sie dort hingelangt war.
    »Ist es so richtig?«, fragt Gaem zweifelnd.
    »Nachdem wir keine Anleitung hatten«, meinte Orell schulterzuckend. »Besser gehts nicht.«
    »Und jetzt? Diese …« Veril las die Nachricht noch einmal, »Weihnachtsepisode?«
    »Ich hab das Gefühl, das war sie schon«, murmelte Thaes und ging sich das Ergebnis ihrer Bemühungen ansehen.
    »Es ist eigenartig – aber irgendwie auch schön«, sagte jemand und vierzehn Köpfe nickten zustimmend.
    »Meine Kleinen hätten das sicher gern gesehen«, meinte Veril mit belegter Stimme.
    »Nimm ruhig alles mit, wenn wir heimkehren. Was allerdings deine Gemahlin dazu sagt …« Orell ließ den Satz unvollendet, aber alle wussten was er meinte.
    »Und jetzt?« Wieder Veril.
    »Nachdem es wohl ein besonderes Fest ist, fröh
    »Und Feste können wir feiern«, warf Veril ein, bevor er einem seiner Kameraden das Zeichen gab den Wein zu bringen. Thaes sah ihn matt an, bevor er wieder die Stimme erhob.
    »Nachdem -«
    »Da ist noch etwas in der Kiste.« Gaem hob eine große Platte mit hübsch verziertem Gebäck heraus.
    »Die war eben aber noch nicht da.«
    »Schätze mal, eine Belohnung für euch, auch wenn ich nicht wei-«, meinte Orell, wurde aber mitten im Satz unterbrochen.
    »Lass mich probieren«, sagte Veril und griff nach einem davon. Er schob sich das Gebäck in den Mund und kaute, wobei seine Augen größer wurden.
    »Hatte nicht jemand was von Wein gesagt?« fragte Thaes an Orell gewandt, als sich noch mehr Hände nach der Platte ausstreckten. Während sich die anderen über das Gebäck hermachten, gingen sie auf den Weinkrug zu und Thaes schenkte ihnen ein. Beide seufzten müde, bevor sie einen Schluck tranken.
    »Fröhliche Weihnachten.«
    »Dir auch Thaes. Was auch immer das sein soll.«
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    Zuletzt geändert von Nachtmahr; 22.12.2023, 18:24.
    "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
    "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
    "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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      #4
      "Was ist jetzt das?", fragte Scratch, als Kid ein sperriges, plastikverschnürtes Bündel Grünzeug in die Wohnung zerrte.
      "Na, ein Weihnachtsbaum." Kid ließ den Baum mitten im Zimmer liegen, setzte seinen Rucksack ab und zog einen schweren Weihnachtsbaumständer daraus hervor.
      "Ist es dafür nicht ein bisschen spät?"
      Kid checkte sein Com. "Das schaffen wir schon noch. Ich habe auch gar nicht so viel Dekokram, was ich halt der Public Relations Abteilung abluchsen konnte."
      "Was schaffen wir?", fragte Scratch verwirrt.
      "Na, bis Heiligabend fertig zu sein." Kid schob mit kritischem Blick den Ständer ein wenig hin und her, bevor er den Baum aufhob und beherzt hineinpflanzte. "Man feiert doch erst abends, oder? Du bist hier der Katholik."
      Scratch holte tief Luft. "Kid. Weihnachten war letzte Woche. Mal ganz abgesehen davon, dass ich es dieses Jahr am liebsten aus meinem Gedächtnis streichen würde."
      Wieder sah Kid irritiert auf sein Com. "Weihnachten ist doch am 24. 12., oder?"
      "Ja."
      Kid hielt Scratch das Display entgegen. "Und heute ist der 24. 12."
      "Quatsch." Scratch zog sein eigenes Com hervor. "Der 24. war letzte Woche." Stirnrunzelnd hielt er inne. Checkte den Kalender. Den Dienstplan. Schließlich googlete er noch das Datum.
      Die gesamte Matrix schien überzeugt, dass heute Weihnachten war. Und Kid auch. War das irgendein elaborierter Scherz? Oder wurde er gerade verrückt?
      Die Tür meldete einen Besucher und gab sogleich den Zugang frei. Tier duckte sich unter dem Rahmen hindurch. "Soll ich den Entenbraten nochmal warm stellen oder essen wir gleich?", fragte er fröhlich, während er eine große Cateringbox auf dem Küchentresen ablud.
      Scratch starrte ihn nur an. "Dein Arm!"
      Tier sah an sich hinunter. "Was ist damit?"
      "Nichts", hauchte Scratch. Das war ja das Seltsame.
      "Feist ist nochmal heimgefahren, um seine Gitarre zu holen", beantwortete Kid Tiers erste Frage, während er eine goldene Girlande um den inzwischen vom Plastiknetz befreiten Baum schlang. "Aber er kommt bestimmt bald. Deck schon mal den Tisch, dann können wir gleich anfangen, wenn er da ist."
      Erneut vermeldete die Tür einen Besucher. Mit einem Stapel bunt verpackten Schachteln schritt Yokai in den Raum.
      "Wo kommen die hin?", fragte er.
      "Unter den Baum. Glaube ich?" Kid sah fragend zu Scratch, aber der registrierte das nur am Rande.
      "Du bist frei", stellte er fassungslos fest.
      "Ja", sagte Yokai und runzelte die Stirn. "Wo sollte ich sonst sein?"
      "Ich bin mal kurz eine rauchen", erwiderte Scratch nur, schnappte sich seine Zigaretten und floh auf den Balkon. Draußen segelten dicke weiße Flocken vom Himmel und bedeckten die Welt mit einer fluffige Schneedecke. Die Gebäude um den Hangarvorplatz waren mit festlichen Lichterketten verziert, und auf dem Helikopterlandeplatz stand ein Rentierschlitten.
      Okay, das war's. Er hatte offiziell jeden Bezug zur Realität verloren.
      Hinter ihm glitt die Balkontür auf. Jemand trat leise zu ihm.
      "Geht es dir gut?", fragte Kid behutsam.
      Scratch wusste nicht, was er antworten sollte. Er konnte nicht behaupten, dass es ihm schlecht ging, im Gegenteil. Er war einfach nur komplett verwirrt darüber, was hier vor sich ging.
      "Siehst du den Schlitten da drüben auch?", fragte er vorsichtshalber.
      "Ja", sagte Kid völlig sorglos. "Er hat das hier für dich abgegeben." Er drückte Scratch ein kleines Päckchen in grünem Packpapier in die Hand. Das Gewicht und Format ließ sein Herz für einen Moment gefrieren. Er wusste, was darin war. Unter der Schleife steckten eine weiß-rote Karte, auf die "Feliz Navidad!" gedruckt war, sowie eine goldene Schreibfeder und eine Rolle Pergament.
      Kid hob fröstelnd die Schultern. "Ich geh wieder rein", verkündete er und ließ Scratch allein zurück.
      Der sank auf die Schaukelbank und starrte zwischen dem Weihnachtsmannschlitten auf dem Landepad und dem Geschenk in seinem Schoß hin und her. Schließlich legte er die Zigarette im Aschenbecher ab und zog zögernd die Karte unter dem Geschenkband heraus.
      Die Schrift darin war krakelig-schwungvoll, und auch wenn sie ihm nicht unbedingt vertraut vorkam, hatte er doch das unbeirrbare Gefühl, dass es die war, die stets sein Leben im goldenen Buch des Nikolauses protokollierte. Oder so.
      "Lieber Scratch", las er.
      "Ich weiß, dass da, wo du herkommst, Geschenke erst am 6. Januar verteilt werden, also heb es vielleicht noch ein bisschen auf, damit am Ende die Timeline wieder stimmt. Zu Weihnachten selbst schenke ich dir die kommenden friedvollen Tage ohne Sorgen und Leid, als Kompensation dafür, was du über Weihnachten und Silvester durchmachen musstest, um die Plotfäden aus der letzten Geschichte abzuschließen. Anbei findest du einen Wunschzettel, auf den du alles schreiben kannst, was dir in den nächsten Tagen widerfahren soll. Es wird nicht canon sein, aber es landet in einer Sammlung von Outtakes, die zumindest für den Moment real sind. Ab Neujahr wird alles wieder so sein, wie du es in Erinnerung hast, also mach dir keine Gedanken über die Kontinuität. Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch,
      deine Autorin.
      PS: Die Kontinuität fängt erst am Mittag des 1.1. wieder an. Vielleicht überlegst du dir das mit dem Silvesterkuss ja dann diesmal noch anders "
      Scratch las die Karte noch zweimal. Dann sah er ein er, dass der Inhalt auch nicht wahnsinniger war als der Rest, der gerade um ihn herum passierte. Wenn das hier ein Traum war, war es ein schöner. Und wenn diese Karte recht hatte, dann standen ihm ein paar traumhafte Tage bevor.
      Und danach, beschloss er, während er die Zigarette ausdrückte, würde er mit dieser Autorin ein Hühnchen rupfen.


      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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      • Nachtmahr
        Nachtmahr kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Hoffentlich komm ich in den nächsten Wochen zum Weiterlesen.

      • Ankh
        Ankh kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Nachtmahr ich hoffe, dass ich nach Weihnachten wieder ein bisschen Zeit zum Schreiben finde. Im Moment bin ich ziemlich überschwemmt von Dingen, die mich zeitlich und emotional beanspruchen. Mein Mann hat gestern schon angefragt, ob er für meine Terminplanung eine Nummer ziehen darf, damit wir mal wieder eine Abend lang zusammen zocken können. Hab ihn für jeden Abend zwischen Weihnachten und Silvester vorgemerkt ^^ Mit der Dezember-Goldschnecke wird es also vermutlich nix.

      • Dodo
        Dodo kommentierte
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        ich hatte tatsächlich mal vor, mich da als wiederkehrenden Charakter reinzuschreiben (irgendso eine alte Schachtel, die ständig Haushaltsunfälle produziert), also wenn ich mal wieder einen zeitfüllenden aber unerheblichen Einsatz brauche, tauche ich vielleicht unverhofft auf
        Cool. Dann kannst Du Dich in der Verfilmung selbst spielen! ​​​​​​​ 😆

      #5
      Frohe Weihnachten!

      Der Schriftzug auf den abwechselnd roten und grünen Stoffstücken war über dem Kamin gespannt, direkt über viel zu großen Socken in denselben Farben. Sie hatte die Früchte und Nüsse die darin waren längst gegessen, aber sie verstand trotzdem nicht, was es zu bedeuten hatte. Konnte es sein, dass es ein Anagramm für etwas war? Noch während Thana über eine versteckte Botschaft nachdachte, sah sie ein hellblaues Leuchten aus den Augenwinkeln.
      “Gu…” Der Magier stockte, als sie sich umdrehte und sie sah, wie sein Blick an ihrem grünen Kleid hängen blieb. Der gestrickte Stoff war mit sonderbaren Mustern überzogen, weiße, sechszackige Sterne die sich nach außen verzweigten, Glocken, Tiere mit verzweigten Hörnern und rote Kreise. Sie verschränkte die Arme. Was auch immer er vorhatte, sie war alles andere als begeistert davon, dass er nachts ihre Kleidung austauschte. Er blinzelte, als er den Schriftzug las und die Socken darunter sah.
      “Was soll das?”
      “Was habt Ihr erwartet? Dass ich die Süßigkeiten für Euch aufbewahre?”
      Er blinzelte erneut. Thana musterte ihn, die rote Tunika, die so gar nicht zu seinem sonstigen Stil passte, aber den gleichen Farbton hatte wie die Stoffwimpel. Er hatte mehr Mitbringsel als sonst dabei, alle in buntes Papier gewickelt und der leichte Geruch von Orangenschalen und Nelken hing in der Luft.
      “Was für Süßigkeiten? Ist das ein Feiertag, den ich nicht kenne?”
      Thana biss sich auf die Lippe, bevor sie etwas Schnippisches erwiderte. Er schien ähnlich verwirrt wie sie. “Warum tragt Ihr rot?”
      “Ein S… Es war ein Missgeschick, nachdem ich mich schnell umziehen musste und nichts anderes gefunden habe. Woher hast du das Kleid?”
      Wenn er sogar beinahe etwas aus seinem Leben preisgab, stimmte etwas so gar nicht. Ein S… Schmied? Schreiber? Ein Stolpernder?
      “Es war das einzige Kleidungsstück, das ich heute Morgen gefunden habe. Wenn es nicht von Euch kommt …” Thana ließ den Satz in der Luft hängen. Irgendjemand war hier gewesen. Sie sah die Beunruhigung hinter seinen Augen. Jemand war hier gewesen, hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihr zu helfen und stattdessen diesen Scherz mit ihnen getrieben. Das war so absurd, sie würde es nicht einmal glauben, wenn sie es erzähl …
      Sie starrte ihn an, dann den Schriftzug.
      “Es ist ein Feiertag, den wir feiern sollen”, stellte sie fest. Verflucht, warum war sie nicht früher darauf gekommen? Sie hätte so viel mehr Zeit für die Planung verwenden können statt sich auszumalen, wie sie ihn anschrie. “Aber etwas fehlt.”
      Wenn ihr Verdacht richtig war, würde nichts fehlen.
      “Thana? Was geht hier vor sich?”
      Sie ignorierte seine Frage und eilte in die Küche, wo sie tatsächlich ein einzelnes Paket fand, das in glitzerndes, buntes Papier gewickelt war. Sie warf einen Blick auf das Schild, das an der Schleife hing.
      Frohe Weihnachten, Jenerias.
      Sie hatte seinen Namen. Selbst wenn der Rest des Abends noch absurder wurde, hatte sie seinen Namen. Wenn sie den Rest der Geschichte richtig anging, könnte sie sogar noch viel mehr gewinnen.
      Sie lächelte breit, als sie ins Kaminzimmer zurückkehrte und ihm das Geschenk in die Hand drückte.

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