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Freitagsinfusion: 11/23: Auf den Grund gehen

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    Freitagsinfusion: 11/23: Auf den Grund gehen

    Irgendwas ist faul. Jemand verhält sich seltsam – oder etwas ist anders als sonst. Was auch los ist: Deine Figur geht dem Ganzen mal auf den Grund.

    Und wir begleiten sie dabei
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

    #2
    Das Einkaufszentrum! Thomas Ehrlichmann hasste diesen Ort, aber was sollte er machen? Seit der kleine Laden an der Ecke dicht gemacht hatte, weil Irma endlich in ihren wohlverdienten Ruhestand gegangen war, musste er seine Haushaltswaren hier einkaufen. Der Weg war nur unwesentlich weiter, doch die Atmosphäre so unendlich unterkühlt und seelenlos.
    Zum Glück hatte er diesmal alles schnell erledigen können. Keine ellenlange Schlange an der Kasse, keine ältere Dame, die ihr Kleingeld auf dem Förderband auskippte und keine Jugendlichen deren Bezahl-Armbanduhren wieder mal nicht funktionierten.
    So lief er durch die pseudogemütlichen Gänge, immer darauf bedacht, den schnellsten Weg nach draußen zu nehmen. Es gelang ihm auch ganz gut den meist auf ihre Displays schauenden Leuten auszuweichen, bis ihm plötzlich etwas einfiel und er abrupt stehenblieb.
    Etwas unsicher stellte Thomas Ehrlichmann seinen Stoffbeutel ab und begann ihn zu durchwühlen. Hatte er wirklich die Essigessenz vergessen, die er so dringend zum Entkalken seines Wasserkochers benötigte? Zumindest konnte er sich nicht erinnern, dieses Produkt in seinen Einkaufkorb gelegt zu haben.
    Noch einmal wollte er auf keinen Fall in die Drogerie, doch er konnte den Entkalker wirklich nicht finden. Mit besorgtem Blick sah er in Richtung des unangenehmen Ladens.
    Ein ganz in grau gekleideter Herr stand davor und lugte immer wieder durch die beklebten Schaufenster. Offensichtlich nervös drehte sich dieser dann immer wieder um. War das etwa ...?
    Ganz eindeutig. Das war Holger und dazu noch in solch ungewöhnlichen Klamotten. Als wollte er sich tarnen. Ob er zu ihm gehen sollte?
    Er entschied sich dagegen, schulterte seinen Beutel wieder, konnte seinen Blick aber nicht von Holger abwenden. Was machte der hier? Die an den Tag gelegte Unsicherheit seines Bekannten passte überhaupt nicht zum sonst so resoluten Hypnotiseur. Unsicherheiten waren eher Thomas Ehrlichmanns Spezialgebiet.
    In irgendetwas war jeder gut.
    Plötzlich sah Holger genau in seine Richtung. Schnell machte er einen Schritt zur Seite und hinter eine der großen Palmen, die in der Mitte einer rundumlaufenden Bank stand.
    Vorsichtig lugte er zwischen den Wedeln hindurch. Holger wurde nervöser. Er zupfte sich den Kragen zurecht, setzte sich eine Sonnenbrille auf und strich sich die weißen Haare zurück. Ein Wunder, dass er die nicht auch grau eingefärbt hatte. Allem Anschein nach wartete sein Bekannter auf jemanden und dieser jemand schien sich nun dem Ladenausgang zu nähern.
    Tatsächlich! Ein etwa gleich großer Herr in braun-gelb kariertem Sakko erschien. Als dieser Holger sah, entglitten ihm die Gesichtszüge. Die beiden sprachen kurz miteinander und gingen dann in Richtung Ausgang.
    Eilig schnappte sich Thomas Ehrlichmann seinen Beutel den er unbewusst wieder abgestellt hatte und folgte ihnen, immer auf einen gewissen Sicherheitsabstand bedacht. Vergessen war die vergessene Essenz.
    Die beiden legten ein ziemliches Tempo vor. Der mit dem Sakko hatte seinen Arm um Holgers Schulter gelegt und schien ihn regelrecht zu schieben.
    Schon waren sie durch die automatische Glasschiebetür nach draußen verschwunden.
    Er musste sich beeilen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Dort, bei dem etwas zu überdimensionierten Springbrunnen standen sie. Aus seiner Perspektive etwas verdeckt, doch er konnte erkennen, dass sich nun beide suchend umschauten. Wieder schienen sie zu diskutieren. Dann gaben sie sich einen Kuss.
    Thomas Ehrlichmann nahm die Brille ab, rieb sich die Augen, wischte die Gläser an seinem Trenchcoat ab und setzte das Gestell wieder auf. War das gerade wirklich passiert?
    Und er hatte immer gedacht, dass Holger mit dessen Bookerin Mandy ... und die hatten das immer abgestritten und er hatte ihnen aber nicht geglaubt und nun das.
    Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. Ob Mandy das wusste? Oder war sie eingeweiht und diese Turtelei zwischen ihr und Holger war kalkulierte Fassade?
    Er hatte noch nicht ganz zu Ende gedacht, als er im Augenwinkel eine hochgewachsene Frau in schwarzer Kluft, mit feuerrotem Haar und beinahe ebenso rotem Gesicht heranrauschen sah. Wenn man vom Teufel sprach: Mandy!
    Sie hielt direkt auf Holger und dessen Begleiter zu, die mittlerweile mit dem Rücken zu ihm standen. Und somit auch zu Mandy.
    Wo war er da nur wieder hineingeraten und wieso hatte er sich im Einkaufszentrum nicht noch etwas zu Knabbern besorgt?
    http://www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de

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      #3
      Auf dem Gang vor der Kantine herrschte ein ungewöhnliches Gedränge. Umso erstaunter war Yokai, als er sich bis zur Glastür vorgearbeitet hatte und feststellen musste, dass die Kantine selbst komplett leer war. Er probierte die Klinke, und auch dieser Grund, warum niemand hineinging, fiel aus, denn sie öffnete sich widerstandslos.
      "Nicht!", raunte ihm eine Verwaltungsangestellte zu, die neben ihm stand, und drückte behutsam aber nachdrücklich die Tür wieder zu.
      "Warum nicht?" Yokai späte durch die Tür in den verwaisten Raum.
      "Er ist da drin. Und er spricht jeden persönlich mit Namen an."
      "Wer?", fragte Yokai verdutzt.
      "Er wusste exakt meine Schichtzeiten", raunte ein Pfleger.
      "Ob das ein Experiment ist?", fragte eine Assistenzärztin.
      "Wie auch immer, wenn ich da nicht reingehe, kann er mich auch nicht danach beurteilen, wie viele Löffel Gulasch ich nehme oder so", erklärte die Verwaltungsangestellte.
      Yokai gab es auf, eine vernünftige Antwort zu bekommen, öffnete kurzentschlossen die Tür und trat ein. Das kollektive erschrockene Luftholen hinter ihm wurde alsbald von der Türdämmung abgeschnitten und er fand sich allein in einer sehr stillen Kantine.
      Nicht ganz allein, denn an der Essensausgabe regte sich etwas. Yokai straffte sich und ging hinüber.
      "Ah, Herr Kuroyama. Möchten Sie Gulaschsuppe oder Spargelcreme als Vorspeise?"
      Yokai musste blinzeln, denn das Bild, das sich ihm bot, war tatsächlich überraschend. Hinter dem Ausgabetresen stand Personalchef Thorhallsson höchstpersönlich, mit Haarnetz und einer weißen Schürze über dem üblichen grauen Anzug und einer Suppenkelle in der Hand.
      "Herr Thorhallsson. Was tun Sie hier?"
      "Meinen Job. Ich bin etwas unterfordert, muss ich gestehen. Es ist die erste Schicht der Mittagspause, da müsste hier doch eigentlich mehr los sein?"
      "Ich vermute das liegt daran, dass Ihre ganzen Mitarbeiter draußen auf dem Gang stehen, weil es ihnen unangenehm ist, sich von dem Mann Suppe aufschöpfen zu lassen, der jeden Monat ihren Gehaltscheck verlängert."
      "Ah. Wer hätte gedacht, dass ein ungelernter Posten so viele Fallstricke bietet? In dem Falle sollte vielleicht jemand klarstellen, dass ich nicht mehr in der Personalverwaltung arbeite."
      "Sie sind nicht mehr in der Personalverwaltung?", widerholte Yokai verblüfft. "Wieso das?"
      Thorhallsson rührte bedächtig im Gulasch. "Die neue Führung war nicht unbedingt glücklich mit der Art, wie ich den Laden verwaltet habe, und wollte mich freistellen", gab er unumwunden zu. "Überraschenderweise gibt es eine Klausel in meinem Vertrag, der es unmöglich macht, mich zu feuern oder in eine andere Niederlassung zu versetzen. Daher kam man auf die Idee, mir einen anderen Posten zuzuweisen."
      "Bei der Suppe?"
      "Bei der Suppe", bestätigte Thorhallsson. "Würden Sie mir den Gefallen tun, den Leuten zu versichern, dass ich ihnen nicht den Kopf abbeiße, wenn sie ihr Essen holen? Die Mittagspausen sind sehr kurz und es ist nicht gut für den Betriebsablauf, wenn die Mitarbeiter hungern."
      Yokai bezweifelte stark, dass diese Versicherung die allgemeine Anspannung lösen würde.
      "Natürlich", versprach er dennoch. "Wie lange denken Sie, wird es dauern, bis Sie Ihren Posten wiederhaben?"
      "Es ist von der Führung nicht geplant, mich wiedereinzusetzen", sagte Thorhallsson diplomatisch.
      "Also?"
      "Nach höchstens zwei Mahlzeiten wird es die ersten Zwischenfälle geben, vermute ich. Hungrige Ärzte können sehr aggressiv werden."
      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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      • Coira
        Coira kommentierte
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        Wundervolles Szenario. Ich bin besonders von den letzten Sätzen sehr begeistert

      • Nachtmahr
        Nachtmahr kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Unerwartet, aber herrlich.
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