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Freitagsinfusion von 09/23: Herbstzeit

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    Freitagsinfusion von 09/23: Herbstzeit

    Schreibt eine Szene, einen Drabble oder eine kleine Kurzgeschichte, die im Herbst oder zu Halloween spielt. Eine Form von Nebel soll vorkommen oder erwähnt werden. Ob es nur herbstlich oder ein bisschen gruselig wird, ist euch überlassen.
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

    #2
    Geht auch ein Gedicht?

    Es ist in dieser Jahreszeit
    dass Geister folgen meinen Wegen
    erinnern die Vergangenheit
    bis Nebel sich darüber legen.


    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • Witness
      Witness kommentierte
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      Kurz, ausdrucksstark und sogar mit Reim, ich mag's!

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Danke!

    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Oh, mit einem Gedicht habe ich gar nicht gerechnet, aber das finde ich klasse! Also klar, Gedichte gehen auch, gerne sogar

      Sehr schön verdichtet und wunderbar mehrdeutig. Gefällt mir wirklich und passt ausnehmend gut zum aktuellen Wetter. Danke fürs Teilen!

    #3
    Da ich keinen Plot sondern nur einen Eindruck habe, ist es ein Drabble geworden

    Klamme Luft klebt an deren Wangen, während dey auf dem breiten Weg aus modrigen Holzbohlen balancierte. Dey liebte diese Nächte, in denen der Nebel so dicht über dem Moor hing, dass dey das pechschwarze Wasser nicht mehr sah, sondern nur noch das sachte Schwappen hörte.

    Es war eine der Nächte, in denen selbst die Realität verschwamm, in denen die Außenwelt unwichtig wurde und die Gedanken sich mit weißen Schleiern mischten. Jeder Schritt trug dey weiter, weiter nach vorne, weiter zurück, bis jeder Schritt Jahrzehnte, Jahrhunderte zu überbrücken schien, zurück in eine Zeit, in der alles einfacher war und gleichzeitig schwerer.

    Kommentar


    • Witness
      Witness kommentierte
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      Sehr atmosphärisch, ich mag die dunkle und ruhige Stimmung

    • SaKi
      SaKi kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Mit gefällt die dunkle und geheimnisvolle Stimmung deines Drabbles auch sehr Danke fürs Mitmachen!

    • Coira
      Coira kommentierte
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      Vielen Dank euch beiden

    #4
    Dieses Mal würde es klappen, da war ich mir sicher. Heute hatte ich mir dermaßen Mühe mit dem Kostüm gegeben, dass Herr Wehmeyer mich a) nicht erkennen und ich b) nicht vor seiner Gruseldekoration flüchten würde. Nein, dieses Halloween sollte der Wendepunkt werden.
    Bisher war es noch niemandem geglückt, sich ein paar Süßigkeiten von Herrn Wehmeyer zu erbetteln, aber als ultimatives Monster des Schreckens, würde er mich nicht abwimmeln können. Wahrscheinlich würde er sogar darum flehen, mir etwas zu Naschen geben zu dürfen, damit ich ihn verschonen würde.
    Ein letztes Mal sah ich von meinem Versteck hinter der alten Trauerweide zur Anhöhe, auf der sich sein Haus befand. Die Leute im Dorf erzählten sich so manche Geschichte darüber: Es wäre auf einem Friedhof erbaut, vor über zweihundert Jahren. Außerdem hätten schon mehrere Morde darin stattgefunden und so weiter.
    Den Rest des Jahres war Herr Wehmeyer ein ganz gewöhnlicher Mann in den besten Jahren. Höflich und hilfsbereit. Er grüßte stets. Aber an diesem einen Tag im Jahr verwandelte er sein Anwesen in eine Burg des Grauens. Mit klebrigen Spinnweben, rasselnden Ketten, Gerippen, die aus den Hecken schnellten und sonstigem Gruselschnickschnack.
    Die Kinder rannten wie die Hasen. Jedes Mal aufs Neue.
    Herr Wehmeyer selbst wurde ebenfalls zur Schreckensgestalt. Was er da nicht alles schon aufgefahren hatte: Den kettensägenschwingenden Eishockeymaskenträger, Frankensteins Monster mit Kopf unter dem Arm oder sogar eine verblüffend echt aussehende Spinne.
    Gerade hetzten eine kleine Hexe und ein Werwolf panisch an mir vorbei. "Bloß weg!", konnte ich noch hören.
    Nun war der Weg frei. Ich atmete noch einmal tief durch, schob meine siebenäugige Vollmaske zurecht und trat vorsichtig auf den Gehweg. Das Herbstlaub raschelte unter meinen Klauen. Die trüben Laternen ließen den hauchfeinen Nebelschleier, der nun aufgezogen war, aufleuchten.
    Mit meinem rechten Tentakel schob ich das knarzende Eisentor auf. Ich spürte, wie mich Zweifel beschlichen, doch ich schluckte sie herunter.
    So, wie ich nachher all die Schokolade und die Bonbons herunterschlucken würde. Meinen süßen Triumpf.
    Die Krallen meiner Linken fest um den Kürbiseimer verkrampft, traute ich mich bis vor die Tür. Durch das Milchglasfenster sickerte tiefrotes Licht. Es schien zu pulsieren. Fast wäre mir der Fehler unterlaufen, die Klingel zu betätigen, doch ich entsann mich gerade noch rechtzeitig ans letzte Jahr.
    Da war nach dem Klingeln ein Eimer mit grünem Schleim über mein Gespensterkostüm gegossen worden.
    Also klopfte ich. So gut das eben mit Tentakeln und Krallen ging.
    Es passierte nichts. Mein Puls sprengte beinahe das Kostüm. Die schier endlosen Sekunden trieben die Spannung in die Höhe. Immer wieder ging ich meinen Text durch.
    Dann ... plötzlich öffnete sich die Tür wie von Geisterhand. Ich kniff die Augen zusammen. Durch die winzigen Schlitze sah ich Herrn Wehmeyer weit hinten in seinem Flur stehen. Ohne Kostüm. So, wie sonst auch. Pullover, Cordhose, ausgetretene Schuhe. Er winkte mir freundlich zu.
    "Wen haben wir denn da?", hörte ich plötzlich seine Stimme hinter mir.
    Als ich mich langsam umdrehte, hatte er seine Nase schon fast in meine Maske gebohrt. "Du wirst auch nicht müde, es immer wieder zu versuchen, Rudi."
    Ich stutzte. Er hatte mich erkannt? Unter dieser famosen Verkleidung?
    "Meinst du nicht, dass du mit deinen 74 Jahren langsam zu alt dafür bist?"
    Mit hängenden Tentakeln, verließ ich sein Grundstück. Wieder an der Weide angekommen, drehte ich mich noch einmal um und flüsterte: "Na warte, Wehmeyer! Nächstes Jahr ... da werde ich als Sieger vom Feld gehen."
    http://www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de

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    • magico
      magico kommentierte
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      Herr Wehmeyers Alter?

      ein ganz gewöhnlicher Mann in den besten Jahren
      Also irgendwo zwischen 45 und 55, schätze ich.


      Und Rudi versucht es schon über eine Dekade.

    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Ich mag Herrn Wehmeyer Vor allem weil er Kinder erschreckt, das ist mir sympathisch
      Rudi und sein Durchhaltevermögen hat mir auch gut gefallen. Vielleicht hätte er sich als Steuererklärung verkleiden sollen. Nichts ist gruseliger als eine Steuererklärung!

    • magico
      magico kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Danke für den Tipp. Vielleicht macht er das nächstes Jahr. Obwohl ... Halloween ist ja nächsten Dienstag.
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