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Freitagsinfusion 08/23: Die Sache mit den Zeitreisen und so

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    Freitagsinfusion 08/23: Die Sache mit den Zeitreisen und so

    Nachdem ihr euren früherem Ich einen Tipp geben durftet, reist als Nächstes eure Hauptfigur in die Vergangenheit – ganz zufälig natürlich. Und findet –genauso rein zufällig – den*die Antagonist*in als Kind. Nun ergeben sich Möglichkeiten über Möglichkeiten. Was macht eure Hauptfigur? 😇😈

    #2
    Hm, Kind ist jetzt etwas weit gefasst, aber so passt es einfach besser.

    Scratch hatte noch nicht einmal Gelegenheit, festzustellen, wann er gelandet war, als aus einer Seitengasse Schüsse knallten und eine Gestalt auf die Straße gerannt kam. Er legte eine Vollbremsung hin. Die Gestalt rollte sich über seiner Motorhaube ab und riss die Beifahrertür des DeLorean auf.
    "Los!" Der Teenager hatte sich kaum in den Sitz geworfen, als er Scratch auch schon eine Knarre unter die Nase hielt. "Gib Gas oder es gibt ne Ladung Blei."
    Aus der Seitengasse quollen weitere Schatten. Mündungsfeuer blitze und eine Kugel schlug Funken auf der Edelstahlkarosserie des vorderen linken Kotflügels. Scratch trat das Gaspedal durch. Nicht, dass es bei dieser untermotorisierten Möhre viel half. Die Schatten aus der Gasse ballerten hinter ihm her und perforierten auch noch das rechte hintere Seitenteil. Verdammt, ausgerechnet. Damit war wohl demnächst eine Reise nach 1980 angesagt.
    Aber zuerst einmal musste er aus der Schusslinie kommen. Er fuhr einige enge Bögen und driftete dann um die nächste Hausecke. So lahmarschig diese Karre war, ein paar Fußgänger hängte sie allemal ab.
    "Und wo kann ich dich absetzen?", fragte er freundlich, als der Rückspiegel keine Bedrohung mehr zeigte.
    "Schnauze!" Die Augen des Jungen bewegten sich hektisch. "Ich muss nachdenken."
    "Cool. Dann cruise ich solange einfach um den Block."
    "Dann kommen wir doch wieder bei denen vorbei!"
    "Komm schon, so blöd sehe ich auch wieder nicht aus." Scratch bemerkte im Augenwinkel, wie der Junge ihn kritisch musterte. "Entspann dich. Ich kenne mich in der Gegend hier ein bisschen aus."
    "Achja?" Das Misstrauen triefte aus den Worten des Teenagers. "Ich auch, und ich hab dich hier noch nie gesehen."
    "Ja, war ne Weile weg", gab Scratch zu.
    Offenbar gefielen seine Schleichwege dem kleinen Knarrenhelden, denn er erhob keine Einsprüche, als Scratch durch ein paar leere Passagen und Tiefgaragen ihren Abstand ausbaute.
    "Wie heißt du?", fragte er schließlich.
    "Scratch", sagte Scratch. Immer eine gute Beziehung zu Geiselnehmern aufbauen. "Und du?"
    "Wolf."
    Scratchs Reaktion kostete ihn beinahe das Leben, denn als sie beide nach vorne geschleudert wurden, löste sich ein Schuss aus der Knarre und sauste knapp an Scratchs Nacken vorbei.
    Kaum hatte er sich wieder aufgesetzt, bohrte sich der Lauf in seine Schläfe. "Warum verfickt nochmal bremst du?!"
    "Da war ein Stoppschild", log Scratch, während er im Kopf Wolfs Alter zurückrechnete. Verdammt, es passte. Und die braunen Augen waren auch dieselben.
    Seit wann hält man auf der Flucht an einem Stoppschild, Mann?!"
    "Ich ... Sorry. War ein Reflex."
    "Fahr sofort weiter!"
    "Schon gut." Scratch fuhr langsam wieder an. Bloß über keinen Hubbel fahren jetzt. "Hast du dich inzwischen entschieden, wo du hin willst?"
    Wolf schwieg ein paar Sekunden. "Fahr zum Hafen", sagte er dann.
    Scratch wusste genau, wo er hinwollte. "Miese Gegend da."
    "Hast du ne bessere Idee?"
    Diesmal war es Scratch, der nachdenklich schwieg. Wenn er Wolf nicht zum Hafen fuhr, ihn nicht in die Fänge ihrer alten Gang brachte, wenn er ihm eine andere Chance gab – würde das die Geschichte verändern? Würde Wolf dadurch ein anderer werden? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Er musste es zumindest versuchen.
    "Wie wäre es mit einem Sarghotel? Ich spendier dir ne Röhre für heute Nacht."
    "Seh ich aus wie jemand, der mit fremden Kerlen in ein Hotel geht?", fuhr Wolf auf.
    Okay. Lass dir damit ruhig Zeit.
    "Dann nicht, war nur ein Vorschlag. Hast du Hunger? Ich kenn einen guten Burgerladen in der Nähe."
    "Und dann kippst du mir was in den Drink?"
    Meine Fresse, wenn ich in deinem Alter so misstrauisch gewesen wäre. Dann hätten wir uns nie kennengelernt. Du warst schon immer der cleverere von uns beiden.
    "Du darfst deinen Milchshake gerne mit Deckel haben."
    "Kann ich ihn auch mit Vodka haben?"
    "Wenn's dich glücklich macht."
    Wieder verfiel Wolf ins Grübeln. Scratch fuhr Richtung Diner.
    "Warum willst du mir was spendieren?", fragte Wolf schließlich, als sie auf den Parkplatz bogen.
    "Keine Ahnung", sagte Scratch und steuerte eine Parklücke an. "Vielleicht können wir ja beide eine gute Fügung des Schicksals brauchen."
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    Zuletzt geändert von Ankh; 19.08.2023, 01:34.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Coira Ich feiere den DeLorean sehr XD Sowas wollte Scratch bestimmt immer schon mal fahren.
      Der Rest der Szene ergibt vermutlich nicht ganz so viel Sinn, wenn man die Geschichte nicht kennt. Das ist nicht wirklich eine klassische Prota-Anta Beziehung zwischen den beiden und hier eher ein Rollentausch.

    • Nachtmahr
      Nachtmahr kommentierte
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      Ausgerechnet ein DeLorean. 😍

    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Bei der Stoppschild-Szene musste ich direkt an eine ähnliche Szene aus Baymax denken, in der Wasabi auf der Flucht auch scharf an einer roten Ampel bremst xD
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      Klasse Szene! Auch wenn sie vielleicht nicht das klassische Anta-Prota-Pärchen sind, sind die Spannungen zwischen ihnen doch zu spüren und ich fand es interessant Scratch bei seiner Entscheidungsfindung zu beobachten

    #3
    CN Mordgedanken gegenüber einem Kind
    wer hätte das gedacht 😇

    Als ich durch den nächsten Türrahmen treten wollte, traute ich meinen Augen kaum: Der Gang vor mir bestand nicht aus abgewetztem alten Boden und grauen Wänden, von denen die Tapeten in Fetzen herunterhingen, sondern wirkte wie frisch renoviert. Zögernd trat ich über die Schwelle und nahm jetzt dort, wo vorher nur Stille zwischen den Mauern gehangen hatte, Geräusche wahr: fernes Stimmengewirr, Tellergeklapper, Stühleschieben.
    »Agatha, kommst du mal?«, rief es von irgendwo. Daraufhin trat aus einer der geöffneten Türen vor mir eine elegant gekleidete Frau. Ich hielt den Atem an und drückte mich an die Wand, in der Hoffnung, sie würde mich nicht sehen, doch sie wandte sich nur zurück ins Zimmer und sagte. »In zehn Minuten gibt es Essen, hast du gehört, Ariana?«
    Ich zuckte zusammen, mein Herz schlug schneller und meine Gedanken rasten. Was tat Ariana hier? Hatte sie nur auf mich gewartet? War ich direkt in ihre Falle getappt? War es wirklich möglich, dass sie Agatha zurückgeholt hatte?
    Während Agathas Schritte sich in die entgegengesetzte Richtung entfernten, begann ich zu zittern. Für einen Moment konnte ich mich kaum rühren, aber dann riss mich ein kindliches Summen aus meiner Starre. Es kam aus dem Zimmer, aus dem Agatha gerade getreten war. Dort musste ein Kind spielen. Und auf einmal liefen in meinem Kopf alle Fäden zusammen: Das alte Herrenhaus war plötzlich wieder bewohnt. Vor mir war gerade Agatha von Wustermark den Gang entlang gelaufen, die Frau, deren Grab ich noch zwei Tage zuvor besucht hatte. Und in Arianas Zimmer spielte ein Kind.
    Ich drehte mich um und blickte zurück zu dem Türrahmen, durch den ich gekommen war. Dahinter war alles grau und zerfallen, aber im Rahmen selbst flimmerte etwas in der Luft, eine kaum sichtbare Membran, durch die ich gerade getreten war. Ich war in der Zeit gereist. Der Gedanke erschien mir so absurd, dass ich beinahe laut gelacht hätte. Stattdessen biss ich mir auf die Lippen und überlegt. Ich wusste, dass ich am besten umdrehen sollte. Aber am Ende war meine Neugier größer als meine Vorsicht. Ich musste Ariana an diesem seltsamen Ort unbedingt mit eigenen Augen sehen. Also schlich ich mich zur Tür und lugte hinein.
    Auf dem Boden des üppig eingerichteten Zimmer saß wirklich ein Kind und spielte mit einem Set bunter Bauklötzer. Es war so vertieft in sein Spiel, dass es mich nicht bemerkte. Wieder hielt ich den Atem an. Als das Kind aufstand, um eine Puppe vom Regal zu holen, konnte ich für einen kurzen Moment sein Gesicht sehen, und das Blut erstarrte mir in den Adern. Sie mochte nicht älter als vier Jahre alt sein und ihre Haare waren noch nicht in dem schimmernden Rot gefärbt, das sie heute trug, aber ihre leuchtenden Augen und ihre feinen Gesichtszüge waren schon jetzt unverwechselbar. Hätte sie mich direkt angesehen, hätte ich mich genauso durchdrungen gefühlt wie bei unserer ersten Begegnung, am Anfang des Monats, während ihrer Treibjagd.
    Und plötzlich kam mir ein Gedanke. Zwischen all den Merkwürdigkeiten konnte das hier nicht ohne Grund geschehen sein. Ich hatte hier eine einmalige Gelegenheit. Die Gelegenheit, das Dorf vor Jahren der Qual durch eine grausame Baronin zu bewahren. Einigen von ihnen würden zwar trotzdem nicht gehen können, aber zumindest würden sie nicht mehr in Angst leben müssen.
    Hast du sie nicht mehr alle, mahnte ich mich selbst. Das ist ein Kind. Du kannst doch keinem Kind etwas antun!
    Mein Blick wanderte durch den Raum. Nahe der Tür lag ein Springseil. Wenn ich schnell genug war, wenn ich es geschickt genug anstellte und ihr rechtzeitig eine Hand auf den Mund drückte …
    Nein, daran durfte ich gar nicht erst denken. Vor mir hockte nur ein wehrloses kleines Mädchen.
    Es geht doch nicht um das Mädchen. Es geht darum, zu wem sie wird. Oder hast du die Sache mit Helene schon vergessen?
    Ein Schauer überkam mich. Ich konnte das nicht einfach tatenlos geschehen lassen, wenn ich die Möglichkeit hatte, sie ein für alle Mal zu stoppen.
    »Ariana!«, flötete jemand, und ich hörte Schritte die Treppe hinaufsteigen. Meine Zeit war abgelaufen. Jetzt oder nie.
    Entschlossen trat ich in das Kinderzimmer. Ariana sah auf, sah mir ins Gesicht, mit geweiteten, erschrockenen Augen.
    Sie ist nur ein Kind.
    »He, Sie da! Wer sind Sie?«
    Noch eine Sekunde länger sah ich dem Mädchen in die Augen, dann löste ich mich aus meiner Starre und rannte. Ich rannte den Gang entlang, durch den Türrahmen in den grauen Teil des Gebäudes zurück, die Treppen hinunter und blieb erst in einer Nische im Erdgeschoss stehen, in der mich meine Verfolgerin nicht gleich sehen würde. Eine Weile verharrte ich so, spürte meinen Herzschlag durch jede Zelle meines Körpers hindurch und realisierte irgendwann, dass mir niemand gefolgt war. Noch zehn Minuten wartete ich ab, dann schlich ich mich vorsichtig wieder die Treppe hinauf. Der Türrahmen war leer und grau, das Portal verschwunden. Der Gang, der eben noch so lebendig gewirkt hatte, war jetzt genauso von der Zeit gezeichnet wie der Rest des Gebäudes.
    Langsam schritt ich ihn entlang und achtete dabei auf jedes Geräusch, aber nichts war zu hören. Auch Arianas Zimmer war still und staubig und leer. Die Klinke ihrer Zimmertür lag schmierig in meiner Hand. Es roch muffig.
    Auf einmal wurde ich wütend. Wütend auf mich selbst, dafür, dass ich zu feige gewesen war, diese Gelegenheit zu nutzen. Und auf einmal veränderte sich der Blick der kleinen Ariana in meiner Erinnerung. Unter ihrer erschrockenen Fassade glaubte ich plötzlich einen hämisch triumphierenden Ausdruck zu sehen.


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    • Witness
      Witness kommentierte
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      Ankh Danke Eine sehr gute Frage, es ist beides möglich (Ich weiß leider nicht, wie ich das Teufels-Emoji in einen Kommentar bekomme, bitte denke es dir hier einfach hin )

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Witness Den Teufel bekommst du , wenn du ": evil :" ohne die Leerzeichen tippst. In den Kommentaren musst du die Kommandos nehmen, die siehst du, wenn du bei dem Feld für einen neuen Beitrag den Mauspfeil über die Smileys hältst.

    • Witness
      Witness kommentierte
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      Ankh Ah, gut zu wissen, danke! (Test: )

    #4
    „Ich werde der mächtigste Magier der Welt!“
    Thana blinzelte, als sie die übermütige Stille hörte, dann setzte sie sich abrupt auf. Das Gras, auf dem sie lag, war nicht mehr das stopplige Gras aus den Bergen. Wo war sie?
    Sie hörte ausgelassenes Lachen und sah schließlich einige Kinder, die auf einer sonderbar kristallin schimmernden Konstruktion kletterten. Sie sprang auf, als sie sah, wie einige davon versuchten, das Kind, das sich ganz oben an der Spitze festklammerte zu Fall zu bringen, während lauthals verkündete, dass es sie alle in Stein verwandeln würde. Noch bevor sie die ersten Schritte in die Richtung schaffte, wurde es von dem Gerüst gestoßen. Thana fluchte und konnte den Blick nicht von dem Kind reißen, das fiel, lachte – warum lachte? – und kurz vor dem Boden langsamer wurde, nur um direkt wieder nach oben zu klettern.
    Wo bei Kyx erfrorenem Zeh war sie? Ihr Blick raste zum Himmel und fand nur einen Mond, wo kurz zuvor beide gewesen waren.
    „Warum teleportierst du auf einen Spielplatz?“, fragte eine helle Stimme hinter ihr. Sie hatte was? Thana drehte sich langsam um und musterte das Kind, das im Schneidersitz saß und eine kristallenes Rechteck in der Linken hielt.
    „Ich …“ Sie hielt inne, bevor sie etwas sagen konnte, das sie verriet. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, welche Regeln hier galten. „Ich bin Thana. Und du?“
    „Jenerias. Pronomen ‚er/ihm‘. Woher kommst du, Thana?“
    „Ich wohne gerade in einer Burg in den Bergen.“
    Der Junge nickte wissend, als wäre das keine völlig absurde Aussage. Sie erhaschte einen Blick auf die Kristallscheibe und sah eine halbfertige Skizze. „Was malst du da, Jenerias?“
    Es war wohl die richtige Frage und es dauerte nicht lang, bis er völlig begeistert von der Stadt, seiner Schule und seiner Faszination für Kunst erzählte. Die ganze Zeit über wurde Thana das Gefühl nicht los, dass sie ihn kannte. Aber alles, was Jenerias erzählte deutete auf das Zeitalter der Magie hin, wen sollte sie aus … Sie blinzelte und musterte das Kind erneut. Das konnte nicht sein, oder?
    „Ich muss bald wieder zurück“, murmelte sie schließlich, während er Luft für mehr Erzählungen holte und musste nicht lange warten, bis die Frage kam, auf die sie gewartet hatte.
    „Warum?“
    Sie senkte die Stimme. „Die Burg, in der ich wohne … ein böser Magier hält mich dort gefangen. Ich hatte Glück, dass ich kurz verschwinden konnte. Aber wenn er das herausfindet, wird er wütend.“
    Jenerias‘ Augen weiteten sich. „Du musst Hilfe holen. Soll ich meiner Familie Bescheid geben? Es ist verboten, Menschen einzusperren. Hat er dir weh getan?“
    Wow. Das war beinahe niedlich, wie der Junge, der sie irgendwann gefangen halten würde, sich um sie sorgte. Und plötzlich sah Thana einen Ausweg. Sie lächelte. „Nein, bisher nicht. Ich muss bald zurück, aber ich habe noch ein bisschen Zeit. Darf ich dir eine Geschichte erzählen?“
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    • Witness
      Witness kommentierte
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      Das ist ja eine spannende Konstellation, dass der Junge die Taten des bösen Magiers verurteilt, ohne zu wissen, dass es sein zukünftiges Ich ist. Gefällt mir!

    • Coira
      Coira kommentierte
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      Er ist ein Kind und das Schlimmste was er bisher getan hat war vermutlich den Nachtisch seiner Schwester zu klauen oder so

    #5
    Wenn es nach mir ginge, würde er ihn übers Knie legen und so lange das Hinterteil versohlen, bis man es mit einer roten Signalleuchte verwechseln könnte ... aber er ist anders.


    Thaes öffnete die Augen und blinzelte einen Moment lang verwirrt, während er das Gefühl hatte, sein Innerstes müsste er wieder den ihm angestammten Platz einnehmen. Er befand sich in einem Dorf, kleiner noch als jenes aus dem er selbst stammte. Doch im Gegensatz zu seiner Heimat, strahlten die Holzhäuser um ihn nichts als Armut und Elend aus. Nicht weit von ihm entfernt sah er einen etwa zehnjährigen Jungen mit schlohweißem Haar hocken, der mit etwas auf dem Boden spielte und wusste, dass er es war. Langsam auf ihn zugehend, dachte Thaes darüber nach wie er es tun sollte, doch sein Gewissen rang seine Verantwortung nieder und ließ ihn stehenbleiben. Er konnte kein Kind töten. Aber wenn er es nicht tat, würde dieses Kind - wenn es einst ein erwachsener Mann war - unzählige Leben nehmen. Genau wie das seiner - sein Hals schnürte sich zu und er konnte den Gedanken nicht beenden. Er atmete tief aus und versuchte sich auf den Grund für seine Reise zu konzentrieren. Als er vor dem Jungen stand, sah der aus schwarzen Augen fragend zu ihm auf und benahm sich auch sonst nicht so, wie es andere Kinder bei Fremden tun würden. Thaes Hand näherte sich dem Schwertgriff. Es wäre eine Sache von wenigen Sekunden. Kurz und schmerzlos. Der Welt bliebe ein großes Übel erspart. Doch kurz bevor seine Hand den gewundenen Griff berührte, hielt er inne. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Langsam ging er in die Hocke und sah seinem zukünftigen ärgsten Feind direkt in die Augen.
    »Wo ist deine Mutter?«, fragte er, den Anflug eines Grinsens im Mundwinkel.
    Der Junge hob einen Arm und deutete stumm auf eine der nahen Hütten.
    »Sehr gut.« Noch bevor er wusste wie ihm geschah, wurde er von Thaes am Ohr gepackt und zu der Hütte gebracht ...
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    "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
    "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
    "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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    • Nachtmahr
      Nachtmahr kommentierte
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      Nein. Er wird, ohne zu genau zu werden, Andeutungen machen und der Familie Hilfe zukommen lassen, um ihn vom falschen Weg abzuhalten. Falls das Problem dadurch nicht gelöst wird (sonst hätte meine Geschichte keine Existenzberechtigung mehr), löst er es später auf seine Weise.
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    • Coira
      Coira kommentierte
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      Ankhs Idee finde ich auch großartig. Stubenarrest, bis er verspricht kein Tyrann zu werden?
      Ich mag Thaes' Grinsen und die Andeutung dadurch, dass er einen Plan hat, dessen Umsetzung ihm Spaß macht.
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    • Nachtmahr
      Nachtmahr kommentierte
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      @Coira
      Danke.
      Das mit dem Stubenarrest würde nicht viel helfen, weil es nicht gerade in seinem Zehn-Jahres-Plan steht, Leute umzubringen wenn er alt genug ist (das ist eher eine Schicksalssache bzw. liegts an mir ). Dagegen würde tatsächlich nur kurzer Prozess helfen, was mein Prota aber eben nicht über sich bringt. Und muss dafür später einiges durchstehen.
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