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Wundversorgung in nicht-technisiertem Fantasy-Setting

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    Wundversorgung in nicht-technisiertem Fantasy-Setting

    Hey liebes Forum,

    der Recherche Bereich ist noch vollkommen leer, deshalb richte ich mich mit meiner Frage gleich mal an euch und fülle ihn mit etwas Leben.

    Und darum geht es: Wie wurden früher Wunden versorgt, damit sie ausreichend heilen konnten? Meine Geschichte spielt in einer fiktiven Fantasy-Welt, die technisch ungefähr auf dem Stand der römischen Kaiserzeit sein soll. Heißt also, kein Desinfektionsmittel und dergleichen und auch keine "richtigen" Medikamente, sondern eher Kräutermedizin. Leider kenne ich mich recht wenig mit der Medizin vergangener Zeiten aus, ich weiß nur, dass man früher Wunden ausgebrannt hat oder hochprozentigen Alkohol zur Desinfektion verwendet hat, um Entzündungen vorzubeugen. Ich müsste allerdings wissen, was noch dazugehörte. Wie hat man die Wunde verbunden bzw welches Material hat man dafür genutzt?

    Damit klar wird, um welche Art von Verletzung es sich handelt, hier noch ein paar Informationen:
    Es soll um eine recht tiefe Schnittwunde in der Handfläche gehen. Meine Protagonistin kämpft mit dem Antagonisten, dabei möchte sie ihn töten, umgekehrt ist das allerdings nicht der Fall, weshalb er nicht seine ganze Kraft einsetzt. Nach kurzem Kampf schafft er es, ihren Dolch zu entwenden und sie damit zu entwaffnen. Es läuft darauf heraus, dass sie gezwungen ist, seinen Angriff mit bloßer Hand abzuwehren, heißt also, sie umfasst die Klinge, bevor sie an anderer Stelle durch sie getroffen werden kann. Diese Abwehrreaktion ist eher unglücklich und nicht geplant, aber Unfälle passieren im echten Leben schließlich auch.

    So weit zum Hergang. Was darauf folgt, lasse ich mal außen vor, das ist an dieser Stelle nicht wichtig. Die Verletzung muss kurz darauf versorgt werden, sonst verliert meine Protagonistin wohl zu viel Blut.
    Gibt es hier jemanden, der mir diesbezüglich weiterhelfen kann? Ich wäre auf jeden Fall für jede Hilfe dankbar!

    #2
    Wenn eine Wunde viel blutete, was ich bei so einer Schnittwunde annehmen würde, säubert sie sich damit quasi ein Stückweit selbst. Ansonsten würde ich mal vermuten, dass man in so einer Situation das ganze gut verbunden hat, damit es nicht mehr weiter blutet.

    Es gibt auch einige Kräuter, die auch zur Heilung beitragen können - sei es zur Schmerzstillung, Schwellungen oder Entzündungen verhindern oder weil sie böse Geister vertreiben sollen. Hier ist natürlich die Frage, was in deiner Welt dafür genutzt wird und ob die Medizin eher "wissenschaftlich" oder religiös geprägt ist. Außerdem ist ja auch die Frage, was deine Prota zur Hand hat.
    »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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      #3
      Die kurzfristige Versorgung besteht sicherlich in einer Blutstillung, in erster Linie Kompression. Abbinden kommt nicht in Frage, dann verliert sie die Hand. Anschließend ein sauberer Wundverband, der regelmäßig gewechselt werden muss. Das große Problem einer tiefen Schnittverletzung an der Hand liegt vor allem darin, dass nicht tief unter der Haut die Sehnen und Sehnenfächer sowie die Handmuskulatur verlaufen. Massive Abwehrverletzungen bei Angriff mit Stichwaffe bzw Messer laufen oft auf schwere Sehnenverletzungen bis zu Durchtrennung (und damit Funktionsverlust der betroffenen Strahlen) hinaus (das Setting ist also sehr glaubwürdig).
      Heutzutage trauen sich an notwendige Rekonstruktionseingriffe hauptsächlich spezialisierte Handchirurgen heran, da die Anatomie von Hand und Fuss erstaunlicherweise recht unübersichtlich und störanfällig ist. Nun ist deine Fantasywelt gefragt, womit sie aufwarten kann. Zauberer? Gewitzte Bader? Steinschneider, die über ihre Fähigkeiten hinausgehen? Zumindest die Hygieneanforderungen könnten einer antiken Welt angelehnt ganz gut erfüllt werden, allerdings nicht vergleichbar mit heutigen OPs. Natürlich drohen weiterhin Infektionen (desinfizierende Kräuterverbände? Gab es bestimmt) und Wundheilungsstörungen aller Art.

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        #4
        Vielen Dank schonmal für eure Antworten!

        Dauerhafter Funktionsverlust einer Hand wäre eigentlich sogar eine Wendung, die ich zwar nicht bedacht habe, aber in Kauf nehmen würde. Noch befinde ich mich in der Planung, also könnte ich mit sowas weiterarbeiten. Das könnte zumindest interessant werden, sowohl für die Figur als auch für die Handlung. Rekonstruktion im wissenschaftlichen Sinne gibt es nicht, dafür ist das Ganze noch nicht weit genug entwickelt.

        In meinem Setting gibt es allerdings Magie, aber nur sehr selten und davon wissen auch die wenigsten Menschen. Man entwickelt gewisse Fähigkeiten nur unter ganz bestimmten Umständen, aber ich plane nicht, meine Protagonistin mit solchen Fähigkeiten zu segnen. Mein Antagonist dagegen ist ein Heiler (er hat solche magischen Fähigkeiten, die wird er aber in dieser speziellen Situation nicht zeigen, sondern auf "gewöhnliche" Mittel zurückgreifen, weil er seine Kräfte weitgehend geheimhält). Er wird also nach diesem Kampf aus eigennützigen Gründen die Behandlung der Wunde vornehmen und ist auch durch seine Tätigkeit entsprechend dafür ausgestattet.

        Meine Welt ist etwas religiös geprägt, es gibt beispielsweise einige Personen, die sich selbst als Heiler bezeichnen, jedoch nicht wissenschaftlich vorgehen, sondern mit geweihtem Wasser und anderen Bräuchen arbeiten. Zu diesen Leuten gehört mein Antagonist allerdings nicht, deshalb würde ich eher sagen, er verbindet die Wunde und gibt vielleicht etwas gegen den Schmerz.
        Welche Materialien waren denn früher üblich für einen Verband und wie oft musste man den etwa wechseln? Ich will das so glaubwürdig wie möglich gestalten, weil die Szene auch nicht gerade unwichtig für den weiteren Verlauf ist.

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          #5
          Was für Material und was für Kräuter zur Verfügung stehen hängt natürlich auch davon ab, in welchen Breitengraden die Geschichte spielt. Weidenrinde wurde z.B. im antiken Griechenland als Schmerzstiller eingesetzt. Die Chinesen verwendeten Hanf und Bilsenkraut. Wer's heftiger mag, kann mit Opioiden anfangen. Das ganze schön reinigen, mit einer entsprechenden Salbe einreiben und z.B. mit Leinenstreifen verbinden dürfte vernünftig klingen.

          Du kannst ja mal in der Bibliothek nach einem Buch über Medizingeschichte gucken, da dürften je nach Epoche solche grundlegenden Dinge beschrieben sein.
          Poems are never finished.
          Just abandoned.

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            #6
            In der "Antike" - Also römischer Kaiserzeit - waren die Ärzte weit fortschrittlicher als man allgemein glaubt und um Längen besser als im Mittelalter. In der Antike waren Kriege und entsprechende Verletzungen an der Tagesordnung gewesen und die Ärzte waren sehr wohl in der Lage, die "gängigen" Kampfverletzungen zu behandeln.

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              #7
              Wenn du dich historisch korrekt an die römische Kaiserzeit anlehnen willst, schließ ich mich Ankhs Vorschlag an: Für eine solide Recherche braucht's eine Fachquelle.

              Da du eingangs erwähnst in eine fiktive Fantasywelt einzutauchen, möchte ich auch noch ein paar spontane Ideen beisteuern. Ausbrennen klingt schon recht drastisch, aber wenn der Antagonist die Wunde versorgt, vielleicht auch ganz zweckmäßig? Je nachdem, wie freundlich der Fiesling gerade ist.
              Spontan fallen mir Honig und Harz zum Verschließen der Wunde ein. Verbandleinen klingt auch nicht zu verkehrt. Vielleicht hat er sogar Alaunstein da?
              Als Heilkräuter fallen mir noch Spitzwegerich und Schafgarbe ein. Es wird aber sicherlich noch eine ganze Reihe mehr davon geben. Andererseits ist es eine Fantasywelt, du kannst ganz nach deinem Belieben eine Wundversorgung zusammenstückeln. Vielleicht ist die Standardbehandlung in deiner Welt ja erstmal Kuhfladen auf die zu geben oder einen Brei aus Käfern draufzuklatschen? Oder einfach das fünfblättrige Vierblattkraut als Wundauflage zu nutzen...

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                #8
                Zitat von Justin Beitrag anzeigen
                In der "Antike" - Also römischer Kaiserzeit - waren die Ärzte weit fortschrittlicher als man allgemein glaubt und um Längen besser als im Mittelalter. In der Antike waren Kriege und entsprechende Verletzungen an der Tagesordnung gewesen und die Ärzte waren sehr wohl in der Lage, die "gängigen" Kampfverletzungen zu behandeln.
                Wobei ich der Meinung bin, gelesen zu haben, dass das vor allem auf die Europäer zutrifft, welche da eher rückständig waren. Ganz im Gegensatz dazu die "Mauren/Sarazenen" und generell der vordere Orient. Wie es in Fernost ausgesehen hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

                @Bellisa
                Ich habe den Film selbst noch nicht gesehen (das Buch soll wohl noch deutlich besser sein), aber "Der Medicus" könnte vielleicht ein paar allgemeine Anregungen mitbringen.
                Panta rhei.

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                  #9
                  Zitat von ThetaHelion Beitrag anzeigen
                  Wobei ich der Meinung bin, gelesen zu haben, dass das vor allem auf die Europäer zutrifft, welche da eher rückständig waren. Ganz im Gegensatz dazu die "Mauren/Sarazenen" und generell der vordere Orient.
                  Avicenna/Ibn Sina hat um das Jahr 1000 das meiste medizinische Wissen aus der Zeit zusammengetragen, und seine Werke wurden ca. 100 Jahre später ins Lateinische übersetzt und in Europa gelesen. Verfügbar war es also auch hier, nur gab es eben teilweise auch andere Strömungen wie die Säftelehre, die halt mehr schadeten als nützten.

                  Poems are never finished.
                  Just abandoned.

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                    #10
                    Zitat von Ankh Beitrag anzeigen

                    Verfügbar war es also auch hier, nur gab es eben teilweise auch andere Strömungen wie die Säftelehre, die halt mehr schadeten als nützten.
                    Gleich wieder was dazu gelernt. Ja, zur Säftelehre und Aderlass als faktisches Universalheilmittel hatte ich auch schon ein wenig gelesen, aber nicht wirklich verinnerlicht.
                    Panta rhei.

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                      #11
                      Für die Geschichte der Medizin kann ich dir Roy Porter. Die Kunst des Heilens empfehlen. Das Werk ist umfangreich, gut recherchiert und auch vom Schreibstil her sehr angenehm. Zeitlich ging es, wenn ich mich richtig erinnere, komplett von der Steinzeit bis zur Gegenwart.

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                        #12
                        Sollte man sich für eine Behandlung durch Heilkräuter entscheiden, ist es nicht nur wichtig, zu wissen, wann man Kenntnis über ihre heilende Wirkung erlangte, sondern auch, ob diese Kräuter tatsächlich in der Region zur Verfügung standen oder dort wuchsen.

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