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Fachbegriffe versus Leser

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    Fachbegriffe versus Leser

    Gerade habe ich wundervolle Kommentare an einem Textschnipsel erhalten und stellte feste, das meine geowissenschaftliche Definition von Hochgebirge nicht dem entspricht, was sich bspw. ein medizinisch gebildeter Leser darunter visuell vorstellt.

    Jede andere Bezeichnung lässt mir aber die Fingernägel hochrollen und die Zähne stumpf werden.

    Wie macht ihr das eigentlich?
    Im Grunde, wenn ich nett wäre, müsste ich ja auf die korrekte Definition von Fachbegriffen ********, wenn sich dem Leser das Bild nicht erschließt, oder? Wie seht Ihr das?
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

    #2
    Wenn ein Fachbegriff bei der breiten Masse* der Leser einen "falschen" Eindruck hervorruft, würde ich den Fachbegriff vermeiden. Wenn also Uneinigkeit besteht, wie ein Hochgebirge aussieht, dann ist es umso wichtiger zu beschreiben, wie die Szenerie in deinem Roman aussieht, ganz egal, wie das dann korrekt heißen müsste. Vor allem solltest du den Drang unterdrücken, die Leserschaft in einem längeren Absatz darüber zu belehren, was wie und warum ein Hochgebirge tatsächlich ausmacht




    *Einzelmeinungen erfordern noch kein Umschreiben der Passage!
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • weltatlas
      weltatlas kommentierte
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      Du meinst so Passagen wie:

      Als sie die größere Vollform, die sich bedeutend über den Meeresspiegel erhebt und über spezielle geoökologische Merkmale verfügt, verließen ...

      Keine Sorge, mache ich nicht.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Ich meine eher so Passagen wie

      "Wir sind bereits im Hochgebirge", erklärte A. "Man erkennt es an X, Y und Z und daran, dass der Autor diesen sinnfreien Dialog einschiebt."

      Wenn du natürlich sich über den Meeresspiegel erhebende Vollformen anbringst, dann umzingelst du den armen Leser nur mit noch viel mehr Fachbegriffen, ohne dass er hinterher irgendein klareres Bild deines Gebirges hätte.

    • weltatlas
      weltatlas kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Wobei ich diese Passage schon fast witzig finde.

    #3
    *lach* Mir erschloss sich ein Bild*. (AUSRUFEZEICHEN)

    Ich glaube, es gibt Fachbegriffe, die sind populärwissenschaftlich bzw. allgemeinsprachlich so vereinnahmt, dass Allgemeinmensch gar nicht weiß, dass es ein Fachbegriff ist oder überhaupt sein könnte. Grippe ist zum Beispiel etwas, wo ich als Arzt den am grippalen Infekt Erkrankten durchschütteln möchte, sobald das Fieber sinkt und er behauptet, er hätte Grippe.
    Ich fände es schlimmer, wenn der Autor einen Fachbegriff falsch verwendet als wenn der Leser kurz Hä? denkt und, je nach Neurotisierungsgrad, nachschlägt (und feststellt, dass der Autor recht hat) (ich schlug nicht nach). Von daher: Ich finde es besser, der Leser geht belehrt aus der Lektüre als betrogen. Und es wäre ja nicht einmal Infodump.


    *Mit Bäumen! Deine Formulierung hat mich in die Karpaten versetzt.

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    • Mona
      Mona kommentierte
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      Das sehe ich ganz genauso! Vor allem wirds dann doof, wenn man weiß, dass ein grippaler Infekt keine Grippe ist, und der Charakter dann mit seiner Pseudo-Grippe voll seltsam handelt. ^^

    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      Bei mir in der Familie haben gerade auch alle "Grippe". Sogar ne waschechte Männergrippe. Vor allem meine Schwester. Wenn auch "nicht so stark, weil das Immunsystem top ist", Zitat Ende.

      Meinst du sowas mit grippalem Infekt?

    • Dodo
      Dodo kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Kelpie Das IST ein grippaler Infekt.

    #4
    Für mich wäre hier wichtiger zu wissen, was der Erzähler bzw. PoV weiß. Ich kenne mich z.B. recht gut mit Pflanzen aus, aber wenn sich mein Prota nicht für Blumen und dergleichen interessiert, dann sieht er nur irgendwelches Grünzeugs und kann hoffentlich Baum von Strauch und Blume entscheiden

    Ansonsten würde ich vermutlich dazu tendieren, die richtige Definition zu verwenden. Oder mich kurzerhand irgendwie vor der Entscheidung drücken, in dem ich das Thema rausschmeiße
    »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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    • Julestrel
      Julestrel kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ja, das kenne ich

      Ich hatte das mal in einer Geschichte, wo eine Prota sich mal eben kurz einen Dutt machte. Meine Testleserin hat das dann angekreidet, dass das nicht so schnell geht und viel aufwendiger sei – bis ich sie dann aufgeklärt habe, weil ich das täglich so mache. Aber da habe ich dann auch erstmal überlegt, ob ich das ändere, weil vielleicht mehr Leser drüber stolpern könnten.

    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Julestrel
      Haha! Genau.

      Dutt in 5 Sekunden? Geht.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Eindrehen, Gummi drum/Stift durch, hält. Je ungekämmter, desto stabiler XD

    #5
    Wenn der Begriff für die meisten Leser ein falsches Bild erzeugt, würde ich entweder den populärwissenschaftlichen, allgemein bekannten Begriff nehmen – es sei denn. er ist tatsächlich falsch (Dodos Grippenerkältungsbeispiel) –, oder mit ein paar Stichworte hinzufügen, damit das Gefühl für den Fachbegriff in die richtige Richtung gelenkt wird.

    Kommentar


    • weltatlas
      weltatlas kommentierte
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      Dodo, was war es denn dann?

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      weltatlas
      Du weißt schon was.

    • weltatlas
      weltatlas kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Dodo, jab. Ich weiß was.

    #6
    Stehe hier mächtig auf dem Schlauch.

    Wie kann man denn Hochgebirge falsch verstehen?

    Mir fällt da keine weitere Bedeutung zu ein.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

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    • Badabumm
      Badabumm kommentierte
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      Zitat von Ankh
      Das Gebirge, das erst bei 5000m anfängt, muss ich mal sehen
      Theoretisch könnte man alle Inseln, die aus dem Meer aufragen, ja auch vom Grund aus messen. Dann kommt man auf Aussagen wie " Hawaii ist höher als der Mt. Everest".

    • Badabumm
      Badabumm kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Und wie sieht es mit Hochgebirgen in den Tropen aus? Gibts da statt Krüppelkiefern und Sträuchern z.B. Nebelwald??

    • weltatlas
      weltatlas kommentierte
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      Bspw: Tropischer Regenwald bis 1000m üM, Tropischer Bergwald bis 2500m üM, Tropischer Nebelwald bis 4000 m üM, Darüber Waldgrenze mit Gräsern, Polstern, niedrige Sträucher bis ca. 5000 m üM, und ab 5000 m üM Schnee/Eis.

    #7
    Wie Julestrel schon sagt, würde ich zuerst überlegen, ob die Perspektivfigur die genaue Definition kennt und wenn ja, woher. Kommt dann ein Fachbegriff zum Einsatz, der dem Durchschnittsleser vermutlich fremd ist, schadet es sicher nicht, ihn kurz zu beleuchten. 'Er hielt eine Ahle in der Hand, ein Werkzeug, das dazu dient, Löcher in Leder und andere Materialien zu stechen.' oder 'Vor ihnen zeichnete sich das Hochgebirge ab mit seinen steilen Waldhängen und den zerklüfteten Gipfeln.'
    Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
    Zuletzt geändert von Flossenschwinge; 21.12.2019, 14:03.

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    • Milch
      Milch kommentierte
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      Noch besser, weil dynamischer: Er stach mit der Ahle Löcher ins Leder.

    • Gast-Avatar
      Gast kommentierte
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      @Milch: Ja. Wenn die Figur die Ahle für den angedachten Zweck verwendet, ist die dynamische Variante auf jeden Fall anschaulicher.
      Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
      Zuletzt geändert von Flossenschwinge; 28.12.2017, 13:14.

    #8
    Ich finde, das ist ne gute Frage ... Mir geht es zeitweise bei psychologischen Begriffen so, z.B. bei "Schizophrenie" vs. "Dissoziative Identitätsstörung". -- Im Zweifelsfall bin ich jedoch der Ansicht, dass man immer die korrekten Begriffe wählen sollte. Spätestens wenn ein anderer Geowissenschafter (oder in meinem Fall Psychologe/Pädagoge) dann den Roman liest, kann der gewollte Fehler dann als unbeabsichtigt interpretiert werden (und ja, ich hab schon genug solcher Rezis gelesen ^^).
    Ich würde dann den jeweiligen Begriff einfach beschreiben/erklären, z.B. in nem Dialog, damit sich der Leser eben das Richtige darunter vorstellt. Kann man schon mal einflechten (Edit: Ich finde, Flossenschwinge hat das schön erklärt.)

    Wobei ich auch finde, dass es Ausnahmen gibt. Wenn der POV kein Geowissenschafter ist, kann er womöglich auch den nicht korrekten Begriff wählen, da er dann ja vermutlich nicht Dein Wissen besitzt.

    Jedenfalls bin ich immer der Meinung, dass man so gu wie möglich recherchieren sollte. Allumfassend korrekt wird ein Roman wohl ohnehin eher selten (meiner jedenfalls ist es aus geowissenschaftlicher Sicht ganz bestimmt nicht xD), aber wenn es Bereiche gibt, wo man fachlich Ahnung hat, finde ich, dass man da auch durchaus korrekt vorgehen kann (und auch sollte. -- Ich selbst lern jedenfalls beim Lesen immer gern dazu, und wenn ich in nem Buch lerne, dass ein Hochgebirge eigentlich anders ist, als ich als Laie mir das so vorstelle, dann hat das für mich auf alle Fälle zuzüglich zum Lesevergnügen einen Mehrwert!).Oder anders gesagt: Warum Unsinn verbreiten, wenn es auch korrekt ginge?

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      #9
      Hm, ich finde das ziemlich knifflig. Wenn man die Gelegenheit hat, einen anderen, neutraleren Begriff zu wählen würde ich das tun. Aber wenn's das nicht gibt?

      Ich streite mich recht häufig mit Leuten über den Begriff "Germanen". Weil mir unterstellt wird, der sei heute nicht mehr sachgemäß, veraltet und "die Germanen hat es nie gegeben", weil es keine heterogene Gruppe war. In den wissenschaftlichen Kreisen hat man dazu mittlerweile aber eine sehr deutliche Haltung.
      Würde ich in einem Roman nun von Germanen sprechen, würden mir sehr viele Leute vermutlich vorwerfen, ich würde mich auf veraltetes Wissen beziehen, obwohl es tatsächlich sehr aktuell ist ...
      Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

      So nah, so fern.

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      • weltatlas
        weltatlas kommentierte
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        Das ist ne Krux. Echt! Da ist man wissenschaftlich korrekt und alle denken, es sei falsch ...

      • Ankh
        Ankh kommentierte
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        In dem Fall würde ich aber davon ausgehen, dass so ein Buch ja auch möglichst über Jahre hinweg aktuell sein soll, und was heute der brandneueste Stand der Forschung ist, ist vielleicht in ein paar Jahren tatsächlich schon wieder Allgemeinwissen. Okay, wenn es blöd läuft, setzt sich halt wieder etwas anderes durch XD aber ich würde auf keinen Fall etwas schreiben, das nach meinem Kenntnisstand falsch ist. Dann lieber bewusst korrekt sein und riskieren, dass sich ein Leser wundert.

      #10
      Ein Wort, bei dem sich mir die Haare aufstellen, ist "Schock", wenn es für Schreck verwendet wird. Der Schock ist medizinisch ein komplexes, unbehandelt tödliches Krankheitsbild, bei dem der Körper sich retten will, aber sich umbringt.
      "Er lief geschockt in den Wald." Nein, ganz bestimmt nicht.

      Kommentar


      • Mona
        Mona kommentierte
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        Dodo Okay, danke. Dann kommts also wirklich auf den Zusatz "psychisch" an. Ich kenn wie gesagt den Schockbegriff tatsächlich nur umgangssprachlich, und hab ihn im ICD dann wohl immer überlesen ^^ ... (meine Schuld ^^).
        Danke Dir, nun bin ich wieder entwirrt (und die Fahrkurs-Trainer hatten also tatsächlich recht.)

        Ja, und nicht nur Homosexualität, auch Fetische und Sadomasochismus. Wobei das DSM in manchen Dingen auch nicht viel besser ist.

      • Badabumm
        Badabumm kommentierte
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        Und als Laie fragt man sich, wozu der "Schockraum" gut ist ...

      • Dodo
        Dodo kommentierte
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        Man nennt den Raum halt nicht Reanimationszimmer ...

      #11
      Ich hab über das Thema offline auch noch mal nachgedacht. Und da fiel mir dann ein, was ich noch dazu sagen wollte ^^ ... Nämlich, dass ich zwar nicht für falsche Begriffe bin, nur weil sie sich (leider) etabliert haben, aber dass ich gleichzeitig ebenfalls nicht finde, dass man mit Fachbegriffen um sich schmeißen muss (damit meine ich jetzt nicht "Hochgebirge", sondern seltener gebrauchte, spezielle Fachbegriffe -- um bei meinem Beispiel zu bleiben -- dass ich z.B. den nicht psychologisch bewanderten Nachbarn von dem Betroffenen einer Dissoziativen Identitätsstörung nicht sagen lassen würde: "Mein Nachbar hat eine Dissoziative Identitätsstörung", aber eben auch nicht "Mein Nachbar ist schizophren" (Es sei denn, ich will diese Verwechslung bewusst einsetzen, dann würde ich es aber an anderer Stelle vermutlich richtigstellen), sondern, sofern es irgendwie halbwegs korrekt bleiben soll: "Mein Nachbar ist eine gespaltene Persönlichkeit." oder "Mein Nachbar hat viele Gesichter."
      Also anders gesagt: Ich finde, man kann/sollte für den Leser schon auch Fachbegriffe vereinfacht darstellen, sofern sich der Charakter vereinfacht ausdrücken würde. Sonst kanns auch mal überheblich seitens des Autors wirken. Wurde uns zumindest an der Uni so eingetrichtert, und und ich empfinde das als Leser selbst so, wenn es um Texte geht, die an Laien gerichtet sind. -- Wenn ich als Ahnungslose z.B. irgendwas Technisches wissen will, und der Techniker bombadiert mich (am besten fies grinsend) gleich mit Fachbegriffen, obwohl ich extra hinzufüge, dass ich Laie bin, dann macht mir das den Techniker nicht unbedingt sympathisch. ^^
      Aber da ich auch immer fürs Authentische bin, bin ich bei fiktiven Texten genauso der Meinung, dass Fachbegriffe eben vorkommen können, wenn ein Charakter vom Fach ist. Da bin ich als Leser auch bereit, nachzuschlagen oder zu googeln. Mehrwert für mich.
      Ich hoffe, es ist klar, wie ich das meine ... Wobei ich da wie gesagt schon an speziellere Begriffe dachte. Bei "Hochgebirge" wäre ich eigentlich immer fürs Korrekte, selbst wenn der POV-Charakter kein Geowissenschafter ist, weil das eigentlich ein ganz geläufiger Begriff ist, der offenbar einfach nur oft falsch verwendet wird. Und da finde ich nicht, dass man Falsches unterstützen muss. Nur würde ich dann eben auch "Hochgebirge" verwenden und nicht irgendein kompliziertes Fachvokabular (ich hab keine Ahnung von Geowissenschaften; vielleicht gibts für Hochgebirge ja auch irgendein lateinisches Synonym oder so xD ...)

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