Dieses Problem beschäftigt mich immer mal wieder. In meinem aktuellen Projekt von den Raubrittern stammen über die Hälfte der Charaktere aus einem "unmoralischen" Kontext (Räuber und Seeräuber; der Protagonist ist gesuchter Meuchelmörder), und auch in anderen Geschichten reizt mich immer wieder der Gesetzlose, der aus der Gesellschaft verbannt wird.
Ich habe Bücher gelesen, in denen ein rechtschaffener Mann durch irgendwelche Verschwörungen all sein Habe verliert, auf der Straße landet und dann wohl oder übel ein bisschen stehlen muss. Aber natürlich würde er dabei nie jemandem wehtun, niemanden töten, kein Mädchen vergewaltigen, nein, er nimmt sich ein bisschen Geld (lässt dem Bestehlten aber genug, dass es ihm nicht großen Schaden zufügt) und ertrinkt anschließend in seiner Reue.
Oder aber es ist der Antagonist, der überhaupt keine moralischen Skrupel kennt und anderen um der Grausamkeit willen schadet.
Ich bin - in literarischer Hinsicht - total fasziniert vom Grausamen, vom Gesetzlosen, von menschlichen Abgründen. Außerdem will ich realistische Charaktere. Ich glaube, dass man auf der (mittelalterlichen) Straße in den allermeisten Fällen aufgrund des Überlebensdrangs jegliche Skrupel verliert. Und ich glaube, dass in einem gewissen Umfeld diese Skrupel herabgesetzt werden ohne dass die Menschen per se schlecht sind.
So habe gibt es bei mir beispielsweise diese Piraten, die aufgrund ihres Berufes selbstverständlich nicht Philosophen der Humanität sind, sondern verdammt nochmal geldgierig und machtgeil sind, die ohne Probleme über Leichen gehen, die foltern, um ihr Ziel zu erreichen, die die Moral verhöhnen und die natürlich davon überzeugt sind, im Recht zu sein, weil man nur die Wahl hat als reicher Adliger geboren zu werden, als Bauer ausgebeutet zu werden - oder eben selbst das Messer in die Hand zu nehmen.
Aber ein bisschen unschlüssig bin ich schon, wie sowas beim Leser ankommt. Mord ist ja noch eines, aber interessanterweise habe ich bei Vergewaltigung dann schon den Eindruck, eine Grenze zu übertreten. Natürlich bin ich absolut gegen sexuelle Gewalt, aber aus welchem Grund sollten Männer, die auch sonst kein Problem mit Gewalt haben und die seit Wochen keine Frau mehr gesehen haben, da irgendwelche moralischen Skrupel kennen? Aber wie würden sowas Leser aufnehmen (nicht, dass ich es beschreiben würde, weil meine PoV das aus unterschiedlichen Gründen zum Glück nicht machen würden; aber sie kriegen es ja bei ihren Kollegen mit)?
Gerade habe ich irgendwo eine Szene, wo PoV 1 beobachtet, wie einer der Nebencharaktere eine Frau aggressiv anbaggert. In der nächsten Szene erzählt jemand anderes, dass der Vater (der das Ganze gesehen hat) diese Männer der Vergewaltigung bezichtigt.
Tatsächlich war es keine Vergewaltigung, die Frau hatte zwar extrem viel getrunken, aber sie hat ihr Einverständnis gegeben. Das wird aber nicht explizit erwähnt.
Es ist nur eine sehr kurze Sequenz, auf die auch kein großes Augenmerk gelegt wird, trotzdem bin ich aber unsicher, was Leser davon halten könnten. Ich finde es unrealistisch, wenn der Eindruck entsteht, dass meine Charaktere vor bestimmten Dingen Halt machen, weil wir da moderne Tabus haben, aber andererseits will ich natürlich auch nicht, dass Vergewaltigungen und Co. als profane Praxis rüberkommen, "was man mal machen kann". (Andererseits verurteile ich das ohnehin durch die Sicht eines PoV ... was aber nichts daran ändert, dass der Leser im schlimmsten Fall starken Ekel für Charaktere empfindet, die eigentlich nicht an sich "bösartig" wären ...)
Was denkt ihr darüber?
Habt ihr auch skrupellose Charaktere, die sich an keine Moral halten und nicht gerade der Antagonist sind?
Gibt es in euren Augen Grenzen für die Unmoral eines Protagonisten oder wichtigen Nebencharakters?
Ich habe Bücher gelesen, in denen ein rechtschaffener Mann durch irgendwelche Verschwörungen all sein Habe verliert, auf der Straße landet und dann wohl oder übel ein bisschen stehlen muss. Aber natürlich würde er dabei nie jemandem wehtun, niemanden töten, kein Mädchen vergewaltigen, nein, er nimmt sich ein bisschen Geld (lässt dem Bestehlten aber genug, dass es ihm nicht großen Schaden zufügt) und ertrinkt anschließend in seiner Reue.
Oder aber es ist der Antagonist, der überhaupt keine moralischen Skrupel kennt und anderen um der Grausamkeit willen schadet.
Ich bin - in literarischer Hinsicht - total fasziniert vom Grausamen, vom Gesetzlosen, von menschlichen Abgründen. Außerdem will ich realistische Charaktere. Ich glaube, dass man auf der (mittelalterlichen) Straße in den allermeisten Fällen aufgrund des Überlebensdrangs jegliche Skrupel verliert. Und ich glaube, dass in einem gewissen Umfeld diese Skrupel herabgesetzt werden ohne dass die Menschen per se schlecht sind.
So habe gibt es bei mir beispielsweise diese Piraten, die aufgrund ihres Berufes selbstverständlich nicht Philosophen der Humanität sind, sondern verdammt nochmal geldgierig und machtgeil sind, die ohne Probleme über Leichen gehen, die foltern, um ihr Ziel zu erreichen, die die Moral verhöhnen und die natürlich davon überzeugt sind, im Recht zu sein, weil man nur die Wahl hat als reicher Adliger geboren zu werden, als Bauer ausgebeutet zu werden - oder eben selbst das Messer in die Hand zu nehmen.
Aber ein bisschen unschlüssig bin ich schon, wie sowas beim Leser ankommt. Mord ist ja noch eines, aber interessanterweise habe ich bei Vergewaltigung dann schon den Eindruck, eine Grenze zu übertreten. Natürlich bin ich absolut gegen sexuelle Gewalt, aber aus welchem Grund sollten Männer, die auch sonst kein Problem mit Gewalt haben und die seit Wochen keine Frau mehr gesehen haben, da irgendwelche moralischen Skrupel kennen? Aber wie würden sowas Leser aufnehmen (nicht, dass ich es beschreiben würde, weil meine PoV das aus unterschiedlichen Gründen zum Glück nicht machen würden; aber sie kriegen es ja bei ihren Kollegen mit)?
Gerade habe ich irgendwo eine Szene, wo PoV 1 beobachtet, wie einer der Nebencharaktere eine Frau aggressiv anbaggert. In der nächsten Szene erzählt jemand anderes, dass der Vater (der das Ganze gesehen hat) diese Männer der Vergewaltigung bezichtigt.
Tatsächlich war es keine Vergewaltigung, die Frau hatte zwar extrem viel getrunken, aber sie hat ihr Einverständnis gegeben. Das wird aber nicht explizit erwähnt.
Es ist nur eine sehr kurze Sequenz, auf die auch kein großes Augenmerk gelegt wird, trotzdem bin ich aber unsicher, was Leser davon halten könnten. Ich finde es unrealistisch, wenn der Eindruck entsteht, dass meine Charaktere vor bestimmten Dingen Halt machen, weil wir da moderne Tabus haben, aber andererseits will ich natürlich auch nicht, dass Vergewaltigungen und Co. als profane Praxis rüberkommen, "was man mal machen kann". (Andererseits verurteile ich das ohnehin durch die Sicht eines PoV ... was aber nichts daran ändert, dass der Leser im schlimmsten Fall starken Ekel für Charaktere empfindet, die eigentlich nicht an sich "bösartig" wären ...)
Was denkt ihr darüber?
Habt ihr auch skrupellose Charaktere, die sich an keine Moral halten und nicht gerade der Antagonist sind?
Gibt es in euren Augen Grenzen für die Unmoral eines Protagonisten oder wichtigen Nebencharakters?
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