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Die Überarbeitung - Wie löse ich diesen Gordischen Knoten ohne ein Schwert?

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    Die Überarbeitung - Wie löse ich diesen Gordischen Knoten ohne ein Schwert?

    Da ist er. Der Moment der Überarbeitung.
    Wochenlang habe ich mich darauf gefreut, und nun, wo er vor der Tür steht, kann ich ihn nicht reinlassen. Er passt mit den Schultern einfach nicht zwischen den Türrahmen hindurch.
    Und wenn er sich hindurch gequetscht hat, dann kramt er sicher den Schlagring aus der Tasche und vermöbelt mich.

    Das Problem ist das folgende und weitestgehend inhaltlicher Natur:
    Es erscheint immer komplizierter. Es gibt keinen Ansatzpunkt. Wenn ich eine Sache ändere, dann kommt der nächste Punkt, der genau diese Stelle ebenfalls ändern würde. Oder eine weitrere. Die affektiert ist, durch Dinge, die davor erwähnt, aber nun anders sind. Das sind gewaltige Rattenschwänze. Wenn alles konsequent zuende gedacht wird, dann steht schließlich kein Stein mehr auf dem anderen.

    Wie geht ihr an Überarbeitungen dran? Habt ihr Checklisten, die ihr abhakt, oder geht ihr chronologisch vor? Habt ihr währenddessen ein weiteres Projekt am Laufen. das ihr schreibt, aber das noch in der Rohfassung ist, oder fokussiert ihr euch komplett auf die Überarbeitung?


    Bin gespannt, was ihr zu sagen habt!

    Curiosus





    P.S.: ... auf die Gefahr hin, dass es dieses Thema bereits gibt (hab leider nichts gefunden )
    "Dann glauben Sie mir also?", fragte Bastian.
    "Selbstverständlich", antwortete Herr Korander, "jeder vernünftige Mensch würde das tun." - Michael Ende

    #2
    Hm, das ist eigentlich das, was mir am Überarbeiten noch am meisten Spaß macht, aber ich gebe zu, das kann sehr unübersichtlich werden.

    Du könntets mal versuchen, ein Exposé zu schreiben, wo du alle wichtigen Entwicklungen unterbringst, so wie sie in der Endversion drin sein sollen. Dann musst du zunächst nur darin vor und zurück springen, bis alles logisch ist, und wenn die Zusammenfassung dann stimmig ist, kannst du die Änderungen auf den eigentlichen Text übertragen.

    Wenn es um winzigere, aber ebenfalls relevante Kleinigkeiten geht, habe ich es so gemacht, dass ich erst Szene für Szene meiner Rohversion durchgegangen bin und mir alle Details herausgeschrieben habe, von denen ich wusste, dass sie irgendwie relevant sind. Wenn dann der Punkt rausfliegt, für den sie relevant sind, dann kannst du alle Stellen, die sich darauf beziehen, aus dieser Szenenliste streichen (und dann eben später auch aus dem Text). Umgekehrt weißt du so auch, was du anderswo noch einflechten musst, wenn du z.B. eine Szene streichst, in der aber noch einige dieser Details drinstehen, die du später noch brauchst.

    Ich hoffe, das war jetzt verständlich.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

    Kommentar


    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Jaaa, schon seit einer ganzen Weile

    • Curiosus
      Curiosus kommentierte
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      Ich bin mir nicht sicher ob das motivierend oder nicht ist

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      öh, du musst dir an mir kein Beispiel nehmen Es ist aber nicht nur die Überarbeitung an sich, ich habe auch derzeit wenig Zeit für meine eigenen Werke.

    #3
    Wie alt ist denn der Text? Vielleicht brauchst du etwas Abstand, bevor du dich wieder an den Text trauen kannst.

    Kommentar


    • Curiosus
      Curiosus kommentierte
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      Habe die Rohfassung jetzt etwa drei Monate Ruhen lassen in der Zeit ist der Teig aber dermaßen gegangen, dass er aus der Schüssel quillt

    #4
    Das Problem habe ich auch ganz massiv. Wenn es möglich ist deinen Roman in Abschnitte zu teilen, würde ich das vorher machen, um die Häppchen übersichtlicher zu machen (z.B. wenn du einen großen Zeitsprung irgendwo drin hast).

    Ansonsten gehe ich so vor, dass ich neben mir einen Zettel habe, auf dem ich alles vermerke, was ich überarbeitet habe und was Folgen haben wird und diese Liste bei jedem neuen Kapitel kurz durchgehe. Die Methode funktioniert relativ schnell, ist aber auch eher unübersichtlich und funktioniert nur für einen Überarbeitungsdurchgang. Wenn danach weitere kommen, verliert man wirklich schnell die Übersicht und gerät in Gefahr, sich gravierend zu verzetteln (alles schon erlebt ).

    Inzwischen bin ich zu einem System übergegangen, das sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, aber dafür übersichtlicher ist und besser ineinander greift. Ich habe massenhaft Tabellen angelegt und darin eigentlich alles verzeichnet, was man irgendwie verzeichnen kann:
    • Charakterentwicklung: Für jeden Charakter eine Spalte angelegt und pro Kapitel genau angegeben, worin er sich verändert.
    • Allgemeine Kapitelstränge: Pro Kapitel gibt es Spalten zu Charakterentwicklung (erneut, um es mit dem inneren Geschehen des Kapitels abgleichen zu können) und diverse zu "Informationen" (in meinem Fall z.B. geographische oder politische oder religiöse)
    • Szenenüberblick: Eine umfassende Tabelle zu jeder Szene, in der ich Hintergründe (Wetter, Stimmung, Beschreibungen) vermerke, außerdem nochmal welche Informationen der Leser bekommt, was im Hintergrund geschieht, erneut die charakterliche Entwicklungsebene und schließlich die Beziehungsebene zu anderen Charakteren.
    Das kostet zwar viel Zeit beim Überarbeiten, wenn man das einträgt, aber mir persönlich erleichtert es den Überblick enorm. Hinzu kommt, dass das ständige Wiederholen von gleichen Sachen (Charakterentwicklung) die Informationen in meinem Kopf festigt und es gleichzeitig immer wieder mit anderen Ebenen verglichen wird: Ist die Beziehungsebene allgemein stimmig? Passt die Entwicklung gleichzeitig zur Handlung? Gibt es irgendwo einen Haken?
    Solche Rattenschwänze an Problemen werden auf die Weise immer weiter rausgekämmt, bis man hinter sich einen relativ glatten Teil hat und all die kaputten Haarspitzen und Verfilzungen immer weiter vor sich herschiebt, bis sie ganz draußen sind


    Ach ja - Ganz wichtig: Sicherheitskopien sind das A und O bei solchen Überarbeitungen. Falls du nämlich wirklich mehr Chaos anrichtest als Ordnung reinbringst, ist es ganz nützlich, wenn man auf das alte Dokument zurückgreifen kann, das zwar unüberarbeitet, aber dafür noch in sich schlüssig ist.
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

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    • Curiosus
      Curiosus kommentierte
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      Du hast das alles sehr schön zusammengefasst: Es sind ganze Stränge und Bündel, die verändert werden, nicht nur kleine Szenen.
      Den Zettelplan, der schnell unübersichtlich wird, war eigentlich angepeilt, aber jetzt wird es wohl eher ein Mischmasch aus Karteikarten und Tabellen!

      Uuuund Sicherheitskopien, danke für die Erinnerung

    #5
    Kelpie, Ankh, Curiosus, ich glaube, wir sollten eine Gruppentherapiesitzung machen...

    Lektion 1: "Wie korrigiert man, ohne wahnsinnig zu werden."
    Lektion 2: "Wie überlebt man eine Korrekturphase?"
    Lektion 3: "Wie schafft man es, ein Projekt wirklich fertig zu bekommen."

    Offen für weitere Anregungen ...

    Okay, aber wieder zum Topic.

    Ich glaube, ohne eine vernünftige Übersicht, wie Kelpie und Ankh sie schon angesprochen haben, hast du kaum eine Chance, dein Projekt vernünftig zu überarbeiten. Szenenlisten sind eine Möglichkeit, Karteikarten auch - gerne real für die Haptik, aber auch die digitale Variante klappt ganz gut.
    Was man sich aber auf jeden Fall vorher überlegen sollte, ist, ob man innerhalb eines Korrekturdurchlaufs nur auf bestimmte Bereiche (Logik, Figurentreue, Stimmung, Stil, R&G) achten will oder alles auf einmal durchzieht.

    Da gibt es ganz unterschiedliche Meinungen und Ansätze, vermutlich haben sie alle ihre Berechtigung.
    Ich fahre jedenfalls nicht gut damit, gleich alles auf einmal korrigieren zu wollen. Dann verzettel ich mich in Kleinigkeiten und verbrauche dutzende Stunden, nur um zwei Wochen später festzustellen, dass ich die Szene doch wieder verwerfen muss. Es fällt mir zwar unglaublich schwer, gewisse Bereiche bewusst liegenzulassen, und ich ertappe mich immer wieder beim Übertreten meiner imaginären Korrekturgrenze, aber ich weiß, dass ich anderenfalls mit Ü80 immer noch an diesem einen Projekt sitze, ohne je wirklich vorangekommen zu sein.
    Curiosus, wenn du mit dem Korrigieren noch nicht so die Erfahrung hast, würde ich wirklich mit der Grobstruktur anfangen und dich dann langsam in die Details vortasten. Vielleicht legst du auch eine Liste an Punkten an, die du unbedingt noch abändern willst. Und wenn du dann während der Änderung des einen Punkts wieder drei neue findest, kommen sie eben hinten an die Liste dran. So siehst du zumindest einen Fortschritt und hängst nicht ewig an der gleichen Stelle.

    Kelpies Tipp mit den Sicherungen ist auch verdammt viel wert. Überarbeiten erzeugt ohnehin schon genug Chaos, das musst du nicht auch noch durch ein fehlendes Sicherheitsnetz vergrößern.
    "Alles, was wir brauchen, ist Glaube, Vertrauen und Feenstaub."
    (Peter Pan)

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    • Curiosus
      Curiosus kommentierte
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      Gruppentherapiesitzung!

      Ich habe eine Liste. Aber die ist gewaltig, ich denke da wird es schwer zu filtern, was denn nun Grobstruktur und was Detail ist. Es wird wohl auf Karteikarten hinauslaufen ...

      ... wenn ich denn endlich beginne! -.-

    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      In dem Fall würde ich die Notizen nochmal systematisieren: Was sind Dinge, die den ganzen Roman beeinflussen, was beeinflusst eher nur einige Szenen? Was sind Details, was sind grundlegende Dinge?

    #6
    Geht mir aehnlich. Normalerweise plotte ich lange und schreibe dann den Entwurf flott runter. Mit Papyrus habe ich dann die Kapitel- und Szenenliste. Geht natuerlich auch mit jedem anderen Schreibprogramm.
    Da ich daran arbeite einen Roman pro Jahr zu schaffen, lasse ich den Entwurf nicht lange liegen. In der Zeit arbeite ich an einem anderen Projekt.
    Vor dem Ueberaebeiten gehe ich zurueck in sen Plot und passe ihn an die Veraenderungen an, die sich beim Schreiben ergeben haben. Die Vermerke ich auf dem Pap Klemmbrett. Karteikarten gehen auch.
    Ich mache verschiedene Durchgaenge, bei denen es um bestimmte Aspekte geht. Zuerst der Charakterbogen, dann die Plotlogik. Wenn mir etwas auffaellt, fuege ich Kommentare in den Text ein.
    Danach kommen erst Stil, showing, telling, etc. Meist in einem Aufwasch.
    Da ich den Entwurf schnell tippe oder diktiere, bleibt kein Satz so stehen und der Text wächst um etwa ein Drittel an.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

    Kommentar


    • Curiosus
      Curiosus kommentierte
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      Du hast alles richtig gemacht, und dir bereits davor Gedanken gemacht, welche Probleme der Plot später mit sich bringt, welche Höhen und Tiefen ...

      Sollte ich auch mehr machen

      Jep, Stil muss warten! Inhalt geht vor!

    #7
    Zitat von Sophie Beitrag anzeigen

    Lektion 1: "Wie korrigiert man, ohne wahnsinnig zu werden."
    Lektion 2: "Wie überlebt man eine Korrekturphase?"
    Lektion 3: "Wie schafft man es, ein Projekt wirklich fertig zu bekommen."
    Jetzt mal ganz ehrlich. Wer von euch könnte das gebrauchen?

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    • Kuro
      Kuro kommentierte
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      VickieLinn , ist kein Problem. Ich hätte da auch gar nicht ewig drüber reden wollen, aber das kannst du natürlich erstmal nicht wissen.

      Okay. Das klingt auf jeden Fall interessant. Ein richtiges Lektorat hätte ich auch nicht gedacht (wie solltest du das schaffen), eher drüberschauen und sagen, wo es mit der Umsetzung gut funktioniert und wo eher nicht und vielleicht dann ein Kniff dazu. Aber es ist gut möglich, dass das mit dem, was du vorhast, gar nicht nötig wird, weil die Kniffe eben durch die gezeigten Methoden automatisch da sind.

      Ich denke, ich werde eine Teilnahme auf jeden Fall versuchen, weil mir eben der anschauliche Weg wichtig ist (ich habe in den Jahren so viele Schilderungen gelesen, aber ich kann sie nicht greifen). Ich hoffe, dass das mit der einzigen Rohfassung, die ich habe, weil ich weiß, dass sie im Spannungsbogen ihre Probleme hat (deswegen ist die Geschichte nur für mich, weil ich das nicht wirklich ändern will, aber zur Veranschaulichung reicht es hoffentlich trotzdem). Und ich hoffe, dass ich das parallel zu etwas anderem auf die Reihe kriege.

    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Riyuu
      Deshalb ist die Bedingung ein Exposé. Es muss nicht bewerbungsreif geschrieben sein. Wir müssen daran nur erkennen, ob der Plot funktioniert, bevor ins Detail gegangen wird

    • Kuro
      Kuro kommentierte
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      Wie sieht es wegen weiterer Fragen zu dem Überarbeitungsmonat aus? Soll die hier her oder lieber schon ein eigenes Thema?

    #8
    Das Harte an der Sache ist: Da muss man durch.
    Selbst wenn kein Stein auf dem anderen bleibt.

    Ich kann davon ein Lied singen. Ich hab nen ganzen Roman noch mal geschrieben, weil ich einen Protagonisten rausgeschmissen habe.
    Es war gut so.

    Und da Schreiben auch harte Arbeit bedeuten kann und halt nicht immer nur aus dem wunderbaren, kreativen Teil besteht -- Zähne zusammenbeißen und ordnen.
    Ich hab Listen und so Zeug meistens im Kopf (so als farbige Liste. Synästhetiker. Öh.) Schreibe mir aber auch grobe Notizen was ich wo ändern will. Entweder direkt im Autorenprogramm (da geht das ganz gut z.B. einzelne Szenen farbig hervorzuheben, also bestimmte Handlunsstränge, wo sich der Rattenschwanz fortsetzt), oder in einer extra Datei, oder in Lektorennotizen drin, etc.
    Und danach wage ich mich da Schritt für Schritt ran. Und da kann es auch durchaus wieder kreative Phasen geben, wo ich einfach mal schreibe, überarbeite, schaue, ob es stimmig ist, wieder verwerfe, Testleser oder Lektoren quäle, etc.

    ... Egal wie Du es angehst: Der Knoten löst sich nicht von alleine. Das ist Fakt.

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