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Mittwochsfrage #8: Deadlines und Termine – Tod oder Segen für die Kreativität?

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    Mittwochsfrage #8: Deadlines und Termine – Tod oder Segen für die Kreativität?

    Hallo ihr Lieben,

    nachdem die Mittwochsfrage letzte Woche eine (nicht ganz) freiwillige Pause eingelegt hat, geht es heute um die Organisation des Schreibens.
    Ich selbst stelle leider nur allzu oft fest, dass ich mir zwar für den kommenden Monat einen riesigen Berg an Zielen vornehme, spätestens am 25. aber feststellen muss, dass ich mal wieder nichts getan habe. Woran das liegt?
    Keine Ahnung.
    Ist es der Termindruck? Sind es die fehlenden Folgen, wenn ich es nicht schaffe? Oder kommt die Leichtigkeit der Kreativität zu kurz, wenn man sich selbst einen strikten Plan auferlegt?
    Vielleicht muss das auch jeder für sich klären, aber umso interessanter finde ich es, eure Erfahrungen und Meinungen zu hören.

    Wie plant ihr euren Schreibprozess? Könnt ihr unter Druck arbeiten?
    Und seht ihr Deadlines eher als Fluch oder Hilfestellung für eure Kreativität an?


    "Alles, was wir brauchen, ist Glaube, Vertrauen und Feenstaub."
    (Peter Pan)

    #2
    Ich hatte bisher keine Deadlines, werde mir aber für das nächste Projekt welche setzen. Ich habe kein Problem unter Druck zu schreiben, sondern eher eines, ohne Druck zu schreiben. Die Sachen werden fertig, keine Frage - aber es dauert. Ich habe mir jetzt zum überarbeiten eine Deadline gesetzt und das funktioniert ganz gut. Der Roman selber? Der hat über 1 Jahr gebraucht für knapp 40k an Wörtern, das ist mir zu lange. Allerdings muss ich mir noch Konsequenzen überlegen, die passieren, wenn ich sie nicht einhalte.

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    • Peter
      Peter kommentierte
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      Besser als Konsequenzen für Nicht-Erreichen, finde ich Belohnungen für Fortschritte.

    • DreamBell
      DreamBell kommentierte
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      @Peter: Mit Belohnungen kommt man bei mir nicht weit tatsächlich. Ich bin niemand, der gut auf Belohnungen anspringt, dafür aber auf Konsequenzen

    #3
    Mir helfen Deadlines insofern, als dass ich dann etwas in meiner Prioritätenliste nach oben setze. Ich habe am Tag nur 24 Stunden, und das, was am Dringendsten fertig werden muss, wird eben zuerst bearbeitet. Gerade meine eigenen Sachen bleiben dann gerne mal liegen. Selbst wenn ich mir wie hier im Forum Ziele setze, sind das ja nur Ziele für mich, und die kann ich gut hinten anstellen. Wenn dagegen irgendein Verlag oder Autor auf meine Arbeit wartet, dann klemm ich mich auch dran, wenn ich eigentlich keinen Bock habe.

    Also ja, Druck ist gut, aber es muss der Druck von jemand anders sein, den ich nicht enttäuschen will.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • Sophie
      Sophie kommentierte
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      Milch, ein schöner Leitsatz, aber da stellen sich bei mir mehrere Fragen.
      1) Was heißt „wirklich gut“ – zählt dazu schon ein veröffentlichter Roman oder erst ein Bestseller? Muss man diese Schwelle erreichen, bevor man sich an einen Verlag traut, oder macht es stattdessen Sinn, mit seinen Büchern zu wachsen?
      2) Ab wann zählen die Stunden? Ich schreibe seit dem 10. Lebensjahr Geschichten, würde aber diese ersten Versuche kaum dazurechnen, weil man als Kind doch komplett anders an so etwas herangeht als sonst.
      3) Zählen die Stunden nur fürs Schreiben oder auch für Planung, Plotten, Welt gestalten? Zählt das Studium von einschlägiger Literatur dazu? Beim Lesen eignet man sich ja auch Fähigkeiten an. Das müsste dann ja auch zählen …

      Wenn man sich diese Zahl als Grenze nimmt, um ernsthaft eine Chance auf dem Buchmarkt zu haben, dann verstehe ich die Zahl der jungen Autoren nicht, die es tatsächlich zu den großen Verlagen oder in die Bestsellerlisten geschafft haben.
      Kurze Rechnung:
      Sagen wir, um realistisch zu bleiben, zählt jede effektiv geschriebene Stunde seit dem 15. Lebensjahr. Ich bin 26 Jahre alt, also haben wir 11 Jahre zusammen. Dann müsste ich, um diese Schwelle zu erreichen, jeden Tag etwa 2,5 Stunden mit dem Schreiben verbringen – unabhängig von Krankheiten, privaten Problemen, Urlauben, Feiertagen etc.
      Für mich klingt das, wenn man nicht einen großen Batzen Geld auf dem Konto hat und davon leben kann, nach einem Ding der Unmöglichkeit. Wenn also junge Autoren, die in der Regel ja finanziell nicht aus den Vollen schöpfen können, das schon rechnerisch so gut wie nicht bewältigen können, weshalb sind dann die Bücherregale bei Thalia und Co. voll von diesen Autoren?

      Versteh mich nicht falsch, ich will gar nicht leugnen, dass man verdammt viel Zeit ins Schreiben investieren muss, um sich zu verbessern. Aber man muss nicht perfekt sein, um ein Buch fertigzuschreiben – von Veröffentlichung mal ganz abgesehen, aber das setzen viele hier im Forum auch gar nicht voraus.

      Und noch etwas, was mir auffällt.
      Wenn jemand im Forum z.B. darum bittet, Hilfe beim Plotten zu bekommen, ist ein Großteil der Leute sofort mit Feuereifer dabei und unterstützt denjenigen dabei, die handwerklichen Sachen zu lernen.
      Wenn aber jemand Schwierigkeiten damit hat, den inneren Lektor zu bekämpfen, oder (aufgrund der eigenen zeitlichen Beschränkungen) ein effektiveres Zeitmanagement sucht, dann heißt es oftmals „Wenn du dir die Zeit nicht nehmen willst, dann bist du hier falsch.“
      Dabei sehe ich den Kampf mit dem Lektor und die Herausforderungen des Zeitmanagements ebenso als wichtige Bausteine des Schreibhandwerks an – wieso sollte man sich an dieser Stelle also keine Tipps von anderen abholen dürfen, wenn man gerade an diesem Punkt noch Nachholbedarf hat oder Input von außen benötigt?
      Etwas anderes wäre es, wenn jemand sagt: „Ich schaffe nichts, weil ich oftmals keine Lust dazu habe und mich erst die Muse küssen muss.“ Gut, dass das nicht funktioniert, sehe ich ein. Aber das ist ja nicht das, worum es in dieser Diskussion eigentlich geht.


      Ankh, das muss ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen. Bisher waren meine Alphaleser vielleicht einfach zu verständnisvoll, wenn ich nichts abliefern konnte, obwohl ich die ganze Woche dran gesessen hatte...

    • Amilyn
      Amilyn kommentierte
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      Sophie Nicht jeder Bestseller ist auch gut

    • Milch
      Milch kommentierte
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      Die Zahl 10 000 Stunden stammt von Malcolm Gladwell und bezieht sich auf jedes Talent, dazu gehört auch die Vorbereitung. Wenn man schon in der Jugend geschrieben hat, dann wird man ja auch Tage gehabt haben, an dem man sicherlich mehr als 2 Stunden geschrieben hat.
      So viele junge Autoren (u30) kenne ich gar nicht, die meisten sind etwas gestandener. Und ja, man verbessert sich mit dem Alter.

      Ich bin der Meinung, Motivation, der Druck, muss von innen kommen. Bei allem anderen kann man helfen. Niemand ist gezwungen, einen Text zu produzieren. Und ich kann nicht sagen, woher ich es habe, aber es soll anscheinend ein Mythos sein, dass man unter Zeitdruck besonders kreativ ist. Ich bin ein Freund von Drüberschlafen. Vielleicht ist der innere Zensor durch Druck schwächer, aber dann muss man sich fragen lassen, ob die erste Version perfekt sein muss.

    #4
    Deadlines habe ich nicht. Vielleicht eine Prioritätenliste, aber selbst die muss ich suchen.

    Generell finde ich es demotivierend seine Ziele so hoch zu stecken, das sie zum Scheitern verurteilt sind. Ich kenne mich ja. Berufliche Deadlines halte ich ein, da es um die Ernährung meiner Familie geht. Aber "Hobbydeadlines" sind eher ... öhm ... Perhapslines. Das ganze Leben besteht aus jeder Menge Druck, Leistung und Zielen und gerade im Freizeit-/Hobbybereich möchte ich mir da Druck raus nehmen und mich eher an dem Erfreuen, was ich geschafft habe, als auf das zu schauen, was ich nicht geschafft habe. Meine Freude am Schreiben selbst ist mir Motor genug zu wissen, das ich mein Projekt irgendwann mal abschließen werde.

    Wenn man professionell schreiben möchte bzw. schreibt ist das natürlich was anderes.
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

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      #5
      Ich setze mir Deadlines, die ich auch meist nicht einhalte, aber ansonsten verzettele ich mich beim Recherchieren oder Plotten oder ....
      Irgendwann sollte man ein Projekt auch abschließen, auch wenn es nicht perfekt ist, und loslassen, damit was Neues kommen kann.
      I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

      Douglas Adams

      Kommentar


        #6
        Also bei mir ist das sehr unterschiedlich. Mittlerweile denke ich aber das ich mit Druck am besten abeite, wenn dieser von kurzer Dauer ist. Das heißt am produktivsten bin ich zb:
        Beim Nano - ein Monat
        Bei Word wars - 30 Minuten

        Aber so am Tag mehrere Stunden lang möglichst viel schreiben ist überhaupt nichts für mich.

        Also sehe ich zu, dass ich mir stets immer Ziele und Deadlines setzten, die aber eher kleiner oder allgemein umfassend sind. Zum Beispiel: Ende des Jahres Projekt beendet haben. Innerhalb dieser Woche XY gemacht haben. Heute noch das und das erledigt haben.

        Das heißt ich habe häufig genug die Situation, das ich mich nicht aufraffen kann, was zu tun. Neuen Blogbeitrag schreiben, weiter recherchieren und plotten, Beiträge planen, was für die Uni tun usw. das sind alles Sachen, die ich mir in kleinen Portionen imemr einteile. Am besten arbeite ich, wenn ich mir sage so ich arbeite jetzt konzentriert 30 Minuten an einer Sache, schreibe da konseuqent und dann ist gut. Das heißt einmal Power für eine kurzen Zeitraum funktioniert am Besten über den tag verteilt. Aber ja, es läuft am besten, wenn ich dabei einen Motivation von außen habe. Wenn ich sozusagen weiß, es schaut mir jemand zu, es wartet jemand darauf oder ich messe mich mit anderen. Das spornt mich mehr an, als wenn ich einfach nur mich selbst bezwingen muss. Belohungen gibts dann auch, weil ich dann stolz darauf sein kann, was geschafft zu haben.

        Andersherum kann das aber auch schnell in die andere Richtung ausarten. Wenn man sich in zu kurzer Zeit zu viele Ziele setzt und zu schnell zu viel will, werde ich so frustriert, das gar nichts mehr geht. Daher muss ich immer darauf achten, dass ich mein Gleichewicht einhalte.

        Aber ja, Stoppuhren und dann für 30 Minuten volle Konzentration funktioniert am besten.
        Ansonsten verfolge ich als deadlines To do listen, die zeitlich durchgetacktet sind.

        Keine Ahnung, ob ich jetzt alles gesagt habe, was ich eigentlich sagen wollte und ob ich überhaupt die Frage richtig beantwortet habe
        "Angst schließt das Licht in Dunkelheit ein, Mut ist der Schlüssel." - KH.

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          #7
          Ich kann bezüglich Deadlines ja nur von der Arbeit her sprechen. Wie weltatlas schon sagte: auf der Arbeit hast du das-und-das bis dann-und-dann zu tun. Und das funktioniert natürlich, weil sonst der Chef/der Abteilungsleiter/der Vorarbeiter meckert, wenn es öfter passiert, kassiert man im Zweifelsfall eine Abmahnung. Das wird bei Autoren mit Abgabetermin nicht anders sein, vor allem nicht vom Gefühl her: "Der Chef hat gesagt, dass ..." Und dann ist es dann auch fertig.

          Ich glaube außerdem, dass eine Arbeit mit Deadline genauso gut ist wie eine ohne, ob das nun ein Autorentext ist oder ein Angebot für die Firma XY (davon ausgegangen, es handelt sich um einen entsprechend erfahrenen Autor bzw. Mitarbeiter).

          Heute habe ich die Cover von drei zukünftigen Büchern einer Autorin gesehen, die auf ihrer Internetseite schrieb: "Buch 1 wird am soundsovielten veröffentlicht, Buch 2 am soundsovielten, und jetzt setze ich mich an den Laptop und freue mich drauf, loszuschreiben." Offenbar eine Autorin mit Abgabetermin und obwohl ich mir für mich selbst vorstellen kann, wesentlich produktiver zu sein, wenn mir irgendein Chef sagen würde: "Dein Buch wird fertig am 1. Juli, oder du kannst deinen Vertrag vergessen", fand ich das heute so abstrakt ... da ist praktisch schon alles fertig inklusive Klappentext, aber die Autorin hat noch kein Wort geschrieben. Verrückt

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            #8
            Deadlines zwingen einen (also, damit meine ich z. B. mich), sich konzentriert an eine Sache zu setzen.
            So war es bei Hausaufgaben, die ich trotzdem regelmäßig vergessen habe. Dass ich ein *protz* sehr gutes Abi hatte, lag nicht an 10000 Stunden Vorbereitung, sondern an vier Wochen Druckbetankung mit Informationen der letzten drei bis vier Jahre (Druck kann aus Kohle Diamanten machen). So war es beim Lernen für schwachsinnige Scheine während des Studiums (für die anderen lernte ich schon aus Interesse), so ist es bei der Steuererklärung, und wahrscheinlich wäre es ideal für den professionellen Schreiber in mir.
            Ich schreibe aber nicht professionell, sondern als geliebtes Hobby. Die Zeit dafür muss ich freischaufeln, weil ich Beruf und Familie eben höherrangig behandeln muss bzw. will. Ich schließe mich weltatlas an: Ein Hobby soll Spaß machen, nicht erdrücken.
            Die Kreativität sähe ich in meinem Fall durch Druck von außen nicht in Gefahr; schließlich baue ich auch selbst Druck auf, wenn meine "Faulheit" mich ankotzt, und ich kann dann meine Projekte enorm vorantreiben. Kunstmelodie Das mit der Stoppuhr könnte mich dagegen wirklich bremsen. Eine Datums-Deadline wäre in Ordnung, aber gegen eine tickende Uhr ... Macht die nicht nervös?

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            • Dodo
              Dodo kommentierte
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              Mich killt so eine Stoppuhr. Wenn ich gerade irgendwie nichts machen kann (sagen wir mal, U-Bahn fahre), dann entspannt es mich, irgendein dämliches Spiel auf meinem Handy zu daddeln. Wenn es dabei aber gegen die Zeit geht, packt meine Niere die nächstbeste Nebenniere und quetscht aus ihr das letzte Adrenalin, und ich werd total gestresst. Puls, Blutdruck, Atemfrequenz ... Jason Bourne für Arme. Bei Fishdom.

            • Kunstmelodie
              Kunstmelodie kommentierte
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              Dodo beim Lernen ist das bei mir zum Beispiel genau andersherum, da kann ich gar nicht früh genug anfangen^^

              Ja, keine Stoppuhr die die ganze Zeit rumtickt Sondern ich stelle dann mein handy auf 30 Minuten und nach 30 Minuten klingelt es. ich bin einfach so viel viel effektiver, weil es dieses Stopp and go prinzip ist und ich mich meistens auch nicht lange am Stück konzentrieren kann oder jetzt dazu aufraffen, Dinge nen halben Tag lang zu tun, auf die man keine Lust hat. Aber eine halbe Stunde geht imemr. Eine halbe Stunde kann man gut abzweigen, dann hat man etwas geschafft und dennoch nicht zu viel Zeit verloren von den anderen 1000 Dingen die man ja auch noch machen muss, wie Ankh auch schon richtig erklärt hat

            • Dodo
              Dodo kommentierte
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              Bewundernswert ...

            #9
            Ich antworte mal hier unten, weil ich die Diskussion interessant finde und nicht will, dass sie in den Kommentaren untergeht:

            Die Zahl 10 000 Stunden stammt von Malcolm Gladwell und bezieht sich auf jedes Talent, dazu gehört auch die Vorbereitung. Wenn man schon in der Jugend geschrieben hat, dann wird man ja auch Tage gehabt haben, an dem man sicherlich mehr als 2 Stunden geschrieben hat.
            So viele junge Autoren (u30) kenne ich gar nicht, die meisten sind etwas gestandener. Und ja, man verbessert sich mit dem Alter.
            Ich halte nicht viel von dieser festen Zahl, denn es kommt sicher auf die Fähigkeit an. Um Häkeln zu lernen braucht man keine 10.000 Stunden, auch für einen meisterlichen Schal nicht. Schreiben würde ich allerdings schon am oberen Ende der Skala ansetzen, zumal es da keinen perfekten Zustand gibt. Man kann sich immer verbessern. Aber wie Sophie schon sagte, diese zeit ist nicht das Schreiben (üben) allein. Einer meiner Lieblingsautoren (Boris Akunin) hat erst sehr spät überhaupt mit dem Romanschreiben angefangen. Vorher war er Journalist und Übersetzer, hat sich also mit Sprache und Literatur befasst. Dazu kommen noch Jahre der Allgemeinbildung und Lebenserfahrung, die in die Plots und Figuren einfließen, ohne dass er das aktiv für seine Schreibkarriere geübt hätte. All das fließt natürlich in das Handwerk mit ein. Man kann also nicht unbedingt trennen, welche Dinge, die man den lieben langen Tag so macht, nun Übungszeit fürs Schreibhandwerk sind und welche nicht. letztendlich ist schreiben eine Fähigkeit, die sich aus vielen Dingen zusammensetzt, die sich auf ganz unterschiedliche Art trainieren lassen. Sich stumpf für zehn Jahre jeden Tag 2,5 Stunden hinzusetzen und irgendwas dahinzutippen ist da sicher nicht die optimalste Herangehensweise.

            Ich bin der Meinung, Motivation, der Druck, muss von innen kommen. Bei allem anderen kann man helfen. Niemand ist gezwungen, einen Text zu produzieren. Und ich kann nicht sagen, woher ich es habe, aber es soll anscheinend ein Mythos sein, dass man unter Zeitdruck besonders kreativ ist. Ich bin ein Freund von Drüberschlafen. Vielleicht ist der innere Zensor durch Druck schwächer, aber dann muss man sich fragen lassen, ob die erste Version perfekt sein muss.
            Da stimme ich zu. Die Szenen, die mich nachts wachliegen lassen, weil sie mich nicht loslassen, sind sicher besser als die, die ich mir vor einem leeren Blatt abquäle. Aber beide sind nichts, wenn ich mir nicht die Zeit nehme, sie aufzuschreiben. Und mit sind schon einige gute Szenen so verlorengegangen, weil ich nicht rechtzeitig dazu kam, sie aufzuschreiben.
            Dass die Ideen aber kommen, kann man auch durch Nichtstun nicht erzwingen. Allerdings wurde schon einmal nachgewiesen, dass man kreativer wird, wenn man müde oder sonst allgemein nicht in optimaler Verfassung ist: http://www.tandfonline.com/doi/abs/1...nalCode=ptar20
            Poems are never finished.
            Just abandoned.

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            • Peter
              Peter kommentierte
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              Nicht durch Nichtstun, aber durch konzentrierte Arbeit.

              Durch kontinuierliches Hinterfragen - Was wäre wenn? Was erwarten die Leser und was nicht? Was kann Unerwartetes geschehen? Warum macht sie das? ...- können die meisten, auch noch so mageren, Ausgangsideen deutlich an Tiefe und Bedeutung gewinnen.

            • Milch
              Milch kommentierte
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              Soll man sich fragen, was der Leser erwartet? Oder lieber doch, was kann man wie und warum anders erzählen?
              Und nimmt man nicht die interessanteren Ausgangsideen, bevor man an den schwächeren herumdoktort?

            #10
            Zitat von Ankh Beitrag anzeigen
            Dass die Ideen aber kommen, kann man auch durch Nichtstun nicht erzwingen.
            Das ist es.

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              #11
              Als Journalist übt ja auch lesbare Texte zu schreiben, darum waren viele Schriftsteller auch Journalisten. Die Übersetzertätigkeit kann man auch als Vorbereitung betrachten, weil man einen Stil nachempfinden muss. 10 000 Stunden bezieht sich auf komplexere Fähigkeiten. Die Zahl lehrt etwas Demut, Perfektion ist nicht schnell zu erreichen.

              Immer Papier und Stifte dabei haben, um sich etwas zu notieren, manchmal schleichen sich die besten Ideen eher zufällig ein, man muss auch offen dafür sein.

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                #12
                Zitat von Milch Beitrag anzeigen
                Immer Papier und Stifte dabei haben, um sich etwas zu notieren, manchmal schleichen sich die besten Ideen eher zufällig ein, man muss auch offen dafür sein.
                Das kann ich nur unterschreiben. Wie oft habe ich mir in den A...llerwertesten gebissen, weil ich gerade im Bus eine Erleuchtung hatte, die dann natürlich - sobald ich endlich an Papier und Stift kam - verschollen ist.
                Inzwischen ist es leichter, weil ich im Zweifel alles ins Handy tippen kann, aber ich will gar nicht wissen, wie viele Dinge ich in der Prä-Smartphone-Ära vergessen hab.
                Auch wenn man sagt, dass man sich an die WIRKLICH guten Sachen weiterhin erinnert ... ich habe immer das Gefühl, die perfekte Idee vergessen zu haben.
                "Alles, was wir brauchen, ist Glaube, Vertrauen und Feenstaub."
                (Peter Pan)

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                • Peter
                  Peter kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  ich spreche es meist aufs Handy, sodass ich es zuhause transkribieren lassen kann, falls mir die Idee noch immer gefällt.

                #13
                Zu deiner Ausgangsfrage.
                Ich liebe Excel Tabellen. Normalerweise lege ich eine Tabelle an oder erweitere eine bestehende, sobald ich ein neues Schreibprojekt beginne. Meist habe ich eine Vorstellung, wann ich das Wort Ende unter das MS tippen will.

                Wie auch der Roman, ist auch mein persönlicher Schreibprozess eher strukturiert.

                a) Idee (kann über Jahre gehen)

                b) Outline, Charaktere, Setting, Konflikt, Plot, Entwurf

                Für diese Elemente setze ich mir eine klare Deadline von max. 3 Monaten (wenn ich sonst nichts anderes schreibe)

                c) Überarbeitung des Entwurfs bis Lektoratsreife. Auch hier setze ich mir sowohl eine Anzahl von Seiten pro Tag, als auch eine definierte Deadline.
                Sobald ich im letzten Drittel bin, melde ich das MS im Lektorat an. Wenn ich weiß, dass jemand, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, seinen Arbeitsplan nach mir ausrichtet, reicht mir das als Druck, um nicht allzuviel auf dem Sofa abzuhängen.
                Außerdem bekommt meine Tochter kapitelweise die Entwürfe unserer LiRos. Die sitzt mir dann auch ziemlich im Nacken.

                Das Prozedere bezieht sich jetzt natürlich nur auf SPler. Aber vielleicht ersetzt das Einschicken eines Exposés bei einem Verlag auch die Anmeldung beim Lektorat.


                d) Wenn ich abschätzen kann, wie lange die Überarbeitung nach dem Lektorat dauern wird, mache ich das Gleiche mit dem Korrektorat.

                Momentan schaffe ich ein Büchlein pro Jahr, aber ich arbeite daran, das auf 9 Monate herunterzubringen.

                Mir persönlich hilft es sehr, meine Arbeitsvorgaben so klein wie möglich herunterzubrechen, am liebsten auf Wörter oder Seiten pro Tag. Ich glaube auch nicht daran, dass Vorgaben die Kreativität lähmen.
                https://writerswrite.co.za/the-daily...ous-authors-1/


                Tipp: erzähl möglichst vielen Leuten von deinem Roman und mach sie so neugierig, dass sie ständig nachfragen und was lesen wollen. Das hält einen auch am Tippen.



                I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

                Douglas Adams

                Kommentar


                  #14
                  Vorwarnung: Nicht von Widersprüchen irritieren lassen.

                  Generell brauche ich immer so ein bisschen Druck, um meinen Hintern hochzubekommen. Das war schon immer so. Lernen für die Abiklausuren? So richtig? Eine Woche vorher (wobei bei mir ein Fach quasi gar nicht zu lernen war, Mathe habe ich tatsächlich länger vorher mit einem Kumpel gemacht, indem wir die Aufgaben der Semester noch mal gemacht und mit den Lösungen verglichen haben und das andere war reines Auswendiglernen von Kriterien).
                  Demnach sind Deadlines durchaus etwas Gutes.

                  Gleichzeitig ist es bei mir in den letzten Jahren so, dass ich gesundheitlich zu viel Druck nicht vertrage und Deadlines kontraproduktiv werden können. Wobei das letzte Wort die Betonung abbekommt. Denn das muss nicht immer so sein und hängt selbstverständlich davon ab, wie nah die Deadline liegt.

                  In dem Zusammenhang habe ich es auch geschafft, mir einen gewissen Eigendruck anzutrainieren, ohne große Deadline von außen.
                  Ich arbeite auch mit keiner festen Deadline Á  la "der Plot muss bis XYZ fertig sein". Ich arbeite daran so lange, wie ich brauche, weil ich einfach nicht abschätzen kann, ob ich diese Woche nur 100 Minuten Zeit investiert bekomme (gesundheitlich) oder doch 250. Und jedes erneute Scheitern an solchen Deadlines, weil mich wieder etwas ausgehebelt hat, führt bei mir dazu, dass ich noch weniger Motivation finde.
                  Ich verzettele mich deswegen trotzdem nicht in sinnlosem Plotten, jedenfalls meiner Ansicht nach (dass ich teils tagelang brauche, um eine Wohnung für meine Prota zu suchen und sie einzurichten, mag anderen so erscheinen, ich brauche den Detailreichtum für ihr Zuhause aber trotzdem, damit ich ihr heimeliges Gefühl empfinden kann).

                  Übrigens habe ich diesen Druck für mich aufbauen können (ich denke jedenfalls, dass das der Grund ist), weil mich zweierlei Dinge antreiben: Die Geschichten wollen raus und ich will veröffentlichen.

                  Was diese Diskussion über Dauer des Schreibens betrifft, das sind irgendwelche statistischen Durchschnittswerte. Es gibt auch noch die tolle Aussage, dass man 1.000.000 Wörter geschrieben haben muss. Und auch hier trifft es möglicherweise nur zu, wenn man sich in diesem Zeit eben auch mit allem weiteren beschäftigt (Handwerk und all das). Aber an solchen Zahlen würde ich das eben auch nicht festmachen.
                  Es hängt schon ganz simpel von der Zielgruppe ab.
                  Wenn ich sehe, was teils gerade im Selfpublisher-Bereich auf Amazon zu finden ist (aber nicht nur darunter, es schwirrt auch so einiges durch Verlage jeder Größenordnung), da möchte ich nur davonlaufen. Aber diese Bücher bekommen 5-Sterne-Rezensionen ohne Ende und die Leser sind glücklich. Ich kann es nicht nachvollziehen, in den Büchern fehlt Tiefe, trotz toller Grundidee, sprachlich ist es mir zu sehr an gesprochener Sprache als geschriebener. Aber es gibt anscheinend mehr als genügend Käufer, die genau diese Art haben wollen. Und dafür braucht es ganz einfach nicht diesen Aufwand im Vorfeld.

                  Was man selbst anstrebt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber es gibt eben aufgrund dieser Käuferklientel unzählige Autoren, ob jung oder alt, die nicht im Ansatz auf 10.000 Stunden oder 1.000.000 Wörter vor ihren ersten Veröffentlichungen kommen.
                  Ich komme aus Ironien.
                  Das liegt am sarkastischen Meer.

                  Kommentar


                  • Milch
                    Milch kommentierte
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                    Was meinst du mit sprachlich zu sehr an der gesprochenen Sprache? Das kann auch sehr kunstvoll sein.

                  #15
                  Ich kann unheimlich gut Zeit vertrödeln, weswegen mir Deadlines definitiv gut tun Schon bevor ich einen Verlagsvertrag hatte, habe ich mir versucht Zeitrahmen zu stecken, denn sonst habe ich das Gefühl, ich hätte ja ewig Zeit und beginne das Schreiben zu schieben. Gerade auch dann, wenn gerade der Plot klemmt oder die Szene schwierig ist. Nichts tun ist bequemer als zu arbeiten

                  Eine Deadline wie "Projekt fertig bis X" funktioniert bei mir übrigens weniger, da die Zeitspannen dann meist zu groß sind und ich wieder mit dem Aufschieben beginne. Deswegen Unterteile ich dann in Abschnitte wie "Rohfassung" oder "erste Überarbetung". Dazu halt noch das tägliche Schreibpensum, so dass man etwa weiß, wie lange man braucht.

                  Das andere, was ich die letzten Jahre gelernt habe ist, dass man ein bisschen Zeit braucht, bis man ein Gefühl dafür bekommt, wie lange man für welche Arbeitsschritte braucht und wie viel man in welcher Zeit überhaupt schaffen kann. Es gibt Autoren, die die ersten Wochen nichts schreiben und dann in einer Woche alles ohne große Pause niederschreiben. Ich kann das z.B. nicht, ich muss regelmäßig mein Pensum schreiben.

                  Ich finde es übrigens keine Schande, wenn man sich Deadlines setzt. Menschen sind bequem und meiden gerne Dinge, die anstrengend sind und Arbeit machen. Und eine brauchbare Geschichte schreiben ist Arbeit. Es gibt Zeitpunkte, da läuft es super. Aber genauso gibt es Momente, wo man sich auf den Hintern setzen muss, damit man endlich das verdammte Plotproblem angeht oder zum gefühlt hundersten Mal Schreibfehler sucht.
                  »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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