Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Korrekturen – Texttötungsmaschinerie

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Korrekturen – Texttötungsmaschinerie


    Fremdtexte – also Texte, die nicht ich, sondern Ihr geschrieben habt und mir im Vertrauen reicht, um Anmerkungen, Korrekturen oder einfach nur weitere Inspiration zu bekommen – nehme ich immer gern an. Das soll kein Aufruf sein! Es ist schlicht eine Tatsache, denn ich lese gern fremde Texte, da man viel über den Autor selbst, aber auch rein faktisches Wissen erfährt und somit seinen Horizont erweitert. Im günstigsten Fall beruht die Horizonterweiterung auf Gegenseitigkeit.
    Aber, den Text eines anderen Autors zu lesen und seine eigenen Gedanken dazuzuschreiben, empfinde ich als eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Ich kenne den Autoren nicht, der mir seinen Text in die Hand drückt. Ist er sensibel? Extrovertiert? Hat er ein Gemüt wie ein flatternder Kolibri oder wie ein stoisches Kamel? Ist es sein Herzensprojekt?
    Die meisten Geschichten, die ich bisher gelesen habe, mag ich sehr gern. Liegt es daran, dass ich den Autor etwas besser kenne, weil er hier im Forum einen kleinen Teil seiner Persönlichkeit hinterlässt?
    Hinzu kommt, die wenigsten von uns sind Germanisten oder Linguisten und verdienen sich Ihr Geld als professionelle Textzerpflücker.



    Wenn ich eine linguistische Anmerkung mache, muss ich sehr tief in meinem Wissen kramen, um erklären zu können, wieso ich diese Satzstellung ungünstig finde und jene treffender. Oder ist es doch nur mein Geschmack?
    Je mehr Anmerkungen ich mache, desto mehr denke ich, dass ich meinem Gegenüber meinen Stil aufzwinge. Ich mag kurze Sätze, wenig Beschreibung. Tatsächlich finde ich Beschreibungen langweilig, wenn sie nichts zur Sache beitragen. Viele Dialoge mögen in meinen Ohren hölzern klingen, aber ich bin kein Maßstab dafür. Selbst wenn sich reale Menschen unterhalten, denke ich manchmal „**** *** ****“. Aber in der U-Bahn zücke ich auch keinen Rotstift und kringle meine Mitfahrgäste ein.
    Gleichzeitig bekomme ich mit der Fremdtextaushändigung den Auftrag: „Streich alles an, was Dir auffällt. Sei gnadenlos! Ich kann eine Menge aushalten.“
    Hm. Gnadenlos also. *Speer anspitz, Säbel wetz.* Jedes Wort mit Argusaugen betrachtend, denke ich mir: „Was um Himmels willen mache ich nun mit dieser Aufforderung? Ich will den Text nicht töten.“ Ich kann Dir Wortwiederholungen anstreichen, das könnte sinnvoll sein. Ich kann Dir reine wissensspezifische Anmerkungen geben, Á  la: „Das was Du als Fjord bezeichnest, ist eigentlich eine Bucht.“ Sofern ich sie erkenne, zeige ich Dir unlogische Aussagen oder Widersprüche.
    Und ja, ich bin auch total offen und ehrlich dabei. Ich erwähne es, weil das ein Einstellungskriterium für Testleser zu sein scheint. Mal abgesehen davon, was hätte ich davon, wenn ich Euch anlüge?
    Rein sprachliche Korrekturen … puh. Das würde ich dann gern einer Fachkraft überlassen, die den Text hoffnungsweise nicht totkorrigiert.

    Wie geht Ihr mit Fremdtexten um? Was sind Eure Erfahrungen?
    Wo seht Ihr Eure Grenzen und was traut Ihr Euch zu?
    Was sind generell Eure Gedanken zu diesem Thema?

    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

    #2
    Ich vermeide es, fremde Texte zu lesen und meine Anmerkungen zu machen. Erstens, bin ich selber ein totaler Anfänger und kann es wahrscheinlich in keinster Weise besser, und zweitens bin ich leider etwas zu unsensibel. Ich vermute immer, der Autor möchte meine ehrliche Meinung haben, womit ich mir schon des öfteren Ärger eingehandelt habe. Der letzte Autor hat nie wieder mit mir gesprochen.Daher lese ich nur noch von Menschen, die ich wirklich mag und von denen ich mir vorher einen genauen Auftrag eingeholt habe, was sie von mir erwarten.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

    Kommentar


    • Ankh
      Ankh kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Oh ja, Anweisungen einholen habe ich noch vergessen. Wenn der Autor sagt, dass ich auf Kommasetzung achten soll, muss ich mich nicht in die Nesseln setzen und seinen Plotaufbau kritisieren. Außerdem zeigt es, dass er sich bewusst ist, dass er in den gewünschten Bereichen Defizite hat, dann trifft es ihn auch nicht so hart und überraschend, wenn du da tatsächlich Verbesserungpotential findest.
      Zuletzt geändert von Ankh; 19.03.2017, 12:09.

    #3
    Als jemand, der inzwischen "professioneller Textzerpflücker" ist, teile ich mal meine Erfahrungen

    Es gibt Menschen, die haben echt Angst, ihren Text in andere Hände zu geben. Die fürchten, dass ich nicht nur ihren heißgeliebten Stil ändere, sondern dass ich ihnen aufzeige, dass sie die miesesten Autoren überhaupt sind, und dass ich ihre Geschichte in Grund und Boden zerreiße und anschließend lachend drauf rumhüpfe (ich habe keine Ahnung, was die Autoren von mir denken, die mir ihre Texte erst gar nicht schicken ...). Die sind zunächst einmal erleichtert, wenn ich nichts davon tue. Der Schlüssel ist, ihnen das Gefühl zu geben, dass ihr ein gemeinsames Ziel habt: den Text toll zu machen. Du kämpfst als Korrektor/Lektor/Probeleser nicht gegen den Autor, sondern du kämpfst MIT dem Autor gegen die Schlaglöcher im ansonsten doch ganz soliden Text. Du greifst aber weder den Autor persönlich, noch seinen Stil, noch sein Werk an sich an, sondern du nimmst den Rohdiamanten und machst Vorschläge, wo man ihn wie schleifen könnte. Sein Herzensprojekt ist in diesem Moment auch dein Herzensprojekt*. Wenn diese Einstellung beim Autor ankommt, ist alles Weitere schon entspannter.

    Wenn das geklärt ist, wie geht man nun weiter vor? Immerhin HAT der Text Schwächen, und die muss man ansprechen, sonst bringt das ganze Kritisieren ja nix. Wie du schon sagst, Dinge, die man belegen kann, sei es Rechtschreibung oder Widersprüche im Text, sind weitgehend problemlos, solange du das einfach nett bis neutral anmerkst und dem Autor nicht hindrückst, als willst du eine Made zerquetschen.

    Bei stilistischen Sachen ist das subtiler. Als Laien-Probeleser hast du den Vorteil, dass du dich auch Ich-Botschaften zurückziehen kannst. Dein Geschmack ist zunächst mal völlig ausreichend als Basis. Es erwartet keiner von dir, dass du den Autor über die Vermarktbarkeit seiner extravaganten Stilidee belehrst, und du musst nichtmal unbedingt deine Meinung fachlich untermauern. Du sprichst als (Probe-)Leser, und auf den Leser kommt es letztendlich an. "MICH hat die Formulierung verwirrt" oder "MICH wirft dieser ständige Perspektivenwechsel aus dem Lesefluss" oder "MIR gehen diese ständigen Füllwörter auf den Keks, weil sie die Aussagen vielleicht mitunter ein bisschen schwammig machen". Bei eher unsicheren Autoren oder welchen, die du noch nicht kennst, würde ich meine Meinung auch nicht dogmatisch vertreten, sondern einen Dialog suchen. "Hat es einen Grund, warum du das so machst? Auf mich hat das dieunddie Wirkung. Ist das beabsichtigt? Wenn ja, habe ich dieunddie Idee, das noch zu verstärken. Wenn nicht ... hm. Welche Wirkung hattest du denn beabsichtigt?" Je genauer du den Finger darauf legen kannst, was dich stört und warum, desto hilfreicher wird deine Kritik empfunden.

    Tja, und dann gibt es die Dinge, die nun wirklich eher Geschmackssache sind. Viel Beschreibung oder wenig, kurze Sätze oder lange, hier gibt es kein klares Richtig oder Falsch (mal abgesehen von einer gesunden Mischung ). Entweder du empfindest es nicht als so wild; dann hakst du das einfach als Stil ab, und merkst vielleicht einmal an, dass dir das persönlich nicht so liegt, aber Autor xyz macht das schließlich auch so, also alles im grünen Bereich. Oder, wenn du wirklich das Gefühl hast, dass der Text darunter leidet, dann musst du dich fragen, ob der Autor da einfach blind ist oder es nicht besser kann. Einem Autor, der einfach nicht lustig ist, zu sagen "hey, mach mal deine Dialoge witziger!" wird ihm nicht weiterhelfen. Aber vielleicht kannst du ihm empfehlen, sich mal ne Staffel "die Zwei" reinzuziehen und sich ein paar lockere Sprüche abzuschauen, um den Text noch aufzupeppen. Ansonsten ist halt einfach nicht mehr rauszuholen, wenn du nicht alle Dialoge für ihn schreiben willst. Wenn du dagegen das Gefühl hast, dass er kürzere Sätze könnte, aber einfach in seine verschachtelten Fünfzeiler verliebt ist**, dann kannst du dich wieder auf die Ich-Botschaften verlegen: "ICH glaube, die Szene würde flüssiger daherkommen wenn du die Sätze kürzer machst und die Beschreibung streichst; ICH zumindest kann mir die Höhle auch ohne den ganzen Absatz über Stalaktiten gut vorstellen" oder "ICH vergesse ab Zeile drei immer das Verb und muss den Satz dann nochmal lesen." Der Autor hat in diesem Moment die Möglichkeit, deine Vorlieben zu bedienen und seinen Text zu ändern, oder zu sagen "okay, du bist erstmal ein Leser von vielen, vielleicht finden die anderen meine Beschreibungen/Dialoge/Schachtelsätze ja interessant und flüssig."


    Abschließend noch aus Autorensicht: Ich bilde mir ein, dass ich mit Kritik ganz gut umgehen kann, und ich weiß, dass Gnade meinen Text nicht besser macht. Aber trotzdem tut es natürlich erst einmal weh, wenn die Ergüsse meines Herzens bei anderen gerade mal so mittel ankommen. Daher wünsche ich mir statt gnadenloser Kritik lieber welche, die in einem sachlichen, offenen, freundlichen, gerne auch mal witzigen Ton formuliert ist udn so gut wie möglich begründet ist. Es hilft, wenn man den Menschen schon kennt, dem man da seine Texte schickt, und sich schon vorher hier und da mal unterhalten und ein paar Witze zusammen gerissen hat, denn dann weiß ich selbst in meiner tiefsten Autorenkrise, das er es nicht böse meint und mich nicht runtermachen will, sondern mich mag und einfach meinen Text verbessern will. Und auch ein Lob hier und da für einen gelungenen Spruch, einen coolen Charakter oder eine überraschende Wendung ist sicher nicht verschwendet



    *und das meine ich ganz ehrlich: ich versuche immer, mich in den Text zu verlieben und mich für die Ideen des Autors zu begeistern. Das hilft mir zum einen, mich durchzukämpfen, notfalls immer und immer wieder, und zum anderen bewirkt das eine respektvolle Basis, die dann auch heiklere Diskussionen trägt.

    ** *hüstel*
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

    Kommentar


    • Ankh
      Ankh kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ja, das ist auf beiden Seiten ein Lernprozess. Einerseits haben die Unerfahrenen am meisten Angst vor Kritik, andererseits setzen sie auch am ehesten alles um, auch wenn es nicht nötig wäre. Da hilft es, mehrere Probeleser zu haben. Wenn alle dasselbe sagen, dann ist es Zeit, aktiv zu werden. Wenn der eine mehr Beschreibungen will, der andere weniger und der dritte gar nix dazu sagt, dann kann man es auch erstmal so lassen, sofern man die Stelle selber okay findet. Auf der Probeleserseite würde ich mich erstmal auf die drängendsten Probleme konzentrieren, die sich konkret begründen lassen, und einen weiteren Durchgang für den Stilschliff vorschlagen. Und wenn du merkst, dass das die erste Probeleserrunde des Autors ist, kann man ihn auch nochmal explizit ermutigen, deine Kritik nicht als das Wort Gottes zu verstehen, sondern als *eine* Lesermeinung, die da doch noch knapp drunter liegt.

    • Kunstmelodie
      Kunstmelodie kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ankh und ICH habe mich gerade in DICH verliebt, also schreibtechnisch Deine Worte finde ich unheimlich wichtig und sehr gut gewählt! Ich gebe zu, ich hatte noch keinen probelser, der mich das ganze Buch über begleitete hat, dafür muss eins fertig sein *hust*, aber ich hatte nun schon mehrere Probleser für mehrere Seiten und kapitel und ich möchte jetzte am Liebsten einfach aufstehen und applaudieren bei deinen Erklärungen.

      Gerade dieses Gefühl geben, dass die Lesermeinung nicht das umtimative Dogma ist, dass dies und jenes nicht gegen den Autor persönlich geht und man den text nicht fertig machen will, sondern es trotzdem noch gut ist....das kann lange nicht jeder vermittlen. Dafür braucht man gegenseitige Chemie, Einfühlungsvermögen und Respekt.

      Danke dir für deinen Erfahrungsbericht und dein Fingerspitzengfühl!

      *Huldigung Ende* ^^

    • Ankh
      Ankh kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Danke Es freut mich sehr, dass meine Art mit Texten umzugehen gut ankommt, schließlich ist das mein Traumjob, und es ist mir wichtig, dass sich Autoren mit ihren Texten bei mir gut aufgehoben fühlen

    #4
    Oh ja, das ist das Schicksal aller Beta-Leser: nicht zuviel und nicht zuwenig rot anmalen Du bist nicht alleine...

    Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
    Mark Twain

    Kommentar


      #5
      Beim ersten Roman, den ich gelesen habe, bin ich sehr direkt vorgegangen. Da passe ich mich aber durchaus dem Autoren an. In dem Fall war bereits mein Manuskript gelesen worden und auch da ging es sehr direkt zu, deswegen war das für mich einfach auf einer Ebene. Bei einem weiteren war ich durchaus vorsichtiger in meiner Art zu formulieren. Das würde ich auch tun, wenn ich denjenigen nicht wirklich kenne.

      Als Autor ist es mir egal, ich brauche keine überschwänglichen Formulierungen, nur um mir nicht auf den Schlips zu treten, allerdings gehört natürlich schon ein gewisser angemessener Umgang dazu. Als Beispiel, was mich damals schon gestört hat (selbst wenn ich es nicht angemerkt habe), mir hat man Perspektivfehler mit "PERSPEKTIVE" angemerkt und ich fühlte mich ständig angeschrien. Zum einen waren das sehr kleinliche Perspektivfehler, bei denen es tatsächlich Geschmackssache war, ob man sie als solche betrachten will oder nicht, doch das war mir egal, ich habe sie alle angepasst. Für mich ging es dabei um die Großbuchstaben. Sie drückten Genervtheit aus, allerdings frage ich mich, wieso man dann nicht einfach mit einer Legende und beispielsweise nur einem "P" arbeitet. Das unterlässt dieses Gefühl der Lautstärke. Das war für mich kein übermäßiges Problem, deswegen habe ich es auch nicht geäußert, aber es ist das Herausragendste, das mir widerfahren ist, weswegen ich es als Beispiel heranziehe.

      Für Ich-Formulierungen bin ich dabei auch immer zu haben, weil meine Meinung eben nicht die der anderen Leser sein muss. Das gilt für mich als Leser wie auch als Autor (heißt ich gebe sie und erhalte sie auch bevorzugt).

      Begründungen finde ich wichtig und liefere ich auch so gut ich kann. Manchmal ist nur ein Gefühl da, warum etwas nicht passt, dann kann man das auch so äußern, aber das sollte nicht der Hauptgrund sein. Und dabei rede ich eigentlich nicht von der Grammatik oder Rechtschreibung, die lasse ich im Augenblick ohnehin noch überwiegend außen vor.

      Wo liegen meine Grenzen?
      In noch so einigen Schreibtechniken, denke ich. Ich lerne da selbst noch sehr viel, aber ich habe auch gemerkt, dass lesen hilft, diese Fehler bei sich selbst zu bemerken.
      Meine Stärken sind dagegen eindeutig bei Logik und Konsistenz zu finden. Ebenso fallen mir meist auch Kleinigkeiten auf, die später eventuell aufgegriffen werden. Das gilt natürlich nicht für alle und ich würde auch nicht behaupten, dass ich jedes Foreshadowing sofort erkenne. Überraschungen sind also durchaus auch bei mir noch drin. Aber ich hatte einen Text, den ich gelesen habe, in dem für mich eine Äußerung sehr auffällig war. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass ich allerdings die einzige war.
      Darüber hinaus beherrsche ich Rechtschreibung und Grammatik recht solide, auch wenn das nicht gerade auf Regelwissen beruht. Das hat sich zu großen Teilen aus meinem Kopf verabschiedet, als es in der Schule nicht mehr abgefragt wurde. Das läuft bei mir intuitiv.

      Im Großen und Ganzen schließe ich mich ansonsten Ankh s Beitrag an, sie hat das sehr ausführlich dargestellt und ich saß hier immer wieder nickend vor dem Monitor.
      Ich komme aus Ironien.
      Das liegt am sarkastischen Meer.

      Kommentar


      • weltatlas
        weltatlas kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        *nick* danke Dir.

        Das schlimmste was man mir mal mit auf den Weg gegeben hatte war. Naiv. Nicht mehr und nicht weniger. Eine Nachfrage lieferte keine Erkenntnis, Ich las dann dessen Manuskript und gab mir Mühe, mache ich immer. Besagter Testleser honorierte meine Bemühung dann damit mir zu sagen, dass er sich, wenn er gewusst hätte wieviel Arbeitsaufwand ich in sein Werk stecken würde, mehr Mühe gegeben hätte. Fand ich witzig und ist eine interessante Einstellung.

      • Kuro
        Kuro kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Zum Glück ist "interessant" ja durchaus sehr weitreichend. Da hat es vermutlich im Vorfeld an der Kommunikation gefehlt. Aber immerhin war das auch eine Erfahrung.
        Im Allgemeinen nehme ich solche Texte sehr ernst und stecke auch entsprechend viel Aufwand hinein. Deswegen lese ich auch so selten, weil es viel Zeit in Anspruch nimmt.

      #6
      Mir geht es ähnlich.

      Also abgesehen, dass ich Ankh´s Beitrag einfach nur zustimmmen kann, da sie alles relevante erzählt hat. Bei mir ist es zusätzlich so, dass ich fast grundsätzlich die Korrektur von Rechtschreibung und Grammatik verweigere. ich bin da ehrlich, ich bin in dem Bereich einfach nur schlecht (und das obowhl ich sogar angefangen hatte Germansitik zu studieren oh je^^)


      Meine Stärke liegt also ganz klar in Charakteren, Atosphäre, Inhaltliches, Formulierungen etc. Ich gebe aber auch nicht gerne verbesserungsvorschläge, einfach weil ich das gefühl habe, dafür nicht befähigt genug zu sein, weil ich mich slebst als Anfängerin sehe.

      Aber an sich lese ich Geschichten anderer ganz gerne, ich bin auch meistens recht nett, weil mir das selbst wichtig ist, da hat sich jetzte noch nie jemand beschwert

      Aber klar natürlich muss Genre, Zielgruppe und Chemie zum Autor passen.

      Eine Science Fiction habe ich genau einmal versucht probezulesen und danach nie wieder
      "Angst schließt das Licht in Dunkelheit ein, Mut ist der Schlüssel." - KH.

      Kommentar


      • Ankh
        Ankh kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Da hast du recht, wenn man mit dem Genre schon nix anfangen kann, dann sollte man lieber die Finger davon lassen. Man kann es ja mal versuchen, aber erstens fehlen einem dann oft einfach die Vergleiche, was in dem Genre so üblich und gewünscht ist, wenn man es normalerweise selber nicht liest, und es ist auch doppelt anstrengend, sich durch einen Text zu ackern, den man nicht gerne liest.

      #7
      Mir ist es sehr wichtig, dass das Ganze auf einer respektvollen Ebene stattfindet. Man will den fremden Text ja nicht fertig machen, nicht zerreißen, man will dem Autor ja im Normalfall nicht mitteilen, dass er sein Hobby an die Wand nageln kann. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass es eine Art von Texten gibt, wo es mir sehr schwer fällt, noch optimistisch zu formulieren. Das sind meist die allerersten Texte von Leuten, in denen sich einfach noch all die Fehler finden, vor denen gewarnt wird. Ich weiß, dass es unfair ist, aber da habe ich dann oft die Haltung, dass sich derjenige doch einfach mal durch die Regeln hätte durchlesen können.

      Naja, weil ich weiß, dass ich in der Beziehung nicht die geduldigste bin, melde ich mich bei Anfängertexten nur sehr selten und wenn, dann für sehr kurze Abschnitte, weil ich genau weiß, dass ich für zwei Seiten eine gute Stunde sitzen kann, weil ich einfach alles anmerke, was mich stört.

      Ich versuche, die Kritik meist - wie Ankh sagt - mit Ich-Botschaften zu begründen. Der Satz gefällt mir nicht, die Entwicklung finde ich nicht so gut, mich überzeugt die Reaktion nicht - dicht gefolgt von einer möglichst wasserdichten Begründung. Wenn mir die misslingt, dann lösche ich häufig die ganze Kritik, weil es für mich heißt, dass es eigentlich keinen Grund für mein Missfallen gibt.
      Wo ich nicht lange mit Meinungen rumhample, sondern direkt sage, dass es falsch ist, sind Fehler, die man nicht wegdiskutieren kann. Sei es Rechtschreibung, Grammatik und Co., seien es falsche, inhaltliche Behauptungen. Bei Perspektivfehlern, die eindeutig nicht dahin gehören, u.Ä. halte ich mich auch nicht mit einem "Ich finde" auf.

      Es kann sein, dass ich eine harte Kritikerin bin, weil ich die Erwartungshaltung habe, dass jemand, der mir seinen Text zum Lesen gibt, keine Huldigung haben will. Dafür bin ich die Falsche. Ich sage klar und deutlich, was mir nicht gefällt und was ich gelungen finde - aber auch wenn ich nur kritisiere, dann nicht aus Böswilligkeit, sondern weil ich da den Text verbessern will. Insofern ... ich mache mir wenig Sorgen darüber, wie meine Kritik ankommt und ich sehe meine Verantwortung auch nicht so hoch, dass es mich selbst in meiner Arbeit hemmen würde.
      Zuletzt geändert von Kelpie; 19.03.2017, 16:33. Grund: Was für ein Rekord an Grammatikfehlern *urgs*
      Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

      So nah, so fern.

      Kommentar


      • Ena
        Ena kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Was Texte angeht, bei denen man kaum noch positiv bleiben kann: Als Probeleser selbst nehme ich mir einfach raus, in solchen Fällen dem Autor zu sagen "das ist doch nichts für mich, tut mir leid, ich steige als Probeleser aus". Auf der anderen Seite versuche ich es auch normalerweise meinen eigenen Probelesern klar zu machen, dass sie gerne auch wieder aufhören können zu lesen, wenn es nichts für sie ist.

      • Kelpie
        Kelpie kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Das ist sicherlich die beste Methode. Obwohl da überhaupt nichts dran auszusetzen ist, habe ich extreme Schwierigkeiten, Menschen sowas mitzuteilen. Vor ein paar Jahren habe ich tagelang rumüberlegt, wie ich die Schreibbuddy-Beziehung mit jemandem abbrechen kann, dessen Text einfach unlesbar war ohne ihm das sagen zu müssen ... ^^'

      #8
      Wie geht Ihr mit Fremdtexten um? Was sind Eure Erfahrungen?
      Meine Erfahrungen sind, ganz grob, dass ich bei Manuskripten, die mir per Mail (oder sonst wie) zugesendet werden, behutsamer und entspannter bin als bei Forentexten. Das ist der Grund, weshalb ich mich beim Bewerten von Forentexten eher raushalte, auch wenn ich da mittlerweile ein gesundes Maß finden würde. Manche Texte sind nun mal gut, da muss man nicht krampfhaft rumkommentieren.

      Wo seht Ihr Eure Grenzen und was traut Ihr Euch zu?
      Ich traue mir eigentlich ziemlich viel zu. Vielleicht bin ich auch größenwahnsinnig.
      Nee, Scherz. Meine Grenzen sind bei komplexen Zeitwechsel-Verschachtelungen, wo ich mir in der Formulierung dann auch nicht immer sicher bin. Ich bin jetzt auch nicht jemand, der alle Schreibtheorien permamenent im Kopf hat und sie dann schablonenartig auf das vorliegende Manuskript legt. Da urteile ich dann eher nach Gefühl oder, falls es sehr auffällig ist, nach groben Schemen (z.B. 5-Akte-Struktur o.ä.), aber generell liegt mein Fokus ohnehin mehr bei Charakterlogik, Motivation, Beschreibung und orthografischer Basis. Zumindest lief mein Testlesen bislang meist darauf hinaus.

      Was sind generell Eure Gedanken zu diesem Thema?
      Ja, man kann Texte töten. Es gibt leider Testleser, die mordlüstern deine Worte abstechen. Hat mein armer Text auch schon mal durchgemacht. Es ist dann recht mühsam, den Text vor dem endgültigen Tod zu bewahren und an manchen Stellen sogar reanimieren zu müssen.
      Aber zum Glück waren diese Testleser bei mir bislang in der starken Minderheit und ich kann mich sehr glücklich schätzen, bislang so tolle Testleser, auch hier im Forum, gefunden zu haben!
      Zuletzt geändert von Mona; 19.03.2017, 16:12.

      Kommentar


        #9
        Was ich noch ergänzen möchte, weil es mir gerade einfällt, ich lasse mir zu Beginn immer erstmal einen Probetext zukommen. Für gewöhnlich vom Anfang. Daran kann ich einigermaßen einschätzen, was auf mich zukommt. Ist dieser Teil schon ein völliger Anfänger (Ich bin da bei Kelpies Äußerungen), würde ich den durchgehen und darauf hinweisen, den restlichen Text in Hinsicht auf die Anmerkungen erst noch mal durchzugehen, weil sich das natürlich durchziehen wird.
        Ich finde diese Leseprobe auch wichtig, weil man sich damit ein gutes Bild vom Stil des Autoren machen kann, um zu sehen, ob man sich damit wohlfühlt und sich vorstellen kann, einen ganzen Roman durchzuarbeiten.
        Ich komme aus Ironien.
        Das liegt am sarkastischen Meer.

        Kommentar


        • Mona
          Mona kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Ja. Ich finde Leseproben auch gut. Manchmal wird man mit dem Stil des Autors einfach so gar nicht warm, was überhaupt nicht am Autor sondern am persönlichen Geschmack liegt. Wenn der Testleser sich da dann durchquälen muss (weil er so selbstlos ist oder so), dann ist das auch doof. Das würde ich dem Testleser auch nicht zumuten wollen.

        #10
        Aus Zeitgründen gehe ich mal nur auf die vier Fragen ein:

        Wie geht Ihr mit Fremdtexten um? Was sind Eure Erfahrungen?

        Absolut ehrlich. Es nützt dem anderen Autoren nichts, wenn ich irgendetwas verschweige und/oder beschönige. Allerdings macht (wie immer) der Ton die Musik.
        Es passiert nur selten, dass ich Texte von absolut Fremden probelese, aber auch dann kann man im Vorfeld klären, dass es mitunter kein Zuckerschlecken für den Text wird. Man sollte versuchen, dem Autoren klarzumachen, dass es allein um den Text und nicht um ihn persönlich geht. Auch, wenn das gerade bei "Anfängern" sehr schwer ist.

        Wo seht Ihr Eure Grenzen und was traut Ihr Euch zu?

        Meine Grenzen sind ganz klar die Interpunktion und die Absätze. Da habe ich leider immer noch zu wenig Ahnung bzw. mache ich da das meiste aus dem Bauch heraus.
        Das würde ich definitiv anderen überlassen, aber ansonsten gibt es keine Tabuthemen.

        Was sind generell Eure Gedanken zu diesem Thema?

        Probeleser sind wichtig und für die meisten Autoren bzw. deren Texte essenziell. Kritikfähigkeit ist für Autoren sehr wichtig, dennoch sollten sie die Grenze kennen, wann es ratsam ist, die Kritik anzunehmen und umzusetzen oder wann man auch mal "nein" sagen kann und die Kritik als "persönlichen Geschmack" des Probelesers einstuft.

        Kommentar


          #11
          Ich fand meine ersten Erfahrungen gar nicht schön.
          Meine Testlesen kannte mich nicht, und ich kannte meine Testleser nicht, denn in dem Forum gab es so viele User, dass man sie nur anhand der Posts kaum einschätzen konnte. Es gab auch keine Absprachen, nicht mal „Zerreiß meinen Text ruhig, ich kann was ab“ oder „Ich bin ehrlich. Du solltest ein dickes Fell haben, nicht dass du nachher weinst“ oder „Ich lobe nur, wenn wirklich was überragend gut ist (also bei dir bestimmt nicht)“ – wobei das die allgemeine Haltung zu sein schien. Ich hatte das Gefühl, dass man sich beweisen musste. Wer mehr rot anstreichen konnte, besaß mehr Wissen über das Handwerk. Oder: wer mehr Rot im Text hat, ist rangniederer als der andere. Tausche Tränen gegen Feedback.

          Niemand muss Kritik ertragen. Selbst wenn sie berechtigt und es somit keine Texttöterei ist, grenzt sie auf diese Art an Autorenseelentöterei. (Vielleicht hat es etwas Gutes. Wenn man veröffentlicht, muss man auch komischen Rezensionen standhalten. Da kann man schon mal üben, beschossen zu werden.)

          Auffällig war auch, dass vor allem die Schreibtechniken angemerkt wurden, die aktuell von den Schreibprofis als gut befunden waren. Da sagte mal jemand Wissendes im Forum, dass Gleichzeitigkeit schlecht sei, und schon löschte der nächste Testleser alle währends, währenddessens, zeitgleichs und alses aus meinem Manuskript. Dann wurde wieder die Perspektive thematisiert; und ich musste meinen Text verteidigen, weil ich vermeintliche Perspektivfehler nicht eingesehen habe.

          Ich bin doch nicht im Gerichtssaal. Ich muss doch nichts verteidigen. Mein Geschmack ist bloß nicht konform mit dem des anderen.

          Dieses Verteidigen ist mir zuwider. Man sitzt ja auch nicht auf dem Friseurstuhl, die Hände schützend am Kopf, und kreischt: "NEIN! KEIN VOKUHILA!", während der Friseur wie irre mit der Heckenschere schnappt. Deshalb möchte ich jedem, der mir einen Text anvertraut, ein Gefühl von Sicherheit geben. Dass ich seinen Text nicht doof finde, dass ich ihn als Person nicht doof finde, dass jeder mal Fehler macht – wobei es kein Fehler, sondern ein „Wenn du es auf diese Weise schreibst, wirkt es XY. Willst du das wirklich?“ ist.

          Mir ist es wichtig zu wissen, was der Autor erreichen will. Wenn er Kunst erschaffen will, gehe ich anders mit dem Text um, als wenn er die breite Masse erreichen will. Wenn er beim David-Bowie-Lookalike-Contest gewinnen will, empfehle ich ihm doch ein Vokuhila … und eine Brustenthaarung. Aber es ist die Entscheidung des Autors, nicht meine. Ich halte bloß Händchen beim Waxing. Je nach Autor mache ich vielleicht Fotos von der Prozedur. Es ist schön, wenn man gemeinsam über Schreibblockaden und Stilblüten lachen kann. Schreiben ist nicht immer einfach, und deshalb ist Humor und Leidenschaft umso wichtiger.
          Zuletzt geändert von Victoria; 21.03.2017, 10:24.

          Kommentar


          • Kelpie
            Kelpie kommentierte
            Kommentar bearbeiten
            Zweimal den gleichen Text an den gleichen Leser. Einen unbescholtenen neuen Text gebe ich auch gerne an denselben.
            Habe ich deine Frage richtig verstanden? ^^

            Wie viele Buddys hast du eigentlich?

          • Victoria
            Victoria kommentierte
            Kommentar bearbeiten
            Ah, sorry! Ich hab deine Aussage falsch gelesen. Ignoriere meinen Kommentar.


            Ich hab meine beiden Buddys, mit denen ich mich im RL regelmäßig treffe, und online drei gute Freunde, die immer für mich da sind. Hier.

          • Dodo
            Dodo kommentierte
            Kommentar bearbeiten
            Als ...-Leser erwarte ich gar nicht, dass meine Änderungen übernommen werden. Sonst kann ich ja gleich das Manuskript selbst verfassen. Mir persönlich jedenfalls reicht es, wenn der Autor mal kurz meinen - hofffentlich freundlich und humorvoll formulierten - Gedanken in seinem Herzen hin und her bewegt, und wenn er ihn mit Buärgs! wegwirft, ist es doch auch gut. Sein Manuskript, seine Entscheidung.

          #12
          Mittlerweile habe ich doch einen nicht kleinen Haufen von Werken teilweise oder ganz Probegelesen, sowie meinen Text an einige Probeleser rausgegeben, und sehr unterschiedliche Erlebnisse gehabt. Gute, schlechte, mittelmäßige,...

          Wenn ich probelese, merke ich mittlerweile immer Vorneweg an, dass alles, was ich schreibe, meine persönliche Meinung ist und ignoriert oder angenommen werden kann - damit spar ich mir, jeden einzelnen Satz in einer Ich-Botschaft zu verfassen (spart Zeit), und die Kommentare, die vom Autor schlecht aufgefasst werden könnten kann ich dann trotzdem zusätzlich mit einer Ich-Botschaft ausstatten.
          Außerdem achte ich selten auf Stil, es sei denn es sind generelle Dinge, und erst recht nicht auf Rechtschreibung und Grammatik (streiche aber offensichtliche Fehler im Text an, wenn es mir gerade auffällt).
          Mein Feedback selbst richte ich dann auch teilweise danach, wie ich den Text wahrnehme. Wenn ich bspw. mit dem Plot wenig anfangen kann, dann merke ich knapp die Dinge an, die mich stören/verwirren/wasauchimmer und konzentriere dann mein ausführliches Feedback auf etwas anderes. Der Autor kann dann ja noch immer Rückfragen zu stellen, wenn er/sie mehr zum Plot wissen will, oder entscheiden, dass ich evtl nicht die richtige Zielgruppe für diesen Plot bin.

          Letztendlich wird jeder Autor mal auf unangenehme Kommentare/Feedback stoßen, und evtl ist es für einige auch besser, das schon in der Probeleserphase zu erfahren, als durch Amazonrezensionen. Trotzdem muss man nicht unnötig harsch sein und versuchen, das letzte bisschen Leben aus dem Autoren und seinem Manuskript herauszuquetschen.

          Kommentar

          Lädt...
          X
          Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung