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    Ösideutsch<->deutsches Deutsch

    So, ich tu mir da ja manchmal ein bissi schwer, so als eing’fleischter Ösi.
    Und ich dachte, falls es irgend jemandem künftig mal ähnlich geht, existiert dann schon ein Thread hier .
    Ich mach hier mal den Anfang:

    In Österreich sagen wir teilweise aufm Land zu jungen Frauen "Dirndl". ("Gestern hob i des Dirndl wieder gsehn.") Das ist, jedenfalls in den Orten wo ich das immer höre, immer liebevoll gemeint, meist von ein bissl älteren Leuten, die irgendwas mütterlich/väterlich wiedergeben ^^.
    Jetzt gibt's in meinem Roman so nen Typ, der nicht "Dirndl" sagt (weil das halt doch sehr viel Dialekt ist), sondern etwas "eingedeutschter": "Dirn".
    Das Problem ist nun, dass "Dirn" in Deutschland offenbar ein Synonym für "Prostituierte" ist, was im krassen Wiederspruch zu unserem österreichischen "Dirndl" steht.
    Mir wurde von mehreren Seiten von deutschen Testlesern schon "Maid" vorgeschlagen, aber das kommt mir doch recht seltsam vor. Irgendwie fast ein wenig pathetisch ("holde Maid" und so ... Das sagen wir in Österreich wenn, dann doch eher scherzhaft.)
    Jedenfalls sollte "Dirndl" ungefähr folgendes beschreiben:
    -- Alter: Jugendlich bis junge Erwachsene
    -- Eigenschaften: Eher niedlich und strebsam, irgendwie "redlich". So ... die Bilderbuch-Mädels vom Land halt ^^ (auch wenn mir schon klar ist, dass der Ausdruck etwas umfassender ist, aber mein Charakter will damit in seiner väterlichen Art halt ein "nettes Dirndl" beschreiben.)

    "Mädel" geht btw. nicht, weil das ist eines der Lieblingswörter meines Protas, und zudem auch etwas zu allgemein, wie ich finde.
    "Mädchen" ist irgendwie ... ähm ... nicht das, wonach ich suche. Zu kindlich, und außerdem hat diesen Begriff schon einer meiner NCs besetzt (womit er schön Missverständnisse schafft ^^).

    Also: Was gibt's anstelle von "Dirndl" noch, das nicht nur "Prostituierte" bedeutet? -- Wenn es auch (!) Prostituierte bedeutet, wäre das nicht wild, aber so, wie ich das bislang mitbekommen habe, versteht man in DL darunter tatsächlich nur Prostituierte.
    Nun ist mein Ministaat zwar ohnehin fiktiv, die könnten also auch schön in Ösi-Slang-Manier quatschen, aber ich will ja den armen deutschen Leser nicht komplett verwirren . (Das tut mein "Reversieren" schon ^^).

    LG
    Mona

    #2
    Das ist das Problem mit den Frauenbegriffen, wenn Du mal nach Synonymen schaust kommen meist negativ konotierte Vorschläge (!) oder Dame, Lady o.ä. Ich denke, das passt beides nicht.
    Maid ist das Einzige was mir persönlich einfiele und es klingt ... in Deinem Kontext absolut unpassend.
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

    Kommentar


    • Mona
      Mona kommentierte
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      "Perle" ... sagen wir auch (sagen wir? Ach ich weiß gar nicht mehr, wo mich mein Partner schon indoktriniert hat ^^), aber ich kenne das eher als "Sie ist eine Perle", wenn jemand ein guter Mensch ist. Wenn z.B. die Putzfrau die "Perle" ist, weil sie alles so fleißig macht und sich nebenbei noch um das schreiende Kind kümmert, oder so ...

      Madel-Mädel ... Mädel-Madel ... Findest du einen Unterschied zwischen Mädel und Madel? -- Also, offenbar ja schon. Welchen denn?

      Yggdrasil. Ähm. Ja. Das ist jetzt ernsthaft Plattdeutsch? Ups. Öh. Gut, Plattdeutsch, Ösisch, Hochdeutsch ... Das wäre dann vielleicht doch too much. Danke.

    • weltatlas
      weltatlas kommentierte
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      Ich meine, das Deern und Dirn das gleiche Aussagen, allerdings verstehen es nur die lokal Ansässigen richtig. Yggdrasil, jub! Besser kann man Deern nicht beschreiben, als Du es gerade gemacht hast

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Madel-Mädel ... Mädel-Madel ... Findest du einen Unterschied zwischen Mädel und Madel? -- Also, offenbar ja schon. Welchen denn?
      Das ist eine Frage der region, denke ich. mit "Mad(e)l" verbinde ich eher Bayern. (Bei uns heißt das "Mädle" )

    #3
    Genau das ist mein Problem. Die Synonyme drücken alle nicht das aus, was ich suche.
    Ich versuch im Roman halt Großteils, Wörter zu nehmen, die von Deutschen und Österreichern gleichermaßen halbwegs verstanden werden. Vom ein oder anderen Wörtchen mal vielleicht abgesehen, das dann zwar länderspezifisch, aber nicht zu regional bzw. zu sehr Dialekt/Mundart ist. Letzteres wäre bei "Dirndl" dann aber halt der Fall. (Und ich überlege ohnehin gerade, das beinhart reinzuschreiben, hahaha. Aber dann müssten meine Charaktere evtl. mehr Dialekt sprechen als sie es ansonsten (absichtlich) tun. Ich deute Dialekt manchmal nur ein klein wenig an, damit es eben leserlich bleibt.)
    Eigentlich irgendwie ... schon arg.
    "Fräulein" träfe es vielleicht noch, aber das höre ich wenn überhaupt, bei uns eher in der Stadt als am Land (Da ist die liebliche junge Frau halt "das Dirndl".)

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      #4
      Also "Mädel" würde nach meinem Empfinden noch am besten passen. Vielleicht mit einem passenden Adjektiv dazu, wenn es nicht genau das ausdrückt, was du möchtest, wie "nettes Mädel". je nach Region gibt es noch andere Begriffe, aber das sind dann genauso Dialekte wie Dirndl auch.

      Ansonsten würde ich sagen, bleib bei Dirndl. Manche Begriffe lassen sich einfach nicht "übersetzen", und es würde viel von dem verloren gehen, was du ausdrücken willst, wenn du ein anderes Wort nimmst. Leser, die das Wort dagegen nicht kennen, werden es vermutlich aus dem Kontext so besetzen, wie es gemeint ist. Prinzipiell finde ich es nicht schlimm, wenn dein fiktives Bundesland einen (sparsam eingesetzten) Dialekt hat, das haben alle Bundesländer, und wenn jemand in einem Roman bayrische Begriffe verwendet, ist das für einen Leser aus Hamburg ja genauso "fremd" wie Österreichisch. Die Hauptsache ist, dass man auch aus dem Kontext die Bedeutung und die Konnotation eines Wortes schließen kann.
      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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      • Mona
        Mona kommentierte
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        Danke auch dir für die Meinung!

        Ja, "Mädel" fänd ich auch ganz passend, aber das hat mein Prota reserviert, und es ist absichtlich nicht ganz so spezieller Dialekt, weil mein Prota aus der Stadt kommt. Und nun muss der alteingesessene Dorfkneipenbesitzer halt nen dörflicheren Ausdruck für "Mädel" haben ^^.

        Man müsste aus der Antwort meines Protas hoffentlich schließen können, was ein "Dirndl" ist.
        (Sinngemäß sagt der Dorfkneipentyp, dass mein Prota sich doch n redliches Dirndl anlachen solle, und mein Prota lehnt "brave Mädchen" ab.)

      • Ankh
        Ankh kommentierte
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        Ich denke, dass aus der Unterhaltung schon klar rüberkommt, was damit gemeint ist. Wenn es *weniger* Dialekt sein kann als beim Prota könnte ich mir noch "junge Dame" vorstellen, aber ich gehe davon aus, dass der Wirt eher mehr Dialekt spricht.

      #5
      Dadurch dass dein Roman in Ö spielt – wenn auch fiktiv –, passt schon ein bisschen Lokalkolorit. Persönlich würde ich Mädel schreiben, aber ich fände es nicht Fehl am Platz, wenn da Dirndl stünde. Zumal regelmäßig ösische Begriffe vorkommen.

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        #6
        Dirndl ist für mich ein Kleid, die Dirne eine Hure.
        Nutz einfach Jänner oder heuer, um Lokalkolorit herzustellen.

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        • Mona
          Mona kommentierte
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          Ösi-Light, okay, das könnt ich hinkriegen. Er kommt nicht soooo oft vor, ja. Und da der Bäuerin (also der Nachbarin des Kneipenbesitzers ^^) auch ab und an mal n Dialekt rausrutscht ...
          Ich hoff mal, ich krieg jetzt n Light-Dialekt hin. Mein Partner hat mich schon so verwirrt, dass ich schon immer halb deutsches Deutsch, halb österreichischen Dialekt spreche (und jetzt kann ich mir ungefähr vorstellen, wie sich Zweisprachigkeit anfühlt xD). Also ich würd wirklich "nen Dirndl" statt "a Dirndl" sagen ^^.
          Na ja, wie auch immer. Kneipenbesitzer kriegt noch ne Light-Dialekt-Version.

          Danke euch.
          Und kein Problem, Dodo. Ich verwurschtel mich auch mal ganz gerne .

        • Milch
          Milch kommentierte
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          Österreichisches Deutsch ist auch Deutsch, ich würde Hochdeutsch benutzen.

        • Mona
          Mona kommentierte
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          Danke. Wenigstens einer, der Ösideutsch als Deutsch anerkennt ...
          Warum würdest du denn Hochdeutsch benutzen? Wegen der Verwirrungen?

        #7
        die "Kleine"?

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        • Mona
          Mona kommentierte
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          In den 2010ern.
          Und ja, der Kneipenbesitzer ist nicht so emanzipiert wie der Großstadtkerl.

        • Milch
          Milch kommentierte
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          Das kommt auch noch auf das Alter an. Bei einen jungen Kerl würde ich das nicht mehr durchgehen lassen. Wenn sie so denken, verkleiden sie so etwas sprachlich, schicken voran: "Ich will dir mal einen konkreten Rat geben, auch wenn es politisch unkorrekt ist: ...."

        • Mona
          Mona kommentierte
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          Genau, bin ähnlicher Ansicht, daher ist der Dirndl Typ auch älter, so um die 60. Interessanter Einwand!

        #8
        Danke euch allen.
        Ich bin jetzt ganz patriot...rebellisch und nehme den Ösi-Ausdruck.
        Grund: Mein Prota weigert sich, seinen "Mädel"-Wortschatz mit wem zu teilen. Also muss was noch Dörflicheres als "Mädel" her, weil mein Prota eben aus der Stadt kommt. "Deern" ist nett, lese sich aber wohl zu norddeutsch/mittelhochdeutsch. Also bleibt nun eigentlich nur "Dirndl" über, anhand der Antwort man hoffentlich erkennen wird, dass es nicht um ein Kleidungsstück geht.
        Milch Ja, jetzt wo du es sagst, irgendwo erwähne ich glaub ich auch mal den "Jänner" . Und das "Bankett", da geht man bei uns an der Straße lang (da wäre "Deern" halt wirklich ein regionaler Bruch).

        Liebe Grüße und vielen Dank euch allen!
        Mona

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        • Traummuschel
          Traummuschel kommentierte
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          Ja, würde er aus meiner Sicht. Ich weiß leider nicht, wie viele Menschen noch wissen, was Dirne eigentlich bedeutet, aber ich denke schon, dass es viele sind und wenn deine Figur so und überhaupt nicht schlampig rüberkommt, sollte klar sein, welche Bedeutung du meinst.

        • Flori
          Flori kommentierte
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          Bist du dir da ganz sicher? Weißt du überhaupt, was du damit anrichten kannst? Ich jedenfalls habe in meiner Glaskugel einen kurzen Blick auf die Matura-Lektürehilfe 2073 werfen können:

          "Sogar "Dirndl" wurde kontrovers diskutiert. Wolfgang Sha Beri (2062) sieht hierin eine Anspielung auf Dirn oder Dirne, was damals landschaftlich Mädchen oder veraltend Prostituierte bedeutete. Die Autorin eröffne hierin "eine neue tiefendynamische Interpretationsebene" und verdeutliche damit die "Vielschichtigkeit der komplexen Verhaltensmuster". Ona Sapientia (2064) vermutet hier gar einen "Tippfehler". Rüdiger Profluens (2064) widerspricht dem vehement. Seiner Ansicht nach handelt es sich "offensichtlich" um einen damals "lokal üblichen Ausdruck"."

        • Mona
          Mona kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Flori Haha, genial! Okay. Überzeugt.
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