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Charakterbogen in Buchreihen

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    Charakterbogen in Buchreihen

    Ich probiere mich gerade an einem neuen Projekt: einer Buchreihe. Einen Einführungsband und mehrere Folgebände (<150NS).

    Mit dem ersten Band, ist die Charakterentwicklung zum größten Teil abgehandelt, die Lüge ist aufgedeckt, neue Handlungsmöglichkeiten sind eröffnet und die 'Wahrheit', die hinter der Lüge verborgen lag, ist erkannt und verinnerlicht. In den Folgebänden geht es mehr oder weniger nur noch darum, diese Wahrheit zu verteidigen. Entwicklung geschieht hauptsächlich durch den Eewerb von neuem Wissen, Fähigkeiten, magischem Krimskrams, etc., aber kaum noch durch persönliche Weiterentwicklung.
    In dem Buch über Charakterentwicklung, durch das ich mich gerade hindurcharbeite, wird das auch thematisiert. Positive Charater Arc (1. Band) vs. Flat Character Arc (Folgebände).

    Das scheint mir, wenn ich das Gros der Serien, die bei Netflix & Co. laufen, betrachtete, der allgemeine Standard zu sein.

    Wie seht ihr die Charakterentwicklung in einer Serie?
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

    #2
    Das, was du da vorhast, ist eine gute Lösung. Eine andere Möglichkeit wäre noch, dem Protagonisten (oder einer Nebenfigur) noch weitere Wunden mitzugeben, die er überwinden muss. Die dürfte im ersten Band dann eben nicht (ausreichend) "behandelt" werden, aber ich würde sie auf jeden Fall schon andeuten. Wenn von vorneherein klar ist, dass da Folgebände kommen, finde ich es auch nicht störend, wenn da eine Entwicklung bewusst für später offen gelassen wird.
    Eine dritte Möglichkeit, die auch öfter in längeren Serien vorkommt, ist dem Charakter im Laufe der Geschichte eine neue Wunde zuzufügen, die ihn dann ggf. erst auf einen negativen Arc schickt, und dann später wieder geheilt werden kann.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • Peter
      Peter kommentierte
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      Jep, ein paar nicht aufgelöste Probleme und Geister schleppt sie noch mit sich in die Folgebände hinein, z.B. die Ablehnung der Magie und das Aufgeben des Widerstands, in ihre alte 'Familie/Gruppe/Zirkel' zurückzukehren, wird sich erst in den Folgebänden auflösen.
      Neue Wunden ist eine gute Idee, wenn sich eine Serie hinzieht. Soweit im voraus denke ich noch gar nicht, werde es mir aber im Hinterkopf behalten. Verluste wird sie sicher erleiden.

      Da ist ja auch noch die Problematik der Verweigerung von Nähe und dem zulassen von echten Gefühlen für den besonderen einen, bei dem es über den unverbindlichen Sex hinausgeht. Das sind auch noch Aufgaben, die sie eine Weile mit sich rumschleppt.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Klingt doch gut. Zu sehr überfrachten mit Problemen sollte man einen Charakter ja auch nicht. Hier und da Baustellen, die zwar eine Weile rumschleppbar sind, aber irgendwann entweder schlimmer werden oder den Charakter langsam immer tiefer ins Schlamassel ziehen, bis er sich drum kümmern muss. Zum Beispiel das Sex/Nähe/Beziehungsproblem kann sie ja gut "aufschieben", bis eine Beziehung tatsächlich mal ernst wird.

    #3
    Also ich bin nicht so richtig überzeugt davon, eine Serie mit einem abgeschlossenen Charakterbogen zu beginnen und dem Leser danach nichts mehr zu bieten. Für mich ist ein Flat Arc ehrlicherweise auch gleichbedeutend mit Flat Novel. Mag ja zu manchen Genres und Storys passen, aber mit richtigem Arc finde ich eine Geschichte eigentlich immer... tiefsinniger, stimmiger, was auch immer. Außerdem finde ich, dass etwas so profundes wie der Abschluss eines Charakterbogens ans Ende, in den Klimax gehört.

    Hier mal drei Alternativvorschläge (basierend auf der Annahme, dass du den ersten abgeschlossenen Bogen in Band 1 auf jeden Fall beibehalten willst):
    1. Eine große Lüge für die gesamte Serie mit mehreren "Teillügen" für die einzielen Bücher. Das ist, muss ich zugeben, die schwierigste Variante, an der man sich am längsten knobelt. Geht mir jedenfalls immer so. Das ist schon hohe strukturelle Kunst und bringt das Hirn zum Rauchen.
    2. Für jeden Band eine eigenen Lüge, passend zum jeweiligen Plot auf Handlungsebene, aber losgelöst von einander. Ist ja nicht so, als könnte man als Mensch nur einen Koffer Gepäck mit sich rumschleppen.
    3. Zyklen. Die Variante finde ich eigentlich ganz interessant, habe sie selbst aber noch nicht ausprobiert. Positive und Negative Arcs im Wechsel. Die Figur überwindet ein Trauma in band 1, bekommt in Band 2 ein neues, überwindet es in Band 3, bekommt in Band 4 ein neues, und so weiter...

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    • Peter
      Peter kommentierte
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      Jep, no Arc, ist blöd und bringt nichts.
      Flat Arc bedeutet für mich, dass zwar die Charakterentwicklung, die das Leben der Protagonisten durchgeschüttelt und auf einen neuen Weg gebracht hat, substantiell abgeschlossen ist (schließlich hat sie sich zu einem euen Lebensziel bekannt), es aber noch einen Sack voll Konflikte/Wunden/Lügen/Traumata gibt, die in den Folgebänden angegangen/gelöst werden müssen.

      Im ersten Band geht die Entwicklung von einer defensiven/flüchtenden Protagonistin, hin zu einer proaktivererer Protagonistin, die sich ihren Ängsten stellt. Sie erkennt, dass es möglich ist, sich gegen ihre Widersacher zu stellen, und das auch recht erfolgreich. Das Thema geht in die "The Power is in You" Richtung, muss ich aber noch genauer ausarbeiten.

      Am Ende des ersten Bands erhält sie ein Objekt/Wissen, das sie in einen erneuten Konflikt bringt. Wendet sie es an, wird sie in die Magie/die magische Gemeinschaft gezogen, aus der sie vor Jahren geflohen ist. Tut sie es nicht, wird sie in ihrem Widerstand gegen die Priesterschaft nicht bestehen können.
      Lüge: Magie bringt mich um (durch die Priesterschaft), raubt meine Menschlichkeit
      Wahrheit: mal sehen, was passiert

      Jeder Band bekommt ein eigenes Trauma, wobei sich einige, wie die Unfähigkeit eine Beziehung zuzulassen, sich über mehrere Bände hinziehen wird.

    #4
    Ich hab mich jetzt noch nicht wirklich mit Serien auseinandergesetzt, lese ich auch nicht sehr häufig, darum hab ich nur recht wenig Wissen, was das angeht.
    Ich würde dir raten, dir eine (Buch) Serie rauszusuchen, in der die Character Arc durch alle Bände gut gelungen ist und versuchen rauszufinden, wieso es (für dich) funktioniert, und was die Arcs sind.

    Beispielsweise finde ich die Arcs in Derek Landy's "Skulduggery Pleasant" Serie wirklich gut gelungen: der Hauptcharakter ist zu Beginn der Serie fast ein anderer Mensch als am Ende, und die Entwicklung zieht sich durch alle Bände hindurch. Vorteil ist, dass sie als junger Teeny anfängt und die Bände mehrere Jahre überbrücken - Pubertät trägt da auch einiges zur Character Arc bei Flat, Positiv, Negativ, ist glaube ich alles mit drin, und die unterschiedlichen Richtungen machen jeden Band zu etwas besonderem, meiner Meinung nach.

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    • Peter
      Peter kommentierte
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      Danke für den Tipp. Musste die Reihe erst mal googeln, nie von gehört.
      Übers Wochenende habe ich an den Character Arcs getüftelt und in drei Gruppen eingeteilt, über einen Band, über mehrere und über die gesamte Staffel. So langsam bekomme ich die einzelnen Teile zusammen.
      Jetzt muss ich den ersten Band nur noch schreiben.

    • Ena
      Ena kommentierte
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      Ja, die scheint in Deutschland eher unbekannt zu sein (obwohl ich sie in einem Buchlade nentdeckt habe)
      Das klingt doch schonmal nach einem Plan. Viel Glück, hoffentlich passen die Puzzleteile am Ende auch gut zusammen

    • Peter
      Peter kommentierte
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      Ich bin ja noch am Plotten. Wird schon was werden.

    #5
    Bin heute zufällig auf ein bemerkenswertes Zitat von Lee Child zu Charakterbögen bei Serienhelden gestoßen.

    “Arcs? We don’t need no stinkin’ arcs.”

    Sieht man auch in seiner Jack Reacher Reihe. Sein Seriencharakter ist verlässlich gleichbleibend.

    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

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    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Okay, das klingt ein wenig nach James Bond, der hat ja auch bekanntermaßen keine Entwicklung, und das ist sogar ein wichtiger Teil dessen, was ihn ausmacht. Gerade für Figuren, die darauf angelegt sind, viele Geschichten zu durchleben, ist das natürlich auch praktisch. Allerdings fällt es mir schwer, mit solchen Figuren warm zu werden, denn im Grunde weiß man von Anfang an, dass er am Ende derselbe sein wird, der er am Anfang war, was ja auch einen guten Teil der Spannung und des Interesses an der Figur selbst nimmt. Das muss dann der Plot auffangen.

    • Peter
      Peter kommentierte
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      Jep, Bond gehört sicher auch dazu. Ich lese nicht genug Sherlock Holmes Bücher, gibt es da einen Charakterbogen?

      Du hast recht, Reacher Bücher sind ganz klar Plotdriven.
      Die Figur ist interessant genug geschrieben, dass 'Mann' mit ihr warm wird, den Rest mach der Plot.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Ist ne Weile her, dass ich Sherlock Holmes gelesen habe, aber wenn da eine Entwicklung ist, dann ist sie marginal. Ich glaube, er hängt eine Zeit lang einer Frau hinterher, und dann entwickelt sich seine Feindschaft mit Moriarty in gewisser Weise. Und dann wird immer wieder angedeutet, dass Holmes sich immer weiter zurückzieht und sich schließlich seiner Bienenzucht widmet. Er ist also nicht unbedingt bewusst darauf ausgelegt, immer derselbe zu bleiben, aber einen richtigen Entwicklungsarc hat er auch nicht.

    #6
    Wie Ankh schon schrieb, bei einer plot-getriebenen Geschichte kann der Prota stationär bleiben, so läuft der Autor keine Gefahr, die Fans zu vergrätzen. Der Prota an sich bleibt aber, trotz vorhandener Facetten ubd Traumata, nur Erfüllungsgehilfe der Handlung. Wenn man solchen Figuren eine Entwicklung aufzwingt, kann es nach hinten losgehen (über mehrere Einzelrimane schwelende Lovestories oder immer absurder werdende Konfrontationen mit dem Erzfeind ...). Von daher verstehe ich, dass Lee Child den Arch verweigert, aber stinking finde ich Charakter-Stärke in einer Geschichte nicht

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    • Peter
      Peter kommentierte
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      Das hat er bei irgendeinem Vortrag von sich gegeben (laut James Scott-Bell). Würde jetzt nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.

      Persönlich sind mir Geschichten, bei denen sich der Prota weiterentwickelt lieber, als andere, aber es funktioniert nicht immer. Stimme dir zu, gerade bei plotdriven Langläufern ist es problematisch dem Prota eine Entwicklung aufzudrängen.
      Bei der schwelenden Lovestory fällt mir zuerst Castle ein. Als die beiden endlich zusammenkamen, funktionierte die Geschichte nicht mehr und die Charaktere wurden unstimmig. Schade.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Auf der anderen Seite hat mich bei Castle irgendwann dieser eeewig langezogene Arc mit dem Mord ihrer Mutter nur noch genervt. Ich glaube, dass sie dafür keinen Ersatz gefunden haben war tödlicher als das aufgelöste Liebeshinundher. Die Figuren hatten äußerlich zu wenig arcwürdige Probleme, nicht innerlich.

      Ich glaube, man muss einfach eine Waage finden zwischen Charakterentwicklung und die Charaktere auch einfach mal ne Weile sie selbst sein lassen, gerade wenn sie an sich schon rund sind. Wenn du ein paar Dutzend Geschichten in deiner Reihe schreibst und in jede einen Entwicklungsarc quetschst, dann verändert sich der Charakter vielleicht zu sehr von dem weg, was die Leser ursprünglich an ihm mochten.

    • Peter
      Peter kommentierte
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      Persönlich komme ich ganz gut mit einer Serie klar, die aus Einzelepisoden besteht und die nur durch die Personen und deren Beziehungen zusammengehalten wird. Ich kann mit einer Krimireihe gut leben. Plot-Arc ist ein nettes Plus, muss aber nicht immer sein.

      Was mir persönlich die Laune an Castle verdorben hat, war die Entwicklung einer coolen, selbständigen, leicht ironisch/sarkastischen Frau zu einem Anhängsel, das sich stromlinienförmig an einen kindlich/verspielten Castle angepasst hat. Sie hat derart dramatisch an Ecken und Kanten verloren, dass ich die Serie aufgegeben habe.

    #7
    Ich glaube, es kommt einfach darauf an, wie die Geschichten ausgelegt sind. Bei Einzelromanen ist Charakterentwicklung eigentlich schon ein Muss (natürlich gibt es Ausnahmen) und bei Reihen kommt es eben auch darauf an. Solange die Reihe überschaubar ist bzw. einen klaren Anfang und ein klares Ende hat, finde ich eine Charakterentwicklung angebracht. Bei Reihen, die nach hinten offen sind, wird es schwierig, denn jede Charakterentwicklung könnte den Autor in eine Sackgasse manövrieren.
    Ihr habt das plotdriven ja schon angesprochen - ich würde einfach mal behaupten, dass es bei solchen Reihen eben wie ihr schon sagt nicht um die Charaktere geht, sondern um eine Art "Genre", das man sich mit einem gewissen Charakter aufgebaut hat. Diese Charakter werden ja gerne zur Marke (man denke nur an die ganzen Jugendkrimis/-bücher wie Grusel Club, Tiger Team, Kommissar Kugelblitz, Drei ??? usw. usf.) und jede Veränderung ihrer Persönlichkeit würde den Grundsatz einer Marke erschüttern. Wir wollen ja auch nicht, dass sich das Logo einer Firma ständig verändert, nur weil sie jetzt neben Regenschirmen auch Sonnenhüte und im nächsten Jahr Schwimmflügel verkauft.
    Bemerkenswert finde ich außerdem, dass sich die Charakter solcher Reihen häufig auch in Dingen nicht verändern, die eigentlich unumgehbar wären, etwa das Alter. Ich denke da an die ganzen Tiger Team-Bücher, die einmal im Sommer, einmal im Winter, dann wieder im Sommer spielten - aber die Charaktere blieben immer 11, 12 und 12 Jahre alt. Häufig greifen diese Charaktere im Folgeband auch gar nicht auf die Erfahrungen zurück, die sie im Buch vorher gemacht haben.
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

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    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Stimmt, das ist ein Problem. Denn würden die Kinder altern, würden ja ganz automatisch andere Themen und Probleme in ihr Leben kommen.
      Mich hat es als Kind allerdings total irritiert, dass die nicht gealtert sind. Das fand ich total unlogisch, eben dass die immer wieder im selben Alter Sommerferien hatten XD In anderen Reihen (bei Enid Blyton, glaube ich) sind die ohne Probleme gealtert. Bei den drei ??? gab es irgendwann einen Alterrsprung, der bei den Fans nicht gut ankam, aber ich denke, das lag daran, dass die so abrupt von Kindern zu Jugendlichen mit entsprechenden Themen wurden. Einiges davon wurde dann vorsichtig mit der Zeit wieder zurückgenommen. Ich habe mich übrigens mal mit einem drei ??? Autor darüber unterhalten, wie es denn aktuell mit der Entwicklung aussieht; die Autoren haben sich auf einen gewissen Status Quo verständigt (was zum Beispiel die Liebesbeziehungen der Protas angeht), aber trotzdem etabliert natürlich jeder hier und da Fakten, die ihnen wichtig sind (z.B. wurde die Zentrale irgendwann wieder unter einem Schrottberg verschüttet, nachdem sie Jahrelang ausgegraben war), und eingeführte Charaktere kommen immer mal wieder vor. Ich glaube, so ganz leicht fällt es auch den Autoren nicht, so gar nichts an der Ausgangslage ändern zu dürfen.

    #8
    Beides hat seine Vor- und Nachteile. Bei einem stetigen Charakter kann man die Bücher inm beliebiger Reihenfolge lesen, man kann sie beliebig fortsetzen.
    bei einer Charakterentwicklung muss man von Anfang an lesen, solche Reihen sind meist auch auf eine gewisse Folgenanzahl begrenzt.

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