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Mittwochsfrage #294: Furcht

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    Mittwochsfrage #294: Furcht

    Wovor fürchtet ihr euch? Schreiberisch gesehen.

    Vor einer vernichtenden Kritik?
    Dass eure Lesenden nicht mit euren Figuren mitfühlen können?
    Plotholes?
    Fehlende Authentizität?
    Gar keine Leserschaft?

    Oder etwas ganz anderes – oder gar nichts davon?
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

    #2
    Puh, ich fürchte (haha), die Liste ist lang, wovor ich schreib-technisch Angst habe. Und mit den Jahren hat sie eher zugenommen.

    Ich weiß noch, dass ich vor knapp 10 Jahren nach dem Abitur meine erste Geschichte, die ich während der Schulzeit geschrieben hatte, an einen Verlag geschickt habe (naiv wie ich war). Mich hat die Ablehnung damals nicht gestört und ich habe mir nur vorgenommen, mehr an mir zu arbeiten.
    Seitdem habe ich das nie mehr versucht. Inzwischen liebe ich es, wie ich schreibe und der Fall wäre tief. Das fängt schon bei Beta-LeserInnen an. Wenn jemand mein Geschriebenes kritisiert, falle ich in ein Loch und zweifele direkt an allem. Im Nachhinein sind es natürlich auch immer gute Tipps (vor allem von den Betas), aber das ändert nichts daran, dass es mich erst mal richtig trifft. Vielleicht liegt es daran, dass ich so überglücklich bin, wenn ich schreibe, dass das Gefühl dann schlecht gemacht wird.

    Und wenn ich ein Kapitel veröffentliche und dann zu wenig positive Rückmeldung erhalte, werde ich auch direkt unglücklich. Was echt bescheuert ist. Also ist meine Hauptangst auf jeden Fall schlechte oder gar keine Rückmeldungen. Die Gründe, warum jemand die Geschichte nicht mag, sind tatsächlich gar nicht so wichtig. Jede Kritik nehme ich mir ultra zu Herzen. Ich denke halt: Habs mit Herzblut geschrieben, dann ist es für mich halt perfekt. Aber de coloribus et gustibus non disputandum est... xD Trotzdem...

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      #3
      Für mich ist noch immer diese unterschwellige Befürchtung da, nach vielen Jahren meinen innig geliebten Roman zu veröffentlichen uuuuund wieder mal alle zu verwirren. Nachdem die Rezensionen zu dem, was ich veröffentlicht hab, zwischen "5 Sterne" und "Bitte, wie kannst du es wagen, für sowas 4€ zu verlangen?!? Ich werd nicht mehr ... " schwankten, begriff ich, dass ein und derselbe Text von mir für die einen völlig klar und für die anderen völlig unlesbar sein kann, wie ich es mir vorher nicht hätte träumen lassen.

      Und das war erstmal ... mächtig verunsichernd. Surreal.

      Ich musste einsehen, dass das, was ich damals für gut geschrieben hielt, es war und zugleich nicht war, abhängig davon, wer es betrachtet. Meine Hoffnung ist es aber, dass ich diesen Zustand im Großen und Ganzen seither überwunden habe. Also wenn ich euch jemals verwirre, einfach auf die Pfoten hauen. 😉

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        #4
        Schlechte Kritik braucht wohl niemand, aber genauer betrachtet ... Der Vorwurf der Nachlässigkeit, sich nicht genug Mühe gegeben oder bewusst über Schwachstellen hinweggesehen zu haben. Alles andere, wie nicht mitfühlen zu können oder der Eindruck fehlender Authentizität sind ja eher subjektive Wahrnehmungen. Aber Nachlässigkeit, Logik- oder Plotlücken, es sich zu leicht zu machen, eher objektiv und schwerer von der Hand zu weisen.

        Zu: »oder etwas ganz anderes?«
        Vorab an alle LeserInnen und AutorInnen von Fan Fictions: Bitte nicht hauen für die folgenden Worte. Gegen Fan Fiction hab ich per se nichts, aber wenn es um die eigenen Werke geht ... 😅 Ich mein, da sitzt man Tag für Tag, Jahr um Jahr an der Geschichte, baut eine Verbindung zu den Figuren auf, liebt sie irgendwann, gibt sein Herzblut, Augenlicht und alle Freizeit (nur nicht das Erstgeborene) und dann kommt jemand und sagt: Feini. Ich zeig dir jetzt mal wie es mir besser gefällt.

        Einer meiner größten Albträume wurde wohl in der Zeit geboren, als die Hobbit Trilogie erst in den Kinos und dann im Netz hohe Wellen schlug. Ich war mittendrin in der Fan-Community und hab auch auf Deviant Art so mitbekommen, welche Fantasien diese Trilogie ausgelöst. Stichwort Shipping (uvm.). In diesem Albtraum wird meine Geschichte nach Belieben verändert/umgeschrieben, neue Paarungen aufgestellt, Wege eingeschlagen die nie vorgesehen waren usw. usf. Und all das noch bildlich festgehalten. Zwischendurch ist die Aversion gegen diese Vorstellung so groß, dass ich für einen kurzen Moment darüber nachdenke einfach nicht zu veröffentlichen. Wozu nicht jede/r Zugang hat, kann auch nicht einfach verändert werden. Ganz einfach, oder? 😅 Dann wiederhole innerlich meine mantraartigen Versicherungen, die Vernunft hält Einzug und es geht wieder (bis zum nächsten Mal). Aber ganz ehrlich? Freddy Krueger ist nichts dagegen. 😂
        "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
        "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
        "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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        • Otter
          Otter kommentierte
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          Aber es wären ja nur alternative Interpretationen deiner Figuren / deines Settings. Ich weiß nicht, mich würde das irgendwie innig dankbar machen, wenn wer auf die Idee käme, meine Figuren zu interpretieren. Ich würde dann vermutlich sagen: "Ich sehe meine Figuren ein bisschen anders", aber schlussendlich bin ich als Autor doch auch bloß ein Leser.

        • Ankh
          Ankh kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Hm, mit den Fan Fiction sehe ich das so: Wenn jemand meine Figuren so mag, dass er sich über meine Geschichten hinaus mit ihnen beschäftigen will, dann freut mich das. Wenn er sie dann Dinge tun lässt, die völlig out of character sind, dann ist er einfach ein schlechter Autor oder hat die Figuren nicht verstanden. Prinzipiell würde es mich also nicht so stören, aber ich denke auch, dass ich vermeiden würde, es zu lesen, damit ich nicht sofort den innerlichen Rotstift zücke

        • Nachtmahr
          Nachtmahr kommentierte
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          So verschieden sind die Ansichten, Otter. Geschichten geben an sich schon viel Interpretationsspielraum, wenn man die Lesenden nicht mit einer Flut von Details überschüttet. Auch ohne sie zu verändern. Niemand wird meine Charaktere, deren Aussehen und ihre Geschichte mit den gleichen Augen sehen wie ich, sondern immer auf eine eigene Weise. Wenn wir mal an einen Weltbestseller denken, sind das schon Millionen von Interpretationen. Einfach weil Fantasie nicht einheitlich ist.

          Ich hab auch schon bei manchen Büchern gedacht: Wie geht es nach dem Ende wohl weiter? Was wird aus x und y? Schade, dass es so enden musste. Trotzdem habe ich die Geschichte des Autors/der Autorin so wie sie ist angenommen und mich nicht hingesetzt, um sie nach Gusto zu ändern oder fortzusetzen. Stattdessen lese ich meine Lieblingsbücher wieder und wieder und erfreue mich an den Visionen der Personen, die sie geschrieben haben. Wie ich Peter schon sagte: Man kann es nicht verhindern. Aber ich bin weit davon entfernt, Dankbarkeit oder Freude darüber zu empfinden, wenn jemand das mit einer meiner Geschichten macht. Die würde ich empfinden wenn jemand sagt: Deine Geschichte hat mir gefallen./Sie hat mir durch eine schwere Zeit geholfen./Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen.

          Wie gesagt, Ansichtssache und ich hab nicht generell etwas gegen Fan Fiction. Nur bei den eigenen Geschichten sieht es eben anders aus.

          @Ankh
          Kann ich verstehen. Was man nicht weiß ... usw.

          magico
          (Sorry, deinen ersten Beitrag hab ich übersehen.) Hm, ich weiß nicht.
          Zuletzt geändert von Nachtmahr; 12.04.2024, 22:52.

        #5
        Hm, Furcht ... Nee, da fällt mir nichts ein. Dank Studentenunterricht, einem total vergeigten Vortrag, Schreibforen und Testlesys bin ich relativ dickfellig geworden, was Kritiken angeht. Was Peinlichkeiten anginge, kann ich mich mental komplett aus dem Raum beamen. Und gegen Plotholes hilft der Austausch mit Euch.

        Mich ärgern Dinge eher, das nervt mich auch. Wenn jemand mir seine oder ihre Formulierungen / Figurenvorstellungen / Handlungsideen aufdrängen will, weil seine oder ihre besser seien; das ist mir aber hier noch nie passiert; nur bei auswärtigen Testlesys. Und ich hatte mal eine Lektorin, die eine seltsame Kommasetzung wollte; das hat mich ein bisschen gejuckt, dann aber nicht gekratzt.

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        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Nachtmahr 😂 Nein, keine Sorge.
          Es war auch keine Lektorin aus diesem Forum, sondern von einer KG-Ausschreibung ...

        • magico
          magico kommentierte
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          Neben meinem Lieblingswort des Tages "dickfellig", kenne ich diese Geschichte mit Testlesenden oder Lektorinnen/Lektoren, die einem ihren Stempel aufdrücken wollen. Es kommt natürlich immer auch auf das "Wie" an, aber bei einer Lektorin, die mir in die Kommasetzung fahren will, hätte ich erwidert: Das macht dann das Korrektorat. (Na gut, bei einer Kurzgeschichte war sie wohl beides in einem.)

        • Lyriksoldatin
          Lyriksoldatin kommentierte
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          Bewundernswert *___* Ich hoffe, da komme ich auch mal hin.

        #6
        Am meisten Furcht habe ich davor, das "r" an die falsche Stelle zu schreiben. Eine fruchtbare Vorstellung.

        Wenn ich es ganz ernsthaft betrachte, habe ich schon ein paar Schritte nach vorne gemacht und selektiere Kritiken. Das hilft ungemein.
        Eine Sache, vor der ich aber mächtig Bammel oder zumindest Respekt habe, sind Plotholes oder andere schwerwiegende Unstimmigkeiten, die erst spät erkannt werden (egal von wem) und mich dann zwingen, noch einmal seeeehr viel umzuschreiben. Dieser Berg an Arbeit würde mich in echte Schwierigkeiten namens Unlust bringen. Hoffentlich passiert mir das nicht mit meinem Krimi. 😕
        http://www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de

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        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Furcht ist ja praktisch und fruchtbat, die schützt ja vor Plotholes.

        #7
        Kann Kunst überhaupt authentisch sein? Ist sie nicht immer gestaltet?

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        • magico
          magico kommentierte
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          Nicht zwingend. Also nicht in jedem Fall.
          Die Vorfälle, in denen "Kunstwerke" versehentlich zerstört wurden, weil man sie für Müll hielt sind nur ein Beispiel.
          Oder damals der Streich mit der Brille im MoMA (SFO), als Besucher eine durch einen anderen Besucher auf den Boden gelegte Brille für ein Kunstwerk hielten.

        • Milch
          Milch kommentierte
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          Ja, die eifrigen Putzerinnen von der SPD, die ein Werk Beuys nicht erkannt haben.

        • Otter
          Otter kommentierte
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          Ich finde, wir sollten ebenfalls so richtig schlechte Geschichten schreiben und dann einen Anspruch darauf haben, dass die in einem Museum ausgestellt werden (vielleicht zum anhören oder so). Und wenn wer den Eintritt zurück verlangt, sagen wir einfach: "Wir haben gekonnt Ihre Erwartungen torpediert, das war das künstlerische Ziel und das ist uns doch wohl gelungen, wenn Sie enttäuscht sind. Für was sonst gehen Sie denn ins Museum?"

        #8
        Kritik ist nichts, das mich aus der Bahn wirft. Ich schreibe nicht den Roman des 21. Jahrhunderts, sondern leichte Unterhaltungsromane. Letztens habe ich die 300. 1*-Bewertung erhalten. Da waren auch ein paar sehr kritisch abwertende dabei. Damit muss man leben, wenn man veröffentlicht.

        Furcht habe ich vor einem krassen Logikfehler, den ich übersehen habe, und der meinen gesamten Plot einstürzen lässt. Das wäre mein GAU.
        Zuletzt geändert von Peter; 11.04.2024, 19:44.
        I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

        Douglas Adams

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          #9


          Vor einer vernichtenden Kritik?
          Dass eure Lesenden nicht mit euren Figuren mitfühlen können?
          Plotholes?
          Fehlende Authentizität?
          Gar keine Leserschaft?


          Kritik ist etwas, mit dem ich mittlerweile umgehen kann, denke ich; konstruktive sowieso, und böswillige, da wird mein Fell auch langsam dicker. ich erwarte auch nicht, dass jeder etwas mit meinen Figuren und Themen anfangen kann, es gibt viele Bücher da draußen, und mir ist bewusst, dass ich da eher eine Nische abdecke.

          Etwas Bammel habe ich vor Plotholes und inhaltlichen Fehlern, die mir durchrutschen und das Potenzial haben, die ganze Geschichte zu sabotieren.

          Und wirklich Furcht habe ich davor, dass all die Arbeit letztlich ungelesen in den unendlichen Weiten meiner Speichermedien verhallt.




          Poems are never finished.
          Just abandoned.

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            #10
            Hmmm, ich überlege jetzt schon länger, aber mir fällt nicht so richtig etwas ein. Es könnte daran liegen, dass ich nicht anstrebe zu veröffentlichen und damit keine Angst habe, wenn die Geschichte in meiner Schublade vergammelt (wird sie ja wahrscheinlich). Somit habe ich auch keine Angst vor vernichtender Kritik (obwohl das vielleicht ein Grund sein könnte, warum ich gar nicht veröffentlichen möchte, aber da bin ich mir nicht sicher, da noch nie mein Bestreben war und die Gründe warum ich nicht veröffentlichen will, noch etwas komplexer sind), da ich es niemand recht machen "muss".

            Ich könnte ja sagen, dass ich vor Schreibblockaden Angst habe, aber davor fürchte ich mich auch nicht. Ansonsten müsste ich momentan schlotternd in der Ecke sitzen, da ich derzeit die größte Blockade meines Lebens habe. Aber da ich das mit Lesen kompensiere, juckt es mich recht wenig. Irgendwann wird die Lust schon wieder zurückkommen, sage ich mir.

            Ich habe keine Furcht, aber es ärgert mich, dass ich mit dem Geschriebenen vor mehr als 10 Jahren nicht mehr zufrieden bin und ich deshalb entschlossen habe meine Herzensgeschichte noch einmal neu zu schreiben. Aber seit dem ist bei mir die Motivation nicht mehr sonderlich hoch, da es ja letzten Endes doch nur das ist, was ich ja schonmal geschrieben habe, nur etwas anders. Und etwas Neues fällt mir momentan auch nicht ein bzw. kann ich mich nicht darauf konzentrieren, da ja noch das andere Projekt gibt...

            Wenn ich aus dem jetzt so meine Schlüsse ziehe, etwas Furcht habe ich schon, nie wieder in den Schreib-Flow zu kommen, obwohl das doch immer eines meiner liebsten Hobbys war/ist.

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