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Mittwochsfrage #292: Nonverbale Kommunikation

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    Mittwochsfrage #292: Nonverbale Kommunikation

    Im realen Leben passiert ein großer Teil unserer Kommunikation nonverbal. Aber wie ist es in einer Geschichte?

    Setzt ihr eher auf klassische Dialoge mit wenig „Futter“ drumherum?
    Oder sagt ein Blick mehr als tausend Worte? Kommunizieren eure Charaktere oft mit Gesten/unbewussten Reaktionen?
    Wie bildet ihr die nonverbale Kommunikation gut ab? (Damit nicht immer alle nur ständig lächeln, sich anblicken oder mit den Achseln zucken)
    Ist euch die nonverbale Kommunikation überhaupt wichtig und baut ihr sie deshalb ganz bewusst ein?
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

    #2
    Das ist ja das Problem, dass man entweder auf Floskeln wie lächeln oder Achselzucken zurückgreifen oder sehr umständlich formulieren muss, so dass es nur sehr schwer nachvollziehbar ist, was überhaupt nicht eingängig ist, deshalb kommt es in Texten eher weniger vor. Nonverbal ist für ein verbales Medium wie die Literatur eben schwierig, das kann man eher im Comic oder Film machen.

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    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Eben weil es schwierig sein kann, stelle ich ja die Frage Wir sind ja nicht umsonst eine ganze Ansammlung von kreativen Köpfen

    • Milch
      Milch kommentierte
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      Möglichst sparsam und klug einsetzen, ansonsten finde ich die Gedanken von Ankh ziemlich gut, nämlich die Perspektivfigur die Reaktionen der anderen Figuren bewerten zu lassen.

    #3
    Ich würde die abgedroschenen Floskeln wie Schulterzucken, lächeln oder sich anzublicken (nicht zu vergessen das Schütteln des Kopfes) nur dann nehmen, wenn ich sie auch bei mir häufiger feststellen würde.
    Oh! Tue ich tatsächlich ziemlich oft. Dann werfe ich mal alle Hemmungen über Bord.


    "Aus dem Weg", schrie der Radfahrer sie an und raste auf sie zu.
    Madame Chinon folgte der rüden Anweisung augenblicklich und ohne Widerrede, stieß allerdings auch ihren Spazierstock aus Hartgummi zwischen die Speichen seines Hinterrads. Das Blut würde er so schnell nicht mehr aus seinem neongelben Radlershirt bekommen. Ob sie ihm ein paar Tipps geben sollte? Besser nicht. Er wirkte gerade eher unkommunikativ, so wie er wimmernd auf dem Rücken lag.
    Die nette, alte Dame kommunizierte ihren Missmut auf eine eindeutige und nonverbale Weise. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es tatsächlich unter den Begriff nonverbale Kommunikation fällt. Falls doch, tun das meine Figuren andauernd.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

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    • Coira
      Coira kommentierte
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      Unabhängig davon, ob es nonverbale Kommunikation im eigentlichen Sinne ist (wobei, es wurde so deklariert, also muss es stimmen), habe ich gelernt, dass es gefährlich ist, in der Nähe deiner Figuren Rad zu fahren.

    • Peter
      Peter kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Coira

      Ich bin mir sicher, dass du nicht zu den rücksichtslosen Radfahrern gehörst, also besteht keine Gefahr.

    #4
    Setzt ihr eher auf klassische Dialoge mit wenig „Futter“ drumherum?
    Nein, Mimik und Gestik (uvm. siehe Punkt 3) sind mir genauso wichtig.

    Oder sagt ein Blick mehr als tausend Worte? Kommunizieren eure Charaktere oft mit Gesten/unbewussten Reaktionen?
    Definitiv. Von der hochgezogenen Braue zum resigniert/müde in den Nacken gelegten Kopf, bedeutungsvollen Blicken und schnellem Kopfdrehen (inkl. Nackenknacken), Stirn an Stirn mit der Liebsten schweigen oder den Gegner beim Kampf provokont mit vier Fingern zu sich winken. Solche Mittel setze ich sehr gerne ein und arbeite mit viel Spaß daran, mein Repertoire ständig zu erweitern.

    Wie bildet ihr die nonverbale Kommunikation gut ab? (Damit nicht immer alle nur ständig lächeln, sich anblicken oder mit den Achseln zucken)
    Siehe oben. Das geht über Atmung, Stimme, Haltung, Stimmung, Blicke, aber auch Zögern, abruptes Stehenbleiben, Gehtempo usw.

    Ist euch die nonverbale Kommunikation überhaupt wichtig und baut ihr sie deshalb ganz bewusst ein?
    Ich finde, dass sie gut eingesetzt mindestens so viel Botschaft transportieren kann wie Dialoge und sie gleichzeitig verfeinert. Ironie zum Beispiel. Mein Prota kann viel sagen, aber erst sein resgnierter Blick macht klar was er wirklich meint und lässt seinen Mentor auflachen. Manchmal braucht es auch gar keinen Dialog mehr, wenn jemand mit angezogenen Beinen und den Armen auf den Knien dasitzt und den Kopf hängen lässt. Den meisten sollte klar sein, dass die Person müde ist.

    Bonuspunkt Magie/Fantasy
    Wenn diejenigen in bestimmten Situationen/Stimmungen besondere ... sagen wir mal, Phänomene verursachen, ist das auch ein guter nonverbaler Indikator auf das Innenleben derjenigen. Und ja, das kommt oft vor.
    "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
    "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
    "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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      #5
      Ich finde nonverbale Kommunikation extrem wichtig. Aber schwierig.

      In meinen Erstversionen wird daher geblickt, gezuckt und gelächelt, was das Honigkuchenpferd hergibt.
      Grinsen meide ich, es sei denn, ich meine "".
      In der Überarbeitung versuche ich, jedes Gezucke, Geblicke und Gelächel zu verstecken oder durch etwas anderes zu ersetzen. Es gibt soviel Gestik und Mimik - rund 650 Muskeln müssen doch sinnvolle Aufgaben haben, die Gänsehautmuskeln nicht mitgezählt. Und man kann von Pantomimen halten, was man will, aber die blicken, grinsen und zucken nicht nur, um sich mitzuteilen. Finde ich etwas, was nicht einen Absatz an Erläuterungen erfordert, nehme ich das.
      Wenn möglich, verpacke ich es auch in eine komplett andere Handlung. Berührung statt vielsagendem Blick, je nach Situation.
      Oder ich streiche Blickenzuckenlächeln.

      Tonfall. Tja. Wenn der Leser nicht exakt die Satzmelodie in den Dialogen liest, die man beim Aufschreiben von den sprechenden Figuren hört, kommt man mE um ein starkes Verb oder beschreibendes Adverb oder Adjektiv nicht herum. Da gibt es natürlich Ausnahmen; in den Romanen, die ich derzeit verschlinge, bin ich sprech- und hörgewohnheitstechnisch offenbar nah an der Übersetzerin, denn ich lese die Dialoge so, wie sie wohl gemeint sind. Da wird in meinem Kopf ganz viel mit Tonfall und Betonung gearbeitet. Ist mir aufgefallen, weil ich ein-, zweimal hängenblieb, weil kein erläuterndes Wort dazu im Inquit oder Begleittext stand, und ich überprüfte, ob der Text mit anderer Betonung Sinn machte (ja, ich mag "Sinn machen"). Was er nicht tat. Offenbar haben mir Autor und Übersetzerin die Figur so nahe gebracht, dass ich den Text quasi figur-betont lese.

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        #6
        Setzt ihr eher auf klassische Dialoge mit wenig „Futter“ drumherum?
        Ich mag das Drumherum, sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen.

        Oder sagt ein Blick mehr als tausend Worte? Kommunizieren eure Charaktere oft mit Gesten/unbewussten Reaktionen?
        Ja, auf jeden Fall. Ich finde solche Gesten sagen viel aus. Meine Figuren antworten manchmal auch nicht direkt, sondern zeigen ihre Reaktion mit einer gewissen Geste.

        Wie bildet ihr die nonverbale Kommunikation gut ab? (Damit nicht immer alle nur ständig lächeln, sich anblicken oder mit den Achseln zucken)
        Ich muss immer aufpassen, dass ich es nicht übertreibe, da meine Figuren schon viel lächeln, blicken und mit den Schultern zucken. Es sind halt die typischen Reaktionen.
        Mein Anta zieht zum Beispiel gerne mal die Augenbraue missbilligend, skeptisch oder überheblich nach oben. Es ist halt sein Markenzeichen, während meine Prota gern alles weglächelt und über vieles hinwegsieht.
        Ich finde, da kann man schon viel machen. Lächeln, blicken, Schulter zucken, schnauben, Augenbrauen verziehen, sich durch die Haare greifen, Hände ballen, Zähne knirschen, Kopf schütteln oder nicken, sich wegdrehen, mit dem Finger auf den Gegenüber zeigen, Augen genervt verdrehen, ungläubig blinzeln etc.

        Ist euch die nonverbale Kommunikation überhaupt wichtig und baut ihr sie deshalb ganz bewusst ein?
        Ja, ist mir schon sehr wichtig. Ich finde, dass das dazu beiträgt, um eine Figur zu verstehen. Es sagt halt schon viel aus, wenn der eine dauernd die Augen verdreht oder der andere immer wieder verschmitzt lächelt oder der andere damit seine Wortkargheit ausdrückt. Mir fehlt immer etwas, wenn man nur gesprochene Sprache aneinander gereiht hat mit vielleicht kurzen "sagt so und so".
        Es kommt natürlich auch aufs Gespräch an. Bei einer Figur, die gerade sehr viel erzählt, wird auch eher wenig unterbrochen. Bei einer dynamischen Szene, muss man aufpassen, dass da nicht die Dynamik verloren geht, aber gerade die Gesten können ja auch dazu beitragen, dass die Spannung gesteigert wird. Bei einer ruhigen Unterhaltung sind es dann eher die Kleinigkeiten.

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        • Milch
          Milch kommentierte
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          Sind das nicht zum Teil sehr deutliche, heftige Zeichen, die du da auflistet? Ist die normale nonverbale Kommunikation weitaus subtiler?
          Und müsste man andere Zeichen nicht so oft verwenden, dass sie realistischerweise mehrmals auf einer Sache auftauchen müssen?

        #7
        Ich habe einen super Trick gefunden, wie ich exzessive nonverbale Kommunikation vermeiden kann:

        Verbale Kommunikation

        Ernsthaft jetzt, es geht ja im Grunde weniger darum, wie die Figuren untereinander kommunizieren, sondern darum, dem Leser zu kommunizieren, was da los ist, was die Figur fühlt, denkt etc. Und da man als Autor beliebig tief in die Figuren einsteigen kann, ist es durchaus im Rahmen der Möglichkeiten, statt eine äußere Reaktion eine innere hinzuschreiben. Sei es das direkte Gefühl aus der Perspektivfigur heraus (statt "er lächelte" -> "er freute sich") oder die Interpretation der anderen Figuren durch die Perspektivfigur (statt "sie runzelte die Stirn" -> "sie wirkte nicht begeistert von seinem Vorschlag"*).

        Noch einfacher ist es natürlich, wenn die Figur sagt, dass sie nicht begeistert ist, dann können wir uns die ganze Stirnrunzelei und deren Deutung sparen.
        Natürlich sagen Figuren nicht immer, was sie denken, und diese Diskrepanz muss dann auch vermittelt werden. Aber ich stolpere auch oft über Stellen, wo die nonverbale Kommunikation unnötig nochmal auf die verbale draufgesetzt wird. Oder wo man die unausgesprochenen Gedanken auch anders vermitteln könnte, zum Beispiel durch die Art, wie jemand den verbalen Teil rüberbringt. Und letztlich muss man sich als Autor auch überlegen, ob die Perspektivfigur diese unausgesprochenen Gedanken aufschnappen soll (dann muss man deren Interpretation sowieso irgendwo thematisieren) oder nicht (dann macht die andere Figur einfach lustige Gesichtsgymnastik).


        * Und ja, mir ist bewusst, dass wir hier "Show don't tell" Minenfelder betreten, nur wird das "show" so oft auf das Visuelle eingegrenzt, wo Literatur nun einmal kein visuelles Medium ist, während der absolute Vorteil gegenüber visuellen Medien, nämlich die Möglichkeit, direkt in die Gedanken der Figuren zu blicken, komplett vergessen wird. Tellt mehr. Wir sind Storyteller, keine Storyshower.
        Poems are never finished.
        Just abandoned.

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        • Peter
          Peter kommentierte
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          Dodo
          Daumen und Zeigefinger an die Unterlippe, außen. Rechts und links symmetrisch von der Mitte. Dann die Lippe etwas nach vorne ziehen und leichtes massieren. Begleitet wird es von einem nachdenklich, versonnenen Blick.

        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          AaaaahÁ.
          Danke fürs Erläutern.
          Das ist bei mir „zupfen“ 😅

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Naja Zupfen ist, wenn du dabei immer wieder loslässt, und Kneten, wenn nicht ...

        #8
        Als zusätzliche Ebene ist Körpersprache wichtig, im reellen wie im fiktiven Leben. Ich hab auch keine Hemmungen, die Schultern zucken und die Münder lächeln zu lassen. Das machen Menschen so, warum dann nicht auch meine?

        Eine meiner Figuren ist taubstumm, da ist alles unausgesprochene noch ein bisschen wichtiger. Und auch interessanter zu schreiben.

        Ebenso, in meiner neuen Geschichte sind‘s alles Tiermenschhybriden, da wird auch schon mal mit dem Schwanz gewedelt und mit den Schlappohren gezuckt. Zu recherchieren wie Körpersprache bei den jeweiligen Tieren funktioniert und sie so einzusetzen, dass der Leser Bild und Bedeutung erkennt, ist hochspannend!
        Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
        to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
        A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
        You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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          #9
          Ich versuche ein ausgewogenes Verhältnis, je nach Bedarf der Szene, zu erreichen. Mir ist Dynamik in den Texten wichtig. Reale Unterhaltungen/Geschehen sind ja selten linear und von gleichbleibendem Tempo. Na gut, wenn ich da an meine Buchhaltungslehrerin denke ... aber Ausnahmen gibt's immer. Aber umso weniger Drumherum, desto realistischer lesen sich Dialoge bzw. Unterhaltungen. Mit steigender Beteiligtenzahl, steigt natürlich auch die Notwendigkeit der Beschreibungen.
          Kurz: Es muss zur jeweiligen Figur passen/authentisch sein. Einige gestikulieren eben mehr als andere.
          http://www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de

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            #10
            Ich finde die nonverbale Kommunikation ein wichtiges Thema, darüber kann man dem Leser sehr viel mitteilen. Ich selbst tue mich mit der Umsetzung leider etwas schwer.

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            • SaKi
              SaKi kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Dann versuch es doch mal bei unserer Freitagsinfusion zum Thema Vielleicht hilft dir das, sicherer damit zu werden. Bei Bedarf können Freitagsinfusionsbeiträge auch in der Textwerkstatt besprochen werden.
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