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Mittwochsfrage: #290

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    Mittwochsfrage: #290

    Wie gehst du mit dem Phänomen des 'Impostor-Syndroms' um, also dem Gefühl, trotz deiner Erfolge und Fähigkeiten nicht gut genug zu sein? Hast du Strategien entwickelt, um mit solchen Selbstzweifeln umzugehen, und welche Ratschläge würdest du anderen Autor:innen geben, die ähnliche Herausforderungen erleben?

    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

    #2
    Zweifel dürften normal sein und sie sind auch nützlich, um gut zu werden. Vielleicht hilft es oft sich zu gewissern, dass der Erfolg der anderen meist ein Eisberg auf dem Wasser ist, die vielen Niederlagen sieht man nicht, denn sie sind unter Wasser. Man weiß ja, dass man nur die Spitze sieht. Das gilt auch für die Qualität, wir sehen nicht, wie sehr jemand an etwas gebastelt und gefeilt hat.

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      #3
      Schwierige Frage.
      Wer kennt die Vorstellung nicht, als Autor ein Kaiser ohne Kleider zu sein, und irgendwann merken es alle Leser. Ich wünschte, ich hätte ein Geheimrezept dagegen, habe ich aber nicht. Eine gesunde Portion Selbstzweifel finde ich allerdings recht gut, sonst hätte ich weniger Motivation in meiner Selbstentwicklung als Autor.

      Was sich für mich als hilfreich erwiesen hat: Dankbarkeit für das / Freude an dem, was ich bisher geschafft habe, und Akzeptanz dessen, was ich bereits kann und woran ich noch weiter arbeiten muss. Ich hatte noch nie Probleme damit, zuzugeben, etwas nicht zu können. Wahrscheinlich neige ich prinzipiell eher zu Understatement.

      Vor 3 Jahren habe ich mich entschlossen, auszuprobieren, ob ich Schreiben zum Beruf machen kann, und es hat funktioniert. Seit Ende 2022 kann ich vom Schreiben leben. Nicht luxuriös, aber doch angenehm. Dafür bin ich ausgesprochen dankbar.
      Natürlich wird mir regelmäßig, besonders beim Lesen der Geschichten anderer Autoren und Autorinnen klar, dass ich kein begnadeter, nicht einmal ein besonders guter Autor bin. Dafür bin ich ein Realist und habe keine tiefgehenden Schwierigkeiten damit, diese Tatsache zu akzeptieren. Wenn ich die ersten Geschichten ansehe, die ich veröffentlicht habe, rolle ich mit den Augen und schäme mich etwas.

      Da ich viele meiner Schwächen erkenne, kann ich daran arbeiten. Ich klammere mich nur nicht ausschließlich an Dinge, in denen ich nicht gut genug bin, sondern schaue mir auch an, worin ich gut bin. Vielleicht schreibe ich keine "literarisch hochwertige" Romane, aber ausgesprochen effiziente, was mir viel wichtiger ist. Ich liefere exakt das ab, was meine Leser erwarten. Könnte ich da noch besser sein, klar. Aber ich bin zufrieden, und da meine Krimis auch gelesen werden, finde ich in den Verkaufszahlen, den Rezensionen und der Kommunikation mit meinen Leserinnen eine Bestätigung, dass ich nicht ganz so schlecht bin, wie ich hin und wieder annehme. Das hilft.

      I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

      Douglas Adams

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        #4
        Zitat von Peter
        Ich klammere mich nur nicht ausschließlich an Dinge, in denen ich nicht gut genug bin, sondern schaue mir auch an, worin ich gut bin.
        Das ist doch eine schöne Kernaussage. So mache ich es auch.
        Bei mir nun gleich vom Impostor (oder Hochstapler) Syndrom zu sprechen, wäre übertrieben, aber schon bevor ich mit dem Schreiben anfing, hatte ich ständig dieses Gefühl des Mittelmaßes. Ich war in vielen Dingen ziemlich gut, aber nie gut genug für die erste Reihe. Egal, ob es Sport, Zeichen/Malen, Fotografieren, Musik oder eben das Schreiben waren. Es hat immer für eine gewisse Anerkennung durch Außenstehende (die von der Materie aber kaum Ahnung hatten) gereicht, aber für mehr meist nicht.
        Dieser Meinung war ich jedenfalls lange. Irgendwann, als ich anfing zumindest semiprofessionell mit der Musik ein bisschen Geld zu verdienen, habe ich meine Meinung nochmal überdacht. Vielleicht habe ich auch nur die falsche Perspektive gehabt oder mir die falschen Fragen gestellt?
        Wenn es einige Menschen gibt, die das gut oder gar bewundernswert finden, was ich mache, dann kann es auch nicht ganz schlecht sein. Solange es Spaß macht, kann es schon gar nicht verkehrt sein.
        Als dann in meinem Umfeld einige Leute anfingen aus ihren Hobbies mehr rauszuholen, als nur eine Freizeitbeschäftigung, kamen mir das erste Mal ernsthafte Gedanken dazu, auch mehr daraus zu machen.
        Natürlich können einen die heutigen Möglichkeiten unterstützen, aber da das für alle gilt, ist es umso schwieriger aus der Masse herauszustechen.
        Ich möchte behaupten, dass ich schreibtechnisch schon ein paar große Hürden hinter mir gelassen habe und wenn ich schon im Mittelfeld agiere, dann wenigstens auf den vorderen Rängen. Das kann ich von allem, was den Veröffentlichungs- und Vermarktungsprozess angeht, nun wahrlich nicht sagen, aber das ist das nächste Ziel. Hier habe ich schließlich noch mangelnde Erfahrung als Ausrede.
        Es wird immer andere geben, die besser/erfolgreicher sind, als man selbst. Solange man selbst nicht unter den Worst Ten rangiert, ist doch alles gut. Luft nach oben bleibt immer. Und deshalb versuche ich einfach die beste Version von mir selbst zu sein.
        http://www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de

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          #5
          Ich habe für mich selbst einfach meine Erwartungen ganz auf null geschraubt, dann kann man auch nicht enttäuscht werden, entweder von der eigenen Leistung oder vom Feedback. Klingt jetzt nicht besonders positiv, aber funktioniert. Wenn ich nur für mich selbst schreibe, dann muss ich auch nur mir selbst gut genug sein bzw. ganz allein Freude daran haben, und alles darüber hinaus ist Bonus.

          Poems are never finished.
          Just abandoned.

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          • Peter
            Peter kommentierte
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            Geht das wirklich? Auf Null?

            Das könnte ich nicht.

          • Ankh
            Ankh kommentierte
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            Peter Hängt davon ab ob von außen oder von innen. Was mich selbst betrifft, habe ich schon Ansprüche, sonst könnte man ja auch gar nicht an seinen Texten feilen. Aber die liegen eben auch in einem Bereich, in dem ich mich sicher bewege.

          • Witness
            Witness kommentierte
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            Oh ja, das kenne ich. Die Texte, die ich frei von Erwartungsdruck und nur für mich selbst schreibe, sind meist auch die, mit denen ich am zufriedensten bin.

          #6
          Solche Anfälle von Selbstzweifeln legen sich bei mir schnell wieder.
          Luft nach oben wird es immer geben. Wieviel Luft es ist, kann ich nicht messen, und mit dem Undefinierten kann ich mich gut arrangieren. Außerdem ist es nur Luft.
          Dass andere Autoren besser anders schreiben als ich, ist wohl ein Ansporn, meinen eigenen Stil zu suchen, denn mir ist klar, dass ich keinen anderen Stil kopieren kann, selbst wenn ich diesen bis in das letzte i-Tüpfelchen studieren und meinen eigenen bejammern würde. Insgesamt bin ich inzwischen wohl arrogant genug, um meine Stärken anzuerkennen, ohne sie von den Leistungen anderer relativieren zu lassen. Dafür gibt es zu viele für meine Ansprüche schlechte Bücher, die ihre begeisterten Leser finden. Daher bringt ein Vergleich mit anderen nichts. Mir hilft auch ein Vergleich mit mir selbst von gestern nichts. Und meine Schwächen lenken mich nicht von der Freude an meinen Stärken ab.
          Der Prozess der Vermarktung ist das, wo mein Imposter jammernd an meinen Ärmeln zerrt und sagt: Lass es, du kannst das nicht, mimimimimi. (Ich kann es jetzt wirklich nicht, weil es mich weder genug drängt noch interessiert. Das ist meine Entschuldigung und die ist gut. Das kommt vielleicht noch. Bis dahin habe ich aber noch mindestens drei MS zu schreiben. Denn das trau ich mir zu und mache ich auch gern. Wenn ich danach Zeit habe, dann, ja dannn …).

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          • magico
            magico kommentierte
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            Wie fast immer, gibt es auch bei der Buchwerbung über Social Media-Kanäle Vor- und Nachteile. Vorteil: Die Teenies und jungen Erwachsenen nutzen weiterhin das Medium (E-) Buch. Nachteil: Eine Flut an teilweise auch unqualifierten Büchern schafft es in Sphären, wo andere, die es eigentlich eher verdient hätten, nie hinkommen werden.

            Dodo - Was hält die Autorenkollegin denn bisher von SP ab?

          • Dodo
            Dodo kommentierte
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            magico Noch nicht alle Agenturen abgeklappert ...

          • Victoria
            Victoria kommentierte
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            Vielleicht hatte ich auch nur Glück gehabt? 🤔
            Ich versuche es positiv zu sehen. Wie magico gesagt hat, es schaffen so halt viel mehr Leute zu veröffentlichen. Es gibt mehr Schund, aber auch die sonst unentdeckten Perlen werden gelesen.

          #7
          Mein Tipp gegen das Impostor-Syndrom: Sucht euch einen Brotjob, der rein gar nichts mit Literatur zu tun hat und lasst zu, dass er euch ein noch viel größeres Impostor-Syndrom beschert, sodass euer Autor*innen-Impostor-Syndrom im Vergleich dazu sehr mickrig aussieht. Für euch getestet!

          Spaß beiseite, als ich mit meinen Fähigkeiten in anderen Lebensbereichen gehadert habe, war das Schreiben immer eine Art sicherer Hafen für mich; etwas, von dem ich wusste, dass ich es recht gut kann. Selbstzweifel kenne ich da natürlich auch mehr als genug, aber das war nichts im Vergleich zu denen, die ich in beruflicher Hinsicht hatte. Und außerdem bin ich auch nicht erfolgreich genug, um ein echtes Autor*innen-Impostor-Syndrom zu haben

          Als Jugendliche sah das etwas anders aus, da habe ich mal ein paar kleine Literaturwettbewerbe gewonnen, und einmal war ich auf einer Veranstaltung, auf die Gewinner*innen aller möglichen Schüler*innen-Wettbewerbe (Jugend forscht, Jugend musiziert etc.) eingeladen waren. Es hat sich herausgestellt, dass wir einfach alle Impostor-Syndrom gegenüber den jeweils anderen Wettbewerben hatten, sinngemäß:
          "Krass, ihr habt Nano-Technologie erforscht, ich habe nur ein paar Gedichte geschrieben."
          "Wir haben nur ein paar kleine Experimente gemacht, aber ihr musstet ja bestimmt ewig üben, bis ihr so gut Geige spielen konntet!"
          "Wow, ihr macht ja richtig Literatur, wir klimpern nur ein bisschen auf dem Klavier."
          Die Moral von der Geschicht: Die Menschen, gegenüber denen man Minderwertigkeitsgefühle hat, haben diese Gefühle wahrscheinlich auch selbst. Der Gedanke hilft mir oft, wenn ich doch mal wieder feststecke.

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