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Mittwochsfrage #285: Konflikt, Konflikt, Konflikt

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    Mittwochsfrage #285: Konflikt, Konflikt, Konflikt

    Das steht in jedem Schreibratgeber. Hindernisse, sie die Hauptfiguren aus der comfort zone kicken, Traumata triggern und die Figuren so richtig tief fallen lassen.
    Aber es gibt außerhalb der konfliktbasierten Erzählstrukturen, wo mit wir alle arbeiten (alles, was auf Aristoteles 3 Akten basiert), noch andere Erzählstrukturen, wie die aus dem ostasiatischen Bereich (worauf japanische, chinesische und koreanische Filme, Dramas, Games und Mangas basieren) oder bei den indigenen Menschen des nordamerikansichen Kontinents.

    Kann eine "konfliktlose" Geschichte in unseren Raum funktionieren?
    Oder was braucht sie zusätzlich, um zu funktionieren?
    Habt ihr schon mal mit anderen Plotstrukturen gearbeitet? Oder wollt ihr es noch tun?
    Welchen Erzählstrukturen würdet ihr Drabbles einordnen?


    Beispiel für eine solche Geschichte:


    CN Horror, Blut, totes Tier
    1. Akt. Die Eröffnung: Ein Mädchen ist allein mit ihrem Hund zu Hause und gruselt sich.
    2. Akt. Die Vertiefung: Die Nachrichten erzählen über einen ausgebrochenen Verbrecher. Um sich zu beruhigen und schlafen zu können, lässt sie sich die Nacht von ihrem Hund die Hand lecken.
    3. Akt: Unerwartete Wendung: Am nächsten Tag findet sie im Blut den Kopf des Hundes, der wohl die ganze Nacht schon tot war.
    4. Akt: Das Ergebnis, was alle vorigen Akte inhaltlich miteinander verbindet: Mit Blut ist eine Nachricht geschrieben: Menschen können auch lecken
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    Zuletzt geändert von Victoria; 29.11.2023, 17:28.

    #2
    Ehrlich gesagt steig ich bei dem Beispiel nicht ganz durch. 😁

    Wie ich so mitbekomme, scheint Slice of Life ziemlich beliebt zu sein, also funktioniert es wohl. Ich wende diese Form der Erzählung schon an, aber nie ausschließlich, daher kann ich nicht sagen wie man rein konfliktlose Geschichten erfolgreich aufzieht (in meinen Geschichten ist eher das Gegenteil der Fall: viel Konflikt, Drama und Aktion).

    @Plotstrukturen
    Ich arbeite nicht nach festen Schemata, sondern immer wie es mir gerade richtig erscheint - kann ich daher nicht beantworten.
    "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
    "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
    "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Ich hab noch mal ein bisschen ergänzt.

    #3
    Vorab muss ich gestehen, dass ich von nicht-westlichen Erzählformen zu wenig verstehe, aber zumindest habe ich schon die eine oder andere Geschichte der First Nations gelesen.
    Dein Beispiel übrigens ließ mir die Haare zu Berge stehen; Horror pur, kurz knapp, genial. Anstelle eines westlichen Konflikts kommt am Ende ein fieser Twist, der alles bis dahin Erzählte auf den Kopf stellt. Als Leser, der diese Erzählform kennt, liest man die Geschichte sicher mit Spannung. Als westlicher Leser ahnt man vielleicht, dass noch irgendwas geschehen muss, um die Story aus europäisch-klassischer Erzählform-Sicht "erzählenswert" zu machen.
    Und in unserer klassisch-europäisch geprägten Form erzeugt der Konflikt die Spannung.
    In Deinem Beispiel ein (gruseliger) Twist. Das geht aber wahrscheinlich auch mit anderen Genres.
    Bei den FN-Storys, die mal las, war es die scheinbar ungezielte Entwicklung oder Nicht-Entwicklung der Figur.

    Ich selbst arbeite nicht mehr mit den starren Plotanforderungen, aber als Mensch der westlichen Kultur werde ich soviel westliche Plotstruktur in mir haben, dass ich sie unwillkürlich ansteuere und doch verwende. Für mich selbst kann ich mir andere Strukturen kaum vorstellen, weil es zu anstrengend wäre, die Story nun bewusst (bzw noch bewusster) zu steuern. Letztlich empfinde ich aber die Entwicklungen der Figuren als das Spannende, Erzählenswerte, und für mich ist einfach der Weg über einen Konflikt die bequeme und gewohnte Methode.

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      #4
      Kann eine "konfliktlose" Geschichte in unseren Raum funktionieren?
      Ich bin nicht wirklich vertraut mit diesen Erzählstrukturen, aber wenn sie eine Tradition haben, dann werden sie auf ihre Weise auch funktionieren. Letztlich kommt es ja darauf an, welche Erwartung man an eine Geschichte hat. Wenn ein Leser einen Konflikt erwartet, dann wird er von einer Geschichte ohne Konflikt (oder mit einer sehr unvertrauten Struktur) wohl eher enttäuscht sein. Und wenn jemand mit der klassischen westlichen Erzählstruktur aufwächst, dann ist es das, was er ohne weitere Info wohl erwartet.
      Das heißt umgekehrt aber doch nicht, dass anderes nicht auch funktionieren kann, wenn man es entsprechend bewirbt. Wie Nachtmahr schon schrieb, Slice of Life ist eine Erzählart, die mir immer häufiger unterkommt und ihre Fans zu haben scheint. Grundsätzlich ist das Interesse also durchaus da. Ein anderes Genre wären z. B. Biografien, die höchstens zufällig um einen zentralen Konflikt herum aufgebaut sind, sondern oft auch anekdotisch sind oder eben die Höhen und Tiefen eines Lebens beschreiben, ohne Plot Turns, ohne Auflösung, einfach ein Leben, wie es eben ist.

      Oder was braucht sie zusätzlich, um zu funktionieren?
      Was es braucht ist etwas, das Interesse weckt. Was hat der Leser davon, die Geschichte zu lesen? Wenn man sich wie in deinem Beispiel gruselt, cool! Es braucht keine ansteigende Spannungskurve, wenn dafür ein Schockeffekt am Ende da ist. Vielleicht ist auch einfach die Reise das Ziel, wenn man sich in schönen Beschreibungen oder Erinnerungen verlieren kann. Oder man lernt etwas auf unterhaltsame Weise, verpackt in eine Geschichte.

      Habt ihr schon mal mit anderen Plotstrukturen gearbeitet? Oder wollt ihr es noch tun?
      Ich mache das meist sehr intuitiv. Solange die Geschichte für mich funktioniert, schau ich nicht nach, welcher Plotstruktur sie folgt. Nur wenn es hakt, lege ich verschiedene Schablonen an und prüfe, ob ich dadurch irgendwelche Erkenntnisse gewinne, an welcher Stelle eventuell etwas fehlt.

      Welchen Erzählstrukturen würdet ihr Drabbles einordnen?
      Ich hab auch keine Erfahrung mit Drabbels ^^ Aber da es eine sehr kurze Form ist, ist vielleicht oft eine einfachere Form passend, wie bei einem Witz z. B. Setup - Punchline
      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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      • Milch
        Milch kommentierte
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        Wenn sie sich nicht entscheiden, was sie nun kochen will, dann steckt unausgesprochen irgendwas anderes dahinter, was man als Schriftsteller ausarbeiten kann, beispielsweise sie ist nicht fähig, eine banale Entscheidung zu treffen oder sie weiß, dass ihre Partnerin eines davon nicht mag, aber sie umso lieber oder sie will allen gefallen und sichert sich nach allen Seiten ab. Sicherlich gibt es noch weitere Möglichkeiten, warum das so ein großes Problem ist.
        Ansonsten macht sie an dem einen Tag das und an dem nächsten Tag das, schon ist der Konflikt kein Konflikt mehr.

      • Ankh
        Ankh kommentierte
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        Milch ja natürlich kann man (und sollte man) der Entscheidung eine gewisse Relevanz geben, das meine ich ja. Aber all das spielt doch normalerweise auch in einen Hauptkonflikt rein, beispielsweise dass die Figur eben generell Schwierigkeiten hat, sich zu entscheiden, und diesem Problem im Laufe der Geschichte auf den Grund gehen muss. Warum ist das so? Was kann sie dagegen tun? Warum muss sie etwas dagegen tun, und was passiert, wenn sie es nicht tut?

      • Milch
        Milch kommentierte
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        Wenn sich jemand nicht entscheiden kann, ob er nun Bratkartoffel oder Linsensuppe kocht, muss immer ein anderer Konflikt dahinterstecken, sonst kann man sich pragmatisch entscheiden.

      #5
      1. Akt. Die Eröffnung
      2. Akt. Die Vertiefung
      3. Akt: Unerwartete Wendung
      4. Akt: Das Ergebnis, was alle vorigen Akte inhaltlich miteinander verbindet
      Ich denke, diese Struktur könnte man durchaus auch in den Geschichten unseres Kulturkreises finden. Zum Beispiel ein klassischer Krimi:

      Ein Mord
      Die Ermittlung
      Der Hauptverdächtige entpuppt sich als unschuldig
      Der wahre Täter wird entlarvt und es wird aufgelöst, wie alle Spuren tatsächlich zusammenhängen

      Je nachdem, welche Elemente man in den Vordergrund rückt, kann man in derselben Geschichte vielleicht auch einen Dreiakter, eine 7 Punkte Struktur oder sogar eine Heldenreise entdecken. Spannend ist halt die Frage, welche/ wie viele Punkte man aus welcher Struktur im Grunde weglassen kann, damit sie trotzdem noch befriedigend "rund" erscheint.
      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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        #6
        Ich glaube, es gibt einen Unterschied, zwischen konfliktlos schreiben und alles zu überdramatisieren. Bei manchen Sachen bin ich froh, dass nicht mehr alle Register gezogen werden, weil die Geschichten so nicht glaubwürdig wären. Ich möchte auch nicht jeden gesellschaftlichen Konflikt als Krimi serviert bekommen.
        Manchmal ist es auch schön, zu beobachten, wie sich die Figuren gegen die Widrigkeiten der Zeit agieren und wie sie den Wandel der Zeitläufe bewältigen.
        Zuletzt geändert von Milch; 29.11.2023, 20:19.

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          #7
          Da ich Krimis schreibe, stellt sich die Frage des konfliktlosen Schreibens für mich nicht. Ich kann mir im Augenblick nur schwer vorstellen, aber ich denke mal drüber nach, wenn sich die Weihnachtsruhe einstellt.



          I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

          Douglas Adams

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