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Mittwochsfrage #281: Lesyerwartungen

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    Mittwochsfrage #281: Lesyerwartungen

    Beim Mangalesen stolperte ich drüber. Ich hatte vom Protagonisten etwas anderes erwartet, etwas … Gutes ... aber dieser Prota entwickelte sich Schritt für Schritt immer weiter zu einem fiesen, selbstherrlichen Monster. Und ein Wendepunkt war nicht abzusehen. Meine Kollegin dagegen meinte: "Oh ich hoffe, dass er noch viel fieser wird." So kam ich auf die Mittwochsfrage.
    Wie bewusst macht Ihr Euch die Erwartungen Eurer potentieller Leser? Seid Ihr bereit nicht nur für Tropebrüche, sondern auch für Brüche, Rekombinationen, Mutationen in der Erzählstruktur, im Handlungsbogen (muss es ein Bogen sein?), in Plotpunkten? Wenn ja, woher holt Ihr Euch Inspiration? Warum?
    Oder arbeitet Ihr strikt mit hier, im „westlichen Kulturkreis“, bewährten Mitteln, Strukturen und Erwartungshaltungen? Warum?
    Oder ist Euch das alles wumpe und Ihr schreibt, wie Euch die Feder gewachsen ist? Warum?

    #2
    Ich versuche, die Erwartungen der Leser zu steuern. Wenn ich will, dass sie eine Figur für fies halten, auch wenn sie später vielleicht positive Dinge tut, dann gebe ich ihr relativ früh eine Szene, in der sie etwas Unverzeihliches tut. Wenn ich die Figur als moralisch grau etablieren möchte, dann tut sie etwas Fragwürdiges, aber ich gebe ihr auch eine Rechtfertigung und/ oder ausgleichende Charakterzüge. Das garantiert natürlich nicht, dass der Leser das auch so aufnimmt, wie du mit deiner Kollegin festgestellt hast, aber ich denke schon, dass man innerhalb der ersten Szenen kommunizieren kann, wohin die Reise gehen soll.

    Natürlich kann ich auch eine Erwartung aufbauen und die dann bewusst brechen, um einen Twist zu erzeugen. Wichtig ist, dass man die Wahrnehmung der Figur nicht komplett dem Zufall überlässt. Damit so ein Bruch als befriedigend wahrgenommen wird, denke ich, sollte man versuchen zu zeigen, dass es langweilig wäre, wenn die Figur stur dem Klischee folgt. Wenn du einen strahlenden Helden erwartest, dann nimmst du es dem Autor vielleicht nicht ganz so übel, wenn er später zu einem fiesen Monster mutiert, wenn er als Held schon absolut unerträglich kitschig-gut dargestellt wird.

    Was die Erzählstruktur angeht, habe ich festgestellt, dass ich da tatsächlich langsam meine persönliche Linie entwickle. Ob die so was taugt, muss sich zeigen; ich habe angefangen, indem ich mich an den klassischen Strukturen orientiert habe, und dann hat es sich einfach so entwickelt, dass einige Punkte weitaus ausgeprägter wurden als andere. Mir gefällt es, aber es resultiert in einem sehr langen und komplexen Konfliktaufbau, der dann eben auch nicht in einem einzelnen Höhpunkt aufgelöst werden kann, sondern mehrere sowie eine ganze Achterbahnfahrt an Konsequenzen braucht.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #3
      Ich habe mich echt eine Weile lange gefragt, was wohl "Mangalesen" sind.
      I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

      Douglas Adams

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      • Dodo
        Dodo kommentierte
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        Ein Restaurant mit Gerichten vom Planeten Manga
        Aber das dachtest Du Dir gewiss schon.

      • Milch
        Milch kommentierte
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        Und da benutzt man die Messer links und die Gabeln rechts und beginnt mit dem Dessert, alles endet mit einem Süppchen,

        Ich glaube, ich gehöre zu der klassischen Fraktion, die nicht wollen, dass der Held fieser wird.
        Ausnahmen bestätigen die Regel.
        Wer ist bei Death Notes der Held?

      • Dodo
        Dodo kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Gabeln nur bei der Suppe.

        Der Held wäre wohl der, der die Death Note zurückbringt.

      #4
      Mal so, mal so. Kommt eben ganz darauf an, was ich schreibe und warum … und wie viel.
      Bei Kurzgeschichten mach ich gerne mal Experimente. Kurz, knackig und eigenartig.
      Wenn ich allerdings ein 500k Wörter langes Liebesepos schreibe, dann bin ich mir der Erwartungen der Leser sehr bewusst. Und die Erwartungen, die ich mir selbst in den Weg stelle. Nicht immer richte ich mich danach, meistens arbeite ich daran die Erwartungen hierhin und dahin zu lenken, den Gepflogenheiten des Genres dann zu folgen, wenn es mir Spaß macht und die Brüche so einzubauen, dass sie Sinn für den Leser machen.

      Am Ende entscheidet, was ich schreiben will und was (mir) für die Story Sinn ergibt. Hin und wieder sind die Erwartungen des Lesers dennoch der ausschlaggebende Punkt, um etwas doch zu tun oder zu lassen, wenn ich vorher auf der Kippe stand.
      Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
      to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
      A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
      You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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        #5
        Ich versuche meist, mögliche Erwartungen von Lesenden auszublenden, weil ich sonst vor lauter Zerdenken meines Lebens nicht mehr froh werde und die meisten Texte eh bei mir in der Schublade landen. Unbewusst folge ich schon einigen Erwartungen, beispielsweise passen die meisten meiner längeren Texte in die 3-Akt- bzw. 5-Akt-Struktur, weil das für mich einfach gut funktioniert. Kein Fan bin ich von plakativen moralischen Handlungen (also zum Beispiel die berühmte Kätzchenrettung durch die Hauptfigur, um zu demonstrieren, was für ein herzensguter Mensch sie doch ist).

        Manchmal mag ich es aber, bewusst mit Klischees und Erwartungen zu spielen. In meinem NaNo-Projekt ist zum Beispiel ein klassisches Liebes-Dreieck geplant, das die Lesenden (hoffentlich) dazu bringt, sich auf eine Seite zu schlagen und mitzufiebern, für wen die Protagonistin sich am Ende entscheiden wird. Aber zum Schluss
        lässt sie einfach beide sitzen.
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        Darauf freue ich mich schon

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