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Mittwochsfrage #273: Perspektivwechsel

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    Mittwochsfrage #273: Perspektivwechsel

    Habt ihr mehrere Perspektivfiguren?
    Warum (nicht)?
    Hat sich eure aktuelle Erzählperspektive einfach ergeben oder war sie genau so geplant?
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

    #2
    Habt ihr mehrere Perspektivfiguren?

    Nein. Das heißt ... kommt auf das Projekt an. Bei Kindergeschichten kommt es häufiger mal vor.


    Warum (nicht)?

    Ich habe bei meinem aktuellen Projekt (Krimi) tatsächlich darüber nachgedacht, beide Hauptermittelnden zu Perspektivfiguren zu machen, bin aber bei einer geblieben, da es sonst eventuell zu verwirrend werden könnte.
    Wie oben erwähnt, habe ich bei Kindergeschichten eher mal mehrere Perspektivfiguren. Bei der aktuellsten spielen Zwillinge die Hauptrollen. Da bietet es sich quasi an.


    Hat sich eure aktuelle Erzählperspektive einfach ergeben oder war sie genau so geplant?

    Auch wieder projektabhängig. Meistens mache ich mir vorher schon Gedanken darüber, aber bei einem Projekt hat es sich auch einfach ergeben.
    Grundsätzlich denke ich aber, dass ich eher ein Eine-Perspektivfigur-Autor bin.
    http://www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de

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    • magico
      magico kommentierte
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      Und für eine Überarbeitung ist es auch nie zu spät (sofern noch nicht veröffentlicht).

    • SaKi
      SaKi kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Das Mordopfer hat nach dem Ermordungsvorgang vermutlich ohnehin nicht mehr viel mitzuteilen
      Aber Spaß beiseite: Sicher kann eine zweite Perspektive in Krimis noch mehr Spannung erzeugen oder gezielt falsche Fährten legen. Zum Glück ist das aber kein Muss. Es geht ja auch ein großer Reiz davon aus, nur eine Perspektivfigur und damit auch denselben Wissensstand wie diese zu haben (abgesehen von den Lesenden, die sehr auf Zack sind und die Hinweise schneller verstanden haben als die ermittelnde Person ).

      Mich überrascht aber, dass du gerade bei Kinderbüchern öfter mehrere Perspektivfiguren hast. Eben weil du geschrieben hast, mehrere Perspektiven könnten auch verwirrend sein (wenn auch auf Krimi bezogen). Ich kenne mich mit Kinderliteratur nur sehr bedingt aus, daher bitte ich meine Unwissenheit zu entschuldigen. Aber ich dachte immer, gerade Kinderbücher sind eher geradlinig und mit nur einer Perspektive?

    • magico
      magico kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      SaKi - Kinderbücher sind ein weites Feld. Allein die unterschiedlichen Zielgruppen zwischen (quasi) 0 und 12 lassen keine Verallgemeinerungen zu. Oftmals sind Kinderbücher aber auktorial oder wenigstens neutral erzählt und streng genommen schlüpfen die Lesenden (und Zuhörenden) in die Perspektive der auktorial erzählenden Person.
      Anders als beim Krimi sind die Handlungen aber meist weniger Komplex, weshalb mehrere Perspektivfiguren nicht zwingend problematisch sind. Es sollten natürlich nicht zu viele werden. Aber bei den von mir erwähnten Zwillingen ist das überschaubar. Ich habe auch noch eine ältere Geschichte in denen ein Hamster und ein Meerschweinchen gleichberechtigte Perspektivfiguren sind, aber auch da geht es nicht über zwei hinaus.

    #3
    Habt ihr mehrere Perspektivfiguren?
    Ähnlich wie bei magico kommt es auf das Projekt an. Momentan habe ich nur eine Perspektivenfigur, hatte aber auch schon Projekte mit mehreren.

    Warum (nicht)?
    Mehrere Perspektiven geben die Möglichkeiten verschiedene Handlungsstränge zu erzählen bzw. die Geschichte aus verschiedenen Augen zu betrachten. Das kann interessant sein, kann aber auch dazu führen, dass ich die Handlungsstränge nicht zusammen bekomme.
    Im Moment fällt mir eine Perspektive leichter und ich habe das Gefühl dadurch nur umso tiefer in diese abtauchen zu können. Bei mehreren kommt es ja immer darauf an, wie viel Raum man den Figuren lässt und wohl auch darauf, wie viele Figuren es am Ende sind. Ich finde ja immer Perspektiven aus der Antagonistensicht ziemlich spannend, habe aber selber nicht immer die Muse aus dieser Sicht zu schreiben, weil ich den geheimnisvollen Antagonisten, den man nicht so gut einschätzen kann, was er als nächstes macht, auch spannend finde.
    Auch erzähle ich Geschichten lieber geradlinig, weshalb sich da meiner Meinung eine Perspektive gut eignet. Es kann zwar mal passieren, dass eine Rückblende auftaucht oder eine Erinnerung weiter ausgeführt wird, aber ansonsten ist die Geschichte nicht darauf ausgerichtet zwischen den Zeiten zu springen.

    Hat sich eure aktuelle Erzählperspektive einfach ergeben oder war sie genau so geplant?
    Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Bei mehreren Perspektiven ergibt sich das meistens. Da ist es eher so, dass ich mit einer Figur anfange und dann irgendwann merke, dass da noch ein Handlungsstrang ist, welche die aktuelle Perspektivenfigur aber nicht erzählen kann. Dann kommt noch eine Sichtweise hinzu. Oder mir schwebt vom Anfang an etwas vor, wo mehrere Figuren erzählen sollen. Ist wie gesagt projektabhängig.

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    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Spannend! Ich finde auch, dass eine einzige Erzählperspektive zur Geradlinigkeit der Geschichte beiträgt. Und klar, wenn der Antagonist nicht selbst zu Wort kommt, müssen wir ihn und seine Motive durch die Augen der Perspektivfigur entdecken und Stück für Stück kennenlernen. Das hat auch seinen Reiz. Ich denke auch, dass mehrere Perspektivfiguren gut aufeinander abgestimmt sein sollten, damit sich am Ende alles harmonisch zusammenfügt. Mit einer einzigen Figur anzufangen und dann irgendwann zu merken, dass eine zweite Perspektive eine gute Ergänzung wäre, das kenne ich auch. Bei dem einen Projekt bin ich mir immer noch unsicher, ob ich die Perspektivfigur beibehalte, eine zweite hinzunehme oder die zweite Figur zur alleinigen Perspektivfigur mache … ich denke, mit zwei Perspektiven wäre es durchaus spannender und aufschlussreicher, aber ich tue mich noch schwer damit, das aufzuziehen. Eben damit es gut „matcht“.

    #4
    Habt ihr mehrere Perspektivfiguren?
    Bei allem, was länger als eine Kurzgeschichte ist: Ja.

    Warum (nicht)?
    Mittlerweile glaube ich, ich kann gar nicht ohne Perspektivwechsel. Ich mag es einfach, Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu zeigen, die idealerweise auch geschickt ineinandergreifen, sodass sich bei den Lesenden ein "Aha"-Effekt einstellt. Außerdem hilft es mir auch in meinem Schreibprozess, weil die immer gleiche Perspektive mich einfach irgendwann langweilt.
    Manchmal mache ich es mir dadurch aber auch ziemlich kompliziert und ich muss ganz schön puzzeln, wenn ich z.B. im Nachhinein noch mal wichtige Plotpunkte ändern. Das muss sich dann ja in jeder Perspektive niederschlagen.

    Hat sich eure aktuelle Erzählperspektive einfach ergeben oder war sie genau so geplant?
    Mein aktuelles Projekt hat eine Protagonistin, aus deren Sicht ich von Anfang an schreiben wollte. Und aus dieser einen Perspektive habe ich das Erzählen auch durchgezogen. Aber am Ende war ich unzufrieden, weil mir irgendwie etwas gefehlt hat. Es waren noch Fragen und Hintergründe offen, die ich gern klären wollte, da bin ich mit dieser einen Perspektive aber an meine Grenzen gestoßen. Die Geschichte war quasi "zu groß" für diese eine Sichtweise geworden. Also habe ich angefangen, zwischen den Kapiteln jeweils Abschnitte aus den Perspektiven anderer Figuren einzufügen. Das hat nicht nur richtig Spaß gemacht, weil ich so tiefer in diese kleine Welt eintauchen konnte, sondern hat auch der Geschichte selbst mehr Abwechslung und Tiefe gegeben.

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    • Witness
      Witness kommentierte
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      Milch Das kommt immer drauf an: Bei der Ich-Perspektive versuche ich schon, jeder Figur einen eigenen Stil zu geben, bei der personalen Perspektive eher nicht. (Wobei es da aber natürlich Unterschiede in der Art und Weise gibt, wie die Figuren denken und ihre Umwelt wahrnehmen.)

    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Das finde ich interessant! Und ich glaube, dein Vorgehen könnte mir helfen bei meinem eigenen Projekt. Also, erst einmal die Geschichte aus einer Perspektive beenden und dann die zweite Perspektive einfügen. Bei dir war es ja nicht von Anfang an so geplant, sondern hat sich dann eher aus der Unzufriedenheit nach dem Abschluss ergeben, aber ich bin bisher gar nicht so recht darauf gekommen, erst mal durchzuziehen und eine zweite Perspektive später einzufügen. In meinem Kopf war es immer so, dass ich eine zweite Perspektive direkt von Anfang an mitplanen muss. Die zweite Sicht später einzufügen, kommt meinem Nicht-Planer-Hirn ziemlich entgegen

      Eine ganz eigene „Erzählstimme“ zu entwickeln, finde ich bei der personalen Perspektive auch gar nicht so notwendig. Also, natürlich, die Wahrnehmung und der Fokus einer zweiten Figur ist anders als die der ersten. Aber wenn es sich um den personalen Stil handelt und nicht um Ich-Erzählende, dann finde ich es völlig legitim, die Erzählerstimme nicht übermäßig anzupassen. Bei Ich-Perspektive finde ich das aber wichtig, dass man die einzelnen Figuren schnell unterscheiden kann, damit immer sofort klar ist, wer erzählt.

    • Witness
      Witness kommentierte
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      SaKi Einen Versuch ist es definitiv wert, ich war selbst überrascht darüber, wie gut die zusätzlichen Perspektiven der Geschichte getan haben. Es war manchmal ziemlich mühsam, denn ich musste genau schauen, wessen Perspektive an der konkreten Stelle der Geschichte den größten Mehrwert geben kann, aber am Ende war eine testlesende Person sogar überrascht, als ich gesagt habe, dass ich die "Zwischen-Kapitel" erst im Nachhinein eingefügt habe. Es scheint also ganz gut funktioniert zu haben! (Mit ein paar Änderungen am Ursprungs-Text, versteht sich - ich habe nich einfach etwas dazwischengehauen und das hat dann magisch so gepasst )
      Auf jeden Fall freut es mich, dass dich diese Methode inspirieren konnte und ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Projekt!

    #5
    Tatsächlich setze ich mich gerade mit Perspektive auseinander, daher kommt die Mittwochsfrage zu einem perfekten Zeitpunkt

    Habt ihr mehrere Perspektivfiguren?
    Bisher war es für mich immer natürlicher eine Perspektivfigur zu haben, die dann ganz klar der/die Protagonist:in der Geschichte ist.
    Auch in meinem aktuellen Projekt habe ich eine einzige Perspektivfigur. Allerdings überlege ich, ob ich eine zweite dazunehmen soll, um über die Vergangenheit in Form von Rückblenden zu schreiben.

    Warum (nicht)?
    Bisher habe ich es nicht für nötig erachtet zwei Perspektivfiguren zu haben. Es gibt Geschichten, in denen die Figuren auf eine gemeinsame Reise gehen und beide mehr oder weniger das Gleiche erleben und dennoch ändert sich die Perspektive in jedem Kapitel. Das empfand ich immer unnötig und auch in meinen Projekten wäre es unnötig, daher habe ich darauf verzichtet.

    Wenn ich dieses Mal eine zweite Perspektive dazunehme, dann nur, als Katalysator für die Spannung. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass die Leser:in schlau genaug ist, die von mir implizierten Dinge zu verstehen. Wie gesagt, noch bin ich unsicher, ob ich eine weitere Perspektive aufnehme oder nicht.

    Hat sich eure aktuelle Erzählperspektive einfach ergeben oder war sie genau so geplant?
    In meinen ersten Schreibprojekten habe ich die Ich-Perspektive gewählt, weil ich die am einfachsten und natürlichsten fand. Wenn ich etwas gelesen hatte, dann war die bevorzugte Perspektive meistens die Ich-Perspektive und handwerklich fand ich sie auch einfacher. Dennoch passierten so komische Dinge wie "enttäuscht ließ ich die Schultern hängen, runzelte die Stirn und grinste schief, dann fauchte ich wie eine tollwütige Katze"

    Erst als ich mich wirklich mit den unterschiedlichen Perspektiven befasst hatte, verstand ich, wie die "innere Kamera" beim Lesen funktioniert. Im Studium vertiefte sich dieses Wissen (Erzähltextanalyse yay!) und mittlerweile habe ich großen Spaß die Perspektive, bzw. Fokalisierung zu analysieren und mit ihr zu spielen. Wenn ich kürzere Geschichten schreibe, bin ich auch um einiges experimentierfreudiger. Das mag daran liegen, dass es bei längeren Texten schnell als anstrengend empfunden werden kann, wenn die Perspektive stark von der gängigen Form abweicht. Hier spielt dann die Zielgruppe eine große Rolle, wie ich finde.

    Also ja, ich plane mittlerweile die Erzählperspektiven ganz gezielt und bin auch sehr streng, wenn (vor allem namhafte) Autor:innen komische Dinge mit den Erzählperspektiven anstellen.

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    • magico
      magico kommentierte
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      Ging mir genauso. Also von der Ich-Perspektive musste ich in eine andere wechseln. Wahrscheinlich schränkt die Ich-Perspektive einfach zu sehr ein. Allerdings kann sie eben auch genau deshalb gut und gezielt eingesetzt werden. Bspw. wenn die Lesenden nicht mehr wissen/fühlen sollen, als die Perspektivfigur. Damit kann natürlich auch schön auf's Glatteis geführt werden.

    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Was für ein gutes Timing ich habe Freut mich, dass das Mittwochsthema gerade zu dem passt, womit du dich ohnehin beschäftigst.

      So seltsame „von außen-Betrachtungen“ kenne ich auch und das würde mich auch stören. Die Ich-Perspektive ist also durchaus eine Herausforderung, da auch wirklich „im Inneren“ zu bleiben.

      Warum möchtest du denn Rückblenden in deine Geschichte einbauen? Und warum braucht es deiner Meinung nach dafür eine zweite Perspektivfigur? Könntest du das, was du vermitteln möchtest, auch anders lösen?

      Mich würden deine Experimente mit der Perspektive und dem Fokus interessieren

    • ofinkandpaper
      ofinkandpaper kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      magico Das stimmt. Damit kann man wirklich gut auf's Glatteis führen, bzw. die Spannung auf eine andere Art ansteigen lassen.
      Mir fällt gerade auf, dass ich schon echt lange nichts gelesen habe, das in der Ich-Perspektive geschrieben wurde. Hmm. Muss ich mal wieder bewusst machen und reflektiveren, wie mir das gefällt.

      SaKi das Timing war wirklich perfekt
      Ich denke, dass es spannend wäre, eine weitere Perspektive reinzuholen, weil eine andere Seite der Geschichte vermittelt werden könnte, ohne zu viel Infodump zu betreiben. Gleichzeitig könnte diese Perspektive mit einem Rätsel verbunden werden, sodass die Lesenden eine weitere Frage gelöst bekommen haben möchten. Allerdings ist es auch so, dass die Geschichte evt. ohne die weitere Perspektive auskommen könnte. Daher bin ich noch am Überlegen, ob ich es tun sollte, nur weil ich es könnte. Schwierig, schwierig.
      Wenn du Interesse daran hast, kann ich mal etwas hervorkramen, was ich irgendwann für ein Schreibseminar geschrieben hatte. Wie gut das ist, weiß ich allerdings nicht

    #6
    Habt ihr mehrere Perspektivfiguren?

    Ja! Massenhaft.

    Warum (nicht)?

    Ich habe nicht eine Hauptfigur, sondern ein ganzes Team. Demenstsprechend haben die alle ihren eigenen Plotstrang und ihre eigene Perspektive.

    Wie Witness mag ich es, dieselbe Situation aus mehreren Perspektiven zu betrachten. Meine Figuren haben oft sehr verschiedene Sicht- und Denkweisen, und es baut Spannung auf, die zu beschreiben, weil man ahnt, dass diese Sichtweisen früher oder später aufeinanderprallen werden.
    Außerdem mag ich es nicht, wenn man sich als Leser zu sehr auf eine Seite gestellt fühlt. Konflikte, in denen einer klar im Unrecht ist, finde ich öde. Ich will, das beide Seiten auf ihre Art recht haben und dann einen Kompromiss finden müssen, und daher finde ich es auch wichtig, beide Sichtweisen und ihre Begründungen zu vermitteln.

    Hat sich eure aktuelle Erzählperspektive einfach ergeben oder war sie genau so geplant?

    Ahaha. Storytime.
    Ich wollte die einzelnen Figuren zunächst einzeln einführen, bevor sie sich treffen. Dazu haben sie dann der Reihe nach jeder 3 Kapitel bekommen, immer in derselben Personenabfolge. Geplant war, dass diese Perspektiven sich dann weniger rigide mischen und abwechseln, sobald die Jungs ein Team geworden sind.
    Nur, sie wurden zwar ins selbe Team eingeteilt, aber schon nach den ersten Versionen war mir klar, dass die ne Weile brauchen, um tatsächlich mental ein Team zu werden. Also ging die rigide Abfolge weiter, geplant war eben bis zu dem Punkt, wo sie sich dann als Team fühlen.
    Ab Version drei kristallisierte sich heraus, dass meine Geschichte tatsächlich hauptsächlich darum geht, wie die Jungs zum Team werden. Also würde diese Abfolge den größten Teil des Buches lang bleiben. Und das dann am Ende noch aufzulösen, wirkte schließlich eher störend als dass es den gewünschten Effekt gehabt hätte. Also hatte ich die Wahl, das durchzuziehen oder komplett zu lassen. Und da ich bei Version 3-4 war und viele Kapitel schon geschrieben, habe ich es gelassen. 130 Kapitel lang. Bei den meisten passt es, aber bei einigen war es echt eine Qual. Vielleicht wäre meine Geschichte ohne dieses System ein paar Kapitel kürzer. Bestimmt wäre sie ein bisschen anders. Aber vielleicht hätte ich dadurch auch einige Figuren und deren persönlichen Weg etwas vernachlässigt, hätte ich mich nicht selbst gezwungen, ihnen ihr Spotlight zu geben. Und ich hatte dadurch viel Zeit, ihren jeweiligen Charakter und ihre Erzählstimme zu entwickeln.

    In meiner aktuellen Geschichte mischen sie sich völlig nach Bedarf. Trotzdem kommen alle mal vor, allerdings in verschiedener Gewichtung, weil einige diesmal stärker im Vordergrund stehen als andere. Und weil sich der erste Teil der Geschichte auf nur zwei konzentriert, während der Rest später dazu stößt.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • ofinkandpaper
      ofinkandpaper kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ankh ich denke, dass das auch eine gute Möglichkeit für Schreibende ist, zu lernen, dass sie sich mit Handwerkskram auseinandersetzen sollten. Es kommt doch hier und da mal vor, dass manche Menschen denken, dass das was sie schreiben an Genialität grenzt, gerade weil sie nicht reflektieren. Wahrscheinlich reflektieren sie auch nicht, weil es bei fertigen Büchern auch oft nicht klar ist, dass Autor:innen das irgendwann selbst auch mal gemacht haben.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      ofinkandpaper Genau. Oder auf der anderen Seite geben manche das Schreiben wieder auf, weil es nicht beim ersten Versuch gleich perfekt ist. Wenn man einen Text hat, der schön fließt und spannend ist und der sich einfach so runterlesen lässt, dann bekommt man leicht den Eindruck, dass der genauso locker und flüssig runtergeschrieben wurde. Und wenn man das selbst nicht hinbekommt, dann zweifelt man schnell daran, ob man das Zeug zum Autor hat. Obwohl man mit ein bisschen Handwerkskram den Text oft schon sehr nachhaltig verbessern könnte.

    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Ich finde deine Storytime auf alle Fälle auch spannend und schließe mich da gern ofinkandpaper an: Am Prozess teilzuhaben, ist eine sehr wertvolle Erfahrung, eben weil man dann merkt, dass so geniale Geschichten nicht einfach in dieser Form vom Himmel fallen, sondern da viel Denk- und Ausprobier- und Korrigier-Arbeit reinfließt. Mir persönlich geht es auch oft so, dass ich vor tollen Geschichten und Büchern sitze und bewundere, wie leichtfüßig und stimmig die daherkommen … und ich bekomme das einfach nicht hin und zweifle dann.

      Übrigens finde ich deine Lösung für deine Sanis ziemlich toll. Und dass sich das Abfolge-System im nächsten Teil ganz natürlich aufgelöst hat, ist umso besser. Ich sehe also nur Vorteile bei deinem Vorgehen

    #7
    Ich habe fast alle Perspektiven schon durch, obwohl ich Präferenzen habe.

    Kommentar


    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      ... und die sind?

    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Würde mich auch interessieren! Welche Präferenzen hast du denn und warum?

    #8
    Habt ihr mehrere Perspektivfiguren?
    Ja.

    Warum (nicht)?
    Bei Romanzen bieten sich ja die beiden Hauptfiguren geradezu an. Ich finde es blöd, das Geschmachte und Wehklagen immer nur aus einer Richtung zu hören, das muss schon von beiden Figuren kommen. (Bei mir wird aber weder geschmachtet und höchstens ein bisschen geherzschmerzt).
    Ausnahme war nur die Pathologenstory, da hätte ein POV-Träger gereicht, das ging aber nicht, weil der etwas verwirrend fantasievoll denkt und handelt, eher wie ein unzuverlässiger Erzähler, auf jeden Fall ist es bei dem immer wieder ein recht tiefer DPOV. Da brauchte ich eine Gegenperspektive, die das Gröbste korrigiert, damit der Leser am Boden der Story-Realität bleiben kann, während der Haupterzähler wie ein kleiner Luftballon drüberschwebt.
    In meinem Fantasyroman waren es drei Erzähler, der Prota, der musste sein, der Anta, total unnötig, aber so lustig zu schreiben und somit absolut indiziert, und ein Nebencharakter, der eine eigene Storyline hatte, die nicht anders - oder nur doof - vermittelbar gewesen wäre.

    Hat sich eure aktuelle Erzählperspektive einfach ergeben oder war sie genau so geplant?
    Bei mir ist so wenig und das wenige so qualvoll geplant, dass ich mehr als "personaler Erzähler, wie üblich mehrere" nicht bedenke. Und für mich kommt eigentlich nur der personale Erzähler in der 3. Person in Frage.

    Ich liebäugel inzwischen mit dem personalen Headhopping innerhalb einer Szene, wie es in vielen anglophonen Romanen sehr gekonnt üblich ist, scheue mich aber vor dem hierzulande so beliebten "Perspektivfehler"-Geschrei. Aber bestimmt beim nächsten Projekt.

    Kommentar


    • zickzack
      zickzack kommentierte
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      Oh Gott Headhopping (nicht gewusst, dass man das so nennt, aber bin ich jetzt schlauer). Ich finde das ja meistens ziemlich seltsam und nervig, wenn ich mitten in einer Szene plötzlich in den Kopf einer anderen Figur geschmissen werde. Und diese Art des Perspektivenwechseln mag und akzeptiere ich eigentlich nur von Stephen King... Machen das nicht auch eher die amerikanischen Autoren?

      Aber mit dem personalen Erzähler in der 3. Person fühle ich sehr. So kann ich meine Figuren auch nur schreiben. Ich-Perspektive finde ich ganz furchtbar zum Schreiben (und gefällt mir beim Lesen auch nicht immer).

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Ich finde headhopping auch eher verwirrend, wenn es nicht wirklich gut gemacht ist. Perspektivenwechsel pro Szene, gerne, langsamer Übergang innerhalb einer Szene, von mir aus, aber wenn es ständig wechselt, finde ich das tatsächlich eher befremdlich. Ich mag mich gerne auf eine Figur einlassen, und das ist irgendwie schwieriger, wenn ich gleichzeitig die Gedanken aller anderen mitbekomme.

    • Dodo
      Dodo kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich hab schon ganz fürchterliches Headhopping gelesen, so ist es nicht, wo man plötzlich im Kopf einer Figur landete, die gar nicht in der Szene vorhanden war. Aber wenn man als Leser einfach mit in die nächste Figur gleitet und der Wechsel nicht mit jedem Satz oder Absatz stattfindet, dann finde ich es super. Mir ist es, wie gesagt, zum ersten Mal bei dem Hund aufgefallen - und zwar erst zwei Absätze nach dem Wechsel und nur, weil es der verfressene Labrador war und alles, was "der Mann" machte, mit dem Ziel "Fütter den Hund" zu geschehen schien. Seitdem achte ich drauf, und es wird von vielen amerikanischen und auch britischen Autoren, die ich lese, angewandt. Aber natürlich nicht alle.

    #9
    Das kommt bei mir auf das Genre an.

    Urban Fantasy schreibe ich am liebsten in der ersten Person. Dann gibt es auch keinen Perspektivwechsel.

    In meinen Krimis wechsele ich hin und wieder die Perspektive. Den Großteil bestreiten selbstverständlich die Ermittlerteams. In einer Reihe beginne ich mit der Perspektive der Opfer, und hoffe auf eine emotionalere Bindung zwischen Opfern und Lesern. Die Antagonisten sind nur selten Perspektivfiguren. Ich fürchte, mich zu verplappern und zu viel zu verraten. Wenn, dann erst am Schluss, nachdem mehr oder weniger klar ist, wer der Täter oder die Täterin war.

    Das neue Spaß-Projekt ist zwar auch ein Krimi, aber sehr cosy, und ich bin in die erste Person geschliddert. Es war nicht geplant, sondern kam mir passend vor.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

    Kommentar


    • Peter
      Peter kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ankh

      Stimmt, es ist erst mal einfacher, die bestehende Leserschaft anzusprechen. Die Frage ist, wie sehr sich die neue Reihe unterscheidet. Man kann auch Stammleser verschrecken. Hohes Risiko. Ob die anvisierte neue Zielgruppe, dann auch bereit ist, dem Ganzen eine Chance zu geben, wird man sehen.

      Es gibt einige Tricks, das Risiko abzumildern. Werbung im Newsletter, mit einer Leseprobe, dass Leser wissen, was auf sie zukommt. Nicht ungeschickt könnte es auch sein, als Co-Autor aufzutreten. Dann ist es klar, dass etwas Anderes kommt, aber man trotzdem Zugriff auf die Followermails behält, die Amazon bei Neuveröffentlichungen verschickt.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Peter Denkst du, deine Stammleser würden dann tatsächlich auch ihre bisherige Lieblingsreihe aufgeben, nur weil sie die neue nicht mögen? Sicher sollte irgendwie deutlich sein, wenn es für eine ganz andere Zielgruppe ist oder auch der Ton etc. sehr anders ist, aber persönlich fände ich es sehr schade, wenn einer meiner Lieblingsautoren noch andere Reihen schreibt und ich nichts davon mitbekomme und damit keine Chance habe, mich drauf einzulassen. Wenn's mir dann nicht liegt, brauche ich es ja nicht weiterzulesen.

    • Peter
      Peter kommentierte
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      Ankh

      Ich denke, du könntest damit recht haben. Einige Stammleser haben mir harsche Kommentare zu der zweiten Reihe zukommen lassen. Holla die Waldfee. Kaufen aber noch immer die erste Reihe.

      Momentan tendiere ich ja dazu, es als reines Spaßprojekt zu sehen, ohne konkrete Veröffentlichungsabsicht. Ich würde auch gar nicht zu der Veröffentlichungsfrequenz kommen, die man im SP für eine Reihe braucht.

      Sollte ich mich umentscheiden, gibt es diverse Möglichkeiten, wie es auf den Markt kommen kann. Unter meinem Autorennamen, unter einem neuen Pseudonym, als Co-Autor oder ich stelle es erstmal als kostenlose Bonus-Geschichte im Newsletter ein und teste, wie es bei den Leserinnen ankommt. Dann kann ich noch immer entscheiden.
      Ich habe etwa 600 Leute im NL, davon lädt etwa die Hälfte das Bonusmaterial runter. Davon gibt mir etwa 10% unaufgefordert eine Rückmeldung, wenn ich explizit etwas dazu schreibe, wird es sicher mehr sein. Das sollte mir einen guten ersten Eindruck verschaffen.

    #10
    Habt ihr mehrere Perspektivfiguren?
    Bei allem was länger als eine Kurzgeschichte ist, ja.

    Warum (nicht)?
    Weil es Spaß macht. Ich möchte eine Welt aus unterschiedlichen Perspektiven an unterschiedlichen Orten erzählen, während Ereignisse aus einer Storyline Folgen für andere Charakter haben, ohne dass sie es zu dem Zeitpunkt schon ahnen (die Leser*innen aber ggf. schon). Es wäre mir viel zu langweilig, nur eine lineare Geschichte zu erzählen (gut, aber vielleicht komme ich deshalb auch nicht voran 😅).

    Hat sich eure aktuelle Erzählperspektive einfach ergeben oder war sie genau so geplant?
    Ich finde es einfacher, verschiede Perspektiven zu nutzen. In früheren Versuchen habe ich sogar in einem Kapitel häufiger die Perspektive gewechselt, damit alle Seiten eines Konfliktes richtig beleuchtet werden.
    Vor allem wenn ich nicht weiterkomme hilft es mir auch, die Szene aus einer anderen Perspektive nochmal neu zu schreiben. Oder das auch einfach nur zu tun, um sicherzustellen, dass die Handlungen von anderen Charaktern auch aus ihrer eigenen Sicht logisch sind, nicht nur aus dem Blickwinkel der aktuellen Hauptfigur.
    Dazu kommt, dass es einige Figuren gibt, die eigentlich nur kurz am Rande vorkommen sollten und plötzlich so interessant waren, dass sie ihre eigene Hintergrundgeschichte bekommen und ihren Teil zum Plot beitragen.

    Kommentar


    • SaKi
      SaKi kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Diesen überprüfenden Charakter der Perspektivwechsel finde ich interessant. Mir ist bisher nicht in den Sinn gekommen, die Perspektive zu wechseln, um zu überprüfen, ob die Figuren schlüssig handeln. Klingt jetzt im Nachhinein aber nach einer sinnvollen Methode zum Ausprobieren. Setzt aber wohl auch voraus, dass man seine Figuren in und auswendig kennt, um in ihre Haut zu schlüpfen und Dinge an einer anderen Figur zu überprüfen.

      Ist es denn immer notwendig, einen Konflikt zum Konfliktzeitpunkt von allen Seiten zu beleuchten? Birgt es nicht auch Spannungspotenzial, wenn bspw. die Sichtweise einer Figur keine große Rolle spielt und da erst später etwas explodiert und sich dann ihre Sichtweise und der Zusammenhang mit diesem zurückliegenden Konflikt zeigt?

    • Coira
      Coira kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ist es denn immer notwendig, einen Konflikt zum Konfliktzeitpunkt von allen Seiten zu beleuchten?
      Nicht unbedingt, deshalb sind es auch die früheren Versuche, in denen ich die Perspektive oft gewechselt habe

      Das Überprüfen ist für mich tatsächlich notwendig, weil ich mich beim Schreiben oft so sehr in eine Figur hineinversetze, dass ich die andere Figur und ihre Motivation teilweise aus den Augen verliere.

    #11
    Habt ihr mehrere Perspektivfiguren?
    Bei langen Projekten meistens ja.
    Bei kurzen Geschichten ist es meist eine, weil sich das für mehr gar nicht wirklich lohnt. Da müsste ich die Perspektive wechseln, bevor überhaupt eine Bindung zur Figur und Situation aufgebaut werden kann. Aber so etwas schreibe ich ohnehin nicht häufig.

    Warum (nicht)?
    Ich mag es einfach, wenn Geschichten aus mehreren Perspektiven erzählt werden. Nicht nur, wenn ich sie erzähle, sondern auch, wenn ich sie lese.

    Hat sich eure aktuelle Erzählperspektive einfach ergeben oder war sie genau so geplant?
    Ich nehme an, mit Erzählperspektive ist/sind die jeweilige/n Figur/en gemeint. Denn Erzählperspektive könnte ja auch 1. oder 3. Person sein, um mal nur die beiden gängigsten zu nennen.

    Wenn ich dann tatsächlich schreibe, ist das für gewöhnlich genau so geplant (außer in dem einen Projekt, das ich derzeit nebenbei schreibe, das bekommt aber auch keine wirkliche Planung im Vorfeld, weil es nur fürs Schreiben nebenbei gedacht ist). Bei meiner Herangehensweise ist das fast etwas wie eine logische Konsequenz, dass das kein Zufall ist.

    Sollte sich das doch auf die andere Bedeutung des Wortes beziehen, dann ist es bislang eigentlich immer 3. Person. Zum einen lese ich das lieber, zum anderen liegt mir der Rest nicht. Möglicherweise werde ich da auch noch mal Testen (Weiterentwicklung, yeah), aber wenn es ans tatsächliche Schreiben geht, bleibe ich momentan dort, wo ich vertrauter bin.
    Ich komme aus Ironien.
    Das liegt am sarkastischen Meer.

    Kommentar


    • Kuro
      Kuro kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      SaKi
      Das klingt doch ganz nach einer Grundidee, die in dir arbeitet. Nicht in Hinblick auf den Inhalt, aber den Aufbau.

    • SaKi
      SaKi kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Die Grundidee wird gleich in euch allen arbeiten, hehehe. *flitzt zur Freitagsinfusion*

    • Kuro
      Kuro kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Im Augenblick eher nicht. Denn mein Kopf hat keine Kapazitäten für kurze Sachen. Und Zeit fehlt dafür gerade auch.
      (Ich habe neben dem Nebenbei-Projekt fünf andere Romanprojekte sowie ein noch ganz anderes Projekt, an denen ich parallel arbeite, da geht nichts, zumal seit Monaten die meiste Zeit in Handarbeit fließt, nicht in die Schreibprojekte.)
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