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Mittwochsfrage #270: Klangwelten

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    Mittwochsfrage #270: Klangwelten

    Ein guter Text ist wie Musik. Oder?
    Manchmal hab ich das Gefühl, (auch) einem nicht-lyrischen Text liegt ein Rhythmus zugrunde. Ein Beat, ein Murmeln, ein Gesang, fraglich eine Melodie. Und ich bin total unmusikalisch. Geht Euch das ähnlich? Wenn ja:
    Achtet Ihr beim Lesen darauf? Wo und wie genau erspürt Ihr das Musikgefühl?
    Wie ist es bei eigenen Texten? Haltet Ihr Euer Ohr dran, lest Ihr laut vor, nur wegen des Klangs, oder ignoriert Ihr diesen Aspekt völlig? Wie schraubt Ihr am musikalischen, lautmalerischen, klangvollen Teil Eurer Werke?
    Und umgekehrt: nutzt Ihr Musik bei Schreiben? Wie?
    Und ganz privat: Hat Euer Leben einen Soundtrack? Nutzt Ihr das beim Schreiben?

    #2
    Uff, so viele Fragen

    Achtet Ihr beim Lesen darauf? Wo und wie genau erspürt Ihr das Musikgefühl?
    Ja, Texte haben einen Rhythmus, eine Melodie. Der fällt eher auf, wenn er nicht stimmig ist, zum Beispiel wenn alle Sätze gleich lang sind statt zu variieren. Ich denke, viele Autoren haben es im Gespür, das ganz automatisch zu machen, weil es sonst einfach nicht "richtig" klingt. Aber natürlich ist es hilfreich, zu wissen, woran es liegt, und dann kann man hier und da noch einen Nebensatz einfügen oder streichen und schon fluppt der Lesefluss besser.

    Wie ist es bei eigenen Texten? Haltet Ihr Euer Ohr dran, lest Ihr laut vor, nur wegen des Klangs, oder ignoriert Ihr diesen Aspekt völlig?
    Ich bin eh einer derer, die im Kopf "laut" lesen, daher fällt es mir sofort auf, wenn ein Text nicht fließt. Aber es ist tatsächlich auch nochmal was anderes, einen Text vorzulesen bzw zu hören. Da gibt es Stolpersteine für die Zunge, die Augen und Hirn ohne weiteres überwinden. Wer Kinderbücher für's Vorlesealter liest oder schreibt, weiß bestimmt, wovon ich rede. Nicht zuletzt muss man schauen, dass die Sätze keine Überlänge bekommen, bei denen dem Leser dann trotz perfektionierter Atemtechnik die Luft ausgeht.

    Wie schraubt Ihr am musikalischen, lautmalerischen, klangvollen Teil Eurer Werke?
    Ich muss gestehen, dass ich da weniger Wert darauf lege. Wortwiederholungen sind okay, Alliterationen finde ich eher albern und auf den Versfuß guck ich nur, wenn ich tatsächlich ein Gedicht schreibe (dann aber muss er sitzen). Ich wähle Worte selten nach Klang, oder zumindest nicht bewusst.

    Und umgekehrt: nutzt Ihr Musik bei Schreiben? Wie?
    Ich habe gelegentlich Hintergrundmusik, meist textfrei, oft passend zur intendierten Stimmung und Geschwindigkeit der Szene oder zumindest zu einer der Figuren. Aber ich brauche das eigentlich nicht. Ich nutze das eher als Motivation, z.B. starte ich einen Track, der eine Stunde geht, damit ich auch wirklich eine Stunde schreibe.

    Hat Euer Leben einen Soundtrack? Nutzt Ihr das beim Schreiben?
    Nein, nicht dass ich wüsste. Ich glaube, Hans Zimmer würde vor Langeweile einschlafen, wenn er zu meinem Leben einen Soundtrack komponieren müsste. Hat vermutlich viel Baßgeige und nicht viel sonst XD
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • magico
      magico kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Im Prinzip kann ich die meisten Ausführungen von Ankh so unterschreiben, da es bei mir ganz ähnlich ist.

    #3
    Mit dem Klang kann man Gefühle und Stimmungen erzeugen, das dürfte auch dann unbewusst geschehen, wenn man leise liest.

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      #4
      Achtet Ihr beim Lesen darauf? Wo und wie genau erspürt Ihr das Musikgefühl?
      Eher unbewusst, ich bemerke es nur, wenn im Text extrem damit gespielt wird, zum Beispiel wenn in kritischen Situationen die Sätze sehr viel kürzer werden und ich merke, dass ich schneller atme, oder wenn ein eloquenter Charakter die Worte so geschickt webt, dass ich auch ohne die Bedeutung dahinter ganz hin und weg bin.

      Wie ist es bei eigenen Texten? Haltet Ihr Euer Ohr dran, lest Ihr laut vor, nur wegen des Klangs, oder ignoriert Ihr diesen Aspekt völlig? Wie schraubt Ihr am musikalischen, lautmalerischen, klangvollen Teil Eurer Werke?
      Ich nutze in wörtlicher Rede oder in den Gedanken eines Charakters sehr gerne Anaphern, wenn etwas wichtiger/überzeugender wirken muss. Satzlängen dagegen sind eher unbewusst und von der Situation abhängig.

      Und umgekehrt: nutzt Ihr Musik bei Schreiben? Wie?
      Ich gehöre zu den Menschen, die ein Lied in Dauerschleife hören können. Wenn ich eine Szene schreibe, für die ein Lied von der Stimmung her passt, dann höre ich das während ich schreibe, im Zweifelsfall auch 30 mal hintereinander. Nicht jede Szene hat ein Lied, manche haben mehrere, und in den meisten Fällen ist es wirklich nur die Grundstimmung (ruhig, aggressiv, getragen, episch), die einfließt, keine Interpretationen der Texte.

      Und ganz privat: Hat Euer Leben einen Soundtrack? Nutzt Ihr das beim Schreiben?
      Nein. Es gibt einfach zu viele Lieder um einen Soundtrack zu definieren.

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        #5
        Hm, ich weiß nicht, ob ein guter Text bei mir unbedingt ein Musikgefühl übermittelt (bin übrigens komplett unmusikalisch). Eher ist es so, dass ein guter Text schon eine gewisse Grundstimmung erzeugt, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch zieht. Das mag ich sehr, denn solche Romane sind sehr atmosphärisch und ziehen mich meist mehr in den Bann.

        Meine Texte oder die von anderen habe ich noch nie laut vorgelesen und habe das auch nicht vor. Irgendwie... nein. Ist nicht mein Ding.

        Gerade heute habe ich neben dem Schreiben Musik gehört. Allerdings habe ich das eher getan, da ich endlich mal das aktuelle Album von "Billy Talent" hören wollte und da sie ja gerade auch noch ein Live-Album veröffentlich haben (ich liebe Live-Alben) hat das gepasst. Und gerade beim Schreiben kann man gut Musik nebenher hören. Geht meist noch besser als beim Lesen. Beim Lesen geht es auch, aber manchmal brauche ich da auch Stille, um mich auf ein Buch einzulassen.
        Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Musik jetzt nicht zur heutigen Szene gepasst hat, da diese doch eher ruhig gewesen war. Aber mich stört das nicht. Bei mir muss die Musik nicht unbedingt zu dem passen, was ich gerade schreibe... liegt vielleicht am unmusikalischen.

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          #6
          Achtet Ihr beim Lesen darauf? Wo und wie genau erspürt Ihr das Musikgefühl?
          Ich denke, es hat viel mit Kommasetzung und Wortharmonie bzw. den gewählten Wörtern zu tun und auch damit, wann was geschrieben wurde, also Timing. Sicher merke ich es, wenn diese Harmonie vorhanden ist und genieße sie auch. Ein Merkmal ist, dass der Text geschmeidig ist, beim Lesen nur so dahinfließt und meine Lesegeschwindigkeit höher ist als sonst.

          Wie ist es bei eigenen Texten? Haltet Ihr Euer Ohr dran, lest Ihr laut vor, nur wegen des Klangs, oder ignoriert Ihr diesen Aspekt völlig? Wie schraubt Ihr am musikalischen, lautmalerischen, klangvollen Teil Eurer Werke?
          Wortharmonie ist mir sehr wichtig. Da werde Sätze umgestellt oder geteilt, Aussagen in Dialogen zeitlich versetzt um das richtige Timing für den besten Effekt zu haben usw. Ich horche immer in den Text hinein, lass mir die Sätze durch den Kopf gehen, sitze manchmal eine halbe Stunde an einem einzelnen Satz oder der Suche nach dem einen passenden Synonym, dass der Textstelle den richtigen Klang und Fluss gibt. Nicht weil es eine Regel des Schreibens wäre, sondern weil es mein Ästhetikverlangen so will. Manchmal verselbstständigen sich Text bzw. Charaktere aber auch und es fließt ohne darüber nachdenken zu müssen von selbst.

          Und umgekehrt: nutzt Ihr Musik bei Schreiben? Wie?
          Ja. Als Verstärker für die Bilder und Gefühle in mir. Durch sie kann ich beides klarer, intensiver und besser transportieren. Manchmal brauche ich aber auch Stille, die nur vom Klappern der Tastatur unterbrochen wird. Wobei auch das eine Melodie für sich ist.

          Und ganz privat: Hat Euer Leben einen Soundtrack? Nutzt Ihr das beim Schreiben?
          Eher nein. Aber es gibt schon Melodien die aufgrund eigener Erlebnisse eher bestimmte Emotionen in mir eher ansprechen als andere. Und diese nutze ich beim Schreiben.
          "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
          "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
          "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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