Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Mittwochsfrage #268: Versetzt ihr euch gern in eure Perspektivfigur?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Mittwochsfrage #268: Versetzt ihr euch gern in eure Perspektivfigur?

    Ich hab das Gefühl, ich kann die Stimmung und die Gefühle meiner Figuren besser ausdrücken, wenn ich mich komplett in sie hineinversetze. Ich versuch mich in eine ähnliche Umgebung hineinzuversetzen, mach dieselbe Musik an, die sie in der Situation auch hören würde, oder versuch meine alltäglichen Handlungen wie sie auszuführen. Ich hab aber gemerkt, dass ich mich stimmungsmäßig in jede Wetterlage hineinversetzen kann mit der passenden Soundkulisse. Nur in Weihnachtsstimmung komme ich selten.

    Wie macht ihr das? Schafft ihr euch auch eine bestimmte Stimmung oder Atmosphäre? Macht ihr das auch (gern) / nicht gern?

    #2
    Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich in meine Figuren hineinversetze. Ich sammle eher Zutaten und gucke, was passiert.
    Eigentlich, wenn ich so überlege, versetze ich mich allenfalls in irgendeine andere Person, die ich kenne oder einigermaßen gut "beobachtet" habe (ich beobachte oder belausche niemanden, ich krieg nur viel mit), und überlege, wie die Geschichte aus deren Sicht bewertet, erlebt, erzählt werden könnte. *Schock* Ich bin ein Perspektivparasit...transporter.
    Manchmal versuche ich bewusst, eine Figurenstimme aus echten Vorbildern zu gewinnen, à la "wie würde Kollege X das wohl ausdrücken?" Kollege X hätte dabei eine sehr drastische, bildliche oder sonstwie sehr eigene Ausdrucksweise. Mein Bruder konnte wundervoll in Bildern und Metaphern übertreiben, vielleicht habe ich mich bei ihm für meinen Pathologenroman bedient.
    Aber das finde ich alles ziemlich anstrengend. Wobei ich mit Musik beim Autofahren ungefragt Szenenschnippsel in den Sinn kriege. (Vielleicht sollte ich wieder von den Öffis weg.) Ansonsten stört mich Musik beim Schreiben, das ist für mich eher herausreißend als emulgierend.
    Also nee, ich bin eher kein Figurenempath. Eher ein Koch - und nicht die Mahlzeit.

    Kommentar


      #3
      Auf jeden Fall. Dabei kommt es öfters vor, dass ich mit ziemlich grimmigem Gesichtsausdruck im ÖPNV unterwegs bin, während ich die passende Musik höre um mich in den Prota hineinzuversetzen. 😁
      "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
      "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
      "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

      Kommentar


      • Victoria
        Victoria kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Das stell ich mir sehr lustig vor!

      • Nachtmahr
        Nachtmahr kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Ist es für Außenstehende sicher auch. Für mich ist es manchmal etwas seltsam. Stell dir mal vor: Du bist in einer Großstadt unterwegs, überall Autos, Menschen in moderner Kleidung, die sich ihre Smartphones beim Telefonieren wie ein belegtes Brot vor den Mund halten. Und dazwischen du. "In" deinem Prota, einem zwanzigjährigen Mann in seiner mittelalterlichen Welt und gerade in Kampfbereitschaft, weil ihm eine Schlacht bevorsteht. Wenn ich in dem Moment in eine körperliche Auseinandersetzung geraten sollte oder jemand versucht mich zu bestehlen könnte es vielleicht von Vorteil sein, aber sonst?

      #4
      Distanz ist immer etwas, Figuren sind nicht identisch mit dem Autor. Bei Musik hätte ich meine Probleme. Meine Figuren können andere Musik hören, die ich nur teilweise ertrage.

      Um mich einfühlen zu können, braucht man manchmal auch weiteres Wissen, was man sich aneignen muss, da reicht es nicht irgendeine Musik zu hören. Dieses An- und Einlesen verschlingt Zeit.

      Gibt es ein Weihnachtsgefühl?

      Kommentar


      • Milch
        Milch kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Man sollte das Autobiographische nicht zu sehr betonen, weil es oft sehr, sehr klein ist.

      • Victoria
        Victoria kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Auf wen oder was beziehst du deine Frage "Gibt es ein Weihnachtsgefühl?".
        Meine Aussage war ja, dass ich selten in Weihnachtsstimmung komme. Und nicht das Weihnachtsgefühl ist für mich nicht reproduzierbar.

      • Milch
        Milch kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Welche Weihnachtsstimmung? Es gibt nicht die Weihnachtsstimmung, nicht das Weihnachtsgefühl, also muss man sich sowieso erarbeiten, was für die Figuren Weihnachten bedeutet, wie sie das Fest interpretieren. .

      #5
      Auf jeden Fall versetze ich mich in die Perspektivfigur, allerdings eher nebenbei. Es ist ein Prozess. Wenn ich beginne zu schreiben läuft das noch eher etwas distanziert ab, aber umso länger ich schreibe desto mehr gleite ich auch gefühlstechnisch in die Stimmung und Denkweise der Perspektivfigur.
      Musik bringt mir dazu allerings gar nichts, aber ich schreibe auch eher selten mit Musik. Ich bin ganz froh, dass ich mittlerweile bei nahezu jeglicher Geräuschkulisse schreiben kann. Liegt aber wahrscheinlich auch am Eintauchen in die Perspektivfigur.
      http://www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de

      Kommentar


        #6
        Da ist am Ende auch die Frage, ob ich mich überhaupt mit der Figur komplett mitfühlen möchte. Es gibt schon einen Grund, warum ich Romane, die in der Ich-Perspektive geschrieben sind, meist nicht so mag (es gibt aber auch sehr gute Ausnahmen und die haben mich an meine emotionale Grenze gebracht). Beim Lesen möchte ich schon eine gewisse Distanz zur Figur haben, damit ich das Buch besser genießen kann (außer ich habe Lust auf einen sehr deepen Roman) und in der Ich-Perspektive ist das eher nicht gegeben. Verstehen ja, genauso fühlen nein.
        Und so ist es auch beim Schreiben. Klar, da ist deutlich näher, da es ja meine Figuren sind und die möchte ich noch mehr verstehen, aber wenn ich sie gerade richtig leiden lasse, habe ich eher meinen sadistischen Spaß dabei (), während meine Figur das sicher nicht so toll findet...

        Mit Musik habe ich das übrigens noch nicht geschafft mich dabei in eine Stimmung zu versetzen. Kann aber auch daran liegen, dass ich nebenbei einfach die Musik anmache, die mir eben gerade gefällt und die muss dann nicht unbedingt zur Stimmung passen. Wenn ich richtig im Schreib-Flow bin, dann ist das sowieso nur noch ein undefiniertes Hintergrundrauschen.

        Kommentar


        • Pinselohrwaldkatze
          Pinselohrwaldkatze kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Also ich bin auch nicht unbedingt ein Freund der Ich-Perspektive, wobei ich sie durchaus lese. Ich möchte ein Abenteuer mit den Protas erleben und nicht in ihrem Kopf feststecken.

        #7
        Ich hab das Gefühl, ich flutsche ziemlich leicht in meine Figuren rein. Das geht so weit, dass die sich öfter mal weigern, Dinge so zu tun, wie ich sie grob geplant hatte, weil sie bessere Ideen oder ganz andere Sorgen haben. Ich weiß einfach, was sie denken und wie sie es ausdrücken und was sie tun und so weiter. Deswegen funktionieren bei mir auch Kapitel nicht, bei denen ich vorher nicht weiß, aus wessen Perspektive ich sie schreibe.

        Musik und so brauche ich dafür aber nicht. Manchmal höre ich Musik zum Schreiben, die generell zur Situation oder zum Genre passt, aber das hat jetzt weniger mit den Figuren zu tun (außer, sie machen oder hören selbst gerade Musik in der Szene, dann mach ich mir die normalerweise an). Wetter ist bei mir so ne Sache, irgendwie schreib ich immer zur falschen Jahreszeit ^^ Im Moment ist im Roman Silvester ... Ich versuche, das Wetter zu beschreiben, aber manchmal vergesse ich auch so stimmungsmäßig in meiner Vorstellung der Szene, wie kalt es dort gerade ist.
        Poems are never finished.
        Just abandoned.

        Kommentar


          #8
          Ja, sehr oft.
          Ich versche aber auch manchmal Figuren zu entwickeln, die das genaue Gegenteil von mir sind.
          Bisher habe ich da noch keine genaue Techniken, aber das mit der Musik werde ich mal versuchen.

          Kommentar


            #9
            CN Alkohol

            Wie soll ich wissen, wie die Figuren handeln und denken, wenn ich mich nicht in sie hineinversetze? Da ich wenig plotte entsteht der Großteil des Manuskripts aus spontanen (Inter-)aktionen der Charakter und ich versetze mich in sie um zu verstehen, wie sie (re)agieren würden.
            Das geht so weit, dass ich mich bei kritischen Szenen mit mehreren Charakteren der Reihe nach in die unterschiedlichen Charakter versetze um sicherzugehen, dass die Handlungen auch für alle logisch sind. Dazu kommen dann kleine Ticks der Charakter, die ich während dem Schreiben übernehme. Blinzeln, wenn die Charakter es tun, die Begrüßungsgesten übernehmen, am Tee nippen, während sie entweder selbiges tun oder eine Flasche Schnaps in der Hand haben ... Moment, warum habe ich gerade mit verzweifelter Miene mein Wasserglas geext?

            Kommentar


              #10
              Immer dann, wenn ich mir die Frage stelle: Wie reagiert XY in einer bestimmten Situation. Würde sie oder er wirklich so handeln, wie ich das geplant habe? Was muss ihr geschehen, damit sie es fertigbringt, einen Mord zu begehen?
              Manchmal ist das nicht ganz einfach, besonders wenn meine Figuren irrational handeln oder sie in ihrem Charakter mir in keiner Weise ähneln. Aber irgendeinen inneren Anteil, egal wie klein, findet sich immer, der zustimmend nickt und denkt: ja, dem hätte ich auch den Schädel eingeschlagen. Völlig kongruent.
              I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

              Douglas Adams

              Kommentar


                #11
                Zitat von Dodo Beitrag anzeigen
                *Schock* Ich bin ein Perspektivparasit...transporter.
                *lach Den Satz muss ich mir merken. xD

                Versetzt ihr euch gern in eure Perspektivfigur?
                Unbedingt! Das macht es mitunter zwar schwieriger, die Distanz zu wahren und den "individuellen Sprachdialog" des einzelnen auszuarbeiten, aber wozu dient ansonsten eine Überarbeitung? ^^ Zu meinem Leidwesen muss ich gestehen, dass 7 von 10 Charaktere mir sehr ähnlich klingen - gerade in Dialogen. In "Zeitgenössischer" Literatur mag das gehen, nur bei Historischem ... Arg, da bin ich ganz schlecht drin. (Das konnte mein Buddy um Lichtjahre besser.)
                Ich bin ein durch und durch emotionaler Felsen, mit viel Moos an den Seiten. Ich könnte gar nicht anders, als in meine Figuren rein zu kriechen und mit ihnen zu leiden. Wie heißt es so schön? In guten, wie in schlechten Zeiten.
                Musik hilft mir sehr, die nötige Balance in die Distanz zu bekommen (& jetzt bei der Überarbeitung) um das halbwegs neutral zu verwursten. Im eigentlichen Schreibprozess kann ich es derzeit nicht beurteilen. Meine letzte (eigene) Geschichte liegt schon einige (gefühlte) Lichtjahre zurück. Da wird es definitiv nochmal spannend. Wichtig finde ich hierbei neutrale Musik. Klassisches Gedudel, Klavier, Konzentration's Musik oder ähnliches. Spotify ist dafür ne super Anlaufstelle. Hat lange gedauert, da etwas passendes zu finden, was nicht ablenkt.
                (Wer braucht, hier ein paar Beispiele:
                - "Hypnotica - Akoviani"
                - "Unleashed - Two Steps from Hell"
                - "Bright Future - Peder B. Helland"
                - "Maximale Konzentration"
                - "Meditate to the Sounds of Nature"
                - "Reading Soundtracks"
                - "Deep Focus")

                Bin nicht da, bin mich suchen gegangen. Wenn ich wieder da bin, bevor ich zurück komme, sagt mir: Ich soll hier auf mich warten.

                Kommentar


                  #12
                  Falls mal jemand eine Geschichte im „Du“-Format lesen möchte: die Nobelpreisträgerin Tsitsi Dangarembga schrieb ihre Trilogie „Aufbrechen“, „Überleben“ und „Verleugnen“ über eine afrikanische Frau im „du“, was ja sonst eher selten ist. Im Erzählstil ist es zwar dem einer dritten Person angelehnt, aber durch diesen Stil wird man direkter angesprochen. Nebenbei ist die Struktur und die Denkungsweise, wie Dinge, Szenen oder Personen betrachtet und beschrieben werden, sehr gewöhnungsbedürftig. Für europäische Augen erstmal sehr harte Kost, weil die Erfahrungswelten so komplett andere sind.

                  Habe ich auch auf einem Discord-Server gepostet (falls sich jemand über denselben Wortlaut wundert).

                  Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
                  Mark Twain

                  Kommentar


                    #13
                    Mich extra in eine Figur hineinversetzen das passiert eher selten und ist oft auch nur bedingt möglich. Ich schreibe Fantasy und kann keine Magie benutzen und einen Bruch richten, oder mich mal eben verwandeln und auf Drachenschwingen wegfliegen. Spezielle Musik um in Stimmung zu kommen brauche ich eher nicht.
                    Das Figuren nicht das machen was ich geplant habe ist ein Problem, dass ich eher nicht habe, da ich während des Schreibens Plotte. Wenn ich im schreiben drin bin läuft es einfach und ich schreibe auf was die Figuren wo und wie machen. Nur selten muss ich innehalten und mich fragen was die Figur in der Situation wahrnimmt und wie sie reagieren würde.

                    Kommentar

                    Lädt...
                    X
                    Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung