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Mittwochsfrage #263: Bücher lesen – ja oder nein?

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    Mittwochsfrage #263: Bücher lesen – ja oder nein?

    Ich hab mal von einem Autor gehört, dass er in seiner Schreibphase absolut keine Bücher liest und keine Filme/Serien schaut. Er möchte nämlich, dass seine Ideen von ihm stammen und ihn auch nichts (unterbewusst) beeinflusst. Das klang für mich ganz einleuchtet, vor allem wenn ich an die Bücher denke, bei denen ich diese Ah!-Das-kenn-ich-doch-aus-dem-Buch-XY!-Momente hatte. Andererseits hat das Bücherlesen doch auch Vorteile fürs eigene Schreiben.

    Wie sehr ihr das?

    #2
    Ich habe kein Problem damit, mich inhaltlich von anderen Büchern beeinflussen zu lassen. Genauso wie meine Ideen aus allen möglichen anderen Quellen kommen, kommen sie halt teilweise auch aus Dingen, die ich gelesen habe. Letztlich kommen sie aus meinem Kopf und sind das, was mein Hirn aus all diesem Input zusammenmantscht, und ich stehle nicht mehr aus einem anderen Buch wie ich die Blumen aus Nachbars Garten stehle, wenn ich sie nur zur Inspiration ansehe und über ihren Duft schreibe.

    Was ich allerdings vermeiden möchte und was mir schnell passiert, ist, dass mein Ton sich unglaublich schnell an Gelesenes angleicht. Ich behaupte nicht, zu schreiben wie Autor XY, aber meine Sätze klingen tatsächlich mehr nach XY, nachdem ich XY gelesen habe. Das erstens doof, wenn ich viele verschiedene Autoren lese und meine Schreibstimme sich dann von Szene zu Szene verändert, je nachdem, ob ich gerade Wodehouse oder Hamilton auf dem Nachttisch liegen habe, und zweitens will ich ja meine eigene Stimme entwickeln, und da ist es lästig, wenn mir XY seine Sätze ins Ohr pustet.

    Andererseits komme ich eh selten zum Lesen. Bevor ich zu einem Buch greife, schreib ich dann meist lieber an meinem eigenen.



    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #3
      Ich sehe es ähnlich wie Ankh. Letztlich kommen unsere originellen Ideen von dort, wo sie alle herholen: aus unserer extrapolierten Realwelt- und fiktionalen Erfahrung. Niemand ist frei von fremden Einflüssen.
      Mein Schreibstil gleicht sich leider niemandem an, sonst würde ich das bewusst nutzen 🫣
      Aber Lesen macht schlauer. Daher habe ich es für mich wiederentdeckt. Ich lese ein bisschen anders als ohne Schreiberfahrung, kann Schreibtechnik bewundern und verdammen, analysieren oder - dann das größte Kompliment an einen anderen Schreiby - völlig vergessen, dass ich lese.

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        #4
        Der Autor wird davor auch Serien geschaut, auch das kann ihn beeinflußen, besonders unterbewusst.
        Wenn es eins zu eins ist, dann frage ich mich, ob er keinen Filter hat, dass den Inhalt einen anderen Dreh gibt. Für einen Text braucht es die eigene Gestaltungsgesetze, die das Fremde so sehr umwandeln, dass daraus etwas Eigenes wird.

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          #5
          Es gab Zeiten, da habe ich sehr viel gelesen. Mittlerweile komme ich kaum noch dazu. Die freie Zeit, die ich habe, investiere ich ins Schreiben oder Musizieren.
          Besagter Autor hat für mich ein bisschen kurz gedacht. Wie Milch schon schrieb, wird er auch früher Bücher gelesen und Serien geschaut haben, die ihn auf die ein oder andere Weise beeinflussen können.
          Was die Angleichung des Stils angeht, da kann ich es wiederum nachvollziehen.
          http://www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de

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            #6
            Tatsächlich lese ich nicht mehr so viel, seit ich schreibe, das liegt eher daran, dass sich meine Art zu lesen verändert hat, als an der Befürchtung, fremde Ideen zu übernehmen.
            Hin und wieder lese ich Bücher aus meinem Subgenre, überfliege die aber eher, als dass ich sie aufmerksam lesen würde. Mein Augenmerk richtet sich eher auf die Umsetzung, die Kombination verschiedener Must-haves, etc. Ich gebe zu, die Krimi-Plots meiner Frankreich-Kollegen finde ich auch eher nicht kopierenswert. Mea culpa, falls das arrogant klingt.

            Ansonsten hole ich mir Ideen aus den verschiedensten Medien und kombiniere sie zu etwas, von dem ich hoffe, dass es etwas Neues ist. Dodo Die französische Wachtel ist gespeichert und wird in dem nächsten Frühjahrskrimi auftauchen.
            I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

            Douglas Adams

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            • Dodo
              Dodo kommentierte
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              @ Wachtel Sag Bescheid, wenn das Buch rauskommt. Bis dahin hab ich auch das "Grab in der Ardeche" durch. Liegt auf meinem SUB.

            • Peter
              Peter kommentierte
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              Dodo

              Jetzt werde ich nervös.

              Ich bin in der Hochsommerphase. Bis zum Frühjahr brauche ich noch eine 2 Bände.

            • Dodo
              Dodo kommentierte
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              Jetzt werde ich nervös.  
              ​​​​​​​Ein gewisses Maß an Adrenalin ist ja förderlich.

            #7
            Ich lese ziemlich viel und meistens sogar mehrere Bücher parallel.
            In dem einzigen Buch über das Schreiben, das ich bisher gelesen habe (ich weiß leider nicht mehr, welches das war), stand es auch als Tipp drin, zu lesen. Das bedeutet nicht, dass die eigene Geschichte eine reine Nacherzählung eines andere Buches wird, aber selbst wenn gibt es genug Beispiele, in denen großartige Bücher von anderen Büchern inspiriert wurden (der erste Band von Rad der Zeit von Robert Jordan hat natürlich kaum Ähnlichkeiten mit Der Herr der Ringe ).
            Ich glaube nicht, dass es möglich ist, Geschichten völlig unbeeinflusst von anderen Geschichten zu schreiben, es gibt viel zu viele Klischees, Tropes, Themen, ... und es wird automatisch Bekanntes in die Geschichte eingebaut.
            Die Frage ist, wie viel eigene Ideen dazu kommen, und wie sehr fremde Einflüsse subtil erkennbar sind oder mit dem Holzhammer um die Ecke kommen.

            Was mir oft hilft, ist, bei Problemen einfach einen genaueren Blick darauf zu werfen, wie andere Autor*innen das handwerklich lösen. Z.B. wie in einer Szene mit fünf Personen immer erkennbar ist, wer gerade spricht, ohne dass nach jedem Satz ein "sagte xy" steht.
            Abgesehen von den handwerklichen Aspekten gehöre ich zu den Menschen, die völlig in die Geschichte eintauchen. Ich denke nicht viel darüber nach, was wohl auf Metaebene als nächstes passieren müsste, sondern lass mich einfach auf die Geschichte ein. In der Schule habe ich zu viele Geschichten analysiert, um mir in der Freizeit den Lesespaß durch übermäßige Analysen des Plots zu versalzen (erst beim zweiten Lesen freue ich mich über jede kleine Andeutung auf Dinge, die später enthüllt werden und wie schön sie eingebaut sind).

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              #8
              Ich lese gerne viel, auch während des Schreibprozesses. Dass ich mich zu sehr von Ideen anderer beeinflussen lasse, sehe ich nicht als Problem. Eher ist es so, dass ich mich z.B. dadurch eher traue, für mich „absurd“ anmutende Handlungselemente einzubauen, wenn ich sehe, dass andere noch viel absurder Erscheinendes gemacht haben.

              Vielleicht liegt es daran, dass ich noch nicht sehr routiniert im Schreiben bin, aber ich betrachte es als Hilfe, andere Bücher zu lesen, um eine Idee für den eigenen Ton, den eigenen Stil zu bekommen. Oder eben um herauszufinden, welchen Ton ich für meinen Text gerade nicht passend finde.

              Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man sich das Echo im Kopf nach dem Lesen eines Textes zunutze machen kann, um den eigenen Ton zu finden. Ich vermute, selbst bei dem Versuch, einen anderen Stil zu kopieren, wird immer in einem gewissen Maß etwas Eigenes, Individuelles entstehen.

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                #9
                Bis auf Filme und Serien ist es bei mir genauso. Will heißen: Ich hab schon ziemlich lange keine Fantasy-Bücher mehr gelesen. Andere Genres gehen in Ordnung.

                Sicher hat es Vorteile, andere Bücher zu lesen. Aber ich bin an einem Punkt meines Autorendaseins angekommen, wo ich meinen eigenen Stil habe und weiß was ich will. Inspiration von Außen brauche ich nicht mehr so sehr wie in den ersten Jahren. Und wenn ich so authentisch wie möglich schreiben möchte (im Sinne von: selbstgeschaffene Inhalte, mein Stil, meine Erzählstimme), find ichs ein wenig ungünstig Bücher anderer Autoren im gleichen Genre zu lesen. Denn irgendwas bleibt immer hängen und schleicht sich in die eigenen Texte ein. Und da macht es auch einen Unterschied für mich, ob ich aktuell so ein Buch lese oder vor 1 - 2 Jahren.

                Normalerweise fällt es direkt beim Schreiben auf wenn sich was einschleicht (geht nur da, ich pantse), sodass ich es umgehen kann. Warum ich es vermeiden will? Je nach Literaturrichtung können gewisse sich wiederholende Muster nicht vermieden werden, aber da hört es für mich auf, denn es fühlt sich nicht gut an auch nur ähnliche Namen, Szenenabläufe usw. zu verwenden. Kann es nicht trotzdem passieren? Klar, weil niemand alle je veröffentlichten Bücher lesen und so alle Ähnlichkeiten kennen kann. Irgendwo hat halt alles seine Grenzen.
                "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
                "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
                "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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                  #10
                  Boah, das könnte ich nicht, also dass mit dem Lesen. Bei Filmen und Serien habe ich nicht das Problem, da ich sowieso kaum welche schaue, aber lesen tue ich viel zu gerne, als dass ich das weglassen könnte.
                  Aber ich merke zurzeit, dass ich viel mehr lese, als was ich schreibe, weil mir das momentan mehr Spaß macht. Bei mir hat das eher was mit dem Zeitfaktor zu tun. Entscheide ich mich fürs Lesen oder fürs Schreiben? Und ich habe momentan eher das Gefühl, dass ich noch so ein Berg an Büchern lesen möchte, da ich mich dafür so interessiere, dass bei mir das Schreiben zu kurz kommt (leider).
                  Aber ansonsten habe ich da wenig Angst davor, dass es am Ende nicht meine Idee ist. Irgendwo ist ja alles schon mal da gewesen und das Rad neu zu erfinden, ist so gut wie unmöglich. Von daher stammen meine Ideen wahrscheinlich von überall und ich nehme von allem ein Bisschen und mixe es neu. Es kann natürlich passieren, wenn ich gerade ein gutes Fantasybuch lese oder einen guten Krimi, dass ich dann besonders Lust habe, soetwas zu schreiben. Allerdings achte ich dann darauf, dass es in eine andere Richtung wie das Buch geht, was ich gerade lese.

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                    #11
                    Ich kann das teilweise nachvollziehen.
                    Andererseits hatte ich es vor nicht allzu langer Zeit, dass ich eine Geschichte gelesen habe. Dann habe ich einen Film gesehen, der eine Idee für ein mögliches Projekt ausgelöst hat. Dabei geht es nicht um das, was ich in dem Film gesehen habe. Allerdings finde ich, seit ich mich mit der Idee beschäftige, um sie zu einem vollen Projekt auszuarbeiten, immer wieder Parallelen zu der Geschichte, die ich gelesen hatte. Keine zu genauen, diese liegen dann eher in Details.

                    Und deswegen ist es mir recht egal. Vielleicht gibt es Bücher, um die ich hier oder da zeitweise einen Bogen machen würde, weil ich das Gefühl habe, dass sie mich in diesem Moment zu sehr beeinflussen könnten. Aber ich glaube, das ist nicht allgemeingültig (für meine Projekte, darüber hinaus ohnehin nicht).
                    Wenn ich ohnehin das Gefühl habe, dass Dinge mich beeinflussen, die ich zuvor gelesen habe, an die ich gar nicht gedacht habe, als ich eine Idee hatte, dann ist es für mich auch egal, zu lesen, während ich schreibe.
                    Ich glaube auch, dass es nicht möglich ist, vollkommen nur eigene Ideen zu haben und damit quasi völlig neu zu sein. Es wird immer wieder Parallelen zu anderen Geschichten geben. Manche davon größer und auffälliger, andere weit subtiler. Manche vielleicht auch völlig absichtlich, andere vollkommen zufällig, ohne dass di*er Autor*in von dem schon existierenden Werk überhaupt wusste bzw. es selbst kannte.

                    Dieser letzte Punkt ist ein weiterer, der es für mich egal macht.
                    Die Möglichkeit, etwas zu schreiben, das bereits existiert und dann dafür kritisiert zu werden, besteht dadurch nämlich auch, selbst wenn eins gar nicht während des eigenen Kreativprozesses liest. Das Ergebnis ist dennoch dasselbe. Wozu mich also davon abhalten, wenn ich lesen mag?

                    Wichtiger finde ich dann eher, zu sehen, ob eins es tun möchte. Wenn ja, go for it. Wenn nein, aus welchem Grund für sich selbst auch immer, dann natürlich nicht.
                    Ich komme aus Ironien.
                    Das liegt am sarkastischen Meer.

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                      #12
                      Ich habe noch mal über die Frage nachgedacht und muss meine Antwort etwas aktualisieren.

                      Momentan schreibe ich fast ausschließlich Regionalkrimis/police procedures und kenne die Vorlieben meiner Leser recht gut.
                      Nebenbei habe ich angefangen einen cosy crime zu schreiben. Also stapeln sich auf meinem eReader der Donnerstagsmordclub, Oxford Tearoom, Murder, She wrote, ...
                      Alles mögliche, außer Alpenländisches, Sachen aus Wien, Katzenkrimis und Saffier.
                      Plus zwei Schreibratgeber zu Cosies. (Ich bin ein Ratgeber Junkie, auch wen ich nur einen kleinen Teil davon wirklich lese.)

                      Davon habe ich recht viel gelesen, um herauszufinden, welche Tropes beliebt sind und was die Leserinnen erwarten. Da ich to market schreibe, ist das gut investierte Zeit.
                      Nachdem ich angefangen habe, die ersten Worte zu tippen, lese ich so gut wie nichts mehr aus dem Genre.

                      Angst vor dem Ah!-das-kenne-ich-doch-aus-dem-Buch-XY habe ich nicht. Es kommen knapp 150K Bücher in D jährlich raus, die Cosy und Regionalkrimi-Schreiber sind auch ein ziemlich fleißiges Völkchen. Ich gehe nicht davon aus, dass ich irgendeinen Twist eingebaut habe, den es nicht vorher irgendwo schon mal gegeben hat.




                      I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

                      Douglas Adams

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