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Worldbuilding = Franchise Building?

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    Worldbuilding = Franchise Building?

    Hallo meine Lieben,
    ich würde gerne ein paar Gedanken mit euch besprechen, die mir gerade durch den Kopf gehen. Ich habe darüber nachgedacht, wie man etwas erschafft, dass die Leser über die Buchseiten hinaus fesselt. Es gibt viele tolle Bücher und Buchserien, doch es gibt nur eine handvoll, die große, aktive Fanszenen haben. Wenn also Qualität nicht der Entscheidende Faktor ist und eine spannende Geschichte mit interessanten Figuren nicht ausreicht, was ist es dann?
    Ich habe darüber nachgedacht und meine Theorie aufgestellt: Die Platz-für-Self-Inserts-Theorie.
    Ich glaube, es ist gut, wenn die Welt/Universum so angelegt sind, dass nicht nur die Geschichte, die in den Büchern erzählt wird spannend ist, sondern das es noch endlos viel Potential für genauso spannende Geschichten gibt, die der Leser sich selbst vorstellen kann.
    Wie ich darauf komme? Mir ist aufgefallen, dass Fans bestimmter Fandoms leidenschaftlich gerne ihre eigenen "Spinoffs" erschaffen. Mit sich selbst oder selbst erdachten Figuren im Mittelpunkt. Welcher Harry Potter Fan hat nicht schon darüber nachgedacht, in welchem Haus er wäre, wie der eigene Patronus aussehen würde, welche Position man im Quidditch Team hätte? Hogwarts ist ein so cooler Ort, dass auch das Leben aller anderen Schüler so interessant ist, dass es zum fantasieren einlädt.
    Game of Thrones Fans erschaffen ihre eigenen Häuser mitsamt Farben, Wappen und Motto. Star Trek Fans denken sich ihre eigenen Schiffe mitsamt Besatzung aus,Star Wars, Mass Effect, Hunger Games, selbst Twilight. Alle großen Fandoms die ich kenne, bieten Raum für eigene Figuren und eigene Geschichten, weil die Welt an sich so interessant ist, dass die Fans sie auch außerhalb des Canon-Plots erleben und erforschen wollen.

    Obendrauf habe ich noch eine Bonus-Theorie, die nicht von mir ist, sondern die ein User in einem anderen Schreibforum geäußert hat. Ich habe das Gefühl, dass zwei Aspekte eine besonders große Faszination auf Menschen ausüben: 1. Menschen wählen gerne Teams 2. Menschen mögen Farbkodierungen.
    Klingt total schräg, aber dieser User hat festgestellt, dass ein gemeinsamer Nenner bei verschiedensten Fandoms diese Team-Wahl zu sein scheint: Die Häuser In Harry Potter (farbkodiert), die Familien in Game of Thrones (farbkodiert), die Camps in Percy Jackson (farbkodiert), die Distrikte in Hunger Games, die Jedi und die Sith und deren unterschiedliche Klassen in Star Wars (fabrkodiert) , die Raumschiffe und Berufszweige (farbkodiert) in Star Trek. Steckt dahinter das selbe Phänomen, dass Sport Fans dazu veranlasst, sich ein Lieblingsteam auszusuchen? Menschen sind ja bekanntlich Rudeltiere. Haben wir einen Hang dazu, uns Gruppen anzuschließen, selbst wenn die nur Fiktion sind?

    Was haltet ihr davon? Totaler Blödsinn? Kann gut sein, dass diese Beobachtung auf meinen persönlichen Bias zurückzuführen sind. Kennt ihr noch mehr Fandoms, die diese Elemente aufweisen? Habt ihr Gegenbeispiele?


    #2
    Das, was du da ansprichst, ist mein Ziel für Lyr. Ich will mehr als nur eine gute Geschichte erzählen, ich will ein Universum bieten. Auch die Farbcodierung bzw das Team-Building ist etwas, das in Band 2&3 wichtig werden. Habe noch keine detaillierten Pläne, aber weiß, dass es sowas geben muss. Ich will, das Lyr mehr wird, als nur en paar Bücher. Es soll ein Universum werden.

    Wobei es auch Fandoms ohne Teams und Farbcodierung gibt, wie z.b Elder Scrolls.

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      #3
      Die Vorlage muss sehr populär sein, viele Leute ansprechen, detailliert sein, wandelbar sein, außerdem muss sie individuell und etwas besonderes haben.

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        #4
        Zitat von Maggi
        Steckt dahinter das selbe Phänomen, dass Sport Fans dazu veranlasst, sich ein Lieblingsteam auszusuchen? Menschen sind ja bekanntlich Rudeltiere. Haben wir einen Hang dazu, uns Gruppen anzuschließen, selbst wenn die nur Fiktion sind?
        Allein aus wissenschaftlicher Sicht: Ja.
        Die vermutlich bekannteste sozialpsychologische Theorie in dem Bereich ist wohl die der sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1986) (gefolgt von der Erweiterung ebendieser: der Selbstkategorisierungstheorie (Turner et al., 1987)). Anhand der Theorie(n) lässt sich zwar nicht 100% ableiten, warum nun z. B. ausgerechnet dieser eine Fußballverein den Vorrang gegenüber dem anderen erhält (logischerweise sind daran u. a. die Tradition, Ortsansässigkeit, Erfolge, persönliche Vorlieben, Ideale und Ziele u. ä. Faktoren mitbeteiligt), aber z. B., weshalb Menschen Anhängern des eigenen Vereins (Ingroup) eher helfen als denen anderer Vereine (Outgroup) und ähnliche interessante Phänomene. Da gibt es zig Studien, teilweise auch in Kombination mit sozialer Unterstützung und/oder Stereotypen und Vorurteilen. Da machen fiktive Figuren sicherlich keine Ausnahme, zumal man sich selbst dort ebenso fantastische Eigenschaften auf den Leib fantasieren kann ...

        Von daher finde ich deinen Ansatz nicht abwegig. Die Farbcodierungen erleichtern dann u. a. die Selektion von Ingroup- vs. Outgroup-Mitgliedern, weil man sich in der Masse viel schneller erkennt. (Dazu gab es z. B. von meiner Uni eine interessante Studie, wo 4 einander unbekannte Gruppenmitglieder eine Aufgabe entweder mit unterschiedlich farbigen Shirts oder mit gleichfarbigen Shirts durchgeführt haben. Das Ergebnis ist denkbar.) Allerdings definieren sich Menschen meist nicht nur über eine Kategorie, sondern über viele verschiedene, sodass es auch darauf ankommt, was in einer bestimmten Situation als Merkmal besonders hervor sticht (im Fachjargon heißt das Salienz). Wenn man z. B. den Fans unterschiedlicher Fußballvereine bewusst macht, dass sie alle Fußballfans sind, dann werden sie gerne gemeinsam gegen z. B. Basketballfans agieren - unabhängig davon, dass sie eigentlich unterschiedliche Vereine mögen usw. Das ist ein umfangreiches Forschungsfeld.
        Alles ist Gift. Es kommt nur auf die Dosis an. (Paracelsus)

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          #5
          Interessanter Thread.

          Wie du sagst denke ich auch, dass Welten, die komplexer sind und mehr Raum für die Fantasie des Lesers lassen, auch besser für Fans geeignet sind. Aus dem Grund plädiere ich eigentlich auch immer dafür, den Weltenbau zum Eigenzweck zu machen - also nicht dort aufzuhören, wo die Geschichte aufhört. Wenn ich an all die Bücher denke, die sich besonders lebendig angefühlt haben und wo meine Kreativität am meisten angeregt wurde, dann sind das exakt die, wo dahinter eine riesige Welt steht, die in den Büchern merkbar nicht komplett durchgekaut wurde. All die Häuser und Verbindungen in Game of Thrones. All die Lieder und Theaterstücke in Der Name des Windes. Die Sprachen in Tolkiens Mittelerde. Es gibt extrem viele Varianten, um seiner Welt Komplexität zu verleihen.
          Aber dann gibt es eben Bücher, da merkt man regelrecht, dass der Autor für seine Geschichte 5 Länder gebraucht hat - also gibt es fünf Länder. Er brauchte 2 Völker - also gibt es zwei Völker. Ein Lied wird irgendwo gesungen - und kein zweites auch nur mit Namen erwähnt. Das wäre so, als hätte sich Rowling auf drei Häuser beschränkt, Gryffindor für die Guten, Slythering für die Bösen und ein drittes für den ganzen Rest. Aber darum ging es ihr eben nicht.



          Das mit der Farbkodierung finde ich interessant. Glaubt ihr, es kommt da mehr auf die Gruppierungen an oder mehr auf die Farben?
          Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

          So nah, so fern.

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            #6
            Also meinem Verständnis nach käme es mehr auf die Gruppierungen an, d. h. darauf, welche Personen dieser angehören.

            Wenn man das mal mit seinem alltäglichen Erleben (und mit den obigen Theorien) vergleicht: der erste Eindruck zählt.
            Er muss nicht zwangsweise korrekt sein, aber ich wage zu behaupten, dass jeder Mensch seine Gegenüber auf potentielle Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin untersucht bzw. einschätzt (und sie dann kategorisiert - mindestens in "sympathisch - unsympathisch"). Das passiert meist unbewusst und im Bruchteil von Sekunden. Und je ähnlicher (Aussehen, Einstellungen, ...)
            die Person uns scheint, desto sympathischer ist sie uns natürlich.

            Problematisch wird es dann, wenn der Schein trügt (was nicht so selten zutrifft) - sowohl in positiver als auch in negativer Richtung. Man müsste der Person ja auch erst einmal die Chance dazu geben/lassen, die eigene Ansicht zu revidieren. Das ist mitunter schwierig. Sieht man u. a. daran, dass es so viele Stereotype und Vorurteile gibt (die ja teilweise nicht mal unbegründet sind, aber ein "alle über einen Kamm scheren" tut manchem unrecht). Wird man eines besseren belehrt, ist das gefühltes Win-Win für beide Seiten. Interessanter finde ich es aber, wenn sich die positive Meinung ins Gegenteil verkehrt, denn es gibt viele, die "den Absprung" aus der Gruppe dann dennoch nicht schaffen.

            Ich möchte damit jedoch nicht ausschließen, dass es auch Menschen gibt, die bestimmte Farben so wenig leiden können, dass sie allein deshalb niemals der einen oder der anderen Gruppe beitreten würden. Aber für gewöhnlich sollten zwischenmenschliche Gründe überwiegen, da Menschen eben soziale Wesen sind.
            Alles ist Gift. Es kommt nur auf die Dosis an. (Paracelsus)

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              #7
              Ich strebe auch eine eigene Welt an. Was den Plot angeht ist man ja schon irgendwie freier. Religionen, Gesetze kann man um den Plot bauen...Das Zentrum, den Handlungsort habe ich entworfen, was die Architektur angeht und soziale Schichten. Die Gesetze sind am entstehen. Und Nachbarländer. Man braucht ja Handelspartner, Länder in denen man untertauchen kann und verschiedene Kulturen, Religionen, die andere Charaktere haben können. Verschiedene Tiere und Pflanzen. Ich möchte etwas Umfangreiches haben.

              Aber wo sammeln ich es am besten? Bei den vielen Korrekturen wäre es nicht gerade Umweltfreundlich Papier zu verwenden. Und einen Rechner kann ich nicht überall mit hinnehmen...
              ~ We know the songs the sirens sang
              See us dream every tale true ~

              T. Holopainen

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              • Schneeregen
                Schneeregen kommentierte
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                Dann mach es doch einfach wie beim Schreiben auch. Ideen und Entwürfe in ein Notizbuch. Die Feinarbeit und Ausarbeitung dann auf dem Rechner.

              #8
              Ich denke, dass Maggis Vermutung mit dem Self-Insert stimmt. Ich habe mir schon oft vorgestellt, wie es wäre, als Figur in der Welt meines Lieblingsromans zu leben. In welchem Teil der Gesellschaft man mich finden würde, was ich tun würde, was meine Ziele wären und wie ich mit den schon existierenden Figuren in Berührung kommen würde, die mir am besten gefallen haben.

              Das mit der Zugehörigkeit zu einem Team, einem Haus oder was auch immer stimmt auch. Bei Harry Potter waren es die Häuser, bei Panem die Distrikte, bei Divergent gab es so etwas auch und sogar in Spielen wie Skyrim (Sturmmäntel oder Kaiserreich) oder Twilight (Team Jacob oder Edward) spielt das eine große Rolle. Es geht darum, sich für etwas zu entscheiden und dann Teil einer Gruppe zu sein.

              Man muss auch merken, dass hinter der Welt noch mehr steckt als die Handlung, die wir mitbekommen. Dass hinter den Figuren mehr steckt, als wir zu Gesicht bekommen. Wenn ich schreibe, plane ich das Leben jeder Figur bis ins kleinste Detail, bis ich das Gefühl habe: Hey, diese Figur könnte mit dieser Geschichte genauso gut deine Hauptfigur sein und ihre Story wäre mindestens genauso interessant. Bei mir könnte quasi jede Figur der Protagonist sein, aber letztendlich muss ich mich für eine entscheiden.

              Wenn man beim Worldbuilding nicht spart, hat man irgendwann das Gefühl, dass es in dieser Welt noch viel mehr Geschichten zu erzählen gibt. Und so etwas animiert Leser wahrscheinlich auch dazu, den Faden weiterzuspinnen.

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                #9
                Wenn man beim Worldbuilding nicht spart, hat man irgendwann das Gefühl, dass es in dieser Welt noch viel mehr Geschichten zu erzählen gibt.
                Das stimmt. Ich brauche beim lesen das Gefühl, dass die Handlung in einer lebendigen, komplexen, funktionierenden Welt stattfindet. Sonst hat das ganze für mich irgendwie Märchenfaktor (Gibt Leute, die das mögen, aber ich mag das nicht so.). Dabei brauche ich nicht mal Enzyklopädien voller Lore. Mir reicht schon die Erwähnung von anderen Ländern, Völkern, Kulturen, von geschichtlichen Fakten, oder Bräuchen, oder Mythen. Nur die Erwähnung, ohne Erklärung oder Erläuterung, reicht bei mir aus, damit ich das Gefühl bekomme, dass ich mich in einer richtigen Welt befinde und nicht nur in einer Theaterkulisse.

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