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Sollte man sich als deutscher Autor bei Realbüchern sich auf Deutschland als Handlungsort beschränken?

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    Sollte man sich als deutscher Autor bei Realbüchern sich auf Deutschland als Handlungsort beschränken?

    Ich hole mal das Theme hier her, weil es ein generelles Thema ist. Ich halte es fast nie für eine gute Idee, seine geschichte bei einem Realbuch in den USA anzusiedeln. Ich halte bei Büchern fernab der Phantastik es für einen deutschsprachigen Autor besser, seine Geschichte in heimischen Gefilden anzusiedeln. 1. kennt man sich meist besser aus, man muss nicht so viel recherchieren und greift nicht so schnell auf Klischees zurück. 2. misst man sich nicht direkt mit den besten amerikanischen, australischen oder englischen Autoren. 3. kann man auf andere Geschichten zurückgreifen und andere Themen behandeln, die woanders nicht so möglich sind. 4. ich halte die Veröffentlichung aus den ersten drei Gründen bei hoher Qualität für einfacher.

    #2
    Ich gebe dir da vollkommen recht. Irgendwo las ich mal einen Beitrag von einem Schreibguru, der sich darüber beschwerte, wie viele deutsche Autoren lieber ihre Geschichte in Amerika spielen lassen, als in Deutschland. Ich weiß nicht mehr genau, was er da alles aufgeführt hat, aber ich musste ihm damals auch schon recht geben. Genau aus dem Grund handelt mein letzter Roman prinzipiell in Deutschland, auch wenn es das so nicht mehr gibt. Auch der Roman, an dem ich jetzt arbeite, spielt wieder in Deutschland. Nur mein vorletzter Roman spielte in Frankreich, was allerdings seine Gründe hatte. Die Geschichte behandelt auch die französische Revolution und ist auch teilweise biografisch zu sehen. Das hätte also sonst nicht funktioniert. Zudem habe ich als Halbfranzösin sowieso nochmal einen anderen Draht zu unserem Nachbarland, darf also die Verbundenheit und Liebe zu diesem Land ruhig offen zeigen.

    Generell bin ich der Meinung, dass man als Autor Geschichten, die in der realen Welt spielen, in dem Land spielen lassen sollte, in dem er selbst lebt, sofern die Figuren nicht auch durch die Welt reisen, wie es z. B. bei James Bond der Fall ist. Man kennt sich mit den örtlichen Gegebenheiten und der Mentalität der Menschen aus. Man bedient als Autor genau den Markt, auf den man doch abzielt. Es macht doch nur Sinn, seine Geschichten in einem anderen Land spielen zu lassen, wenn man dort veröffentlichen oder seinen (in unserem Fall deutschen) Lesern eine fremde Welt vorstellen will. In letzterem Fall sollte man aber wenigstens mal dort gewesen sein oder jemanden haben, der sich dort noch besser auskennt als ein Tourist. Ansonsten hat es für mich etwas mit Liebe und Stolz zu seiner Heimat zu tun. Ich bin Deutsche. Wieso soll ich das in meinen Geschichten verheimlichen oder sogar zeigen, wie sehr ich Deutschland verachte, indem ich einen fremden Schauplatz wähle (was bei mir zum Glück nicht der Fall ist)? Es muss also einen guten Grund geben, wieso ich einen anderen Schauplatz als Deutschland wähle.

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      #3
      TL;DR, weil der Post nun doch so lang geworden ist: Nein, muss man m.M.n. nicht. Man kann, wenn man will, und dann können tolle und wertvolle Geschichten entstehen. Wenn man nicht will, sollte man nicht - und wenn man es nicht tut, können genauso tolle und wertvolle Geschichten entstehen.
      Geschichten mit regionalem Setting sind auch gut und wertvoll - aber nicht nur. Es müssen sich nicht alle deutschsprachigen Autor*innen nur aufgrund ihrer Herkunft in dieselbe Kerbe zwingen und einschränken, um Erfolg zu haben.




      Werke mit regionalem Setting sind wertvoll und haben viele Vorzüge, die andere Geschichten nicht haben - das gleiche gilt aber auch für andere Settings. Es müssen sich m.M.n. nicht alle Autor*innen aufgrund ihrer Herkunft in dieselbe Kerbe zwingen und auf ein Setting beschränken.
      Jedes Setting hat seine eigene Atmosphäre und seine eigenen Vor- und Nachteile. Ich halte es für sinnvoll, ein Setting zu wählen, das zu der Geschichte, die man erzählen will, und den Figuren passt. Das ist mir persönlich wichtiger als "schreib was du kennst" - letzteres hat mich in der Vergangenheit eher gehemmt und eingschränkt (da bin ich dann sicher auch etwas biased, aber der ganze Post ist ja auch nur meine persönliche Meinung und keine universelle Wahrheit):

      Mangelndes Wissen kann und sollte man durch Recherche ausgleichen, und gerade heutzutage finde ich es leichter als je zuvor, im Internet Menschen zu finden, die einem einen authentischen Einblick in das gewählte Setting gewähren können. Das ist zweifelsohne zeit- und arbeitsintensiv. Recherche ist allgemein zeit- und arbeitsintensiv. Wer nicht bereit ist, diese Zeit und Arbeit zu investieren, wird, denke ich, aus ganz anderen Gründen Schwierigkeiten mit der Veröffentlichung haben.
      Nach der Logik "dürfte" man aber z.B. auch nichts schreiben, was außerhalb der eigenen Heimatstadt oder des eigenen Dorfes stattfindet. Ich als Stadtkind dürfte also nie ein Dorf als Setting wählen, weil ich ja in einer Großstadt aufgewachsen bin - hab ich aber schon mal und hatte keine Probleme damit, ein Publikum zu finden.

      Nicht jede*r hat die Priorität, in Deutschland bekannt zu werden. Die Verkaufszahlen sind nicht für jede*n eine Priorität. Und selbst wenn, gibt es genug Möglichkeiten, mit einem anderen Setting erfolgreich zu sein, denn die deutschsprachige Bevölkerung ist genauso vielseitig wie jede andere auch, und die Geschmäcker sind verschieden.
      Persönlich fände ich es langweilig, wenn alle deutschen Autoren nur Deutschland als Setting wählen würden. Ich mag Abwechslung, und ja, dazu gehört auch, dass ich es als etwas eintönig empfinde, dass so viele Werke immer in denselben amerikanischen Städten spielen (das ist mein persönlicher Geschmack und nicht repräsentativ für irgendeine Gruppe in der Bevölkerung, geschweige denn die Gesamtbevölkerung). Ich würde es als genauso eintönig empfinden, wenn plötzlich jeder deutsche Roman in Hamburg oder Berlin spielen würd - und das, obwohl ich in Hamburg lese und durchaus gerne die eine oder andere Geschichte mit Hamburg als Setting lesen und auch gern mal schreiben würde (eine Geschichte spielt ohne Spezifizierung des genauen Settings in Deutschland, da hatte ich auch Freude daran, das Medizinstudium wie es in Deutschland abläuft zu thematisieren). Aber eben nicht nur. Das ist der springende Punkt. Auch - nicht nur. Sowohl zum Lesen als auch zum Schreiben.

      Mich hat an dieser Diskussion bisher vor allem dieses "sollte" gestört, das für mich einen Appell impliziert und dass ein Setting (in diesem Fall der deutschsprachige Raum) besser ist als andere. Wenn ich das falsch interpretiert habe, dann tut mir das natürlich leid und ich lasse mich gern korrigieren - zu meinen oben beschriebenen Gedanken dazu stehe ich aber, die beziehen sich nicht nur darauf, sondern auf das Thema allgemein. Diesem "sollte" kann ich einfach nicht zustimmen.
      Außerdem kann es durchaus sein, dass die Veröffentlichung mit regionalem Setting einfacher ist, mit einem anderen Setting ist der Erfolg aber auch nicht ausgeschlossen. Es finden sich für jede Art von Geschichte (in diesem Fall für jedes Setting) Schreiber*innern und Leser*innen.
      Deutsche Geschichten mit regionalem Setting finde ich schön und wertvoll (wenn es Geschichten sind, deren Inhalt und Charaktere mich berühren, genau wie bei jedem anderen Setting auch) und sie sollten geschrieben werden - von Autoren, deren kreativer Kopf sich eine Geschichte ausgedacht hat, zu der das passt, bei der sie mit Leidenschaft und Herzblut dabei sind, die genau diese Geschichte erzählen wollen. Ich entnehme dem Post von Earu z.B., dass sie so eine Autorin ist und damit wertvolle Geschichten beiträgt.
      Ich denke eben nur, dass das gleiche auch für andere Autoren mit anderen Geschichten mit anderem Setting gilt.

      Und jetzt ist das doch länger geworden, als ich dachte. Aber es juckte mir einfach in den Fingern, nochmal alles wichtige ohne Bezug auf eine bestimmte Geschichte als eigenen Post zusammenzufassen. ^^'
      There are many ways to make music.

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      • Milch
        Milch kommentierte
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        Die Phantastik habe ich ausgeschlossen.
        Wenn man für sich schreiben will,ist man nicht an Regeln gebunden, dann darf man sich nicht beschweren, dass man kein Publikum erreicht. Wenn du es international schaffen willst, versuche es.
        Wer für sich schreibt, ist an keine Regeln gebunden. Er muss noch nicht mal an show, dont tell halten oder an andere Regeln.
        Ich bin von Mainstream ausgegangen. Mainstream bedeutet Masse.
        Natürlich mag es Ausnahmen geben, aber das sind eben Ausnahmen. Jemand listete hier auf, dass 7 der erfolgreichsten Liebesromane ein deutsches Setting haben. Auf der aktuellen Bestsellerliste habe ich die gleiche Beobachtung gemacht.

      • Lia Roger
        Lia Roger kommentierte
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        Milch Wenn du ein Gespräch mit mir über das Thema willst, fände ich es nett, wenn du auf die Dinge, die ich dir bisher geschrieben hab (in den Kommentaren sowie in den PNs) erstmal eingehen und dich mit ihren Inhalten auseinandersetzen würdest. Welches Ziel verfolgst du damit, hier eine neue Diskussion mit so halb neuen (wieder nicht belegten) Behauptungen zu starten, wenn du auf so vieles noch nicht eingegangen bist? Ich hab dir meinen Standpunkt bereits umfangreich erklärt und mich mit deinen Aussagen ebenso umfangreich auseinandergesetzt. Ich hab dir auch erklärt, warum die Diskussion mit dir für mich zermürbend war und wie deine Wortwahl, deine Aussagen und dein Gesprächsverhalten bei mir ankommen - auch mit dem mehrfachen expliziten Hinweis darauf, dass du mir bescheidsagen sollst, falls ich mich mit meinem subjektiven Eindruck irre, um Missverständnisse und Strohmannargumente zu vermeiden. Du bist auf nichts davon eingegangen. Von dir sind jedes Mal lediglich die gleichen Pauschalaussagen zurückgekommen. Das ist mir persönlich zu ermüdend und einseitig.

        EDIT: Auf die Gefahr hin, dass das das einzige ist, worauf du antwortest: Wie kommst du auf Phantastik? Ich habe nicht nur von Phantastik gesprochen.

      #4
      Ich verstehe dein Argument mit dem Heimvorteil, allerdings hat jener Vorteil sehr schnell seine Grenzen erreicht, was ihn als Grund, gegen einen Schauplatz in einem nicht-Heimatland, in meinen Augen wahnsinnig schwächt: Nach der Heimvorteil-Logik wäre es nämlich für mich am Sinnvollsten ab jetzt nur noch (bei nicht fiktiven) Geschichten in kleinen Städten, vorzugsweise in Baden-Württemberg, zu schreiben, da ich eine Großstadt, wie zum Beispiel Berlin, niemals mit hundertprozentiger Authentizität rüberbringen könnte, wie es ein Berliner könnte. Die Mentalität ist nämlich auch in Deutschland nicht überall die gleiche.
      Vermutlich müsste ich daher ähnliche Recherche-Arbeit leisten, wie wenn ich eine Stadt in den USA als Schauplatz gewählt hätte und müsste dann ja obendrein erneut stellenweise auf Klischees zurückgreifen. Und das obwohl es auch in Deutschland stattfindet.

      Natürlich ist der Markt (und die damit einhergehende Konkurrenz) für Bücher in englischsprachigen Ländern, insbesondere die USA, größer und folglich härter. Allerdings hat das ja auch seine Gründe: Die Nachfrage danach ist schlicht ebenfalls größer, aufgrund des riesigen Einflusses, den die USA – besonders auf die Filmindustrie – hat. Wenn die Nachfrage also größer ist, müsste man - natürlich mit entsprechender Qualität - ja auch eine gute Chance auf Erfolg haben, oder nicht?
      Also hat für mich das Konkurrenz-Argument ebenfalls seine Lücken.

      Aus Stolz auf mein Land ,Deutschland als Schauplatz zu wählen, kann ich persönlich nicht vollziehen. Dazu sei aber gesagt, dass ich Nationalstolz bei allen Ländern als „unbegründet“ empfinde. Kann ja eigentlich nichts dafür, dass ich in Deutschland geboren wurde oder dafür, was meine Vorfahren erreicht (oder auch komplett kaputt gemacht…) haben. Ich kann nur auf das Stolz sein, was ich auch mit eigener Verantwortung und Kraft erreicht habe, nicht darauf, worin ich einfach mal hineingeboren wurde ohne mich überhaupt aktiv dafür entschieden zu haben.

      Ich persönlich habe noch nie Geschichten in Deutschland spielen lassen: Dafür finde ich das eigene Heimatland irgendwie zu ‚langweilig‘. Immerhin nutze ich das Schreiben ja um die Welt (und fremde Welten) zu erkunden, ohne dabei Unmengen Kohle ausgeben zu müssen haha.
      Ich schreibe inzwischen auch immer öfter in eigenen Welten, habe aber früher vorzugsweise (besonders bei RPG’s) in der realen Welt geschrieben. Allerdings habe ich dort auch immer nur Länder und Städte angestrebt, die mir selbst als interessant erschienen und in denen ich gerne selbst leben würde. Deutschland hat mich einfach dabei nie gereizt und wird es glaube ich auch in naher Zukunft nicht.

      Edit: Habe "unsinnig" durch "unbegründet" geändert, da mir ersteres bei genauerer Überlegung doch unpassend und Fehl am Platz erschien.
      I don't like lemons.

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      • Milch
        Milch kommentierte
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        Anlauttabellen war ein Beispiel von tieferer Kenntnis, das gleiche gelten für die Spelling-Bee-Wettbewerbe, die ganz bekannt sind.
        Bei Tauben wäre es die unterschiedlichen Gebärdensprachen. Haben Sie in den USA auch so lustige Gebärden für Prominente?

      • Dodo
        Dodo kommentierte
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        Wenn Gebärdensprache für die Story interessant ist, dann wird man das herausbekommen. (@lustige Gebärden: Ist Gebärdensprache in D oder den USA zur Belustigung Hörender gedacht? Die Antwort braucht man wohl nicht googeln. *zwinkerzwinker*)
        "Anlauttabelle" musste ich googeln, trotz schulpflichtiger Kinder. Brauchte ich bisher nicht für meine Geschichten.
        Fakten kann man googeln, Diskussionen verfolgen, Gefühl und Empathie helfen beim Erfassen von sensiblen Themen, Atmosphäre, Sinneseindrücken.

      • Milch
        Milch kommentierte
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        Sei froh, dass nichts von der Anlauttabelle gehört hast!
        200tausend Wörter sind fast 800 Normseiten. Das wäre für den Verlag bei einem Neuling schon ein Risiko.
        Möglicherweise hat der Verlag schon Ocean Vong im Verlag, die in den USA spielen.

      #5
      Schuldig im Sinne der Anklage. In jedem einzelnen Punkt.

      Meine Romanzen spielen auf Cape Cod, statt am Timmendorfer Strand, und die Urban Fantasy Reihe in London, statt in Duisburg, wo ich jede Taube beim Namen kenne .

      Das tue ich, weil ich Deutschland verachte. Außerdem schreibe ich unter einem (mehreren) Pseudonym(en) da ich nicht zu meiner Schreibe stehe. Die 99ct Aktionen, die ich hin und wieder durchführe, basieren auf einer kruden Mischung aus Marketing-Ignoranz und mangelndem Selbstwertgefühl. Ach ja, hätte ich fast vergessen: SPler bin ich geworden, weil mich kein seriöser Verlag jemals aufnehmen würde.
      Damit habe ich wohl alle Klischees und Unterstellungen erfüllt, die ich im Laufe dieses Tages in verschiedenen Sozialen Netzwerken lesen durfte.


      Ich will nicht abstreiten, dass es tatsächlich für Autoren einfacher sein kann ihre Geschichten zu Hause anzusiedeln, was ja auch super gute Gründe haben kann, falls ich Regionalkrimis oder so was schreibe.
      Für mich als Provinzler aus dem Westerwald ist Berlin genauso exotisch wie Las Vegas. Sollten deswegen meine Geschichten rund ums Lahntal spielen? Eher nicht.

      Ich habe mich klar für SP entschieden, da ich niemanden (außer meiner Liebsten, meiner Lektorin und Korrektorin) ertrage, der/die mir sagt was ich tun soll oder muss. Wenn ich meine Geschichte in ein Kaff auf Sri Lanka legen will, tue ich das. Dann muss ich halt etwas mehr Mühe in die Recherche legen. Gut. Dabei lernt man ja auch was.

      Wenn ich nur auf das "einfach" und "das können andere besser" schauen würde, dürfte ich nur noch alte weiße, heterosexuelle und atheistische Männer als Perspektivfiguren haben, müsste auf ethnische und sexuelle Vielfalt in den Geschichten verzichten, ................ (denkt euch noch eine lange Liste aus.) Oder gar nicht mehr schreiben.

      Habe letztens einen sehr kurzweiligen Vortrag von Dan Brown gehört: Selbst der mieseste Dialog gewinnt, wenn man ihn an einen exotischen oder bedeutsamen Ort legt. (In meinen Worten zusammengefasst)
      Robert Langdon läuft durch das Guggenheim Museum in Bilbao, den Louvre und die Sacrada Familia. Alles keine Orte, die in seiner Heimat in Neuengland liegen, glaube ich.

      Hatte nicht irgendwer John Green erwähnt? Schickt der nicht Hazel Grace auf einen Ausflug nach Amsterdam? Kaum ein Buch von Irving, in dem Wien nicht auftaucht.

      Sicherlich unterscheiden sich die Leser von SP von den Buchhandlungskäufern und denen, die ihre Lektüre nach dem Feuilleton der Zeit ausrichten.

      Eskapismus ist ein wichtiger Teil deren Zielvorgabe bei der Auswahl von Romanen. Und ja, ich bin mir sicher, der Kaufen-Button meines letzten Buchs wird eher gedrückt, wenn es in London spielt, als in Duisburg.
      Natürlich ist das alles ausgesprochen subjektiv und ich kann total daneben liegen.





      I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

      Douglas Adams

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      • Peter
        Peter kommentierte
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        Earu

        Ach woher denn.
        Ich bin doch kein kleines Sensibelchen.

        Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr angeknurrt.

      • Milch
        Milch kommentierte
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        Dan Browns Bücher sind Reisebücher mit Verschwörungstheorie gewürzt.

      • Earu
        Earu kommentierte
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        Dann bin ich ja froh. Nein, ich fühlte mich gar nicht angeknurrt. Ich hatte nur Angst, dir versehentlich auf die Füße gestiegen zu sein. Dafür hab ich generell ein großes Talent und da ich dich schätze, wollte ich sichergehen, dass alles in Ordnung ist, oder mich notfalls entschuldigen. Letztlich muss sich schließlich jeder selbst überlegen, was er wo wie schreiben will und ein sollte ist ja noch lang kein muss.

      #6
      Kommt drauf an.
      Wenn man sich gut in dem gewählten Setting auskennt, warum nicht? Natürlich gibt es viele Fettnäpfe und, je nach gewähltem Kulturkreis, große Fehlerquellen, Gefahren der Fehlinterpretation und Falschdarstellung.
      Vielleicht ist ein westliches Setting für jemanden, der westlich sozialisiert ist, aber nicht ausschließlich fremd. Ich denke schon, dass machbar gute Recherche bei einem Setting in UK, USA, Kanada, Australien, Frankreich, Holland, Schweden, etc Problemen vorbeugt.

      1. kennt man sich meist besser aus, man muss nicht so viel recherchieren und greift nicht so schnell auf Klischees zurück.
      Stimmt.
      Ich persönlich recherchiere aber gern. Ich reise gern in fremde Länder und versuche, das fremde Land zu begreifen. Ob ich es widerspiegeln kann ... Ich glaube, das würde bei mir tatsächlich von meiner Hingabe für ein fremdes Setting und dem Grad der Fremdheit abhängen. USA, Kanada, Westeuropa wären mE exzellent machbar.
      Recherche schützt vor Klischees (das Aber folgt).

      Und natürlich ist die Frage erlaubt: Warum ausgerechnet: USA, Japan, Südsudan, Fidschi ...
      In einem der blöderen Fälle ist es die Auffrischung einer langweiligen Geschichte durch einen exotischen Flair, der nicht mehr ist als dümmste All-inclusive-Touristik und den Leser in seiner sauberen Comfort-Blase hält. Oder gar das Bild des westlichen Retters/Imperialisten bedient. Leider gibt es auch dafür einen Markt. Würde ich mich nicht für verkaufen wollen. Verkaufbarkeit ist nicht alles.
      Je fremder die Kultur, desto besser sollte man recherchieren oder sich darin einleben - und muss sich trotzdem ggf. den Vorwurf des westlichen Klischees gefallen lassen, weil man gar nicht merkt, dass man ein Klischee bedient - oder gar mehr, nämlich Diskriminierung und Aneignung.
      Und ein verzerrtes Bild von Minderheiten (seien es Oklahoma-Cherokee, Amish oder andere) hilft niemandem, im Gegenteil.


      2. misst man sich nicht direkt mit den besten amerikanischen, australischen oder englischen Autoren.
      Anglophone Autoren haben keine Angst, ihre Geschichten in Deutschland spielen zu lassen, und dabei messen sie sich dann doch mit mir! Oder Thomas Mann. Oder Juli Zeh. Oder Marc-Uwe Kling. Oder Walter Moers. Am besten, man schreibt gar nicht. *Ironie off*

      3. kann man auf andere Geschichten zurückgreifen und andere Themen behandeln, die woanders nicht so möglich sind.
      Und vice versa. Kommt halt drauf an, ob man das so benötigt, dann sollte man das Setting entsprechend auswählen.

      Ich habe weder eine Abneigung noch Zuneigung zu einem deutschen Setting. Mehrere meiner Geschichten sind in nicht näher benannten, fiktiven deutschen Großstädten UND Berlin angesiedelt, weil ich dann weniger in meiner Fantasie herumgeistern oder recherchieren musste, ja.
      Mein aktuelles Projekt spielt unglaublich weit weg, mir wird jedesmal schlecht, wenn ich sehe, wie weit weg das ist. Weil ich mich in den Ort verliebt habe. Ds ist mein persönlicher Orts-Eskapismus, auf den ich meine hoffentlich irgendwann Leser*Innen mitnehmen möchte. Dass ich dafür viel recherchieren muss und trotzdem Fehler machen werde, die ich aber so gering wie möglich halten möchte, ist mein Risiko bezüglich des Settings. Für mich zählt hier auch eher das Feeling des Orts, nicht die korrekten Straßennamen. Gilt auch für meine deutschen und teils sehr persönlichen Settings.
      Und tatsächlich halten mich Klischees davon ab, gewisse Geschichten in D spielen zu lassen. Meinen Mountie möchte ich ungern gegen einen Rosenheim-Cop austauschen.

      Fazit: Nein, man SOLLTE sich nicht auf Klein-Kleckersdorf beschränken, aber man darf es, wenn man will.

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        #7
        Vorweg: Man MUSS sich auf gar nichts beschränken. Ob man das SOLLTE hängt davon ab, warum man ein fremdes Setting wählt und welche Schritte man zu gehen bereit ist, um den entsprechenden Fallen, die damit verbunden sind, zu entgehen.
        Was man auf jeden Fall tun sollte: Sich ernsthafte Gedanken darüber machen, warum man ein bestimmtes Setting wählt.

        Für mich gibt es zwei Gründe, die für ein "fremdes" Setting sprechen: Der Erste ist Eskapismus. Wenn ich mich mit einem Buch "wegträumen" will von meinem Alltag, dann kann ich das besser, wenn ich nicht an jeder Hausecke (im Text) an eben meinen Alltag erinnert werde. Ich beschäftige mich bewusst mit Problemen, die ein Stück weg von meinen eigenen statfinden. Der zweite Grund ist, dass ich meinen Horizont erweitern will und erfahren will, wie es an anderen Ecken der Welt zugeht und wie sich diese von meiner eigenen Lebensrealität unterscheiden.

        Die erste Falle, in die man als Autor tappen kann, ist dabei, dass man die Lebensrealität an diesem anderen Ort oft gar nicht so gut kennt, wie man eben glaubt. Gerade die USA werden mMn oft gewählt, weil sie uns durch Filme und amerikanische Literatur vertraut erscheint. Dabei wird aber oft vergessen, dass diese Quellen wiederum nur ein Abbild und ein Ausschnitt der dortigen Realität sind. Wenn wir fremde Werke als Inspiration nehmen, dann sind unsere Werke nicht so originell wie wenn wir die Inspiration aus der Realität fischen. Wir stehen in Versucheung, uns Klischees zu bedienen, weil es das ist, was wir zu Verfügung haben. Es führt außerdem dazu, dass wir aus diesem Vertrautheitsgefühl unbedacht die Lücken mit unseren eigenen Erfahrungen füllen, die sich aber extrem von der dortigen unterschieden könnten. Wir glauben zu wissen, wie es dort läuft, und lassen daher die Recherche schleifen, oder übersehen Kleinigkeiten, weil wir schlicht nicht damit rechnen, dass sie da sind, und entsprechend gar nicht erst darüber recherchieren.

        Das zweite Problem ist, dass bei aller Recherche niemand so gut den Geist eines Settings (oder auch eines Themas) einfangen kann wie jemand, der dazu einen persönlichen Bezug hat. Jemand, der in XY aufgewachsen ist, wird Bilder hervorrufen können über den Zustand der Straßen, den Duft im Frühling oder die Mentalität der Leute, die man nur sehr begrenzt recherchieren kann. Klar, ich kann hundert Leute aus XY dazu interviewen, aber letztlich schreibe ich dann auch nur ihre Worte darüber hin und nicht meine.
        Zudem wird ein Autor, der aus XY stammt und XY als Setting wählt, auch eher spezifische Eigenheiten von XY thematisieren, während ein Autor, der eine Geschichte im Kopf hat und auf der Suche nach einem Setting auf XY stößt, einfach der Stadt seine Geschichte aufstülpt, sie vielleicht hier und da mit der Lokalität verknüpft, aber eben nicht die Stadt als lebendigen Charakter so darstellen kann wie jemand, der sie wirklich kennt.
        Genau das ist es aber, was ich vor allem suche, wenn ich eben wie oben beschrieben durch ein Buch meinen Horizont erweitern will. Ich will nicht eine Geschichte lesen, die letztlich mit kleinen Änderungen auch vor meiner Haustür spielen könnte, ich will eine Geschichte lesen, die mir XY so nahe bringt, dass ich mich fühle, als wäre ich dort oder mir wünsche, den Ort einmal mit eigenen Augen zu sehen.

        Ich habe schon mehrfach mit ausländischen Autoren Kontakt gehabt, die ihr Setting in Deutschland haben wollten, und ich muss sagen, es ist lustig bis haarsträubend, wie sich deren Bild von Deutschland von der Realität unterscheidet, und das nach einem gewissen Maß an Recherche. Man sollte einfach nicht vernachlässigen, wie schwierig es ist, eine Gesellschaft glaubhaft zu beschreiben, von der man nur Fakten kennt, aber nicht das allgemeine "Feeling" derselben. Und genauso fürchte ich fühlen sich viele Bücher von deutschen Autoren an, die in den USA spielen und es (was ohnehin fraglich ist) auf den amerikanischen Markt schaffen. Es ist allerhöchstens ein gut recherchiertes Bild, aber es bleibt schlicht oberflächlich, denn es kann immer nur höchstens so tief gehen, wie die Recherche selbst.

        Ich werde keine Empfehlung schreiben, wo ein Buch eines deutschen Autors spielen sollte. Aber ich möchte deutsche Autoren ermutigen, originell zu sein und sich darin zu üben, den Geist, die Eigenheiten, die Probleme und Themen eines Ortes zu entdecken und literarisch zu verwerten sei das nun vor der eigenen Haustüre oder am anderen Ende der Welt.

        Poems are never finished.
        Just abandoned.

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        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Dodo mir persönlich fällt es leichter, meine eigene Umgebung aus Plotgründen zu verbiegen als dasselbe mit einer fremden Gegend zu tun. Daheim tue ich das aus einer gewissen Souveränität heraus. Ich weiß genau, wie lange man mit dem Auto vom Hafen zum Krankenhaus braucht, aber wenn das für meinen Plot ungünstig ist, dann dauert es im Buch halt länger. Bei einer anderen Stadt würde ich mich das vielleicht nicht trauen. Vielleicht, weil es schwer von schlechter Recherche zu unterschieden ist, vielleicht aber auch, weil es nun einmal nicht "meine" Stadt ist und ich auf fremden Boden nicht so rumwüten will

        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Ankh Nun ja, ich bin da ein wenig schamlos.

        • Lia Roger
          Lia Roger kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Ich find deinen Post (und auch den von Badabumm, auch wenn ich für mich persönlich nicht dasselbe Fazit daraus ziehen würde) auch sehr hilfreich, als Reminder, was man recherchieren muss und was man vielleicht noch nicht auf dem Schirm hat. Hat mich zum Beispiel auch dazu motiviert, eine weitere Rechercherunde für ein paar Feinheiten meines Settings zu starten, also danke dafür.

        #8
        Ich stimme Milch in allen genannten Punkten zu, die dafürsprechen, die eigene Geschichte in vertrauten Gefilden spielen zu lassen. Über etwas zu schreiben, das man kennt, ist immer eine gute Empfehlung. (Das ist ja z.B. auch der Grundgedanke der ganzen own-voice-Bewegung.)

        Mich stört nur der erhobene Zeigefinger, wenn diese gute Empfehlung in ein "man sollte" umgewandelt wird. "Sollte" ist nach meinem Empfinden eine zu starke Verallgemeinerung und eine zu pauschale Regel.

        Um mal ein sehr gelungenes Gegenbeispiel zu nennen: Ben Aaronovitch, Engländer und Schöpfer der sehr britischen Peter-Grant-Serie hat ein Spin-off der Serie geschrieben, das in Deutschland spielt. Und das Buch ist sowas von deutsch geworden! Die Atmosphäre ist so gut getroffen, dass man denkt, das kann nur jemand geschrieben haben, der von Kindesbeinen an in Deutschland gelebt hat. Für mich hat das Buch einen Mehrwert, gerade weil ich weiß, dass es jemand geschrieben hat, dem dieses Wissen nicht in die Wiege gelegt wurde, sondern der es sich erarbeitet hat. Und genauso kann es sein bei Büchern, die ein deutscher Autor in einem nicht-deutschen Setting ansiedelt.
        Always avoid alliteration.

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          #9
          Briten und Amerikaner haben leider einen Vorteil, sie werden in Deutsche übersetzt, wir aber nur viel seltener in Amerikanische oder Englische. Wenn, denn sind es die E-Literaten. Aaronovitch begann meines Wissen mit River von London, damit hat er sich eine Leserschaft erschrieben.

          In Deutschland gibt es noch die Touristikkrimis, sie richten sie an ein deutsches Publikum, die da gern Urlaub machen und da sich etwas hinträumen.

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            #10
            Ich würde nur Settings nehmen die ich kenne oder mir zu 100% ausgedacht habe. Bspw. täte ich mich schwer damit ein Buch im Kongo spielen zu lassen, da ich noch nie dort war und selbst gute Recherche manchen vibe nicht rüberbringen kann. Aber das betrifft nur meine Fähigkeiten. Anderen Autoren würde ich nie absprechen wollen so sauber recherchieren zu können und so viel Vorstellungskraft zu besitzen, dass sie das Setting in einem anderen Land überzeugend rüberzubringen.

            Am Ende entscheidet der Leser ob gelungen oder nicht. Ich selbst habe bisher kaum ein Buch gelesen was in Deutschland spielt.
            Nein das war ich nicht.
            Ach so, das!
            Ja, das war ich.

            Kontakt: administrator@wortkompass.de

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              #11
              Seinen Handlungsort denkt man sich in der Phantastik. Ich habe hier die Einschränkung auf realitätsnahe Romane gemacht.

              Die Übersetzungen der meisten Romanen kommen aus dem Englischen. Da ist es wahrscheinlich, dass jedes Thema abgedeckt wird. Warum soll ausgerechnet ein Deutscher ein Thema im amerikanischen Setting besser beschreiben als ein Ami, sei er noch so gut? Besser kann er aber beschreiben, wie das Thema in Deutschland behandelt und gesehen wird. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Deutscher ein Thema findet, was noch kein Ami für sein Land bearbeitet hat? Eher unwahrscheinlich.
              Kauft sich jemand, der auf USA als Handlungsort schwört, unbedingt ein Buch eines Deutschen. Wahrscheinlich hegt er das Vorurteil, sie können nicht schreiben. Er kauft sich die amerikanischen Originale. Man kann ihn auch kein amerikanisches Pseudonym mehr vorgaukeln.

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              • Dodo
                Dodo kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Kauft sich jemand, der auf USA als Handlungsort schwört, unbedingt ein Buch eines Deutschen. Wahrscheinlich hegt er das Vorurteil, sie können nicht schreiben. 
                 
                ”‹”‹”‹”‹”‹”‹”‹Wieso?

              • Milch
                Milch kommentierte
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                Weil man dieses Vorurteil häufiger liest.

              • Dodo
                Dodo kommentierte
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                Dann sollten deutsche Autoren auf jeden Fall gegenan schreiben?

              #12
              Ich habe in meinem „jugendlichen Leichtsinn“ gaaaanz früher einen Roman in Washington spielen lassen. Gut, es war Postapokalypse, zugegeben. Ich kaufte mir also einen Stadtplan und legte los. Aber, nun ja, es waren Deutsche, die dort agierten , in einem Deutschland, das zufällig in den USA lag. Ich war nie dort und die Recherche erschien anfangs simpel - man brauchte ja bloß die gelben Briefkästen in rote umpinseln. Oder waren die gar nicht rot? Gab es überhaupt Briefkästen an jeder Ecke (damals gab es das noch in Deutschland). Standen da die Leerungszeiten drauf? Wurden die von der Post geleert (damals gab es noch die gelbe Post...). Welche Farbe hatten diese Postautos? Usw., usw.

              Ich will mit diesem Beispiel nur sagen: die Recherche wird endlos, weil man die ganzen, alltäglichen Kleinigkeiten nicht kennt. Ich hatte damals auch keinen eigenen Fernseher und die einzigen Infos waren Kojak, Magnum und Bonanza. Klar, kann man heute viel mehr erfahren. Aber der größte Knackpunkt sind die Mentalität, die Sprache und die Denkungsweise anderer Kulturen. Das ging damit los, dass sich meine Amerikaner Brötchen kauften und morgens ein deutsches Frühstück aßen. Ich wusste nicht, wie rum man den Türknauf dreht - also gab es Klinken. Wie man telefoniert. Wie man das Fenster öffnet. Wie man seine Stromrechnung bezahlt. Dass Spülbecken einen Abfallzerkleinerer haben können. Wie die Heizungen funktionieren. Dass man Wohnungen möbliert mietet. Dass Häuser vorbehmlich Leichtbauweise waren und deshalb von Hurrikans weggepustet werden, und dass das mit Steinhäusern wohl nicht passierren würde. Dass es keine Arbeitslosenhilfe im deutschen Sinne gab. Welche Feste, welcher Schulsport war wichtig und prägend? Und, und, und...

              Das Problem ist nicht, dass man es nicht herausbekommt. Sondern das Problem ist , dass man nicht danach sucht. Man muss die Eigenheiten erst wahrnehmen, bevor sie bewusst werden. So lange man nicht merkt, dass man auf dem Holzweg ist, recherchiert man auch nicht.

              Das gibt es alles heute massenweise im Internet - aber kennt man es darum auch?

              Ich habe mehrmals versucht, andere Kulturen zu „verinnerlichen“. Das wird genauso gut, wie diese ganzen Liebesschnulzen, die von deutschen Schauspielern als vermeintliche Engländer in England gedreht werden. Furchtbar. Für meine Südseegeschichte habe ich gelesen, gelesen, gelesen. Zwecklos. Man muss mindestens einmal dagewesen sein und zwar für längere Zeit, man muss die Feinheiten der Sprache begreifen und die Mythen und Tabus verstehen. Man kann eine andere Kultur niemals ganz verstehen - und das sagte mir eine Bekannte, die 20 Jahre mit einem Japaner verheiratet war, in Japan lebte und arbeitete, ein Kind bekam und immer noch nicht zu allen Nachbarn eingeladen wurde (denn sie ist und blieb Gaijin...). Rassismus gibt es überall...

              Das mag für einen normalen Roman vielleicht ausreichen. Mir reicht es nicht. Deswegen sage ich ganz klar: wer nicht mehrsprachig in mehreren Ländern großgeworden ist (z.B. als Diplomatenkind), sollte mit seinem Buch zuhause bleiben. Denn: Filme und Bücher sind auch Filter. Weiß ich alles über die New Yorker Feuerwehr, nur weil ich mir die Bilder vom 11. September angesehen habe? Natürlich nicht. Ich kenne ja nicht mal die deutsche Polizei, nur weil ich Tatort anschaue. Ich kann also auch diesen Pfad einschlagen und die Leser mit genau denselben Märchen bedienen, die auch Kojak und Magnum und Tatort schon bedient haben. Und die Zigtausend anderen Serien und Filme, mit denen wir überflutet werden. Bin ich deswegen Amerikaner? Ganz sicher nicht. Bin ich ein Insulaner von Tuvalu? Noch weniger.

              Wenn der Roman Reiseliteratur ist und sein soll, mag es angehen. Ich komme als Deutscher in ein fremdes Land und sehe es mit meinen Augen. Das ist etwas anderes. Aber ich habe alle Geschichten abgebrochen, in denen ich eine antike ägyptische Prinzessin oder einen russischen Killer beschreiben wollte. Andere Kulturen ticken anders, und ich lasse meine Protas doch immer „deutsch“ entscheiden, auch wenn ich mich zwinge, es anders zu machen. Für eine deutsche Leserschaft ist das in Ordnung, und die Gefahr, dass etwas von mir ins Samoanische oder Amerikanische übersetzt wird und sich die Einheimischen darüber schlapplachen, sehe ich nicht...

              Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
              Mark Twain

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              • Badabumm
                Badabumm kommentierte
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                Man sieht ja am Ende nur das Resultat aus Vererbung, Erziehung und Umgebung. Was welchen Einfluss hatte, weiß man auch heute noch nicht genau. Je nachdem, ob man eher Anhänger des genomgesteuerten oder einflussgesteuerten Verhaltens ist, kann man seine Protas mehr individuell oder mehr universell gestalten. Natürlich ist jeder ein Individuum, aber die Grundlagen werden im Kindesalter bereits geprägt, so dass man sich seines kulturellen Verhaltens gar nicht bewusst ist. Es gibt auch nicht "den" Ungarn, aber jemand, der dort aufgewachsen ist, sieht die Welt anders als jemand aus Peru. Dabei macht die Sprache sicher den größten Teil aus. Die Selbstverständlichkeiten, wie sich ein Mensch benimmt, sind deshalb so schwer zu greifen, weil sie eben für ihn selbstverständlich sind.

                Zu dem Argument: wer ausgedachte Personen schreibt, kann auch ebensogut ausgedachte Orte schreiben: das ist richtig, doch plausibles Handeln zu erfinden, ist genauso schwer. Der Leser will eine stringente Logik, und die beruht auf dem Erfahrungsschatz der Personen, der wiederum kulturell vorgeprägt ist. Man baut seine Protas aus den zur Verfügung stehenden Werte auf. Da man allgemein viele Dinge nicht selbst erlebt hat, beruft man sich auf Erfahrungen und Lebensläufe anderer Menschen, die ja genau dieses Konglomerat aus Individuum und Kultur sind. Man schleppt das sozusagen unbewusst in die Geschichte ein. Wenn die Vorbilder hauptsächlich US-Amerikaner sein sollten, fließt deren gewachsenes Verhalten genauso ein wie das eigene Weltbild. Schreibe ich über jemanden aus Peru, ist Peru in der Geschichte schon enthalten...

              • Milch
                Milch kommentierte
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                Das bezog sich auf die Art der Manager und den Wiwo-Artikel, der auch erklärt, warum manche Verhaltensweisen so sind. In manchen Sachen bestimmt uns auch die Umwelt mehr als uns lieb ist. Systeme prägen uns. Wenn ich schneller gekündigt werden kann, passe ich auf, dass ich nicht so leicht ersetzt werden kann, und achte darauf, das mir niemand so leicht in mein Arbeitsbereich reinfuhrwegt. Wenn es mich weiterbringt, ständig auf meine Errungenschaften hinzuweisen, um den Job zu bekommen, werde ich es tun, wenn ich den Job will. Hier, ich bin der tolle Vertriebler und ich präsentiere euch die besten Zahlen.
                Sicherlich gibt es individuelle Manager, die nicht dem Klischee entsprechen.

                Wie ein Land prägen kann, zieht man anhand Berichten über die sogenannten Deutschländer, die in die Türkei zurückkehren.

              • Lia Roger
                Lia Roger kommentierte
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                Milch Bitte lies die Antworten, die du an vielen Stellen erhalten hast, erneut, um herauszufinden, was nicht nur ich dir sagen möchte. Ich habe noch keinen einzigen Kommentar gesehen, der leugnet, dass man von seiner Umgebung geprägt ist. Es sind die Schlüsse, die du daraus ziehst und deine Verallgemeinerung ("man sollte"/"man sollte nicht"), denen hier widersprochen wird. Ich habe dir zum Beispiel auch bereits erklärt, warum ich persönlich solche Aussagen problematisch finde und eine differenziertere Ausdrucksweise angebrachter fände.
                Ich bin mir sicher, du bist ein intelligenter Mensch mit Leseverständnis. Ich fände es persönlich nett, wenn du in irgendeiner Form kommunizieren würdest, ob du Aussagen und Argumente anderer Leute wahrgenommen und verstanden hast (und auch, was genau sie aussagen und wogegen genau sie argumentieren) und darauf auch eingehen könntest.

              #13
              Mir scheint, dass es sowieso eine unterschwellige Abneigung gibt, etwas in Deutschland spielen zu lassen (hier kam sogar etwas von fehlender Achtung... aber das sah mir ganz nach Ironie aus...). Wie hier schon einige Male durchschimmerte, ist nicht alleine die Exotik fremder Länder verlockend, sondern auch eine direkte Fluchtbewegung. Während sich die USA selber genug sind (und Frankreich und England sind da ähnlich), haben wir ein gestörtes Verhältnis zu unserem Land. Ich vermute, das beruht zu einem nicht unwichtigen Teil auf unserer Geschichte. Überall ist es interessanter (und besser?) als hier.

              Nun darf man nicht vergessen, dass die Medien ohnehin fast ausschließlich angloamerikanisch geprägt sind. Wir wachen mit den USA auf und gehen mit ihnen ins Bett. Englische Vokabeln und Denkweisen sind allgegenwärtig. Nur ein Beispiel: Kinderspielzeug, im allgemeinen für den Weltmarkt produziert, bevorzugt US-amerikanische Formen. Lego ist grundsätzlich englisch orientiert und dient als Vasall für Marvel, Disney und co. Dieselben Vorbilder werden von Mattel oder Sony im Kinderzimmer weiterverbreitet. Im Grunde gibt es nur noch an wenigen Orten ein „deutsches“ Zuhause. Das ist nun mal Globalisierung unter amerikanischer Vorherrschaft. Und das setzt sich fort bei Games und Merchandising (und dafür gibt es schon gar keine deutschen Wörter mehr): Spiele werden fast ausschließlich nur noch auf Englisch produziert (auch von deutschen Schmieden) - UT sind ab und zu noch vorhanden.

              Die wenigen deutschen Filmproduktionen , die international Erfolg hatten, sind wahrlich an zehn Fingern abzuzählen. Im Gegensatz dazu ist der Filmkonsum heute inzwischen auch zunehmend originalsprachlich (wie ich das mitbekommen habe, auch und besonders hier im Forum), so dass eine andere Denkrichtung Einzug hält. Was bei RTL und Pro7 mit den amerikanischen Nachmittags-Klamaukserien begann, hat sich längst in Netflix und co zu beinahe 100% verfestigt. Ich kenne Kinder, die wirklich eher Englisch als Deutsch können... Und die meisten meiner intellektuellen Freunde schauen gar keine deutschen Filme mehr, weil die ihnen zu „blöd“, zu „spießig“ oder einfach zu „langweilig“ sind.

              Unser aufgenommenes Weltbild ist damit von vornherein internationaler und vor allem US-geprägter. Es wäre schön, wenn andere Kulturen und Länder da mithalten könnten, denn im Grunde sind uns Ungarn, Letten und Portugiesen fast fremder als Kanadier und Japaner. Gottlob gibt es gute Medien aus den skandinavischen Ländern und Arte und 3sat beschert uns was aus Frankreich und der Schweiz. Das ist aber Quotenkultur, denn diese Sender werden nur von einer Minderheit gesehen.

              Insofern ist es nicht verwunderlich, dass unsere Protagonisten in die USA auswandern wollen, denn von dort überschwemmt uns täglich die Erfahrungswelt. Es wäre eher verwunderlich, wenn es nicht so wäre. Und die „Lindenstraße“ als Grundfestung der deutschen Kultur ist uns dann doch zu wenig. Und selbst die bleibt uns nicht...

              Das sollte jetzt kein Plädoyer für Deutschtümelei sein. Ich versuche nur, das Phänomen zu verstehen. Da wir vorrangig angelsächsische Literatur lesen, von Autoren, die eben über genau das schreiben, was sie kennen - nämlich USA und Großbritannien - ist die Verlockung von New York und London besonders stark. Da hilft auch ab und zu ein Sven Regener nicht viel, der auch bloß über das schreibt, was er kennt, und das ist eben die „Neue Vahr“....

              Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
              Mark Twain

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              • Milch
                Milch kommentierte
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                Für mich ist Mad Max auch ein australisches Produkt.

                Dass Weltuntergang auch in Deutschland geht, sieht man an Viewegs Endzeit.
                Unter Sportschützen kann man auch in Deutschland eine ordentliche Schießerei inszenieren, wenn man das will. Es passiert zwar seltener, ist aber möglich.

              • Alys II.
                Alys II. kommentierte
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                Peter Milch Mea culpa, irgendwie hatte ich Mad Max geistig wirklich im Southwest angesiededelt. Das ändert aber nix an der Grundaussage, dass eine Dystopie im Setting einer ehemaligen Supermacht den Zusammenbruch der Zivilisation noch deutlicher unterstreicht.

                Bzgl. anglo-amerikanischem Setting: ein Gros der Phantastik-Settings orientiert sich stark am europäischen Mittelalter, was den Entwicklungsstand und die "grobe" Kultur der Welt betrifft (oft: Feudalismus, Lehnswesen, 3-Stände-Gesellschaft etc.). Namen sind gerne englisch angehaucht, und historische Parallelen stammen gerne aus der angelsachsischen Geschichte. Damit haben wir den "anglo"-Teil.

                Der "amerikanische" Teil: Was die Geographie der fiktiven Welt betrifft, ist sie aber von der Ausdehnung her meist deutlich größer als Europa, im Norden ist es kalt und im Süden warm. (Das könnte von der Ausdehnung her auch Eurasien sein, aber für mich fühlen sich diese fiktiven Kontinente immer sehr nordamerikanisch an. Sehr oft gibt's in diesen Kontinenten die Wüste in der Mitte, aber Permafrost und Tundra sucht man vergebens.) Dann vertritt der/die Prota oft ein Wertesystem, das mit dem restlichen Europa-Mittelalter-Setting nicht vereinbar ist. Auch das haben wir in Europa mit der Französischen Revolution und deren Nachwehen selbst erarbeitet, dennoch ist dieses "revolutionäre" Denken mancher Figuren bei amerikanischen Autoren (Martin, Butcher, Rothfuss, Jordan) meinem Empfinden nach häufiger bzw. stärker ausgearbeitet. Auch die Verbreitung der restlichen Kulturen in der fiktiven Welt folgt gerne einem amerikanischen Denkmuster: Der Hauptkontinent ist links oder in der Mitte der Weltkarte, klassisch der Darstellung nordamerikanischen Kontinents auf unseren Weltkarten entsprechend. "Rechts" ist ein großer, größtenteils unbekannter Kontinent mit "wilden, barbarischen" Kulturen (Russland, und Balkanstaaten, plus die Reitervölker Mongolen, Tartaren, Ungarn ...), aber interessanten Handelsgütern (Bernstein, Gewürze, Tee). Nördlich unseres Protagonisten-Landes leben entweder "our friendly but backwards neighbors" (Canadier bzw. indigene Kulturen der Arktisregion) als naturverbundene Völker im Eis, oder ein böses Volk im Eis (Russen in Alaska), im Süden gibt es dagegen die "wilden Wüstenkulturen" mit gebräunter Haut (Mexico lässt grüßen) und vielleicht noch ein paar romantisch-tropisch-exotische Inseln mit schwarzhäutigen Bewohnern im Südmeer (Karibik).

                Milch Ich habe auch nicht gesagt, dass Weltuntergang in Deutschland NICHT geht. Naturlich findest Du mit entsprechendem Rosinenpicken Beispiele dafür. "Wasteland" ist auch eines, "Zombie Zone Germany" ein weiteres. Was ich gesagt habe ist, dass die Wahl eines amerikanischen Settings nicht automatisch Denkfaulheit und Gedankensteifigkeit des Autors ist, sondern auch eine bewusste Entscheidung sein kann.

              • Badabumm
                Badabumm kommentierte
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                Man sollte klar unterscheiden zwischen Film und Buch. Filme spielen zu über 80% in dem Land, in dem gedreht wird. Weil Filme teuer sind. Bei Büchern ist es genauso billig, sie im Kongo oder in Emden spielen zu lassen. Der Unterschied liegt nur im Preis der Recherche (etwa, wenn ein besonders genauer Autor seine Handlungsorte aufsuchen möchte). Die gibt es in Filmen aber auch, also kürzt sich das quasi weg.

                Für die meisten Geschichten ist der Ort nicht so wichtig wie die handelnden Personen. Erst, wenn Orte die Menschen und deren Handlungen prägen, ist es sinnvoll, die Geschichte auch dort spielen zu lassen. Eine Liebesschnulze funktioniert an jedem Ort, aber wenn ein Land z.B. Bedingungen aufweist, die eine Liebe erschwert, sollte man sie auch dort ansiedeln. Und wenn man unbedingt mit 250 km/h über die Autobahn flüchten muss, kann die Story fast nur in Deutschland spielen (wir haben tatsächlich Renntourismus...).

              #14
              Wenn ich über Leben schreibe, die ich nicht selbst gelebt habe, warum sollte ich dann nicht auch über Orte schreiben, die ich nicht selbst gesehen habe? Wenn es funktioniert, mit guter Recherche und Empathie über ein Leben anders als meines vernünftig zu schreiben, dann gilt das gleiche auch für Ortschaften, in denen ich nicht Zuhause bin.
              Ich finde die Haltung, nur zu schreiben was man selbst kennt, nicht gerade förderlich. Kunst lebt davon, dass Horizonte erweitert werden - dazu gehört der des Künstlers dazu. Wenn ich nur bei meinem eigenen Bauchnabel bleibe, was sagt das denn über meine Haltung zu Kunst und Kultur aus?

              Insbesondere zu Geschichten in Deutschland spielen lassen: Das ist mir noch nie in den Sinn gekommen. Ich lese auch keine Bücher, weil sie in Deutschland spielen - spielt eine spannende Geschichte in Deutschland, dann les ich das Buch wegen der Geschichte, nicht dem Setting. In einer idealen Welt würde ich nicht hier leben und ich fühle mich hier nicht Zuhause, warum sollte ich dann mein Schreiben daran festbinden? Genauso wenig wie ich mein Schreiben an die deutsche Sprache festbinde, wenn eine andere Sprache für die Geschichte die bessere Wahl ist. Ich siedle meine Geschichten dort an, wo ihre Erzählung sich richtig anfühlt und vielleicht ist das in Detroit, vielleicht Osaka, vielleicht Isborsk, vielleicht eine Stadt in China oder vielleicht ein Dorf in Deutschland. Liebesgeschichten gibt es überall.

              Wer findet, dass seine Geschichte in einem deutschen Setting erzählt gehört - toll.
              Wer findet, dass seine Geschichte in einem nicht-deutschen Setting erzählt gehört - auch toll.
              Die Frage ist doch, erzählt man seine Geschichte gut? Wenn es einem hilft, die Ort selbst zu kennen, um gut zu schreiben, derjenige weiß bereits was zu tun ist. Und jene, die gut über Orte schreiben, die sie nicht selbst kennen, die wissen bereits, wie sie genug Information für die gewünschte Qualität erhalten. Ich denke nicht, dass es dazu eine Regel braucht.

              1. kennt man sich meist besser aus, man muss nicht so viel recherchieren und greift nicht so schnell auf Klischees zurück.
              Tut "man" das? Ich lebe seit über zehn Jahren an der Ostsee, sie ist nur 10 min mit dem Rad von meiner Wohnung entfernt und ich hab null Ahnung wie ich da hinkomme. Vermutlich greifen jene auf Klischees zurück, weil sie es wollen, nicht weil ihnen Detailwissen fehlt. Man kann auch ohne eigenes Erleben Dinge mit neuen Worten beschreiben, das hat mit Fantasie zu tun.

              2. misst man sich nicht direkt mit den besten amerikanischen, australischen oder englischen Autoren.
              Tut man doch so oder so. Ich stelle mal die Behauptung auf, die wenigsten Leser suchen sich die Geschichte explizit und ausschließlich nach dem Setting aus. Wer einen Regionalkrimi liest, liest vermutlich auch andere Krimis. Ein Krimi ist ein Krimi, da misst man sich immer mit den anderen im Genre.

              3. kann man andere Geschichten zurückgreifen und andere Themen behandeln, die woanders nicht so möglich sind.
              Es gibt ein paar wenige Themen, die regional spezifisch sind. Aber wer diese spezifischen Themen behandeln will, muss sicherlich andere Recherchen dafür anstellen und dann ist die Recherche um die Details des Settings vermutlich nicht mehr besonders groß. Das sind, so stell ich mir vor, vermutlich Themen, die dem Autor besonders am Herzen liegen und das wird sich in der Qualität des Werkes zeigen, ob die Örtlichkeit aus eigener Anschauung bekannt ist oder nicht.
              Allerdings mag es helfen, dort zu leben um überhaupt zu wissen, dass es solch ein spezifisches Thema für die Region gibt. Oder pure Neugier auf das Leben anderswo.

              4. ich halte die Veröffentlichung aus den ersten drei Gründen bei hoher Qualität für einfacher
              Möglicherweise wer sich in Verlagen bewirbt, die sich auf Regionalliteratur spezialisiert haben, das gibt es ja. Hat man mit anderen Themen ja auch, dafür entstehen ja spezialisierte Verlage um diesen Büchern einen einfacheren Weg ans Publikum zu geben. Ich vermute allerdings ganz stark, bei den großen Publikumsverlagen ist das eher irrelevant. Und bei SP liegt's vermutlich eher daran, wie gut man im Selbstmarketing ist und sich im Buchmarkt bewegen kann, weniger dass man eine Nische befüttert - das bringt einen ja nur so weit wie die Nische groß ist.
              Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
              to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
              A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
              You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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              • Dodo
                Dodo kommentierte
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                Nische ist doch gut. Ist möglicherweise ein neuer Trend.
                Ich glaube, jeder große Verlag ist breit aufgestellt. Irgendwann haben Ocean Vuong-Fans alles von Ocean Vuong gelesen. Dann greifen sie zu In-Genius' Werken. Aber nicht nach dem Traumschiff aus Köln.

              • In-Genius
                In-Genius kommentierte
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                Meine Leser antworten mir mit "Endlich schreibt das jemand!", von daher nehme ich an, ist meine Zielgruppe noch nicht bedient worden. Wieder einmal gehst du von dir aus und überträgst das auf andere - aber der Rest der Welt ist nicht wie du.

              • Badabumm
                Badabumm kommentierte
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                Z.B. hier:

                Zitat von Wikipedia
                Der amerikanische Germanist Marron Curtis Fort begann in den 1970er Jahren seine Studien zum Saterfriesischen und leitete schließlich bis zum Jahr 2003 die Arbeitsstelle Niederdeutsch und Saterfriesisch an der Universität Oldenburg. Er erstellte zusammen mit Hermann Dumstorf das Saterfriesische Wörterbuch, das 1980 erschien.
                Allerdings hat er damit schon europäischen Boden betreten.

              #15
              Ich würde jedenfalls versuchen, Originalquellen heranzuziehen. Leider gibt es nicht allzu viele, die auch ins Deutsche übersetzt werden. Das war ein wichtiger Hinderungsgrund für mich, als ich über Samoa schreiben wollte. Man findet nur ein Wörterbuch Samoanisch-Englisch im Netz, und ich glaube, ich habe die einzigen, je verfügbaren Wörterbücher Japanisch/Chinesisch-Deutsch, was hier auch wenig hilft. Alles andere ist grundsätzlich Englisch. Es gibt Reisebeschreibungen deutscher Seefahrer, die auch sehr hilfreich und gut beobachtet sind, aber um Schriftsteller einer fremden Kultur lesen zu können, sollte man deren Sprache können oder die englische Übersetzung heranziehen.

              Nun ist es bei westlichen Kulturen einigermaßen okay, aber je fremder die Kultur ist, desto problematischer ist die Übersetzung, und wenn ich mir dann die englische Übersetzung auch noch zusammenreimen muss, sind schon zwei Filter vorgeschaltet. Wenn das englische Vokabular keine passende Entsprechung vorsieht, wird es gleich am Anfang verfälscht.

              Heute mag es mehr Auswahl geben, aber 1870 gab es diese Auswahl noch nicht (wobei Deutsch damals durchaus gut vertreten war!) und man darauf warten muss, bis sich jemand zu einer deutschen Übersetzung bequemt. Ein Großteil ist übrigens französisch (die spielten nämlich auch mit...).

              Was das Kongo-Beispiel betrifft: ich habe mal Bücher aus afrikanischen Ländern gelesen und fand die fremdartige Sichtweisen schon schwer nachvollziehbar. Auch Satzstellung und Textaufbau sind anders, obwohl bereits auf Deutsch. Was ja übrigens auch in Filmen aus außereuropäischen Kulturen sehr massiv ist: Schnitttechnik, Kameraführung, hervorgehobene Details sind anders.

              Und damit sind wir wieder beim Thema: jede Kultur hat einen Konsens und wenn uns etwas selbstverständlich erscheint und wir es deshalb beim Leser voraussetzen, so setzen andere Länder etwas anderes als selbstverständlich voraus, was sie nicht erklären. Dann kratzt man sich oft als deutscher Leser / Zuschauer am Kopf: "hä, warum passiert das da gerade?"

              Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
              Mark Twain

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