Alle von uns können in etwa einschätzen, was grausam, gewaltätig, ängstigend, besorgniserregend oder ekelerregend ist.
Wenn man zusieht, nur die wichtigsten Trigger aufzulisten,
Wie würde man bestimmen, was die "wichtigsten Trigger" seien? Die Idee klingt erst einmal nicht schlecht, das Wichtigste zu nehmen, allerdings denke ich, dass das Wort "wichtigste" von einigen als Problem angesehen werden könnte.
Ein Problem, was eine Einschränkung der aufgezählten Inhalte mit sich bringt ist auch, der Fall, wenn ein Trigger nicht benannt wurde, aber vorkommt. Neben dem dabei offensichtlichen kann der Leser sich auch fragen, weshalb dieser Trigger nicht aufgenommen wurde, und der Leser kann sich diskriminiert fühlen, wenn er das Gefühl bekommt, dass seine Phobie wohl als nicht wichtig genug angesehen wurde, um aufgenommen zu werden. Man wird es wohl niemals derart umfassend darstellen können, sodass jede mögliche existente Phobie abgedeckt wird ( außer man geht davon aus, dass zum jetzigen Zeitpunkt bereits alle möglichen Phobien bekannt sind und katalogisiert wurden).
Vielleicht wird (oder gibt es bereits) es Autoren geben, die eine Phobie vor Inhaltsangaben entwickeln werden - gegen diese ließe sich gewiss viel anbringen, aber ich fühle mich an dieser Stelle nicht im Stande dazu darüber urteilen zu können oder zu wollen (Wobei mich etwas stört, dass die Verwendung des Begriffes "fühle" diese Aussage fast unangreifbar macht für jene, die Gefühle als undiskutierbar ansehen). Manches wird hier als Meinung bezeichnet oder Weltbild, je nach Ausprägung dieser Meinung oder dieses Weltbildes ist es aber für mich im Bereich des Möglichen, dass diese Menschen dadurch Leid erfahren können. Als Autor kann man, da man selbst die Wahl trifft, dieses oder jenes Leid ignorieren und es die Folgen wird wohl jeder Autor mit sich selbst ausmachen müssen. Ich sehe darin zum einen eine Gefahr, zum anderen aber auch eine Chance. Ich persönlich würde Hinweise bezüglich Homophobie keine Warnung aufnehmen, da ich denke, dass man oft vor Entscheidungen entfliehen kann, die Verantwortung fordern, aber ich dies hier nicht machen wollen würde. Ich denke, dass viele sich davor fürchten, falsche Entscheidungen treffen zu können, und dabei lieber "keine" Entscheidung treffen. Aber dadurch kann man in einen Zustand verfallen, in dem man es auch verpasst, denen zu helfen, denen man eigentlich doch gerne helfen würde. Ich würde sagen, ja, die Entscheidung, die ich bei einer Inhaltsangabe treffen würde, wird nicht perfekt sein, sie wird aber das sein, was ich in diesem Moment als richtig angesehen habe - dass ich dies auch weiterhin als richtig ansehe, ist aber nicht vorgegeben. Ich helfe aber lieber einigen wenigen als niemandem. Ich persönlich denke, dass es in dieser Art nie "absolut faire" oder "absolut richtige " Entscheidungen geben wird. Aber eine Nichthelfen wird doch auch nicht dadurch besser, dass man dieses Nichthelfen jedem zu teil werden lässt.. oder irre ich mich da? Es entspricht zumindest nicht meinem (aktuellen) Gerechtigkeitsempfinden, nicht dem, wofür ich eintreten werde, bis ich von etwas anderem überzeugt werde.
Viele Autoren möchten, denke ich, ungern diese individuelle Auswahl treffen und wünschen sich eine Art von Leitfaden, der kurz genug ist, um praktikabel zu sein. Man könnte nach der relativen Häufigkeit von Phobien vorgehen, müsste aber dann auch dort eine willkürliche Grenze treffen, ab welcher Häufigkeit etwas "bedeutend" genug ist.
Ein anderer Punkt, den Victoria anfangs angesprochen hat ist, dass durch das Wort "Trigger" bereits manche getriggert werden könnten. Dahingehend ist es auch denkbar, dass das Lesen solch einer Inhaltsangabe/warnung dazu führt. Ich kenne Menschen, die mit gewissen Themen umgehen können, solange sie nicht darauf hingewiesen werden, dass dieses Thema sie triggern könnte, insofern ist bei ihnen der Trigger eher der Hinweis auf einen Trigger. Es erscheint mir schwierig (= mir fällt gerade keine Lösung ein) auch auf diese Menschen Rücksicht nehmem zu können, ohne dadurch die Rücksicht auf andere zu verlieren.
Inhaltsangaben können nicht nur denen helfen, die von gewissen Aspekten getriggert werden, sondern auch denen, die schnell wissen wollen, ob etwas dagegen spricht, dass ihnen ein bestimmtes Buch gefallen könnte. Ich persönlich informiere mich bei ca 90 % der Bücher, die ich lese (oder eben dann nicht lese), zuvor über den Inhalt (und meistens auch über das Ende). Da ich manches eben schlichtweg nicht in meiner Freizeit lesen möchte, oder gerade schon genug mit einem Thema zu tun hatte, und jetzt mein Gehirn mit anderem beschäftigen möchte.
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