Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Perspektivfehler? Ja oder Nein?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Perspektivfehler? Ja oder Nein?

    Ich nehme einen tiefen Schluck aus meiner Teetasse und all die Gedanken um meinen blöden Chef und die gehässigen Kollegen sind verschwunden.
    Würdet ihr behaupten, dass diese Gedanken gar nicht möglich sind, da sie nicht vorhanden sind?
    Wie sieht es mit dem personalen Erzähler aus?


    Wer eigene Perspektivfragen hat, darf sie hier gern stellen.

    #2
    Kein Perspektivfehler, da die Gedanken ja vorher da waren.
    Was denkt er nun?

    Kommentar


    • Victoria
      Victoria kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Danke!

    #3
    Als Perspektivfehler würde ich den Satz nicht ansehen. Ich habe auch schon oft in Büchern gelesen, dass 'keine Wolke an Himmel hing', 'sich kein Lüftchen regte' etc. Solche Formulierungen haben halt den Nachteil, dass das Bild im Kopf trotzdem entsteht. Es ist wie mit dem berühmten 'Denken Sie jetzt nicht an einen rosa Elefanten.'
    Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
    Zuletzt geändert von Flossenschwinge; 12.09.2016, 15:38.

    Kommentar


    • Victoria
      Victoria kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ja, das ist auch eine wichtige Sache!

      Aber ich denke, dass es in diesem Fall weniger eine Rolle spielt (kommt im Zusammenhang rüber).

    #4
    Es kann nur verschwinden, was schon einmal da war. Ich sehe auch keinen Fehler darin.

    Und ich finde es auch in Ordnung zu sagen, was NICHT da ist - auch um zu zeigen, dass es anders sein könnte.

    Kommentar


    • Victoria
      Victoria kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Okay, alles klar!

    #5
    Ich würde sagen, das kommt drauf an, ob er/sie einfach aufhört, darüber nachzudenken oder ob er/sie den Faden verliert und es vergisst. In letzterem Fall würde ich es als Fehler sehen, wenn man weiß, was man vergessen hat, hat man es nicht vergessen.
    New posts every Monday, Wednesday, Friday and Sunday:
    https://catholifire.wordpress.com/
    Holiness within your reach

    Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matthäus 28,20)

    Kommentar


    • Victoria
      Victoria kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      wenn man weiß, was man vergessen hat, hat man es nicht vergessen.
      So sehe ich es nämlich auch, aber ich weiß nicht, ob ich dann zu streng bin.

    • Traummuschel
      Traummuschel kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich würde es nicht als streng, sondern einfach als logisch sehen. Wenn der Satz so dasteht, ist für mich klar, derjenige verdrängt den Gedanken bewusst. Wenn ich durch den Rest merke, dass das nicht gemeint ist, empfinde ich es schlicht als unlogisch. Der Erzähler darf ruhig mehr sagen, als der Protagonist tatsächlich sagen würde, aber nicht mehr als er sagen und denken könnte, finde ich.

    #6
    Also ich sehe das so, dass das Ich bis eben noch an all den Mist gedacht hat, und der sich nun mit den ersten Schluck Tee verzieht. Zudem erscheint es mir, dass das Ich auch bewusst versucht, den Ärger zu vergessen, in dem Fall ist es ihm sowieso klar, woran es nicht denken will, bevor es ihm eben in diesem Moment gelingt.

    Genauso könntest du Sätze bemängeln wie "Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen", weil das Ich keine Zeit haben dürfte, das zu denken, bevor es ohnmächtig ist. Oder "ich überquere die Straße" - sollte das Ich nicht lieber nach Autos Ausschau halten, als über diese triviale Aktion nachzudenken?

    Also ich sehe es nicht als Perspektivfehler. Ein Erzähler erzählt immer ein bisschen mehr, als ein normaler Mensch bewusst in dem Moment reflektieren würde.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

    Kommentar


    • Traummuschel
      Traummuschel kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich sehe es nach wie vor als Fehler. Ich hab nur einmal das Bewusstsein verloren und dabei sehr wohl wahrgenommen, mir wird schwarz vor Augen, daher sehe ich darin keinen Perspektivfehler. Im personalen Erzähler kann man meiner Meinung nach auch vom Tod erzählen, weil die Figur das wahrnimmt, ob sie's aufschreiben könnte, finde ich da eher irrelevant, aber vergessen ist eben immer noch vergessen^^
      Ich würde den Satz eindeutig als Fehler oder als bewusste Verdrängung lesen. Der einzige Erzähler dem ich das als Vergessen glauben würde, wäre der auktoriale.

      Also ich sehe es nicht als Perspektivfehler. Ein Erzähler erzählt immer ein bisschen mehr, als ein normaler Mensch bewusst in dem Moment reflektieren würde.
      Aber doch nicht mehr, als der Mensch wahrnehmen kann, oder?

    • Ankh
      Ankh kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Aber doch nicht mehr, als der Mensch wahrnehmen kann, oder?
      Gute Frage. "Ich schlafe ein" - nimmt man das tatsächlich wahr? Oder ist es ein Perspektivfehler? "Ich werde rot" - wenn ich es nur spüre und weiß, wie es normalerweise aussieht, wenn mir das Blut ins Gesicht schießt, aber ich die Farbgebung nicht tatsächlich sehe, weil ich nicht vor dem Spiegel stehe - Perspektivfehler? Ich denke, da gibt es eine Menge Grenzfälle, und jeder Leser empfindet das anders. Wie du das jetzt begründest, dass es dich stört oder nicht ändert vermutlich auch nichts daran, ob es dich stört oder nicht. Du könnetst zum Beispiel in Vickies Satz argumentieren, dass der Gedanke exakt zwischen "Kollegen" und "sind" verschwindet, aber im Grunde ist das doch Haarspalterei.

    • Dodo
      Dodo kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Verschwundene Gedanken sind noch lange kein Vergessen. Im ersten Beispiel mit der Teetasse sehe ich die Gedanken nicht als vergessen an, sondern als nicht mehr relevant genug, um an der Oberfläche des Bewusstseins zu dümpeln. Trotzdem sind Fische im Teich.
      Auch ist Vergessenes oft gar nicht ausgelöscht - und Ausgelöschtes nicht vergessen. Daher erzeugt ein Alzheimer in der Anfangsphase einen enormen Leidensdruck. Und daher würde ich mit der Begrifflichkeit literarisch nicht allzu spitzfindig daherkommen.

    #7
    Das oben stehende Beispiel ist für mich kein Perspektivfehler. Ich denke, Flossenschwinge und Vicki sehen das ein bisschen zu streng bzw. interpretieren zu viel hinein. Ich sehe das im Großen und Ganzen wie Ankh.
    Es ist einfach ein Satz in dem deutlich wird, dass ein wichtiges Thema der Figur immer noch präsent ist, auch im Entspannungszustand. Wenn ich jetzt auch so viel hinein interpretieren würde, könnte ich noch rauslesen, dass die Person sich ganz bewusst dazu entscheidet, die unangenehmen Gedanken zu verdrängen und sich vom Charakter her vielleicht grundsätzlich auf diese Art und Weise durchs Leben schlägt ... aber das finde ich alles zu viel Guten.
    Wichtig ist doch, dass der Autor noch einmal auf ein wichtiges Thema der Figur hinweist - Schwierigkeiten im Beruf.

    Kommentar


      #8
      Ich sehe es absolut nicht als Perspektivfehler.
      Nur, weil etwas "verschwindet" heißt das ja noch lange nicht, dass man sich daran nicht mehr erinnern kann bzw. es nie vorhanden gewesen sei. Wenn ich Zahnschmerzen hab, eine Schmerztablette nehme und die Zahnschmerzen verschwinden, dann kann ich mich ja trotzdem daran erinnern.
      In diesem Fall ist halt quasi der Tee die Tablette gegen die Schmerzen (blöder Chef, Kollegen).
      Edit: Okay, jetzt wo ich noch mal drüber nachdenke ... Wenn alle Gedanken an den Chef verschwunden sind, müsst auch der Gedanke daran, dass der Gedanke an den Chef verschwunden ist, verschwunden sein.
      Ich würde dann an dieser Stelle einfach ein "quälend" einfügen: "Alle quälenden Gedanken an den Chef sind verschwunden." (Weil der Gedanke darüber, dass die quälenden Gedanken verschwunden sind, ja offenbar positiv ist.)
      Oder "Die Gedanken sind weit weg" o.ä. -- Noch da, aber eben nicht mehr quälend.

      Kommentar

      Lädt...
      X
      Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung