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Das Aussehen des Protagonisten.

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    Das Aussehen des Protagonisten.

    Ich beschreibe meine Protas optisch nie. Erwähne höchstens mal ein Kleidungsstück - Badeschlappen, Helmet-Fan-T-Shirt, Wappenrock und alles in einem geschichtenbezogenen Kontext, nie als Auflistung oder weil ich denke: So, das muss jetzt!
    In einem Gespräch mit Dodo sickerte jetzt durch, das das Aussehen meiner Protas durchaus durchschimmert. Das fand ich super interessant. Ja klar, Handlungen, Gedankengänge, die Reaktion der Umwelt auf den Prota können das Optische durchaus spiegeln. Dennoch denke ich mir, wäre es vielleicht gut, den Leser auch optisch einzubeziehen? Das Problem: Ich schreibe aus dem dpov. Keiner meiner Protas würde sich vor den Spiegel stellen *lol* und sich beschreiben oder überhaupt ein Wort über sein Aussehen verlieren.
    Dann (!) vor ein paar Tagen (!) fing ich eine Romanze an zu schreiben und ich bin nicht weiter gekommen, da mir die Optik der Protagonistin fehlte. Was heißt fehlte, ich hatte ein diffuses Bild von Ihr und das war nicht ansprechend (auch weil Ihre Charaktereigenschaften nervig waren. Ein Plotproblem wohl eher). Die Geschichte kam zum erliegen. Okay, es war/ist auch nicht mein Genre.

    Wie macht Ihr das bei Euren Protas?
    Wie wichtig ist Euch als Leser das Aussehen des Protagonisten und wie wichtig ist Euch als Schreiber/Schöpfer das Aussehen zu erwähnen?
    Ist es vielleicht Genreabhängig?
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

    #2
    Bei mir ist das extrem unterschiedlich.
    Mein letzter Prota hatte keinerlei Beschreibung, das war aber auch so geplant und ich hab (nahezu) jede Möglichkeit von Beschreibung aktiv umgangen (trotzdem hatten viele Beta-Leser ein Bild des Protas im Kopf, und das war extrem unterschiedlich - also ein Erfolg meines kleinen Experiments Was erwähnt wurde, war hin und wieder Kleidung und einmal das Fehlen von Haaren nach einem längeren Koma.)
    Mein aktueller Prota wird relativ genau beschrieben, entweder durch sich selbst oder durch die Leute um sie herum (und die anderen POVs, aber das tatsächlich erst, nachdem der Leser schon in etwa weiß, wie sie aussieht).

    Aber meistens sind meine Protas auch nur visuelle blobs. Hautfarbe wird meist angesprochen (u.a. weil sonst westliche Leser zu Weiß defaulten, und das mag ich nicht ), Teile der Kleidung relativ häufig auch (aber nur die auffallendsten oder sonst wichtigen), und Größenverhältnisse werden auch schnell klar.

    Ansonsten habe ich aber auch sehr selten wirklich Bilder im Kopf, weder als Schreiber noch als Leser. Für mich sehen Figuren eben so aus wie ihre Namen klingen. Daher muss ich mir auch immer aufschreiben, wie ich die Figuren beschrieben habe, damit ich mich selsbt dran halten kann.

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      #3
      Ich hab eher selten ein genaues Aussehen oder Bild von meinen Protagonisten im Kopf. Ich suche zwar nach Bildern, die als Vorlage passen könnten, aber in der Regel ist es eine bestimmte Mimik, ein Gesichtsausdruck, an dem ich dann hängen bleibe. Weniger das Äußere.
      Letztlich sehe ich immer nur eine Art Stimmung, oder ein Gefühl (ich will hier das Wort Aura vermeiden ), wenn die Filme in meinem Kopf anlaufen. War schon immer so und mag ich auch so.

      In Büchern überlese ich Personenbeschreibungen grundsätzlich, deshalb gebe ich selber auch keine, nur Details. In der letzten Romanze z. B. die Augenfarbe, die Art der Bewegung, wie der Prota die Hauptfigur wahrnimmt. Andeutungen durch andere Figuren ("Was findest du nur an dem Hungerhaken?"). Ich versuche eher durch Zeigen der Umstände den Leser dazu zu bringen, sich die Figur passend vorzustellen. Ob es mir gelingt? Bisher kamen keine Beschwerden ^^

      Ich mag es nicht, diktiert zu bekommen, wie ich mir eine Figur vorzustellen habe. Schon allein, weil ich es nach drei Absätzen ohnehin vergessen habe. Figuren, die sich im Spiegel mustern sind für mich ein No-Go. Ausnahme: Wenn z. B. nach einer Schlägerei oder einem Unfall die Blessuren begutachtet werden. Aber dann so Formulierungen wie "Ich strich mein Gehwegplattengraues Haar aus der Stirn und stolperte über den müden Ausdruck in meinen goldgesprenkelten grünbraunen Augen." sind für mich ein Grund, das Buch zuzuklappen und in der Bahn liegen zu lassen, auf dass es jemand anderen vielleicht erfreuen mag.
      "You only cry for help if you believe there's help to cry for." - Wentwort Miller

      "How do I know what I think, until I see what I say?" - Howard Tayler

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        #4
        Was für ein schöner Thread. Wie Du ja weißt, kann ich erst vernünftig schreiben, wenn ich weiß, wie meine Figuren aussehen. Ich googel' mich dumm und dämlich, um es herauszufinden. Ob ich das en detail dem Leser übermitteln kann, spielt dabei keine Rolle. Soll sich der Leser sein eigenes Bild machen, ich helfe nur mit Kleinigkeiten. Zum Schreiben muss ich aber wissen, wie sie aussehen. Bei meinem Pathologenprojekt ging es erst los mit dem Schreiben (obwohl ich die Handlung einigermaßen kannte), als ich die Hauptfigur umbesetzte.
        Wie vermittel ich dem Leser ein Bild? Ich habe an sich gar nichts gegen den Spiegelblick, wenn er denn zur Handlung gehört und nicht zu abschweifenden Gedanken führt. Wichtig dabei: Spielt das Aussehen für den Chara und die Geschichte überhaupt eine Rolle? Dann ist es OK. Fantasiere ich mich als Autor nur in liebhaberische Schwärmerei hinein, ist es nicht OK.
        In meinem aktuellen Projekt gehört es zur Jobbeschreibung meines Protagonisten, andere Leute zu beobachten. Ich finde das abschnittsweise anstrengend, weil ich durch fremde Augen sehen muss. Sein eigenes Aussehen ist noch schwieriger zu verpacken, denn es ist sein POV. Er weiß, wie er aussieht. Ich weiß, wie er aussieht. Da ich kein Bild einklebe, versuche ich, ungefähre Abmessungen in Handlung und Dialog zu packen. Er muss sich strecken, um etwas aus Höhe xy zu holen, aber nicht auf einen Stuhl dafür klettern. Sie sagt ihm, dass sie ihn langweilig findet wie einen Mathelehrer, obwohl er der Skorpion mit dem Giftstachel ist. Er sieht in den Spiegel (!) und denkt: Stimmt. Der unauffällige Nachbar, Dozent für indogermanisch-historisch vergleichende Sprachwissenschaften. Er sieht aus wie ein Spion. Ich wette, bei jedem gibt es ein zumindest waberndes Bild, und keins ist wie meins. Ändert die Story aber nicht. Natürlich flechte ich noch Spezifika ein, wenn es ungezwungen geht, weil auch ich mein spezifisches Bild einigermaßen rüberbringen möchte, aber es ist keine Partnerbörse zwischen Figur und Leser, sondern eine Geschichten- und Figurenvermittlung.
        Ich schätze, es gibt Genre, die brauchen mehr Beschreibung von Waschbrettbauch als andere, aber letztlich ist es eine persönliche Vorliebe des Autoren, wieviel Aussehen er für wichtig hält. Bei mir als Leser trifft er auf jemanden, der schnell ein Bild für sich herausliest und sauer wird, wenn mein Bild von *öffz* Tom Hanks sich auf Seite 170 in Mick Jagger verwandelt. Ganz schlimm, wenn auch noch solche Namen genannt werden! Nein, der Autor darf bei mir nicht Tom Hanks wecken, wenn er Mick Jagger meint. Als Leser sage ich: Lass mir mein Bild oder liefer mir im Text sofort nah am Anfang ein treffendes, ohne dass ich googeln muss .
        Zuletzt geändert von Dodo; 09.07.2018, 12:23.

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        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Er muss sich strecken, um was vom Regal zu holen, aber nicht auf den Stuhl klettern... geniale Idee, die Größe eines POV-Trägers so subtil einzubauen. Wird sofort geklaut.

        • Amilyn
          Amilyn kommentierte
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          Total interessant! Und ich merke gerade, es geht mir (fast immer) genauso: ich habe entweder ein ganz genaues Bild (meist bei den Frauen) oder ein reales Vorbild (meist bei den Männern), aber beschreiben tue ich sehr wenig. Aber ja, ganz schlimm ist das, wenn auch noch Namen genannt werden. Gerade, wenn ich ein reales Vorbild habe, käme ich nie auf die Idee zu schreiben: "Er sah genauso aus wie Tom K. im Monsun-Video". Zunächst mal finde ich das total unprofessionell, dann gibt es sicherlich noch so ein paar Typen wie mich, die sagen: "Was? Der? Nee, les' ich nicht", und am Ende kriegt der gute Herr K. das Buch auch noch in die Hand und verklagt mich, weil ein Typ, für den er herhalten musste, nachts meuchelmordet oder so. Nein, danke

        #5
        Keine Ahnung, ob das genreabhängig ist, aber ich habe meist nur ein sehr schwammiges Bild von meinem Prota vor Augen, was sich aber mit der Entwicklung der Geschichte verschärft. Ich lasse immer mal etwas Unterschwelliges mit einbringen alla "als er den Kopf senkte, fiel eine schwarze Strähne seines halblanges Haares ins Gesicht" etc. Aber ich denke mal, es ist sowieso eine Illusion zu meinen, dass man dem Leser das gleiche Bild, wie das eigene übermitteln kann. Das sehe ich dann immer, wenn Bücher verfilmt werden und ich mir dann denke, wie konnte man nur diesen Schauspieler nehmen...
        Beim Lesen bildet sich bei mir sowieso meist ein Bild durch die Handlungen des Protas. Wenn er jetzt jemand ohne große Mühen zusammenschlägt, nun dann muss er wohl entsprechend trainiert sein.

        Bei Joe Abercrombies Buch "Kriegsklingen" hat einer der Protas, Jezal, in einem Kapitel ausschweifend über sein ach so tolles, maskulines Kinn geschwärmt. Das ist sowieso so ein eingebildeter Gockel, den man es zutraut, dass er vor dem Spiegel steht und sich selbst bewundert. Es hat gepasst, aber da ich sowieso schon einen Hass auf dem Prota habe, wäre ich am liebsten ins Buch gesprungen und hätten seinem ach so tollen Kinn einen Kratzer verpasst (aber dazu später, wenn ich meine Rezi schreibe...).
        Stephen King dagegen lässt seine Figuren gern über andere beschreiben (macht Abercrombie mit den anderen Protas zum Glück auch). Da er mehrere Protas hat, geht das ganz gut und wie oft der jetzt schon den Revolvermann beschrieben hat... und ich bin erst im zweiten Band von... 8, glaube ich. Aber er gestaltet das irgendwie so interessant, dass ich nicht einmal mit den Augen rolle, wenn die Beschreibung wieder losgeht.

        Es ist wirklich nicht so, dass ich äußerliche Bschreibungen erwarte, aber wenn sie gut sind und zum Kontext bzw. Chara passen, dann gern gesehen, obwohl ich am Ende dennoch ein anderes Bild vor Augen habe. Aber als Schreiberling bin ich eher sporadisch damit.

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          #6
          Für mich ist es genreabhängig. Ich persönlich bin kein Fan davon, Figuren en Detail zu beschreiben. Ich finde, man sollte auffällige Merkmale beschreiben, die handlungsrelevant sind, denen sich die Figur selbst bewusst ist oder die entsprechende Reaktionen hervorrufen, aber wenn in deinem Genre eine Bummel durch die Stadt aussieht wie ne Comicseite von Rob Liefeld, dann gibt es da halt doch einiges an Auffälligkeiten zu erwähnen, um die Ästhetik rüberzubringen (uh, Liefeld und Ästhetik in einem Satz). Genauso in einem Fantasyroman, bei der der Prota irgendeiner nichtmenschlichen Rasse angehört bzw. Kleidung trägt, die von Hemd-und-Hose abweicht. Sowas wäre dann schon wichtig zu wissen, bevor auf Seite 230 beiläufig erwähnt wird, dass der Prota Hummerscheren statt Hände hat. In einem "normaleren" Setting gehe ich dagegen auch von eher normal aussehenden Figuren aus, die sich der Leser auch gerne selber in seiner Vorstellung zusammenbasteln kann. Und bei Romanzen finde ich es sogar besser, vage zu bleiben, denn dann kann sich jeder Leser die Figuren so vorstellen, wie er sie persönlich heiß findet.

          Wie man das dann vermittelt, hängt allerdings wieder von der Perspektive und ihrer Stimme ab. Wenn der Prota nun mal keiner ist, der sich viele Gedanken über sein Äußeres macht, dann bleibt die Bescheibung da vager als bei jemandem, der gerne vor dem Spiegel steht und seine Garderobe sehr bewusst auswählt, vor allem in Ich- oder dpov-Perspektive. Wenn man aus mehreren Perspektiven schreibt, den Prota also auch gelegentlich von außen betrachten kann, dann finde ich es u.U. ganz interessant, worauf die Perspektivfiguren dabei so achten. Da kommt es dann vielleicht weniger auf die Frisur des Protas an, sondern darauf, dass die Perspektivfigur auf Frisuren fixiert ist, was sie dann ggf. mehr charakterisiert als die Person, die sie beschreibt.


          Poems are never finished.
          Just abandoned.

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            #7
            Beim Lesen ist mir das beschriebene Aussehen der Figuren nicht wichtig. Sie sind meist so'n Menschenblobb mit zwei, drei wichtigen Details.

            Deswegen beschreibe ich meine Figuren selbst eher selten und meist nur das aller zwingend nötigste: zum Beispiel die Hautfarbe, wenn die Figur schwarz und nicht weiß ist, oder wenn jemand grüne Haare hat; halt solche "unnormalen" Dinge sollten schon erwähnt werden. In Liebesschnulzen wird etwas mehr der Schwarm beschrieben, der immer angehimmelt wird. Das erscheint mir irgendwie natürlich.

            Ein Beispiel für eine "ausführliche" Beschreibung aus meinem aktuellen Projekt:
            "Dann sah er das Mädchen an. Das rote Haar fiel in sanften Locken auf ihre Schultern, auf ihren Wangen lachten ein paar Sommersprossen und schüchtern drückte sie die Bücher gegen ihre Brust. Weniger schüchtern als gewiss niedlich, mit einem Hauch Erotik. Mädchen taten bekanntlich alles, um niedlich oder sexy auszusehen. Kurz riskierte er einen Blick auf ihren Hintern: hübsch, nicht atemberaubend."
            Das Mädchen wir speziell als Flirtobjekt vor die PoV-Figur gestellt, sodass eine "ausführliche" Beschreibung schon Sinn macht. Aber ich find Menschen beschreiben ungemein langweilig. Wir sehen doch eh alle gleich aus, oben ein Kopf, zwei Arme an der Seite und unten zwei Beine. Viel spannender wird's da nicht.


            Wenn ich dagegen die Außenfassade einer Kathedrale nicht beschreiben darf, fange ich an auszuufern. Bei Architektur muss ich mich echt quälen, mich kurz und knapp zu halten. In einem anderen Projekt hatte ich genau das Problem. Die Kathedrale hab ich beschrieben, die handelnden Figuren praktisch nicht ...
            "Aus dem gräulichen Nebel ragte der Chor von Notre-Dame auf. Ihr Strebepfeiler, Bögen und Fialen stachen wie ein fantastique Gebirge in den vollmondlichen Himmel. Auf jeder Spitze der kleinen Türmchen thronte ein Kreuz. Jedes dieser Kreuze war ihm heilig. In stoischer Ruhe wartete die cathédrale auf ihre Gläubigen. Auf ihn, Jehan. Der Mond erhellte das Dach, doch die wundervollen und prächtigen Fenster lagen im nächtlichen Dunkel. Er flog an der nördlichen Fensterrose vorbei und erhaschte nur das warme Glitzern zahlreicher Kerzen im Innern. All die herrlichen statues, plastiques und figures an der Außenwand, die das Jüngste Gericht und le Beau Dieu zeigten, verschwanden in der Nacht. Er wusste, dass sie dort waren. Er wusste, dass sie die Bibel und die Geschichten der Heiligen und das ganze Wissen der Welt bekannten."


            Wenn ich die beiden Textstellen so vergleiche, sagen sie viel mehr über die PoV-Figur aus als über das beschriebene Objekt. Ich denke, das gefällt mir richtig, richtig gut.
            Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
            to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
            A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
            You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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              #8
              Wie macht Ihr das bei Euren Protas?
              Uff.
              Also ich selbst kenne das Aussehen meiner Protas wohl fast besser als mein eigenes. Und anfangs hatte ich da auch viel mit 3D-Programmen rumgespielt, um mir das Aussehen auch immer schön plastisch vor Augen führen zu können, falls meine Phantasie mal flöten gehen sollte. Habe ich mit manchen Nebencharakteren ebenso gemacht. Kann ich jedem raten, der vielleicht nur ein schwammiges Bild von manchen Charakteren hat

              Allerdings habe ich beim Schreiben dann witziger Weise meine weibliche Protagonistin näher beschrieben als den männlichen.
              Das war allerdings zumindest großteils Absicht - mein Prota ist ja Friseur, der grübelt nun mal über Äußeres nach, da ergaben sich Personenbeschreibungen von selbst. Meine Prota hingegen ist dummerweise keine Person, die gedanklich großartig irgenwelche Frisuren, Hautfarben, Nasenformen oder sonst was anhimmelt. Außerdem wollte ich dem Leser seine Fantasie lassen. Nun weiß der Leser halt nur, dass mein Prota lt. meiner Prota nicht der "Allerhässlichste" ist (sie untertreibt immer gern, wenn sie wen/etwas mag xD), grün-braune Augen und leicht ergraute Schläfen hat -- und dass dieser Kerl vermutlich nicht der Allerungepflegteste ist, weil er immerhin leidenschaftlicher Friseur (und dazu ein verdammt pingeliger) ist (und auch gern mit Shampoo und Pflegespülungen rumhantiert xD).
              Leider reichen solche Hinweise anscheinend nicht jedem Leser, glaube aber dennoch, ich werde es handhaben wie bisher, sofern es zu meinen künftigen Geschichten passt.

              Wie wichtig ist Euch als Leser das Aussehen des Protagonisten und wie wichtig ist Euch als Schreiber/Schöpfer das Aussehen zu erwähnen?
              Als Leser hab ich schon gern grobe Angaben wie ungefähres Alter, grobe Statur, und/oder Kleidungsstil - einfach so ganz grobe Hinweise, die ein bisschen was über den Charakter bzw. seineLebensumstände aussagen können (wobei das Äußere wiederum ja auch täuschen kann). Aber ich mag keine total detaillierten Beschreibungen, weil ich mir die Charaktere meistens ohnehin ein bissl anders vorstelle als der Autor. Mich nervt es extrem, wenn ich mir den Prota z.B. mit blonden Haaren vorstelle und zwei Seiten später kommt "Er hatte dunkelbraunes Haar." Oder wenn da steht "Sie trug Strümpfe", ich stell die mir die ganze Zeit niedlich rosa vor, und dann sind sie schwarz. ^^
              Vielleicht liegts daran, dass ich Synästhetiker bin -- ich weiß es nicht -- aber ich ordne Charakteren sehr schnell ein Aussehen zu, und wenn das dann komplett in allen Einzelheiten revidiert wird, dann macht mir das den Lesespaß kaputt. Genauso geht es mir übrigens auch mit Umgebungsbeschreibungen. Ich liebe Landschaftsbeschreibungen, aber ob im Wohnzimmer der Tisch nun rechts oder links vom Fenster steht, ist mir als Leser so egal, weil ich nach den ersten groben Anhaltspunkten (z.B., in welchem Stil die Wohnung eingerichtet wurde, ob sie nach "Junggesellenwohnung" aussieht o.ä.) ohnehin schon eine fix eingerichtete Wohnung im Kopf hab, die ich bei weiteren Beschreibungen dann quasi wieder mühsam umstellen muss (sozusagen gedankliches Möbel zurechtrücken, das ist dann fast so mühsam wie in der Realität. xD)

              Ist es vielleicht Genreabhängig?

              Ich finde, dass das nicht nur genreabhängig ist, sondern viel mehr abhängig von der Geschichte und dem POV! - Ein Blinder wird Menschen ganz anders beschreiben als ein Sehender, Genre hin oder her, und je nach Situation wird man andere Äußerlichkeiten beschreiben oder weglassen in der Realität, was ja auch symbolischen bzw. dramaturgischen Charakter in der Fiktion haben kann. Und das ist eigentlich alles, was ich mit meinen langen Ausschweifungen sagen wollte: Ich passe das Ausmaß der Beschreibungen, sofern möglich, gern an Geschichte/Charakter an (wobei ich mich bemühe, immer zumindest einen Anhaltspunkt zu geben), und als Leser schlucke ich es so wohl auch am meisten, wobei ich als Leser eben echt nicht viele Beschreibungen brauche/will (egal in welchem Genre).

              Lange Rede, kurzer Sinn:
              Ich finde grobe Beschreibungen schon ganz hilfreich als Anhaltspunkt, und wenns zur Situation passt gerne auch gewisse Details.
              Aber mich als Leser nerven Infodump-Beschreibungen, Spiegelbeschreibungen und Ganzkörperbeschreibungen, die keinen Raum für Fantasie mehr lassen. Und am Allerschlimmsten (!) finde ich, wenn bereits auf dem Cover die Protagonisten inklusive Kopf per Foto abgebildet sind. Das nimmt mir dermaßen die Fantasie und die Entdeckungsfreude und das spannende Kennenlernen der Protas während des Lesens, dass ich solche Bücher gar nicht näher anschaue (was schade ist, weil sich unter dem Cover dann mitunter doch sehr gute Geschichten verstecken, und das weiß ich auch nur dank Testleserfunktion).
              Zuletzt geändert von Mona; 10.07.2018, 04:58.

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                #9
                Ich gehöre auch zu denen, die kein genaues Bild von ihren Personen hat, sondern eher so eine vage Ahnung. Allerdings ist mir das genaue Aussehen auch nicht so wichtig. Entsprechend suche ich mir ein oder zwei Merkmale aus und versuche die anhand der Interaktion mit der Umwelt zu zeigen.

                Eine Ausnahme wäre hier übrigens, wenn der Charakter eitel ist oder sehr auf sein Aussehen bezogen. Dann kann man durchaus mehr beschreiben und die Person vor einen Spiegel stellen

                Wenn man nicht auf den (meist klischeehaften) Spiegel zurückgreifen will, finde ich es aber durchaus anspruchsvoll, einen dpov zu beschreiben, denn ich mag auch nicht so Formulierungen wie "ich strich mir meine blonden Haare zurück", da man beim Zurückstreichen seiner Haare nicht an die Farbe denkt (außer vielleicht, wenn sie frisch gefärbt sind), sondern eher, dass sie gerade stören.

                Ich glaube übrigens schon, dass es auch am Genre bzw. der Zielgruppe hängt. Es gibt einfach Bücher, wo eine ausführliche Beschreibung des Äußeren erwartet wird. Entsprechend arbeiten da auch viele Autoren mit Fotos für ihre Personen, die dann passend zur Zielgruppe auf Instagram und co geteilt werden.

                Lustigerweise mag ich es als Leser gar nicht, wenn ich vom Autor oder Verlag ein Foto vorgesetzt bekomme oft entsprechen die abgebildeten Personen dann nicht meiner Vorstellung oder meinem Geschmack, so dass ich nicht ganz so in die Geschichte eintauchen kann, wie wenn ich mir mein eigenes (übrigens auch eher vages) Bild hätte machen können.
                »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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                  #10
                  Ich habe selbst ein relativ klares Bild meiner Protagonisten vor Augen, Nebenfiguren sind dagegen eher vage bis auf ein oder zwei wichtige Details. Das Bild, das ich von meinen Chars habe, ist aber nicht nur optisch. Ich weiß, wie sie riechen, wie ihr Schritt klingt, wie ihre Stimme klingt etc. - ohne, dass ich dafür eine Liste mit Charakteristika abarbeiten würde, das ergibt sich einfach von alleine.

                  Als Leser mag ich es, über den Prota nur einige Anhaltspunkte zu haben. Und nur plotrelevante Aussagen. Bei Harry Potter oder Scarlett O'Hara z.B. ist ihr Aussehen wichtig, deshalb mochte ich auch detailverliebte Beschreibungen von ihnen. Generell mag ich es aber, wenn ich mir den Prota in meiner eigenen Vorstellung zusammenbauen kann. Deshalb versuche ich beim Schreiben genaue Beschreibungen meiner Protas auch zu vermeiden. Bzw., das was ich beschreibe, kommt irgendwo in der Geschichte vor und nicht am Anfang bei der Charaktereinführung.

                  Interessant fand ich neulich einen Kommentar von Ankh, die meine Leseprobe für die Romance- Ausschreibung gelesen hat. In dieser Probe kamen eine ganze Menge Leute vor, die teils recht ähnlich klingende Namen haben und optisch nicht beschrieben werden, und das sorgte für etwas Verwirrung. Da hätte es wohl geholfen, wenn sich entweder die Namen deutlicher unterschieden hätten, oder ich das Aussehen der Leute etwas skizziert hätte.
                  Always avoid alliteration.

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                    #11
                    Romanzen ohne detailierte Beschreibung ist (wenigstens im Bereich von SP) ein No-Go. Das Erste, das Bloggerinnen von dir verlangen, sind Bilder, wie du dir deine Protagonisten vorstellst, die dann gepostet werden, besonders während Blogtouren.
                    Daher sehe ich zu, dass ich ein klares Bild von meinen Protas habe und diese auch ausreichend und möglichst früh in Buch beschreibe.

                    Meist suche ich mir im Internet oder in Fotobüchern Menschen, die dem Nahe kommen und hefte sie an die Charakterdatenbank von Pap.
                    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

                    Douglas Adams

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                    • Peter
                      Peter kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      Aus meiner Erfahrung geht auch Fantasy und Historisches nicht wirklich ohne viel Beschreibung. Wobei der Schwerpunkt neben den Figuren vor allem auf Klamotten und dem Setting liegt.

                    • Amilyn
                      Amilyn kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      Alys II. Von wegen unter'm T-Shirt: ich lag da neulich im Freibad und las einen College-Liebesroman mit jeder Menge sexy Waschbrettbauch-Typen, und, hach, seine definierten Muskeln und so. Das war schon leicht irritierend, als ich mich ab und zu umgeguckt hab 😂

                    • Alys II.
                      Alys II. kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      Naja, bei Fantasy, SciFi, Historischem und so beschreibt man eine fremde Welt. "Er trug Jeans, wie jeden Tag" - das hat man sofort vor Augen. "Er trug typische Ratsherrenkleidung" sagt vielleicht einem mittelalterlichen Handwerker der jeweiligen Stadt was, aber als Leser habe ich da außer "wahrscheinlich gute Qualität und nicht billig" kein Bild vor Augen, da braucht's noch etwas mehr.

                    #12
                    Eigentlich beschreibe ich ganz wenig.

                    Eigentlich ... 😅

                    Du kennst ja natürlich meinen Lübbe-Beitrag. Dazu sagte meine Drüberleserin, es wäre so toll gemacht, dass ich ihr ein Bild von der Protagonistin gegeben hätte, indem ich grob geschrieben habe, wie der Bruder aussieht. Das war total unabsichtlich, aber ich hab mal so getan, als sei es ein voll genialer Schachzug meinerseits gewesen 😂

                    Wenn das Aussehen aber eine wichtige Rolle spielt, wie bei meinem Gothic-Mädel, dann beschreibe ich sie natürlich auch (ich überlege sogar, ob ich die Kapitel mit einem kurzen Steckbrief beginnen soll, was sie gerade an hat ... mal schauen). Da habe ich ja sogar den Spiegel bemüht, yeah! Aber ich glaube, das war trotzdem ok 😅

                    Ansonsten kommt etwas markanntes rein: ungewaschene Haare, besondere Kleidung, eine große Narbe oder so was.

                    Beim Lesen nerven mich detaillierte Beschreibung meistens (es sei denn, es ist bewusst gemacht und eine Art Running Gag wie bei American Psycho). Besonders, wenn Person A ihren ersten Auftritt hat und dann erstmal zwei Absätze lang das Aussehen beschrieben wird. Ich stelle mir, sobald der Name erwähnt wird, eh etwas anderes vor, auch, wenn die Beschreibung mit dem nächsten Satz anfängt. Wenn dann auch noch jemand mal wieder grüne Augen hat, könnte ich gerade die Wände hochgehen. Irgendwas scheint die Romanzen-Fraktion an der Augenfarbe gefressen zu haben, vor allem an der Farbe Grün. Wie da von Augen geschwärmt wird, könnte man meinen, der Mann kann so doof sein wie ein Stück Weißbrot, es muss nur die Augenfarbe stimmen und schon ist es die Liebe des Lebens.

                    Kommentar


                    • Amilyn
                      Amilyn kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      Ankh Also, dann finde ich die grünen Augen ja genial 😄
                      Bzgl Steckbrief dachte ich an etwas in der Art: "Montag, 09:30 Uhr - Tages-Make-up - Hotpants, schwarz - Batman-T-Shirt - Lederhalsband - Undercut: frisch rasiert - kleiner Schnitt oben links aufgrund der frühen Uhrzeit" Oder so 😅 Also, noch relativ knapp gehalten und so, dass man merkt, es ist halt nichts, was ich als Autor eigentlich machen würde.

                    • In-Genius
                      In-Genius kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      Das erinnert mich an einen Text von mir, ich hab ihm den internen Titel "eine Ode an die Muskeln" getauft. Da war sehr, sehr viel Beschreibung drin - aber die PoV-Figur stand eben auf die ganzen Muskeln...

                      Zu der Augenfarbe muss ich gestehen, mach ich auch gern grün (vor allem als Neuling); man nimmt ja doch, was man kennt. Ich selbst hab nämlich tatsächlich grüne Augen. Mittlerweile halte ich mich da mehr an die Statistik, auch braune Augen können hübsch sein.

                    • Alys II.
                      Alys II. kommentierte
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                      Grüne Augen? Nee... schön dunkel bitte. So richtig, richtig dunkel. *schmacht*
                      (Deshalb hat der Prota in meinem Romance-Beitrag auch helle Augen verpasst bekommen. Ich wollte nicht, dass er zu attraktiv wird.)

                    #13
                    Bei meiner jetzigen Prota spielt die Augenfarbe eine Rolle, deshalb definiere ich sie. Sonst fände ich sie, außer in Liebesromanen, relativ unwichtig. Meine Prota wäscht sich am Bahnhof an einem Wasserspender das Gesicht, deshalb kleben ihre halblangen Haare nass am T-Shirt. Außerdem reißt eine Mitschülerin sie an der blauen Haarsträhne. So beschreibe ich sie so indirekt wie möglich. Ist allerdings auch ein Jugendbuch.

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                    • Alys II.
                      Alys II. kommentierte
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                      Das mit der blauen Haarsträne finde ich eine gute Idee. Ein körperliches Merkmal, das eine Reaktion der Umgebung hervorruft, ist ein guter Anhaltspunkt für den Leser.
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