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Übersetzung - wie bietet man es an?

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    Übersetzung - wie bietet man es an?

    Grüßt euch,

    ich habe kürzlich festgestellt, dass es unmöglich ist, ein deutsches philologisches (!) Buch zum Thema nordische Mythologie zu finden, das nach 1945 verfasst wurde. Einzige Alternativen sind archäologische Bücher, die aber mit dem Inhalt der Mythen eher wenig zu tun haben. Auch nach Nachfrage bei ehemaligen Dozenten haben mir vier unabhängig voneinander bestätigt, dass es so etwas nicht gäbe, weil in Deutschland die Angst vor der rechten Ecke zu groß sei.

    Schön und gut, heißt aber, dass seit über 70 Jahren die Forschung an diesem Punkt in Deutschland stehen geblieben ist bzw. nur noch in Fachkreisen weitergetrieben wird. In Italien gibt es diese Furcht nicht, das heißt, es gibt ein umfangreiches Buch aus den Neunzigern, das 2016 in der zwölften Edition rauskam. Und es reizt mich entsetzlich, es zu übersetzen: Der Inhalt fesselt mich, ich sehe eine dringende Notwendigkeit für deutschsprachige Interessierte - und schließlich und endlich täte es meinem Lebenslauf nicht schlecht: Zum einen, weil ich ohnehin gerne übersetzen würde, zum anderen weil ich passenderweise genau dieses Thema studiere und somit gewisse Referenzen vorzuweisen hätte.

    Aber irgendwie erscheint es mir unüblich, dass ich einfach an den Verlag herantrete und ihnen das anbiete, oder? Mein erster Gedanke hätte der Autorin gegolten, aber die ist leider letztes Jahr verstorben. Ich habe auch schon überlegt, mit meinem Unidozenten zu sprechen, da die Nordistik-Abteilung von Venedig mit der von Mailand (wo die Autorin unterrichtete) eng zusammenarbeitet. Aber was hat das mit dem Verlag zu tun? Der ist immerhin ein normaler Buchverlag und kein Univerlag.
    Und dann habe ich noch überlegt, was in so eine Anschrift alles reinmüsste. Klar, eine Art Bewerbung usw. Aber auch eine Probeübersetzung des ersten Kapitels? Bringt die dem Verlag überhaupt was? Ich gehe nicht davon aus, dass da jemand Deutsch spricht ...?
    Habe mich auch schon gefragt, mich an einen interessierten deutschen Verlag zu wenden, aber es erscheint mir unwahrscheinlich, dass der ein Wörtchen mitzureden hätte. Trotzdem mal anfragen, damit man evtl. bereits jemanden hinter sich hat, der dem italienischen Verlag garantiert, dass die Übersetzung abgenommen wird? Oder wäre das ein totales No-Go, wenn man an den italienischen Verlag herantritt und schon mal jemandem im Gepäck hat, weil ein Verlag ja normalerweise selbst seine internationalen Verbindungen hat?

    Weiß jemand von euch, wie sowas normalerweise abläuft bzw. wie man in diesem Fall an den Verlag bestmöglich herantreten könnte?
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

    #2
    Hi Kelpie,

    ich kann Dir da leider nicht weiterhelfen, aber wollte nur erwähnen, dass ich Deine Ambition sehr gut finde!

    Und ich als Ahnungslose würde wohl tatsächlich erst mal mit dem Unidozenten reden, wenn er schon Kontakte hat zur Mailand-Abteilung (kann natürlich auch in alle möglichen Richtungen schiefgehen).

    Und ich denke schon, dass ein Probeübersetzungstext etwas bringt, auch wenn dort jemand Deutsch spricht. Es geht ja schließlich auch darum, ob man fähig ist, sinngemäß richtig und stilistisch gut zu übersetzen.

    So, und jetzt überlasse ich hier erst mal Ahnungsvolleren das Feld
    Zuletzt geändert von Mona; 04.06.2017, 16:40. Grund: Chaossatz korrigiert ^^

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    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      Danke! Die Frage bezüglich Dozent, die ich mir stelle, ist halt, welchen Einfluss er schon nehmen kann? Er kennt zwar die Abteilung in Mailand, aber mit dem Verlag hat er erstmal nichts am Hut *Kopf kratz*

    • Mona
      Mona kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Er kann dich vielleicht irgendwie an die richtigen Leute der Abteilung vermitteln, die dann wiederum mit dem Verlag in Kontakt stehen oder so ... Mit einem Dozenten ist es wohl leichter, Kontakte zu knüpfen, als ohne. Irgendwo muss man mit dem Knüpfen ja mal anfangen, wenn man einen Kontakt aufbauen will. Und ich würde mich, gerade wenn ich da Zweifel hätte, an eine Person meines Vertrauens wenden, die dann vermutlich mein Dozent wäre.

    #3
    Tolle Idee, aber auch ich habe keinen konkreten Vorschlag. Bist Du sicher, dass es tatsächlich nichts dergleichen gibt? Vielleicht findest Du hier doch etwas:

    http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Wikinger.html (tiefer recherchieren anhand dieserAdresse)
    http://wikinger.org/mythologie/ (Dr. Henning ist auskunftsfreudig, bis zu einem gewissen Grad)
    Zuletzt geändert von Yggdrasil; 04.06.2017, 08:10.

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    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ziemlich sicher. Wissenschaftliche Bücher dieses Aufbaus wären von Golther, Herrmann und Dahn, aber die stammen alle aus dem sehr frühen 20. Jahrhundert, bei Dahn mischt sich da noch eine gute Prise völkischer Denke mit rein. Ansonsten gibt es Sammelwerke, die meist römische, griechische, germanische und keltische Mythologie zusammen besprechen - aber das sind maximal Einführungen und nicht wirklich auf wissenschaftlicher Basis. Weitere Bücher stammen aus der Esoteriksparte bzw. von Autoren, die auf keinen Fall das wissenschaftliche Fundament mitbringen; meist sind das dann ohnehin nur Bücher zu einem speziellen Gott oder einem speziellen Thema. Und schließlich und endlich gibt es all die Bücher von Arnulf Krause und Rudolf Simek, aber auch die beiden greifen nur Forschungsergebnisse auf und fokussieren sich v.a. auf Lebensart der Germanen, Grabfunde etc.

      Das einzige Buch, das in diese Richtung geht, ist Ásatrú von Kvelfúlf Hagan Gúndarsson, aber dieser Mann stammt aus der amerikanischen Neuheidenszene, sodass auch dieses Werk neben nüchternen Götterbeschreibungen Kapitel á la "Anbetung von Thor" enthält. Ganz generell merkt man bei diesem Buch deutlich, dass es für Heiden zum Praktizieren ihrer Religion geschrieben wurde (im Kapitel über heidnische Tugenden etwa "Unsere heidnischen Vorfahren schätzten bestimmte Charakterstärken höher als andere.")

      Trotzdem danke für die Verlinkungen (Wissenschaftliche Bücher zu den Wikingern gibt es einige, aber explizit zur Mythologie ist das schwieriger.)

    #4
    Zitat von Kelpie Beitrag anzeigen
    Habe mich auch schon gefragt, mich an einen interessierten deutschen Verlag zu wenden, aber es erscheint mir unwahrscheinlich, dass der ein Wörtchen mitzureden hätte. Trotzdem mal anfragen, damit man evtl. bereits jemanden hinter sich hat, der dem italienischen Verlag garantiert, dass die Übersetzung abgenommen wird? Oder wäre das ein totales No-Go, wenn man an den italienischen Verlag herantritt und schon mal jemandem im Gepäck hat, weil ein Verlag ja normalerweise selbst seine internationalen Verbindungen hat?
    Tatsächlich ist das der übliche Weg.
    Der Verlag aus dem Land, in dessen Sprache übersetzt werden soll, tritt an den Besitzer der Verwertungsrechte für die internationale Fassung heran.
    Du selbst als Autor/Übersetzer/Interessierter erreichst da Null, weil du schlichtweg nichts zu bieten hast. Auch der italienische Verlag wird sich von seiner Seite aus nicht für eine Übersetzung stark machen, hat er doch überhaupt keinen Zugang auf den deutschen Markt.
    Dir bleibt in dem Falle also nichts übrig, als einen deutschen Verlag vom Projekt zu überzeugen. Wenn du den überzeugt hast, geht der von sich aus in Verhandlungen mit dem Besitzer der entsprechenden Verwertungsrechte. Dabei wird bereits die Auflagenhöhe und die Laufzeit für die Berechtigung zum Vertrieb festgelegt sowie anhand dessen die Kosten für die Lizenz ausgehandelt. Und sobald der deutsche Verlag bezahlt hat, sprich verkauft hat, darf er sich an die Übersetzung machen. Das Risiko liegt in dem Falle voll beim deutschen Verlag, weswegen der eine sehr genaue Kalkulation vornehmen wird, ob diese Zielgruppe überhaupt so groß ist, dass man dieses Werk problemlos 5000 mal in 5 Jahren verkauft bekommt. Und wenn das nicht der Fall ist, ist das Projekt dann schon in der Kalkulation gestorben. Ich vermute mal, dass ist auch genau der Grund, warum es bislang keine Übersetzung gibt: Die Zielgruppe ist zu klein.

    Der "Besitzer der Verwertungsrechte" muss übrigens nicht der Verlag sein, wenn der Autor das Recht auf Übersetzung nicht abgetreten hat. In dem Falle könnten die Rechte noch beim Autor bzw. nun bei seinen Erben liegen. Aber das wäre tatsächlich das geringste Problem.

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      #5
      Wow, danke treogen ! Das wirft jetzt alles über den Haufen, aber ist jetzt nicht unbedingt viel negativer als die Ausgangsposition. Vielleicht im Gegenteil, weil ich schon glaube, dass es da ein paar Nischenverlage gibt, die an sowas interessiert wären.

      Weitere Fragen: Wie bewirbt man sich dann bei denen? Einfach mal eine unverbindliche Mail, wo man anfragt, ob sie mal telefonieren wollen? Gleich auf volle tutti gehen und in der Mail Motivation, "das müssen Sie unbedingt haben!", usw. ansprechen?

      Und sollte man da einen Verlag nach dem anderen anschreiben oder mehrere Vorschläge gleichzeitig abschicken?
      Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

      So nah, so fern.

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        #6
        Bei so etwas (das dürfte ja eher Kategorie Sach-/Fachbuch sein) muss man übrigens noch einen Ticken mehr in die Recherche reinstecken, als bei Belletristik.
        Ich würde genau das schildern, was du auch oben geschrieben hast - dass es an der Stelle anscheinend eine Riesenlücke gibt und dann auf dieses bislang unübersetzte Standardwerk verweisen. Noch wichtiger als bei Belletristik ist es übrigens auch, dass du die Zielgruppe sehr genau umreißen kannst. Vielleicht sogar was zu den Erwartungen der Zielgruppe sagen kannst.
        Ich gebe jedoch zu, dass das schon alles ist, was ich zu dem Bereich sagen kann. Falls es um Belletristik gänge, könnte ich da eher mitreden.

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        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
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          Das ist bereits super hilfreich! Ich überlege gerade nur, ob ich an einen klassischen wissenschaftlichen Verlag herantreten soll, oder an die leider nicht immer ganz seriösen, aber übermotivierten Nischenverlage (teilweise mit Tendenz zur Esoterik).

          Aber das muss ich selbst ausforschen, vielleicht lasse ich mir da auch von einem Unidozenten aus Deutschland helfen

          Riesen Dank nochmal!

        • Traummuschel
          Traummuschel kommentierte
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          Kelpie : Wenn du möchtest kann ich mal in unserer Skandinavistik nachfragen, ob die einen Verlag empfehlen würden. Bei unserem großen Optionalbereich wäre es sogar möglich, dass wir einen skandinavistischen Lektor als Dozent haben, das weiß ich aber nicht genau.

        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
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          Wo studierst du nochmal?

          Das wäre auf jeden Fall total nett, danke! Ich bin auf deine Antwort gespannt

        #7
        Falls es mit dem deutschen Verlag nichts wird (und das wäre sicher die beste Option), gäbe es ja noch theoretisch die Möglichkeit, dem italienischen Verlag anzubieten, eine kostenlose Übersetzung online zu stellen. Ich kann mir vorstellen dass der Verlag damit kein größeres Problem hätte, wenn sowieso im deutschsprachigen Verlagswesen kein Interesse an einer Übersetzung besteht.
        Das wäre dann natürlich viel unbezahlte Arbeit für dich und kommt even darauf an, ob du das ganze auch aus Leidenschaft und Spaß an der Sache übersetzen wollen würdest.

        Viel Erfolg!

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        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
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          Das ist auch ein interessanter Gedanke, an den ich noch gar nicht gedacht habe.

          Ich würde das sicherlich mit weit mehr Ruhe machen, aber das Interesse wäre da. Insofern eine tolle Idee
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